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© Sina Blackwood - Geschichtenzauber Edition November 2018

Coverbild: 3d Rendered Fantasy Alien Landscape – Illustration / Urheber: diversepixel / Fotolia.com 120994756 |

Umschlaggestaltung: Sina Blackwood

Layout: Sina Blackwood

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783748187639

Die Personen und Namen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit heute lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhaltsverzeichnis

Blutsverwandte

Horus ist es durch die schnelle Hilfe seiner drei älteren Söhne buchstäblich in letzter Minute gelungen, Imset, den Jüngsten, und seine atlanischen Freunde von der Erde zu evakuieren. Unter Einsatz seines eigenen Lebens sprengte Imset die Reste der Atla-Insel. Das Verlies des abtrünnigen Drakon Letan stürzte zusammen und durch das eindringende Wasser wurde der riesige Drache endgültig vernichtet. Der schwarze Kristall aus der heiligen Grotte durchbohrte dabei Imsets Körper, erzeugte aber gleichzeitig so viel Sauerstoff, dass der Tarronn im Wasser überleben konnte, bis er endlich von seinem Vater und dem weisen Solon gefunden wurde.

Imset erholt sich schnell, nachdem man ihn, mehr tot als lebendig, zusammen mit jenem Kristall, aus den Fluten des Ozeans geborgen hat. Nun ist das Raumschiff schon seit Tagen mit Kurs auf den Planeten Tarronn unterwegs, den das gleichnamige befreundete Volk bewohnt und der die neue Heimat der Atlan werden soll.

Der Magische Rat der Atlan, Horus und Kebechsenef näherten sich dem Schott des kleinen Laderaumes im untersten Deck des Evakuierungstransporters. Obwohl sie sich ganz spontan dazu entschlossen hatten, lag der würdevolle Ernst eines Rituals in der Luft. Allen voran schritten Hand in Hand Imset und Neri, deren Mutterglück sich bereits unter dem weißen Gewand abzuzeichnen begann.

Horus gab den Code ein. Mit einem schmatzenden Geräusch öffnete sich die Tür, glitt automatisch beiseite und schaltete damit den Kontakt für das Licht. Nach kurzem Zögern traten alle über die Schwelle.

Der schwarze Kristall lag noch genau so, wie sie ihn verlassen hatten. An seinem Dorn und auf dem Boden um ihn herum klebte noch das eingetrocknete Blut Imsets. Es sah wie in einem Schlachthaus aus. Mara und Merit überliefen kalte Schauer. Das namenlose Grauen, das sie alle gepackt hatte, an jenem Tag, als das Unglück geschah, brach wieder hervor.

Neri hatte Imsets Hand losgelassen und war stehen geblieben. Imset trat an den glänzenden Stein heran, berührte ihn. Seine Hand glitt über die polierte Altarfläche, als streichele sie sie.

„Wollt ihr das Herz des Drakon schlagen hören? Dann schließt die Augen“, flüsterte er.

Tatsächlich! Ein rhythmischer dumpfer Ton war eher zu fühlen, als zu hören. Neri hatte ebenfalls eine Hand auf den Kristall gelegt. Sofort mischte sich ein helleres, schnelleres Schlagen darunter. Sie schaute Imset liebevoll an, der glücklich zurücklächelte. Noch etwas anderes geschah. Unter den erstaunten Blicken von Atlan und Tarronn sog das Drakonherz die Blutreste ein. Der Herzschlag wurde kräftiger.

„Nun ist die Verbindung endlich komplett“, erklärte Imset leise. „Ich habe seine Schuppe, er mein Blut angenommen. Damit haben die Drakon mich und meinen Sohn als ihre neuen Herren anerkannt.“ Er stieß einen leisen, trillernden Drachenschrei aus, den der Kristall mit einem grünen Leuchten beantwortete. Er verneigte sich vor dem Herz des Drakon. Neri tat es ihm gleich. Dann verließ die kleine Schar den Laderaum wieder und kehrte in den Aufenthaltsraum zurück.

„Willst du ihn noch immer über Bord werfen, Safi?“, fragte Imset.

„Ganz bestimmt nicht! Kann es aber sein, dass dieser zweite Herzschlag von einem Mini-Drakonat stammte?“

„Ja, das war wohl nicht zu überhören. Er hat, wie es aussieht, gleich seine zukünftigen Ansprüche mit angemeldet“, lachte Imset. „Offenbar verstehen sich die beiden prächtig.“

„Neri scheint sich auch mit ihm unterhalten zu haben“, stellte Horus fest. „Und ganz bestimmt nicht über Kochrezepte.“

Sie lachte. „Da es euch am Ende alle betrifft, kann ich es auch gleich erzählen. Die Geburt eines Drakonat muss im Angesicht des Kristalls von einem bestimmten Ritual begleitet werden. Dabei müssen alle anwesend sein, die dem Kristall seit Atla nahegekommen sind. Das bedeutet, dass auch du daran teilnehmen wirst.“ Sie hatte sich Kebechsenef zugewandt. „Abtrünnige, wie Tobi, sind dabei glücklicherweise unerwünscht“, sprach sie weiter. „Um mich mit den Details abzufinden, habe ich ja noch etwas Zeit.“ Sie errötete. „Mir bleibt, so wie es aussieht, auch gar nichts erspart.“

Dann hörte Horus in Gedanken ihre Stimme. „Für dieses Ereignis und die Zeit bis zur Ankunft auf Tarronn brauchen wir einen Raum, der groß genug ist, einen Drakon zu beherbergen.“

Horus schaute sie erschrocken an. Sie nickte nur für ihn sichtbar. Als sie etwas später mit Imset und Horus allein war, sprach dieser das Ritual an: „Ich weiß ja inzwischen, dass das höchste Glück einer Tarronn, für dich als Atlan, der schlimmste aller Albträume ist. Die uralten Riten müssen befolgt werden. Aber das weißt du selbst am besten. Auch Imset wird es wenig gefallen, wenn alle erblicken und anbeten, was unter normalen Umständen nur für ihn bestimmt gewesen wäre, denn er fühlt wie ein Atlan und nicht wie ein Tarronn.“

Neri barg das tränenfeuchte Gesicht an Imsets Brust. Liebevoll schloss er sie in die Arme. Er konnte es kaum ertragen, wenn sie weinte. „Du bist eine starke Frau, du wirst auch an dieser Aufgabe nicht zerbrechen. Du weißt, dass ich immer an deiner Seite sein werde, egal was passiert – und wir werden im Kreise unserer Freunde sein. Sie wissen genau, wie du dich fühlen wirst. Hab einfach auch Vertrauen zu ihnen“, flüsterte er.

Neri nickte stumm. Horus drückte ebenso stumm und sehr dankbar die Hand Imsets. Ihm wäre es unendlich schwerergefallen, die richtigen Worte zum Trost zu finden. Er wusste, dieses tiefe Vertrauen untereinander war das Zünglein an der Waage.

Das Raumschiff hatte die Galaxie des Blauen Planeten erst wenige Wochen hinter sich gelassen, als alles auf die bevorstehende Geburt hindeutete. Horus hatte den größten Laderaum leeren und auf Hochglanz putzen lassen. Imset, Talos und Solon brachten den schwarzen Kristall genau in das Zentrum des Raumes. Sie legten ihn so, dass der messerscharfe Dorn zur Rückwand zeigte. Er ruhte dabei konzentrisch auf einer kreisrunden Unterlage aus einem weichen, warmen und sehr elastischen Material.

