Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2021 Natalie Bartl

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Urhebers. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche schriftliche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden.

Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-753-43051-5

Vorwort

„Kosmetikwissen – Erfolg ist erlernbar“ ist für Berufseinsteiger, angehende Unternehmer oder für Selbstständige zur Weiterbildung gleichermaßen geeignet.

Dabei bietet Ihnen dieses Buch:

Dieses Buch beinhaltet umfangreiches Grundlagenwissen und vermittelt detailliertes Fachwissen mit Umsetzung in der Praxis zu den Themen:

Dabei kann der eigene Wissensstand anhand verschiedenster Übungsaufgaben mit Lösungen stets überprüft und Erlerntes wiederholt werden.

Um den Lesefluss nicht zu stören, werden im Buch die Begriffe „Kosmetikerin“ und „Kunde“ verwendet und auf die Aufzählung weiterer Geschlechter verzichtet. Selbstverständlich gelten diese jedoch immer für das weibliche, männliche und diverse Geschlecht gleichermaßen.

Zu allen Buchthemen können sowohl praktische als auch theoretische Schulungen gebucht werden, in welchen die Inhalte nochmals ausführlich, umfassend und perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten erklärt werden.

„Das Geheimnis des Erfolges ist anzufangen.“ (Mark Twain)

Damit wünsche ich Ihnen beim Lesen und Lernen viel Freude und Erfolg!

INHALTSVERZEICHNIS

  1. Hygiene
  2. Die Haut
  3. Reinigung
  4. Schützen und Pflegen der Haut
  5. Apparative Kosmetik
  6. Dekorative Kosmetik
  7. Pediküre
  8. Maniküre
  9. Haarentfernung
  10. Massage
  11. Marketing und Unternehmensführung
  12. Lösungen Übungsaufgaben

1. HYGIENE

1.1 HYGIENE GRUNDWISSEN

Definition von Hygiene

Hygiene umfasst Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Menschen durch Verhütung von Krankheiten und Verhinderung von Infektionen.

Woher stammt der Begriff Hygiene?

Der Begriff stammt aus dem griechischen Altertum. Sowohl in der griechischen als auch in der römischen Götterwelt wurde die Göttin Hygieia als Göttin der Gesundheit verehrt.

Warum ist Hygiene in der Kosmetik wichtig?

Der Komplex der Hygiene wird in 3 Aufgabenbereiche eingeteilt:

Öffentliche Hygiene

Das jeweilige Bundesland erlässt entsprechende Gesetze, rechtlich basieren diese auf dem Infektionsschutzgesetz (IfSG). Der Zweck des IfSG ist es, übertragbare Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern. Die Überwachung sowohl der Einhaltung als auch Durchführung wird durch Gesundheitsämter, Ordnungsämter und die Polizei kontrolliert. Die Nichteinhaltung stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. Zur öffentlichen Hygiene gehören z.B.: Straßenreinigung, Wertstoffhöfe, Trinkwasserversorgung, Abfallbeseitigung, Kanalisation, Lebensmittelüberwachung, Impfungen.

Betriebliche Hygiene

Sie soll die Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Kunden vor Krankheiten bzw. Infektionen schützen. Für das gewerbliche Arbeiten mit oder an Menschen gelten besondere gesetzliche Vorschriften. Wie, wann, wer und womit diese Maßnahmen wie z.B. die Desinfektion von Instrumenten und Flächen, Händedesinfektion, das Sauberhalten von Räumen, Toiletten und Wäsche durchzuführen sind, ist in der jeweiligen Hygieneverordnung genau geregelt. Diese ist für gewerbsmäßig ausgeführte Tätigkeiten am Menschen bindend.

Persönliche Hygiene

Für die persönliche Hygiene ist jeder Mensch selbst verantwortlich. Sinn und Zweck ist es, sich nicht nur selbst zu schützen, sondern sich auch der Mitverantwortung für seine Mitmenschen bewusst zu sein.

Dazu gehören z.B. ein regelmäßiger Gesundheitscheck beim Arzt, regelmäßige Körperpflege und Hände waschen, saubere Kleidung, Stärkung des Immunsystems etc.

