Für Lena und Yannis
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Erstausgabe 9/2012
Copyright © 2012 by Reinhard Stransfeld
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783844899412
Bildnachweise:
Front:
Raben: copyright © by Alexander von Knorre Paul: copyright © by Vitamin B/Fotolia
Ad Marginem: Paul Klee
Rückseite:
Wüste mit zwei Dromedaren: Paul Klee
Prolog
Kapitel 1Bemerkenswerte Neuigkeiten
GrünWELT: Unerwarteter Besuch
GrauWELT: Unerwartete Freiheiten
GrünWELT: Unerwartetes Höhlenleben
Kapitel 2„Da bahnt sich etwas an“
GrauWELT: Persönliche und allgemeine Misslichkeiten
GrünWELT: Einladung zum Spielen
WeißWELT: Beginn einer Suche
GrünWELT: Raubeinige Immigranten
GrauWELT: Hinter Gittern
Kapitel 3Triumph und Rückschlag
GrünWELT: Zähne zeigen
GrauWELT: Ben denkt 'grau' / Wie ein Aal
WeißWELT: Reisebeschränkungen
GrünWELT: Neue Plagen
GrauWELT: Gesucht wird…
Kapitel 4„Wer kommt schon auf sowas?“
GrauWELT: Die Häscher auf den Fersen
GrünWELT: Zwei Fronten
WeißWELT: Ungewöhnliches in der Savanne
GrauWELT: Watership down die zweite
WeißWELT: Leben und leben lassen
Kapitel 5Ein viel gefragter Mann
GrünWELT: Eine neue Grenz-Erfahrung
WeißWELT: Trügerische Gesänge
GrauWELT: „Das ist doch wohl der Gipfel!“
WeißWELT: Rache an Medusa
GrünWELT: Dr. Jekyll oder Mr. Hyde?
Kapitel 6Verrat
GrauWELT: Ein Erpel namens Ferdinand
WeißWELT: Im Tal der Pfähle
GrünWELT: Ein un-guter Bürger
GrauWELT: Doch noch keine Ende
Kapitel 7Der Berg der Gladiatoren
WeißWELT: Ungewöhnliche Geschäftigkeit / Die Arena / Vorbereitungen für einen abweichenden Spielverlauf
GrauWELT: Ein Minister verspätet sich
Kapitel 8An allen Fronten
GrünWELT: Die Angst geht um
WeißWELT: Den Spieß umgedreht
GrünWELT: Ein Beschluss mit Folgen
GrauWELT: Wie viele Leben hat ein Paul?
Kapitel 9Es wird hart
GrünWELT: Trauer und Freude
WeißWELT: Der schwebende Wald
GrauWELT: Ausgeplaudert
Kapitel 10Dem Menschen so nah
WeißWELT: Feind oder Freund? / Die Herausforderung / Noch nicht verloren!
GrünWELT: Es wirkt!
WeißWELT: Ein Avatar tritt auf
GrünWELT: Zwischen den Spiegeln
GrauWELT: Der andere Paul
Kapitel 11Die Hoffnung flieht
WeißWELT: Ein unsicheres Pflaster
GrauWELT: Die Enthüllung
WeißWELT: Der unheimliche Feind
GrünWELT: Wechselbad der Gefühle
Kapitel 12Der dunkle Schatten des Giganten
GrünWELT: „Was flieht ist noch nicht tot"
WeißWELT: „Wenn du denkst du bist allein…"
GrünWELT: Rechnung ohne den Wurm
WeißWELT: Unwiderstehlich
GrünWELT: Auf das Blut kommt es an
GrauWELT: Das falsche Opfer
GrünWELT: Auf dem Drahtseil
GrauWELT: Götterdämmerung
Danksagung
Die Ranken krochen unter die Kleidung der Besucher, deren Mienen verrieten deutliches Unbehagen.
In den kantigen Gesichtern der Begleiter war die Bereitschaft zu lesen, auf ein Zeichen des Delegationsleiters dem Spuk ein Ende zu bereiten. Sie hatten jedoch strikte Anweisung stillzuhalten, und so mussten alle die entwürdigenden Untersuchungen hinnehmen. Sie konnten nicht ahnen, wie gut sie daran taten, keinen Widerstand zu leisten. Denn das Unkraut, wie sie es insgeheim betitelten, verfügte über Möglichkeiten, die ihr Vorstellungsvermögen überstiegen.
Die Delegation war nicht unvorbereitet hinsichtlich dessen, was sie erwartete. Dennoch machte das heiße, schwüle Wetter allen zu schaffen, niemand war darunter, dessen Hemd nicht in den Achseln durchgeschwitzt war.
Ein ungewöhnlicher Auftrag führte sie auf diese fremdartige Welt mit dem falschen Klima am falschen Ort und dem seltsamen Himmel, an dem sich windende, farbige Spiralen immer wieder die Blicke anzogen. Es war faszinierend, aber auf die Dauer auch anstrengend, weil sich der Kopf wie unter einem Zwang immer wieder in den Nacken legte, um nach oben zu starren.
Die Untersuchungen waren abgeschlossen, einige Gegenstände hatten die Ranken konfisziert. Doch wurde ihnen bedeutet, dass sie diese zum Abschluss des Aufenthaltes zurückerhalten würden.
Ein dicker grüner Moosteppich bedeckte den Boden, soweit das Auge reichte. Vor ihren Schritten wich er zur Seite und begleitete sie zur Linken und zur Rechten als Welle, die sich in der Geschwindigkeit, in der sie sich bewegten, zur Mannsgröße aufschwang, um hinter ihnen zurückzusinken und den Pfad wieder zu schließen.
Was würde wohl geschehen, wenn einer von ihnen aus der Reihe tanzte, fragte sich mancher, unterließ aber tunlichst, es zu erproben. Inzwischen war allen unheimlich geworden angesichts dieser stummen, doch augenscheinlich höchst wachen Intelligenz, deren Präsenz allenthalben spürbar war, die sich jedoch keiner Gestalt zuordnen ließ.
Der Sonderbeauftragte der OPERATION ZUKUNFT wischte sich den Schweiß nicht nur wegen der schwülen Witterung von der Stirn. Er war froh, dass sie die peinliche Kontrolle ohne Eklat hinter sich gebracht hatten. Es war ihm gelungen, nicht nur sich selbst zu zügeln, sondern auch seine Begleiter von unbedachten Handlungen abzuhalten.
Die Dolmetscherin, die mit ihm zusammen die Gespräche führen würde, hatte sich gut gehalten, wenn auch die Empörung ihr ins Gesicht geschrieben war. Immerhin hatte sie es geschafft, innerhalb weniger Wochen Unique zu lernen. Dies - welche Ironie des Schicksals - dank der Unterstützung der grünen Erde. Nun würde sich hier, auf der weißen Erde, erweisen, wie sie sich mit ihren Gastgebern verständigen konnten.
