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© 2018 (Erstauflage), Claus Bernet.

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Berlin, 26.10.2018

Edition Graugans, Berlin

Herstellung und Verlag: Bod - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7481-5420-4

GG Wissenschaft ist ein Imprint der Edition Graugans, Berlin

Das mittlere Chorfenster der evangelischen Burgkirche Ingelheim entstand vermutlich 1406. Es wird als „Marienfenster“ bezeichnet, da Maria als Patronin der Ritter das zentrale Thema dieser Burgkirche ist. Über einer Geburtsszene im unteren Bereich ist ein großes Stadttor gezogen, hinter dem sich weitere Bauten in unterschiedlichen Gelbtönen abzeichnen. Gerahmt ist die Himmelsarchitektur links und rechts von Engeln. Weitere Tore sind in den Ecken unten links und rechts zu finden, über zwei Fensterbahnen verbunden durch eine dreilagige Stadtmauer. Zwar wurde das Fenster im 19. und 20. Jahrhundert überarbeitet und ergänzt, doch die meisten der 2900 Glasteile stammen immer noch aus dem Mittelalter.

Ursula Peschloff: Ober-Ingelheim. Evangelische Burgkirche, Passau 2000.
Förderverein zur Erhaltung der Burgkirche zu Ingelheim: Das Marienfenster der Burgkirche zu Ingelheim, Ingelheim 2003.

Die Kirche St. Mary in Fairford, Gloucestershire, wurde um 1500 mit neuen Buntglasfenstern ausgestattet. Sie wurden von dem Großhändler John Tame (um 1430-1500) gestiftet und dem flämischen Künstler Barnard Flower (gest. 1517) zugeschrieben. Angefertigt wurden sie in Westminster. Das Fenster Nummer 15 befindet sich im Westen und hat daher das Weltgericht zum Thema. Links markiert eine goldene Pforte das Himmlische Jerusalem, in das unten einige weißgekleidete Gerettete eintreten, die gerade die Gräber rechts verlassen haben. Die rote Figur ist der Türwächter Petrus. Ungewöhnlich sind die breiten Stufen, auf denen sich die Menschen fast verlieren.

Ralph Bigland: An account of the parish of Fairford in the county of Gloucester, London 1791.
John Mason Neale (Hrsg.): Illustrations of monumental brasses, no. 6, Cambridge 1846.
Hilary Wayment: The stained glass of the church of St. Mary, Fairford, Gloucestershire, London 1984.

Das Mortuarium des katholischen Doms zu Eichstätt birgt zehn Maßwerkfenster, davon fünf mit Farbglasbildern, vier auf der Ost- und eines auf der Südseite. Ein Fenster passt genau zur der Verwendung der Halle als Grabanlage: es zeigt eine Darstellung des Weltgerichts, an dessen oberen Ende der thronende Christus als Weltenrichter steht. Der Entwurf dazu stammt angeblich von Hans Holbein dem Älteren (1465-1524), und entstanden ist es zu dessen Lebzeiten 1502. Wie auf zeitgenössischen Weltgerichtsdarstellungen üblich, ist das Neue Jerusalem als Himmelspforte auf der linken Seite dargestellt, als goldener, spätgotischer Bau, zu dem die Schar der Geretteten strömt.

Josef Fischer: Domkreuzgang und Mortuarium zu Eichstätt. Vortrag, gehalten im Historischen Vereine zu Eichstätt, Eichstätt 1889.
Hans Scholz: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg extra muros, Berlin 2002.

Diese Hinterglasmalerei ist in Süddeutschland oder in der Schweiz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, heute gehört sie zu den Sammlungen des Museums der Kulturen in Basel. Das Kunstwerk zeichnet das dort im 19. Jahrhundert beliebte Zweiwegebild-Motiv nach. Zu sehen ist das obere Drittel mit dem Neuen Jerusalem. Es handelt sich dabei um eine Kopie ganz ähnlicher zeitgenössischer Drucke (vgl. dazu Band 22 der „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“, S. 30ff.). Hier jedoch sind die Farben viel kräftiger. Auch wurden die meist drei oder vier Fenster an den beiden Seiten der Himmelspforte weggelassen; der Hintergrund bleibt ungestaltet, tiefschwarz.

Claus Hansmann, Gislind Ritz: Kunterbunter Bauernhimmel, München 1961.
Gislind Ritz: Hinterglasmalerei. Geschichte, Erscheinung, Technik, München 1972.
Yves Jolidon: Alte Quellen in neuem Licht: Betrachtungen zur Schweizer und Augsburger Hinterglasmalerei des späten
17. und des 18. Jahrhunderts, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 2009, S. 63-72.

