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Inhaltsangabe:

1. Im Kampf mit der geheimen Sünde – Triebbeherrschung im Sexualleben auf hermetischer Grundlage von Hans A. Liebetrau

Vorwort:

Wir schreiben so viel von sexueller Reinheit, sagen immer wieder, dass die Beherrschung des Sexus der Schlüssel zur Magie ist, weisen mehrmals daraufhin, dass man ohne Kontrolle seines mächtigsten Triebes keinen Erfolg in der Hermetik haben kann und wird; bringen immer wieder vereinzelt Tipps und Hinweise, aber eine komplette sinnvolle Schrift, die das ausdrücklich sagt, haben wir bis jetzt noch nicht vorweisen können. Doch es gibt sie! Ich habe sie fünf Jahre lang gesucht, denn ich wusste von Werbe-Broschüren der Neugeist-Bewegung, dass Herr v. Liebetrau diese kleine Schrift geschrieben hat. Nur ich fand sie nicht. Ich telefonierte viel mit Antiquariate, die meinten, es gäbe sie nicht. Im Internet war sie nie aufzufinden und selbst in den zahlreichen Universitäts-Bibliotheken konnte sie nicht gefunden werden. Aber zum Glück gab ich nicht auf und suchte dennoch weiter. Da fand ich sie.

Man braucht nicht geschockt sein über die Themen, welche in diesem Büchlein angeschnitten werden, denn sie sind, wie es Bardon mit anderen Worten bestätigt, alle wahr. Der Sexualtrieb hat eine Gefährlichkeit in sich, die sollte man nicht unterschätzen. Aber dieses Buch baut von unten einen sicheren Weg auf, wie man seine Gelüste beherrschen kann und stellt auch den Erfolg eines jeden ehrlich strebenden Hermetikers in Aussicht.

Die heutige Psychologie, Medizin und die allgemeine Meinung sagen zur Beherrschung des Triebes sowieso etwas ganz anders. Für die ist der Trieb und dessen Äußerung etwas ganz normales und natürliches. Es muss raus, was drin ist – so wird es gesehen, auch wenn das zu Lasten einer Ehe, einer Beziehung oder einer Freundschaft geht. Nach dem Prinzip, wenn´s juckt, dann musst du dich kratzen! Kratzt du dich nicht, kommst du wohl oder übel ins Krankenhaus, besser gesagt, in die Psychiatrie! Ganz unrecht haben sie ja nicht mit ihrer Aussage, denn der Trieb ist ein mächtiger Gegner des Hermetikers. Wem das noch zu schwer ist, der sollte davon die Finger lassen, denn sonst verbrennt man sich. Aber wer ganz und gar der Meinung ist, er hätte genügend Willen, Ausdauer, Geduld und Zähigkeit, denn härtesten Kampf seines Leben durchzuhalten, ihn auch zu gewinnen, der schreite mit Mut zur Tat und kann sich sicher sein, dass er nach einigen Jahren des verlustreichen Krieges die letzte aber siegessichere Schlacht schlagen wird. Dem rufe ich dann zu: „Heil Dir, Du Besieger des Sexus! Heil Dir, Du Meister über Dich selbst!“

Darum – lasst uns beginnen!

Einleitung:

Solange Menschen leben, ist der Kampf mit der eigenen Sexualität wohl der schwerste des Menschengeschlechtes. Vielleicht liegt das darin, dass bei jedem Einzelnen die sexuelle Energie in ganz verschiedener Stärke und Auswirkung auftritt, so dass es nicht möglich ist, zur Erleichterung des Abwehrkampfes allgemein gültige Regeln und Ratschläge zu erteilen. Hier kommt es immer auf den Einzelfall an und alle Schablone ist nur ein Notbehelf.

Trotzdem die gute Literatur über sexuelle Aufklärung schon recht ansehnlich ist, scheint sie doch das größte Hindernis der Gesellschaft noch nicht durchbrochen zu haben, und das ist jene ungesunde sexuelle Verlogenheit unserer modernen Zeit. Man verlangt vom „anständigen“ Menschen, dass er alles Sexuelle verneint und (das Ausleben) unterdrückt, anstatt ihn zu lehren, dass gerade der Kampf gegen die Sexualität ein vorzüglicher Erziehungsfaktor ist. Führerlos und ohne Ziel, eingeschüchtert und verwirrt durch die bekannten Abschreckbücher, ethischen und religiösen Vorschriften einerseits (oder auch durch Pornos, falsche psychologische Aufklärung, Fremdgehen ist das Beste, onanieren ohne Ende usw.) und der Naturtrieb andererseits, steuert manche blühende Seele körperlichen und geistigen Siechtum entgegen.