Imset strich mit der Hand über die polierte Fläche. Er teilte telepathisch dem Herz des Drakon seine Sorgen und Nöte mit. Dann verneigten sich die drei Männer und verließen diesen magischen Ort.

In der dritten Nacht erreichte der telepathische Ruf Imsets die Auserwählten, dass die Niederkunft unmittelbar bevorstand. In ihre Ritualgewänder gehüllt, versammelten sie sich um den Kristall. Horus und Kebechsenef trugen die traditionellen Faltengewänder der Tarronn, die sich, bis auf die kreuzweise geschnürten Gürtel, kaum von denen der Atlan unterschieden. Statt des künstlichen Lichtes brannten unzählige flackernde Öllämpchen. Sie tauchten den Raum in unwirklichen Glanz.

Imset und Neri erschienen. Imset führte seine Gefährtin, die bereits heftig atmete, vor das Herz des Drakon. Die Versammelten fassten sich an den Händen und schlossen den Kreis. Neri und Imset standen sich in Armlänge gegenüber, öffneten die Schulterverschlüsse ihrer Gewänder.

Als diese zu Boden glitten, schlossen Atlan und Tarronn aus Achtung vor der Gebärenden die Augen. Sie würden sie erst wieder öffnen, wenn sie das Zeichen dazu von Imset erhielten. Er half Neri, sich mit dem Rücken an den Kristall zu setzen, der eine angenehme Wärme ausstrahlte.

Der kleine Drakonat hatte es wohl sehr eilig, auf die Welt zu kommen. Vielleicht hatte der Kristall auch seinerseits die Geburt unterstützt. Nach wenigen Augenblicken hielt der unbeschreiblich glückliche Vater seinen schreienden Sohn im Arm.

Gierig saugte das Herz des Drakon jeden einzelnen Blutstropfen vom Boden auf. Imset kniete neben Neri, um ihr das Neugeborene in den Arm zu legen, als ein gläsernes Knirschen einsetzte. Schützend nahm er die beiden in den Arm. Atlan und Tarronn öffneten beunruhigt die Augen. Der Dorn des Kristalls war abgebrochen, hatte dabei einen regelmäßigen Quader zurückgelassen.

Augenblicklich begann die Luft zu flimmern. Der Umriss eines gigantischen Drakon war zu erkennen, der den Dorn im Körper trug. Wenige Lidschläge später schloss die gewaltige Echse ihre Schwingen schützend um das junge Glück zwischen ihren Vorderklauen, gab ihnen so Zeit, ihre Gewänder wieder anzulegen.

Nicht ein Laut war zu hören, als der Drakon die Schwingen wieder öffnete und große Tränen aus seinen bernsteingelben Augen rannen. Er fing sie in einer Mulde seiner Flughäute auf. Dann schaute er Neri aufmunternd an. Sie wusste Bescheid. Vorsichtig tauchte sie ihren Sohn in das ungewöhnliche Bad. Und endlich brach der Jubel aus Atlan und Tarronn hervor. Der Kreis öffnet sich, alle traten vor den Drakon.

„Das Blut von drei Auserwählten war nötig, um mir meinen Körper wiederzugeben, der seit Hunderttausenden von Jahren verloren schien“, erklärte der Riese mit seiner tiefen vibrierenden Stimme. „Kein einziger Drakonat der Tarronn war bisher dazu bereit. Erst ihr, die ihr Atlan und Tarronn in einem seid, habt meine Qualen beendet. Ihr habt die Gabe der Liebe und des Verzeihens. Ich bin euch für die Ewigkeit meiner weiteren Existenz zu Dank verpflichtet. Ein Teil meines Herzens soll deshalb euch gehören. Ich werde immer da sein, wenn ihr mich braucht.“

„Wie ist dein Name und wer bist du?“, fragte Imset.

„Mein Name ist Drakos – ich bin der erste Drakon seit Anbeginn der Zeit.“

„Wirst du bis Tarronn bei uns bleiben?“

„Ich habe keine andere Wahl. Bevor ich nicht in den Vollbesitz meiner Kräfte komme, wäre das Universum tödlich für mich. Ich werde euch nicht zur Last fallen“, antwortete die Echse.

„Können wir sonst noch etwas für dich tun“, fragte Neri. Sie streichelte den Kopf des Drakon.

„Kommt mich bitte ab und zu besuchen. Ich möchte so gern sehen, wie der kleine Drakonat heranwächst.“ Der magische Wächter schaute mit flehenden Augen Neri und Imset an.

„Das versprechen wir dir gern.“

Als seine Retter gegangen waren, rollte sich der Riese zufrieden auf der weichen Unterlage in einer Ecke des Laderaumes zusammen.

Die Atlan und Tarronn zogen mit Imset, Neri und dem Baby im Triumphzug direkt in den großen Aufenthaltsraum. Schnell wurde für Mutter und Kind eine Sitzgruppe freigemacht, dann stieg jene Feier, die Imset Kebechsenef prophezeit hatte. Horus war zwischenzeitlich auf die Brücke gerufen worden.

„Wir haben seit etwa einer Stunde Probleme mit den Stabilisatoren. Sie zeigen plötzlich eine mehrere Tonnen schwere Last an, die wir ja gar nicht an Bord haben können“, meldete der Erste Offizier. „Sollen wir dem Defekt genauer auf den Grund gehen?“ Er schaut etwas verwundert auf seinen Commander und dessen Sohn, die in ihren Ritualgewändern erschienen waren.

„Nein. Den Check könnt ihr euch sparen. Lasst automatisch ausgleichen und Kurs halten“, lauteten die knappen Anweisungen, bevor der Horus-Clan die Brücke wieder verließ.

Imset und Neri, die sich erstaunlich wohlfühlte, nahmen inzwischen die vielen guten Wünsche entgegen. Als Horus und Kebechsenef wieder im Saal erschienen, erhob sich Imset. Er dankte allen, die bei der Geburt zugegen gewesen waren, für ihr Feingefühl.

Dann hob er seinen Sohn hoch über den Kopf, damit ihn alle sehen konnten. „Dieser Drakonat wird den Namen Sobek tragen. Er ist durch seinen Rang der Herr aller Echsen. Möge seine Ewigkeit glücklich sein.“

Atlan und Tarronn verneigten sich vor dem neugeborenen Drakonat. Horus hatte sich mit Kebechsenef zu Neri und Imset gesetzt. Sie schirmten die kleine Familie etwas gegen neugierige Blicke ab, damit Neri den kleinen Sobek in Ruhe stillen konnte. Endlich bekam Horus die Gelegenheit, seinen Enkel ganz in Ruhe zu betrachten. Ihn zierte das gleiche dichte, schwarze Haar, wie auch seine vier Söhne von Geburt an. Aber es gab auch erhebliche Unterschiede zu anderen Neugeborenen.

