© 2021 Kirsten Schulitz
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 9783754393734
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Wir hatten schon sehr lange Auswanderungsgedanken, mein Mann und ich.
Ich dachte schon als Teenager immer, wenn ich da mal im Süden im Urlaub war, daß ich so gerne einmal dort leben würde, wo Palmen wachsen.
Mit der Zeit war es dann so, daß wir uns in Deutschland einfach nicht mehr wohl fühlten. Der Hauptpunkt war das Klima. So viel Grau, so viel Kälte, so viel Regen. Einzig im Sommer blühte vor allem ich richtig auf.
Dazu kam dann, daß wir beide selbständig sind und machten und taten, und wir nur noch das Gefühl hatten, je mehr wir arbeiteten, umso weniger kam dabei herum. Steuern, Abgaben, hohe Energiepreise, alles wurde teurer und teurer.
Wir lebten in Deutschland in einem Vorort von Hamburg, nette Einzelhaussiedlung und freundliche Nachbarn, aber eben mit der leider typisch deutschen Spießigkeit. Nur weil wir den Rasen nicht einmal die Woche auf genau 3,5 Zentimeter mähten, galten wir als Ökos. Und wer das Lied „Lasse reden“ von den Toten Hosen kennt – so hatte ich mich auch oft gefühlt: wie kontrolliert, beobachtet, etc.
Da nun unser Erstkredit für unser Häuschen auslief und die Verlängerung anstand, ergab sich für uns der perfekte Zeitraum, unsere Auswanderungspläne Realität werden zu lassen.
Es sollte auf jeden Fall der Süden sein, das war klar. Und es mußte ein Land sein, wo wir uns wohl fühlen, wo wir uns integrieren können. Unsere Wahl fiel zuerst auf Italien. Denn Italien liebte insbesondere ich schon immer. Auch bestärkte uns unser letzter Urlaub in Ligurien mit diesem Ziel. Allerdings bemerkten wir dort an den Straßen dann Schilder, wir waren im Sommer da, die uns verrieten, daß auch dort im Winter Schnee fällt.
Wir recherchierten ein wenig über weitere Möglichkeiten, andere Länder. Und so kamen wir auf die kanarischen Inseln, die ganzjährig ein mildes Klima bieten, zu Europa gehören und gleichfalls eine Sonderzone darstellen. Dies gefiel uns. Schließlich waren wir vor vielen Jahren auch einmal auf Gran Canaria im Urlaub und fühlten uns auch dort sehr wohl.
Um unsere Vorstellungen noch einmal zu überprüfen, buchten wir schnell noch einmal einen schönen Urlaub auf Gran Canaria. Wir hatten einen Mietwagen, erkundeten die Insel, um es wirklich gut einschätzen zu können.
Und so war es beschlossen: Wir werden nach Gran Canaria auswandern.
Beide arbeiten wir online, waren daher absolut flexibel, denn so gesehen können wir von überall aus arbeiten.
Ich selber war da Homöopathin und Psychologin für Katzen per Online-Beratung, ferner schreibe ich Bücher, und mein Mann ist Informatiker, der ebenso nur den PC und das Internet braucht.
Nun suchte mein Mann aus beruflichen Gründen Kontakte auf Gran Canaria. Und wie das Leben so spielt, die geschäftlichen Kontakte ergaben sich nicht auf unser Wahlinsel, sondern auf der Nachbarinsel, auf Teneriffa, der größten der kanarischen Inseln.
Auf Teneriffa selber waren wir zwar noch nie, doch wir recherchierten und fanden, daß Gran Canaria und Teneriffa sich doch sehr ähnlich sind. Und so wurde dann aus Gran Canaria halt Teneriffa.
Die Insel war nun ja klar: Teneriffa.
Jetzt ging es darum, alles weitere Erforderliche gut zu planen und zu organisieren, alles vorzubereiten.
Auf jeden Fall mußten wir unser Haus verkaufen. Wir kontaktierten einen Makler und ließen unzählige Besuchstermine über uns ergehen. Einfach war dies keineswegs, das hatten wir schon befürchtet.
Schließlich senkten wir den Preis einmal, zweimal, dreimal. Und endlich fanden sich Käufer: ein Pärchen in ungefähr unserem Alter.
Geschafft, passend vor der erforderlichen Verlängerung unseres Kredites, die uns ja wieder für Jahre gebunden hätte. Denn bekanntermaßen fallen nicht unerhebliche Strafgebühren an, wenn man so einen Kredit vorzeitig kündigt.
