TONGLEN
Der tibetische Weg, mit sich selbst und anderen Freundschaft zu schließen
Pema Chödrön
TONGLEN
Der tibetische Weg, mit sich selbst und anderen Freundschaft zu schließen
Herausgegeben von Tingdzin Ötro
Aus dem amerikanischen Englisch
übersetzt von Stephan Schuhmacher
Die Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel:
Tonglen: the path of transformation
bei Vajradhatu Publications, Halifax.
Deutsche Erstausgabe
2., durchgesehene Auflage 2020 der Neuausgabe 2016
Copyright der deutschen Ausgabe © 2001, © 2020 Arbor Verlag GmbH,
Freiburg
Copyright der Originalausgabe © 2001 by Pema Chödrön
„Four Limitless Ones“ © 1977,
„Dedications of Merit“ © 1978,
„Bodhisattva Vow“ © 1982,
„Friendliness“ © 1997, by the Nalanda Translation Committee. All rights reserved. Used by permission of the Nalanda Translation Committee, 1619 Edward Street, Halifax, Nova Scotia b3h 3h9. „Commentary on Maitri Bhavana“ by Chögyam Trungpa © 1982 Chögyam Trungpa.
All rights reserved. Used by permission of Diana J. Mukpo.
Autorenbild: © Luke Iwabuchi, 2001
Titelfoto: © Andy Karr, 2001
Umschlaggestaltung und Satz: mediengenossen.de
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
E-Book 2020
Alle Rechte vorbehalten
www.arbor-verlag.de
ISBN E-Book: 978-3-86781-343-3
Mögen alle fühlenden Wesen sich des Glücks und der Wurzel des Glücks erfreuen.
Mögen sie alle frei sein vom Leiden und der Wurzel des Leidens.
Mögen sie nicht getrennt sein von der großen Glückseligkeit ohne jedes Leiden.
Mögen sie verweilen im großen Gleichmut, frei von Leidenschaft, Zorn und Voreingenommenheit.
Inhalt
Vorwort
1. Tonglen im täglichen Leben
Sitzen als Grundlage
Wunschgebete sprechen
Übung der Gleichheit
Unser Herz öffnen
Tonglen im Augenblick
Tonglen auf der Straße
Sich an die Stelle anderer versetzen
2. Tonglen auf dem Kissen
Eine Liste machen
Die vier Abschnitte
Zurück zum Sitzen
3. Sich die Übung zu eigen machen
Verschiedene Themen
Das Herz weit machen
Die Barrieren auflösen
Den Fluss in Gang bringen
Spontanes Tonglen
Den Kreis des Mitgefühls ausdehnen
Die Konfrontation mit sich selbst
Mitgefühl ausstrahlen
Maitrī bhāvana
Sukhāvatī
4. Was tun, wenn wir stecken bleiben?
Die Motivation bekräftigen
Die Vier Erinnerungen
Hindernisse als den Pfad benutzen
Fünf verbreitete Hindernisse
Andere Stützen der Übung
5. Hilft Tonglen wirklich?
6. Fragen und Antworten
Allgemeine Fragen
Fragen zur Technik
Tonglen für Alltagssituationen
ANHANG
Die fortlaufende Bodhichitta-Praxis
Die Übung des Absoluten Bodhichitta
Die Übung des Relativen Bodhichitta
Lojong-Praxis
Das Kultivieren von Maitri und Mitgefühl
Die Maitrī-Übung in sieben Abschnitten
Zeiteinteilung bei der Praxis
Praxis in der Gruppe
Praxis zu Hause
Tägliche Rezitationen
Die Vier Grenzenlosen
Das Bodhisattva-Gelübde
Wunschgebete
Widmungen des Verdienstes
Die Freundlichkeit
Maitri bhavana
Instruktionen für den Übungsleiter
Kommentar zum Maitrī bhāvana von Chögyam Trungpa Rinpoche
Glossar
Literaturverzeichnis
Nützliche Adressen
Vorwort
Seit einigen Jahren gibt Pema Chödrön nun Lojong-Seminare und unterweist Menschen in Nordamerika und Europa in der Praxis des Tonglen. Früher war die Übung des Tonglen in der Gemeinschaft von Shambhala International eine Praxis, die einem kleineren Kreis vorbehalten war. Sie durfte nur von jenen geübt werden, die das formelle Bodhisattva-Gelübde abgelegt hatten. Heute ist sie, zum großen Teil Dank der Lehrtätigkeit von Pema Chödrön, eine sehr viel weiter verbreitete Praxis geworden.
Es kommt vor, dass Menschen, die während eines Wochenendseminars ihre ersten Tonglen-Unterweisungen erhalten haben, danach praktisch auf sich selbst gestellt weiterüben müssen. Auch wenn sie sich durch die Unterweisungen inspiriert fühlen, mag es sein, dass es ihnen schwerfällt, sie allein zu Hause in die Tat umzusetzen. Dann kann es sein, dass sie den Mut verlieren und die Praxis vielleicht sogar ganz aufgeben. Das vorliegende Buch soll einerseits jenen helfen, die gerade erst mit der Praxis begonnen haben, und andererseits erfahreneren Praktizierenden ermöglichen, ihr gegenwärtiges Verständnis der Praxis zu vertiefen. Es wird auch für Meditationslehrer ein nützliches Nachschlagewerk sein.
Das Buch ist in erster Linie praxisorientiert, denn Pema hat die Sicht der Kultivierung von Bodhichitta und die ihr zugrundeliegende Philosophie bereits in anderen Büchern diskutiert. Wer diese Sicht weiter erkunden will, der sollte Beginne, wo du bist lesen (vor allem die Kapitel eins bis sechs) und Geh an die Orte, die du fürchtest.
Für Menschen in den Anfangsgründen der Praxis sind Begriffe, die ihnen nicht vertraut sein könnten, beim ersten Auftauchen kursiviert und im Glossar erklärt.
Die Autorin geht davon aus, dass Menschen, die dieses Buch lesen, bereits mit der Praxis der sitzenden Meditation, dem „Sitzen“*, vertraut sind, die für den rechten Zugang zur Übung des Tonglen eine wesentliche Voraussetzung ist. Wer es nicht ist, der findet die grundlegende Technik in allen früheren Büchern Pemas beschrieben; allerdings wäre es besser, sie in persönlichem Kontakt mit einem Meditationslehrer zu erlernen. Tonglen ist ursprünglich eine buddhistische Praxis. Doch da es eine Übung ist, die uns in Kontakt bringt mit der Essenz unseres Menschseins – Liebende Güte und Mitgefühl–, kann im Grunde jedermann davon profitieren. Sie kann von Anhängern jeglicher religiösen Tradition ausgeübt werden, ebenso wie von Menschen, die es vorziehen, keinem religiösen Weg zu folgen.
* Wenn im Zusammenhang mit Meditation (und in diesem Buch) vom „Sitzen“ die Rede ist, so ist damit üblicherweise die formelle „Meditation im Sitzen“, die „sitzende Meditation“ oder „Sitzmeditation“ gemeint. (Anm. d. Übers.)
TONGLEN
Der tibetische Weg mit sich selbst und anderen Freundschaft zu schließen
Die Übung im Alltag besteht einfach darin, vollkommene Hingabe an und totale Offenheit für alle Situationen und Gefühle sowie für alle Menschen zu entwickeln – alles ganz und gar und rückhaltlos, ohne mentale Blockaden, auf eine Weise zu erfahren, bei der man sich niemals entzieht oder sich auf sich selbst zurückzieht.
Chögyam Trungpa Rinpoche