Hygienemanagement und Verantwortlichkeit

Zu beachten ist die jeweils gültige Fassung der Hygieneverordnung (HygV) des Bundeslandes, in dem der Betrieb gemeldet ist.

Der Inhaber der jeweiligen Einrichtung trägt die Verantwortung für die Sicherung der hygienischen Anforderungen.

Er trägt Sorge für:

Verlauf einer Infektion

  1. Ansteckung

    → Kontakt mit Krankheitserreger

  2. Infektion

    → Eindringen des Erregers in den Körper über Haut (Wunden) oder Körperöffnungen

    → Vermehrung und Ausbreitung der Erreger

  3. Inkubationszeit

    → Die Zeit, in der Abwehrkräfte versuchen, die Erreger zu vernichten

  4. Infektionskrankheit

    → Es kommt zum Ausbruch der Krankheit, da die Erreger nicht ausreichend bekämpft werden konnten und sich weiter vermehren

Infektionsarten

  1. Tröpfcheninfektion

    durch Atemluft, Husten, Niesen

  2. Kontaktinfektion (Schmutz- und Schmierinfektion)

    durch direkten Kontakt mit Menschen, Tieren, Gegenständen z.B. Gesichtsbehandlung oder Fußpflegebehandlung, kuscheln mit Tieren, Türklinken anfassen, Hände schütteln, Geschlechtsverkehr

  3. Zwischenwirtinfektion

    durch Stiche infizierter Tiere, durch Salmonellen in verseuchten Lebensmitteln

Übertragungswege

  1. Übertragung von Mensch zu Mensch
  2. Übertragung von Gegenständen auf Menschen
  3. Übertragung von Tieren auf Menschen

Krankheitserreger

Neue Studien gehen von einer Besiedlung mit Bakterien auf dem menschlichen Körper in einem Verhältnis von ca. 1 : 1 aus. Dies würde bedeuten, dass auf einen durchschnittlich großen und schweren Menschen, welcher aus vielen Billionen menschlicher Zellen besteht, ebenso viele Bakterien kommen. Die Bakterien auf einer gesunden Hautoberfläche, auf Schleimhäuten und in den Drüsensekreten sind wichtig. Sie schützen uns vor einer Besiedlung mit pathogenen Keimen. Sie ernähren sich von Hautschuppen, die sich täglich von der Haut ablösen und spalten außerdem Fette und bakterienabtötende Fettsäuren auf, die das Wachstum von weiteren Bakterien vermindern. Zusätzlich schützt der Körper mögliche Eintrittspforten durch Sekrete als Erregerabwehr. Das darin enthaltene Enzym Lysozym ist in der Lage, die Zellwände von Bakterien aufzulösen und ist sowohl in Tränenflüssigkeit der Augen, als auch im Speichel und im Nasensekret enthalten. Im Magensaft als auch im Scheidensekret schützen Säuren als chemische Barrieren.

VIREN BAKTERIEN PILZE
GRÖßE 20-350
Nanometer, winzig
0,1-700
Mikrometer, klein
klein-groß
VERMEHRUNG Wirtszelle Reproduktion zur Zellteilung Sporen
STOFFWECHSEL NEIN JA JA
LEBEWESEN NEIN JA JEIN
BEKÄMPFUNG Virustatika, Impfung Antibiotika, Impfung Antimykotika
BESONDERHEIT Regelmäßige Mutation Überlebenskünstler Vorkommen überall, vielseitig
KOMPLIKATIONEN JA JA selten

Beispiele für Infektionen der Haut und ihre Erreger

Art Erreger Krankheit
Herpes Simplex Virus Lippenherpes, Genitalherpes
Varizella Zoster Virus Windpocken, Gürtelrose
Hepatitis Virus begünstigt Tumorwachstum, Leberentzündung
Humanes Immundefizienz Virus AIDS
Humanes Papilloma Virus Warzen, Krebsvorstufen
Staphylokokken Bakterium Furunkel, Karbunkel, Follikulitis, Sepsis
Streptokokken Bakterium Hautinfektion
Candida Albicans Hefepilz Pilzbefall von Haut, Nägel, Schleimhäute
Dermatophyt Fadenpilz Pilzbefall von Haut, Nägel

Um eine Infektion zu vermeiden, müssen mögliche Krankheitserreger abgetötet (keimfrei) oder in einen nicht infektiösen, geschwächten Zustand versetzt werden (keimarm).