Sobek hatte die bernsteingelben Augen seines Vaters, mit denen er sofort die Welt um sich herum neugierig beobachtete. Außerdem konnte dieses ungewöhnliche Kind zielgerichtet nach etwas greifen und mit den winzigen Fingerchen ziemlich festhalten. Neri hatte die forschenden Blicke bemerkt, da hielt ein überglücklicher Horus schon den Mini-Drakonat im Arm. Der Kleine protestierte nicht einmal. Er wendete sein Köpfchen zwischen Horus, Kebechsenef und seinem Vater hin und her und er lächelte.

„Bei dem Tempo, das er hier vorlegt, läuft er in ein paar Tagen“, sagte Horus erschrocken.

„Bei dem Appetit, den er hat, würde mich das auch nicht wundern“, lachte Neri. „Mir hat keines meiner Kinder beim Trinken derartige Schmerzen bereitet, wie er. Da kommt wohl das kleine Raubtier durch.“

Im Augenblick schlief das kleine Raubtier selig in Großvaters Arm und scherte sich nicht um das, was um es herum passierte.

„Du bist so still, Kebechsenef?“, fragte Horus nach einer Weile.

„Ich schaue mit Bewunderung, Anbetung und Verehrung – ich glaube, ich rede dummes Zeug.“ Er seufzte vernehmlich.

Imset warf ihm einen schnellen Blick zu. Kebechsenef erschrak bis ins Mark. „Nein, nein – es nicht das, was du denkst. Vater hat uns gehörig die Richtung gewiesen, was passiert, wenn …“ Er hob die Hände.

Imset lachte. „Bleibe einfach ehrlich. Außerdem siehst du aus, als ob du ganze andere Probleme hättest. Na, rück schon mit der Sprache raus.“

„Ich wollte dich fragen, ob du mich trainieren könntest“, Kebechsenef schaute Imset bittend an. „Aber nachdem ich gesehen habe, was bei euch so los ist, habe ich Angst, dass ich es nicht schaffen werde.“

Imset blickte seinem Bruder tief in die Augen. Er fühlte die Unsicherheit und die Zweifel. Neri legte ihm die Hand auf den Arm. Sie nickte unmerklich.

„Komm mit!“ Imset stand auf. Er verließ den Saal, ohne sich umzusehen. Kebechsenef folgte ihm mit klopfendem Herzen. Vor der Tür zum Schleusensystem des Trainingsraumes wartete er auf Kebechsenef, der ungewöhnlich nervös war. Gemeinsam traten sie ein.

Imset setzte sich ins Zentrum des Raumes, bedeutete seinem Bruder, das Gleiche zu tun. Dann legten sie die erhobenen Hände aneinander und schlossen die Augen. Kebechsenef fühlte, wie die Energie Imsets seinen Körper umhüllte, dabei auch in sein tiefstes Innerstes vordrang. Er überließ sich einfach dieser Energie.

Nach einer kleinen Ewigkeit zog sich Imset aus der Aura seines Bruders zurück. Kebechsenef war es, als erwache er aus einem Traum. Zufrieden registrierte Imset die Veränderung. Er erhob sich und half Kebechsenef auf die Beine.

„Morgen geht es weiter. Ich bin gespannt, was für Fortschritte du bis dahin gemacht hast. Dein tiefes Vertrauen in mich wird dich dabei leiten.“ Er umarmte Kebechsenef innig.

Neri hatte Sobek gerade zu Bett gebracht, als Imset nach Hause kam. Er hauchte seinem Söhnchen einen Kuss auf die Stirn, dann zog er Neri auf seinen Schoß. „Wie geht es der Schönsten aller Frauen, so kurz nach der Niederkunft?“, fragte er.

„Ich bin müde, aber glücklicher, als je zuvor.“ Sie spielte mit ihren Schulterspangen. Er verstand den kleinen Tipp und trug sie zum Bett. Dabei öffneten sich die Spangen, das Gewand glitt zu Boden. Er bedeckte ihren Hals, dann ihre Schultern mit heißen Küssen. „Ich hoffe inständig, dass ich diesen Anblick nie wieder mit anderen teilen muss“, hauchte er. Verschwand mit ihr unter der Bettdecke, um sie einfach nur die ganze Nacht fest in seinen Armen zu halten und ihre heiße Haut zu spüren.

Auch Kebechsenef hatte seine Unterkunft erreicht. Er fühlte sich seltsam leicht und frei. Normalerweise hätte er den Abend im Kreise der Offiziere verbracht, aber heute war alles anders. So saß der Horussohn mit geschlossenen Augen in seinem Sessel und lauschte in sich hinein.

Die letzten Wochen zogen noch einmal an ihm vorbei. Da war die Neugier auf seinen Bruder und diese wunderschöne Frau, die Horus in wenigen Tagen verändert hatte, und die eben gerade seinem Bruder gehörte. Da war die Sehnsucht nach Abenteuern, die ihn veranlasst hatte, dem Transporter zu folgen. All das hatte er gefunden, aber noch viel mehr.

Da waren Fremde, die sofort zu Freunden wurden, vor denen er sich auch nicht scheute, zuzugeben, dass auch ein Tarronn nicht immer perfekt war. Tiefe Dankbarkeit keimte in ihm auf. Er konnte Horus immer besser verstehen. Auch in ihm wuchs der Stolz auf Imset, der es allein und ohne Hilfe seines Clans geschafft hatte, in verschiedenen Welten zu bestehen. Der die höchste Stufe eines Drakonat erreicht hatte und nun wohl endlich die Drakon auf ihren Heimatplaneten zurückbringen konnte.

Er fühlte sich wohl in der Nähe Imsets und seiner atlanischen Freunde. Ob er auch so selbstlos werden würde wie sie, das wusste er nicht zu sagen, aber er gab das gern zu. Kebechsenef öffnete die Augen. Sein Blick streifte die kleinen Titanwürfel auf dem Wandbord.

Mitten im Aufstehen ließ er sich wieder in das Polster sinken. Imsets Worte waren ihm wieder eingefallen. Ja, eigentlich waren die Tarronn einmal hervorragende Magier gewesen, bis die Technik das Leben zu bequem machte.

Kebechsenef streckte seine rechte Hand aus. Er fixierte mit festem Blick den kleinen matt glänzenden Würfel. Hatte er sich gerade bewegt? Er wollte es genau wissen. Noch einmal streckte er ihm mit einer fordernden Geste den Arm entgegen und dachte: „Na komm schon, komm zu mir!“ Der Würfel kippte im Zeitlupentempo über die Kante und polterte zu Boden. „Na, es geht doch!“ Kebechsenef freute sich wie ein Kind über diesen ersten Erfolg. Seit Tausenden von Jahren hatte er seine magischen Kräfte nicht mehr genutzt. Zentimeter um Zentimeter kroch der kleine Quader heran, um mit einem Satz vor ihm auf dem Tisch zu landen. Dann ließ er ihn zwischen beiden Händen schweben, ohne ihn vorher noch einmal angerührt zu haben. Kebechsenef lächelte glücklich. Er hatte doch noch nichts verlernt. Es war also alles nur eine Frage der Übung.

Horus war mitten in der Nacht noch einmal auf die Kommandobrücke gerufen worden. Der diensthabende Offizier wusste sich keinen anderen Rat, weil sich die nicht vorhandene Tonnenlast im Laderaum hin und her bewegt hatte.

