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Hubert Hug

Gesetze des Irrsinns: Die Raumflotte von Axarabor - Band 134

Gesetze des Irrsinns: Die Raumflotte von Axarabor - Band 134


von Hubert Hug


Der Umfang dieses Buchs entspricht 81 Taschenbuchseiten.


Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Auf dem Planeten Usaron am Rande des Sternenreichs von Axarabor werden Gesetze gewürfelt. Dabei sind merkwürdige Lebensformen und beispiellose Grausamkeiten entstanden. Die Verantwortlichen der Sternenkommunikation auf dem Planeten Torion unter der Leitung des Admiral-Direktors Axaisy sollen das Rätsel lösen und eingreifen.



Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER 3000 AD 123rf Steve Mayer

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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1

In der Zentrale der Sternenkommunikation auf dem Planeten Torion ertönt ein Alarmsignal, das die diensthabende Mitarbeiterin aus ihren Gedanken reißt. Sie erhebt sich aus ihrem Sessel und geht zum Bildschirm, auf dem eine Nachricht aufleuchtet.

„Helft uns! … Bitte!“

Die Mitarbeiterin tippt auf ein Feld am unteren Rand des Monitors. Gebannt starrt sie auf den linken Kontrollbildschirm, auf dem der Absender erscheinen sollte. Nur langsam kann sie die flackernden Zeichen und die Koordinaten entziffern. Der Hilferuf kommt von dem Planeten Usaron am Rande des Sternenreichs von Axarabor.

Sie betrachtet die zeitliche Abfolge einer dreidimensionalen Sternenkarte, erkennt, dass im gesamten Quadranten schon lange keine Kampfhandlungen stattgefunden haben, und wundert sich, warum jemand die Raumflotte von Axarabor gerade dorthin locken will. Schon oft hat sie falsche Hilferufe erhalten. Das Signal ertönt von Neuem. Die Nachricht wiederholt sich dreimal. Die Mitarbeiterin versucht direkt Verbindung aufzunehmen.

Währenddessen erscheint ein weiterer Text: „Auf Usaron werden Gesetze gewürfelt. Es bleibt nicht viel Zeit, um ein Chaos zu verhindern.“

Die Frau schüttelt den Kopf, während mit gelbem Flackern neue Sätze erscheinen.

„Es handelt sich um ein Experiment über stochastisches Leben mit gerechten Verteilungen. Zufallsgesetze führen zu Befehlen, Verordnungen, Vorschriften. Strafen folgen.“

Wieder kann die Frau nur staunen und nicht viel mit dem Geschriebenen anfangen.

Der Text wird nach den ersten, schnellen Worten endlich klarer in der Struktur. Der Absender scheint den zweiten Teil ohne Zeitdruck verfasst zu haben.

„Die Regierung von Usaron ließ einen Algorithmus herstellen, der Gesetze nach einer vorgegebenen Grammatik aus Worten bildet. Diese Methode solle Arbeit und Kosten sparen. Im zweiten Schritt verwendet die Regierung einen separaten Algorithmus, der aus der Liste der Gesetze einige nach einem Zufallsprinzip auswählt.“

Es rauscht im Hintergrund, als ob jemand versuchen würde, akustisch Kontakt aufzunehmen. Doch nach ein paar Augenblicken setzt sich die Nachricht auf dem Bildschirm fort.

„Wir haben Angst. Helft uns. Die neue Art Gesetze herzustellen, sei eine effiziente Methode des modernen Regierens. Aber wir spüren Gefahr. Denn da ist noch etwas…“

Die Mitarbeiterin starrt ungeduldig auf die Nachricht. Mehr erscheint nicht. Die Nachricht ist abgebrochen.

Sie übermittelt den Notruf an die übergeordnete Stelle, an die Regierung von Torion.

Axaisy, der Admiral-Direktor von Torion, eine Chimäre aus Mensch und KI, erhebt sich im Regierungsgebäude, während er auf seinem Handcomputer die Nachricht liest.

Sehr merkwürdig, denkt er, mit Usaron hatten wir bisher nie Probleme. Die Menschen dort verhielten sich zwar reserviert, aber friedlich. So haben wir uns lange nicht mehr um sie kümmern müssen.

Axaisy legt seinen Handcomputer beiseite und setzt sich wieder an seine Arbeitsstation. Er stützt seine Arme auf und legt das Kinn in die gefalteten Hände.

Gesetze würfeln?, geht es ihm durch den Kopf. Ich muss der Sache nachgehen.

Nach einer Weile tippt Axaisy eine Nummer in seinen Handcomputer.



2

Mein Handcomputer zeigt eine Dringlichkeitsnachricht der obersten Stufe. Als ich den Absender sehe, fühle ich, dass der Beruf als Astromathematiker mich wieder von der Familie und meinen eigenen Interessen reißen wird.

„Hallo“, sage ich.

„Axaisy hier. Wir haben einen Hilferuf.“ Axaisys Stimme klingt erregt. Das ist selten bei ihm. Ich bekomme den Befehl, sofort in seinem Büro in der Zentrale der Sternenkommunikation zu erscheinen.

Meine eigenen Wünsche schiebe ich nach hinten. Ich suche meine braune Jacke, die mit der Amepolfolie, da es draußen kalt ist. Dann schicke ich meiner Frau eine kurze Nachricht. Der Weg zur Zentrale dauert mit der M-Bahn vierzehn Torionminuten.