’Gastgeber’ – ein seltsames, unpassendes Wort für die Gesprächspartner, auf die sie bald treffen würden. Handelte es sich doch um Wesen, die eine beunruhigende Ähnlichkeit mit einem Gemüse haben sollten. Der Delegationsleiter hatte schon viele heikle Aufträge in seinem Leben erledigt, doch dieser übertraf alles. Wie sollte man mit einer Pflanze verhandeln – taktieren, Schwachpunkte herausfinden, über Begehrlichkeiten manipulieren, Vorteile sichern?
In das Grün des Mooses waren einige wenige Bäume und Sträucher eingestreut. Große Bälle aus dornigen Ranken lagen wie hingeworfen auf der Moosdecke. Hohe Hecken bildeten hier und dort geschlossene, nicht einsehbare Räume. Doch das alles war nichts gegen die ’Burgen’. Dem Beauftragten fiel kein passenderer Begriff ein.
Sich gewaltig auftürmende Gebilde mit einer beunruhigenden Ausstrahlung beherrschten die Landschaft. Sie bestanden offenbar aus Pflanzen unterschiedlichster Art. Einige bildeten die Konstruktion, andere dienten der Verkleidung. Etliche der ’Burgen’ leuchteten in hellen Farben, in ihrer Mehrzahl wirkten sie jedoch düster und unheimlich. Zuweilen meinte er, Laute zu hören. Sie klangen nicht fröhlich. Unwillkürlich schüttelte sich der Sonderbeauftragte, ein Schauer lief ihm über den Rücken.
Er wusste nicht genau, was ihn erwartete. Nur so viel, dass er sich auf Pflanzen einstellen musste. <<Eine unwirkliche Welt>> Jedenfalls stand eines für ihn fest: Er würde heilfroh sein, wenn seine delikate Mission beendet war.
Ihr Weg endete unter den ausladenden Ästen eines kleinen Hains gewaltiger Bäume. Dort wurden sie von Wesen erwartet, die wohl die 'Gastgeber' waren: Pflanzen, die an Porree erinnerten. Anders als beim Porree gruppierten sich um den Stamm, der im Boden wurzelte, mehrere beinähnliche Gebilde, die allerdings keine Füße hatten, sondern mit runden Plateaus abschlossen. Die unteren, äußeren Blätter endeten in ’Fingern’, die vermutlich dem Greifen dienten.
Soviel wusste er: Diese seltsamen Wesen konnten gehen. Dazu zogen sie ihre Stammwurzel aus dem Boden und benutzten dann die drei Beine, die ihnen ein Gehen in beliebige Richtungen erlaubt, ohne sich drehen zu müssen. Der Stamm fächerte sich in Blätter auf, in der Mitte ein trichterförmiges Gebilde, einer Blüte gleich.
Inzwischen waren sie dicht genug heran gekommen, um erkennen zu können, dass diese Blüte eine kugelförmige Auswölbung enthielt. Und - darauf war er nicht vorbereitet, er erlebte es nahezu als Schock - auf dieser Kugel zeichnete sich schemenhaft ein menschliches Gesicht ab, in seinen Konturen nur angedeutet, aber unverkennbar.
<<Was ist das? Eine Mischung aus Pflanze und Mensch?> Er erschauerte innerlich angesichts dieser Perversion des Lebens. Und doch – dies waren offensichtlich die Wesen, mit denen sie ein Abkommen zum Nutzen beider Parteien schließen würden.
Am Gespräch nahmen mehrere 'Porrees' sowie er und die Übersetzerin teil. Ihre Begleiter saßen abseits, der Inhalt des Gesprächs und der zu treffenden Vereinbarung war für sie tabu. Immerhin servierten ihre Gastgeber Wasser. Anstandshalber trank er einen Schluck. <<Donnerwetter, das ist mal ein Wasser>> Es war kühl und fein perlend und von einem hervorragenden Geschmack – so gut, dass er sein Glas bald geleert hatte und sich nachschenken ließ.
Es hatte Vorabklärungen gegeben, daher bedurfte es keiner umfänglichen Verhandlungen. Die Inhalte hatten es allerdings in sich. Zudem existierten sichtbare Nachweise für die Fähigkeit der Pflanzenwesen, die gewünschten Wirkungen zu erreichen. Dazu wurde er, auf seinen Wunsch allein, in eine nahe gelegenen ’Burg’ gebracht.
Der Transport war eine unheimlich anmutende Demonstration des Könnens dieser Wesen. Zwei von ihnen stellten sich mit ihm auf eine Art Teppich, er wurde angewiesen, sich zu setzen. Ohne erkennbaren Antrieb setzte sich der ’Teppich’ in Bewegung und glitt über das 'Moos', als würde es stetig bergab gehen. Hände schienen aus dem Moos herauszulangen und sie weiterzureichen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
Obwohl aus lebenden Pflanzen errichtet, wirkte die ’Burg’ wie ein Gemäuer, aus dessen Tiefen es kein Entrinnen geben konnte. Pflanzen - natürlich - leuchteten die Treppe aus, dorthin, wo die Versuchspersonen in engen Verliesen ihrem Zustand entsprechend mehr oder weniger teilnahmslos ihrem Schicksal entgegen dämmerten.
Es waren Menschen, Freiwillige, die sich auf der grauen Erde gegen die Zusicherung des Straferlasses - wenn sie diese Mission überlebten - für die Experimente zur Verfügung gestellt hatten. Manche konnten sich noch aufraffen und wandten sich ihm zu. Er blickte in gequälte Gesichter, Münder öffneten sich, um ihr Leid herauszustöhnen… Rasch ging er weiter.
Er konnte an ihnen die verschiedenen Stadien der Wirkungen des von den Pflanzenwesen entwickelten Faktors verfolgen. Es war nicht schön und wurde mit zunehmender Einwirkzeit des Faktors immer…eindrucksvoller. Schaudernd wandte er sich schließlich ab. Eines stand jedoch zweifelsfrei fest: Die geforderten Wirkungen treten mit unabwendbarer Folgerichtigkeit ein. Die Voraussetzungen für die Durchführung des ambitionierten Planes waren gegeben.
Nach einer Abstimmung über Termine war seine Mission beendet. Auf dem Rückweg beobachtete er sorgfältig die Miene der Übersetzerin. Deren Gesicht war bleich und ihr Blick irrte umher. Sie war verstört. <<Nicht gut. Da wird man etwas tun müssen>> Doch das würde Gott sei Dank nicht seine Sache sein.
Endlich wurde das möglich, worauf mächtige Interessen seit längerem drängten. Die Maßnahme würde mit gewaltigen Opfern verbunden sein. Bedauerlich für die Betroffenen, war es doch erleichternd, dass diese Opfer von anderen erbracht werden würden. Er war jedenfalls hoch zufrieden - mit den Ergebnissen und mit der Aussicht, sehr bald diese Welt hinter sich lassen zu können.
Der Übersetzerin war etwas aufgefallen, das dem Sonderbeauftragten entgangen war – und wenn, wäre es ihm wohl als belanglos erschienen. Im Verlauf des Gesprächs war die Luft von in rascher Folge wechselnden Aromen erfüllt gewesen. Als hätte zwischen den Pflanzenwesen eine Kommunikation mithilfe von Düften stattgefunden, während ihre Münder zu den Menschen in der Universalsprache redeten. Es musste Gründe geben, warum die Pflanzen sich untereinander zusätzlich in einer Weise verständigten, die die Besucher nicht verstehen sollten. <<Für uns sicherlich nichts Erfreuliches>> Doch dieses Wissen und ihre Vermutungen gehörten nur ihr. Und an wen hätte sie es weitergeben können?
