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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
www.dnb.de abrufbar.
© 2020 Catharina Jessen
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7526-4959-8
Gewidmet meinen Patenkindern Johannes und Leni und
allen Kindern und Bezugspersonen auf der spannenden
Reise des Spracherwerbes.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen
meiner Welt.“
Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951)
Die dem Leser dieses Buches zur Verfügung gestellten Informationen, Hinweise und Anregungen entsprechen dem bei Fertigstellung des Werkes aktuellen und sehr sorgfältig nach bestem Wissen und Gewissen recherchiertem, erwogenem und geprüftem Stand der Wissenschaft, welche jedoch ständigen Entwicklungen unterworfen ist.
Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen zudem die Meinung bzw. Erfahrung der Autorin dar. Sie bieten keinen Ersatz für persönlichen, kompetenten oder auch medizinischen Rat.
Weder die Autorin noch der Verlag können für eventuell entstehende Personen-, Sach- oder Vermögensschäden oder Nachteile, die aus der Umsetzung der im Ratgeber gegebenen praktischen Hinweise resultieren, eine Haftung oder Gewähr übernehmen. Jeder Leser ist für sein eigenen Tun und Lassen weiterhin selbst verantwortlich.
Catharina Jessen (M. Ed.),
Jahrgang 1985, beschloss nach einem freiwilligen sozialen Jahr ihren beruflichen Weg im sonderpädagogischen Bereich einzuschlagen. Nach dem Studium der Sonderpädagogik an der Universität Flensburg mit den Schwerpunkten „Pädagogik für Menschen mit Sprach- und Kommunikationsstörungen“, „Pädagogik für Menschen mit geistiger und schwerer Behinderung“ sowie dem Fach Germanistik schloss sie nach dem Referendariat die Ausbildung zur Sonderschullehrerin mit dem zweiten Staatsexamen ab. Danach war sie zunächst kurz als Vertretungslehrkraft und darauffolgend für sechs Jahre als selbstständige Sprachheilpädagogin tätig. Aktuell ist sie in einer Kindertagesstätte im Gruppendienst angestellt und darüber hinaus in dieser Einrichtung für den sprachheilpädagogischen Bereich verantwortlich.
Aus Gründen des Leseflusses und der Sprachästhetik wird jeweils lediglich eine (zumeist die männliche) Personalform verwendet. Es sollen sich jedoch alle Geschlechter stets gleichermaßen angesprochen und wertgeschätzt fühlen.
Bei den in diesem Ratgeber berücksichtigten Kindern wird in erster Linie von Kindern mit (Hoch-) deutscher Muttersprache im Erstspracherwerb im Vorschulalter und ohne offensichtliche Primärbeeinträchtigungen ausgegangen. Jedoch können auch beeinträchtigte und ältere Kinder durchaus von den Hinweisen in diesem Buch profitieren.
Liebe Bezugspersonen,
während meiner Tätigkeit als Sprachheilpädagogin habe ich insgesamt etwa 300 Kinder in neun Kindertagesstätten im Rahmen der vorschulischen Kleingruppenarbeit gefördert. Dabei war ich mit der sprachheilpädagogischen Arbeit in allen sprachlichen Bereichen und mit vielen verschiedenen Problemstellungen konfrontiert. Neben der Zusammenarbeit mit den Fachkräften anderer pädagogischer Berufsgruppen wurde mir dabei immer wieder die wichtige Rolle der Bezugspersonen - wie z.B. der Eltern - außerhalb der Kindertagesstätte deutlich. Diese Menschen bezeichne ich im Folgenden als „primäre Bezugspersonen“. Dieser Begriff soll in einem späteren Abschnitt noch genauer erklärt und definiert werden.
Wie sich im Verlaufe dieses Buches noch zeigen wird, haben diese Personen sehr große Einflussmöglichkeiten auf die gesamte Entwicklung des Kindes und sind somit auch unbedingt „mit in das Boot zu holen“, um sprachliche Förderung erfolgreich umsetzen zu können.