„Gut“, sprach Horus, „ehe noch ein Unglück durch Neugier geschieht – wir haben einen Drakon an Bord. Ich erwarte, dass er in Ruhe gelassen wird.“

Dass man ihn wegen dieser Worte ansah, als ob man einen Geistesgestörten vor sich hätte, war ihm klar gewesen.

„Gewöhnt euch einfach daran“, sprach er weiter, „dass hier an Bord zwei Drakonat und ein Drakon sind, weiterer Zuwachs, in welcher Form auch immer, ist nicht ausgeschlossen. Außerdem liegt es auf der Hand, dass sich weder die einen, noch der andere, ohne Gegenreaktion belästigen lassen. Also tut mir einfach den Gefallen und ignoriert wenigstens das, was im Laderaum vorgeht. So es Imset will, werdet ihr den Wächter zu Gesicht bekommen, aber auch keinen Moment eher.“

Ohne Zustimmung abzuwarten, verließ Horus die Brücke, um sich in seine Unterkunft zurückzuziehen. Als er gerade die Tür öffnen wollte, erreichte ihn Kebechsenefs telepathische Anfrage, ob er ihn noch aufsuchen dürfe.

„Aber natürlich, ich freue mich doch immer, wenn du kommst“, gab Horus zurück und drückte den Türkontakt. Er trat über die Schwelle, gewahrte ein grünliches Leuchten, das immer stärker wurde und sich zu Kebechsenef materialisierte. Der Ankömmling sah sich schnell um, nickte dann zufrieden.

„Da bin ich aber froh, dass die Landung auch geklappt hat“, lachte er. „Stell dir die Aufregung vor, ich wäre bei einer der Damen im Schlafzimmer aufgetaucht!“

„Immer der Alte“, stellte Horus amüsiert fest. „Aber ich sehe mit Freude, dass du dein Vorhaben in die Tat umsetzt.“

„Ist denn das ein Wunder? Nach dem, was ich heute wieder erlebt habe, kann ich gar nicht anders. Wenn die Drakon wiederkehren, dann kommt auch die Magie zurück. Da will ich nicht der Letzte sein, wenn Tarronn zu neuer Blüte findet. Imset hat tatsächlich die Gabe, das Unterste nach oben zu kehren, ohne dass man es gleich merkt.“

„Auch ich habe heute wieder etwas dazu gelernt“, sprach Horus. „Jetzt weiß ich, dass die Magie niemals stirbt, sie wartet nur im Verborgenen auf ihre Zeit und einen neuen Anfang. Ich habe schon einige Drachenherzen gesehen. Aber ich wusste bis heute nicht, dass man sie erwecken kann. Da muss erst ein Drakonat kommen, der Tarronn, Atlan und auch ein wenig Mensch in einem ist, um mir zu zeigen, wie es geht.“

„Und durch den Teil seines Herzens wird er immer mit Imset und seiner Familie verbunden sein“, ergänze Kebechsenef.

Horus lachte. „Nein, nein, der kristallene Teil seines Herzens ist für die Magier, damit auch sie an der Drachenmagie teilhaben dürfen. Drakos ist durch das Blut mit Neri, Sobek und Imset so eng verbunden, wie mit einer Nabelschnur. Er fühlt jetzt alles, was die drei fühlen. Sie brauchen ihn nicht einmal zu rufen, er wird immer wissen, wann er für sie da sein muss. Gewissermaßen hat Neri heute nicht nur Sobek, sondern auch Drakos geboren.

Und noch jemand wird besonderen Schutz erfahren – Merit-Amun. Sie trägt nicht nur den Drachenreif, in ihr fließt auch das Blut von Neri. Also, wie ich vor längerer Zeit schon sagte, die beiden Damen sind absolut Tabu.“

Als am nächsten Morgen Imset mit seiner kleinen Familie den großen Saal betrat, wandte sich jeder nach ihnen um. Horus stand wie üblich auf und rückte Neri den Stuhl zurecht. Sie trug den kleinen Sobek in einem Tuch vor dem Körper. Sie strahlte vor Glück.

„Wie machst du das nur, so hinreißend auszusehen?“, fragte er.

„Das wird wohl mehrere Gründe haben.“ Neri schaute ihn von der Seite an. „In erster Linie wird es wohl noch das seltsame Medikament sein, aber auch die Tränen von Drakos haben eine heilende und erfrischende Wirkung. Seit ich Sobek hineingetaucht habe, fühle ich mich einfach wohl und zufrieden. Dieser kurze Augenblick hat mir unglaublich viel Kraft gegeben.“

Talos war mit der kleinen Sara an der Hand an den Tisch gekommen. „Sara möchte Baby gucken. Sie lässt sich einfach nicht davon abhalten“, sagte er entschuldigend.

Neri lachte. „Na, dann soll sie doch ihren Willen haben. Der Kleine ist noch wach. Wir müssen nur aufpassen, dass er nicht nach ihr greift. Was er einmal hat, das lässt er nämlich nicht so schnell wieder los.“ Sie lockerte das Tuch und nahm Sobek in den Arm.

Sara streichelte vorsichtig Sobeks Wange. „Baby!“, rief sie fröhlich. Alle am Tisch mussten lachen.

„Hast du Lara von Drakos erzählt?“, fragte Neri.

„Nein, das ist alles so unwirklich, dass ich es nicht gewagt habe.“

„Macht nichts, ich möchte euch dann trotzdem mit zu ihm nehmen. Deine beiden Frauen haben so mehr Zeit, sich an den Anblick zu gewöhnen. Sag ihr noch nichts, ich möchte die Überraschung erleben, wenn Lara ihn das erste Mal sieht.“

Etwas später schlenderten die beiden Familien, wie zufällig, durch den Gang zum Versteck des Drakon. Imset öffnete die Tür und schaltete das Licht an. Im hinteren Teil des Laderaumes lag ein großer dunkler Berg, in den soeben Bewegung kam. Neri und Imset gingen geradenwegs auf diese Stelle zu, während Lara zu Tode erschrocken an der Tür stehen geblieben war und sich mit Sara an Talos’ Arm festklammerte. Dann schaute auch schon ein riesiger gehörnter Kopf mit bernsteingelben Augen nach ihnen.

„Kommt schon her!“, rief Neri. „Ich möchte euch Drakos, den Wächter, vorstellen.“ Sie hatte den Drakon erreicht und streichelte seine Stirn. Die Echse hatte sich aufgerichtet, dabei ihre Schwingen zusammengefaltet. Talos staunte noch einmal, wie riesig der Drache wirklich war. Zögernd trat er mit Lara und Sara näher. Die Kleine hatte weniger Berührungsängste. Sie lief zu Neri und streichelte ebenfalls den Drachen, der wie eine Katze, wohlig zu schnurren begann.

„Ich erinnere mich wieder, wie schön Kinderlachen ist“, flüsterte er. Vorsichtig spreizte er eine Schwinge ab und formte aus den Flughäuten eine Art Rutsche. Imset verstand, was er wollte. Er hob die vergnügt quietschende Sara auf die Schwinge. Jauchzend rutschte sie hinunter, wurde von Talos aufgefangen. Und noch einmal und noch einmal. Lara hatte inzwischen Mut gefasst. Sie wagte es, den schuppigen Leib ganz vorsichtig zu berühren.

