Nein, brummelt Brunner alt und gebrechlich im wallenden Kaftan die Holztreppe hinunter sich tastend. Nein-oh-nein.
Von Müdigkeit und Unwohlsein sowie auch der Depression darüber niedergedrückt schleicht er zur Küche, wo seine Frau das Frühstück bereitet. Eine mehrfach reflektierte Sonne zierpt aufdringlich durchs Fenster, und selbst der durchdringende Kaffeegeruch, der anstelle der verbrauchten Schlafzimmerluft in seine Lungen dringt, lässt ihn nicht munterer werden. Denn da ist noch ein anderer penetranter Gestank, den er wohl zu identifizieren weiß.
-Mann!
Angewidert verdreht er die Augen. Abgesehen davon verträgt er keinen Kaffee und ist der ehrlichen Meinung, dass Kaffeetrinker nur deshalb so alt werden, weil ihr Metabolismus stark ist - stark genug, dieses Gesöff zu verkraften. Mit einem angedeuteten Gruß schleicht er an Elke vorbei und öffnet den Kühlschrank.
-Mir geht es nicht gut, sagt er, nachdem er eine Zeitlang abwesend in das Grauen erregende Innere gestarrt hat. Gar nicht gut. Ich glaube, Denus hat mich gestern angesteckt.
Keine Reaktion. Er macht den Kühlschrank zu und betrachtet den Haufen trockener Brotkrusten, der sich neben der Spüle angesammelt hat.
-Ich werde heute zuhause bleiben, sagt er.
Da fängt der Wasserkocher wie verrückt an zu pfeifen. - Und klick.
Er beobachtet, wie sie Kaffeepulver in den Filter löffelt, dann Wasser zugibt. Er sieht ihre Falten, ihre Tränensäcke, den Hängebusen. Ob alle Frauen über vierzig? So abbauen? - Dem Aussehen nach schon. Man sieht es ihnen an. Der gewisse Glanz ist weg: von den Haaren, von der Haut, aus den Augen.
-Die werden dich bald entlassen, sagt sie und gießt noch einmal nach, gibt noch einen Schuss zu, bis der Filter genau randvoll ist.
-Wieso das denn?
-Wenn du dauernd krank feierst.
Brunner holt tief Luft. Schwer atmet er und sammelt Kraft.
-Du redest immer. Soll ich etwa krank zur Arbeit gehen? Die Kollegen werden sich bedanken, wenn ich sie alle anstecke.
Sie sieht ihn an, und sieht ihn doch nicht an. So lange kennt sie ihn schon, aber ob er wirklich krank ist, unter seiner faltig gewordenen, leicht ledernen Haut, kann sie nicht mit Bestimmtheit sagen.
-Ach du! sagt sie. Stöhnst immer rum. Ich bin es, die wirklich etwas hat. Und du setzt mich noch zusätzlich unter Druck, mit deinen Wehwehchen und ständigen Forderungen.
-Ach du! äfft Brunner sie nach. Du musst dich mehr bewegen. Dann wird es dir auch wieder besser gehen. - Abnehmen! Und als erstes die ganzen Süßigkeiten wegtun.
-Ich esse überhaupt keine Süßigkeiten.
-Ich sehe dich doch dauernd welche mümmeln.
-Da irrst du dich. Die Süßigkeiten sind nur für die Kinder.
-Oh, ffu … fünf nach sieben, bleekt er, wendet sich von ihr ab und wackelt zum Fernsehereinschaltknopf. Ihm ist die Wiederholung seiner Lieblingsserie eingefallen, die gerade angefangen hat.
Sie könnte die Küchentür zumachen. Sie könnte konzentriert Kaffee in die schöne rote Thermoskanne gießen. Sie könnte auf die berauschenden Dialoge aus der Flimmerkiste verzichten.
-Du behauptest, krank zu sein, ruft sie nach einer Weile durch die offene Tür. Aber du guckst dir zum Frühstück Filme an, die noch dazu in Kreisen spielen, die du angeblich verachtest.
-Ja und, lass mich doch. Das lenkt mich wenigstens ab.
Eine Minute verfolgt er das irreale Spektakel, das in einer Welt von Außerirdischen zu spielen scheint, die durch einen seltsamen, zähen Beziehungsnebel taumeln. Dann ist sie mit dem Kaffee fertig. Sie kommt heran und baut sich breitbeinig vor ihm auf.
-Ich verstehe dich wirklich nicht, schimpft sie voll Abscheu und Zorn. Wie du dir so einen niveaulosen Quatsch ansehen kannst! Ich halte das nicht aus!
-Hör doch mal auf, dazwischen zu quatschen, keift er zurück, den Blick unablässig auf die Mattscheibe geheftet.
Rrr-grrr, Rrr-grrrch, faucht die Tigerin, und der Tiger faucht zurück, erstarrt in dem eisigen, eisernen Atem des Anderen. Und doch sind sie Affen, läppische, täppische, lächerliche Affen, die ein Leben lang in inniger Hitze verknotet sich piken, zum Wohl des ganzen Familienbetriebs.
-So nicht, mein Lieber, ruft sie erbost, mit Bronté's rollendem Auge.
Spontan dreht sie sich um und drückt auf den Ausschaltknopf. Denn hier ist der kritische Punkt erreicht, die kritische Masse, die das Fass zum Bersten bringt.
-Mensch Elke, sagt er gefährlich ruhig. Ich lasse dich doch auch immer deine Kochsendungen gucken.
-Tust du nicht. Du kommst von der Arbeit und stellst auf die Nachrichten um, ohne mich überhaupt zu fragen.
Bei diesen Worten beginnt sie den Esstisch zu decken. Meisterin der Versorgung, Gesellin des guten Geschmacks, Azubin der Morgenröte, die allen Speisen mit Nachdruck die letzte Ölung verleiht. Materialien, die nie damit gerechnet haben, sich in kühlen vibrierenden Kisten und menschlichen Schlünden so nahe zu kommen. Der Gesang der Selbsttäuschung, wie ein dünner, flirrender Wind, der nicht mal ein einziges lausiges Blatt davonträgt. Und dieser Halbton setzt sich als Oberschwingung in den ganzen künstlichen Hohlraum fort, der nur für unsere Glückseligkeit da ist, damit wir nicht darben und frieren müssen. Weiters gelinde Rätschaften und Zauberrampen, mit denen kein Wilder etwas anzufangen wüsste, an die er sich aber ebenso schnell gewöhnen würde wie an alles Andere, was erfunden wurde, um mit ihm besser hören, sehen, schmausen, Fährte aufnehmen und die Überreste von Fressfeinden beseitigen zu können, und selbst wenn zwischendrin etwas Besonderes, Unvorhergesehenes passiert, wie in dem einen Film, in dem zwei Ritter von einer Zeitmaschine in die Moderne katapultiert werden, uns von unseren Zielen nicht abbringen lassen, außer es kommt ein schlimmer Winter wie 1709, als die Nachtmützen an unseren Betten festfroren und jeder, ausnahmslos jeder reisende Geschäftsmann, ob er gesetzeswidrig auf Beute ausging oder weitgehend legal seine Profite vermehrte, damit rechnen musste, sich erfroren im Straßengraben wiederzufinden und selbst im Schloss von Versailles den Höflingen die Glieder schlotterten.
Heute aber: Zentralheizung, Fernseher und ein Buchregal, dessen schwerer geistiger Odem die Bretter biegen macht. Stendhal. Nabokov. Silone. Fitzgerald. Marcuse. Flaubert. Dazu Homers seichte Gesänge.