„Ist dir eigentlich etwas an dir aufgefallen?“ Paul warf Ben einen bedeutungsvollen Blick zu. „Was sollte mir aufgefallen sein?“ Ben runzelte die Stirn, denn Pauls Stimme hatte einen süffisanten Unterton. „Na, als wir neulich den Berg hoch gelaufen sind, dem Bären in die Arme.“ Bens Stirnfalten vertieften sich. „Ich weiß immer noch nicht, was du meinst.“
„Man hat dich deutlich gehört.“ Paul guckte Ben erwartungsvoll an, nun musste doch der Groschen gefallen sein. „Mich gehört?“ Ben schien wirklich aus dem Mustopf zu kommen und Paul rollte die Augen. „Du hast nach den paar Metern Anstieg geschnauft wie nach einem 10-Kilometer-Lauf.“
Ben guckte verkniffen drein. Allmählich ahnte er, worauf Paul hinaus wollte, und das gefiel ihm gar nicht, hatte er doch bisher einen großen Bogen um dieses Thema gemacht. Allerdings war ihm beim morgendlichen Blick auf sein Spiegelbild nicht entgangen, dass sich seine Hüften in den letzten Wochen gerundet hatten.
„Ja, und nun?“, knurrte er. „Das ist doch ganz einfach. Du brauchst Bewegung. Lieber gleich, bevor Marileen es mitkriegt“, stichelte Paul. Damit hatte er ihn, was beide wussten. „Was schlägst du vor?“, seufzte Ben. „Lass uns eine Runde joggen. Ich meine, eine richtige Runde“, schob Paul hastig nach um klarzustellen, dass Ben sich nicht mit einem Anstandsründchen ums Karree aus der Affäre mogeln könne.
Eine Viertelstunde später machten sie sich auf den Weg. Für Sinchen war es eine Selbstverständlichkeit, Paul beim Joggen zu begleiten – oder besser, voran zu fliegen, damit ihm klar war, wo es lang ging. Für Leonidas war es hingegen das erste Mal. Er flatterte wild vor und zurück und brauchte einige Zeit, bis er sich auf den Rhythmus der Läufer eingestimmt hatte.
Eigentlich war es Paul zu langsam, doch wollte er Ben nicht hetzen. Dafür machen wir eben ein bisschen länger, hatte er sich überlegt. Sie liefen südwärts aus dem Ort hinaus aufs freie Feld. Es war warm, doch der Himmel bedeckt, daher war es noch angenehm. Ben hatte allerdings bereits ein gerötetes Gesicht und schnaufte vor sich hin. Unterhalten konnte man sich mit ihm nicht, stellte Paul missbilligend fest.
Sinchen spürte es als Erste, dazu trug wohl die leidvolle Erfahrung des Falkenangriffs bei. Zwei Elstern hatten sich lautlos genähert und gingen nun zum Angriff auf die Minis über. Blitzschnell hatte Sinchen sich auf Paul Schultern zurückgezogen. Leonidas ahnte nichts von der Gefahr und war in der Luft geblieben. Als die Elstern ihn anflogen und begannen, auf ihn einzuhacken, geriet er in Panik und flog höher, anstatt Schutz bei Ben zu suchen.
Hässlich krächzend, setzten die beiden Angreifer nach und binnen kurzem gab Leonidas klägliche Laute von sich. Ben war außer sich und schrie, doch Leonidas war nicht fähig zu reagieren. Plötzlich, zu Pauls Erschrecken, schwang sich Sinchen wieder auf. Die Elstern nahmen sie nicht wahr, so intensiv waren sie mit Leonidas beschäftigt. Rasch hatte sie daher eine Position oberhalb der Angreifer erreicht. Und nun konnte der erstaunte Paul beobachten, was ihm angesichts seiner Lage bei dem Angriff des Heloten im Winter verwehrt war: Sinchen im Sturzangriff. Zwar war der Höhenunterschied geringer als damals, doch genügte es, um der einen Elster einen kräftigen Hörnchenstoß zu versetzen. Schmerzgepeinigt konnte diese sich gerade eben noch in der Luft halten und drehte umgehend ab.
Die Angriffslust der anderen war nun gedämpft, und als Sinchen Anstalten machte, mit ihr das Spiel zu wiederholen, suchte auch sie zeternd das Weite. Leonidas landete auf dem Boden, für eine Schulterlandung war er zu sehr durcheinander. Ein besorgter Blick – Ben war beruhigt. Die Flügel hatten nichts abbekommen.
Ans Weiterlaufen war natürlich nicht mehr zu denken. Sinchen aber war die Heldin des Tages und durfte abends mit ihren eigenen Worten schildern, wie das Ganze abgelaufen war. Das tat sie in so erschöpfender Weise, dass damit ein wesentlicher Teil der Unterhaltung angefüllt war.
Als Paul, stolzer Ziehvater des mutigen Minimädchens, schließlich mit ihr abzog, war er sehr mit sich und der Welt im reinen. „Was war denn mit der los?“, stöhnte Mikael stellvertretend für alle. „Hat sie einfach nur Paul imitiert? Oder freute sie sich, auch mal was sagen zu können?“ Keiner antwortete. Das Interesse lag bei null, alles noch einmal aufzuwärmen.
„Ihr solltet euch mit Ausflügen aus dem Ort hinaus in nächster Zeit zurückhalten.“ Karloff trug seine Empfehlung vorsichtig vor, hatte er doch zu oft die Erfahrung machen müssen, dass letztlich genau das Gegenteil von dem eintrat, was er durchsetzen wollte. Daher war er bescheiden geworden.
„Was ist denn los?“ Bens Miene wurde zum Fragezeichen.
„Irgendetwas geht da draußen vor. In den letzten Tagen wurden zwei Transporte mit Lebensmitteln geraubt und sind bis heute spurlos verschwunden geblieben.“ „So etwas hat es doch früher nie gegeben, oder?“ Paul schaute Karloff nachdenklich an. „Nein, das ist wieder einmal etwas ganz Neues. Ziemlich unruhige Zeiten haben wir“, seufzte dieser.
Ben zerfurchte die Stirn. „Was wäre passiert, wenn der Lähmungsangriff im Winter erfolgreich gewesen wäre? Was hätte der Feind damit gewonnen?“
Eine merkwürdige Frage zu diesem Zeitpunkt, fanden einige. Daniel probierte sein Glück: „Im Grunde dürfte sich am Ziel nichts geändert haben: die Fachkräfte aus dem Zentrum.“ Dann war er ratlos. „Aber was hat das mit dem Verschwinden der Lebensmittel zu tun?“
Paul dämmerte, worauf Ben mit seiner Frage hinaus wollte. „Das hätten sie aber nicht aus ihrer Festung im Süden machen können. Dazu mussten sie vor Ort sein. Und das bringt uns zu der Frage, wo die beiden Versorgungswagen abgeblieben sind. Oder?!“ Er schaute Ben an.
