Anton Lichtenstern zum 80. Geburtstag gewidmet

Vorwort

Wenn man älter wird, dann überlegt man sich, was wohl mit so manchem, was sich im Laufe des Lebens angesammelt hat, geschehen soll. Das meiste geht wohl den Weg in den Müllcontainer. Um dies zu reduzieren, habe ich schon einen Teil meiner Sammlungen abgegeben: Meine „Sieben-Schwaben-Sammlung“ liegt im Volkskundemuseum in Oberschönenfeld, meine Unterlagen über das KZ bei Türkheim befindet sich im Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, einige „Säcke“, Schrift- und Bilddokumente von Josef Meichelböck und dem 2. Weltkrieg bekam das Haus für bayerische Geschichte, die Werke von Peter Dörfler, teils mit persönlichen Widmungen und Gedichten an seine Sekretärin, erhielt der Historische Verein Landsberg, welcher sie in der Landsberger Stadtbibliothek deponierte, die ersten Ausgaben des Bayerischen Krippenfreundes ging an das Archiv der Bayerischen Krippenfreunde. Nun gilt es zu überlegen, was mit meinen kleinen Kunstsammlungen geschehen soll.

Um sie sinnvoll weitergeben zu können, müssen sie zuerst katalogisiert werden. Mit diesem Büchlein beginne ich mit meiner bescheidenen Sammlung Augsburger Kupferstiche.

Ich begann in den 1970er Jahren, während meines Studiums, Druckgraphik zu sammeln. Auf der Rückseite der Münchner Universität, in der Amalienstraße, lag das Antiquariat Wölfle. Ziellos ging ich eines Tages in dieses Geschäft. Der Raum war vollgestopft mit Bildern aller Art. Eine ältere Dame fragte mich im Vorbeigehen: „Und, was wolln sie?“. Spontan fiel mir ein, dass in meinem Heimatort einmal ein Künstler geboren wurde und ich antwortete ihr fragend: „Ham sie was vom Bergmüller?“ „Schaun s a mal den Haufen und den Haufen durch!“ Ich blätterte „die Haufen“ durch und fand mehr Kupferstiche von Johann Georg Bergmüller. Sie waren billig aber ich hatte nicht genügend Geld bei mir. Also bat ich die ältere Frau, sie für mich zurück zu legen. Als ich meinen Namen nannte überlegte sie: „Vor dem Krieg war öfter auch ein Epple bei mir und schaute sich hier um!“ (Es muss mein Onkel Otto Epple gewesen sein.) Beim nächsten Besuch zahlte ich nicht nur die Bergmüller-Stiche, ich schaute mir „die Haufen“ weiter durch. Hierbei fand ich einen kleinen Stich von einem mir bis dahin unbekannten „Göz“. Der Stich gefiel mir und auch der Preis – er kostete 4 DM – und so erwarb ich ihn. Als ich später die Dissertation von Rudolf Wildmoser durchsah, las ich, dass es einen Entwurf von Göz in der Kunsthalle in Hamburg gibt, von dem man nicht weiß, ob er auch gestochen wurde. Ich wusste, dass er gestochen wurde und dass ich einen dieser Stiche für 4 DM erworben hatte.

So spannende kann das Sammeln sein, dachte ich mir. So richtig zufrieden macht sammeln aber erst, wenn man wenig Geld dafür ausgeben kann. Mit einer großen Brieftasche in edle Antiquariate gehen oder auf Auktionen, das ist keine Kunst. Mit einem kleinen Geldbeutel Kunst zu erwerben, das macht ungleich größere Freude. So begann ich vorwiegend kleine und vor allem „billige“ Stiche Augsburger Stecher zu erwerben. Und so kam eine ansehnliche Sammlung zustande, die ich hier vorstelle.

Ein technischer Hinweis: Größere Stich konnte ich nicht scannen, sondern musste diese photographieren. Die geringe Qualität der Aufnahmen sei zu entschuldigen, da ich meine, schlechte Abbildungen sind immer noch besser als keine Abbildungen. Ob bei den Maßen zuerst die Höhe oder die Breite genannt ist, ergibt sich aus der Abbildung.

Dieses Bändchen ist nicht paginiert, da jede Abbildung nummeriert ist.