„Zwischen den Hörnern mag er es am liebsten“, erklärte Neri. Sie machte etwas Platz.

Als sich Sara müde getobt hatte, stützte Drakos seine Schwinge auf den Boden. Talos legte die Kleine hinein, wie in eine Hängematte. Neri hob Sobek aus seinem Tuch, legte ihn in die andere Schwinge des überglücklichen Wächters.

„Bringt die anderen Kinder ruhig auch mit“, schlug der Drache vor.

Imset antwortete: „Es gibt nur diese beiden und einen zwölfjährigen Jungen. Den bringen wir gern mit.“

„Nur drei Kinder??“ Der Wächter schaute den bekümmert nickenden Imset fragend an. Die vier Freunde setzten sich, da beide Kinder friedlich schliefen, zu Drakos. Sie erzählten ihm die ganze Geschichte von Atla, die er nur bruchstückhaft miterlebt hatte.

„Dann wird es also für uns ein gemeinsamer Neuanfang“, stellte der Drakon erleichtert fest. „Ich hatte schon Angst, ich könnte eure Erwartungen nicht erfüllen. Jetzt freue ich mich richtig auf Tarronn.“

„Wir uns auch“, machte ihm Imset Mut, „Wenn wir fest zusammenhalten, dann können wir auch alles gemeinsam erreichen. Dein altes Wissen wird dabei sicher sehr nützlich sein.“

Die beiden Kinder waren inzwischen wieder erwacht und in die Arme ihrer Mütter zurückgekehrt. Neri fragte noch einmal nach, ob Drakos noch etwas bräuchte, wenn sie wieder gingen.

„Nicht direkt“, antwortete der Wächter, „ich würde mich nur sehr freuen, wenn mich viele eurer Freunde besuchen kämen. Es ist doch recht einsam hier unten.“

Schon am Nachmittag nahte der nächste Besuch. Merit-Amun, Safi, Aron und Mara wollten Drakos seine Einsamkeit vertreiben. Als der große Drache die Geräusche vor der Tür hörte, hob er erfreut den Kopf. Vorsichtig kroch er aus seiner Ecke. So fanden ihn die vier Freunde mitten im Raum sitzend, vor Freude den schuppigen Schweif bewegend.

„Sei gegrüßt, Drakos“, sprachen sie im Chor.

„Auch ich grüße euch. Schön, dass ihr gekommen seid.“ Drakos senkte ein wenig den Kopf, um seine Besucher genauer zu betrachten. Plötzlich stutzte er. Laut und vernehmlich sog er die Luft ein, dann fixierte er Merit-Amun.

„Du bist nicht ganz wie die anderen“, stellte er fest und schien hingebungsvoll zu schnüffeln. „Du erinnerst mich an Neri – aber du hast auch Drakonenergien – das musst du mir erklären.“ Er setzte sich wieder, legte die Vorderklauen bequem gekreuzt übereinander, wobei er Merit-Amun neugierig weiter betrachtete. Sie kletterte auf Drakos’ Klaue, wo sie es sich ebenfalls gemütlich machte.

„So, nun können wir beide plaudern“, lachte sie. Der Drache stimmte ein. „Du hast richtig geschnuppert. Ich bin die Tochter von Neri, nur habe ich nicht denselben Vater wie Sobek.“

„Erstaunlich! Woher kommt dann die Drachenenergie?“, fragte Drakos verblüfft.

„Davon!“ Sie schob den Umhang beiseite, sodass der Wächter ihren Armreif sehen konnte.

Fast wäre Drakos aufgesprungen. Sein Herz klopfte so wild, dass es alle hören konnten. Unruhig rutschte er auf seinem Platz hin und her. „Ich kenne diesen Armreif. Der allererste Drakonat der Tarronn hat ihn einst getragen. Wie ist er zu dir gekommen? Und wessen Energie steckt in ihm? Er sieht aus wie früher, nur etwas kleiner, fühlt sich aber ganz anders an – er strahlt so eine liebevolle Energie aus, die in mir eine seltsame Sehnsucht weckt. Bitte erzählt mir alles, was ihr wisst.“

„Ich muss aber in der Mitte anfangen“, erklärte Merit-Amun. „Ich bin nicht auf Atla geboren, um alles zu wissen. Vielleicht erinnerst du dich?“

„Ja, jetzt wo du es sagst, erinnere ich mich tatsächlich! Du bist das zarte Wesen, dass im Austausch gegen die ekelhaften Erdgeister nach Atla geholt wurde, die mein Herz so lange bedrückt hatten.“ Drakos rieb seinen riesigen Kopf vorsichtig an ihrer Schulter. „Das war einer der ganz wenigen glücklichen Momente, solange mein kristallenes Herz in der Grotte eingeschlossen war.“

Merit-Amun erzählte von Uräus, der gefahrvollen Suche nach dem Armreif und wie Imset ihn für sie passend gemacht hatte. „In ihm steckt ein Teil der Seele von Siri, die einst von Letan fast getötet worden wäre“, beendete sie ihre Geschichte.

Drakos horchte auf. „Siri? Die Drakon, die die Atlan auf die Erde begleitet hatte?“

„Ja, genau diese Siri. Der andere Teil ihrer Seele steckt in einer kleinen Statuette, die Neri hütet.“ Merit-Amun nickte. „Aber ich glaube, den Anfang der Geschichte sollten dir Talos und Solon erzählen. Sie sind die ältesten und weisesten Atlan.“

„Sie werden gleich hier sein“, sagte Aron. „Sie haben meinen Ruf vernommen.“

Tatsächlich waren Augenblicke später zwei Energien zu spüren, die sich rasch zu den beiden Magiern materialisierten. Drakos begrüßte die Neuankömmlinge herzlich, dann wartete er gespannt auf den anderen Teil der Geschichte. Talos ließ sich nicht lange bitten. „Solon und ich waren in unserer Kindheit und Jugend das, was man wohl auf der Erde Rebellen nennt. Wir wollten alles ganz genau wissen und konnten es einfach nicht verstehen, dass es Verbote und Tabus gibt. Dabei waren wir wohl auch noch besonders begabt – wie auch immer, wir zwei Unzertrennlichen schafften das Unmögliche und bekamen bereits den Status eines Magiers, als wir noch nicht einmal richtig aus den Kinderschuhen heraus waren.

Wann immer es ging, trieben wir uns bei den Drakon herum, erfuhren viele Geheimnisse, die weder unsere Senatoren noch die Magiermeister kannten. Nur unsere Großväter mütterlicherseits ahnten wohl, was wir trieben. Sie hielten uns beiden manches Mal den Rücken frei.

Kurz vor der Mission, die uns zur Erde bringen sollte, wurden wir in einer feierlichen Zeremonie als Großmagier aufgenommen. Ich erhielt als Anerkennung von meinem Großvater den Armreif, genau so heimlich, wie Solon seine Drachenschuppe. Diese beiden Reliquien wurden immer nur an die besten Magier des jeweiligen Clans weitergegeben.

