Verantwortlich für den Inhalt dieses Buches
KIRSTEN UND GERHARD ROTH
www.luebeckstadtfuehrung-roth.de
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7357-4349-7
Stadtgründung 1143 von Graf Adolf II v. Schauenburg, einem Lehensmann von Heinrich d. Löwen. Eigentlich kam der Auftrag von den Vormündern Heinrichs, der selbst noch ein Kind war. als sein Vater (Heinrich der Stolze) starb. Nach 16 Jahren brannte diese erste Siedlung ab. Heinrich der Löwe gründete die Stadt noch einmal (1159).
Graf Adolf hatte die Lage auf der Halbinsel „BUKU“ gut gewählt. Sie war rundum von Wasser und Sumpf umgeben und damit gut zu verteidigen. Der geschützte Ostseehafen an der Mündung der Trave war Grundlage für den künftigen Erfolg des Seehandels im gesamten Ostseeraum mit den skandinavischen und baltischen Ländern.
Von Heinrich bekam die junge Stadt viele Privilegien und Rechte. Durch die Vertreibung der Slawen lag das Land rundum brach und im ganzen Reich wurden Bauern, Kaufleute und Handwerker angeworben um hier zu siedeln.
Innerhalb des Stadtgebietes konnte man nach 1 Jahr und 1 Tag die sog. „Stadtfreiheit“ erlangen. So entstand die erste mittelalterliche Großstadt im ganzen Ostseeraum. Ab 1202 war Lübeck 23 Jahre lang die größte dänische Stadt unter Waldemar II/Sejr. Mit dem „Reichsfreiheitsbrief“ von Kaiser Friedrich II wurde Lübeck 1226 freie Reichsstadt (bis 1937 - Groß-Hamburg-Gesetz). Seit 1987 ist die Lübecker Altstadt UNESCO–Weltkulturerbe.
(Aufzeichnungen von Helmold von Bosau und Arnold v. Lübeck)
„Lubice“ – die Liebliche, von den Slawen kommt der Name
Einer zauberhaften Dame
Für diese alte Hansestadt,
Die eine „schöne Tochter“ hat.
Weltbekannt als Travemünde,
Von der ich später mehr verkünde.
Ihr Ruhm kam erst in jüngerer Zeit
Bis dahin war der Weg noch weit.
Es ist ein Teil der Weltgeschichte,
Von dem ich euch hier gern berichte.
Lübeck das „Haupt“ der Hanse zu nennen,
Beweist, man kann die Beiden nicht trennen.
Sie sind vom Schicksal für immer verbunden,
In guten, wie in schlechten Stunden.
Kaufmannsgeist und Freiheitsdrang,
Waren fester Grund.
Fast 500 Jahre lang,
Basis für den Hansebund.
Dieser Bund war Inbegriff,
Und bald in aller Munde.
Die Kogge dieses Wunderschiff,
Sie war der Star der Stunde.
Ob Schonen oder Nowgorod,
Ob Gotland oder Bergen.
Was sie für eine Leistung bot,
Gehörte zu den Stärken.
Man reiste durch den Ostseeraum,
Mit seinen stolzen Schiffen.
Auf Obrigkeit, ihr glaubt es kaum,
Hat man ganz gern gepfiffen.
S 2/3
Selbst Papst und Kaiser sahen ein,
Die lassen sich nicht zähmen.
Und räumten Privilegien ein,
Die Andre nie bekämen.
So wuchsen Hafen und die Stadt,
Die Häuser wurden bald zu Stein.
Man musste zeigen, was man hat -
Und handelte mit Salz und Wein.
Auch Fisch und Tuch - weit übers Meer -
Man trotzte allen Stürmen.
Voll Hoffnung auf die Wiederkehr
Zu Lübecks sieben Türmen.
Der alten Hanse Herrlichkeit,
Ist lange schon entschwunden.
Ihr sucht sie heut in neuer Zeit
Als Gäste zu erkunden.
Drehen wir einmal am Rad der Geschichte,
Dann sehen wir manches in anderem Lichte.
Der Alltag sah nicht rosig aus
Und wär für uns bestimmt ein Graus.
Kriege, Seuchen, Hungersnot
Führten viel zu früh zum Tod.
Harte Arbeit, karger Lohn,
Rechtlos, unfrei und im „Fron“.
Lesen, schreiben und dergleichen
Gab´s vor allem für die Reichen.