Diesem ersten Teil, soll ein zweiter Band folgen. Dies hat folgende Gründe: Wollte ich meine ganze Sammlung in einem Band zusammenfassen, so wäre die Speicherkapazität meines einfachen Computers überschritten worden. Schon bei diesem Umfang dauert die Zwischenspeicherung relativ lange. Weiter wollte ich dieses Büchlein noch bis Weihnachten fertig stellen. Und schließlich lassen sich Fehler und Lücken in diesem Bändchen, in einem zweiten Bändchen korrigieren.

Übersicht

Nr. inv. pinx. fec. del. sculp. excud.
1 Nilson Rein
2 Eichler Wolffgang
3 Baumgartner Wagner sen.
4 Baumgartner Halbaur
5 Baumgartner Rein
6 Nilson Nilson Nilson
7 Nilson
8 Nilson Nilson
9 Holzer Nilson Nilson
10 Holzer Nilson Nilson
11 Holzer Nilson Nilson
12 Baumgartner Baumgartner Engelbrecht
13 Belling Belling
14 Engelbrecht
15 Engelbrecht
16 Engelbrecht
17 Friedrich Friedrich
18 Engelbrecht
19 Friedrich
20 Friedrich
21 Zuccarelli Kilian
22 Tintoretto Kilian
23 Kilian Picart
24 Boullogne Kilian Kilian
25 Vleugeles Kilian Kilian
26 Piazzetta Haid Leopold
27
28 Umbach Kilian
29 Umbach Kilian
30 Umbach Kilian
31
32
33 Umbach Kilian
34 Fischer Kilian
35
36 Klauber Klauber
37 Klauber Klauber
38 Klauber Klauber
39 Klauber Klauber
40 Klauber Klauber
41 Klauber Klauber
42 Klauber Klauber
43 Klauber Klauber
44 Klauber Klauber
45 Klauber Klauber
46 Klauber
47 Klauber Klauber
48 Vogt Motz
49 Vogt Motz
50 Motz
51 Pfeffel
52 Pfeffel
53 Pfeffel
54 Pfeffel
55 Pfeffel
56 Pfeffel
57 Pfeffel
58 Lublinski Kraus?
59 Thelott Rembshart?
60 Salomosmüller?
61 Söckhler
62 Eichler Hertel
63 Eichler Hertel
64 Eichler Wachsmuth Hertel
65 Eichler Wachsmuth Hertel
66 Eichler Hertel
67 Eichler Hertel
68 Eichler Hertel
69 Eichler Hertel
70 Eichler Wagner Hertel
71 Eichler Wachmuth Hertel
72 Heissig
73 – 79 Göz Göz Göz
80 Göz Göz
81 Göz Göz
82 Göz Göz
83 Göz Göz
84 Göz Göz Göz
85 Göz Göz Göz
86 Göz Göz Göz
87 Göz Göz Göz
88 Göz
89 Göz
90 Göz Göz
91 Göz
92 Göz Göz
93 – 109 Göz
110 Göz Göz/Klauber
111 Milldorfer Göz/Klauber
112 Göz Göz/Klauber
113 Göz Göz
114 Göz
115 Göz Göz/Klauber
116 Bergm. Bergmüller Haid Haid
117 Kilian Kilian
118 – 125 Bergmüller……….
126 BergmüllerBergmüller Haid Haid
127 BergmüllerBergmüller Haid Haid
128
129 Bergmüller Bergmüller
130 Bergmüller Bergmüller
131 Bergmüller Bergmüller
132 Bergmüller Bergmüller
133
134 Bergmüller Bergmüller
135 Bergm. Bergm. Sperling Bergmüller
136 Bergm. Bergm.
137 Bergm. Bergmüller
138 Bergmüller
139 Bergmüller
140 Bergmüller
141 Bergmüller?
142 Bergmüller?
143 Bergm. Bergmüller Sperling Bergmüller
144 Bergm. Steinberger Bergmüller
145
146
147
148 Bergmüller Bergmüller
149 Bergmüller
150 Bergm. Bergmüller Setlezky
151 Bergm. Göz Bergmüller
152 Bergm. Herz
153 Bergmüller
154 Bergmüller Fridrich
155 Bergm. Haid Haid
156 Bergmüller Fridrich
157 J.Bap. Bergmüller
158 – 161 J.‘Andreas Bergm. Thelot Probst(Wolff)

1 – 5: Tägliche Erbauung eines wahren Christen…1

Die folgenden Stiche (1 – 5) sind aus dem Buch zur „Erbauung eines wahren Christen“, vier Bände, welche zwischen 1753 und 1755 bei der Gesellschaft der freien Künste und Wissenschaften in Wien und Augsburg erschienen: A.A.I.I. Societas Vienna et Aug. Vindel).2 Die meisten Stiche wurden von Baumgartner, einige auch von Nilson und Sigrist, entworfen und von verschiedenen, überwiegend Augsburger Stechern, in Kupfer gestochen.