„Gut gebrüllt Löwe“, bestätigte Ben Pauls Vermutungen. Bei ‚gut gebrüllt Löwe’, fühlte sich Leonidas im Mittelpunkt der Unterhaltung. Er rieb seine Flanke nachdrücklich an Bens Hals und brach in ein vernehmliches Schnurren aus. Ben streichelte ihn gedankenverloren.
„Die wussten nicht wohin und hatten sich irgendwo eingebuddelt. Jetzt müssen sie zusehen, wie sie über die Runden kommen“, setzte Paul den Gedanken fort. „So ungefähr stelle ich mir das vor“, nickte Ben ihm zu.
…
„Wo könnten sie stecken?“, überlegte Ben laut, als sie auf dem Weg zum Fußballspielen waren. „Frag mich mal, ob ich eine Idee habe.“ Paul schaute ihn verschmitzt von der Seite an.
„Hast du eine Idee?“ „Ja!“
„Also raus mit der Sprache“, in Bens Stimme schwang Unmut mit. Paul beeilte sich mit der Antwort: „Erinnerst du dich an das Waldlager der Bergfestung? Das ist damals vorübergehend genutzt worden und blieb anschließend verlassen, soviel ich weiß.“ Seit dem Entscheidungskampf war er nicht mehr dort gewesen.
„Hm, das wäre denkbar“, überlegte Ben. „Aber wie kriegen wir das raus?“ Ich wüsste schon wie“, gab sich Paul selbstgewiss.
Ben überlegte einen Moment. „Wieder mal ein Alleingang, oder?“ Er verzog unmutig das Gesicht. „Nein, ein Alleingang wird es nicht. Aber leider hat das nichts mit dir zu tun, denn du kannst hier nicht springen.“
Ben ahnte, worauf es hinauslief. „Rudy?“ „Genau“, Paul nickte. „Ist sowieso wieder mal fällig. Ich war schon ein Weilchen nicht mehr bei ihm.“ „Denk an die Mitbringsel.“ „Richtig“, Paul schlug sich die Hand vor den Kopf, „da muss ich vorher noch schwer einkaufen.“
Eine besondere Überraschung erwartete Paul, als sie vom Fußballspielen zurückkamen. Von einem Rundgang im Garten kamen gerade Eléane und – Leonore zurück. „Da staunst du, nicht wahr?“, schmunzelte sie, als sie seinen entgeisterten Blick sah, „langsam werden wir alle flügge und können uns selbst aussuchen, wann wir springen.“
„Aber du bleibst mir genau so lieb und wertvoll wie früher“, fügte sie hinzu, weil ihr Pauls vermischten Gefühle nicht entgangen war. Anfangs sträubte er sich, ließ es aber dann doch zu, dass sie ihn in die Arme nahm.
…
Kaum hatte sich die erste Helligkeit durch die Zweige gestohlen, stand Paul vor Rudys Hütte. Die Fensterläden waren noch verschlossen. Paul nickte befriedigt, hatte er ihn endlich auch einmal als Langschläfer ertappt. Kräftig klopfte er an die Tür, um Besuch anzukündigen. Er war gespannt, ob Rudy sich verändert hatte. Schließlich hatte er ihn seit einigen Monaten nicht gesehen.
Er hatte nicht. Ruppig wie eh und je stand er in der Türöffnung, ungehalten über die Störung. Denn wie er zu sagen pflegte: Er bekam selten Besuch. Als er Paul erkannte, ging ein zwiespältiges Grinsen über sein Gesicht: „Na, wieder Hunger?“ „Von wegen“, antwortete Paul, „dieses Mal musst du zusehen, wie du mit dem schlechten Gewissen fertig wirst.“
Er ergriff einen großen Sack, den er seitlich gestellt hatte, damit Rudy ihn nicht sogleich sah, und schob sich damit an ihm vorbei in den Raum. Den Sack stellte er auf den Tisch und zog die beiden hinteren Zipfel hoch. Heraus purzelten zwei große Schinken, zwei Käseräder, schließlich zwei Laibe Brot. Und Kaffee!
Rudy war perplex. Er wusste bisher nichts über Pauls Herkunft und seine Fähigkeit zu springen, daher konnte er sich nicht erklären, wie Paul die Sachen herangeschleppt hatte. Gleichzeitig glänzten seine Augen. Das konnte er wie immer gut gebrauchen.
„Ich dachte mir, mit Eremiten ist es wie mit Bären. Irgendwie haben sie immer mächtigen Hunger. Und damit du in deiner Gier nicht auf die Idee kommst, dich an mir zu vergreifen, habe ich lieber vorgesorgt.“
„Solch einen Hunger kann ich gar nicht haben, dass ich an deinen mageren Knochen Gefallen finden könnte.“ Rudy schmunzelte vergnügt, die Freude über den unverhofften Segen stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Unter diesen Umständen lade ich dich zum Frühstück ein“, gab er sich nun Paul gegenüber großzügig. „Danke“, lachte der, „ich habe schon gefrühstückt. Ich ahnte, wie schwer es dir fallen wird, etwas von den Vorräten herauszurücken, wenn sie erst einmal in deinen Fässern verschwunden sind.“
„Das ist sehr klug von dir. Man soll seine Freundschaften achten und durch seltene Besuche und bescheidenes Auftreten möglichst wenig Schaden anrichten“, schmunzelte Rudy selbstzufrieden. Doch vor dem Frühstück ließ er es sich nicht nehmen, seine Morgentoilette am Teich zu machen. Er dehnte es genüsslich aus, denn er wollte ein wenig damit prahlen, was für ein harter Bursche er sei. Mit Erfolg, denn Paul fröstelte es, als Rudy sich das mit der großen Kelle geschöpfte kalte Wasser über den mächtigen Leib goss.
Paul trank anschließend einen Kaffee mit. „Also, was führt dich so überraschend hierher? Du machst doch nicht nur einen Höflichkeitsbesuch.“ „Schade, ich dachte, du merkst es nicht“, gab Paul sich durchschaut. „Eigentlich wollte ich dir das, was ich vorhabe, als einen Ausflug verkaufen.“ „Und wo soll der hingehen?“ Rudy kniff die Augen zusammen.
„Was meinst du wohl?“ „Dorthin, wo wir schon einmal waren?“ Paul grinste nur. Einem Waldwesen wie Rudy konnte es nicht entgangen sein, dass sich in seiner Umgebung ungewöhnliche Dinge taten. Doch ihn als Eremiten kümmerte es ihn nicht, solange seinen eigenen Angelegenheiten davon nicht berührt wurden. Mit Pauls Anwesenheit würde sich das wohl ändern. Davon war er nicht begeistert. Dessen Überraschungsbesuch nahm er daher mit gemischten Gefühlen wahr.
„Was meinst du, da herausfinden zu können?“, fragte Rudy denn auch ein wenig kurz, was Paul nicht entging. Hier war Diplomatie erforderlich. Rudy würde mit seiner genauen Kenntnis des Waldes eine wichtige Hilfe sein, bei aller Freude über das Wiedersehen war die praktische Seite nicht zu unterschätzen.