Und wir misteten aus. Nun, ein durchschnittliches Haus mit Keller – da sammelt sich so einiges an. Schließlich hat man ja Platz... Dies war nun natürlich mehr als ungünstig, denn es bedeutete verdammt viel Arbeit.
So manches ging in den Müll. Einiges versuchte ich zu verkaufen. Und dann hatte ich zum Glück die wundervolle Idee, einen Katzenschutzverein in der Nähe zu kontaktieren, die dankbar ganz viel annahmen – all unsere Katzensachen, die nicht mitreisen durften und auch der eine oder andere Kleinkram, den sie auf dem Flohmarkt zu Geld machen konnten, um so den Straßenkatzen helfen zu können. Also eine gute Tat, denn so kam doch vieles, was wir nicht mitnehmen konnten oder wollten, bedürftigen Katzen vor Ort zu gute.
Schließlich blieben dann noch unsere Möbel über. Familie, Freunde und auch die neuen Hauseigentümer freuten sich über das eine oder andere Geschenk. Und dann erfuhren wir von einigen Asylanten durch eine Bekannte, die dankbar auch ein paar Möbelstücke nehmen wollten. Dies war traurigerweise eine unschöne Erfahrung, denn ich war schon erstaunt, daß diese Asylanten doch tatsächlich mehrmals bemängelten, sie würden das eine oder andere Stück nicht nehmen, weil es doch ein wenig abgenutzt war...
Wir wollten auf jeden Fall mit so wenig wie möglich auswandern. Am liebsten nur unsere Koffer auf dem Flug und fertig.
Natürlich ging diese Rechnung doch nicht so ganz auf.... Wir hatten uns selber dann ein paar Kartonpakete gepackt und sie auf dem Postweg auf die Reise geschickt nach Teneriffa, so daß sie uns nach unserer Ankunft dort erreichen würden. Denn ein Paket von Deutschland nach Teneriffa dauert schon ein paar Tage bis Wochen...
Unsere zwei Katzen Bonny und Sunny, die da elf Monate alt waren, mußten natürlich auch reisefertig gemacht werden. Haustiere brauchen einen EU-Heimtierausweis. Dies bedeutete, daß die beiden einen Chip bekommen mußten sowie die Tollwutimpfung.
Wir hatten die beiden kastrieren lassen, als sie das Alter hatten und hierbei den Chip implantieren lassen. Die Tollwutimpfung bekamen sie ein wenig später.
Dann mußten zwei Transportkörbe angeschafft werden, die von den Fluggesellschaften vorgegeben waren bzw. akzeptiert werden. Diese durften nur eine bestimmte Höhe, Breite und Tiefe haben, damit sie unter den Sitz passen, theoretisch.
Ich war wirklich froh, daß die zwei noch nicht komplett ausgewachsen waren, denn sonst wäre das verdammt eng gewesen für die Katzen in der Box, vor allem für diese lange Flugzeit.
Daß Bonny und Sunny mit uns im Sitzbereich fliegen, stand außer Frage. Niemals hätten wir sie im Frachtraum die Reise antreten lassen, niemals.
Mein Mann hatte in der Zwischenzeit zwei geschäftliche Kontakte auf Teneriffa herstellen können, einen im Norden und einen im Süden der Insel. Wir überlegten, wo wir denn lieber wohnen wollten. Eigentlich war uns das egal.
Also machten wir uns im Internet auf die Suche nach einem passenden Zuhause für uns und die Katzen. Die Katzen sollten auf Teneriffa dann Freigang bekommen, daher war auch die Umgebung zu bedenken.
Wir fanden im Internet ein Objekt, das uns sehr interessierte. Unzählige Fotos von innen und außen, was natürlich super war. Und der Preis war auch o.k. Dieses Objekt wurde für alles angepriesen: Ferienvermietung, Festvermietung und Verkauf. Wir wollten natürlich mieten.
Wagemutig, da kaum Spanisch sprechend, telefonierte mein Mann mehrmals mit dem Vermieter, der ausschließlich Spanisch sprach. Irgendwie klappte die grobe Verständigung.
Und dann flog mein Mann vorab alleine für zwei Wochen nach Teneriffa und wohnte in dieser Zeit schon einmal zur Probe in diesem Vermietungsobjekt. Es war ein kanarisches Haus in der Natur, mit großem Wohnzimmer, großer Terrasse, einem kleinen Pool. Es befand sich im Norden der Insel, im Bereich Icod de los Vinos.
Mein Mann und ich telefonierten natürlich oft in dieser Zeit. Er berichtete, daß alles prima wäre, das Haus würde passen, der Vermieter wäre nett. Nur hätte er nachts ein wenig Angst so alleine, da die Hauslage doch ein wenig abgelegen war. Daher machte er nachts immer die Fensterläden vor die Fenster. Und mein Mann berichtete, der Vermieter und sein Freund, der Englisch sprach und in dieser Situation als Übersetzer Gold wert war, lachten nur, als sie von ihm die ängstliche Fensterladengeschichte hörten.
Auch mußte mein Mann immer zum Pool gehen, wenn er mit mir telefonierte, da er sonst keinen Handyempfang gehabt hätte.
Mein Mann nutzte diese Zeit vorab auf Teneriffa vorab natürlich auch, um schon ein paar weitere Dinge vorzubereiten. So beantragte er seine NIE, die Ausländeridentifikationsnummer, ohne die man vor Ort sonst nichts machen kann. Mietvertrag, Handy, Bankkonto, etc., für alles braucht man diese NIE.
Er erkundigte sich schon einmal nach einer guten Bank, wo man auch Deutsch spricht und eröffnete ein Bankkonto.
Und er erkundete natürlich die Insel.
Ganz wichtig war auch, daß er schon einmal Katzenfutter, Katzenstreu und Katzenklo holte, damit alles parat war, wenn wir dann mit den Katzen dort auf der Finca eintreffen würden.
Alles war nun geregelt. Es war eine sehr spannende Zeit, voller Vorfreude, mit ganz viel Arbeit.
Und ich hatte mir geschworen, nie wieder so viel anzusammeln...
Der große Tag war da.
Unser Flug war längst gebucht, unsere zwei Koffer hatten wir bereits aufgegeben, eine ganze Dreiersitzreihe hatten wir für uns und die Katzen reserviert, und die Katzen waren ordnungsgemäß angemeldet.
Unser Haus war fast leer, die letzten Dinge wollte meine Mutter uns noch einpacken und nachschicken, und sie war so lieb, die letzte Aktion für unser Haus in Deutschland zu übernehmen, denn der allerletzte Rest wurde, wenn wir schon weg waren, dann noch von einer Entrümpelungsfirma entsorgt. Und danach mußten natürlich auch noch unsere Hauskäufer die Schlüssel erhalten.
Meine Mutter war in dieser Zeit überhaupt eine sehr große Hilfe. Und es war auch sie, die uns dann zum Flughafen Hamburg fuhr.
Nun mußten ganz zum Schluß natürlich noch Bonny und Sunny eingepackt werden. Puh, das stand mir bevor. Denn wir hatten ja schließlich auch den Flugtermin; es mußte einfach alles glatt gehen.
Die Transportkörbe für die Katzen standen parat. Ich schnappte mir zuerst Bonny; zack, die Überraschung war gelungen, Bonny war in der Box.
Sunny hatte dies natürlich mitbekommen. Und, wie Katzen nun einmal sind, fand sie das nicht so lustig, und flüchtete vor uns. Wir jagten die arme Katze durch das halbe Haus; doch es nützte nichts, es mußte ja sein. Meine Mutter hatte schon geklingelt, um uns abzuholen. Ich rief ihr nach draußen zu, daß wir noch Sonny in die Box bekommen mußten. Schließlich aber hatten wir auch dies dann geschafft, und auch Sunny war in ihrem Flugkörbchen.
Und dann ging es los. Wir hatten clever alles so gepackt, daß wir so viel wie nur möglich auf dem Flug mitnehmen konnten, was erlaubt war. Jeder von uns hatte also einen Koffer aufgegeben, jeder hatte nun eine Katze im Korb, dann hatten wir natürlich zweimal Handgepäck (so groß wie es nur möglich war), dann zweimal eine PC-Tasche, und ich hatte meine Handtasche. Wir hatten wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
Am Flughafen angekommen war dann die große Verabschiedung. Es war natürlich ein sehr bewegender Moment, wobei bei meinem Mann und mir die Aufregung überwiegte.
Auch die Eltern meines Mannes waren gekommen.