Juliana Dancu, Dumitru Dancu: Die bäuerliche Hinterglasmalerei in Rumänien, Berlin 1980.
Juliana Dancu, Dumitru Dancu: Hinterglasmalerei in Rumänien, Bukarest 1982.

Ein besonderes Hinterglasbild ist diese Weltgerichtsdarstellung aus Bukarest, die auf das Jahr 1838 datiert ist. In Tradition der Ikonemalerei sowie des Zweiwegebildes befindet sich unten links eine einfache Himmelspforte als Torbogen. Weit darüber sind zahlreiche Heilige und eine Trinitätsdarstellung zu sehen, umgeben von vielerlei Bauten, Türmen und Toren des Neuen Jerusalem, nicht unähnlich einem modernen „Wimmelbild“. Über die Sammlung Willy Pragher gelangte das Kunstwerk in das Landesarchiv Baden-Württemberg, Abteilung Staatsarchiv Freiburg (W 134, Sig. 133).

Wie viele irische Orte hat auch Eskaheen eine kath. Kirche mit dem Namen St. Patrick, nach dem Missionar und Nationalheiligen aus dem 5. Jahrhundert. 1896 wurde die gut hundert Jahre zuvor erbaute Kirche umfassend renoviert, und nur wenige Jahre darauf wurden um 1905 neue Fenster geliefert, vermutlich angefertigt von der Manufaktur James Watson & Co. aus Youghal. Das Ostfenster zeigt vier Mariensymbole, darunter auch eine Himmelspforte im Mittelalter-Design. Diese wird von vier Engeln bewacht. Ungewöhnlich ist die Darstellung von Sonne und Sternen in der Türöffnung, die man so kaum woanders findet.

Alistair Rowan: The buildings of Ireland: North West Ulster, Harmondsworth 1979.
Mary Newport u.a.: St. Patrick's Church Parish of Iskaheen and Upper Moville, o.O. 2003.

The Central Congregational Church, Providence, Rhode Island, o.O. (1924).

Der in die USA ausgewanderte Schweizer Jacob Adolf Holzer (1858-1938) führte zahlreiche Glasfenster in seiner neuen Heimat aus. Seine vielleicht anspruchsvollste Arbeit befindet sich in der Kirche Central Congregational in Providence, Rhode Island. Sie entstand 1907 und besteht aus drei Bahnen sowie zwei Okuli-Fenstern. In den Bahnen sieht man links Johannes mit dem Engel, rechts den Paradies- und Lebensbaum. In der Mitte erhebt sich über dem Lebensfluss die Hauptpforte des Neuen Jerusalem. Weiteres an Stadtarchitektur lässt sich hinter den beiden opaken Okulifenstern erahnen, die die Farben und Formen der Stadt aufnehmen und fortführen. Hergestellt wurde das Fenster von der Firma Duffner & Kimberly in New York.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Darstellung des Neuen Jerusalem in Form der Himmelspforte überaus beliebt, was ein Beispiel aus der katholischen Kirche St. Regenfledis in Kalkar-Hönnepel belegt. Dort wurde 1908 eine Pforte des Himmels eingesetzt. Das etwa 40 cm hohe Bild über der Eingangstür ist interessanterweise nur richtig lesbar, wenn man die Kirche verlässt: Es ist angebracht über der Zwischentür zwischen Hauptschiff und Turm: Vielleicht hat es jemand schlicht falsch herum eingesetzt und es sollte eigentlich den Zugang zum Kirchenschiff erläutern. Dass es sich um die Darstellung einer Himmelspforte handelt, belegt die lateinische Beischrift „Porta Coeli“. Die beiden Flügel der Pforte mit einem hübschen Treppengiebel sind nach außen geöffnet, oben erscheint in der Tür die Stella Maris, ein weiteres Mariensymbol. Der Künstler dieser Arbeit ist nicht bekannt, lediglich die Glasmanufaktur Wilhelm Derix. Ausgeführt wurde die Arbeit nach Friedrich-Stummel-Entwürfen in Antikglas, Blei, Schwarzlot und Silbergelb.

In Batenhorst, im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück befindet sich die katholische Kirche Herz Jesu. Mit Erbauung der Kirche entstanden von einem unbekannten Meister um 1908 Glasfenster, in welche im oberen Abschluss Motive der lauretanischen Litanei gesetzt sind, so auch in einem Seitenschiff die Pforte des Himmels. Die Arbeit aus Kathedralglas, Blei und Schwarzlot zeigt eine mit einer Holztür verschlossene Pforte. An dem seitlichen Schriftband ist nochmals zu lesen, dass hier keine Burgtür, keine Kirchentür oder sonstige irdische Pforte dargestellt ist, sondern allein die Pforte des Himmels.