Während meiner Arbeit ist mir außerdem aufgefallen, dass sich viele primäre Bezugspersonen ihres großen Einflusses durchaus bewusst sind, sie ihn jedoch häufig nicht bewusst nutzen, um den Spracherwerb des Kindes zu unterstützen. Ein wichtiger Aspekt ist hier anscheinend auch, dass die Neigung eher dahingeht, dass Unterstützung und Förderung erst bei aufgetretenen Auffälligkeiten und Schwierigkeiten im Spracherwerb von Bedeutung sind.
Aus diesen soeben geschilderten Eindrücken entstand die Idee, im Gegensatz zu anderer bereits vorliegender Ratgeberliteratur nach dem Motto „Hilfe, mein Kind spricht nicht richtig“ ein Buch zu verfassen, welches den primären Bezugspersonen eines Kindes ihre Einflussmöglichkeiten auf dessen Spracherwerb deutlich macht und ihnen Informationen und Handlungshilfen gibt, diesen Einfluss als unschätzbar wertvolle Ressource positiv zu nutzen.
Es ist ausdrücklich nicht meine Intention, Sie als Bezugsperson zu einer Art (Sprach-) therapeut auszubilden oder Ihnen Angst vor einer großen Verantwortung zu machen. Es ist vielmehr mein Ziel, primären Bezugspersonen bewusst zu machen, was sie alltäglich bereits rein intuitiv Positives zur Unterstützung besonders der sprachlichen Entwicklung des Kindes beitragen und leisten - und das ganz unbewusst. Damit ist dieses Buch ebenso nicht als Förderprogramm für bereits sprachauffällig gewordene Kinder gedacht - es geht stattdessen vom Alltag aus, in dem die Sprache einen wichtigen Platz einnimmt und soll an alle primären Bezugspersonen gerichtet sein, die sich über die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder interessiert informieren wollen. Ihnen soll also ein gewisses, minimales und wissenschaftlich fundiertes Grundwissen zu den wichtigsten Aspekten der kindlichen Sprachentwicklung gegeben werden, welches über die ärztlichen U – Untersuchungen und den Informationsfluss in der Kindertagesstätte hinaus reicht. Dieses Wissen soll auch die dann im weiteren Verlauf des Buches folgenden Tipps zugänglicher und verständlicher machen.
Die nach Themen geordneten Tipps sind nicht als starr umzusetzende und abzuarbeitende Handlungsanweisungen zu verstehen, sondern sollten vielmehr als Ideensammlung verstanden und angesehen werden. Sie sollen aufzeigen und bewusst und erlebbar machen, was Sie bereits Positives zur Sprachentwicklung des Kindes beitragen und im nächsten Schritt zur Auswahl einiger weiterer Ideen anregen, die Sie dann künftig im Alltag ergänzend ausprobieren möchten. Im Sinne alltagsintegrierter Sprachförderung handelt es sich dabei häufig nicht um bewusst eingeplante Zeit für die Auseinandersetzung mit Sprache als eine Art Unterricht, sondern um Anregungen für die tägliche Kommunikation und den sprachlichen Umgang im Alltag mit dem Kind und gemeinsam in der Familie. Nutzen Sie diese Anregungen und wiederkehrende alltägliche Situationen zur Förderung des Spracherwerbes offen und kreativ, indem Sie wählen, welche Idee Ihnen aktuell für das Kind und Sie selbst als passend erscheint. Suchen Sie neue Ideen aus, wenn die vorherigen erfolgreich umgesetzt wurden und neue Anforderungen gefragt sind oder verwerfen und ersetzen Sie Anregungen, deren Umsetzung doch nicht gefällt oder zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht funktioniert.
Auch wenn dieser Ratgeber bewusst primär – präventiv (auch dieser Begriff wird im Folgenden noch genauer erläutert) gedacht ist und die enthaltenen Informationen idealerweise bereits zu Beginn der sprachlichen Entwicklung - also quasi mit Geburt des Kindes - gelesen werden, bietet die Ideensammlung natürlich auch die Möglichkeit, bei Bedarf und Unsicherheiten gezielt nach Themen, Ideen oder im vorangestellten Teil nach Grundwissen nachzuschlagen, Rat zu suchen und das Buch somit als Nachschlagewerk immer wieder erneut zu nutzen.
