Verlag:

KARLSFACTORY

Home of Advanced Marketing; Leipzig

Herstellung:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-752-80706-6

Dr. Matthias Rosenberger

sofistiq International & Co. KG

Karl-Liebknecht-Straße 12

D-04107 Leipzig

Tel.: +49 341 31 91 99 40

www.futurelytics.de

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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, sind den Autoren vorbehalten. Keine Teile des Werkes dürfen in irgendeiner Weise (durch Fotokopie, Mikrofilm, Aufnahme, Sampling oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung durch den Herausgeber Dr. Matthias Rosenberger reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Die Wiedergabe von Produktbezeichnungen, Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Wenn in den folgenden Texten bei der Bezeichnung von Personen, Personengruppen, Berufsgruppen und anderen Kollektiven die männliche Form verwendet wird, so sind damit stets Frauen und Männer gemeint.

Stand: Juli 2018

KARLSFACTORY

– Home of Advanced Marketing –

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Die Digitalisierung hält Einzug in viele unserer Lebensbereiche.

Mit diesem kleinen Buch möchte ich allen Mut machen, die vielen neuen Möglichkeiten der digitalen Welt schätzen zu lernen. Einer meiner Lieblingslyriker, Oscar Wilde, formulierte folgende Lebensweisheit: „Am Ende wird sowieso alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch nicht das Ende.

Ich wünsche allen Lesern, dass Ihnen das digitale Zeitalter mehr Nutzen bringt als Einschränkungen.

Ich danke Thomas Hankel von torpedo motor herzlich für die hilfreichen Tipps zum Buch und vor allem für den tollen Titel „Futurelytics“.

Juni 2018

Matthias Rosenberger

Inhaltsverzeichnis

  1. Wer glaubt ernsthaft an die Wettervorhersage?
  2. Motive der Massen
  3. Grenzenlose Freiheit
  4. Deeper Insights
  5. Maschinenmotive
  6. Digitale Psychologie
  7. Die Produkte von Futurelytics
  8. Literatur

1 Wer glaubt ernsthaft an die Wettervorhersage?

1.1 Wer wir sind

Wir leben in einer faszinierenden, aber manchmal auch verblüffenden Zeit. Und mir wird bei der Betrachtung der Welt um mich herum etwas klar. Die Vergangenheit ist vielleicht ein guter Lehrer, aber ein guter Ratgeber ist sie nicht (mehr).

Unsere Erfahrungen machen uns zu dem Menschen, der wir heute sind. Sie prägen unsere Haltung zu den Dingen. Sie leiten aber auch unsere Sicht auf zukünftige Ereignisse.

Jede Entscheidung ist also das Ergebnis eines inneren Bewertungsprozesses der Vergangenheit in Bezug zum vermuteten Eintreffen von Ereignissen in der Zukunft.

Der amerikanische Psychologe und Begründer konstruktivistischen Psychologie, George A. Kelly, postulierte bereits 1955: „A person’s processes are psychologically channalized by the way in which he anticipates events“ (Kelly 1991: 32).

Mit seinem Postulat über die Persönlichkeit eines Menschen fügt Kelly eine entscheidende Perspektivenerweiterung in der Psychologie ein. Unsere Persönlichkeit bildet sich aus beidem, den individuellen Konstruktionen von Erfahrungen und unserer Antizipation.

Erwiesenermaßen entwickelt jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein inneres System von Erfahrungskonstruktionen. Zum einen, um die Dinge um sich herum zu verstehen und zu benennen, und zum anderen als präverbales Kategoriensystem für seine innere emotionale Bewertungsstruktur – die Intuition.

Persönlichkeit ist ein Produkt aus

Erfahrungen und Antizipationen

1.2 Ein Blick in die Zukunft

Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die Zukunft. Und das ist auch wichtig. Zumal jede Entscheidung ein Initial für unseren ganz persönlichen Part an der Zukunft darstellt. Wir vermuten ständig, was als Nächstes kommen könnte und versuchen dann alle möglichen Szenarien zu antizipieren.

Antizipationen sind jedoch genauso valide wie Vermutungen. Sie sind nicht geeignet, wenn es darum geht, die Zukunft vorherzusagen. Antizipationen sind eigenkonstruierte geistige Vorwegnahmen zukünftig möglicher Szenarien, keine Vorhersagen.

Denn wir kennen alle Wilhelm Buschs Binsenweisheit: „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“.

Und erfahrungsgemäß hat er heute noch recht mit dieser Aussage, auch wenn sie aus dem vorletzten Jahrhundert stammt.

Die gute Nachricht ist, dass wir heute, mit modernen Big-Data-Ansätzen, den Zugriff auf eine unvorstellbar riesige Menge an Informationen haben, die uns zu Zeiten von Wilhelm Busch noch nicht zur Verfügung standen.

