Hemiphyllodactylus typus
Vorwort
Einleitung
Fortpflanzung der Jungferngeckos
Die Gattungen Lepidodactylus FITZINGER, 1843 und Hemiphyllodactylus BLEEKER, 1860
Lepidodactylus lugubris (DUMERIL & BIBRON, 1836) – Gewöhnlicher Schuppenfingergecko
Verbreitung
Abstammung
Entstehung diploider und triploider Klone von L. lugubris
Beschreibung
Lebensweise und Verhalten
Phänotypische Männchen von Lepidodactylus lugubris
Hemiphyllodactylus typus BLEEKER, 1860 – Gewöhnlicher Halbblattfingergecko
Verbreitung
Abstammung
Beschreibung
Lebensweise und Verhalten
Haltung
Erwerb, Transport und Quarantäne
Größe des Terraiums, Tierbesatz und Einrichtung
Beheizung
Beleuchtung
Luftfeuchtigkeit
Ernährung
Versorgung mit Wasser
Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen
Krankheiten
Nachzucht
Paarungsverhalten: Pseudokopulationen
Eiablage
Inkubation der Eier
Größe und Färbung der Schlüpflinge und Jungtiere
Unterbringung von Schlüpflingen und Jungtieren
Fütterung von Schlüpflingen und Jungtieren
Weitere Informationen
Weiterführende und verwendete Literatur
Bildnachweis
Titelbild: Hemiphyllodactylus typus
Kleines Bild: Lepidodactylus lugubris (Unterseite eines Fußes)
Seite 1: Foto: Lepidodactylus lugubris
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eISBN: 978-3-86659-314-5
© 2004 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Heiko Werning & Kriton Kunz
Layout: Angela Neuhäuser
DIE meisten Geckos pflanzen sich – wie die überwiegende Mehrheit der Wirbeltiere – zweigeschlechtlich fort, d. h., zwei Elterntiere verschiedenen Geschlechts geben ihr Erbmaterial an die Nachkommen weiter. Bei der dazu nötigen Befruchtung verschmelzen die Kerne der Eizelle des Weibchens und des Spermiums des Männchens miteinander.
Bei Reptilien kommt jedoch selten auch eine eingeschlechtliche Fortpflanzung vor, die Parthenogenese oder Jungfernzeugung. Die Populationen dieser parthenogenetischen Arten bestehen in der Regel nur aus Weibchen, die unbefruchtete, aber trotzdem entwicklungsfähige Eier legen. Die meisten parthenogenetischen Gattungen der Reptilien gibt es in der Familie der Geckos; diese Geckos werden auch als „Jungferngeckos“ bezeichnet.
Von den etwa 1.000 Arten der Geckos sind bis jetzt sieben als parthenogenetisch bekannt; sie sind sämtlich nachtaktiv. Davon werden im Handel – überwiegend als private Nachzuchten auf Reptilienbörsen, seltener in Zoogeschäften – hauptsächlich zwei Spezies angeboten: der Schuppenfingergecko Lepidodactylus lugubris und, deutlich seltener, der Halbblattfingergecko Hemiphyllodactylus typus. Hierbei handelt es sich um Arten, für die aufgrund ihrer geringen Größe keine großen Terrarien erforderlich sind.
Die besondere Art ihrer Fortpflanzung und damit verbunden ihre relativ problemlose Nachzucht sowie ihr verträgliches Verhalten untereinander machen Jungferngeckos zu interessanten und angenehmen Pfleglingen.
Beate Röll
Wennigsen, im Herbst 2004
DIESES Buch über Jungferngeckos möchte nicht nur die Entstehung der Jungfernzeugung oder Parthenogenese, einer eingeschlechtlichen Fortpflanzungsform, erläutern, sondern vor allem auch die Grundlagen der Biologie dieser äußerst ungewöhnlichen Echsen vermitteln und damit bei der artgerechten Haltung und der erfolgreichen Nachzucht helfen.
Geckos gehören zur Familie der Haftzeher (Gekkonidae). Diese wird nach BÖHME (2004) und anderen Autoren in die Unterfamilien Eublepharinae (Lidgeckos), Diplodactylinae (Doppelfingergeckos), Sphaerodactylinae (Kugelfingergeckos) und Gekkoninae (Eigentliche Geckos) unterteilt. Manche Autoren sprechen diesen Kategorien den Rang von Familien zu und fassen sie dann sämtlich in der Zwischenordnung Gekkota zusammen. Diese gehört zur Unterordnung Sauria (Echsen), die zusammen mit den Schlangen die Ordnung der Squamata (Schuppenkriechtiere) bildet.
