Neben der historischen Zuordnung der Münzen besteht der Hauptzweck des vorgelegten Bandes darin, eine Hilfestellung bei der Bestimmung der Münzen zu geben. Während im englischsprachigen „standard catalogue of world coins“ nach Jahrhunderten getrennt mit mehreren Bänden parallel gearbeitet werden muss, erschließt sich dem Münzinteressierten in dieser Darstellung die ganze Bandbreite der Münzen in einem Band. Nicht einfach ist dabei der Umgang mit widersprüchlichen historischen und numismatischen Quellen, was etwa Herrscherdaten oder die Zuordnung einzelner Münzen angeht. Einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion soll dieser Band jedoch nicht leisten. Die geschichtlichen Darstellungen sind i. d. R. an die „Wikipedia“ angelehnt, sofern andere Quellen nicht angegeben sind.
Die Angaben über die Auflagen der Münzen sowie die Preisangaben stammen für die Münzen ab ca. 1600 aus dem Standard Catalogue of World Coins1. Das schnelle Auffinden bzw. Bestimmen ist auf drei Wegen möglich: 1. Suche über das Gebiet, 2. Innerhalb eines Gebiets kann über die Abbildungen nach einer ähnlichen Münze gesucht werden, 3. Innerhalb der nach Gebieten geordneten Textdarstellungen ist über das Datum oder die Münzbezeichnung ein schnelles Auffinden der gesuchten Münze möglich. Die Ordnungsnummern nach Krause/Mishler2 sind jeweils mit angegeben, so dass auf die Vergabe eigener Ordnungsnummern verzichtet werden kann.
Die bei Cuhaj/Michael in Dollar angegebenen Preise wurden ohne Rücksicht auf den aktuellen Wechselkurs übernommen. Die Preise der abgebildeten Münzen ergeben sich i. d. R. aus dem Auktionsergebnis oder im Fall nicht verkaufter Münzen aus dem Schätzwert. Bei allen Preisangaben handelt es sich nur um grobe Werte, die für eine Einstufung als wertvoll oder nicht wertvoll ausreichend sind. Deshalb wurden auch nur die Minimal- und Maximalwerte in Abhängigkeit von der jeweiligen Qualität angegeben. Der Maximalpreis wird dabei i. d. R. nur zu erzielen sein, wenn es sich um tadellose bzw. prägefrische Exemplar handelt.
Auf die Zusammenstellung der Ergebnisse aus Auktionen und Listen von Volker Weege, Deutsche Münzen 800-2001, Wien 2001: Money Trend Verlag, sowie auf Volker Weege / Udo Lindner, Deutsche Lande 1500 bis 1806 – Bewertungskatalog, Wien 2011: Money Trend Verlag, wird verwiesen.
Alle Preisangaben sind selbstverständlich ohne Gewähr. Die Quellen der Abbildungen sind jeweils angegeben. Teilweise stammen diese aus der Numismatischen Datenbank Wien (NDW)3. Kurz vor seinem Tod hat mir Herr Weege die Nutzung auch der Bilder aus der NDW gestattet. Von dieser Erlaubnis habe ich aus Transparenzgründen aber nur in den Fällen Gebrauch gemacht, in denen mir die Nutzung des Bildmaterials durch die betreffenden Auktionshäuser bereits zu einem früheren Zeitpunkt gestattet wurde. Lag keine Erlaubnis zur Verwendung der Bilder vor oder hat das Auktionshaus auf meine Anfragen nicht geantwortet, wurde auf die Übernahme der Abbildungen verzichtet.
Die Verwendung der Bilder ist wie immer ein Kompromiss aus der notwendigen Größe, um auch Details erkennen zu können, und wirtschaftlichen Erwägungen, die die Verwendung von hochauflösenden Grafiken verbieten.
Ich danke den nachfolgend genannten Münzhandlungen bzw. Auktionshäusern für ihre Erlaubnis zur Verwendung des Materials. Ohne sie wäre dieser Katalog nicht möglich gewesen:
CNG Classical Numismatik Group, Lancaster (USA)
Dr. Busso Peus Nachf. e. K., Frankfurt
Emporium-Merkator, Hamburg
Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück
Gorny & Mosch Giessener Münzhandlung
Lübke & Wiedemann KG, Leonberg (Digitale Fotografie)
Münzen & Medaillen GmbH, Weil am Rhein
Münzen- und Medaillenhandlung Stefan Sonntag, Stuttgart
Münzenhandel Wennemar Freiherr von Fürstenberg, Arnsberg
Münzenhandlung Brom, Berlin
Münzenhandlung Harald Möller GmbH, Espenau
Münzenhandlung Manfred Olding, Osnabrück
Münzhandlung Ritter GmbH, Düsseldorf
Numismatik Lanz, München
Teutoburger Münzauktion & Handel GmbH, Borgholzhausen
Konstanz, im Mai 2019
Dr. Manfred Miller
1 Cuhaj, George S. / Michael, Thomas: Standard Catalogue of Word Coins 1601-1700, 6th Edition, Iola, WI, 2014: Krause Publications; 1701-1800, 6th Edition, Iola, WI, 2013: Krause Publications; 1801-1900, 8th Edition, Iola, WI, 2015: Krause Publications.
2 Krause, Chester L. / Mishler, Clifford: Standard Catalogue of World Coins 1601-1700, 3. ed., Iola, WI, 2003; Bruce, Colin R. / Michael, Thomas: Standard Catalogue of World Coins 1701-1800, 4. ed., Iola, WI, 2007; Krause, Chester L. / Mishler, Clifford: Standard Catalogue of World Coins 1801-1900, 3. ed., Iola, WI, 2001. Die Ordnungsnummern wurden in den Folgeauflagen beibehalten.
