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© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de
Es handelt sich um eine komplett überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe von DAS GROSSE BUCH DER HEILPFLANZEN, GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH 1993, ISBN 978-3-7742-1472-9
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Projektleitung: Stella Schossow
Bearbeiter: Bernd Hertling
Bildredaktion: Henrike Schechter
Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München
eBook-Herstellung: Lea Stroetmann
ISBN 978-3-8338-8003-2
1. Auflage 2021
Bildnachweis
Coverabbildung: Getty Images/Andrea_Hill
Botanische Zeichnungen: Adolf Neuhofer
Fotos: Angermayer, Angermayer/Haselberger, Angermayer/Lange, Apel, Beat Ernst Basel, De Cuveland, Diedrich, Eigstler, Eisenbeiss, Getty Images/Andrea_Hill, Hagen, Hertling, Hölzl, König, Laux, Layer, Partsch, Pforr, Pretscher, Reinhard, Reuter, Riedmiller, Schimmitat, Schrempp, shutterstock, Silvestris, Silvestris/Alberti, Silvestris/Bohler, Silvestris/ Bruckner, Silvestris/Bühler, Silvestris/Gross, Silvestris/Maier, Silvestris/Prato, Silvestris/Riedmiller, Silvestris/Schug, Silvestris/Skibbe, Silvestris/v.Maydell, Silvestris/Wagner, Stocksy/Tim Booth, Strauß, Umweltbild/Kalden, Wichtl, Wikipedia/Hermy71, Wikipedia/Ted Bodner, Southern Weed Science Society, Wothe, Zettl
Syndication: www.seasons.agency
GuU 8-8003 08_2021_02
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Im vorliegenden Buch werden auch Giftpflanzen vorgestellt. Dabei handelt es sich um hochwirksame Heilpflanzen, die, zu Arzneimitteln verarbeitet, ausschließlich für die ärztliche Praxis bestimmt sind. Die im Buch als Giftpflanzen gekennzeichneten Heilpflanzen dürfen keinesfalls zur Selbstbehandlung verwendet werden.
Wer Heilpflanzen selbst sammeln möchte, muss vor Verwechslungen gewarnt werden. Viele Heilpflanzen gehören beispielsweise zur Familie der Doldengewächse, in der es auch giftige Arten gibt. Gehen Sie beim Sammeln mit äußerster Sorgfalt vor; die Erkennungsmerkmale im Beschreibungstext, in Zeichnung und Foto müssen mit der gefundenen Pflanze voll übereinstimmen. Nur exakt bestimmte Pflanzen mitnehmen. Bei geringstem Zweifel: Pflanze nicht verwenden!
Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasser dar. Sie wurden nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Ein so umfangreiches Heilpflanzenbuch wie dieses erfordert einleitende Bemerkungen, die dem Leser helfen, sich schnell darin zurechtzufinden, um so die Fülle der Informationen optimal nutzen zu können. Dazu gehört neben der Erklärung, nach welchen Gesichtspunkten die Auswahl der Heilpflanzen getroffen wurde, auch eine Übersicht über den Aufbau des Buches.
Nach den einführenden Kapiteln, in denen Wissenswertes über Heilpflanzen in komprimierter und leicht verständlicher Form gesagt wird, folgt der Hauptteil des Buches mit über 300 Heilpflanzen-Steckbriefen, ergänzt durch naturgetreue Farbfotos und botanische Zeichnungen.
Bei der Überarbeitung dieses Grundlagenwerkes hat der wissenschaftliche Bearbeiter, Bernd Hertling, die nötige Zurückhaltung walten lassen, doch haben sich naturgemäß seit der letzten Ausgabe von 1993 einige, zum Teil einschneidende Veränderungen ergeben, die berücksichtigt werden mussten. Dies bezieht sich mal auf die Heilpflanze als solche, mal auf einzelne postulierte Arzneimittelwirkungen. So konnte man eine Reihe von Pflanzen, die heute so gut wie keine therapeutische Bedeutung mehr haben, nicht weiter in den Reihen der Monografien halten – während andere, die vor fast dreißig Jahren unterbewertet wurden, nun in einer ausführlicheren Darstellung präsentiert werden.