Viele Gecko-Arten können an glatten Flächen, wie z. B. Glasscheiben, sitzen und laufen. Sie vermögen sogar kopfüber an einer Zimmerdecke zu hängen. Diese Fähigkeit beruht auf speziellen Haftschuppen unter ihren Zehen, die mit unzähligen, mikroskopisch feinen Härchen, den Haftborsten, besetzt sind. Diese bewirken die Haftung an glatten Oberflächen. Jedoch besitzen nicht alle Arten der Geckos solche Haftzehen.
Die Haut der Geckos bildet wie bei anderen Echsen und wie bei Schlangen Schuppen, die recht unterschiedlich aussehen können, z. B. wie kleine Körner (granuläre Schuppen) oder wie Dachziegel (dachziegelartige Schuppen). Die äußerste Schicht besteht aus verhornten, abgestorbenen Zellen und wird in regelmäßigen Abständen durch eine Häutung erneuert. Bei den Geckos wird die alte Hautschicht in großen Fetzen oder auch in einem Stück abgestreift und anschließend gefressen. Da die Haftborsten ebenfalls abgestorbene, verhornte Bildungen der Haut sind, werden sie mitgehäutet. Eine neue Generation von Haftborsten liegt schon vor der Häutung unter der alten Hautschicht vor.
Bei den meisten Geckos sind die Augenlider zu einer unbeweglichen, durchsichtigen so genannten Brille verwachsen, die direkt über der Hornhaut liegt. Die äußerste Schicht der Brille wird ebenfalls während der Häutung erneuert. Nur Lidgeckos (Eublepharinae) haben bewegliche Augenlider; sie können ihre Augen durch Hochziehen des unteren Lids schließen.
Charakteristisch für nachtaktive Geckos ist eine bewegliche Iris, die so zusammengezogen werden kann, dass nur ein senkrecht stehender Pupillenschlitz geöffnet bleibt. Bei zusammengezogener Iris können die Pupillenränder glatt oder so gelappt sein, dass vier kleine Lochblenden entstehen. Tagsüber oder im Hellen ist die Iris der nachtaktiven Geckos meist geschlossen; bei Dunkelheit sind die Pupillen dagegen weit kreisförmig geöffnet. Geckos können ihre seitlich am Kopf gelegenen Augen unter der Brille bewegen und nach vorn drehen, sodass man beim Blick von vorn auf ihre Schnauzenspitze die Pupillen beider Augen sieht.
Bei Geckos münden – wie bei allen Reptilien – die Ausführgänge des Verdauungskanals, der Nieren und der Keimdrüsen in einen gemeinsamen Ausgang, die Kloake. Kot, Harn – meist in Form weißer, krümeliger Harnsäure – und Keimzellen werden also über die Kloake nach außen abgegeben. Männchen besitzen paarige Kopulationsorgane, die Hemipenes (Einzahl: Hemipenis). Diese liegen eingestülpt in der Kloakenwand und werden bei der Kopulation ausgestülpt. Die Übertragung der Spermien aus der Kloake erfolgt über eine Samenrinne, die auf dem Hemipenis verläuft.
Porträt von Lepidodactylus lugubris
Viele Arten der Gekkonidae weisen hinter den Ohröffnungen in der Halsregion so genannte Kalksäckchen auf, die auch als endolymphatischer Apparat oder endolymphatische Säckchen bezeichnet werden und strukturell zum Innenohr gehören. Der endolymphatische Apparat ist besonders stark bei Weibchen ausgebildet; er besteht aus einem Gang und einer sackähnlichen Struktur, die mit Kalziumkarbonat gefüllt ist. Letzteres dient als Revervoir für die Bildung der kalkigen Eischalen.
Geckos besitzen die Fähigkeit, ihren Schwanz an „Sollbruchstellen“, die jeweils mitten durch einen Wirbel verlaufen, auf äußere Reize hin abzuwerfen (Autotomie). Mit Ausnahme der ersten Wirbel an der Schwanzwurzel haben alle Wirbel solche Sollbruchstellen. Der fehlende Teil wächst innerhalb von 2–4 Monaten mehr oder weniger gut wieder nach, unterscheidet sich aber meistens in der Länge, in der Art der Beschuppung und in der Farbe vom Originalschwanz. Außerdem bildet das Schwanzregenerat anstelle knöcherner Wirbel einen Knorpelstab aus.
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