-Boa, stinkt das hier, kommt es vom Hausherrn.
Ihm ist wieder der Geruch aufgefallen, der durchdringend und scharf durch die ganze Wohnung zieht.
-Diese blöden Holzteile. Können wir die nicht rausbringen?
-Keine Sorge, gibt sie zurück. Ein harmloses, natürliches Wachs, das aufgebracht wurde, damit sie besser brennen. Völlig unbedenklich und überhaupt nicht gesundheitsschädlich.
Damit beugt sie sich über die Spüle und lässt Wasser über einen Teller laufen.
-Das glaubst du auch noch.
-Ja, das glaube ich, sagt sie. Sagt es ziemlich herausfordernd, denn es ist nicht ihre Art, in kleinen Dingen klein beizugeben, und ihn für seine Grillen womöglich noch um Verzeihung zu bitten.
-So, entgegnet er heftig, wie du dem Bürgermeister glaubst, dem Wirtschaftsminister, den Bankdirektoren und dem Präsidenten des Industrieverbandes. Sagt es in der Verzweiflung seines dicken und dichten Erkältungskokons.
-Haben die uns nicht in die Krise geritten? Dass die Arbeitslosigkeit von Jahr zu Jahr steigt, sowie auch die Verschuldung des Staates. Von Inflation, Elektrosmog und saurem Regen ganz zu schweigen.
Er zieht eine große Plastiktüte aus dem Bord und versucht, die Holzscheite damit abzudecken.
-Sogar dem Handwerker glaubst du, wenn er überteuerte Rechnungen schickt.
-Nein, aber dem Bioladen glaube ich.
Sie dreht den Hahn zu und trocknet ihre Hände ab. Ihr Hintern und ihr breites Becken haben längst jede ansprechende Form verloren. Die bauchige Vase, an die ihn ihre Figur einst erinnerte: es gibt sie nicht mehr.
-Mein Vater glaubt dem Bioladen gar nichts, sagt er.
-Ja. Seit Lammert ihm erzählt hat, dass es da nicht sauber zugeht.
Sie dreht sich zu ihm um und macht mit den Händen eine verächtliche Geste.
-Und woher weiß Lammert so gut Bescheid?
-Wahrscheinlich hat er extra einen Inspektionsgang unternommen, nach dem so-und-so-vielten Cognac, den ihm dein Vater spendiert hat.
Er spürt ihren schweren Atem, so nah sind sich Tiger und Tigerin, aber er weiß auch, jeder Versuch wäre zwecklos, nicht nur auf ihrer, sondern auch auf seiner Seite. Er weiß das schon sehr lange, schon seit Jahren, und genau darin liegt das Problem.
Sie wendet sich weg und räumt wortlos das Geschirr in den Spüler, während er fröstelnd und kraftlos ein Brot mit Honig bestreicht - bis er auf einmal das Messer absetzt und mit ganzer Seele ausruft:
-Bäh, stinkt das Zeug! Ich kann das nicht ertragen!
Sie holt eine Glaskaraffe vor, um sie abzuspülen.
-Du wärst im Mittelalter nicht überlebensfähig gewesen, sagt sie. Wenn du nicht mal das bisschen Aroma verträgst. Was glaubst du, was die für Gerüche aushalten mussten.
Der Odem eines Schwitzenden, Ungewaschenen oder Cholerakranken. Abgestandene Bakterienbrühen, ausgeschüttet in unbelüfteten Gassen. Gerbsäure in Ritzen und Rinnsalen. Vergammeltes, mehrmals aufgekochtes Essen hinter Maueröffnungen und Butzenscheiben. Duftkanonaden von Kotresten und in Hinterhöfen faulenden Tierkadavern. Mit Glück eine warme Feuerstelle, in der Holzkohle und Knochen kokeln. Ludwig der Fünfzehnte, den sein Kammerdiener flieht, weil er den Gestank seines Herrn nicht mehr aushält. Und schließlich die Gewissheit, dass solche harmlosen Streitigkeiten von selber vorübergehen und die heftigeren Massaker nur alle paar Monate stattfinden.
-Nicht überlebensfähig, nein, wiederholt sie verhalten, während sie eine Rolle silberglänzender Folie aus der Schublade holt. Das sei ihr schon bei verschiedenen anderen Gelegenheiten klar geworden.
Ritsie-rats, mischt sich das raschelnde Ritschen des abgerissenen Metallpapiers in sein Ohrensausen. Und noch einmal: ruts-fatsch, rutze-rutsch, als sie die Pausenbrote damit umschlingt.
-Meine Schwestern wundern sich immer, was ich mir alles bieten lasse.
-Die müssen doch allmählich wissen, dass ich 'n Egozentriker bin.
-Und was für einer. Du kreist nur um dich selbst. Alle Anderen sind dir scheißegal.
-Boa, bäh, sagt er und rümpft angeekelt die Nase; denn selbst diese vernichtenden Angriffe vermögen ihn von dem beißenden Geruch nicht abzulenken.
-Nicht auszuhalten! Und der ganze Gestank zieht jetzt nach oben in mein Zimmer. Ich habe vergessen, die Tür zuzumachen.
Jetzt wird es ihr endgültig zu bunt. Sie kommt zurück und knallt die Glaskaraffe direkt vor ihn auf die Anrichte. Ihre grauen Augen funkeln böse.
-Hör endlich auf, du Waschlappen, zischt sie, die Arme in die Hüften gestemmt. - Mich wundert überhaupt, dass du so gut riechen kannst, mit deiner angeblichen Krankheit.
÷
-Nononon, riffisi mit verhaltener Stimme. Tu ce non.
Doch er hörte nicht auf, ihren Hintern und den schönen Busen zu streicheln, und als er begann, mit der Zunge ihre Brustwarzen zu lecken, seufzte sie leise.
-Nee, rief sie noch einmal. Lasz dett.
Doch öRR widde:ZpänzD liisz nAgg, und sie Liiszchen liisz sich desz Öszchenz wlliig peraupen.
-Nein, rief sie, als sie schlussendlich seines Schwanzes ansichtig wurde. Oh, nein!
Da war schon alles zu spät. Freiwillig wies sie ihm mit der Hand den Weg und wimmerte vor Lust, während er sanft in sie eindrang. Widderunreddiw zsdiisz eRRin iRRe Skedai, mit klneien Kmoden, in denen er liebgeizt dem Rste iehrs Krpöres hlduigte und ürfolltes Opfer drabrechate. Snei Pneis, wlechre wllote peltzaen fro Lstu, foiggter und woiggderte zi, nhma siissi enie Vrütlestndue lnga fro, bEFo rerer gOSSerte ross innem ge-W-A-L-tigen SzWAL. Ssi szmiezte sich whoilg anniin und liisz sich zrtälchi steirchlnn drchus Zhah. N/o/ch nIE, dchate sIE, wrane z+-w/ei |Menschen| 1/ander so nah.