Der Kampf zwischen Naturtrieb und dem, was der Naturmensch „Anstand“ nennt, muss zu seelischen Erschütterungen führen, die ihrerseits die verschiedensten körperlichen Störungen zur Folge haben. Gerade junge Menschen, die durch die herrschenden ungesunden Moralverhältnisse gezwungen sind, das Sexualproblem allein zu lösen, versumpfen fast regelmäßig in kurzer Zeit. Sie treiben geistige und körperliche Onanie und büßen Jugendfrische und Arbeitsfreude damit ein.

Dem Kinde kommt alles natürlich vor, und diese Natürlichkeit sollte beim Kinde durch regelmäßige Aufklärung erhalten bleiben. Aber je mehr man hier zu verbergen versucht, desto mehr lenkt man die Aufmerksamkeit des Kindes auf das Geschlechtliche hin und überlässt es dann seinem Schicksal.

Es mahnt doch sicherlich zu Aufsehen, wenn man bedenkt, dass etwa mehr als 95 Prozent der Menschen in ihrer Jugend und oft noch im späteren Alter der Onanie gefrönt haben. Aber um hier erlösende Wahrheit in das dumpfe Dunkel bringen zu können, heißt es, die Dinge von einer anderen Seite, als der herkömmlichen, zu betrachten. Nämlich von der natürlichen Seite.

Die selbst oft kranken „Aufklärer“, die – um ihren Schein zu wahren – alles durch die trübe Moralbrille sehen, darf man nicht mehr achten. Damit, dass immer nur Forderungen aufgestellt werden, die doch nie erfüllt werden können, ist nichts erreicht. Erst das Verständnis für die inneren Zusammenhänge führt zu einer ungezwungenen natürlichen Lösung.

Man nimmt vielfach an, dass nur die Männer der Onanie verfallen seien. Die Frauen und Mädchen machen darin keine Ausnahme! Aber sie verstehen es, dieser Gewohnheit verborgener, heimlicher zu frönen und besonders Mädchen bilden oft dazu Gesellschaften, von welchen der Erzieher oft keine Ahnung hat.

Die große, brennende Frage: Gibt es Mittel und Wege, die Onanie wirksam bekämpfen zu können, ist mit Ja und Nein zu beantworten. Hier kommt es immer auf das Individuelle und die Triebstärke an. Wie es unmusikalische Menschen gibt, finden wir auch Unerotische, bei denen die Sexualität beinahe gänzlich fehlt. Vielleicht sind diese Letzteren die ärmsten Menschen auf der Welt – es fehlt ihnen ein Stück Leben!

Aber es gibt auch Triebstarke Naturen und diese brauchen in erster Linie eine feste und gesunde Führung. Hier heißt es, zeigen, wie der nun einmal bestehende Sexualtrieb abgeleitet und und veredelt werden kann, um dann als Kraftquelle auf kulturell höheren Gebieten – in Arbeit, Beruf, Kunst – eine beachtenswerte Rolle spielen.

Diese Büchlein möchte allen Suchenden ein Freund und Berater in der tiefsten Seelennot unserer Zeit sein. Es richtet sich an Zögling und Erzieher und ist aus der Praxis entstanden. Die Methoden der Selbstbeherrschung sind so wiedergegeben, wie sie im Leben von vielen Suchenden erfolgreich durchgeführt worden sind. Alle überflüssige Theorie wurde weggelassen, so dass jedem möglich ist, den Sinn der Methode zu erfassen.

Möge diese Büchlein aus der erlösenden Hermetik recht viele Anhänger zuführen. Was nützen all die schönen Ratschläge und Methoden, wenn ihnen der Rückhalt fehlt: Die richtige Erkenntnis des Göttlichen und des Lebenszweckes. – Die Hermetik gibt jedem Halt und führt auf den richtigen Weg zu innerer Harmonie und Zufriedenheit.

Triebe

Neben dem Körper besitzt der Mensch ein bewusstes Ich und ein unbewusstes Ich. Das bewusste Ich ist das Tagesbewusstsein, das Wachbewusstsein, das Oberbewusstsein. Das unbewusste Ich ist jene Wesenheit, die schon vom Momente der Empfängnis zu wirken beginnt, das Wachstum des Kindes leitet, sowie auch den Ablauf aller Organfunktionen, die nicht unserem Oberbewusstsein, der Willkür, unterstehen. Dieses unbewusste Ich oder Unterbewusstsein lässt das Herz arbeiten, reguliert die Atem- und Darmbewegung, sowie auch den gesamten Stoffwechsel im Zellstaate des Leibes. Ebenso stammen aus dem Unterbewusstsein alle triebhaften Anlagen zu irgend einer Betätigung, unsere Befähigungen, Charakterveranlagung, Willensbestrebungen und die ererbten Neigungen.