„Was denkst du?“ Paul guckte so arglos, wie er nur konnte.
Die Anlage erschien gegenüber dem ersten Besuch unverändert, allerdings wirkte alles heruntergekommener als früher. Vor den Hütten gab es Feuerstellen, neben denen Holz aufgeschichtet war. Bald zeigten sich mehrere Heloten. Sie verließen eine der Hütten und verschwanden in den Wald hinein. Schließlich erspähten sie auch die verschleppten Fuhrwerke. Sie hatten genug gesehen, und so leise, wie sie herangeschlichen waren, zogen sich Rudy und Paul wieder zurück.
„Heute nicht pinkeln?“, witzelte Rudy und spielt damit auf eine Begebenheit bei Pauls erstem Besuch an, die beinahe desaströse Folgen gehabt hätte. „Nein, wir mussten ja dieses Mal nicht so lange herumlungern“, grinste Paul.
„Und was nun?“ Rudy hatte noch einmal eine kräftige Mahlzeit von Pauls Mitbringseln zu sich genommen und geruhte nun, Paul zuzuhören.
„Wir wollen sie fangen. Sie haben sich inzwischen ein paar Mal an den Lebensmitteltransporten vergriffen und wer weiß, welchen Schaden sie noch anrichten könnten. Und wenn sie dir nur das Wild vertreiben“, fügte Paul beiläufig hinzu und schaute an die Decke. Damit hatte er auf einen wunden Punkt getippt. Seufzend ließ sich Rudy auf das weitere Gespräch ein.
„Habt ihr denn schon eine Vorstellung, wie ihr das machen wollt?“ Paul überlegte. „Wir könnten natürlich mit Luftschiffen, vollgeladen mit Truppen, anrücken und uns mit ihnen rumprügeln. Aber das wäre ein ziemlich großer Aufwand. Die Frage ist, ob es nicht auch raffinierter geht.“
„Was ist mit dir los?“, spottete Rudy. „Bisher bist d u doch immer der mit den guten Ideen.“ „Ich weiß auch nicht“, Paul gab sich grüblerisch. „Mir fällt nichts ein. Vielleicht hast du auf mich abgefärbt.“ Er grinste Rudy herausfordernd an, inzwischen wusste er, wie er ihn nehmen musste.
„Werd bloß nicht frech“, brummte der, aber darin klang der Spaß am Wortgefecht durch. Schließlich hatte er schon längere Zeit keine Gelegenheit, sich zu streiten. Daher tat ihm das richtig gut.
„Also – wie steht’s?“ Paul blieb hartnäckig dran. Rudy versank einen Moment in sich. „Lass uns erst mal einen Ausflug machen. Dann kommt uns vielleicht eine Idee.“ Mit den unerwarteten Vorräten hatte Rudy Luft und konnte einen Tag drangeben. Außerdem machte es ihm durchaus Spaß, einmal ohne Pflichten und in Begleitung durch den Wald zu streifen. Das würde er Paul gegenüber aber um keinen Preis eingestehen.
…
Die Sonne hatte den morgendlichen Dunst aufgelöst. Frohgemut schritt Paul neben Rudy her und überließ es ihm, den Weg zu wählen. Als sie den Klammbachgraben durchquerten, ahnte er das Ziel. Rudy wollte wieder hinauf auf die Höhe, die einen freien Blick über das Tal bot. Das war ihm Recht. Dieses Mal gab es keinen Leoparden, der ihnen heimlich folgte.
Einmal wies Rudy auf einen kräuterartigen Bewuchs. „Aus diesem Zeug brauen sie sich ein Gesöff, so etwas Ähnliches wie Bier“, erläuterte Rudy. „Die halten es hier nur im Suff aus, was?“, spöttelte Paul. „Dafür reicht das Kraut nicht“, wandte Rudy ein. „Sie machen das nur einmal im Monat.“
Eine Stunde später hatten sie die Höhe erreicht. Die Luft war noch frisch, dennoch war ihnen ordentlich warm geworden. Da kam ein kräftiger Zug aus der Wasserflasche gerade recht. Im strahlenden Sonnenschein setzten sie sich nieder und ließen den Blick über das offene Tal streifen. Unten schäumte der Bach, der für diese Jahreszeit erstaunlich viel Wasser führte; sie meinten, das Rauschen zu hören.
„Wie läuft das eigentlich ab, wenn die ihr Gesöff brauen?“ Paul blickte gedankenverloren auf das gemächliche Spiel der Wolken. „Nun, sie setzen es mit irgendeinem Mittel an und lassen es zwei Tage gären. Und dann saufen sie alles in einer Nacht weg. Da kannst du das Schnarchen meilenweit hören.“
<<Dafür muss ich gar nicht so weit gehen>> Paul hütete sich, das laut zu sagen. „Und wann ist es wieder soweit?“, fragte er stattdessen. „In drei Tagen“, antwortete Rudy und schaute ihn scharf an. Paul schaute versonnen über das Tal und schwieg sich aus. „Ich habe da so eine Idee“, sagte er dann.
…
Zwei Nächte später schlichen sich zwei vermummte Gestalten an das Lager heran: eine riesige und eine schmächtige. Es war sternenklar und fast Vollmond, daher fanden sie gute Sicht vor. Zu dumm, dass man selbst leicht gesehen werden konnte. Da es aber bisher keine nächtlichen Zwischenfälle gegeben hatte, waren die Heloten nachlässig geworden.
Den beiden gelang es daher, unbemerkt bis an die Front eines der Gebäude heranzuschleichen. Sie drückten sich an der Mauer entlang bis zur Pforte. Sie war nicht verschlossen, sondern lediglich durch Riegel versperrt. Sie quietschte beim Öffnen. Die Gestalten zuckten zusammen und hielten inne.
Alles blieb ruhig. Aufatmend schlichen sie hinein und zogen die Tür wieder an. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe leuchtete auf und wurde sogleich von einer Hand abgedeckt. Nur noch vage Schemen zeichneten sich ab, genug, um die Konturen eines mächtigen Kessels in der Mitte des Raumes zu erkennen. Einige behutsame Schritte, dann schwang sich der Kleinere der beiden auf ein Gerüst, das neben dem Kessel stand und den Zugang zu dessen Oberseite erlaubte. Diese war durch einen großen Deckel verschlossen, der jedoch eine Öffnung enthielt.
Er nahm nun einen Beutel zur Hand und schüttete dessen Inhalt in den Kessel. „Muss man das nicht verrühren?“, fragte der Riese besorgt. „Nein, das löst sich auf und verteilt sich“, beruhigte der Kleine. Er stieg vom Gerüst herab, und die beiden Saboteure setzten sich zum Ausgang in Bewegung.
Die Tür knarrte. Die beiden Gestalten stoppten, dann huschten sie zur Seite und pressten sich hinter ein Ballenlager. Der Ankömmling entzündete ein Licht und machte sich daran, den Raum zu erkunden. Der Riese spannte die Muskeln an, doch der Kleine legte ihm die Hand auf den Arm und bedeutete, still zu bleiben und schien dann in sich zu gehen.