„Danke, Mosur, dass du gleich erschienen bist“, begrüßt mich Axaisy. Seine grauen Haare wellen sich wie ein Pferdeschwanz nach hinten, als er auf mich zutritt.

„Kein Problem“, antworte ich. „Sicher handelt es sich um etwas außerordentlich Dringendes.“

„Ja, Mosur, Bei Setna. Ein Hilferuf, ein sehr merkwürdiger. Kennst du den Planeten Usaron?“

„Ja …“ Ich überlege. „Dort war ich schon vier oder fünf Mal. Aber auf Usaron sind wir nie gelandet. Der Planet liegt meines Wissens am Rande des Sektors.“

Axaisys Stirnnarbe verfärbt sich rot.

Sein Blutdruck steigt, denke ich und schweige.

„Ein sehr gefährliches Experiment ist das, was die Menschen dort auf Usaron, also die Usaroner, machen“, murmelt Axaisy, richtet seinen Kopf näher zu mir und ergänzt. „Ein Experiment, bei dem sinnlos Tote auftreten könnten. Das vermute ich. Jedoch habe ich keine Beweise … Noch nicht.“

„Um was geht es eigentlich?“, frage ich.

„Ich versuche es zu erklären.“ Axaisy holt tief Luft. „Die Usaroner, genauer deren Regierungsmitglieder, würfeln sich Gesetze.“

„Wie soll das gehen?“ Ich staune, ziehe die Stirn hoch und hoffe, es sei niemand verrückt geworden.

„Wir haben nur eine abgebrochene Nachricht von Usaron erhalten – wahrscheinlich von einem Betroffenen. Sie sagt im Wesentlichen aus, dass zur Generierung von Gesetzen Algorithmen entwickelt worden wären. Die Regierung der Usaroner hätte einen Zufallsgenerator programmiert, mit dem sie Gesetze herstellten. Um welche Gesetze es sich handle, teilte man uns nicht mit. Das Verfahren sei sehr effizient, hätte die Regierung erklärt.“ Axaisys Narbe ist inzwischen tiefrot. „Mehr weiß ich nicht. Aber ich fühle, dass Menschen gequält werden.“ Axaisy blickt mich fragend an.

Ich kann nichts dazu sagen.

Für ein paar Augenblicke herrscht Schweigen.

„Es ist ein Notruf, was ich dir bereits mitteilte. Wir müssen etwas tun“, sagt Axaisy schließlich und bewegt seine Arme, so dass sein Gewand raschelt. Ich lese bereits in seinem Gesicht, was er mir auftragen will.

„Ich möchte auf Usaron nach dem Rechten sehen. Den Auftrag dazu übertrage ich dir. Mit deinem logischen Gedankengut bist du, Mosur, der richtige; denn du bist Astronaut und Mathematiker zugleich. Ich möchte nur eine Person von Torion losschicken“, meint er und ergänzt mit sorgenvollem Ausdruck.

„Um Kosten zu sparen.“ Axaisy hält die Hand vor den Mund und hüstelt. „Und aus anderen Gründen.“

Die Sache kommt mir sonderbar, abrupt und somit auch etwas gefährlich vor, so dass ich etwas anderes vorschlagen möchte.

„Ich weiß, wir müssen sparen. Aber könnte nicht Kapitän Verdan und …“

Axaisy unterbricht mich sofort. Er scheint meine Gedanken gelesen zu haben.

„Diesmal nicht. Ich möchte den Auftrag geheim halten, Verdan und seine Gruppe noch nicht einweihen. Außerdem sollst du erst einmal sehen, um was es geht. Ich bitte dich, die Lage vor Ort zu begutachten, um mir dann zu berichten“, sagt Axaisy.

„Kann ich ablehnen?“, frage ich, während ich an meine Familie denke.

„Nein“, sagt Axaisy. „Ich habe keine Alternative. Eine logische Kommunikation zwischen fernen Sternenvölkern und die Reisen dorthin, sind deine Aufgaben. Dafür bezahlen wir dich.“

Das sind die Argumente, die ich schon mehrmals gehört und auch hier erwartet habe. Normalerweise machen mir weite Reisen ins Unbekannte nichts aus. Sonst hätte ich den Posten hier niemals ergriffen. Aber mit diesen gewürfelten Gesetzen habe ich ein ungutes Gefühl, da ist mir zu viel Unlogik im Spiel. Ich fürchte, dass die Kommunikation schwer sein wird, und ich unter ein Gewirr von Gesetzen fallen könnte.

Aber ich habe keine andere Wahl.

„Also gut.“ Ich willige ein und gebe Axaisy meine Hand.

„Danke“, sagt Axaisy. Er wirkt erleichtert.



3

Meine Frau Lenore erwartet mich bereits.

„Nichts Erfreuliches?“, fragt sie, während sie mich erstaunt und etwas erschrocken anblickt.

Ich versuche gleichgültig zu erscheinen und schüttle den Kopf.

„Ich weiß noch nicht, wie ich den neuen Auftrag bewerten soll.“

„Was will man von dir?“

Ich möchte ihr keine Angst machen und lenke ab.

„Was machen die Kinder?“, entgegne ich.