Wichtig – besonders zu den Abschnitten mit dem ausgewählten Grundwissen – ist, dass Sie als Leser dieses Ratgebers nicht zurückschrecken sollten, wenn Sie einen Abschnitt, eine Aussage, einen Tipp oder Anderes einmal nicht verstehen oder nachvollziehen können. Die Ausführungen und Erklärungen dieses Buches sind durchaus umfangreich und oft auch tiefgreifend. Haben Sie also den Mut, für Sie unverständliche oder gefühlt nicht bedeutende Teile dieses Buches einfach auszulassen und konzentrieren Sie sich auf das, was im Moment gerade hilfreich für Sie ist. Da dieser Ratgeber wie erwähnt als Nachschlagewerk zum aktiven Gebrauch gedacht ist, ergibt sich vielleicht später das Bedürfnis, sich mit zuvor übersprungenen Teilen zu beschäftigen.
Wie bereits angeklungen ist, sollen in diesem Ratgeber bewusst keine möglichen sprachlichen Auffälligkeiten im Kindesalter und deren mögliche Folgen dargestellt und Angst davor geschürt werden. Somit enthält es keine Checklisten oder sonstiges diagnostisch geprägtes und ausgelegtes Material. Meine Absicht und mein Ziel sind, Sie in die Lage zu versetzen, bereits von Anfang an möglichst günstige Bedingungen für den Spracherwerb des Kindes zu schaffen.
Auch die günstigste Einflussnahme in diesem Bereich wird eventuell auftretende Auffälligkeiten zum Teil nicht verhindern können. Dieses ist der häufigste und in der Wissenschaft häufig hart vertretende Kritikpunkt an dieser Form der Unterstützung des Spracherwerbes. Sie kann jedoch durchaus verzögern, abmildern und eine ideale Grundlage für möglicherweise doch erforderliche sprachtherapeutische Maßnahmen schaffen und deren Verweildauer entscheidend verkürzen. Ebenfalls wird häufig angeführt, dass nahezu jeder Mensch ohne Primärbeeinträchtigung in einem gewissen Alter seine Muttersprache beherrscht, egal wie er in früher Kindheit Zuhause gefördert wurde. Ich persönlich halte beiden kritischen Argumenten entgegen, dass es niemals falsch oder unangebracht sein kann und es sich immer lohnt, sich als primäre Bezugsperson gut zu informieren und einem Kind mit bewusst positiv beeinflussendem Verhalten und förderlicher, wohlwollender Absicht gegenüberzutreten.
Ich wünsche Ihnen eine spannende und informative Lektüre des ausgewählten Grundwissens sowie viel Freude, Motivation und Erfolgserlebnisse bei der Auswahl und Umsetzung der die Sprachentwicklung fördernden Alltagstipps. Zudem viele nahegehende und schöne „Sprachmomente“ mit dem / Ihrem Kind.
„Als Vater oder Mutter können Sie darauf vertrauen, dass Sie die Fähigkeiten für hilfreiches elterliches Sprachverhalten besitzen. Es hängt jedoch auch von Ihren eigenen Erfahrungen mit Sprache ab, wie gut sich Ihr elterliches Sprechverhalten entwickeln konnte.“ (Kügerl 2006, 86)
Unter den im Vorwort bereits häufig erwähnten primären Bezugspersonen soll in diesem Ratgeber Folgendes verstanden werden:
Der Begriff der primären Bezugsperson (abgekürzt p. B.) ist hier im Sinne dessen zu verstehen, was in unserer Gesellschaft häufig unter Eltern und engen Familienmitgliedern verstanden wird. Die primären Bezugspersonen sind durch eine besonders enge Beziehung und emotionale Bindung zu dem Kind, welche auf Gegenseitigkeit beruht, gekennzeichnet. Es sind also dem Kind physisch und psychisch nahe Menschen. Diese Personen verbringen meist einen großen Teil an Zeit mit dem Kind und haben einen alltäglichen Erziehungsauftrag sowie eine von Kontinuität geprägte Beziehung. Juristisch betrachtet könnten hier auch die Erziehungsberechtigten eines Kindes genannt werden.