Neben dem Ernährungstrieb und dem Trieb zur Macht und Freiheit, ist wohl der Sexualtrieb der stärkste, der zu einer angemessenen Betätigung mahnt.

In Bezug auf die uns innewohnenden Triebe sind die Menschen verschieden veranlagt. Darum auch die herrschenden verschiedenen Ansichten auf dem Gebiete der Sexualhygiene. Die sogenannte Sinnlichkeit tritt daher nicht bei allen Menschen gleich stark auf. Doch jeder besitzt diesen Trieb. Die Ausnahme betätigt die Regel! Es gibt aber viele, bei denen die aus dem Sexualwesen als erotische Spannung ins Bewusstsein tretende Begierde (Libido) einen sehr hohen Grad erreicht. Bei solchen Menschen treten, durch innere oder äußere Reize veranlasst, sehr schnell und oft sexuelle Gedanken auf.

Diese Gedanken und die aus den Geschlechtsregungen in das Bewusstsein tretende Sehnsucht (Libido) eines geschlechtlichen Auslebens werden noch heute in unserer „vorgerückten“ Zeit vielfach als etwas „Sündhaftes“, „Lasterhaftes“, „Niederes“ bezeichnet. Das ist jedoch ganz verkehrt, denn diese Gedanken kommen eben von selbst, ob wir wollen oder nicht. Sie sind plötzlich da und dann können wir sie nicht einfach wegdenken.

Die Bezeichnung dieser sinnlichen Gedanken als „lasterhaft“, „schmutzig“, usw. geschieht zu Unrecht. Es sind dies gedankenlose Behauptungen, die schon manchen zur Verzweiflung gebracht haben. Wenn jemand zum Beispiel Hunger hat, dann beruht derselbe auf dem Ernährungstrieb. Es ist selbstverständlich, dass man dann an das Essen denkt. Und wenn der Hunger dann noch sehr groß ist, dann denkt man erst recht ans Essen.

Können wir etwas dafür, dass diese Gedanken kommen? Nein! Und würde es jemanden einfallen, diese Gedanken als „sündhaft“ zu bezeichnen? Kaum!

Aber genau dasselbe haben wir bei der Sinnlichkeit. Hier ist es der Sexualtrieb, der die entsprechenden Gedanken und Begierden auslöst. Dieser Vorgang ist ganz normal – niemals aber sündhaft und unsittlich. Es ist nicht unsere Schuld, dass sich diese Gedanken einstellen. Wenn sie sich aber einstellen, dann sollte der Mensch an göttliche schöpferische Kräfte denken, die in uns schlummern und diese Kräfte auf sittlich einwandfreie Weise verwerten.

Der Sexualtrieb ist ein Kraftfaktor von ungeheurer Bedeutsamkeit und kann im Wettbewerb der psychischen Kräfte wertvolle Mitarbeit leisten, wenn er im Gewande der „Sublimierung“ erscheint. Es ist notwendig, das wir diesen Trieb veredeln, ihn nutzvoll auf kulturell höheren Gebieten verwenden. Das sollte eine selbstverständliche Forderung des Menschen sein, der sich einer Ethik bewusst ist. Diese Veredelung, Sublimierung des Sexualtriebes wird mit der Übung sehr wertvolle Früchte zeitigen. Aber eines darf nicht übersehen werden: Es ist allen Menschen möglich, diese sexuellen Energien restlos zu sublimieren, in ein anderes Gewand zu stecken. Darum ist gerade bei triebstarken Menschen die volle Enthaltsamkeit (Askese) eine Überforderung der Moral, wodurch schon unzählige in schwere seelische Konflikte geraten sind.

Der übrig gebliebene Teil der Begierde erheischt trotzig ein direktes Ausleben auf sexuellen Gebiete. Und gerade hier stehen die Menschenkinder vor einer gefährlichen Klippe. Leider sind es oft Eltern, Erzieher, Verwandte, Freunde (nicht alle!) und gedankenlose Volksaufklärer, die eine ganz verkehrte Führung der Unerfahrenen übernehmen, worauf der Sturz unvermeidlich ist.