-Wahrhaft ein guter S-s-spermonkl, dachta, und mittim wouhlteiten Fogn loisste sich uriger Schlamm und fingriger Schleim aus der Muttpär ir Kouch. Kmeinsam drchuzeithen sie den reichen, unwiderbrechten Chna-al der Fattlosen bis hinupp in die Sornfalte, wo er auf Folnfogn draff, die Dochtel der Fobnfolnfogn und Önklin der Fodnfobnfolnfogn und Nachfahrin aller loggeren Fosten, Foften und fokten Vogten. Kriech, Schlackt, Gampf undümmel erbruch, join-goin-join entscheute ein seltsames Lhutschbiehl sreggligges nuimtriutes Sziggsaal unter Myriaden Möhtlungen, wie auch am foggenen Tag beständig an Astgabeln deit und nie von einer erwählt wird. ABBa rISt dASs Vrajejt, wENn mANNu hRsKn ellSei nmUs? Zwei lastinge Zukker umtanszen ainander ouk nannte Acheija, Ajer, der Tans, der flotte Frottans, mit Tranz, Hanz und Franz. Umdantzen die danze Üröhle, welche ist ausgespottet mit fästm ölü Wannöl. Umdantzen den Seedinkght, den Rohstinkght und Fälloberstinkght, bisz zie eyr Vermählung vei ehrten, höchstsubte Värmähldung, s-s-türzen zunander und wandern kmeinsahm dorch Täle, Rwal dun Dwiesen, foichte Ohrungsuasen und der suchsten fauriges Rund Glatt oder Kraus. Tehmgedhulde torft sigg neckt wundahn tarihnen, wennt nexte Moul schlaff utem Berte hinkt und was zollter waatet, nich eintreten maag. Alles verdanken wir Ormon, dem wächtigen Wächter, Hüter der prächtigen ordo hypolis und ihrer schlabbrigen Hoffesaat und Güllefahrt, als wechs sechs Namen genannt, schalmeinen stramm übern Kopfse.
-Namen könnt ich schon nennen, brechte das Wieb. Ob sie dir allerdings gefallen würden.
Schleidrum, Pukrum! In allem ein Plusdich und ein Übelrich, welche konkurrieren um Glugg, TahnflieschenSündung, Kramvaddern und Pfättzucht, Hämmerrhidenzauber, innergenitalischen Pilsbefall, Wohlsein, Weinduselei, Weuerferk, Fruwielen und dero zurechte Fruliedernheit. Und äs den unt ernsten Rängen, welche derbeinst die Obernsten werden und ihrer Verwandtschaft den Ton heben! Das urgrische Gestühl aus dem formvollendeten Huyl. In kurzen Brisen Schau der Vergangenheit, was der alles durchgemacht hat daunssu: Kalpmarinkt der Brongsestadt, Häldemarinkt ihrer Wassereinleitung, Kurzmatent der Osteoporösen und Windmatent der Ochslosen und Gürtelhosen. Er wiebricht den torkelnden Torkstamm, den pheisenden Pheisendamm und den aktuellen Verbruchsalam. Steuert die Siftenstifte ins fällige Aus und dezernent den externen Zezipher. Er fonkelt gegen sein Ducksein als ferngesteuerte, fernsehguckende Schrecke, als fitz zufuß flossender Fisch, als Miesemaus und Dachsferatz, als Beute jagendes Beuteltier, und revoltiert zuletzt als leckerer Affenschinken auf der Brust von Hollycreeks letzten, Östrogen umwehten Westalinnen. Swengar tittenga laatscht seine räudige Laatschigkeit gemha Westernbrut durch eine irreale Stadt voller hübscher Hübschierinnen, tickender tecker Technikfreaks und junger Tatternaken, bis sie die Renze dicht hat und ein heftiges Verlangen sie überkommt, nach Senfbojen und Breiltauen, Knurrleinen und Läuferstegen, Scherbrettern, Kussrätteln und Warnkletten, Bimskreiseln, Lochzirbeln, Senkhammern und Joppstamern, nach Spindeln, Spiralzähnen und Spundfutter, Vordarren, Nachdarren und Winkeldarren, wie auch nach schimmeligen Winterausdarren, eitrigen Zahnhobeln und Motorwrobeln, nach Pfannenheben und Löffelstaplern, Bremsbacken, Gleichrichtern, Gürtelbacken und Schnapstrichtern, und last not least nach knorrigen Schrumpfringen, Umpfstingen und blutlegen Warmelingen.
WO ABER WAR ER? UND WIE WAR ER HIERHIN GEKOMMEN?
Gefangen im schummrigen Bauch eines schlingernden Schiffes, wohin nie auch nur ein einziger Lichtstrahl drang. Eines Schiffes, welches, von haushohen Wellen hin und her geworfen, zuweilen derartig zur Seite kippte, dass er auf den Wänden zu liegen kam und sich instinktiv einrollen musste, um nicht irgendwo mit dem Kopf anzuschlagen. Dann wieder kehrte Ruhe ein, ein talgiges Dickicht der Ruhe, in dem er sich's wohlgehen ließ und zu dem die Motoren des Schiffes eine monotone Untermalung lieferten. Gelegentlich wurden Essensrationen - meist dicker strukturloser, aber durchaus bekömmlicher Brei, der sich leicht mit den Fingern in den Mund schieben ließ - irgendwo auf den Planken abgestellt, ohne dass sich seine Versorger jemals blicken ließen. Es war feucht, aber weder auf kühle noch auf heiß beklemmende, sondern auf eine wohltuend entspannende, schützend umhüllende Art feucht, und Gerüche von salzigen Algen und schmierigen Erden erfüllten den Hohlraum. Vergeblich tastete er nach einer Stiege, auf der er nach oben gelangen konnte. Er versuchte, sich bemerkbar zu machen, durch Rufen und Klopfzeichen und sonstiges Lautsein, sah aber bald ein, dass man ihn bei dem unaufhörlichen Tosen und Brüllen der See sowieso nicht hören konnte.
Emsig eilten die Schwestern von Stad zu Gestade, emsig trohmte und drohnte der P.i.e.p., emsig blökten die blögen Pleuger linge-di-linne, kännja Kongos niegere Guhren in hindreichen Botten. Und die linnen Zwingen lagerten heftswidrig um sticke greiwe Klei-NOOde, vielerlei Emzahl und weeglichte Matten und Roben bezeugend. Über Alldem aber pflichterte in ehernem Abwohl der rechte Retter Ritter & Rächer nams Richter, eins von der gaTong Räuber Stiefelpütz oder Wiefelritz, oder wie der hieß, der immer bei durchgeknallten Vrownzpärsohnen gelandet ist, immer auf Posten die führende Ziepher des kaz +-Wei und der kanz (((Lei; und wo er groden Gardören trickfort unter schelmischem Miezen ein unerwartet dolliges Dipfohl abgewann, verraikt ihn der Konoass ohrig zurecht mit wildem Geheul Sieglinde Gunfriede Bruntitte planschen mit Wehmut, wieso das hier gesünder sein soll als die natürliche Niederkunft unter freiem Himmel. Was von uns unwissenden Amateuren für Anmaßung, den Kerl im ersten Impuls aus dem Saal zu kollern, bis die von soviel Ugenutz bestürzten Profis in dringlichen Mietings helot den Klienten beayten, aus jeder Richtung und Woltied, um ihnen stegreiftoll aus dem koksen Horn des phonetischen Großwesirs einzuträufeln, -süffeln und -schnüffeln, auf dass die schnarche Plustal aus hehrer Zewätsche frontal über die vom Wesen her in ihrer aristokratischen Kalteneit unserem Mundig nicht nachstehenden Echsenbrut läuft. Sie hört ihm furunkellos staunend zu. Dietes Ränna wechselt dauernd sein Fixport Carport und Autosport. Er liebt seine Tasten Kanasten und Windjammer-masten. Die Ärzte sind unzufrieden bis macht- und zahnlos. Mal kriegen die Räte die Krätze in der retzfesten Weste, mal ein besseres Angebot, mit dem wir nicht mithalten können, aber kuntersahne zu guter Buttertorte geben wir uns damit zufrieden, andernfalls er notweise kraus emergent wird. Über das süße Mäuschen hätten sie sich allerdings gewundert. Erlaubt uns, zu erschwinglichen Preisen all die Zusatzdienste anzubieten, die eine Geburt in unserem Hause so komfortabel machen.
