Der besten Lehrmeisterin gewidmet: Mutter Natur

Die Informationen, Hinweise und Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin sorgfältig recherchiert und geprüft. Alle gemachten Angaben sind dennoch ohne Gewähr und ersetzen nicht den Gang zum Tierarzt. Eine Haftung für etwaige Schäden, die sich aus der Anwendung dieses Ratgebers ergeben, sind ausgeschlossen. Sämtliche Texte, Tabellen und Bilder in diesem Buch unterliegen dem Copyright und dürfen ohne schriftliche Zustimmung der Autorin weder ganz noch auszugsweise kopiert, vervielfältigt oder anderweitig verwendet werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2020 Judith Schomaker

Internet: www.barf-cappeln.de

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-75-044953-4

Fotos/Illustration/Satz/Layout/Cover:

Judith Schomaker

Inhalt

  1. Tagesfuttermenge berechnen
  2. Futterkomponenten nach BARF-Variante aufteilen
  3. Zusatzfettmenge berechnen
  4. Zusätze ausrechnen und festlegen
  5. Fütterungsstrategie festlegen

VORWORT

Gerade Neu-Barfer sehen sich mit zahlreichen Informationen aus unterschiedlichen Quellen, teilweise widersprüchlichen Aussagen sowie Behauptungen ohne Erklärung konfrontiert. Daraus resultiert große Unsicherheit.

Dieses Buch soll ein Leitfaden sein, der Sicherheit vermitteln und Licht in das dunkle BARF-Geheimnis bringen soll. Denn letztendlich ist das Barfen nichts Anderes, als einfach nur Hunde füttern - abgeguckt von der, die es am besten weiß: Mutter Natur.

Wichtig ist nicht das tägliche, grammgenaue Abwiegen der einzelnen Futterkomponenten. Keine Fleischsorte, kein Gemüse und kein Obst hat exakt die gleiche Nährstoffzusammensetzung! Das Zauberwort heißt Abwechslung! Je mehr Abwechslung auf dem tierischen Speiseplan herrscht, desto schwieriger ist es, irgendwelche Nährstoffe zu "vergessen".

Der Ratgeber richtet sich dabei nicht nur an Einsteiger, sondern auch an diejenigen, die schon lange barfen. Neben den Grundlagen zur Fütterung und der Futterplanerstellung ist ein Teil der Gesundheit gewidmet. Schließlich sind schmatzen, pupsen, Durchfall oder „grasen wie eine Kuh“ Phänomene, die auch BARF-Profis nicht fremd sind. Zudem gibt es Bedürfnisse bzw. Erkrankungen des Hundes, die einer gezielten Steuerung des täglichen Futters bedürfen.

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim EINFACH BARFEN!

BARF - Das Beutetierprinzip

Der Grundgedanke des Barfens ist die Nachahmung des Futters, wie sie wildlebende Hunde, Wölfe und Katzen zu sich nehmen. Ursprünglich wurde die Fütterungsidee von Debbie Tripp als „born again raw feeders“ (wiedergeborene Rohfütterer) bezeichnet. Nach einer Abwandlung sprach man auch von bones and raw food, während Dr. Ian Billinghurst 1993 in seinem Buch Give Your Dog A Bone für das Akronym BARF „biologically appropriate raw food“ verwendete. Im deutschsprachigen Raum war es letztendlich Swanie Simon, die den Begriff BARF als „biologisch artgerechtes rohes Futter“ etablierte.

Alle Hunde stammen vom Wolf ab, entsprechend gestaltet sich auch ihre Futterpräferenz. Wie die Domestizierung vom Wolf zum Hund nun genau erfolgte, ist nicht bekannt. Auch optisch hat sich unser Sofawolf mitunter sehr stark verändert - um einen Wolf im Mops zu erkennen benötigt man schon viel Fantasie. Einiges hat sich aber auch bei diesem Wolfsnachfahren kaum verändert und das ist der Verdauungstrakt.

Hier hält sich die Fehlinterpretation einer Studie sehr hartnäckig. Diese besagt, dass zwar einige Hunde über ein bestimmtes Gen verfügen, wodurch sie zur Kohlenhydratverdauung in der Lage sind. Das heißt allerdings nicht, dass sie auch einen Bedarf an diesem Nährstoff haben, obwohl sie ihn verdauen können. Nur zum besseren Verständnis: Hunde können auch Rohrzucker verdauen, sogar in recht großen Mengen. Ein 30 kg Hund könnte bis zu 150 g dieser süßen Masse am Tag verdauen. Das sind 10 Esslöffel - die füttert wohl niemand seinem Hund. Warum auch, es gibt keinen Grund dies zu tun.

Das Nahrungsspektrum des Wolfs reicht von Feldhase bis Bison, von Aas über Früchte bis zu Haushaltsabfällen. Die Beute ändert sich dabei je nach Wohnort, denn der Wolf ist sehr anpassungsfähig und frisst, was am leichtesten zu erreichen und am effektivsten zu jagen ist. In erster Linie gehören kleine und mittlere Beutetiere zu seinem Nahrungsspektrum.

