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Elizabeth Clare Prophet

Die zehn Perfektionen

Der Weg zur Buddha-Natur

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Andrea Fischer

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Copyright © 2009 Summit Publications, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Diese Version ist Gegenstand eines Lizenzvertrages zwischen dem Verlag »Die Silberschnur« und Summit University Press.

Originaltitel: »The Buddhic Essence. Ten Stages to Becoming a Buddha« by Elizabeth Clare Prophet

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Copyright © 2013 der deutschen Ausgabe Verlag »Die Silberschnur« GmbH

Alle Rechte der deutschen Ausgabe vorbehalten.

ISBN: 978-3-89845-421-6

eISBN: 978-3-89845-778-1

1. Auflage 2018

Übersetzung: Andrea Fischer

Covergestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung eines Motivs von © Vector3D, www.shutterstock.com

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstraße 1 · 56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de

Inhalt

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Die Blumenpredigt

Einführung

Ein Pfad der Weisheit und des Mitgefühls

Ideale Vorbilder

Buddhas und Unsterbliche

1. Die Buddha-Natur ist universell

Eins werden mit der Lehre

Die Segnungen aller Buddhas

Shan Ts’ai: Auf der Suche nach einem Lehrmeister

Praktische Gründe, den Pfad zu beschreiten

2. Die Geburt des Bodhisattva-Pfades in uns

Das Edle im Herzen anrühren

Wie sieht ein Bodhisattva aus?

Ein tieferes Verständnis der Liebe

Die Lehre aktiv leben, indem man sich fürsorglich um seine Mitmenschen kümmert

Inspiration für den Pfad

Wen kann man als einen Bodhisattva bezeichnen?