Die Tage vergingen. Seine Stimmungen wechselten mit dem Seegang. Bei guter Laune tanzte er wild auf den Planken. Bei trüber Stimmung ließ er sich stundenlang mit hängendem Kopf in der warmen Brühe treiben, die sich mit der Zeit unter seinem Allerwertesten ansammelte. Er hatte sich mit der Situation nahezu arrangiert und hätte, vielleicht in der Hoffnung, am Ende der Reise auf einen fremden unerforschten Kontinent zu gelangen, auf dem sich reichlich Beute einfangen ließ, ohne weiteres noch länger in dieser fauligen Waschküche durchhalten können, als sich das Schiff eines Tages wiederum extrem zur Seite neigte und mit einer kleinen Welle verschiedene Gegenstände in sein Gefängnis gespült wurden, die ihn darauf schließen ließen, dass man sich einer Küste näherte. Neugierig schob er sich in die Richtung, aus der das Wasser gekommen und erspürte zwischen den Planken eine Öffnung, die vorher nicht da gewesen und allerdings zu klein war, um eine Person von seiner Statur hindurch zu lassen. Durch die Öffnung drang Wasser, wenn auch momentan nicht in lebensbedrohlichem Ausmaß, und als er Stunden später noch einmal hineinfasste, hatte er das Gefühl, dass sie sich langsam vergrößerte. Sollte, konnte er froh darüber sein? Gab ein solches Leck Anlass zu Hoffnung? Alles besser als hier zu versauern, entschied er, und versuchte es zu erweitern. Mit letzter Kraft zwängte er sich immer weiter vor, und hielt plötzlich das Ende eines polierten metallischen Gegenstandes in der Hand, eines Bestecks oder Werkzeugs, welches ihn an Instrumente erinnerte, wie sie in der Chirurgie verwendet werden, in dieser Umgebung aber eigentlich nichts verloren hatte.
Vasz deugte eim tasz? Vasz krommte ei tujn?
Das Kurz-und-knapp-Gesichtige mit dem Müllten vermählen?
Den hypen Exkurs nihinniglich quälen?
Den tauten Dregger sich oyflahter nehmen?
Schmutz'ges Geschirr Alnküchen heften?
Des substanziellen Beweises leibhaftiger Teil werden?
Oder gar hottig gegart?
Niemt kann sich von solchen Fehlern und Vorurteilen freisprechen. Niemt weiß, wann die Stunde ihm schlägt, die Schande ihm vorschimmt, der Ausfluss ihn quält oder der Schlabbermund so weit aufreißt, dass alles herausquillt, die ganze Brühe, und nichts übrig bleibt, nichts von der Tigrigkeit, nichts von der Würgrigkeit oder Obrigkeit, sondern alles aus der Untenreit herausströmt wie eine Meute junger Frösche auf der Flucht von der Froschforschungsinsel, die sich an zuviel H2O2 verduselt haben, welches der direkt nebenan produzierende Lebensmittelsmulti ins Elbwasser einleitet, schaut her wie klar die Pampe perlt und pimmt, mit diesem tollen neuen Kloakenpigment und sein dermaleinst wÜÜÜstes wie_s:IMS in jungen Jahren wasserscheu und so selten gewaschen, dass ein Schleimpfropf ihm den Weg zur Königin versperrte, denn eine solche sollte es schon sein, mit einer Prinzessin hätte er sich nicht zufrieden gegeben, die zudem eine derartige Langschläferin war und nicht wusste, worum es im Leben geht und wohin man damit kommen kann. Der frühe Vogel fängt den Wurm - und was für Vögel galt, galt das nicht erst recht für Frösche?
Er stand auf seines Mannes Fetzen
und knorrte in den lüsten Sätzen
den höchsten Wonnen zugeneigt.
Wenn nur der K?n/\g nicht gewesen wäre, denn Rache ist Blutwurst, und zum Geburtstag brachte er ein paar besondere Geschenke mit. Wenngleich verkleidet und verkleinert, wie Herkules in seiner Schwesterntracht, Dyonysos im Büßerhemd, Patroklos in der Rüstung des Achill, wie er ganz ungeniert die Mnemosyne küsst, Mutter der Musen, und küsst, Mutter der Fusel, und küsst, im Gewande eines keckernden Kackflecks daherkommt oder einer wüsten Bekonie auf'm Balkoning der Sinne, natternd der schönsten Lippe des Universums sich anhängt, kirschrot und spritzig bis ins Höschen, ergattet, was sich mit Wonneworten kaum beschreiben lässt, weil einem medizinischen Kürprogramm entnommen, welches von der Fahm- und Parmaindustrie auserchorn die Medusen glückfrisch macht, der sinnlichsten, lüstlichsten Lippe, welcher das Wort sinnlich erst nach dem so-und-so-vielten Onanus oder Gepluitvergutt herausrutscht, ein Akademiker war's, der es bereits als Schüler auf lateinisch aufgeschnappt, und wenn er es vorher gekannt, dies auch nichts geändert hätte; wie ein einziger Schritt, nicht wahr, alles weitere vorwegnimmt und festelegt, weil man dann unmöglich noch zur Seite treten oder gar das Gegenteil von dem behaupten kann, was man eigentlich denkt, und alles in gerader Linie vor einem liegt, um was man gar nicht gebeten hat, weil man weiß, man wird sich untreu werden und kann dann vor sich selbst nicht mehr bestehen, weil man den Anspruch auf Leben und ein Mensch genannt zu werden nicht verwirken will, während diejenigen, die dauernd tolle Rollen rückwärts drehen und zum Schlangenbogen abheben, zum Rehsprung, zu Standpirouette und Todesspirale, sich unverdreist weiter so nennen, obwohl sie es in Wirklichkeit niemals gewesen sind, ein zirkulärer Kreislauf, den niemand gewinnen kann, und manchmal ist es auch so, dass am Ende der Naivling über das Heer der Intriganten triumphiert, jedenfalls wenn er ein bisschen aufpasst und sich nicht zu sehr in seine Träume und Narreteien verspinnt, das heißt, wenn er diese zwar treulich liebt und hegt in seinem brandheißen Irrgarten, aber im Grunde nicht hundertprozentig ernst nimmt a-l-s-o: wenngleich gut in Stopflinnen verkleistert, eines Tages wird's vorspringen und sprechen, kondig in Knochen sich tuutnoon, wird vorspringen, was sich nicht mehr verbergen lässt, und woran ein kurzer Spa-as sich tarät, den jeder gern ausprobiert, der sich aber in letzter Konsequenz emotional nicht verstehen und meist auch gar nicht verarbeiten lässt. Um so erstaunlicher die Rate, auf die manche kommen wuylde Herzen des Frühdunstes, von denen keiner was wissen will.
Spät war es, wo normalerweise tief in der Nacht vorgesägt wird, Klocks fünf, doch nicht zu spät, und hörte aufgebracht die Stimmen aus dem ritten Retender, die ihm schnureifs wosseggten, was die Törns zu erbringen hätten, gleichviel er sich radauf machte wie ein jalischer Umgebold, nie aber wie Jener zu seinen Rändern.