3 Zugang über www.moneytrend.at, ID ist idR angegeben.
Die Mark Brandenburg4 war ein Territorium im Heiligen Römischen Reich. Als Gründungsdatum ging der 11. Juni 1157 in die Historie ein. Durch die Entwicklung zum Kurfürstentum Brandenburg seit dem Ende des 12. Jahrhunderts spielte sie eine herausgehobene Rolle in der deutschen Geschichte. Die Goldene Bulle von 1356 bestätigte die Stimme der Markgrafen von Brandenburg als Kurfürsten bei der Königswahl. Die Markgrafschaft Brandenburg umfasste die Altmark (westlich der Elbe), die als Kerngebiet geltende Mittelmark (zwischen Elbe und Oder), die Neumark (östlich der Oder), Teile der Niederlausitz und Streuterritorien. Im Jahr 1701 entstand mit der Monarchie Preußen ein neuer, europäischer Staat. Damit wandelte sich die Markgrafschaft faktisch in eine Provinz. Die formelle Gründung der Provinz Brandenburg erfolgte 1815.
Die umgangssprachliche Verwendung des Begriffs Mark Brandenburg bzw. der Kurzform Mark als Synonym für das heutige Bundesland Brandenburg ist weder historisch noch territorial korrekt. Während einst märkische Gebiete heute in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern sowie den polnischen Woiwodschaften Zachodniopomorskie und Lubuskie liegen, gehörten Gebiete im Süden des Bundeslandes nie, nur teilweise oder lediglich kurzzeitig zur Mark. Außerdem trennten sich Brandenburg und Berlin in mehreren Schritten zwischen 1875 und 1936.
Im Zuge der Völkerwanderungen verließen die Sueben, der elbgermanische Teilstamm der Semnonen, ab dem 5. Jahrhundert bis auf wenige Restgruppen ihre Heimat an Havel und Spree in Richtung Oberrhein und Schwaben. Im späten 6. sowie 7. Jahrhundert zogen in den vermutlich weitgehend siedlungsleeren Raum Slawen ein.
Östlich von Havel und Nuthe, im heutigen Barnim und Ostteltow, siedelten die Sprewanen. Ihre Hauptburg lag am Zusammenfluss von Dahme und Spree in Köpenick. Westlich der zwei Flüsse, heute Havelland und Zauche, lebten die Heveller. Die Hauptburg der Stodoranen, so die Eigenbezeichnung, war die Brandenburg. Havelaufwärts standen zwei weitere von ihren Befestigungsanlagen nur unweit voneinander entfernt – der wichtige Burgwall Spandau und eine kleine Anlage auf dem Gelände der heutigen Zitadelle Spandau. Die beiden elbslawischen Stämme mussten sich gegen die mächtigen Feudalstaaten aus dem Westen wehren. Gelegentlich trugen sie auch untereinander und mit angrenzenden Slawenstämmen Streitigkeiten aus, oft in kriegerischer Weise.
Nach den erfolgreichen Feldzügen im Jahre 804 gegen die Sachsen überließ Karl der Große den mit ihm verbündeten Abodriten mit Nordalbingien kurzzeitig einen Teil des sächsischen Landes zwischen Elbe und Ostsee. Eine verhältnismäßig ruhige Zeit währte bis zum Jahr 928. In der folgenden sogenannten ersten Phase der Deutschen Ostsiedlung eroberte König Heinrich I. im Winter 928/929 die Brandenburg. Die Stämme bis zur Oder wurden tributpflichtig. Unter Otto I. folgte 936 die Einrichtung von Marken, deutschen Grenzregionen im Slawenland. Ab etwa 965 (die Datierung ist unter den Historikern umstritten) errichtete er die Bistümer Brandenburg und Havelberg. Die deutsche Herrschaft begnügte sich mit der Besetzung vorhandener Burgen zur Eintreibung von Tributen und dem Bau von Bistumskirchen. Deutsche Bauern wurden noch nicht angesiedelt. Die Gemeinden der Bistümer waren daher sehr klein. Die tägliche Feier der Messe galt aber als Beweis der Herrschaft Christi im Slawenland.
Nach dem Tode von Gero wurde die Sächsische Ostmark in fünf kleinere Marken aufgeteilt: die Nordmark, das heißt die spätere Mark Brandenburg, und südlich davon in vier weitere Marken, vor allem in den Lausitzen. Im Slawenaufstand von 983 verbündeten sich viele slawische Stämme und warfen die Deutschen erneut zurück. Die Bistümer Brandenburg und Havelberg wurden dabei zerstört. Für rund 150 Jahre, bis zum Zerfall des Liutizenbundes Mitte des 11. Jahrhunderts, stand die deutsche Expansion still.
Im Jahr 1127 kam Pribislaw als Hevellerfürst auf der Brandenburg an die Macht. Er trug den deutschsprachigen Taufnamen Heinrich, daher der größtenteils zu lesende Doppelname Pribislaw-Heinrich. Bereits sein Vorgänger Meinfried war Christ. Deshalb ließ sich schlussfolgern, dass Pribislaw-Heinrich schon als Kind die Taufe empfangen hatte. Spätere mittelalterliche Chronisten idealisierten die Entwicklung und verlegten den Taufakt in seine Fürstenzeit. Er stand in enger Verbindung zum deutschen Adel und erhielt vom Kaiser 1134 offenbar den Titel eines Unterkönigs (später wieder aberkannt). Dadurch konnten die Deutschen das Heveller-Gebiet (beiderseits der Havel zwischen Potsdam und Brandenburg an der Havel) vorübergehend locker an das Reich binden. Die umstrittene Ostgrenze verlief damit zwischen den beiden elbslawischen Stämmen der Heveller und Sprewanen. Geografisch sehr grob gezeichnet, folgte sie den Flussläufen von Nuthe und Havel. Östlich dieser Linie residierte Jaxa von Köpenick (Jaxa de Copnic).