Aber wir würden uns ja wieder sehen. Ich hatte von Anfang an allen gesagt, daß ich wohl nicht wirklich nach Deutschland zurück kommen würde, sie doch lieber dann alle bei uns auf Teneriffa Urlaub machen sollten.
Und dann gingen wir durch den Sicherheitsbereich zum Einchecken.
Bonny und Sunny waren vorbildlich. Anfangs hatte Bonny im Auto ein wenig gemaunzt, was sich aber recht schnell gelegt hatte.
Uns stand nun ein langer Tag bevor. Der Flug dauerte ca. fünf Stunden, dann mußten wir noch auf Teneriffa eine gewisse Autofahrt zurück legen, um auf unsere neue Finca zu kommen.
Bei der Gepäckkontrolle dann aber ein Schock für mich, auf den ich nicht vorbereitet war. Wir sollten die Katzen aus ihren Boxen nehmen, damit auch diese kontrolliert werden können! Und dies im riesigen, offenen Flughafengelände! Doch es nützte nichts. Schließlich fragten wir den nicht gerade freundlichen oder gar verständnisvollen Beamten, ob wir dies dann zumindest in einem separaten, geschlossenen Raum machen könnten. Ja. Zum Glück!
Ich ging mit dem Beamten und den Katzen alleine in diesen Raum, mein Mann blieb draußen mit den ganzen Gepäcksachen. Ich öffnete eine Box, nahm die erste Katze hoch, die sofort Sicherheit suchend auf meinen Rücken kletterte. Der Beamte durchwühlte kurz die Box, die ein Baldriankissen und ein Handtuch enthielt, und sofort hüpfte Katze Nummer eins wieder hinein. Geschafft. Die zweite Katze verhielt sich absolut genau so. Puh, das hatten wir auch geschafft, und auch die Kätzchen hatten dies super gemeistert.
Nun ging es weiter durch den ganzen großen Flughafen. Die Katzen machten das weiter super, trotz all dem Lärm und dem Ungewohnten.
Und dann durften wir in den Flieger steigen. Unsere Plätze waren im mittleren bis hinteren Bereich, Außenseite. Als wir mit den Katzenkörben durch den Gang stiefelten, empörte sich eine unentspannte Frau: „Katzen, das geht ja gar nicht, das hätte man sagen müssen, das muß man doch anmelden“...
Natürlich waren die Katzen angemeldet!
Der Flug war natürlich anstrengend. Aber wir vier waren alle entspannt und freuten uns auf unser neues Leben. Bonny und Sunny waren einfach nur Puderzucker. Ich hatte eine Katzenbox auf meinem Schoß, neben mir war die zweite Katzenbox, daneben saß mein Mann. Es war wirklich gut, daß wir eine gesamte Sitzreihe reserviert hatten. Die Tiger waren sogar so entspannt und spürten durch uns, daß etwas Großartiges auf uns zukommen wird, daß Sunny mir durch ihre Box durch ein Küßchen gegeben hat!
Und dann landete der Flieger. Wir waren auf Teneriffa angekommen.
Wieder durch ein riesiges Flughafengelände, dann die Koffer abholen. Bonny und Sunny weiter ruhig, entspannt, vertrauend und abwartend.
Dann hieß es, zum Mietwagenpoint, denn wir hatten einen Mietwagen reserviert. Noch einmal warten. Mein Mann ging zum Schalter, ich wartete mit den Katzen und dem ganzen Gepäck in der Nähe.
Endlich, auch dieser Punkt war erledigt, und nun kam der letzte Teil, unsere Fahrt zu unserem neuen Zuhause.
Wir verließen das Flughafengebäude, gingen raus, und ein immenser Hitzeschwall prasselte auf uns ein. Der Flugkapitän hatte schon erzählt, was für ein Wetter herrschte. Es war Calima. Wir waren genau im Calima gelandet. Calima ist einfach gleich extreme Hitze. Und dies nach so einem langen Tag, dem langen Flug, mit den Katzen in den Boxen.
Schatten suchend gingen wir zum Parkplatzbereich, wo die Mietwagen standen und fanden dann auch unseren. Wären wir nicht so fertig gewesen, wir wären sofort zurück gegangen und hätten heftig protestiert. Noch nie hatten wir einen solch schäbigen und verbeulten Mietwagen gesehen.
Dies war uns nun aber recht egal, wir wollten einfach nur noch auf unsere Finca. Und fuhren los.