-Sng-rmmm, sng-rmmm, sng-rmmm-rmmm.
Einen Moment war nur der rasselnde Atem zu hören.
-Sng-rmmm, sng-rmmm.
Das Wunder, welches uns aus luzidem, geruchlosen Gas andauernd mit neuer Lebensenergie versorgt.
Über ihm summt, in Ankündigung einer Zukunft, leise und monoton die Maschine.
-Schnn--rrrgl, sng-rmmm, schnn--rrrgl, sng-rmmm, sng-rmmm-rmmm.
Früh war es, der wilde Wetter im Morgenritt zeugte, doch nicht zu früh, und sah plötzlich, unter all den pieksauberen Fliesen, unter all dem Schweiß und Chirurgenbesteck, ein Stück blauen Himmels vorscheinen.
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-Dass die abends nie den Tisch abräumen, brummt Brunner, während seine Frau dabei ist, noch mehr schmutziges Geschirr in die Küche zu tragen.
-Wo du das immer so gern machst, sagt sie im Vorbeigehen.
Sie setzt die gefährdete Last auf der Anrichte ab.
-Schau dir mal das Wohnzimmer an. Es macht mich wahnsinnig, dass ich morgens immer die Decken zusammenfalten muss.
Sie trennt das Geschirr vom Besteck und räumt unter lautem Scheppern alles in den Geschirrspüler.
-Will-li Wühl-maus wurde ni-hicht gefragt, singt sie plötzlich los. Sie haben ihn einfach davo-hon gejagt.
-Man singt nicht am frühen Morgen, sagt Brunner. Sonst packt die Katze den Vogel. Und pass auf die neuen Teller auf. Du hast gestern schon einen kaputt gemacht.
Er schreitet zum Küchenfenster und bringt es in Kippstellung.
-Und die Fenster öfter mal aufmachen. Gerade bei diesem Wetter. Dass Luft reinkommt, und der Schwarm rauszieht. Schimmelt doch sonst alles.
Er dreht sich zu seiner Frau, in einer verwirrend perfekten Gavotte.
-Mein Vater hatte früher Mieter, die ließen alles verschimmeln. Haben in der Küche nie gelüftet, auch beim Kochen kein Fenster aufgemacht. Die kannten das anscheinend gar nicht. - Was glaubst du, wie die Wände hinterher aussahen. Wenn der Schimmel erst mal da ist, kriegt man ihn nicht wieder weg, sagt mein Vater.
Sie sind ins Wohnzimmer Cachucha und umtänzeln einander, wie um ihrem prachtvollen Streit einen angemessenen anthropologischen Rahmen zu geben.
-Du hast vielleicht eine Laune, sagt sie unfreundlich. Kannst du nicht mal was Freundliches sagen. Ich dachte, du wärst krank und zu schwach für alles, aber zum Meckern reicht's immer noch.
-Ich wollte dir nur einen Hinweis geben, sagt er mit Würde.
-Ach was Hinweis. Eine einzige Nörgelei ist das.
-Wenn ich mich ärgere, möchte ich das auch sagen dürfen.
-Wie oft ärgere ich mich über dich! Dass du beim Essen schmatzt, dass du die Zeitungen liegen lässt und die Decke nie zusammenfaltest, wenn du sie benutzt hast.
Sie hebt die Zeitung auf. Dann faltet sie die Decke zusammen. Darunter kommt ein großer Briefumschlag zum Vorschein.
-Was macht denn die Einladung hier? sagt sie vorwurfsvoll.
-Welche Einladung? fragt er scheinheilig.
-Die Einladung zur Abiturfeier deines Sohnes. Hier.
Sie hält sie ihm unter die Nase.
-Er möchte nicht, dass wir kommen. Das hat er mir gestern Abend mitgeteilt.
Ihr Mann wirft den Papieren einen verdrießlichen Blick zu. Er hat das Programm wohl gelesen. Gottesdienst, Grußworte, Ansprachen, auch von Kottkamp, denn die Kommunalwahl steht vor der Tür und Kottkamp möchte wiedergewählt werden. - Kottkamp, immer wieder Kottkamp, der mächtige Bezirkshauptmann, mit dem Brunner auf jeder Versammlung aneinandergerät.
-Mir dreht sich der Magen um, sagt er angewidert.
-Wieso das denn?
-Sieh dir nur die Rednerliste an. Sogar Kromme darf sich produzieren.
-Der ist doch der Pflegschaftsvorsitzende, sagt Elke.
Beliebt von hier bis Buxtehude, gern gesehener Gast bei allen Empfängen, Vernissagen und Podiumsdiskussionen, schnittiges Hohlbein der Altstadt wie der Neustadt und der Speicherstadt. Sein Lebenselixier: beliebt zu sein.
-Und die ganzen Politiker, was haben die da verloren?
-Du bist doch nur neidisch, sagt sie, weil du keine Rede halten darfst.
Und wahrlich, hat sie nicht recht damit? Er ist Zuhörer, immer nur Zuhörer. Zaungast am Zaun des Lebens.
-Du weißt, dass mir solche Veranstaltungen nicht liegen, sagt er, sich am&im Ohr kratzend. Was soll ich da? Wo sich die listigen Laffen mit ihren Satzblasen spreizen: der Schulrat, der Bezirksleiter, und Mundig, der OStDir. Das muss ich nicht haben. Nein, wirklich nicht.
-Ich habe nichts anderes erwartet, sagt sie mit aufsteigendem Ärger. Ich kenne das seit Jahren. Wegen jeder Selbstverständlichkeit muss ich bei dir betteln gehen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie mich das nervt! Du machst mich so! krank, mit deinem Verhalten. Eines Tages klappe ich zusammen. Dann müsst ihr sehen, wie ihr alleine zurechtkommt.
Er schweigt.
Sie wartet.
Sie stellt den Umschlag mit der Einladung hochkant vor die bunte Keramikvase, die sie vor Jahren aus dem Urlaub mitgebracht haben.
-Wenn dein einziger Sohn Abitur macht, sagt schließlich die thartische Tigerin, wirst du einmal über deinen Schatten springen können.
-Ach, lass mich doch zufrieden. Solche Feiern sind einfach nicht mein Ding.
-Ich lasse dich aber nicht zufrieden. Du wirst schön mitgehen.
Sie steht kurz davor durchzudrehen. Zu explodieren. Ihm, bei aller Liebe, ordentlich heimzuleuchten.
-Ich will aber nicht. Punkt. Ich werde nicht hingehen.
Er weiß gleich, so zu reden ist ein Fehler. Wenn er fit und gesund wäre und sich besser konzentrieren könnte, würde er viel feinfühliger zu Werke gehen. Aber so. Wenn man sich schlecht fühlt, versucht man meist, den direkten Weg zu nehmen, und landet unvermeidlich im Abseits.
-Ich sage dir! ruft sie hysterisch und voller Wut und Verzweiflung über die Front, die Mann und Sohn gemeinsam gegen sie aufrichten und gegen die sie womöglich nicht ankommen wird. Wenn du mir diesen Tag verdirbst! Auf den ich mich so sehr gefreut habe! Das vergesse ich dir nie!
Sie holt tief Luft. Sie hat das Gefühl, den festen Halt ihres Lebens zu verlieren.