3. Bodhicitta: Das Herz der Erleuchtung erwecken

Eine dynamische kosmische Kraft

Der potenzielle Funke der Erleuchtung in uns

Eine Verwandlung erfahren

Eine Feuersbrunst, die die gesamte Welt erfasst

Miao Shan: Unerschütterlich auf das große Ziel ausgerichtet

Samen der Tugend, Wurzeln des Verdienstes

Lung Nü: Dem Lehrer antworten

4. Sechs praktische Übungen zur höchsten Verehrung

Shantidevas Übungen der Hingabe

1. Opfergaben und Verehrung

Einen Lichtstrom öffnen

2. Zuflucht bei den drei Juwelen nehmen

Der Guru verkörpert die Abstammungslinie der Lehrmeister

Furchtlosigkeit erlangen

Vertrauen entwickeln

3. Beichte

Ein Ritual, um die Sünden in das heilige Feuer zu werfen

Ein Schlüssel zu Freude, Glück und Freiheit

4. Sich über die Verdienste anderer erfreuen

Mit der violetten Flamme zu mehr Freude und Erfüllung

Verwandlung von negativer in positive Energie

5. Gebete und Bittgesuche

Die Fenster unseres Bewusstseins öffnen

6. Auf die eigenen Verdienste verzichten

Vervielfachung durch das Gesetz der Einheit

Gottes Licht durch Gebete gezielt lenken

5. Das Bodhisattva-Gelübde

Zum Wohle einer einzigen lebendigen Seele

Die Vier Großen Gelübde

Gelübde sind ein Ausdruck persönlicher Anliegen

Das Gelübde gibt uns den Antrieb, alles daranzusetzen, es zu erfüllen

Mit einer kleinen Verpflichtung beginnen

Im Kreise Gottes bleiben

6. Vom Bodhisattva zum Buddha

Zehn große Gelübde aus dem Dashabhumika-Sutra

Praktische Umsetzung der Gelübde

Suchet und findet die Kinder

Eine außergewöhnliche Rede

Shantidevas Bestreben

Der Wunsch, alles zu geben

Durch den goldenen Mittelweg zur Harmonie finden

Wir sollten uns darauf konzentrieren, wer wir sind

Der Buddha antwortet dem Deva

Zehn Stufen, um zum Buddha zu werden

7. Erstes Bhumi: Pramudita, Land der Freude

Dana-Paramita: Die Vollkommenheit des Schenkens

Prinz Vishvantara verschenkt alles

8. Zweites Bhumi: Vimala, Land der Reinheit

Sila-Paramita: Die Vollkommenheit der Moral

Der Edle Achtfache Pfad

Der Kaplan mit der hohen Moral

Der Schüler, der sich geweigert hat zu stehlen

9. Drittes Bhumi: Prabhakari, Land des Strahlens

Kshanti-Paramita: Die Vollkommenheit der Geduld

Die Struktur der Vergebung

Das Potenzial, Gott zu erkennen

Durch innere Arbeit zur Freiheit finden

Unser Karma ertragen

Buddhas Predigt über Missbrauch

Meditation zur Erleuchtung

10. Viertes Bhumi: Archismati, das flammende Land

Virya-Paramita: Die Vollkommenheit der Lebenskraft

Krieger des Geistes

Das Ziel trotz schwieriger Umstände nicht aus dem Blick verlieren

Janaka erlangt die vollkommene Virya

Die Virya eines einzigen Mannes rettet viele Menschenleben

11. Fünftes Bhumi: Sudurjaya, das äußerst schwer zu gewinnende Land

Dhyana-Paramita: Die Vollkommenheit der Meditation

Ein Band der lebendigen Flamme

Die Kraft des Gebets eines Pilgers

Wie lange dauert es, bis man zum Buddha wird?

Zyklen wachsender Meisterschaft

12. Sechstes Bhumi: Abhimukhi, das im Angesicht der Weisheit stehende Land

Drei Männer und eine Mauer

Prajna-Paramita: Die Vollkommenheit der Weisheit

Weisheit und Mitgefühl des Bodhisattva

Wahres Mitgefühl kennt keine Sentimentalität

Tibetisches Gebet an Manjushri

13. Siebtes Bhumi: Duramgama, das weitgehende Land

Upaya-Paramita: Die Vollkommenheit der verfeinerten Fähigkeiten

Das Gleichnis vom brennenden Haus

14. Achtes Bhumi: Acala, unbewegtes Land

Die nichtduale Natur der Wirklichkeit

Pranidhana-Paramita: Die Vollkommenheit des Gelübdes

An der Schwelle zum Himmel innehalten

15. Neuntes Bhumi: Sadhumati, Land der frommen Gedanken

Bala-Paramita: Die Vollkommenheit der Stärke

Das Samadhi zur Bezwingung von Dämonen

16. Zehntes Bhumi: Dharmamegha, Land der Wolke des Dharma

Jnana-Paramita: Die Vollkommenheit des göttlichen transzendenten Wissens

Die vollkommene Einheit der erhabenen Weisheit

17. Die Doktrin vom Trikaya (Die drei Körper des Buddha)

18. Mantras für Weisheit und Mitgefühl

Om Buddha: Die Kraft von Mantra und Mudra

Eine Visualisierung zu den Mantras

Om Ah Hum Vajra Guru Padma Siddhi Hum

Der unermessliche Wert eines Mantras: Om Mani Padme Hum

Die zehn Gelübde der Kuan Yin

Gate Gate Paragate Parasamgate Bodhi Svaha

Om Ah Ra Pa Tsa Na Dhih

Om Wagi Shori Mum

ICH BIN ein Wesen des violetten Feuers! ICH BIN die Reinheit, die Gott wünscht!

Mantras – lassen Sie es auf einen Versuch ankommen

Die Kraft eines andächtigen Gebets

All Ihre guten Taten werden gezählt

Anmerkungen

Ausgewählte Quellen

Über die Autorin

Die Blumenpredigt

Gautama Buddha vermittelte seine Lehre nicht nur in Vorträgen und durch sein eigenes vorbildliches Verhalten, sondern bisweilen auch über Symbole und die Bildersprache. Seine Blumenpredigt ist ein Beispiel dafür, wie Weisheit durch direktes Erleben vermittelt wird.

Eines Tages trat Buddha auf dem Berg Grdhakuta vor die Versammlung seiner Anhänger, die sich in gespannter Erwartung niedergesetzt hatten, und hielt schweigend eine Blume hoch. Nur Mahakasyapa (»Der universelle Lichttrinker«) lächelte und zeigte damit, dass er verstand.

Buddha bestätigte, dass eine Übertragung des erleuchteten Geistes erfolgte, ohne dass ein Wort gesprochen worden war.

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Einführung

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In diesem Buch erhellt Elizabeth Clare Prophet unseren Pfad zur Buddhaschaft. Sie greift dabei auf traditionelle und moderne buddhistische Lehren, Darstellungen und Geschichten zurück und zeigt, wie wir den Weg einschlagen können, der von dem Punkt aus, an dem wir uns heute befinden, zur vollständigen buddhistischen Erleuchtung führt.