Bernd Hertling ist seit 1988 Heilpraktiker und praktiziert seit 1991 in seiner Naturheilpraxis in Grafing bei München. Er unterrichtet seit 2005 an der renommierten Josef-Angerer-Fachschule für Naturheilweisen des Heilpraktikerverbandes Bayern in München das Fach Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und veröffentlicht regelmäßig seit mehr als 25 Jahren in der Zeitschrift »Naturheilpraxis« sowie seit einigen Jahren in »Der Heilpraktiker« Beiträge aus den Bereichen Phytotherapie sowie Medizingeschichte. Zum Thema Heilpflanzen und Mythologie hat er 1996 ein Buch mit dem Titel »Wie aus dem Zankapfel die Einbeere wurde« verfasst. Gelegentlich hat er aus seiner eigenen Erfahrung therapeutische Hinweise einfließen lassen, die als »Tipp« gekennzeichnet sind und sich so von den mit »Mein besonderer Rat« bezeichneten Hinweisen Mannfried Pahlows unterscheiden lassen. Manchmal wurde es notwendig, Rezepturen des Autors behutsam zu aktualisieren, was mit dem nötigen Fingerspitzengefühl geschehen ist, sodass das Werk nicht verfälscht wurde.
Dieses Buch enthält Beschreibungen von über 300 einheimischen und exotischen Heilpflanzen; das sind jedoch selbstverständlich längst nicht alle, die jemals arzneilich genutzt wurden. Ausgewählt wurden Heilpflanzen, deren Inhaltsstoffe weitgehend erforscht und pharmakologisch geprüft wurden, und jene, die zur Anwendung empfohlen werden können, weil langjährige Erfahrungen ihren Einsatz rechtfertigen, oder die in der Volksmedizin fest verankert sind. Zur Information, nicht als Anreiz zur Selbstmedikation, werden auch solche Heilpflanzen vorgestellt, die früher eine wichtige Rolle spielten oder heute noch in der Homöopathie und der Volksmedizin Anwendung finden. Sie stammen zum Teil aus alten Arznei- und Kräuterbüchern.
Auch »Giftpflanzen« wurden in dieses Heilpflanzenbuch aufgenommen. »Giftpflanzen« sind auch Heilpflanzen; ihre Wirkstoffe werden von der Industrie zu Arzneimitteln verarbeitet, die in der Hand des Arztes unentbehrlich geworden sind. Ich denke da an die Fingerhut-Arten, die Tollkirsche oder das Maiglöckchen. Zur Selbstbehandlung dürfen Giftpflanzen keinesfalls eingesetzt werden!
In den einführenden Kapiteln des Buches ist alles, was dem Verständnis der in den Heilpflanzen-Steckbriefen gegebenen Informationen dient, in übersichtlicher Form zusammengefasst. Die hier ins Lesen investierte Zeit ermöglicht ein tieferes Verständnis der Heilpflanzen und mehr Freude am Buch.
Dieses Kapitel ist ein kurzgefasster Leitfaden für alle, die ihre Hausapotheke mit selbst gesammelten und selbst aufbereiteten Heilpflanzen versorgen möchten.
Die Pflanzenmorphologie erklärt dem Laien in Wort und Zeichnungen die botanischen Fachausdrücke, ohne die eine Pflanzenbeschreibung nicht zu verstehen ist. Diese Erläuterungen vermitteln die für einen Heilpflanzen-Sammler unentbehrlichen botanischen Kenntnisse: Nur die genaue Bestimmung der für die Selbstbehandlung ausgewählten Heilpflanzen anhand von Aussehen, Stängel-, Blatt-, Blüten- und Wurzelformen schützt vor einer Verwechslung mit giftigen Arten. Über das Sammeln und Trocknen von Heilpflanzen sollte sich der Leser ebenfalls unterrichten und die Anleitungen für Sammeln, Trocknen und Aufbereiten genau befolgen. Nur so erhält er Tees (Drogen) von guter Qualität.
In diesem Kapitel sind die Pflanzeninhaltsstoffe und ihre Wirkung erläutert. Es wird über die Verschiedenartigkeit der Inhaltsstoffe berichtet und darüber, welche Heilwirkung sie haben. Dieses Wissen hilft bei Beurteilung und Auswahl der Heilpflanzen.
Dieses Kapitel befasst sich mit der richtigen Zubereitung sowie der sachgemäßen Anwendung der Drogen zur innerlichen und äußerlichen Verwendung: als Badezusatz und aromatische und heilende Beigabe zum Dampfbad, für Umschläge, Verbände, Waschungen, als Einreibung, Spülung und zur Inhalation. Der Leser erfährt auch, wie man eine Tinktur, einen Arzneiwein und einen Saft bereitet. Diese Informationen sind wichtig, denn nur wer Heilpflanzen »nach Vorschrift« anwendet, hat den erhofften Heilerfolg. Vergiftungen durch unsachgemäße Anwendung dürften bei Beachtung der entsprechenden Hinweise sowie der Dosierungsvorschriften nicht vorkommen. Der Vollständigkeit halber jedoch sind hier auch Erste-Hilfe-Maßnahmen beschrieben.