Auch heute wird die Bezeichnung der primären Bezugsperson meist zuerst an die leiblichen Eltern denken lassen. Diese sind jedoch nicht zwangsläufig auch die primären und wichtigsten Bezugspersonen eines Kindes. Diese Rolle wird häufig auch von anderen Personen eingenommen. Beispiele hierfür sind:
Es wird also deutlich, dass Personen aus vielen verschiedenen Bereichen des kindlichen Umfeldes für ein Kind die Bedeutung einer primären Bezugsperson erlangen können. Außerdem kann es sehr unterschiedlich sein, wie viele Personen diesen Status erlangen, wobei es nicht zwangsläufig besser und förderlicher für die (sprachliche) Entwicklung des Kindes ist, möglichst viele Personen zu diesem Kreis zählen zu können. Es kommt auf die Qualität der Beziehungen an.
Fraglich ist in diesem Zusammenhang auch, ob für diese besondere Beziehung ein täglicher Kontakt zwingend erforderlich ist. Eine andere Form der Kontinuität wie zum Beispiel der wöchentliche Besuch bei der Oma gehören hier ebenfalls dazu.
KAUSCHKE führt zu dem sprachlichen Einfluss primärer Bezugspersonen an:
„Die förderliche Funktion eines sprachlich komplexen Inputs wurde nicht nur für die elterliche Sprechweise nachgewiesen, sondern auch dann, wenn das Angebot von nicht verwandten Personen wie Lehrern stammt“ (Kauschke 2012, 144).
Im Hinblick auf Rollen- und Genderaspekte ist auch unter Anderem an Kinder mit gleichgeschlechtlichen Paaren als Eltern und das sehr unterschiedliche Rollenverständnis z. B. von Müttern zu denken.
Die Begriffe „Mütter“, „Eltern“ und ähnliche Begrifflichkeiten sind in diesem Buch stets mit dem Begriff der primären Bezugspersonen gleichzusetzen.
Abschließend sei noch auf SIEGERT & RITTERFELD hingewiesen, welche im Hinblick auf die Interaktion mit dem Kind ebenfalls keinen Unterschied zwischen Müttern, Vätern und anderen primären Bezugspersonen sehen. Sie verweisen darauf, dass empirische Daten meist mit Mutter – Kind – Interaktionen erhoben werden und aus diesem Grunde in der Literatur meist nur die Mütter Erwähnung finden (vgl. Siegert & Ritterfeld 2000, 37).
Ein elementarer Unterschied dieses Buches im Vergleich zu anderer verfügbarer Ratgeberliteratur ist seine Ausrichtung als primär – präventiver Ansatz. Um diese Ausrichtung zu verdeutlichen, soll an dieser Stelle die Klärung und Abgrenzung der entsprechenden Begriffe vorgenommen werden.
Die genaue Begriffsklärung erscheint zudem als sehr bedeutend, da sich in diesem Ratgeber die Begriffe der primären Bezugsperson und der primären Prävention mit ihren grundverschiedenen Bedeutungen gegenüberstehen:
Der Begriff der Prävention geht auf das lateinische „praevenire“ = zuvorkommen als vorab stattfindendes Handeln zurück und beinhaltet als Ziel, Risiken für das Abweichen von der Norm zu verhindern. Dabei geht es um das Verringern von Risiken und das Stärken von Ressourcen (vgl. Iven 2016, 171).
Der Schwerpunkt dieses Ratgebers liegt wie erwähnt auf der primären Prävention, zu der z.B. Vorkehrungen wie das Impfen in der Medizin gehören. Ziele primärer Prävention sind:
Ein wichtiges und die primäre Prävention von anderen Formen der Prävention abgrenzendes Merkmal ist, dass es zuvor zu keiner Identifikation und Zuordnung von Personen zu einer bestimmten Risikogruppe kommt, sondern flächendeckend interveniert wird, wie z. B. bei der Impfung aller Neugeborenen gegen bestimmte Krankheiten, einem Hörtest für alle Neugeborenen einer Klinik oder die für alle Kinder verbindlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt.