In der ersten Hälfte des Buches legt Frau Prophet den Grundstein für die zehn Stufen dieses Pfades. Sie beginnt mit der Prämisse, dass wir alle den Samen der Buddhaschaft, die sogenannte “Buddha-Natur”, in uns tragen. Sie beschreibt die transzendentale Kraft des “bodhicitta”, des “kosmischen Willens nach universeller Erlösung”, und erklärt spezifische Andachtsübungen, um die Umstände zu erzeugen, unter welchen diese Erlösung eintreten kann. Diejenigen, die geloben, die Buddhaschaft zum Wohle aller Lebewesen zu erlangen, heißen “bodhisattvas”. Frau Prophet bietet Einblick in den Geist und das Herz der Bodhisattvas und erläutert die Natur ihrer Gelübde sowie die transzendentale Kraft, die sie besitzen, um den Bodhisattva fest an dieses Ziel zu binden.

In der zweiten Hälfte dieses Buches werden die zehn traditionellen Stufen des Pfades der Bodhisattva zur Buddhaschaft erläutert. Frau Prophet beschreibt zehn transzendentale Tugenden, die der Suchende auf seinem Weg bis zur Vollkommenheit übt, und bietet Insider-Tipps, um diese zu entwickeln. Sie definiert die “drei Körper des Buddha”, mit welchen der Anwärter auf die Buddhaschaft verschmilzt. Zum Abschluss erklärt sie, wie buddhistische Mantras uns helfen können, Hindernisse auf dem Weg zu spirituellem Wachstum zu überwinden und dabei zugleich mehr Weisheit, Mitgefühl, Vergebung und Freude zu entwickeln.

Ein Pfad der Weisheit und des Mitgefühls

Gautama Buddhas Vorträge und Reden sind in den buddhistischen “Sutras” (wörtlich: “Fäden, Ketten, auf welchen Edelsteine aufgezogen sind”) aufgezeichnet. Einige Sutras wurden von Gautama persönlich gepredigt. Andere wurden von einem seiner Schüler rezitiert, sei es in Buddhas Anwesenheit – oder von diesem direkt inspiriert. Einige Sutras enthalten die Worte transzendierter Bodhisattvas – Wesen, die die Buddhaschaft erlangt haben. Diese enden mit Buddhas Bestätigung der Lehren, die sie enthalten. Ungeachtet der Form, in der die Sutras übermittelt wurden, stammen alle aus dem erleuchteten Geist. Die Sutras bilden zusammen mit den Regeln für Disziplin sowie den erklärenden Lehren den Aspekt der Weisheit der Lehren des Buddha.

Mitgefühl ist ein weiteres Markenzeichen des Buddhismus. Diejenigen, die Gautama Buddha zu seinen Lebzeiten beobachteten, berichteten von seinem mitfühlenden Verhalten und der praktischen Hilfe, die er so vielen angeboten hat. Sein vorbildlich gelebtes Mitgefühl stellt einen ebenso wichtigen Aspekt seiner Lehre dar.

Diese zwei Ideale von Weisheit und Mitgefühl sind im “Bodhisattva-Ideal” verkörpert. Der Bodhisattva ist darum bemüht, die Weisheit der Buddhaschaft zu erlangen, während er sich zugleich leidenschaftlich der Rettung aller Menschen widmet.

Ideale Vorbilder

Der Buddhismus spricht von irdischen Bodhisattvas und transzendierten (himmlischen oder großen) Bodhisattvas. Irdische Bodhisattvas streben nach der Erleuchtung, während sie Altruismus und Mitgefühl für andere zum Ausdruck bringen. Transzendierte Bodhisattvas haben die Stufe eines Buddha erreicht, ihren Eintritt ins höchste Nirvana (die komplette Befreiung) jedoch verschoben, bis alle Wesen die Erleuchtung erlangt haben. Die großen Bodhisattvas verweilen in der Himmelswelt und unterstützen und geleiten uns auf dem Weg zur Erleuchtung. Sie können jedoch auf Wunsch jegliche physische Gestalt annehmen, um allem Lebendigen ihre Unterstützung anzubieten. Ihre perfekte Ausgewogenheit in Weisheit und Mitgefühl macht sie zu absoluten Vorbildern.

Manjushri ist der große Bodhisattva der Weisheit, der von den Buddhisten als Schutzpatron der Künste und Wissenschaften und als Meister der Redekunst verehrt wird. In einigen traditionellen Überlieferungen heißt es, Manjushri sei vor vielen Zeitaltern in einem anderen Universum zum vollkommen erleuchteten Buddha geworden. Da die Weisheit Grundvoraussetzung ist, um vom Leiden befreit zu werden, ist Manjushri ein Herold der Befreiung.