Mit der zweiten Phase der Deutschen Ostsiedlung trieb Albrecht der Bär die expansive Politik der aus Aschersleben stammenden Askanier entscheidend voran. Dabei erwies er sich als geschickter Diplomat, knüpfte bereits zwischen 1123 und 1125 enge Kontakte zu Pribislaw-Heinrich. Der Hevellerfürst wurde Taufpate seines ersten Sohns Otto I. und übergab diesem als Patengeschenk die Zauche, die an askanischen Streubesitz angrenzte. Lothar III. ernannte anno 1134 Albrecht zum Markgrafen der Nordmark. Der Kaiser wollte aber einer zu großen Machterweiterung des Askaniers von vornherein einen Riegel vorschieben, darum wohl die bereits o. g. Maßnahme – die im selben Jahr erfolgte Erhebung Pribislaw-Heinrichs in den Königsstand. Doch Albrecht gelang es schon um 1134 dem kinderlosen Hevellerfürsten eine verbindliche Zusage abzuringen. Nach dem Tod Pribislaws sollte Albrecht der Bär das Erbe und die Nachfolge antreten.
Pribislaw starb im Jahre 1150. Albrecht I. konnte die Brandenburg weitgehend unblutig übernehmen. Die Burg Spandau ließ er als askanische Burg neu errichten. Mit diesen Ereignissen betrachteten verschiedene Historiker das Jahr 1150 (statt 1157) als den eigentlichen Beginn der märkischen Geschichte5. Die Bevölkerung der Heveller, die im Gegensatz zu ihrem Fürsten zum Teil noch den alten slawischen Gottheiten nachhing, stand Albrechts Machtübernahme eher ablehnend gegenüber. Dem lang andauernden Kampf um die Brandenburg sollte noch ein Kapitel folgen.
Der Sprewanenfürst Jaxa von Köpenick, möglicherweise ein Verwandter von Pribislaw-Heinrich, erhob ebenfalls Ansprüche. Es gelang ihm mit einer Mischung aus Verrat, Bestechung, List und Gewalt sowie mit polnischer Hilfe die Brandenburg zu besetzen und die Macht im Hevellerland an sich zu reißen. Die ältere Geschichtsforschung setzte diese Eroberung für das Jahr 1153 an, gesicherte Quellen zum Datum lagen nicht vor. Die jüngere Forschung ging eher vom Frühjahr 1157 aus. Laut Lutz Partenheimer war die Position Albrechts im Reich unsicher. Das erlaubte ihm nicht, der Besetzung vier Jahre lang tatenlos zuzusehen.
Am 11. Juni 1157 konnte Albrecht der Bär die Brandenburg in blutigen Kämpfen und diesmal endgültig erobern. Er vertrieb Jaxa und begründete eine neue Landesherrschaft auf slawischem Boden. Nachdem ihm der Titel schon zuvor mehrfach zugewiesen worden war, nannte sich Albrecht in einer Urkunde vom 3. Oktober 1157 erstmals selbst Markgraf in Brandenburg (Adelbertus Dei gratia marchio in Brandenborch). Daher galt dieses als das tatsächliche Gründungsjahr der Mark Brandenburg. Einen offiziellen Anstrich bekam das Datum nicht zuletzt mit der Feier am 11. Juni 2007 zum 850. Geburtstag der Mark. Die Auftaktveranstaltung fand bereits ein Jahr zuvor am 23. Juni 2006 in der Ritterakademie in Brandenburg an der Havel statt. Die Schildhornsage und ihre künstlerische Umsetzung erzählten ihre eigene Version der Ereignissen von Anno 1157.
Die territoriale Ausdehnung der frühen entsprach nicht der der späteren Mark Brandenburg. Lediglich die askanischen Stammlande, die Zauche und Teile des Havellands zählten dazu. Erst in den folgenden 150 Jahren gelang es den Markgrafen nach und nach das Territorium zu erweitern. De jure nicht Teil ihres Herrschaftsgebiets waren die drei märkischen Hochstifte als eigene Fürstentümer.
Wahrscheinlich noch 1157 rief Albrecht der Bär Siedler ins Land, die insbesondere aus der Altmark, dem Harz, Flandern (daher der Name Fläming) und den Rheingebieten kamen. Eine wichtige Rolle spielten die Zee- und Holländer. Nach verheerenden Sturmfluten der Nordsee zogen sie gern in neue Siedlungsgebiete. Ihre Erfahrung im Deichbau half bei den Trockenlegungen entlang von Elbe und Havel, die in den 1160er Jahren in Angriff genommen wurden.