Um ein Beutetier nachzubauen, muss man natürlich nicht nur wissen welche Futtertiere Caniden fressen, sondern auch, wie sich so ein Beutetier, bezogen auf die einzelnen Nährstoffgruppen, zusammensetzt.

Prozentuale Zusammensetzung eines Kaninchens

Prozentuale Zusammensetzung einer Kuh

Beim Vergleich fallen ein paar Unterschiede auf, die der Größe der Tiere geschuldet sind. Je kleiner das Beutetier, desto höher der Anteil der inneren Organe im Verhältnis zum Körpergewicht und je geringer der Knochenanteil. Daher hat unsere Beispielkuh mehr Knochen und weniger Organe als unser Beispielkaninchen.

Aus einem Durchschnitt dieser Beutetiere ergib sich die „typische“ Barfaufteilung der einzelnen Komponenten. Im Blick bleibt dabei auch immer die Futterpräferenz des Wolfes - > große Beutetiere werden nicht komplett gefressen. Fell, sehr harte Knochen, ein Großteil der Inhalte von Magen und Darm, Hufe, Zähne, usw. bleiben übrig und werden daher abgezogen.

Dieses Durchschnitts-Beutetier mit seinen fressbaren Bestandteilen versuchen wir nun nachzubauen, sofern die entsprechenden Komponenten verfügbar, sinnvoll und bezahlbar sind. Die für ein Lebewesen vorgesehene natürliche Nahrung deckt seinen Nährstoffbedarf ab. Mit einem Beutetier ist der Nährstoffbedarf eines Hundes genauso abgedeckt, wie der Nährstoffbedarf bei uns Menschen mit einer ausgewogenen, natürlichen Ernährung. Vitamintabletten, Mineralstoffmischungen und Co. sind hierfür nicht nötig.

Inside Hund – Der Weg der Nahrung

Die Verdauung beginnt mechanisch, in der Maulhöhle wird das Futter grob zerkleinert. Im Magen setzt die chemische Verdauung mit Hilfe von Enzymen ein. Diese zerlegen die Nahrung in die Energiebausteine Fette, Kohlenhydrate und Proteine. Während im Magen ein sehr saures Klima herrscht, u.a. um Keime abzutöten, wird der pH-Wert im Dünndarm wieder angehoben. Außerdem werden Enzyme in den Nahrungsbrei abgegeben, die Proteine, Fette und Kohlenhydrate verdauen und die einzelnen Bausteine so für den Organismus verwertbar machen. Diese werden über die Dünndarmzotten in das Blut- und Lymphsystem transportiert und darüber entsprechend verteilt. Im Dickdarm wird der wässrige Nahrungsbrei dann eingedickt, wobei nicht nur Wasser vom Körper resorbiert wird, sondern auch Elektrolyte.

Die verschiedenen Abschnitte des Verdauungstrakts sind von hochspezialisierten Bakterien besiedelt. Das Vorhandensein bestimmter Faserarten im Futter ist für die jeweiligen Bakterien wichtige Nahrung. Sie schaffen außerdem ein Milieu im Darm, das eine Besiedelung durch schädliche Keime erschwert. Bei der Fermentation der Faserstoffe entstehen zudem leichtflüchtige Fettsäuren, die als Energiequelle für die Zellen der Darmwand wichtig sind. Nur so ist eine reibungslose Verdauung möglich. Verschiebt sich die Bakterienbesiedelung (Antibiose / falsche Fütterung / zu viel Bindegewebe / zu viel Laktose, etc.), wird das Gleichgewicht zerstört.

Minderwertige bindegewebsreiche Eiweiße beispielsweise, die im Dünndarm nicht vollständig verdaut werden können, gelangen so in den Dickdarm, wo sie von den dort lebenden Bakterien zersetzt werden. Dabei kommt es zu übelriechenden Gasen (Methan, Schwefelwasserstoff), mehr oder weniger ungünstigen toxischen Stoffen (Saktol, Indol, Merkaptane, Endotoxine) und Ammoniak. Bei längerer Fehlernährung bleiben die Folgen dieser Substanzen nicht auf den Darm beschränkt, sondern belasten Leber und Nieren stark. Hinzu kommt, dass eigentlich „normale“ Bakterienstämme im Dünndarm durch die Zunahme „falscher“ Bakterienstämme verdrängt werden. Jetzt spricht man von einer Verschiebung der Darmflora.

Anspruch an die Nahrung aus physiologischer Sicht

Die Nahrung für unsere Carnivoren besteht aus drei Bestandteilen: Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. Fette und Proteine sollten dabei die hauptsächliche Energiequelle darstellen. Der Bedarf an Energie ist individuell unterschiedlich. Er richtet sich nach Aktivität, Alter, Hormonstatus und Verwendung des Hundes.

Wo kommen Vitamine und Co. her?

Im Vergleich zu Muskelfleisch sind Innereien sehr nährstoffreich und daher bei der BARF Fütterung besonders wichtig zur Bedarfsdeckung!