Diese Maßnahmen nennt man Desinfektion (keimarm) und Sterilisation (keimfrei).

Desinfektionsverfahren

Sterilisationsverfahren

1.2 HYGIENE-MAßNAHMEN

Auszug aus der Hygiene-Verordnung des Landes Baden-Württemberg:

„Zur Desinfektion dürfen nur Mittel und Verfahren verwendet werden, die entweder von der nach §18 Abs.1 des Infektionsschutzgesetzes zuständigen Bundesbehörde auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt geprüft und in eine zu veröffentliche Liste aufgenommen oder der Desinfektionsmittelliste der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie aufgeführt sind.“

Deklaration:

Für die fachgerechte und wirksame Anwendung von Hygienemaßnahmen sind neben der Auswahl des für den jeweiligen Zweck geeigneten und geprüften Desinfektionsproduktes auch die richtige Umsetzung des Anwendungsverfahrens und die richtige Einwirkzeit und Dosierung ausschlaggebend!

Behandlungsraum

Hände waschen

Hände desinfizieren

Handschuhe

(Pilzen, Warzen, Blut etc.)

Mundschutz

Arbeitskleidung

Instrumente

Flächen

Wunden

Handtücher

Kunden

Sonstiges

Welche Erreger benötigen welches Desinfektionsmittel?

Art Erreger Wirkkategorie
Hepatitis-B- + C-, HI-, Influenza-, Herpes-simplex-, SARS-, Masern- Viren behüllt begrenzt viruzid
Noro-, Rota-, Adeno-, Entero-, Papillom-, Hepatitis-A- + E- Viren unbehüllt viruzid
Staphylokokken, Streptokokken Bakterien bakterizid
Candida albicans, Dermatophyten Pilze fungizid

Hygieneplan

WAS WANN WOMIT WIE WER
Händereinigung -vor Dienstbeginn und -ende
-vor und nach jeder Behandlung
-- Hände unter fließendem Wasser mit Seife einreiben und mit Einweghandtüchern abtrocknen --
HÄNDE Händedesinfektion -vor Dienstbeginn und -ende
-vor und nach jeder Behandlung
-nach Kontakt mit Körpersekret
-- Hände mit ausreichender Menge benetzen, mit Griffreihenfolge 30 Sek. feucht halten --
Handpflege -nach Bedarf mehrmals täglich -- Ausreichende Menge einmassieren --
HAUT Hautdesinfektion -bei Gefahr von Hautverletzungen -- Hautareal benetzen durch Einsprühen oder Wattepads/Tücher --
Wunddesinfektion -nach Verletzungen -- Wunde besprühen, Einwirkzeit beachten --
Instrumentendesinfektion -unmittelbar nach jedem Gebrauch -- In eine vorbereitet Lösung einlegen, Einwirkzeit beachten, danach gründlich abspülen ggf. abtrocknen ggf. sterilisieren --
ARBEITSPLATZ Flächendesinfektion -nach jeder Behandlung -- Fläche im Wischverfahren mit Produkt vollständig benetzen und trocknen lassen, Einwirkzeit beachten --
Fußboden -täglich am Arbeitsende und nach Bedarf -- mit angesetzter Lösung feucht wischen und trocknen lassen, Einwirkzeit beachten --
Abfall -Sofort nach Benutzung -- In verschließbarem, ohne Hautkontakt zu öffnendem Müllbehälter entsorgen --

1.3 HYGIENE FÜR APPARATIVE KOSMETIK

Welche kosmetischen Behandlungen erfordern zusätzliche Hygienemaßnahmen?

Diese Behandlungen sollten nur mit ausreichendem theoretischem und praktischem Fachwissen zu Anatomie, Dermatologie, Anwendung, Hygiene und Indikationen/Kontraindikationen, welche in zertifizierten Schulungseinrichtungen erlernt wurden, durchgeführt werden.