Stärke, Herkunft und das Geld
Regierten damals schon die Welt.
So, war die „gute, alte Zeit“!
Nichts von Romantik, weit und breit.
S 3/3
Man wusste schon zu allen Zeiten,
Jede Münze hat zwei Seiten.
Lübecks Taler – hoch im Wert -
War in aller Welt begehrt.
Dies Kulturgut zu verwalten
Und für die Nachwelt zu erhalten,
Für Deutschland und die ganze Welt,
Zu Lübecks Ehr und Plicht heut zählt.
Folgt mir nun durch Höfe, Gänge,
Kaufmannshäuser, Chorgesänge.
Seht am Markt das bunte Treiben,
Wenn wir einmal stehen bleiben.
Dom, Basilika und die Altäre
Sakrale Kunst zu Gottes Ehre.
Rathaus, Hafen und die Schiffe,
Dagegen weltliche Begriffe.
Doch Gott in seinem Werk zu loben,
Verhieß den Segen von ganz oben.
Man war auf See und auch an Land
Zu jeder Zeit in Gottes Hand.
Vieles ist nur zu verstehen,
Wenn wir auf unsre Wurzeln sehen.
Des Kaufmanns Gottvertrauen und Mut
Tät manchem von uns heut‘ noch gut.
Lasst uns den Rundgang nun beginnen,
Um an Erfahrung zu gewinnen.
Der Geist der Hanse steht bereit,
Uns zu begleiten durch die Zeit.
HOLSTENTOR STADTSEITE
Das Holstentor ist weltbekanntes Wahrzeichen der Stadt. Es wurde Mitte des 15. Jh. zum Schutz gegen feindliche Angriffe von Westen erbaut und war das zweite innere Tor einer vierteiligen Toranlage. Ganz innen, zuerst das Tor der Stadtmauer, dann das heutige Holstentor, als drittes ein Renaissance-Tor und später ganz außen, noch das Tor des wuchtigen Bastionssystems. Der morastige Boden musste 7 m hoch aufgeschüttet werden, aber dieser Untergrund war nicht besonders tragfähig, und die Türme neigten sich bedenklich. 1933 wurden Stahlbetonanker zur Standsicherheit angebracht.
Innen zur Stadt hin, ist das Tor reich verziert. Die Verteidigungsseite nach außen ist schlicht und massiv. Hier sind Schießscharten und Geschützkammern. Auf der Stadtseite ist das Tor dekorativ und kunstvoll.
Im Zuge der Industriealisierung gab es Mitte 19. Jh. Überlegungen für einen Abriss des Tors zu Gunsten der Bahnanlage und des Straßenausbaus. Zum Glück wurde es aber doch umfassend restauriert, saniert und stabilisiert. König Wilhelm IV v. Preußen hatte sich persönlich eingeschaltet. Berühmt wurde es auch durch den ehem. 50-DM-Schein und als Wahrzeichen des „Deutschen Städtetages“. Einige Firmen übernahmen es als Firmenwappen z. B. die Fa. Niederegger. Auf der Rückseite der deutschen 2-Euro-Münzen ist es ebenfalls zu sehen. Bisher war es ein Museum über die Hansezeit. Dieses befindet sich nun in dem neuen Hansemuseum am Burgtor.
Inschriften:
S.P.Q. L. = Senatus popolusque Lubecensis – Senat u. Volk Lübecks – Jahreszahlen 1477 = Baujahr + 1871 = Jahr der Renovierung.
Concordia domi foris pax = Eintracht innen – draußen Friede
Was man von früher heut‘ erfährt,
Klingt sehr romantisch und verklärt.
Edel, treu und ritterlich,
So sahen gern die Ritter sich.
Das gab es sicher auch – mitunter,
Doch war auch viel Gesindel drunter.
Das plündernd durch die Lande zog,
Gott und die Welt dabei betrog.
Sie machten sich ihr eignes Recht
Wer schwächer war, dem ging es schlecht.
Nur durch Mauern und Bastionen,
Konnten Bürger sicher wohnen.
Wenn der Feind von Westen kam
Und sich kriegerisch benahm,
Fand das Stadttor er geschlossen
Und wurd‘ noch dazu beschossen.
Den Menschen drinnen, bot es Schutz,
Lübecks Feinden aber - Trutz.
Außen wehrhaft von Gestalt
Wirkt es innen wie gemalt.
Den Bürgern der Stadt sei „Eintracht“ beschieden,
Und allen Gästen entbietet es „Frieden“.