Ansonsten waren wohl alle recht froh, dass sie uns auf diese bequeme Art für eine Weile loswerden konnten. In der Ferne sollten wir uns gründlich die Hörner abstoßen, geläutert und zahm zur Herde zurückkehren. So brachen wir dann auch bald mit mehreren Raumschiffen zur Galaxie des Blauen Planeten auf. Niemand ahnte, was uns dort in Form eines entfesselten rachsüchtigen Drakons erwartete. Mit einem einzigen Stoß seines Feueratems schoss er alle unsere Raumschiffe ab. Die Drakon Siri stellte sich ihm in den Weg, bevor er das Blutbad, welches er begonnen hatte, zu Ende führen konnte. So rettete sie ein paar Hundert von uns das Leben. Gegen diesen Riesen hatte sie aber nicht die geringste Chance. Das wusste sie von Anfang an. Trotzdem gelang es ihr, ihn von uns abzulenken. Bevor sie selber so schwer verletzt wurde, dass die Verborgenen ihren Körper zu Stein werden ließen und ihre Seele in den Dauertiefschlaf versetzen, in dem sie sich noch heute befindet. Dabei entging ihnen völlig, dass Siri nicht in ihrem steinernen Körper blieb, sondern in unsere Drachenreliquien schlüpfen konnte.

Viele Jahre später übergab ich dann den Reif an Solons Sohn, weil ich keine eigenen Kinder hatte und Rami sich den Armreif redlich, ganz aus eigener Kraft, verdient hatte. Für uns, die wir damals noch sterblich und schon am Ende unseres Lebens waren, war er die einzige Hoffnung.

Das andere hast du ja miterlebt, aber auch von Merit-Amun gehört. Jetzt trägt sie den Armreif, weil sie trotz allem eine Nachkommin von Solon und Rami ist. Der zweite Teil von Siri ist bei Neri, so bleibt alles wieder in der Familie.“

Nun ergriff Solon das Wort. „Die Sache mit der Schuppe deines ersten Weibchens hast du ja selber miterlebt. Dazu brauche ich sicher nichts weiter erklären. Auch sie bleibt quasi in der Familie, da Imset für mich so eine Art Ziehsohn ist. Die Verbindung von allem könnte fast nicht enger sein.

Und noch eins möchte ich dir sagen: Imset hat Siri geschworen, ihr zu helfen. Dann hättest auch du endlich wieder eine Gefährtin und das Geschlecht der Drakon bestünde auch in Zukunft weiter.“

Drakos schwieg lange. Als er sich schließlich wieder den Atlan zuwandte, war deutlich zu sehen, wie schwer es ihm fiel. „Die Wiedergeburt von Siri ist an ähnliche Bedingungen gebunden, wie die meine“, sagte er leise. „Wirst du stark genug sein, dein Leben und das deines Kindes in meine Klauen zu legen?“ Er schaute Merit-Amun wehmütig an.

Sie nickte. „Vergiss nicht, ich bin eine Atlan. Wir finden immer einen Weg, einander zu helfen. Wenn es eines Tages so weit ist, dann werde ich für dich und Siri da sein. Denn ohne euch beide wäre auch ich nicht hier.“ Safi hatte Merit in den Arm genommen. Er drückte mit einer Hand Drakos’ Klaue.

„Danke“, flüsterte Drakos und rieb noch einmal seinen Kopf an ihrer Schulter. „Dein Safi ist wohl nicht umsonst Imsets bester Freund.“

Als die Atlan gegangen waren, rollte sich Drakos wieder zusammen, um von Tarronn und seiner zukünftigen Gefährtin zu träumen. Ab und zu schreckte er auf, weil er aus einem anderen Laderaum heftige Energieentladungen Imsets spürte, die er richtig als Trainingseinheiten interpretierte. Der Wächter lächelte dankbar und zufrieden.

Kebechsenef hatte sich, wie abgesprochen, gleich nach dem Frühstück mit Imset am Meteoritenraum getroffen. Er hatte Horus’ Rat befolgt, Kleidung aus Naturfasern angelegt, obwohl er noch nicht ganz wusste, warum er das tun sollte. Kurzerhand fragte er Imset nach der Bedeutung. Imset antwortete nicht direkt.

„Du hast ja meine Freunde bei ihrem Training beobachtet. Stell dir ganz einfach vor, die glühenden Energieschnitte brennen nicht nur Löcher in den Stoff, sondern bringen ihn zum Schmelzen. Derartige Wunden können durchaus um einiges schmerzhafter werden, als sie das so schon sind und vor allem bleiben hässlich Narben zurück, wenn man solche Krusten nicht tiefgründig herausschneidet.“

Kebechsenef lief es eiskalt den Rücken herunter. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was ihm nun gleich bevorstehe. Trotzdem winselte er nicht um Schonung.

Imset legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich bin sehr stolz auf dich.“ Im selben Moment stand er Kebechsenef als Drakonat gegenüber – die Sonderbehandlung, wie es seine Freunde nannten, begann.

Wehren konnte sich Imsets Bruder nicht – noch nicht – aber es gelang ihm, geschickt und vorausschauend auszuweichen. Die paar Streifschüsse, die er kassierte, bemerkte er in der Hitze des Gefechtes fast nicht. Imset wurde immer schneller. Er zwang Kebechsenef, sich anzupassen.

Nach fast zwei Stunden beendete er die Lektionen für diesen Tag. „Du bist gut, sogar sehr gut“, sprach er. „In ein paar Tagen kannst du sicher schon mit uns gemeinsam, jeder gegen jeden, mit trainieren oder alle gegen mich, wie es sich fast immer ergibt.“ Imset lachte. „Aber warte, jetzt werde ich erst einmal deine Blessuren verschwinden lassen.“ Er strich vorsichtig mit den Händen über die Risse und Brandwunden. „So, jetzt bist du wieder wie neu.“

Zufrieden betrachtete er sein Werk. Kebechsenef umarmte ihn. Dann schlenderten sie gemeinsam den langen Gang entlang, amüsierten sich über die entsetzen Blicke der Tarronn, die anhand der Brandlöcher durchaus nachvollziehen konnten, was ihrem Vorgesetzten widerfahren war. Ihr Respekt vor Imset, aber auch vor Kebechsenef stieg gewaltig.

Schnell hatte es sich herumgesprochen, denn Horus kam den beiden neugierig entgegen. „Na, musstest du ihn wiederbeleben?“, fragte er lachend Imset.

„Keineswegs. Er hat es mir nicht leicht gemacht. So schnell ist selten jemand. Ich bin wirklich sehr zufrieden, wie er das hinbekommen hat.“

„Ich bin eben der geborene Flüchtling.“ Kebechsenef klopfte Imset auf die Schulter.

Imset musste nun auch lachen. „Der war gut, der hätte glatt von Safi stammen können. Auf eure Dialoge im Kampf freue ich mich schon richtig.“

Kebechsenef strahlte über das ganze Gesicht. „Ich freue mich jetzt erst mal auf ein heißes Bad und Kleidung ohne Luftlöcher.“ Er warf einen mitleidigen Blick auf sein zerfleddertes Hemd.

Ein paar Tage später trat genau das ein, was Imset prophezeit hatte. Kebechsenef durfte das erste Mal am gemeinsamen Training teilnehmen. Imset konnte deutlich seine Aufregung spüren. Im Zentrum des Raumes stellten sie sich im Kreis, Rücken zu Rücken auf.