-Aber ich weiß schon. Du willst mich unglücklich machen. Du warst schon immer so. Schon bei Sonjas Geburt hast du mich allein gelassen, nur weil du zu bequem warst, nachts wach zu bleiben. Du bist nach Hause gegangen, um auszuschlafen. Ich hatte solche Angst, mutterseelenallein in diesem großen weißen Haus mit den vielen fremden Leuten. Und die Angst hat sich auf das Kind übertragen. Kinder im Mutterleib spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Aber dir war das egal. Das wichtigste für dich ist, dass es dir gut geht. Wie die Anderen sich fühlen, ist dir völlig gleichgültig.
Mehr gibt es nicht zu sagen. Es ist soweit. - Aber da war noch etwas. Ja. Erinnerungen. Todesahnungen. Mama cold. Lass mich endlich mein Ding da reinstecken. Die erste gemeinsame Unterschrift. Kolportagen auf Rom. Junge, hatten wir einen Mind!
-Oder als du mir damals auf der Wanderung von deinem Wasser nichts abgegeben hast. Spätestens da hätte ich erkennen müssen, was du für ein Mensch bist und die Notbremse ziehen. Aber ich bin so blöd. Ich bin so blöd! Immer wieder lasse ich mich auf dich ein, und immer wieder enttäuscht du mich.
Sie rollt die Augen, und er rollt gleichfalls die Augen, nur in entgegengesetzter Richtung, ganz wie es den Gesetzen ihrer Ehe entspricht.
-Du warst schon immer so, und wirst dich nie ändern. Alles überlässt du mir. Ich hasse dich. Wenn ich die Kraft hätte, würde ich dich sofort verlassen.
Danach redet sie kein Wort mehr mit ihm, sondern lässt sich von Erinnerungen überwältigen - an die vielen Ehekrisen, die lange zurückliegenden Mühseligkeiten und Nöte ihrer Schwangerschaften, sowie von Reminiszenzen aus einer noch älteren Schicht. Verletzungen und Enttäuschungen eines junges Mädchen vom Lande, das die Eltern, im Gegensatz zu seinen Freundinnen, die gewohnheitsmäßig auf die Realschule gehen, damit sie Arzthelferin werden, oder Sekretärin oder Bankangestellte, und einen Handwerker, Versicherungskaufmann oder Beamten heiraten, ungefragt auf dem Gymnasium anmelden, wo es mit den Jahren immer schlechter zurechtkommt, weil es sich um seine Hausaufgaben nicht kümmert, und statt zu lernen, die Nachmittage lieber mit seiner Clique verbringt und abends in Diskotheken und dubiosen Lokalen herumhängt. Erinnerungen an die unbedingte Weigerung, die eigene Lebensführung zu ändern und an den täglichen Terror, die Angst vor dem Abgefragtwerden, den Klassenarbeiten, an Blaue Briefe und letzte Mahnungen der Schulleitung, schließlich an die Relegation und das Nachholen des Realschulabschlusses - mit Ach und Krach und zwei Jahre später als die Freundinnen - und vor allem an das Gefühl der Scham und der Stigmatisierung, das das Mädchen von da an begleitet und im Innersten seither nicht mehr losgelassen hat.
Ein Klosett auf der Wiese. Jeder kann zuschauen und schon von weitem sehen, wer da sein Ei legt. Plötzlich wird sie beiseite gedrängt, von Leuten, die es anscheinend noch nötiger haben. Nackt steht sie da, den Gaffern willkommene Zielscheibe.
-Aa-a-ork, reckt Brunner die Arme zur Decke.
Vor ihm am Esstisch türmen sich Speisen, die vom Vortag übrig geblieben sind. Er liebt kaltes Fleisch und Fisch aus der Pfanne, und selbst Gemüsereste finden seine Gnade.
Auch Fritz Walter hätte gegen ein schönes Stück Fleisch nichts einzuwenden. Mit erhobenem Kopf kommt er auf Brunner zu, Liebreiz und eine höfliche Bitte im Blick.
-Wffrau, knurrt er sanft.
-Na, Wauwau, wie geht's dir denn, sagt Herrchen in freundlichem Ton, und wendet sich dann schnell wieder seinem Essen zu, um ja kein Missverständnis aufkommen zu lassen.
Er hat sich lange gegen die Anschaffung eines Hundes gesträubt, aber eines Tages zu Weihnachten hat man ihn vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein kleines Bündel, das nach fünf Minuten das erste Mal seine Duftmarke aufs Parkett gesetzt hat und inzwischen zu einem ansehnlichen Vieh herangewachsen ist.
Jetzt steht es schwanzwedelnd da und fixiert ihn mit dunklen, freundlichen Augen. Als es weiterhin ignoriert wird, macht es einen Schritt nach vorn und pufft ihn sanft mit der Schnauze am Ellbogen. Dann tritt es zurück, gleichsam als fürchte es, zu weit gegangen zu sein und setzt sich stumm auf die Hinterbeine. Als Brunner immer noch nicht reagiert, lässt es ein resigniertes Fiepen vernehmen, dem ein unangenehmer Oberton beigemischt ist, welcher entfernt an den Laut eines klagenden Babies erinnert.
-Fritz Walter!
Elkes Stimme aus der Abstellkammer.
Schwupp, ist es weg, jedes Interesse an Brunner erloschen.
-Na komm. Hier hast du dein Fresschen, lieber, lieber Hund, hört man sie in der Abstellkammer.
Das schleckende Lecken und das fassende Beißen und schlingende Würgen des Hundes.
-Du bist ein Guter, sagt Elke in der Abstellkammer.
Brunner greift nach der Pfanne und hofft, jetzt in Ruhe weiteressen zu können, wird aber nach kaum zwei Minuten wieder gestört, als seine Frau sich zu ihm setzt, um sich ein Brot zu machen. Fein säuberlich streicht sie eine Schicht Margarine auf die dünn geschnittene Scheibe und legt eine dicke Scheibe Emmentaler darauf. Dann beißt sie hinein, während Fritz Walter aus der Kammer getrottet kommt. Er krümmt sich und streckt sich und leckt sich mit einer langen Zunge das Maul.
-Barbarisch, brummt sie Backen wackelnd, als sie sieht, wie Brunner große Stücke kalten Bratens löffelweise in sich hineinstopft. Dass du zum Frühstück sowas essen kannst!
Brunner antwortet nicht. Schweigend kaut er sein Fleisch. Er hat nicht vor, sich von ihr den Appetit verderben zu lassen.
-Ihr graue vor Fisch und Fleisch zum Frühstück, wiederholt sie nach einer Weile in provozierendem Ton.
Zufrieden liegt der Hund auf Brunners neuem Teppich.
-Wenn du überhaupt richtig krank bist. Wer richtig krank ist, hat normalerweise keinen Hunger. Aber du schaufelst ein Stück Braten nach dem anderen in dich hinein. Hier, noch einen Batzen Bratkartoffeln, und hier und hier … wie wär's mit einer Scheibe Toast mit ordentlich fetter Butter?
-Her damit, sagt er scheinbar gelassen.
Mit dem Handknöchel wischt er sich eine dünne Fleischfaser von den Lippen.
-Kannst du nicht mal Ruhe geben! bricht es plötzlich aus ihm heraus. Ich bin krank, und muss mir die ganze Zeit dein Gezeter anhören.
Der Hund hebt lässig den Kopf. Satt und zufrieden beglotzt er seine Herrschaft.
-Wer hier zetert, bist du, sagt sie. Wer hat denn mit den Holzscheiten angefangen?
Bei diesen Worten strafft sie ihren Morgenrock und steht auf, denn sie hat vergessen, die Zeitung hereinzuholen.