Nach Albrechts Tod im Jahr 1170 wurde sein Sohn als Otto I. (Brandenburg) Markgraf. Den Titel erkannte Kaiser Friedrich I. (HRR) zwei Jahre später an. Die Mark wurde politische Realität. Die Askanier betrieben weiterhin eine Politik der Expansion nach Osten und Nordosten. Letzteres zielte zu Lasten von Pommern auf eine Anbindung an die Ostsee, damals eine der wichtigsten internationalen Handelsmärkte. Diese Politik brachte sie in Konflikt mit rivalisierenden Interessenten (Könige von Dänemark, Herzöge von Schlesien und Pommern einschließlich Heinrich dem Löwen als dem zeitweiligen Lehnsherren der Pommern). Die Schlacht bei Bornhöved 1227 sicherte den brandenburgischen Anspruch auf Pommern. Diesen formalisierte Kaiser Friedrich II. anno 1231 mit der Belehnung an die Markgrafen von Brandenburg. Die Mitte des 13. Jahrhunderts stellte eine Zeit wichtiger Entwicklungen dar – der Zugewinn der Uckermark (1250).
Albrecht III. (Brandenburg) schenkte nach dem Tod seiner Söhne Otto und Johann (um 1299) seinem Schwiegersohn Heinrich II. (Mecklenburg) – durch Scheinkauf – die Herrschaft Stargard. Durch den Vertrag von Vietmannsdorf im Jahr 1304 wurde die Übertragung nach dem Tod Albrechts endgültig festgeschrieben. Eine Allianz mit den Swenzonen brachte den erhofften Zugang zum Meer. Das pommersche Adelsgeschlecht hatte sich mit dem ab 1306 nominellen Herren des Herzogtums Pommerellen, Władysław I. Ellenlang, überworfen. Die Markgrafen gewannen 1307 die Lande Schlawe, Stolp und Rügenwalde. Ihrer Expansion gegen das pommerellische Kernland mit Danzig (Eroberung 1308 bis auf die Stadtburg) unter Markgraf Waldemar und seinem Bruder Otto IV., stellte sich der Deutsche Orden entgegen. Den Ritterorden hatte Władysław Ellenlang zu Hilfe gerufen. Im Norddeutschen Markgrafenkrieg vertrieb der Deutsche Orden die Brandenburger aus Danzig und kaufte im Vertrag von Soldin 1309 deren Ansprüche an Pommerellen auf. Daraufhin setzten sich die Ordensritter eigenmächtig als Landesherrn ein und übergingen dabei die polnischen Ansprüche.
Nach dem Tod der Tochter Albrechts III., Beatrix, kam es 1314 zum Erbschaftsstreit der Brandenburger mit Heinrich II. (Mecklenburg) um die Herrschaft Stargard. Im Jahr 1315 besetzte Markgraf Waldemar das Land Stargard. Heinrich II. konnte aber Waldemar bei Gransee besiegen und bekam im Friede von Templin vom 25. November 1317 die Herrschaft Stargard endgültig zugesprochen. Dies besiegelte die Niederlage Waldemars gegen eine Koalition norddeutscher Fürsten, die vom Dänenkönig angeführt wurden. Der Ostseezugang mit den Landen Schlawe, Stolp und Rügenwalde ging an Herzog Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast verloren. Mit den Toden von Waldemar (1319) und seinem unmündigen Vetter Heinrich II. (1320) erlosch die brandenburgische Linie der Askanier im Mannesstamm.
Nachdem er mit seinem Sieg über die Habsburger freie Hand bekommen hatte, übertrug der Wittelsbacher Kaiser Ludwig IV., ein Onkel des letzten märkischen Askaniers Heinrichs II., 1323 die Mark Brandenburg seinem ältesten Sohn Ludwig I.
Von Anfang an war die wittelsbachische Regierung über Brandenburg von schweren Spannungen mit dem einheimischen Adel geprägt. 1325 erschlugen die Berliner und Cöllner Bürger Propst Nikolaus von Bernau, der als Parteigänger des Papstes gegen den Kaiser auftrat, daraufhin verhängte der Papst über Berlin das Interdikt. Mit dem Herzogtum Pommern gab es kriegerische Auseinandersetzungen (Pommersch-Brandenburgischer Krieg). Nach dem Tod des Kaisers 1347 wurde Ludwig I., dessen Herrschaft vom einheimischen Adel abgelehnt wurde, mit dem falschen Waldemar konfrontiert, den der neue römisch-deutsche König Karl IV. von Luxemburg zunächst anerkannte, bis er mit den Wittelsbachern 1350 eine Einigung erzielte. 1351 gab Ludwig dann im Luckauer Vertrag die Mark an seine jüngeren Halbbrüder Ludwig II. und Otto V. ab, um im Gegenzug Oberbayern alleine regieren zu können.
Ludwig II. zwang den falschen Waldemar endgültig zum Verzicht auf den Titel des Markgrafen von Brandenburg. Die damit seit längerem verbundene Kurstimme bei der Königswahl bestätigte die Goldene Bulle von 1356. Als Ludwig II. 1364/1365 starb, übernahm Otto V. die Regierung, die er jedoch bald vernachlässigte. 1367 verkaufte er die Mark Lausitz, die zuvor schon an die Wettiner verpfändet war, an Karl IV.
Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts unternahm Karl IV. mehrere Versuche, die Mark für sein Haus Luxemburg zu erwerben. Ihm ging es dabei vor allem um die Kurstimme Brandenburgs (die böhmische hatte er bereits). Mit deren Hilfe sollten die Wahlen eines Luxemburgers zum König von Deutschland gesichert werden. 1373 war der Kaiser schließlich gegen Zahlung von 500.000 Gulden an Otto V. erfolgreich (Vertrag von Fürstenwalde). Auf dem Landtag in Guben 1374 wurde die Markgrafschaft Brandenburg in die Länder der Böhmischen Krone eingereiht. Dies war ein verfassungsrechtlich fragwürdiger, weil gegen die von Karl IV. selbst erlassende Goldene Bulle verstoßender Schritt. Bedeutende Maßnahmen des Regenten waren u. a. die Erstellung des Landbuchs Kaiser Karls IV. und der Ausbau der Burg Tangermünde zur kaiserlichen Zweit- bzw. markbrandenburgischen Residenz. Schon unter seinem Neffen Jobst von Mähren sank die Macht der Luxemburger in Brandenburg gegenüber dem landständischen Adel. Unter den Wittelsbacher und Luxemburger Markgrafen kam es zum Verfall der landesherrlichen Gewalt und die Bedeutung der adeligen Landstände nahm zu.
Im Jahr 1411 setzte König Sigismund, der Luxemburger, den Hohenzoller Friedrich VI. von Nürnberg zum erblichen Hauptmann und Verwalter der Mark Brandenburg ein. Dies geschah in Anerkennung für dessen vorhergegangene Unterstützung bei der Königswahl am 20. September 1410 in Frankfurt am Main. Die offizielle Übertragung erfolgte vier Jahre später am 30. April 1415 auf dem Konstanzer Konzil. Die Huldigung der brandenburgischen Stände fand noch im gleichen Jahr am 21. Oktober in Berlin statt. Die förmliche Belehnung mit der Kurmark und die Verleihung der Würde des Erzkämmerers vollzog König Sigismund, wiederum auf dem Konstanzer Konzil, am 18. April 1417. Als brandenburgischer Markgraf wurde Friedrich VI. von Nürnberg dann in der Folge als Friedrich I. von Brandenburg bezeichnet. Er machte Berlin zu seiner Residenz, zog sich aber in seine fränkischen Besitzungen zurück, nachdem er 1437 die Regierung über die Mark Brandenburg seinem Sohn Friedrich II. übertragen hatte. Im Jahr 1524 zog Joachim I., Kurfürst von Brandenburg (1499–1535) die ursprünglich reichsunmittelbare Herrschaft Ruppin ein und vereinigte sie mit der Mark Brandenburg.
Trotz vieler märkischer Anhänger von Martin Luther sperrten sich die Bischöfe und Domkapitel gegen die Einflüsse der Reformation. Joachim I. verhielt sich ebenso, obwohl er den Wittenberger sogar persönlich empfing. Nach seinem Tod 1535 fand eine Erbteilung statt. Während Johann, Markgraf von Brandenburg-Küstrin (1535–1571) schnell und konsequent ans Werk ging, zeigte Joachim II., Kurfürst von Brandenburg (1535–1571) mehr Zurückhaltung. Dies entsprach seinem Charakter sowie familiärer und reichspolitischer Rücksichtnahme. Letztlich führte er aber in der Mark Brandenburg die Reformation nach lutherischem Bekenntnis ein. Auf seinen Druck übernahm das Bistum Brandenburg die zwei zentralen Repräsentationsformen – den Laienkelch und die Priesterehe. Am 1. November 1539 reichte der betagte Matthias von Jagow, Bischof von Brandenburg (1527–1544), Joachim das Heilige Abendmahl mit Brot und Wein. Der Messkelch mit dem Blut Christi war zuvor nur für die Priester bestimmt. Im Jahr 1541 musste Matthias auf der bischöflichen Residenz Burg Ziesar Katharina von Rochow heiraten. Der Kurfürst wohnte persönlich dem Geschlechtsverkehr der frisch Vermählten und damit der Abschaffung des Zölibats bei. Die neue, mit einem Nachwort des Bischofs von Brandenburg versehene, Kirchenordnung erließ er 1540. Die beiden anderen märkischen Bischöfe von Havelberg und Lebus lehnten die neue Lehre weiterhin ab. Insgesamt war die Reformation keine klare Zäsur, sondern ein unsteter Prozess und die Beteiligten handelten weniger geradlinig, sondern mehr vielschichtig.
Die brandenburgischen Hohenzollern betrieben eine Politik der Ausdehnung ihres Einflusses. Dabei standen sie im Norden zwischen Dänemark und insbesondere Schweden, mussten aufgrund des preußischen Status vorsichtig gegenüber Polen agieren und fanden sich im Westen im Konflikt mit Frankreich. In diesem Umfeld gelang es Johann Sigismund, Kurfürst von Brandenburg (1608–1619) im Zuge des Jülich-Klevischen Erbfolgestreites 1614 seinen Anspruch auf das Herzogtum Kleve, die Grafschaft Mark und die Grafschaft Ravensberg erfolgreich durchzusetzen. Die neugewonnenen Westprovinzen blieben allerdings vom Kernstaat räumlich isoliert. Dies führte zu einer erheblichen Behinderung des Handels durch Zölle, die erst durch die Gründung des Preußisch-Hessischen Zollvereins 1828 und später des Deutschen Zollvereins 1834 schrittweise beseitigt wurden.
Ab 1618 regierten die Hohenzollern die Mark Brandenburg in einer Personalunion mit dem → Herzogtum Preußen6. Die Mark blieb zwar wichtigstes Herrschaftsgebiet, hatte aber nicht mehr den Absolutheitsanspruch auf seinen Landesherrn, der sich zunehmend seinen anderen Landesteilen widmete. Im Jahr 1619 betrugen die Staatsschulden 2.142.000 Reichstaler. Die Mark lebte fast ausschließlich vom Ackerbau. Alle gehobeneren Güter mussten importiert werden.
Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, blieb die Mark Brandenburg bis 1626 von seinen Auswirkungen verschont. Am 3. April 1625 brach der Dänisch-Niedersächsische Krieg aus, in dem Dänemark, England und Holland sich gegen die Katholische Liga verbündeten. Brandenburg wollte sich weder der einen noch der anderen Seite anschließen, sodass sich seine Lage immer bedrohlicher entwickelte, da es sich geopolitisch zwischen allen am Konflikt beteiligten Parteien befand.
Dänische Kontingente rückten inzwischen in die Altmark und die Prignitz ein. Infolgedessen nahmen die kaiserlichen Generäle an, der brandenburgische Kurfürst stehe insgeheim mit dem Dänenkönig im Bunde. Nachdem die dänische Armee in der Schlacht bei Dessau geschlagen wurde, strömten die geschlagenen dänischen Soldaten nach Norden zurück, wobei sie die Kurmark verwüsteten. Da ganz Norddeutschland den kaiserlichen Truppen offen lag, nahm Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg (1619–1640) Verhandlungen mit dem Kaiser auf. Infolgedessen musste er das Land den kaiserlichen Truppen öffnen. Diese plünderten die Mark bei ihrem Durchmarsch, wodurch der Wohlstand, der in den friedlichen Jahrzehnten seit dem Augsburger Religionsfrieden aufgebaut worden war, zusammenbrach. Die Kurmark wurde in dieser Zeit von den kaiserlichen Truppen beherrscht, während der Kurfürst nach Preußen geflohen war. Durch die Flucht des Kurfürsten war die Kurmark jeder Willkür preisgegeben. Eine vorübergehende Entlastung gab es erst nach dem Sturz Wallensteins im Jahr 1630.
Am 6. Juli 1630 landete Gustav Adolf II., König von Schweden (1611–1632) mit 13.000 Mann auf Usedom. Damit begann ein neuer Abschnitt im Dreißigjährigen Krieg. Der Kurfürst setzte, da sein Land von kaiserlichen Truppen besetzt war, auf die Erhaltung seiner Neutralität, damit die Mark nicht zum Kriegsschauplatz wurde. Er musste jedoch ein Bündnis mit den Schweden eingehen, als diese im Frühjahr 1631 in Brandenburg einzogen. Nachdem die schwedischen Truppen in der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 vernichtend geschlagen wurden, brach die protestantische Allianz auseinander. Brandenburg ging ein neues Bündnis mit dem Kaiser ein. Georg Wilhelm versuchte im Jahr 1638 das von den Schweden besetzte Pommern zu erobern. Dabei berief er sich auf einen Erbschaftsanspruch Brandenburgs nach dem Tod von Bogislaw XIV., dem letzten Herzog von Pommern. Sein Feldzug scheiterte, es fehlte an geschulten Truppen, Munition und Verpflegung. Pommern blieb schwedisch besetzt. Die Kurmark wurde abwechselnd von Feind und „Freund“ besetzt. Der Kurfürst Georg Wilhelm zog sich daraufhin wieder nach Preußen zurück. Am 1. Dezember 1640 verstarb er in Königsberg.
Das Erbe trat sein Sohn Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg (1640–1688) an. Das brandenburgische Söldnerheer bestand zu diesem Zeitpunkt aus 6700 Mann, wobei Friedrich-Wilhelm nicht den Oberbefehl ausübte, da die Truppen in erster Linie auf den Kaiser und erst in zweiter Linie auf den Kurfürsten vereidigt worden waren. Deswegen entließ der Kurfürst seine angeworbene Armee bis auf einen Stamm von 300 Reitern und 2000 Garnisonssoldaten.
Das erste Ziel der kurfürstlichen Politik war es, das Land zu befrieden. Dies versuchte Friedrich Wilhelm durch einen Ausgleich mit Schweden zu erreichen, der ab dem 24. Juli 1641 für zwei Jahre galt. In der Folgezeit standen die Skandinavier zwar noch immer in der Mark, aber offiziell nicht mehr als Feind. Der Waffenstillstandsvertrag sah vor, dass die kurfürstliche Regierung monatlich 10.000 Taler an die ausländischen Truppen zu zahlen hatte. Der mit dem schwedischen Reichskanzler Axel Oxenstierna ausgehandelte Vertrag vom 28. Mai 1643 gab das Land formell der kurfürstlichen Verwaltung zurück. Dennoch blieben die Kontributionen von 120.000 Taler bestehen. Bis zum Westfälischen Frieden 1648 blieb Brandenburg von den Schweden besetzt.
Die vielen Truppendurchzüge lösten Hungersnöte und Epidemien aus. Infolge schrumpfte die Bevölkerungszahl der Mark Brandenburg dramatisch zusammen. Die Zahl der bewohnten Dörfer halbierte sich von etwa 8.000 auf 4.000. Die im Frühjahr nicht bestellten Felder brachten keine Ernten ein. Dies betraf auch die kurfürstlichen Domänen. Vor dem Krieg betrugen die Domäneneinkünfte 260.000 Taler, im Jahr 1640 nur noch 35.000 Taler7.
Orange = Brandenburg vor 1608
Rot = Erwerbungen Johann Sigismunds 1608–1619
Grün und gelb = Erwerbungen des Großen Kurfürsten 1640–1688
Die Politik der Hohenzollern war auf Machtzunahme durch Erwerbung neuer Länder ausgerichtet. Dies versuchten die jeweiligen Herrscher durch geschickte Heiratspolitik zu erreichen, um Erbansprüche im Falle von ausgestorbenen Herrscherhäusern zu erhalten. So heiratete der damalige Kurprinz Johann Sigismund am 30. Oktober 1594 Anna, die Tochter des preußischen Herzogs Albrecht Friedrich aus der ansbachschen Linie der fränkischen Hohenzollern.