Neben Mineralien und tierischen Ausgangsstoffen spielt die Heilpflanze in der Homöopathie eine besondere Rolle. Zum besseren Verständnis der in den Steckbriefen gegebenen Informationen ist das Wesen der Homöopathie erklärt, es wird beschrieben, wie Homöopathika dosiert werden und wie mit diesen Mitteln therapiert wird. Das Verzeichnis der Homöopathika führt alle in diesem Buch beschriebenen homöopathischen Präparate auf, zusammen mit den Heilpflanzen, aus denen sie hergestellt werden.
Wirksame Heilpflanzen sind häufig auch aromatische Gewürze. Dieses Kapitel befasst sich mit den Heilpflanzen, die zum Würzen von Speisen verwendet werden, weil ihre Inhaltsstoffe bei der Verdauung, der Aufbereitung der Nahrung in unserem Organismus, wichtige Hilfe leisten können. Eine Tabelle, Die Gewürzpflanzen des Buches auf einen Blick, informiert über die Heilpflanzen in diesem Buch, die auch als Gewürz verwendet werden: über Geruch und Geschmack, über ihren Nutzen für die Verdauung, ihre Eignung für die Diät und darüber, zu welchen Speisen eine Gewürzpflanze am besten passt.
Der Tabelle vorangestellt sind für eine Auswahl der gängigsten Gewürzpflanzen Anleitungen zum Selbstziehen in Blumentopf und Garten.
Hier finden historisch interessierte Leser eine Zusammenstellung alter Quellen, denen wir viele Anregungen für die Verwendung von Heilpflanzen verdanken. Die berühmtesten Kräuterbuchautoren sind in einer Zeittafel aufgeführt.
Gut 300 Heilpflanzen-Steckbriefe sind der Kern dieses Buches. Dabei wird unterschieden zwischen gut dokumentierten und regelmäßig verwendeten sowie weniger eingesetzten Heilpflanzen. Farbfotos der Heilpflanzen, aufgenommen am natürlichen Standort oder in Kulturen, und Pflanzenzeichnungen, die auch botanische Details zeigen, ergänzen die Informationen der Heilpflanzen-Steckbriefe. Innerhalb der beiden großen Kapitel sind die Heilpflanzen nach ihren deutschen oder (manchmal geläufigeren) aus anderen Sprachen in die deutsche Sprache übernommenen Namen alphabetisch geordnet.
Erläuterungen zur Nomenklatur – Wissenswertes für Biologen, Pharmazeuten, Mediziner: Die lateinischen Familien-, Gattungs- und Artnamen der in dieser Neuausgabe vorgestellten Heilpflanzen entsprechen der Liste der Gefäßpflanzen Mitteleuropas von Ehrendorfer (2. Auflage, 1973). Soweit es sich um Arten handelt, die in Mitteleuropa nicht wild wachsen, folgt die Nomenklatur in der Regel dem Handwörterbuch der Pflanzennamen von Zander (12. Auflage, 1980, in der Bearbeitung von Encke, Buchheim und Seybold). Soweit der Internationale Code der Botanischen Nomenklatur (ICBN) eine alternative Benennung der Pflanzenfamilien zulässt, sind beide Namen genannt. Synonyme wurden aufgenommen, sofern sie in einer der meistgebrauchten Floren noch enthalten sind (Schmeil/Fitschen, 87. Auflage, Rothmaler, 4. Auflage, Oberdorfer, 4. Auflage, Garcke, 23. Auflage).
Bei den deutschen Art- und Familiennamen wurde ein Kompromiss unter anderem zwischen Schmeil und Rothmaler angestrebt.
Die Drogenbezeichnungen sind dem Synonymenverzeichnis zum Arzneibuch (1. Ausgabe, 1980) entnommen, die Namen von Drogen, die im Synonymenverzeichnis nicht enthalten sind, wurden angleichend formuliert (Kronfeldner).
Deutscher Name der Heilpflanze: Dieser Name wird entweder in den deutschsprachigen Pharmakopöen (Arzneibüchern) verwendet oder von Fachleuten gebraucht.
Botanischer Name der Heilpflanze (siehe die Erläuterungen zur Nomenklatur, oben): Wenn der offizinelle (arzneiliche) botanische Name früher anders lautete oder die Heilpflanze auch unter anderen Namen bekannt ist, sind diese als Synonym dazugesetzt. Auch die botanische Pflanzenfamilie ist genannt.