Plötzlich hielt der Neuankömmling inne. Er vermeinte, draußen Stimmen gehört zu haben. Für einen Moment zögerte er, dann tappte er zur Tür und verließ den Raum. Draußen lauschte er. Ja, da war es wieder. Es kam von der Seite des Gebäudes. Vorsichtig setzte er sich in Bewegung, die Sinne nach vorn gerichtet.
Hinter ihm öffnete sich die Pforte noch einmal. <<Wo steckt der Wachposten?> Behutsam sondierte Paul die Lage. Der Posten schaute gerade vorsichtig um die Ecke zur gegenüberliegenden Längsseite des Gebäudes. Merkwürdig, nichts zu sehen. Und hören konnte er auch nichts mehr. Er kratzte sich am Kopf. <<Kann man nichts machen>>
Paul atmete tief durch und fand in die Realität zurück. Im Moment half ihm das jedoch nicht viel. Gerade noch, dass er einen harten Schlag auf den Kopf verspürte. Dann brach er zusammen.
Ein ziehender Schmerz am Hinterkopf weckte ihn. Vorsichtig öffnete er die Augen. Undeutlich nahm er eine Baumkrone über sich wahr. Hastig richtete er sich auf. Das hätte er lassen sollen, denn umgehend sank er stöhnend zurück. Abrupte Bewegungen nahm ihm sein Kopf gegenwärtig übel.
Dann hörte er ein Geräusch und eine große Gestalt beugte sich über ihn. <<Wer ist das?> Bevor Paul sich erschrecken konnte, ertönte ein vertrautes Organ: „Na, ausgeschlafen?“ Erleichtert seufzte er auf. Selten hatte er Rudys Organ als so beruhigend empfunden. „Was war denn los?“ Behutsam vermied er jede heftige Bewegung, er sprach sogar langsamer als gewöhnlich.
„Zwei von den Spaßvögeln hatten sich von hinten angeschlichen und gedachten, uns flachzulegen. Was ihnen bei einem Federgewicht wie dir ja auch ziemlich leicht fiel.“ „Von wegen. Ich habe mich absichtlich niederschlagen lassen, damit du wieder einmal sagen kannst, du hättest alles gerettet.“
„Sei bloß froh. Ohne mich hätten sie dich in dem Sud abgekocht, um sich mit der Brühe vom Läusebefall zu befreien. Das wäre dann deine letzte große Tat gewesen.“
Paul zog es vor, diesen Aspekt ihres Ausflugs nicht zu vertiefen. Aber neugierig war er doch. „Wie ist es eigentlich weiter gegangen, nachdem ich abgetaucht war?“ „Na, wie schon. Ich habe den Beiden was obendrauf gegeben, da haben sie dir am Boden Gesellschaft geleistet.“
„Mit Rudy als Helotenrammer brauchst du keinen Vorschlaghammer“, kalauerte Paul. Seine wichtigsten Talente hatten die abrupte Wendung des Ausflugs offenbar schadlos überstanden. Rudy rollte die Augen.
Kaum zeigte sich der erste fahle Streifen des Tages über dem Lager, tauchten zwei mächtige Silhouetten am Himmel auf. Sie senkten sich bis zu den Baumkronen ab. Strickleitern wurden herab geworfen, und Männer stiegen hinunter.
Sie hatten auf der einen Seite leichtes Spiel. Die Heloten lagen betäubt in den Hütten. Die Sache hatte aber auch eine ärgerliche Seite: Man musste diese kantigen Knochen schleppen und obendrein hochhieven. Das ging besonders bei den großen Aufsehertypen mächtig in die Arme.
Nach einer guten Stunde war der Spuk beendet. Noch vor dem Sonnenaufgang waren die Luftschiffe auf dem Rückweg, und die Gruppen der Gefangenen traten verschiedene Wege in die Zukunft an. Die Transporte in der Umgebung von Jolandra würden künftig wieder ihren Bestimmungsort unbehelligt erreichen.
„Dass man dich mal wieder sieht!“ Der Detektiv winkte seine Kollegin an den Tisch in der Kantine. „Hallo!“ Sie balancierte ihr Tablett zwischen den Stuhlreihen bis zum Platz gegenüber dem Kollegen und ließ sich seufzend nieder. Unauffällig guckte er auf ihren Teller. Sie hatte wieder das vegetarische Gericht genommen: Crêpe mit Ratatouille. <<Wie kann man damit über den Tag kommen?>
Das sagte er aber lieber nicht laut, denn sonst müsste er wieder die übliche Tirade über sich ergehen lassen: wie viel Stress sie hat und deshalb mehr isst, als es ihrer Form gut tut, und dass sie deshalb diäten muss und so weiter, und so weiter.
„Du bist zu beneiden. Dass du immer diese Nudelberge essen kannst. Wie schaffst du das bloß, ohne zuzunehmen?“ Mit schlafwandlerischer Sicherheit landete sie bei ihrem Lieblingsthema. „Wenn hier einer wen beneiden könnte, wäre es doch wohl umgekehrt“, lenkte er das Gespräch geschickt in eine andere Richtung. „Schließlich bis du doch ständig unterwegs. Mit spannenden Sachen, wie man so hört.“
„Ja, unterwegs bin ich schon eine Menge. Aber s o o spannend ist das Ganze auch wieder nicht.“ Die Anfrage blieb unbeantwortet. „Aber wie geht es dir denn so? Und überhaupt: Was macht denn unser spezieller Freund?“ Arglos schaute sie ihn über den Rand ihrer Brille an.
„Unser Freund?“, seine Antwort wirkte irritiert. „Na komm, du weißt schon. Bienen-Paul natürlich.“ „Ach so, den meinst du. Ich habe lange nichts mehr mit ihm zu tun gehabt.“ Das schien sie nicht zu befriedigen, doch offenbar wollte sie nicht darauf herumreiten. „Aber wie steht es mit dir? So wie du herumkommst, weißt du sicher mehr als ich“, drehte er den Spieß um. Sie winkte ab mit der Bemerkung: „Ach, viel weiß ich auch nicht.“
Sie merkte selbst, damit etwas eingestanden zu haben, und sah sich genötigt nachzulegen: „Es tun sich wohl ein paar Dinge, über die ich aber auch nicht weiter informiert bin. Ich habe bloß was läuten hören, dass sich wohl in Bezug auf den Decker was ändern wird.“
Der Detektiv ließ nicht erkennen, was er dachte. Insgeheim war er froh, nichts über sich und Paul preisgegeben zu haben. Es ist wohl heute nicht mehr so wie damals, ging ihm durch den Kopf. Als sie noch als Team zum Einsatz gefahren waren. Doch hatte sie nicht gesagt, dass Dinge sich ändern? Er würde künftig noch vorsichtiger sein mit dem, was er von sich gab.
…
Die Sonne gleißte noch auf den Dächern, doch die Schatten waren länger geworden, und so erreichten die Strahlen nicht mehr den Boden. Zum Abend war eine Brise aufgekommen und hatte die Hitze des Tages aus den Häuserschluchten und von den Plätzen vertrieben. Ein wunderschöner Sommerabend lockte die Menschen aus den Räumen, in denen sie während des Tages ausgeharrt hatten, um der Glut zu entgehen.