Kuan Yin, die Bodhisattva des Mitgefühls, ist wahrscheinlich die bekannteste transzendierte Bodhisattva. Sie wird gelegentlich als männliche Gestalt abgebildet und ist unter verschiedenen Namen bekannt, darunter befinden sich “Avalokiteshvara” und “Chenrezi”.

Laut der Legende war Kuan Yin gerade im Begriff, in den Himmel einzutreten, hielt jedoch an der Schwelle inne, als die Schreie der Welt an ihre Ohren drangen. Das Sutra der Kuan Yin, ein Kapitel aus dem Lotos-Sutra, enthält die Lehren des Buddha über das universelle Tor von Kuan Yin. Im Buddhismus ist ein “Tor” der Eingang zum Dharma (die Lehren des Buddha), der Beginn des Erwachens. Kuan Yins universelles Tor ist enorm weit und kann daher unzählige Wesen aufnehmen. Somit ermöglicht Kuan Yin es uns allen, dem Pfad zur Buddhaschaft zu folgen.

Es ist unser inniger Wunsch, dass Frau Prophets Darlegung des Buddhismus Ihnen hilft, Ihre persönliche Buddha-Natur zu entdecken, und den Pfad, den Sie zur Erleuchtung und zur Buddhaschaft gehen, erhellt.

Die Herausgeber

Buddhas und Unsterbliche

Ein Thema in der buddhistischen Literatur aus alten Zeiten ist die Erschaffung der Welt durch eine Muttergottheit, die ewige, ehrwürdige Mutter, die 96 Myriaden ihrer Kinder zur Erde geschickt hat. Sie waren ursprünglich Buddhas und Unsterbliche. Doch sobald sie die Erde betraten, vergaßen sie ihr wahres Zuhause im Paradies.

Sie begannen, sich auf Ansehen, Profit und sinnliche Vergnügen zu fixieren. Von diesen Begierden gefangen, verstrickten sie sich im Samsara (dem Meer des Leidens). Daher bewirkte das Große Gesetz, dass sie immer wieder sterben und neu geboren werden mussten, damit sie erkennen konnten, wie vergänglich ihre Begierden waren.

Die ehrwürdige Mutter trauerte um ihre verlorenen Kinder und schickte Götterboten zu ihnen hinab, um sie an ihre wahre Natur und den Weg zurück nach Hause zu erinnern. Diese Botschafter waren Buddhas, die all die Initiationen der Bodhisattvas erfolgreich durchlaufen hatten.

Die Prophezeiung sagt, dass die Kinder der ehrwürdigen Mutter am Ende der Zeit wieder ihre ursprüngliche Ganzheit erlangen und vereint werden. In der Literatur wird auch die Hoffnung ausgedrückt, dass die Welt selbst sich in ein Reich vollkommenen Glücks verwandeln wird.

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Der gekrönte Buddha oder Bodhisattva in Lebensgröße, bemaltes Tuch auf Holz, etwa 350 Jahre alt. Die Krone symbolisiert die Souveränität Buddhas und wird manchmal dazu benutzt, um Buddha im Zustand der Glückseligkeit abzubilden. Der Haarknoten oder die Schädelauswölbung am Scheitel (im Sanskrit “usnisa”) symbolisiert seine Weisheit, Offenheit und spirituelle Meisterschaft als erleuchtetes Wesen.

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Die Buddha-Natur ist universell

In den buddhistischen Schriften lautet Gautama Buddhas Lehre, dass alle Wesen die Buddha-Natur in sich tragen – die Essenz oder den Samen der Buddhaschaft. Wir alle tragen demnach den Samen der Buddhaschaft in uns, und deshalb haben wir auch die Möglichkeit, zum Buddha zu werden.

Eine meiner persönlichen Definitionen von Buddhismus lautet “die Entfachung des inneren Wesens Gottes”. Ist es nicht genau das, was wir alle suchen? Wir haben die Hoffnung, dass irgendwie irgendetwas in uns entfacht werden kann. Wir streben danach, mehr zu werden, als wir derzeit zum Ausdruck bringen. Wenn wir dann zu diesem “Mehr” werden, werden wir bestimmte Aspekte loslassen, mit denen wir uns gegenwärtig identifizieren, die wir jedoch in Wirklichkeit nicht sind.