Die Stiche sind wie folgt aufgebaut: Als „Überschrift“ steht ein Datum. Es ist der Gedenktag eines Heiligen. Dieser und eine Episode aus seinem Leben werden darunter gezeigt und sind architektonisch-vegetabil-rokokohaft gerahmt. Unten stehen der Name des Heiligen, oft in einer Rokokomuschel, welche auch die Bildbasis bildet und unterhalb des Bildes ein lateinischer Text von Ioannes Baptista Masculus (1582 – 1656), welcher meistens eine kurze „Bildbeschreibung“ ist. 3

1: Hl. Lucian von Antiochia

Kupferstich, ca. 8 x 11,8 cm, beschriftet: 7. Jan. / A.A.IlIl Societas Vienna et [Aug.] Vindel. / Nilson del / Ios Fried. Rein sculps. /

Abgebildet ist, wie der hl. Lucianus von Antiochia bei seinem Martyrium, im Beisein des Kaisers, ins Meer geworfen wird. Die Rahmung besteht aus Weinblättern, Palmwedeln und aufgeschäumten, muschelartigen Gebilden.

Als Entwerfer wird (Johann Esaias) Nilson4 (1721 – 1788) genannt. Der Stecher Ios. Friedlich Rein (1720 – 1785). Beide waren noch relativ jung, als sie entwarfen bzw. stachen.

2: Hl. Severin

Kupferstich, 13,6 x 8,4 cm (Platte), beschriftet: 8. Jan / A.A.IlIl Societas Vienna et Vindel. / Gottfried Eichler del. / Gustav Andreas Wolffgang Sc.

Es ist S. SEVERINUS Noricorum Apostulos zu sehen, wie er die Evakuierung Wiens über die Donau mit Gebet begleitet.

Das Bildchen entwarf Gottfried Eichler (1715 – 1770). Die gewagte Beinstellung des gehörnten Kriegers im Vordergrund und die Staffelung der Köpfe zeigt ein etwas beschränktes Können von Eichler. Hingegen zeigt der Stecher Gustav Andreas Wolffgang (1692 – 1775) einen souveränen Umgang mit der Nadel auch in kleinsten Details.

3: Hl. Theodosius

Kupferstich, ca. 8 x 11, 8 cm, beschriftet: 11. Jan. / A.A.L.L. Societas excudet Viennae et Ang. Vind. / I.W.Baumgartner del. / Iacob Wagner sen. Sculps.

Am 11. Januar gedenkt die kath. Kirche S. THEODOSIUS Caenobriarcha. Das Bildchen zeigt die Befragung des Heiligen durch zwei Mönche und einem Feldherrn.

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Stichen ist die ornamentale Rahmung „abgespeckt“ und die Stellung des Feldherrn zeigt eine höhere zeichnerische Qualität als Nilson und Eichler.

Der ist Jakob Wagner (1715 – 1770) zeigt sich als versierter Kupferstecher.

4: Hl. Jakob der Eremit

Kupferstich, ca. 14 x 8 cm, beschriftet: 21. Jan. / AAILSocietasexcadit Vienna et Aug. Vind. / I.W.Baumgartner del. Christian Halbauer sculps.

Der Stich zeigt S. JACOBUS Eremitus, wie er vor seiner Höhle einer Frau den Teufel austreibt. Ob Höhle oder Bäume oder aufschäumender Boden, alles ist Ornament.

Gestochen von Christian Halbaur (um 1718 – 1775). Halbauer zeigt sich hier als routinierter, wenngleich nicht überragender Stecher. So unterscheidet sich die Strichführung beim Krug neben dem Kreuz im Hintergrund nicht von der Landschaft und bedarf deshalb einer Umrandung, um überhaupt sichtbar zu werden.

5: Hl. Marcella von Rom

Kupferstich, ca. 15 x 9 cm, beschriftet o: 31. Jan. u: