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HORNKORALLEN

IM MEERWASSERAQUARIUM

PFLEGE UND VERMEHRUNG

Daniel Knop

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Bildnachweis
Titelbild: Anthogorgia sp.
Bild Seite 1: Pseudoplexaura sp.

Fotos ohne Bildnachweis vom Autor

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eISBN: 978-3-86659-315-2

© 2008 Natur und Tier - Verlag GmbH

Inhalt

Vorwort

Was sind Hornkorallen?

Systematik und Körperbau

Kalkachsenkorallen (Scleraxonia-Gruppe)

Unterordnung Holaxonia

Unterordnung Calcaxonia

Körperbau von Hornkorallen

Symbiotische Hornkorallen

Natürlicher Lebensraum

Aquarienpflege

Vermehrung

Aquariengeeignete Gattungen

Nicht symbiotische Hornkorallen

Natürlicher Lebensraum

Aquarienpflege

Vermehrung

Aquariengeeignete Gattungen

Literatur

Vorwort

Hornkorallen gehören zu den besonders beliebten Aquarienpfleglingen, auch wenn sie auf der Wunschliste vieler Aquarianer nicht ganz so weit oben stehen wie die Steinkorallen der Gattung Acropora. Bei den symbiotischen Hornkorallenarten mag es vor allem die ungewöhnliche Form sein, die lockt, bei den nicht symbiotischen sind es sicher die faszinierenden, plakativen Farben.

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Eine Hornkoralle der besonderen Art: die Kalkachsenkoralle Briareum asbestinum, an der hinteren Scheibe des Aquariums von Uwe Schmidt gewachsen

Leider gehören gerade die farbenprächtigen nicht symbiotischen Arten der Hornkorallen noch immer zu den Problemkindern der Aquaristik. Zwar sind manche durchaus gut zu halten, doch Erfolg setzt voraus, dass man die richtigen Gattungen auswählt und zudem auch im Aquarium passende Bedingungen schafft. Geschieht dies nicht, sind diese Korallen im Riffbecken dem Untergang geweiht. Je besser der Meerwasseraquarianer die Lebensweise von Hornkorallen versteht, umso eher wird es ihm gelingen, ihnen im Aquarium passende Lebensbedingungen zu schaffen.

Mit dem vorliegenden Buch möchte ich dem Leser Einblick in die Besonderheiten dieser faszinierenden Tiergruppe geben und die Bedeutung bestimmter Umgebungsfaktoren für ihr Gedeihen verdeutlichen. Das kann nicht nur helfen, Frustration und Enttäuschung zu vermeiden, sondern auch dazu beitragen, dass manch eine Hornkoralle nicht gekauft wird und schließlich auch nicht im Aquarium verendet. Andererseits kann es dazu animieren, sich auf die am meisten Erfolg versprechenden Gattungen zu konzentrieren und mit geeigneten Ansätzen an ihre Pflege zu gehen, so dass möglicherweise auch allgemeine Fortschritte in ihrer Aquarienhaltung gemacht werden.

Sinsheim und Manila, im Frühjahr 2008,
Daniel Knop

Was sind Hornkorallen?

Der Begriff Hornkorallen umfasst eine recht große Gruppe von Korallen, die zwar nicht alle miteinander verwandt sind, aber sehr ähnliche Wuchsformen entwickeln. Man nennt sie auch Seefächer oder Gorgonien. Allerdings hat diese Gruppe keine taxonomische Bedeutung, denn die einzelnen Gattungen gehen auf unterschiedliche Abstammungslinien zurück. Im Prinzip ist der Aufbau aller Hornkorallen sehr ähnlich, denn sie besitzen – mit wenigen Ausnahmen – ein unbelebtes, achsenförmiges Innenskelett, das von einer lebenden Gewebeschicht überzogen ist. In diese Schicht sind die Polypen eingebettet. Das Innenskelett besteht aus zwei Anteilen: dem inneren Mark (Medulla) und der äußeren Rinde (Kortex). Das darauf liegende lebende Gewebe, aus dem sich die Polypen herausstrecken, nennt man wie bei anderen Korallen Coenenchym.