Auch die Familie Korte ließ es sich nicht nehmen, in eines der Gartenrestaurants zu ziehen, um dort bei Souvlaki und Moussaka, Stifado und Calamares in die Dämmerung hinein griechische Küche zu genießen. Es gab einen Anlass zu feiern. Gittas Finger war wieder völlig nachgewachsen und wie neu. Deshalb war Eléane Ehrengast des Abends.
Eigentlich hielt sie sich nicht gern auf der grauen Erde auf, jedenfalls nicht in der Stadt. Inmitten von Stein und Stahl dem Lärm, den Abgasen und dem Menschengewimmel ausgesetzt, fühlte sie sich nicht wohl. Doch da griechische Küche in Jolandra nicht bekannt war und man luftig unter Bäumen saß, fand sie durchaus Gefallen an der Einladung. Im Übrigen konnte sie mit ihrer Arbeit wirklich zufrieden sein, sie hatte es sich verdient.
Inzwischen hatte es des Öfteren Kontakte zwischen den beiden Familien, den Solomons und den Kortes, gegeben. An Gesprächsstoff mangelte es nicht, und Paul genoss einmal mehr seine Sonderstellung – war er es doch gewesen, der die Verbindung zwischen den beiden Welten zustande gebracht hatte.
So war es ein rundum gelungener Abend, und man schlenderte gemütlich zurück. Der Verkehr tröpfelte nur noch, eine friedliche abendliche Stimmung lag über der Stadt.
<<Wenn ich Katze wäre, würde ich jetzt schnurren>> Paul war rundum mit sich und der Welt zufrieden. Doch warum die plötzliche Unruhe? Von einem Moment zum anderen war ihm, als wäre die Dunkelheit dichter geworden und näher an ihn herangerückt. <<Irgendetwas stimmt nicht!> Er blickte sich nervös um, aber um ihn und hinter ihm war die Stadt wie immer. Und doch war etwas anders. Etwas fehlte.
Richtig! <<Wo sind meine Bodyguards abgeblieben?> Paul schrak auf. Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen? Jetzt, wo er darüber nachdachte, konnte er sich nicht daran erinnern, sie heute überhaupt gesehen zu haben. Das hatte es noch nie gegeben, und es gab nur eine Erklärung: Man hatte sie abgezogen!
Aber warum? Er konnte es sich nicht erklären, doch sein Puls machte sich bemerkbar. Von Paul war auf einmal nichts mehr zu hören, fiel Marileen auf. „Was ist denn los? Du bist auf einmal so still.“ Paul druckste herum, rückte dann aber doch damit heraus. „Meine Bodyguards sind nicht mehr da und ich habe keine Ahnung, warum.“
Marileen stutzte und dachte nach. „Stimmt. Ich habe sie heute auch nicht gesehen.“ „Hast du eine Idee, was passiert sein könnte?“ Paul stand die Ratlosigkeit, aber auch die Beunruhigung ins Gesicht geschrieben. „Na ja…“, Marileen zögerte, „…willst du eine ehrliche Meinung hören?“
„Na klar, sonst würde ich ja nicht fragen.“ Das klang burschikoser, als es ihm zumute war. Was sie zu sagen hatte, würde ihm nicht gefallen, spürte er. „Ich denke, normalerweise kriegen Leute Bodyguards, die sehr wichtig sind. Und wenn die nicht mehr da sind…na, dann ist man nicht mehr so wichtig.“
„Oh“, Paul guckte betroffen drein. Obwohl, er hatte es bereits geahnt, aber hatte es wohl nicht wahrhaben wollen. „Bloß, warum bin ich nicht mehr so wichtig?“ Seine Stimme klang rau. Marileen grübelte. „Ich habe keine Ahnung“, sagte sie dann. „Aber irgendetwas muss sich verändert haben.“ „Was könnte das sein?“ Paul hatte aber so gemurmelt, dass Marileen sich allenfalls denken konnte, was gemeint war.
…
Es überraschte den Detektiv nicht, in seinem Briefkasten einen Zettel mit der kurzen Notiz vorzufinden: ’Morgen, 20.30’. Inzwischen war die Veränderung bekannt geworden, eine Zeitung hatte es sogar einer Kolumne für Wert befunden: „Noch neu, und schon alltäglich!“ Der Autor hatte darüber sinniert, wie rasch auch höchst ungewöhnliche Dinge normal werden können. Zwischen den Zeilen hatte er sich aber gewundert, warum die Kontakte zur grünen Erde nicht mehr als besonders schützenswert galten.
Und was dachte er selbst darüber? Eine Meinung hatte er, klar. Aber weshalb dieser Schritt? Vorsichtige Nachfragen bei einem Kontaktmann, der näher am Geschehen war, blieben unbefriedigend. Das hatte bei ihm eine Warnglocke ausgelöst: Sie sagten ihm nicht mehr alles. Er gehörte nicht mehr dazu!
Wie immer war es der Stadtpark. Die Dämmerung hatte kaum eingesetzt, deshalb suchten sie den blühenden Rhododendron und das dichte Buschwerk, um sich vor Blicken zu schützen. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.
„Sie wissen sicherlich, worum es geht“, Paul schaute den Detektiv von der Seite an. „Die Bodyguards?!“ Paul nickte. „Kränkend?“ Paul musste trotz seiner verdrießlichen Stimmung über das ’Kurzsprech’ des Detektivs, wie er es für sich getauft hatte, schmunzeln. Dem angemessen antwortete er. „Ja!“
„Aber warum?“ Der Detektiv blieb seiner Linie treu. „Ja, genau“, Paul tat es ihm gleich. „Ich erfahre nicht mehr alles.“ „Oh“, Paul guckte erschrocken auf. „Wissen sie es?“ Er meinte den Kontakt zwischen ihnen beiden. Der Detektiv ließ sich Zeit mit der Antwort. „Eher nicht. Es wird wohl meine Haltung zu dieser oder jener Sache sein.“
„Bei so viel Geheimnistuerei frage ich mich umso mehr, was da im Busch ist“, sann Paul und schaute seinen Begleiter an. Der Detektiv ließ das auf sich wirken. „Ich habe mich hier und da umgehört. Es scheint so, als wüssten alle auf der Ebene, an die ich rankomme, nichts Genaues. Aber so viel scheint festzustehen: Es tut sich etwas Großes. Was immer das sein mag.“
Paul spürte einen Klumpen in seinem Magen. Schwarte war bei Begegnungen im Schulflur in den letzten Tagen anders geworden. Das Überfreundliche war weg. Eigentlich fand Paul das eher sympathisch. Aber in diesem Zusammenhang? Offenbar war etwas geschehen, was seine eigene Position geschwächt hat.
Die beiden ungewöhnlichen Parkgefährten wogen einige denkbare Erklärungen ab, kamen aber letztlich zu keinem befriedigenden Ergebnis. Pauls Unbehagen war danach noch ausgeprägter als vorher.