Ab dem Jahr 2022 ist für einige apparative Behandlungen deshalb die Verordnung zum Schutz gegen nicht ionisierende Strahlung (NiSV) zu beachten, welche die Teilnahme an vorgegebenen Lernmodulen zum Erwerb eines bestimmten Fachkundenachweises erfordert.

Welche zusätzlichen Hygienemaßnahmen erfordern diese Behandlungen?

1.4 ÜBUNGSAUFGABEN

  1. Was ist die Inkubationszeit?
  2. Über welche Eintrittspforten können Erreger in den Körper kommen?
  3. Was ist eine Kontaktinfektion?
  4. Welche Hauterkrankungen werden durch Viren verursacht?
  5. Wovon ist die Wirksamkeit von Hygienemaßnahmen abhängig?
  6. Wann und wie sollte man seine Hände desinfizieren?
  7. Nach Herstellerangaben benötigt man für eine Instrumentendesinfektionslösung z.B. bei einer 5-minütigen Einwirkzeit 4 % des Desinfektionskonzentrates. Welche Menge Wasser und Konzentrat wird in einer Desinfektionswanne mit 2 Liter Fassungsvermögen benötigt?
  8. Wie sollten Desinfektionsmittel aufbewahrt werden?
  9. Welche Sterilisationsverfahren sind für einen Betrieb mit körpernahen Dienstleistungen zugelassen?
  10. Welche persönlichen Hygienemaßnahmen sollte eine Kosmetikerin während einer Behandlung einhalten?

2. DIE HAUT

2.1 AUFBAU DER HAUT

Die Haut ist die äußere Hülle unseres Körpers und hat eine Vielzahl an Aufgaben. Die Haut als äußerste Hülle trennt nicht nur die inneren Organe von der Außenwelt, sie ist das Organ, das unsere Mitmenschen von uns wahrnehmen. Deshalb ist es wünschenswert, dass die Haut frisch, jugendlich, straff und ebenmäßig aussieht - und das ein Leben lang.

Darüber hinaus spiegelt die Haut den Gesundheitszustand anderer Organe und des gesamten Organismus wider. Man spricht von ihr auch als „Spiegelbild der Seele“, weil sich auf ihr auch psychische Einflüsse wie Stress, Freude oder Trauer abzeichnen. Die Haut stellt bezüglich Fläche und Gewicht das größte Organ des Menschen dar. Ein Erwachsener besitzt etwa 1,5 bis 2 m2 Haut, was einem Gewicht von ungefähr 10 bis 15 kg entspricht.

Epidermis (Oberhaut)

Die Epidermis, die äußerste Schicht der Haut, besteht aus fünf Schichten und ist 0,1 bis 0,5 mm dick, wobei die mechanisch besonders beanspruchten Stellen am stärksten ausgebildet sind. In der untersten Schicht, der Basalzellenschicht, welche durch die Dermis mit Nährstoffen versorgt wird, werden neue Zellen gebildet, die sogenannten Keratinozyten. Diese durchwandern die Schichten, verhornen immer mehr und werden letzten Endes an der Hautoberfläche abgestoßen. Dieser Zellerneuerungsprozess nennt man Keratinisierung. Er dauert etwa 28 Tage und verlangsamt sich mit zunehmendem Alter.

Dermis (Lederhaut)

Die Lederhaut ist zwischen 0,3 mm und 2,3 mm dick und besteht überwiegend aus festem Bindegewebe und wird nur durch die Basalmembran von der Epidermis getrennt. Hauptbestandteil sind hauptsächlich Kollagenfasern, die sich durch hohe Reißfestigkeit auszeichnen und für das Wasserbindevermögen und damit für die „Prallheit“ der Haut sorgen. Dazwischen befinden sich elastische Fasern, die nach einer Dehnung schnell wieder ihre ursprüngliche Form einnehmen und für die „Spannkraft“ zuständig sind.

Außerdem ist die Dermis von zahlreichen Blutgefäßen, Lymphgefäßen und Nerven durchzogen. Eine der Hauptaufgaben der Lederhaut ist die Versorgung der gefäßlosen Epidermis mit Nährstoffen. Die Anhangsorgane der Haut