Das Kommando Imsets eröffnete den Kampf. Imset hatte alle Hände voll zu tun. Er musste sich seiner Freunde erwehren und gleichzeitig Kebechsenef genau beobachten. Sein Drachenpanzer schützte ihn zuverlässig vor den Streifschüssen, die ihn ab und zu doch trafen. Mara hielt sich die Angreifer mit einem Energieschild vom Hals, um Atem zu schöpfen. Kebechsenef hatte etwas Zeit gefunden, den Aufbau des Schildes genau zu beobachten. Den Rest konnte er sich denken. Als eine Energiewelle auf ihn einströmte, probierte er es aus. Zu seiner Überraschung funktionierte der Schild. Er hielt auch einige Sekunden die Energien ab.

Sofort hatte er erkannt, was man damit noch anstellen konnte und warf die nächsten Salven gezielt auf die Absender zurück. Ihm war der Spaß, an dieser Art Training, deutlich anzusehen. Imset freute sich mit ihm. Nach mehreren Stunden beendeten die sieben Kämpfer ihr Training. Kebechsenef war vollberechtigtes Mitglied ihres Teams geworden.

In wenigen Wochen sollte der Transporter die Taris-Basis erreichen. Kebechsenef hatte für sich schon die Entscheidung getroffen, bei Imset und seinen Atlan zu bleiben. Die Lebensart seiner atlanischen Freunde hatte seinem Leben einen neuen Sinn gegeben. Horus ahnte wohl, was in seinem Ältesten vorging. Er wollte sich Gewissheit verschaffen und nahm im Geiste Kontakt mit ihm auf. Es dauerte ungewöhnlich lange, bis Kebechsenef reagierte.

„Sei bitte nicht böse, wenn ich jetzt keine Zeit für dich habe“, erhielt er zur Antwort.

Dass ihn dies sehr beunruhigte, ließ er Kebechsenef deutlich spüren.

Dieser antwortete: „Ehe du es von anderen erfährst: In meinem Arm liegt eine schlafende Schönheit, die ich ungern wecken möchte.“

Erschrocken und erstaunt zog sich Horus zurück. Er hatte nicht geahnt, dass Kebechsenef näheres Interesse an den überaus hübschen atlanischen Frauen zeigte. Er hatte ihn bei allen Kontakten sehr reserviert und betont freundlich erlebt. Natürlich war nun seine Neugier geweckt. Kebechsenef war als ranghoher Tarronn dafür bekannt, seine Eroberungen nie länger als ein paar Stunden zu behalten und schon gar nicht mit in seine Räume zu nehmen. Noch mehr beeindruckte es ihn, dass Kebechsenef am nächsten Morgen nicht allein zum Frühstück erschien. In seiner Begleitung befand sich eine junge Frau mit rehbraunen Augen und seidigem haselnussbraunem Haar.

Horus gestand sich ein, dass er seinem Sohn eine festere Bindung niemals zugetraut hätte. Luna, wie die Schöne hieß, schien das Unmögliche gelungen zu sein.

„Wirst du bei ihr bleiben?“, hörte er Horus’ telepathische Stimme.

„Ich kann es ihr nicht versprechen. Aber sie erwartet es auch nicht wirklich. Sie hat sich sehr genau über die Sitten auf Tarronn informiert. Sie wird mir keine Vorwürfe machen, wenn ich eines Tage vielleicht doch wieder gehe“, antwortete Kebechsenef auf die gleiche Weise.

Es war also doch mehr als eine Kurzromanze, wie Horus erfreut feststellte. Imset und Talos hatten jenes kleine wissende Lächeln in den Mundwinkeln. Luna stammte aus einer der Randsiedlungen von Atla. Kebechsenef hatte sich diese erste Nacht sicher über Tage hin erkämpft. Kein Wunder, dass er diese wirkliche Eroberung allen besonders stolz präsentierte und sie auch nicht so schnell wieder loslassen würde. Als er nach dem Frühstück Hand in Hand mit Luna ganz schnell wieder verschwand, war allen klar, wohin.

Solon klopfte Horus auf die Schulter. „Na, wann kommt der nächste Enkel?“

Horus konterte: „Gib du dir lieber Mühe bei den Damen, ehe du leer ausgehst. Sonst musst du auf Taris auf die Jagd gehen.“

Solon lachte schallend. „Nachdem, was ich bisher gehört habe, werde ich dort wohl eher Gejagter als Jäger sein.“

„Ich sehe es schon kommen, dass wir beide einen ordentlichen Zug durch die Gemeinde machen werden.“ Horus boxte Solon aufmunternd in die Seite.

„Ja, das könnte durchaus vergnüglich werden. Wir beide sind uns vielleicht ähnlicher, als wir wahrhaben wollen.“ Solon lachte noch immer. „Ich hoffe nur, dass es mir hinterher von meinen Freunden verziehen wird.“

Zwei Tage vor der Ankunft auf Taris bat Horus alle Atlan in den großen Saal. Er erklärte ihnen die Besonderheiten der Station und auch, warum sie für zehn Tage dort Zwischenstopp einlegen mussten.

Noch einmal sprach er über die Sitten und Gebräuche der Tarronn. Er bat die Gäste um etwas Nachsicht, für die zu erwartenden heftigen Nachstellungen. Was die einen hoch erfreute, ließ die anderen erschreckt die Köpfe einziehen. Am Ende würden sich beide Völker schon irgendwie arrangieren.

Kebechsenef ließ sich das tägliche Kampftraining trotz seiner Pflichten auf dem Transporter nicht nehmen. Luna schien ihn in jeder Weise zu beflügeln. Fast vergessene magische Fähigkeiten kramte Kebechsenef aus seinem tiefsten Innersten hervor, um ihr eine Freude zu machen.

Dass das meiste auch im Kampf zu gebrauchen war, stand für ihn dabei an zweiter Stelle. Dankbarkeit fühlte er auch dafür, dass die Frauen seiner Freunde Luna sofort in ihren Kreis aufgenommen hatten. Sie sang und spielte mit den Kindern, den Frauen flocht sie kunstvolle Zöpfe. Waren die beiden Mütter mit den Kindern unterwegs und Mara mit den Männern im Meteoritenraum, dann ließ sie sich stundenlang von Merit-Amun aus der Menschenwelt erzählen.

Nach und nach erfuhr sie auch die Schicksale der anderen Mitglieder des Magischen Rates. Am Abend vor dem Andocken an die Raumstation bat sie Kebechsenef, den Drakon besuchen zu dürfen, von dem Maris und Sara erzählt hatten. Er erfüllte ihren Wunsch. Mit klopfendem Herzen trat sie über die Schwelle. Drakos erhob sich zu voller Größe.

„Ah, Kebechsenef, schön, dass du auch wieder mal vorbei schaust. Ich habe gehört, dass du im Moment viel Arbeit hast. Aber vielleicht stellt du mich erst einmal deiner Gefährtin vor?“

Der Tarronn lachte. „Dein Wunsch ist mir Befehl. Du bist Drakos, der wundervollste Drache, den ich kenne – und sie ist Luna, die wundervollste Frau, die ich kenne.“

Aus Drakos’ Augen blitzte der Schalk. „Nun dann wird mir ihr Wunsch jetzt auch Befehl sein.“ Er stellte sich in Positur.