Wie würde es wohl einen Menschen ergehen, der den Ernährungstrieb unterdrücken wollte? Er sitzt vor einem Tisch, auf dem seine Lieblingsspeise steht und hat riesigen Hunger. In ihm entsteht ein riesiges Verlangen. Aber essen, ja nur die Speise anschauen, ist ein „Kapitalverbrechen“. Man wird doch nicht glauben, dass nun der Hunger vergehe. Nein, größer wird er – und nach einigen Kämpfen stürzt sich dieser Mensch über den Tisch und stillt seinen Hunger – übermäßig sogar.

Beim sexuellen Hunger ist es genauso. Und wenn es solch einen Hungrigen gelingt, sich doch zu beherrschen, dann wird er eben weiter hungern und verkümmern an Körper und Seele. Die Natur lässt sich nicht hintergehen!

Sie rächt sich immer und straft diejenigen, die ihre Stimme nicht hören wollen oder nicht hören dürfen (Moral!) mit mannigfaltigen Leiden: Verstimmungen, Arbeitsunlust, Kopfschmerzen, Unterleibsbeschwerden u. dgl. bei Frauen.

Die aus sogenannten sittlichen Gründen entstandene Einstellung versagt der Libido die naturgewollte (gottgewollte) Erledigung und erzeugt bei der verkehrten Betätigung oder Unterdrückung das, was man neurotisches Symptom nennt (Neurosen – funktionelle seelisch bedingte Nervenkrankheiten).

Sigmund Freud (Begründer der Psychoanalyse) drückt dies folgendermaßen aus: „Das neurotische Symptom ist eine Ersatzbefriedigung der Libido, deren naturgewollte Abreaktion (Erfüllung) irgendwie gehindert wird. Das Symptom ist ein Kompromiss (Vereinbarung) zwischen Trieb und Abwehr (Verdrängung), aber ein biologisch (Biologie – Wissen vom Leben) falscher und dadurch auf die Dauer untauglicher Kompromiss, dessen Merkmal es zugleich ist, meist mit einem Schuldgefühl behaftet zu sein.“

Kindheitsonanie

Ich weiß, dass viele Eltern mit einiger Entrüstung die nachfolgenden Zeilen Lesen werden. Das Kleinkind soll sich schon mit erotischen Dingen beschäftigen? Unerhört! Wie kann man nur an so etwas denken! Gemach, ich habe auch Kinder und es ist nun einmal fast durchweg die Neigung bei den Eltern vorhanden, ihre Kinder als unschuldsvolle Engelein zu betrachten. Gewiss, sie sind noch unschuldig, die Kleinkinder! Aber das hindert nicht daran, dass sich bei ihnen schon die Triebe bemerkbar machen.

Wir beobachten manchmal, dass schon der Säugling mit seinen Geschlechtsteilen spielt, und zwar dies mit einer Hingebung, die leicht verrät, dass ihm diese „Spielerei“ eine Lust ist. Etwas ältere Kleinkinder suchen die ohnehin leicht reizbaren Geschlechtsteile durch Rutschen, Zusammenpressen der Schenkel (bei Mädchen) usw. zu erregen. Und manchmal führen diese Erregungen zu einem gewissen Höhepunkt, wonach ein Abklingen erfolgt.

Ich konnte in der Süd-Schweiz ein etwa dreijähriges Italienermädchen beobachten, das mit heftiger werdender Erregung seine Puppe an die Gegend der Geschlechtsteile presste, und dann plötzlich innehielt (nach dem erreichten Höhepunkt der Erregung), um lange Zeit müde vor sich herzuschauen. Dieses „Spiel“ wiederholte sich fast täglich.

Welche Eltern kennen nicht auch das „Doktorspiel“ der Kleinen? Jene Entkleidungs- und Spielszene auf der Wiese, in abgelegenen Kiesgruben oder auf dem Estrich, ja oft regelrecht versuchter Sexualverkehr! Oft sind es ältere „aufgeweckte“ Kinder, die die Kleinen verführen.

Nun lehrt uns die Psychoanalyse, dass kaum ein Kind der Frühonanie entgeht, und dass diese Übergangszeit sogar sehr notwendig ist. Denn es ist die Geschlechtsgegend, die auf die kommenden Entwicklungsjahre vorbereitet sein will und den stärksten erotischen Anreiz erhalten muss (oder sollte). Ich betone: Geschlechtsgegend und dieser Reiz darf nicht durch verkehrte Erziehung auf andere Körperteile verschoben werden, sonst entstehen Perversitäten, die im späteren Alter sehr schwer oder überhaupt nicht mehr beseitigt werden können.