Es hatte sich etwas abgekühlt, doch der Himmel war klar, daher bot sich der Tag für einen Ausflug an. Sie hatten ohnehin vorgehabt, Yandelaa und Fandriel einmal die Stätten ihrer früheren Abenteuer zu zeigen, und so schwangen sie sich auf Volarden, um den Schauplatz der dramatischen Ereignisse um die Bergfestung aus der Luft zu besichtigen. Sie, das waren Adele, Ben und Paul mit ihren Gäste von WeißWELT.
Lange schon hatte Paul einen Volardenflug nicht mehr einfach nur genießen können. Stets hatten sie unter Druck gestanden – sei es auf der Flucht oder auf dem Flug nach Nanzeg, um Yandelaa zu befreien. Es konnte nicht mehr so sein wie bei den ersten Malen, und doch genoss er es wie eh und je, von der Luft umfächelt zu werden und über der Welt zu schweben. Der Wehrwald und der Sumpf, der selbst von hier oben den unbehaglichen Eindruck von Ödnis wachrief, waren erste Flugstationen.
Dann ging es weiter zum See, zur Klamm und schließlich über den Berg, in dem sich damals der Feind verborgen hatte. Die drei verdeckten Schächte krönten den Gipfel wie eh und je. Plötzlich aber war Unruhe im Flug, und die Volarden mussten sich anstrengen, ihre Positionen zu halten. Gleichzeitig war die Luft wärmer geworden.
Irritiert drehten sie ab, über den Hängen waren dann die Luftverhältnisse wieder normal. „Was war denn das?“, rief Adele stellvertretend für alle. „Schaut mal, die Luft“, Ben deutete zurück auf den Berg. Es flimmerte. Offenbar stieg aus den Schächten erwärmte Luft auf. <<Wie kann das sein? Ist da jemand drin?> Paul wurde von Unruhe erfasst.
„Lasst uns mal zur Schlucht und gucken“, rief er den anderen zu und wendete seine Volarde, um zur Klamm hinüber zu fliegen. Einige Minuten später schwebten sie über dem Bachbett. Dort sah es aus wie immer. „Ich gehe runter.“ „Da komme ich mit“, riefen die anderen fast gleichzeitig, und so standen sie kurz darauf alle auf dem Absatz, auf dem sich der Höheneingang befand.
Jetzt war er nicht mehr verborgen, sondern scheunentorweit offen und Licht fiel ein. So konnten sie ein Stück hineingehen und sich umsehen. Allerdings kamen sie nicht weit. Grobes Gestein war eingebrochen und versperrte den weiteren Zugang. Ben, Paul und Adele schauten sich verdutzt an. „Das ist aber neu, oder?“ Ben kratzte sich den Kopf. „Vielleicht, weil alles vom Wasser durchweicht war?“, suchte Adele nach einer Erklärung. „Vielleicht“, sagte Paul kurz. In ihm arbeitete es. War es wirklich so einfach?
Von der Decke waren Gesteinsbrocken herabgestürzt und offenbar in einem Umfang nachgerutscht, dass der Gang vollständig geschlossen worden war. „Das muss ein ganz schön breiter Wall sein“, dachte Paul laut. <<Merkwürdig, diese Steine>> Als er sich die Gesteinsmassen näher anschaute, fiel ihm etwas auf. Einige Brocken waren sehr scharfkantig, wie abgesplittert. <<Wie kommt so etwas zustande?> Als er eine mögliche Erklärung fand, war sein Unbehagen vom Kirschkern zur Kürbisgröße angeschwollen.
„Na, gibt es was Neues von unserem Paul?“ Frau Humperdiek von einem Stockwerk tiefer erwischte André im Hausflur, als er aus der Schule kam. Früher hatte es oft Zoff gegeben. Sein Raum lag über ihrem Schlafzimmer und Frau Humperdiek hatte gern bereits bei geringen Lautstärken des Fernsehers über massive Schlafstörungen geklagt. Seitdem aber André als Informationsquelle über Paul diente, hatten sich die Schlafstörungen durch die Anfütterung mit Neuigkeiten weitestgehend gelegt.
Das neue Wohlwollen der Humperdiek war wesentlich darauf zurückzuführen, dass sie zum Star im Friseursalon geworden war, seit sie Informationen ’aus erster Hand’, wie sie zu betonen pflegte, über Paul zum Besten geben konnte – Pikanterien, die nicht einmal in den Boulevardzeitungen auftauchten. Dass sie dabei ein wenig aus dem Schatz eigener Vorstellungen ergänzte, wenn die Berichte von André etwas kurz geraten waren, tat der Sache keinen Abbruch. Es musste nur sensationell und eben ein wenig pikant sein.
André nutzte die ihm in den Schoß gefallene Bedeutung nach Kräften aus. Manchmal musste er grinsen. Er war zwar mit Paul im selben Englischkurs, aber da sahen sie sich nur zwei Stunden in der Woche. Und im Übrigen ergab sich - zu seinem Bedauern - kaum Kontakt zu Paul, denn der hatte seine eigenen Vorstellungen von Freundschaft.
So konnte er eigentlich kaum etwas weitergeben, was er direkt aus Pauls Mund gehört hatte, sondern schöpfte aus den Flurgerüchten in der Schule. Und wenn eine Information einmal etwas dürftig ausfiel, ergänzte er sie nach bestem Wissen und Gewissen in dem Sinne, wie es nach seiner Vorstellung gut hätte gewesen sein können. Manches Mal musste er sich stoppen, um nicht zu sehr zu übertreiben. Aber eigentlich war es egal. Die Humperdiek saugte alles dankbar auf. Und er genoss die Freiheiten in seinem Zimmer. <<Was will man mehr>> Er war mit den gegebenen Verhältnissen sehr zufrieden.
Daher gehörte er zu denen, die es bedauerten, als sich herumsprach, dass Pauls Stern im Sinken war. Warum eigentlich? Niemand wusste etwas Genaues, aber die Gerüchte schwirrten. Außerdem merkte man es an verschiedenen Kleinigkeiten: wie die Lehrer guckten und redeten. Und wie Schwarte…
Paul spürte bald, dass sich das Klima in der Schule ihm gegenüber verändert hatte. Über viele Monate war er auf einer Woge des Wohlwollens geschwommen, nicht zuletzt, weil mancher Lehrer und auch Schüler von der erhöhten Aufmerksamkeit, die die Schule wegen Paul in den Zeitungen und im Fernsehen erfuhr, in der einen oder anderen Weise profitierte. Außerdem waren alle stolz darauf, eine solch bedeutende Persönlichkeit aus nächster Nähe erleben zu können, war man doch unter Verwandten, Freunden und Nachbarn ein begehrter Gesprächspartner.
Paul wusste das und gab genüsslich das eine oder andere zum Besten, um die Leute anzufüttern. Manchmal machte er sich den Spaß, die Erlebnisse ein wenig anzureichern, damit es noch spannender wurde. Aber er sagte eigentlich nichts, was nicht tatsächlich hätte passiert sein können.
Doch in den letzten Tagen war der Kreis andächtiger Zuhörer, der sich regelmäßig um ihn geschart hatte, wenn er nur im Flur stehen blieb um zu überlegen, wo er eigentlich hin wollte, geschrumpft.