Kebechsenef schaute ihn verwundert an. „Wie meinst du denn das?“

„Dieser Mann ist eindeutig vor Liebe blind.“ Drakos blinzelte Luna vergnügt zu. „Er hat tatsächlich nicht gemerkt, dass du nicht aus Neugier zu mir gekommen bist, sondern um Detailtreue zu erlangen.“

Kebechsenef schaute die beiden mit großen Augen an. „Ihr seht euch heute wirklich zum ersten Mal?“

„Aber ja“, antworteten sie gleichzeitig und mussten lachen.

„Ich fühle ihre Fragen“, erklärte der Drakon. „Und du wirst morgen wissen, weshalb sie heute hier sein wollte. Sie hat nämlich, bis sie über die Schwelle trat, nicht einmal daran geglaubt, dass es mich wirklich gibt.“ Während er sprach, war er bewegungslos stehen geblieben, während ihn Luna einfach nur anschaute.

Nach einer Weile nickt sie mit dem Kopf. „Ich danke dir. Wenn es mir erlaubt ist, dann würde ich dich gern wieder einmal besuchen.“

Diesmal sprachen Drakos und Kebechsenef gleichzeitig: „Aber warum denn nicht?“ Und Drakos fügte hinzu: „Darf ich das Geheimnis auch irgendwann einmal sehen?“

„Da bin ich ganz sicher“, sagte sie und streichelte den sanften Riesen zum Abschied. Auch Kebechsenef verabschiedete sich. „Wie gern hätte ich dir morgen auch ein wenig Bewegung verschafft, aber das liegt nicht in meiner Macht. Halte die letzten vier Monate noch durch, dann gehört dir ein ganzer Kontinent, wenn nicht gar ein Planet.“

Drakos nickte. Die Nacht verbrachten Horus und Kebechsenef auf der Brücke. Der riesige Frachter war nicht wendig genug und das Andocken erforderte ihr ganzes Geschick. Auch Luna machte die ganze Nacht kein Auge zu. Immer wieder rief sie neue Details des imposanten Wächters aus ihrem Gedächtnis ab. Mit flinken Fingern und sicherem Auge nahmen ihre Gedanken Gestalt an.

Am Morgen nach dem geglückten Manöver herrschte überall freudige Aufregung auf dem Frachter. Die Atlan, Horus und Kebechsenef trugen ihre rituellen Festtagsgewänder. Kebechsenef war gekommen, um Luna auf die Station zu begleiten.

Sie hielt ihn am Ärmel fest. „Warte. Sei so gut und bitte Imset hierher. Es ist dringend.“ Ihr flehender Blick erweichte sein Herz in Sekundenschnelle.

Genau so rasch war auch der Gerufene zur Stelle.

Sie öffnet das kleine Päckchen auf dem Tisch. „Ich möchte dich bitten, dies hier heute zu tragen“, wandte sie sich an Imset, „Es ist gerade noch rechtzeitig fertig geworden.“

Sie reichte ihm ein blütenweißes Ritualgewand und den dazu passenden Umhang. Kunstvoll war mit Gold- und Silberfäden in ganzer Größe Drakos auf Brust und Rücken gestickt. Imset nahm voller Freude das wundervolle Geschenk entgegen. Er streifte es sofort über. Als er den Umhang umlegte, sah es aus, als schließe ihn der Drache schützend in seine Schwingen.

„Endlich weiß ich, wer diese prachtvollen Gewänder fertigt“, sprach Imset. „Endlich kann ich dir dafür wirklich einmal danken.“

Kebechsenef war einfach sprachlos. Lunas Arbeit hatte ihn zutiefst beeindruckt. Diese Frau erstaunte ihn immer wieder. Stolz ging er mit ihr auf den Gang hinaus.

Horus, Imset und er traten gemeinsam als Erste durch die Schleuse zur Taris-Station. Dicht hinter ihnen die Mitglieder des Magischen Rates, des Senats und rund eintausendfünfhundert aufgeregte Atlan. Eine jubelnde Menge empfing die Neuankömmlinge im großen Hangar. Ein Raunen ging durch die Menge. Aller Augen waren auf Imset gerichtet, dem sein Ruf schon weit vorausgeeilt war. Ehrfürchtig machten die Tarronn eine Gasse frei und bewunderten die wahrhaft stattliche Erscheinung des Horussohnes, dem das ganze Volk der Atlan nachfolgte.

Drei Tarronn, zwei Männer und eine Frau, lösten sich aus der Menge, um ihnen entgegen zu gehen.

„Duamutef! Hapi!“ Imset breitete freudig die Arme aus und umschlang seine beiden Brüder.

Die blonde Frau hingegen war sofort zu Horus geeilt. „Seschat!“ Horus drückte sie fest an sich. Er gab ihr einen schier endlosen Kuss. Mochten ruhig alle sehen, wie sehr ihm an dieser Frau gelegen war. Seschat war selig. Horus, der ranghöchste Mann nach Osiris, hatte sich öffentlich zu ihr bekannt.

Dann übergaben die Offiziere der Station symbolisch wieder die Befehlsgewalt an Horus.

Als ersten Akt machte er die ranghohen Männer und Frauen beiderseits miteinander bekannt. Besonders freudig wurden die drei Mütter mit ihren Kindern empfangen. Denn Kinder waren auch bei den Tarronn eher die Ausnahme.

Anschließend besichtigten die Atlan in kleinen Gruppen unter Führung der Tarronn die Taris-Raumbasis. Der Horus-Clan übernahm natürlich die Erklärungen für den Magischen Rat.

Safi und Aron, als Techniker der Atlan, waren schwer beeindruckt. Trotz allem machten sie keinen Hehl daraus, dass ihnen das bisherige einfache Leben im Einklang mit der Natur doch angenehmer erschien. Fast zwei Jahre Raumfahrt hatten ihnen die Freude an der Hochtechnologie schon gründlich vergällt, sehr zur Freude von Talos und Solon.

Schließlich lud Horus die Gäste in seine Privaträume ein. Sobek hatte Hunger. Er forderte sehr vernehmlich seinen Brei und eine trockene Windel. Schnell bekam er, wonach er verlangte. Bald darauf lag er in Horus’ Schlafnische und schlummerte sanft.

„So sind die Drakonat wahrscheinlich am friedlichsten“, stellte Hapi lachend fest. Er zwinkerte Duamutef zu.

Imset lachte. „Satte Drakonat sind immer friedlich.“

„Besonders wenn der Duft von Safis Spezialmix in der Luft liegt. Dann fressen sie sogar aus der Hand“, ergänzte Solon mit todernster Miene.

„Spezialmix???“, fragten Imsets Brüder gleichzeitig. „Woraus besteht der denn?“

„Oh – streng geheim – nur, dass Vanille und Kokos drin sind, kann ich euch verraten“, schmunzelte Safi.

„Das müsste der Nahrungsautomat synthetisch herstellen können“, überlegte Horus. „Nur die Kräuter haben wir hier nicht.“

„Kein Problem“, Lara strahlte, „ich hab noch drei kleine Beutel, die dürften für heute reichen. Ich müsste nur Sara hier lassen, sie schläft gerade so schön.“