Wie es dort zu lesen steht,
Wenn ihr nach der Inschrift seht.
So schützte es viel hundert Jahr,
Lübecks Bürger vor Gefahr.
Ein andres Tor, ist von den Alten,
Als Schutz im Norden noch erhalten.
Das Burgtor – wie die meisten wissen
Wurde auch nicht abgerissen.
Heut´ kann man sagen – welch ein Glück
Wir kommen später drauf noch zurück
2/2
Das Holstentor, mit seiner Pracht,
Hat Lübeck sehr viel Ruhm gebracht.
Durch Fotos, Marzipan und Geld
Kennt es heut die halbe Welt.
Nur einmal war es in Gefahr,
An Abriss dachte man sogar.
Zum Glück sah man jedoch noch ein,
Den Frevel würd man nie verzeih‘n.
Neu erstanden, fast aus Ruinen,
Um unsrer Stadt noch lang zu dienen.
Leicht gebeugt, auf weichem Grund,
Ist es heute kerngesund.
Jeder Gast der Hansestadt
Dieses Tor besichtigt hat.
Es will euch gern willkommen heißen
Und seine Referenz erweisen.
Mit alter Pracht und freiem Sinn,
Frieden draußen - und auch drin.
Die Botschaft der Vergangenheit
Trägt es in die Neue Zeit.
SALZSPEICHER UND PRAHM
Die dekorativen Häuser neben dem Holstentor sind die ehemaligen Salzspeicher. Früher wurden die Häuser als Lagerhäuser für Heringe usw. genutzt. Ein wichtiges Handelsgut für Lübeck war das Salz. Es wurde in den unterirdischen „Salzstöcken“ von Lüneburg gewonnen und war fast so wertvoll wie Gold. Darum nannte man es auch das „weiße Gold“. So hatte z. B. eine Schaufel Salz (ca. 2 kg) den Wert eines Pferdes mit Sattel.
Lübecker Kaufleute und Institutionen hatten dort Sudpfannen und Anteile. Für den Transport nach Lübeck wurde bereits Ende 14. Jh. die erste künstliche Wasserstraße Deutschlands gebaut, der Elbe-Lübeck-Kanal. Damals hieß er noch Stecknitz-Kanal und war für seine Zeit eine technische Meisterleistung. Auf 95 km Länge, mussten 16 m Höhenunterschied überwunden werden. Dafür wurden siebzehn Schleusenkammern gebaut. In flachen Kähnen, den sogenannten Prähmen, transportierten die Schiffer ca. 10 t Salz. Die Schiffe mussten teilweise von Hand gezogen werden (getreidelt). In Lübeck wurde das Salz in den Lagerhäusern gespeichert, umgeladen und in den gesamt Ostseeraum verschifft.
In einem alten Gruselfilm von 1922 hatte „Nosferato“ sein Domizil in diesen Häusern. In einem Remake spielte u.a. Klaus Kinski mit.
Was heute an Bequemlichkeit,
Ein Merkmal ist für unsre Zeit,
War früher Kampf ums Überleben.
Ich will euch gern ein Beispiel geben.
Ein Kühlschrank ist heut überall,
Er schützt die Nahrung vor Zerfall.
So kann man leicht für Vorrat sorgen
Hat Essen auch noch übermorgen.
Käse, Eier, Fleisch und Fisch
Bekommt man jeden Tag ganz frisch.
Früher kam man schnell in Not.
Dann gab´s nur noch trock‘nes Brot.
Doch Not macht ja erfinderisch,
Drum legte man in Salz den Fisch.
Und war auch Fleisch so eingelegt,
War manche Sorge weggefegt.
Die dadurch konservierte Nahrung,
Half gegen Hunger, durch Erfahrung.
Mit Salz konnt´ man auch Handel treiben,
Um reich zu werden – oder bleiben.
Kurzum, was ich euch sagen wollt,
Salz war der Hanse „weißes Gold“.
Wohin man kam, ob Ost ob Nord,
Es war gefragt an jedem Ort.
In Lüneburg wurd´ es gewonnen.
Jahr für Jahr, viel tausend Tonnen,
Musste man nach Lübeck bringen,
Von wo sie übers Meer dann gingen.
Zurück kam man mit Pelz und Fischen,
Um den Vorrat aufzufrischen.
S 2/3
Alle merkten es beizeiten,
Der Nutzen liegt auf beiden Seiten.