-Unser Nachbar besorgt schon wieder Brötchen für seine Frau, sagt sie, als sie mit der Gazette zurückkommt. Das könntest du auch mal machen. Würde dir sehr gut anstehen.
Sie sagt es nicht zum ersten Mal, aber Brunner hört ihr sowieso nicht zu. Er hat sich die Einladung vorgenommen.
-Ökumenischer Gottesdienst in der Pfarrkirche, liest er vor. Können wir uns nicht wenigstens den sparen?
-Nein, antwortet sie und nickt schmerzlich bei diesem Wort. Warum soll ich mich mit einem Teil zufrieden geben. Ich will das ganze Paket.
-Das Thema Religion ist doch wohl durch. Was hat die Kirche mit dem Abitur zu tun? Die Pfaffen wollen sich ins Herz der Jugend schleichen.
Damit holt er zum großen Befreiungsschlag gegen alles Religiöse aus, gegen die Kirche im Allgemeinen und fundamentalistische Bibelkreise im Besonderen, die zwar Friedfertigkeit auf ihren Lippen trügen und angeblich nur Liebe verbreiten wollten. Das sei jedoch nichts als pure Heuchelei und Lüge. In Wirklichkeit gehe es ihnen um die Macht. Nur um die Macht. - Mit Lügen und Ideologien hätten die Machthaber und alle sonstigen Kraken der Welt schon immer versucht, die Herrschaft über ihre Untertanen zu festigen. Wenn der Pfarrer in der Kirche das Kreuz mache, ließen sich die Leute so davon beeindrucken, dass sie gegen Ungerechtigkeiten nicht mehr aufzumucken wagten.
Die Kirchen versuchten mit aller Macht, Terrain zurückzugewinnen, was sie 68ff verloren hätten. Wiedereinführung des Religionsunterricht als Pflichtfach, zum Beispiel, und wenn ihnen ein altes Omchen in halber geistiger Umnachtung ihr altes Haus vererbe, ließen sie gegen die Verwandtschaft ihre Rechtsanwälte aufmarschieren. Sie kennten kein Pardon. Die katholische Kirche sei der größte Grundbesitzer Deutschlands. Niemals verkaufe sie einen einzigen Quadratmeter, und die Protestanten seien auch nicht viel besser. Darum hätten sie soviel Angst vor Revolutionen, denn da würden sie gewöhnlich enteignet.
Genüsslich fischt er nach einem Stück Fleisch aus der Pfanne. Genüsslich schneidet er es sich in Streifen und schiebt es sich in den Mund.
-Ob sie wisse, dass der Präses der evangelischen Kirche aus einer alten Nazifamilie stamme? Beziehungsweise, korrigiert er sich, der Vater sei im dritten Reich ein erfolgreicher Karrierebeamter gewesen. So weit sei man schon, dass dieser in der Bevölkerung übrigens äußerst beliebte Theologie eine derartige Familiengeschichte in Talkshows schamlos ausbreite.
Empört, und auch mit einer gewissen Befriedigung im Herzen, verweilt er in Gedanken bei dem Manne und kommt dann wieder auf die katholische Kirche zu sprechen, die ja noch viel schlimmer sei. Alles Betonköpfe, die in wichtigen politischen Fragen keinen Millimeter nachgäben. Unverantwortlich hielten sie an überkommenen Prinzipien und Verboten fest. Stichwort Zölibat, Stichwort Verhütungsmittel, wo sie sogar Siechtum und Tod in Kauf nähmen, Stichwort Aids, und alles nur, um ihre Macht zu festigen.
Er sagt dies mit jener unnachgiebigen, unnachahmlichen Bärbeißigkeit, für die er bekannt und berüchtigt ist und die Vorgesetzte, Nachbarn und Bekannte davon überzeugt hat, dass sie es mit einem verbohrten und schwierigen Zeitgenossen zu tun haben, dem grundsätzlich nicht zu trauen ist und von dem jederzeit Aggressionen und Störungen des Betriebsfriedens zu gewärtigen sind.
-Hör endlich auf, ruft sie und hält sich die Ohren zu. Hör auf, mir mit deinen ewigen Stänkereien den Tag zu verderben. Kannst du nicht einmal etwas Freundliches sagen. Merkst du nicht, dass ich total im Stress stehe und noch das Pausenbrot für die Kinder fertig machen muß?
Doch es gibt kein Halten. Was in den Ohren Anderer wie miesepetriges Meckern und Mäkeln klingt, Absonderungen einer misanthropischen Persönlichkeit, die sich um so schwerer ertragen lässt, je besser es ihr geht und je rücksichtsloser sie vor anderen auftrumpfen kann, ist für Brunner geistige Kraftnahrung, die ihn sein Ego erst so recht empfinden, ja geradezu genießen lässt.
-Laizismus wie in Frankreich, das wünsche er sich. Religion habe Privatsache zu bleiben. Wo immer die Religiösen versuchten, mit ihren sexualfeindlichen, abergläubischen Vorstellungen die Gesellschaft zu bevormunden, müssten sie zurückgedrängt werden. Das Primat der Aufklärung: dass jeder nach seiner Facon selig werden solle. Verbote nur, wo wirklich unerlässlich. In dem Sinne sei die Ausbreitung der westlichen Kultur und die damit einhergehende Verdrängung mittelalterlicher Strukturen auf jeden Fall als Fortschritt zu werten. In diesem Zusammenhang falle ihm sein Großvater ein.
-Deine tolle Verwandtschaft, unterbricht ihn Elke. Unser Vorbild.
Doch Brunner lässt sich nicht beirren.
-Seinem Großvater habe während der Nazizeit ein deutschnationaler Pfarrer Konfirmandenunterricht erteilt, welcher den Krieg verherrlicht und dem jungen Katechumänen derart zugesetzt habe, dass dieser von der Kirche für immer geheilt und sein Lebtag nicht mehr hingegangen sei.
-Deine Eltern rennen doch jeden Sonntag in die Kirche, wirft Elke dazwischen.
Kurz unterbricht Brunner sein Kauen. Solche Angriffe ist er gewohnt, und er weiß auch genau, wie sie zu parieren sind.
-Warum sagst du das jetzt? Du benutzt jede Gelegenheit, um meine Leute schlechtzumachen.
-Ich? ruft sie empört. Du ziehst doch immer über meine Schwester her! Dass sie ein altes zänkisches Weib ist, dass sie raucht wie ein Schlot und dass man es mit ihr nicht aushalten kann.
Sie sagt noch ein paar andere Dinge, die ihn morgens überhaupt nicht interessieren, und nachmittags und abends eigentlich auch nicht. Zuletzt lässt sie sich wieder über ihn und seine Tischmanieren aus.
-Ja, ja, sagt er nur.
Ihm ist sowieso alles egal.