Der Vater des Kurprinzen, der brandenburgische Kurfürst Joachim Friedrich übernahm 1605 für den preußischen Herzog die Regentschaft über das Herzogtum Preußen, nachdem der geisteskranke Albrecht Friedrich regierungsunfähig geworden war. 1608 wurde Johann Sigismund neuer brandenburgischer Kurfürst.
Nach dem Tod Johann Wilhelms, des letzten Herzogs von Jülich-Kleve-Berg, brach 1609 zwischen den Haupterben, dem brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg ein Streit um das vakante Herzogtum aus, der sogenannte Jülich-Klevische Erbfolgestreit. Im Vertrag von Xanten vom 12. November 1614 gelang es dem brandenburgischen Kurfürsten, den Anspruch auf das Herzogtum Kleve, die Grafschaft Mark und die Grafschaft Ravensberg erfolgreich für sich durchzusetzen.
Mit dem Tod seines Schwiegervaters Albrecht Friedrich, der als letzter fränkischer Hohenzoller Herzog von Preußen war, wurde Johann Sigismund 1618 auch offiziell Herzog von Preußen. Brandenburg und Preußen waren seither in Personalunion verbunden. Der brandenburgische Kurfürst erhielt das Herzogtum Preußen vom polnischen König zunächst zum Lehen, bis 1657 der Vertrag von Wehlau dem brandenburgischen Kurfürsten endgültig die volle Souveränität über das Herzogtum Preußen zubilligte.
Die neu gewonnenen Nebenterritorien blieben zunächst räumlich, politisch und wirtschaftlich von der Mark Brandenburg als Kernstaat isoliert. Lediglich durch die herrschende Person aus dem Hohenzollern-Geschlecht waren die einzelnen Landesteile miteinander verbunden. Ein gemeinsames Landesbewusstsein oder eine gesamtheitlich betriebene Landespolitik unter Kurfürst Georg Wilhelm gab es nicht. Stattdessen behielten die einzelnen Landesteile ihre eigenen Landesverfassungen, Traditionen, Strukturen und Regionaleliten bei.
Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, blieben die Hohenzollernlande zunächst verschont. Der neue Kurfürst Georg Wilhelm, der Ende 1619 Johann Sigismund folgte, war nicht in der Lage von seiner Zentralprovinz aus entschlossen den außenpolitischen Entwicklungen zu trotzen. Ab 1626 wurde die Mark Brandenburg zusehends verheert. Die Mark wurde abwechselnd in dieser Zeit von den kaiserlichen Truppen oder den Schweden beherrscht, während der Kurfürst zum Ende seiner Regierungszeit, unter Zurücklassung eines Statthalters, häufig in sein Herzogtum Preußen (u. a. von 1627 bis 1630) und in seine Rheinprovinzen floh. Durch die Flucht des Kurfürsten war die Kurmark jeder Willkür preisgegeben. Am 1. Dezember 1640 verstarb Kurfürst Georg Wilhelm in Königsberg.
Der neue Kurfürst, Friedrich Wilhelm, begann aus dem Flickenteppich durch Etablierung gemeinsamer institutioneller Strukturen einen zentralen Staat zu entwickeln.
Im Westfälischen Frieden 1648 konnte der Kurfürst Hinterpommern, die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg (Anfall 1680) sowie das Hochstift Halberstadt und das Fürstentum Minden erwerben, die zusammengenommen einer Fläche von etwa 20.000 km2 entsprachen. Trotz dieser Landgewinne verschlechterte sich die Situation für den Kurfürsten, da die Landesteile zum Teil isoliert und weit voneinander entfernt lagen.
Brandenburg-Preußen war nun umgeben von übermächtigen Staaten wie der neuen Großmacht Schweden im Norden, die die Mark und das Herzogtum Preußen jederzeit bedrohen konnte, Frankreich, das jederzeit Zugriff auf die westlichen Rheinprovinzen hatte, Polen im Osten, das Lehnsherr des Herzogtums Preußen war, und im Süd-Osten lag die Habsburgermonarchie. Somit waren die Schicksale der einzelnen Landesteile zunehmend aufs engste mit denen der anderen verknüpft, so dass sich die Geschichte der einzelnen Gebiete von da an auf die inneren und lokalen Verhältnisse der jeweiligen Länder beschränkte.
So betrieb Kurfürst Friedrich Wilhelm, später der „Große Kurfürst“ genannt, nach dem Krieg eine vorsichtige Schaukelpolitik zwischen den Großmächten, um seine wirtschaftlich und militärisch schwachen Länder zu entwickeln. Als infolge des Nordischen Kriegs von 1656 bis 1660 Polen-Litauen geschwächt war, konnte der Kurfürst 1657 im Vertrag von Wehlau das Herzogtum Preußen aus der polnischen Oberhoheit lösen. Im Frieden von Oliva von 1660 wurde die Souveränität des Herzogtums endgültig anerkannt. Dies war eine entscheidende Voraussetzung für seine Erhebung zum Königreich Preußen unter dem Sohn des Großen Kurfürsten.