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Hornkorallen im Karibikaquarium von Dr. Jochen Lohner

Genau genommen dürfte man nur diejenigen als Hornkorallen (oder Gorgonien) bezeichnen, die ein durchgängiges Innenskelett aus der hornähnlichen Substanz Gorgonin besitzen. Weil aber auch jene ohne ein durchgängiges Hornskelett die gleiche fächerförmige Gestalt haben, schließt man sie in diese Bezeichnungen ein. Durch die Begriffe „echte Gorgonien“ und „unechte Gorgonien“ versucht man, eine Unterscheidung zu ermöglichen, und FOSSÅ & NILSEN (1995) sprechen von „Gorgonien“ und „gorgonienartigen Korallen“, was prinzipiell ebenso Sinn ergibt; die einen haben das Gorgonin-Skelett, die anderen bilden Achsen aus Kalkelementen (Skleriten). Doch diese Unterscheidung ist nicht ganz einfach, weil die Natur eben nicht mit Kategorien arbeitet, wie das menschliche Denken sie erfordert, sondern stattdessen mit allmählichen Übergängen (der Biologe spricht hier von Kontinua), bei denen Grenzen oft nicht zu erkennen sind. Folglich gibt es auch Übergangsformen: Korallen der Familie Keroeididae betten beispielsweise in ihr Gorgonin-Innenskelett auch Kalksklerite ein.

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Suchbild mit Seepferdchen: Hornkoralle Muricella sp. mit kommensalem Zwergseepferdchen Hippocampus bargibanti, im rechten Bild Nahaufnahme

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Keine Hornkoralle: Siphonogorgia sp. (Familie Nidaliidae)

Die taxonomische, wissenschaftliche Einteilung der Hornkorallen in drei Gruppen begründet sich aber im unterschiedlichen Skelettaufbau der Korallen, genau genommen in ihrer Medulla, doch darauf kommen wir später zurück, im Kapitel Systematik und Körperbau. Deutlich unterscheiden muss man von den Hornkorallen aber eine Gruppe, deren Vertreter ihnen bei oberflächlicher Betrachtung so ähnlich sehen, dass man sie leicht für Gorgonien halten kann: die Korallen der Gattung Siphonogorgia (Familie Nidaliidae). Sie wachsen ebenso fächerförmig, besitzen aber kein Achsenskelett, sondern stattdessen einen Hohlkanal. Ihre Stabilität erhalten sie durch Sklerite in der Körperwand und – vor allem – durch die Wasserfüllung des Hohlkanals. Der Biologe bezeichnet dies als „hydrostatisches Skelett“; es verleiht ihnen in der Wasserströmung viel Flexibilität, macht sie aber sehr fragil, denn die Reißfestigkeit des Gewebes beim Biegen entscheidet über ihre Stabilität. Sie sind auch erheblich dicker, so dass man beim genauen Hinschauen den Unterschied gut erkennen kann.

In diesem Buch verwende ich eine Einteilung der Hornkorallen, die nicht auf taxonomische Kategorien zurückgeht, sondern sich an ihrer Lebens- bzw. Ernährungsweise orientiert. Das ist zwar völlig unwissenschaftlich, aber es ergibt trotzdem Sinn und hat sich in der Aquaristik außerordentlich bewährt, weil sich bei Hornkorallen zwei verschiedene Überlebensstrategien entwickelt haben, die im Aquarium auch jeweils völlig unterschiedliche Haltungsbedingungen erfordern: symbiotische und nicht symbiotische Lebensweise. Eine zooxanthellate Koralle mit Symbiosealgen im Körpergewebe ist bei der Aquarienhaltung unproblematisch, während die azooxanthellaten Arten ohne Symbiosealgen erheblich schwieriger zu halten sind, viel mehr Pflegeaufwand erfordern und auch dann weitaus weniger Erfolge ermöglichen – wenngleich bei der richtigen Strategie und auch Artenauswahl durchaus Haltungserfolge bis hin zur vegetativen Vermehrung möglich sind. Darum habe ich also, um die Sache für den Aquarianer übersichtlicher zu machen, die Korallen nach ihren Umgebungsansprüchen in zwei Kategorien eingeteilt, um die aquaristisch Interessanten von ihnen mitsamt ihrer Aquarienhaltung vorzustellen.

Systematik und Körperbau