Dabei geht es um etwas sehr Wichtiges: um das Verschwinden historischer Erfahrungen aus dem öffentlichen Bewusstsein. Frühere Generationen, aufgrund von Erfahrungen klug geworden, werden immerzu durch unbedarfte Jüngere ersetzt, die sich allzu leicht wie dumme Schäfchen an die Leine legen lassen. Alles wie gehabt. Dass die Kirche oder ein Teil davon für Kriege verantwortlich ist oder diese zumindest gutgeheißen hat und trotzdem immer aufs Neue Fuß fasst und Respekt und Anerkennung in der Bevölkerung findet, wohl gar als eine Massenbewegung, der man sich als Einzelner besser nicht entgegenstellt, lässt sich seines Erachtens nur durch einen genetischen Faktor erklären, von dem die in der Bevölkerung weit verbreitete Frömmigkeit getriggert wird. Insofern haben Religion und Religiosität möglicherweise mehr mit Biologie als mit Kultur zu tun. Sie sind ein Auswuchs des menschlichen Geistes, dem, ohne dass dies im Entferntesten die Frage der Existenz Gottes berührt, ein tief verwurzelter Glaube einen Überlebensvorteil sichert (nicht nur weil sich die Religiösen, weniger hedonistisch auf Spaß programmiert als der Rest einer Bevölkerung, die ihre Zeit mit Brot und Spielen vertut, gemeinhin besser vermehren, oder weil Aberglauben und Irrationalität in kritischen Situationen durchaus hilfreich sein können, indem sie Entscheidungsprozesse wesentlich verkürzen, sondern auch weil einen der Glaube an Gott über Depressionen und schwierige Phasen hinweghelfen kann, etwa wenn man vom Partner verlassen wird oder seine Arbeit verliert) und gehen, genau wie der Artenreichtum und die exotischen bunten Geschöpfe der Südsee und des Regenwaldes, auf das Konto einer Natur, die verschwenderisch die tollsten Geschenke verteilt.
÷
Nein!
Über ihm öffnete sich eine Tür. Ein heller Strahl flutete seine fantasierenden Augen. Hilflos sah er der Zukunft entgegen, einer Zukunft, die doch nur für ihn gemacht war. Er kroch und wühlte sich bäuchlings zurück in die Kissen, einer Kellerassel gleich, die ihr ursprüngliches Schlupfloch nicht mehr finden kann.
-Jetzt aber hoch, rief die riesige, dreiäugige Riesin. Oder musst du nicht aufstehen?
Sie griff nach der Uhr auf seinem Bettkasten und hielt sie an ihre kurzsichtigen Augen.
-Scheint richtig zu gehen, sagte sie in den dumpfen Nachtklang seines Bewusstseins. Dann verschwand sie, um ihm etwas Zeit zu geben, indes seine geköpften Sinne korohten korkrollten karkrahten kartätschtem kisch in den Kissen, den blau Kornmuster befleckten Kissen. Mumpf und Artschieling mischten sich in seinem Kopf, faltenreich schwebten schwerdumpe Felleisen an ausgeblühten Traubenfallschirmen zu Boden, kehrten in traurigen Siebenschleifen zurück, an süttigen Sommerblumenbumerangs, und melteedeten durch alles gratz- und glanzlose Vier- und Fünfflüssige seines kurzen abstrakten Lebens. Es koschelte der Wecker in nurmeesen, umraasen, miskeeken, nuranzen und numannen Numismen und wollte kein Ungnad verlöschen, um's katarackte Verdeut nicht. Er zruckte gefühlsame Zweckspangen mit einer seltsamen Flötrigkeit aus einer ecksilbrigen, korzwollenen Welt. Worauf man ihn mit Follsomen follstusste, und der ganz hineingehörte (statt die am Rande wichtig sich machte), mierannte und mooslochte dem Doktor auch genannt die Krake des Sübengebürgs Seepferd und Hahn des inneren Unwahrs taktvoll von hinten, grund auflauf Zemeckis Berause, und erst mit dem einhundertdreiunddreißigsten Anflug des stilvoll stellvertritts vergeudeten Mondes hather ein höchstes Umbecken in die Geseihten gelegt:
-die Kettenschürze (an der Feuerschutzwand)
-Nebelwurfbecher (nur höchstens drei Schluck)
-mehrere Runglattichhaufen und Drehringlafetten
-und schließlich Haub SF M 100 A2, die fröhliche Itze.
Sowas würde Mundig nie tun, und wissen wir flugs, rong dass wir im Kopf des Falschen mäandern. Kein Wunder das Chaos, sind hier zu Viele am kisch aus den Kissen korkrollen, und je länger einer so da liegt, um so größer die Verlockung, rong, ganz rong runk alz unten rundrum flugherings auszupunten.
rong rong, schön mächlich rong
rong rong rong
rong-rong-rong
Rong---rong
Rongrongrongrong
Rong-rong-rong
Rongrongrong
-Kannst du mir den Kaffee bringen: Sonjenlärm und -alarm von drüben aus dem Weibjargon, dem katzjammen hundsklammen Kindszimmer, dem sie entwachsen und viel zu oft imgefolgt ist.
-RO-ong, geht jegliche Lust flöten und ausballon. Verreckt wie die entladene Batterie eines knallerbunten Vrecktomotors.
Vorbei segelte spitz Mutter, die Gute (zum zweiten), in irrstem Lichtzuber schött, spött und Fallballerin. Er aber liegt: spiegelgleich seines Vorbilds: liegt, und tütscht noch'n Versuch in'ne Wäsche:
rong rong
r--o
rong rong
rong-rong
Es geht nicht, ums Verrecken nicht, bei dem Lärm, den Sonja draußen veranstaltet. Wer möchte in solchen Momenten auch an seine Schwester zu denken? An seine ältere Schwester, die einem früher oft den Weg gewiesen und die heute immer noch meint, dafür zuständig zu sein. Die man bewundert hat, weil sie mit sechzehn schon selbstsicher durchs Leben stolziert ist, während man selber noch Briefmarken und Fußballerbilder gesammelt hat, und die man spätestens dann zu hassen beginnt, aus mehreren, ganz unterschiedlichen Motiven, wenn sie ständig neue Verehrer anschleppt, mit denen sie wortlos in ihrem Kinderzimmer verschwindet. Die ältere Schwester als Trauma, auf das man um so empfindlicher reagiert, je weiter man hinter ihr zurückbleibt.
Oh, dieser Krach! Sie hätte man lieber den Bubischnitt behalten sollen. Billig, und leichter zu pflegen als diese üppigen Locken, auf die die Männer so abfuhren. Was war sie bloß für ein Mensch, eifrig auf das Ihre gerichtet, hätte sie die Zierde Mundigs des Schrecklichen sein können, doch verlassen musste sie die höhere Lehranstalt, ihrer Mutter gleich, während diejenigen ihrer Anverwandten, welche ihre Sinne beisammen hielten und wohl gar das ganze System ablehnten, ganz gut durchkamen warum?
Wieder scheute der Wecker ins Sübengekirsch, und wieder stampeete er ruckzurk in die Kissen:
-Aufste-e-en! diesmal brutal und unterm Vorhänge wegschieben & Fenster weit auf.
Alle demokratisch behandelt, Vater, Sohn und die Tochter, mit demokratischer Ungeduld.
Ihr schlaft in getrennten Zimmern? hatte einst eine Freundin gefragt, mit hochgezogenen Brauen.
-Jetzt aber los!: aus voller, föllerer Türe. Sonja wird wegen dir wieder nicht fertig.
-Stell mir schon mal das Essen hin.
Änzn gahn kinkelahn
tinne fahde feltenahn.
Luckenuut sehdihmkuud
isska folgemuut.
-Wann wirst du endlich selbstständig, fragte sie rhetorisch.
-Früher hast du mir immer das Frühstück ans Bett gebracht.
Reckte sich schalkhaft aus Nebeln der kommende Herrscher und frische Salbader.
-Früher war früher und heute ist heute, gab die Tigerin unbarmherzig zurück und verließ seine Kammer.
Appa mamma fahned zea
adda gahne änzn mea.