Friedrich Wilhelm führte Wirtschaftsreformen durch und baute als Machtgrundlage ein schlagkräftiges stehendes Heer auf. Die Landstände wurden zugunsten einer absolutistischen Zentralverwaltung entmachtet, wodurch es ihm zunehmend gelang, die Territorien effektiv miteinander zu verbinden. Daneben trieb er auch den Bau einer kurbrandenburgischen Flotte voran und erwarb die Kolonie Groß Friedrichsburg an der westafrikanischen Goldküste auf dem Gebiet des heutigen Ghana.
Der Geheime Rat, mächtigste Behörde im Kurfürstentum Brandenburg seit seiner Gründung im Jahr 1604, der im Schloss zu Cölln tagte, wuchs nach 1648 über seine ursprüngliche Funktion als kurbrandenburgische Landesbehörde hinaus und erlangte eine gesamtstaatliche Bedeutung. Nach erhaltenen Akten behandelte der Geheime Rat Landessachen der außerbrandenburgischen Gebiete des Gesamtstaats ab 1654. Damit wurde das oberste brandenburgische Landeskollegium Zentralbehörde Brandenburg-Preußens. Die Landeskollegien der anderen Gebiete wurden stattdessen mehr und mehr dem Geheimen Rat untergeordnet. Der Geheime Rat hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt seinen Machtzenit überschritten. So hatte die 1689 gegründete Hofkammer als gesamtstaatliche Behördenorganisation eine größere Bedeutung. Weitere gesamtstaatliche, in Berlin ansässige Behörden waren die Lehnskanzlei, die Geheime Kanzlei und das Kammergericht. Deren Unterhalt wurde jedoch im 17. Jahrhundert weitgehend aus brandenburgischen Mitteln bezahlt, während die Hofstaatskasse bereits aus gesamtstaatlichen Mitteln gespeist wurde.
Als der Große Kurfürst am 9. Mai 1688 starb, hatte er sein Land aus einem in der Außenpolitik hilf- und machtlosen, zerrissenen Staatsgebilde zu einer von allen Großmächten der damaligen Zeit anerkannten Mittelmacht gemacht. Zudem war Brandenburg-Preußen nach Österreich zum mächtigsten Territorium im Reich aufgestiegen.
1688 betrug die Größe der Hohenzollerlande insgesamt 112.660 km2 mit 1,5 Mio. Einwohner (1640: etwa 1 Million Einwohner). Das Steueraufkommen belief sich auf 1,677 Mio. Taler, die Subsidienzahlungen betrugen 1688 1,7 Mio. Taler. Zusammen verfügte der Staat Brandenburg-Preußen also über ein Staatsbudget von 3,4 Mio. Talern, was eine Verdreifachung der Staatseinkünfte im Vergleich zum Amtsantritt des Kurfürsten im Jahre 1640 (insgesamt 1 Mio. Taler, 400.000 Taler aus Steuern) darstellt.
Eine Woche nach dem Tod des Kurfürsten tagte der Geheime Rat zum ersten Mal unter dem Vorsitz des neuen Kurfürsten Friedrich III. zwecks Eröffnung des väterlichen Testaments. Unter Verstoß gegen die seit 1473 geltenden Hausgesetze der Hohenzollern sollte Brandenburg-Preußen auf die fünf Söhne Friedrich Wilhelms, also auf Friedrich und seine vier Halbbrüder, aufgeteilt werden. Nach langwierigen Verhandlungen und ausführlichen Rechtsgutachten, unter anderem von Eberhard von Danckelman, gelang es dem Thronfolger, sich bis 1692 gegen seine Geschwister durchzusetzen und die Einheit des Landes zu bewahren. Friedrichs Halbbrüder wurden als Markgrafen von Brandenburg-Schwedt abgefunden.
Um die jederzeit durch Erbteilung drohende Auflösung Brandenburg-Preußens zu verhindern, verfolgte der neue Kurfürst seit 1691 die Idee einer Rangeserhöhung, um die verstreuten hohenzollerschen Territorien zu einen und eine zusammenhaltende Klammer zu geben. Dieses Projekt schloss er 1701 mit seiner Königskrönung ab.
Allerdings hatte Kaiser Leopold I. zur Bedingung gemacht, dass Friedrich den angestrebten Königstitel nicht auf das Kurfürstentum Brandenburg beziehen durfte, sondern nur auf das außerhalb des Heiligen Römischen Reiches gelegene Herzogtum Preußen. Der neue preußische König durfte sich außerdem nur König in Preußen, nicht von Preußen nennen, weil der ihm unterstehende Teil Preußens nicht ganz Preußen umfasste, sondern nur den östlichen Teil davon. Der andere Teil, Preußen königlichpolnischen Anteils, unterstand bis 1772 der polnischen Krone.
Innenpolitisch förderte die Königskrönung die staatliche Einheit der geografisch weit auseinander liegenden und wirtschaftlich stark unterschiedlichen hohenzollerschen Territorien. Botschafter, Behörden und Armee des Herrschers hießen fortan „königlich“ und führten Farben und Wappen Preußens. Der Name „Preußen“ und „preußisch“ übertrug sich daher im Laufe des 18. Jahrhunderts auf alle Gebiete der Hohenzollern mit Ausnahme der süddeutschen Fürstentümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen, die erst im Jahre 1850 an den Staat Preußen fielen. Die Bezeichnung des zu allen Zeiten wichtigsten Landesteils der Hohenzollern, der Kurmark Brandenburg, verlor demgegenüber an Bedeutung.
4 https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Herrscher_von_Brandenburg
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Entstehung_der_Mark_Brandenburg#Die_Mark_Brandenburg_unter_den_Askaniern
6 https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburg-Preußen
7 https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Brandenburg
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