Bezogen auf den Spracherwerb können primär – präventive Maßnahmen z. B. allgemeine Sprachfördermaßnahmen wie Eltern – Informationsabende, Fortbildungen für Erzieher, Kinderärzte und andere Fachkräfte, Beratungsangebote sowie Ratgeberliteratur wie dieses Buch sein. Diese Angebote sowie auch Aspekte der so genannten alltagsintegrierten Sprachförderung gelten als universelle und primäre Prävention. Sie soll die Bezugspersonen dazu befähigen, das Kind sprachlich so anzuregen, dass sich seine sprachliche Entwicklung optimal vollziehen und entfalten kann (vgl. Beckerle 2017, 17). Die genannten Maßnahmen sprechen dabei alle Kinder an, ohne dass wie oben erwähnt im Rahmen der Prävention z. B. durch Screenings ein mögliches Risiko für einen problematisch verlaufenden Spracherwerb festgestellt wurde. Dieses bereits erwähnte Merkmal ist maßgebend für die primäre Prävention und wird auch als proaktives Handeln bezeichnet.
Die primäre Prävention wird auch in Bezug auf den Spracherwerb durchaus kritisch gesehen und kontrovers diskutiert. Einige Argumente der Diskussion sollen an dieser Stelle aufgezeigt werden:
Das Modell der Salutogenese wurde von dem amerikanisch – israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky als eines der einflussreichsten Gesundheitskonzepte entworfen und liegt in deutscher Fassung von A. Franke vor. Der Begriff der Salutogenese ist ein Neologismus aus den Wörtern salus (lat. Unverletztheit, Heil, Glück) und genese (griech. Entstehung).
Die grundsätzliche Fragestellung ist hier, warum Menschen trotz vieler potenziell gesundheitsgefährdender Einflüsse trotzdem gesund bleiben und es bei Erkrankungen schaffen, sich wieder zu erholen.
Das Konzept der Salutogenese soll hier ergänzend zu dem der (primären) Prävention angeführt und erklärt werden. Dieses geschieht aus dem Grund, dass sich einige Parallelen zwischen Maßnahmen im Rahmen dieses Konzeptes – welche zunächst auf den Menschen und seine Gesundheit im Ganzen ausgelegt sind – und dem in diesem Buch behandelten spracherwerbsförderndem Verhalten zeigen. So soll sowohl der Bedarf als auch die Möglichkeit und Notwendigkeit der bewussten positiven Einflussnahme auf die kindliche Allgemein- und Sprachentwicklung noch einmal untermauert werden. Zudem werden zum Ende dieses Abschnittes im Rahmen der Erklärungen zum Kohärenzgefühl einige Aspekte genannt, welche sich auch auf die allgemeine Erziehung und den sprachlichen Umgang mit einem Kind übertragen und anwenden lassen.
Grundannahme im Rahmen der Salutogenese ist, dass alle Menschen sich auf einem Gesundheits – Krankheits – Kontinuum bewegen und damit mehr oder weniger gesund und gleichzeitig mehr oder weniger krank sind. Es gibt also keinen absoluten Zustand der Krankheit oder Gesundheit, das Eine schließt das Andere nicht aus. Es stellt sich die Frage, wie ein Mensch als Ziel mehr gesund und weniger krank werden kann und nicht, wie er den Pol völlige Gesundheit oder völlige Krankheit erreichen könnte. Auch wenn man sich überwiegend gesund oder krank fühlt, sind auch immer Teile des jeweils Anderen in einem.
Der salutogenetische Ansatz setzt auf eine Stärkung von Ressourcen, um den Organismus gegen negative Einflüsse widerstandsfähiger zu machen. Dabei sollte immer die ganze Person mit ihrer eigenen Lebensgeschichte und dem gesamten System, in dem sie lebt, Berücksichtigung finden.