Insofern sind wir heute in der Lage, viel genauer einzuschätzen, was uns im Allgemeinen und unsere Anspruchsgruppen (Kunden, Mitarbeiter, Partner) im Speziellen gerade umtreibt. Man könnte meinen, unsere Vermutungen führen aufgrund der neuen Datenverfügbarkeit zu präziseren Prognosen (Antizipationen).

Mit einer Wetter-App kann ich beispielsweise jederzeit sehen, wie das Wetter gerade ist. Ich kann auch Prognosen abrufen; in manchen Apps sogar für die kommenden 14 Tage.

Wetter-Apps ziehen ihre komplexe Datengrundlage aus zig Wetterinformationen weltweiter Wetterstationen. Und wir können heute ziemlich genau abschätzen, wo es gerade regnet oder wo gerade die Sonne scheint.

Für einen Motorradfahrer wie mich, der des Öfteren eine mehrtägige Tour plant, sind Informationen über Wetteränderungen essenziell.

Die „Drei-Tage-Prognose“ jedoch führt schon durch zufällige Schwankungen in der globalen Wetterdynamik regelmäßig zu irrtümlichen Prognosen. Bauernweisheiten sind da manchmal zuverlässiger – manchmal.

In jedem Falle ist es gut, wenn man sich kleidungsmäßig auf Wetteränderungen vorbereiten kann :-).

Bei Touren, die länger als zwei Tage dauern, nehme ich daher immer Regenschutzkleidung mit, unabhängig davon, was mir meine Wetter-App prognostiziert hat. Und das hat sich auch schon mehrfach bewährt.

Und mal ganz ehrlich, auch wenn wir die Zukunft heute schon wüssten, würden dann nicht alle Handlungen, die darauf folgten, ein Paradoxon im Raum-Zeit-Kontinuum darstellen? Genau wie in dem Hollywood-Blockbuster „Zurück in die Zukunft“, als Marty zum Doc sagt:

„Oh nein … Sie leben? Eine schusssichere Weste? … Woher wussten Sie das? Ich hatte doch keine Chance, es Ihnen zu sagen! Was sollte das ganze Gerede, dass man sich nicht in zukünftige Ereignisse einmischen darf? In die Zeitraumkontinuität?“

Darauf der Doc: „Naja, äh, ich dachte mir: ‚Pfeif’ drauf‘!“

Wir sollten uns nicht zu sehr damit beschäftigen, wie die Zukunft wohl aussehen könnte. Sie passiert ja eh ganz anders.

Ich empfehle, sich lieber intensiv mit seinen eigenen Anspruchsgruppen zu befassen. Das Verständnis ihrer unbewussten Bedürfnisse und Neigungen liefert uns genügend Hinweise darauf, was sie in Zukunft wirklich wollen, bzw. was wir ihnen mit unseren Kompetenzen und Möglichkeiten bieten können und womit wir ihre emotionalen Bedürfniskorridore erleuchten können.

Und wenn wir dann zielgerichtet aktiv werden, gestalten wir die Zukunft in ihrem Sinne positiv, statt Moden hinterherzulaufen. Idiosynkratrische Erhebungsmethoden, die in der Lage sind, kollektive Ansprüche zu aggregieren werden zukünftig eine zentrale Rolle spielen, wenn darum geht Anspruchsgruppen wirklich zu verstehen.

„Es ist schwierig, Vorhersagen zu

treffen, vor allem über die Zukunft.“

(Frei nach Mark Twain)

1.3 Total Global

Globalisierende Märkte verhalten sich ähnlich wie das Wetter.

Am Beispiel von Nokia, dem einst mächtigsten Produzenten von Mobiltelefonen, mit einem Marktanteil von 35% (2. Quartal 2006), wird sehr deutlich, dass man Trendabschätzungen wie das plötzliche Aufkommen von Smartphones nicht auf Berechnungen gegenwärtiger Strömungen stützen sollte.

Nokia spielt im Smartphone-Bereich kaum mehr eine Rolle. Diesen Trend hat das Unternehmen definitiv verpasst.1

Abbildung 1: Gründe für den Untergang von Nokia in der Huffington Post vom 29.04.2018.

Die Märkte um uns herum sind heute fragiler denn je. Und der plötzliche Wechsel durch Innovationen oder Meinungsumschwünge ist radikaler, als er je war. Die Märkte sind volatiler und die Anbietervielfalt komplexer.

Und das Besondere an Märkten ist doch, dass hier auch der Mensch mit seinen Eitelkeiten, Machtansprüchen, Sehnsüchten und so weiter mitspielt.

Wir wissen, dass beim Wetter die Vorhersage ab Tag drei zum Lottospiel wird. Nun ist das Wetter rein physikalische Dynamik, resultierend aus biochemischen Prozessen. Bei den Märkten kommt zu diesen messbaren Faktoren die menschliche Psyche hinzu; das macht es noch komplizierter mit jedweder Vorhersage.