Volksnamen: Weil die offizinellen deutschen Bezeichnungen nicht überall bekannt sind, werden viele der in Deutschland, Österreich und der Schweiz gebräuchlichen Volksnamen aufgeführt.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile: Sehr häufig werden von einer Heilpflanze nur bestimmte Pflanzenteile arzneilich verwendet, weil die wirksamen Inhaltsstoffe mal in der Wurzel oder in den Blättern, mal in der Rinde, den Samen oder der Blüte optimal vorhanden sind.
Drogenbezeichnung: Im medizinisch-pharmazeutischen Bereich werden mit dem Wort »Droge« alle getrockneten Heilpflanzen beziehungsweise Teile von ihnen bezeichnet. Diese Bezeichnungen sind hier genannt (siehe auch Erläuterungen zur Nomenklatur, linke Spalte Mitte auf dieser Seite).
Botanik: Unter diesem Stichwort finden Sie eine genaue Pflanzenbeschreibung mit Angaben über Blütezeit und Vorkommen.
Ernte und Aufbereitung informiert über Sammeln, Trocknen und Aufbereiten der Droge. Bei der Bestimmung der Heilpflanze helfen das Farbfoto, das die Heilpflanze an ihrem natürlichen Standort oder in Kultur zeigt, und die botanische Zeichnung, mit deren Hilfe Sie das Charakteristische einer Heilpflanze auf einen Blick erfassen können. Es werden Angaben über Ernte und Aufbereitung im Ursprungsland gemacht.
Inhaltsstoffe (Wirkstoffe): Hier geht es um die Substanzen oder Stoffgruppen, die man als Wirkstoffe erkannt hat, unter Einbeziehung derer, die als Begleitstoffe wahrscheinlich auch an der Gesamtwirkung beteiligt sind, sie abrunden oder unterstützen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Heilwirkung und Anwendung: In diesem Abschnitt wird mitgeteilt, wie die Heilpflanze wirkt, gegen welche Krankheiten und Beschwerden sie erfolgreich eingesetzt werden kann und in welcher Form das am besten geschieht. Diese Informationen sind entweder durch die Heilpflanzenforschung exakt belegt oder durch Erfahrung abgesichert. Die Anwendungen sind genau beschrieben – zum Beispiel als Heilbad, Inhalation, Umschlag oder Einreibung.
Die Zubereitung von Tees oder Teemischungen ist erklärt, die jeweils richtige Dosierung angegeben. Teemischungen können nach den aufgeführten Rezepten in der Apotheke zusammengestellt werden.
In den Jahren zwischen 1978 und 1994 erarbeitete die interdisziplinär zusammengesetzte Kommission E im Auftrag des damaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA), heute Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), sogenannte Monografien für den Bereich Phytotherapie. Dabei wurden wissenschaftliches Erkenntnismaterial über einzelne Heilpflanzen, aber auch sogenannte »Fixe Kombinationen« aufbereitet, was Aussagen zu empfohlenen Anwendungsgebieten, Gegenanzeigen sowie Neben- und Wechselwirkungen der einzelnen Drogen zuließ. Diese Aufgabe wird seit dem Jahr 2004 vom in London tagenden Herbal Medicinal Products Committee (HMPC) EU-weit wahrgenommen mit dem Ziel einer europaweiten »Harmonisierung« dieser Monografien. Dabei wird unterschieden in »well established use« (anerkannter medizinischer Gebrauch) und »traditional use« (traditioneller Gebrauch ohne wissenschaftlichen Nachweis). Zurzeit sind zirka 220 dieser sogenannten ESCOP-Monografien (ESCOP = European Society Of Phytotherapy) veröffentlicht worden. Sie spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder und werden ständig aktualisiert. Dies wurde im Rahmen des Möglichen in den einzelnen Steckbriefen wiedergegeben.
In einigen Fällen kam die Kommission E zu dem Schluss, die therapeutische Anwendung der betreffenden Heilpflanze wegen mangelhaften oder unzureichenden Erkenntnismaterials nicht zu empfehlen. Auch darüber wurde berichtet; doch sei hier der Hinweis erlaubt, dass eine solche Stellungnahme der Kommission E oder des HMPC kein Anwendungsverbot dieser Heilpflanze bedeutet. Eine Zurückhaltung bei der Verwendung ist jedoch ratsam.
Bei der Teezubereitung hat es der Bearbeiter vorgezogen, bei Dosierungsvorschlägen die Anzahl der Teelöffel pro ¼ Liter Wasser anzugeben, statt die weniger praktikable BfArM-Variante mit 150 Milliliter zu übernehmen.
Anwendung in der Homöopathie: Wird eine Heilpflanze auch in der Homöopathie verwendet, ist ausgeführt, gegen welche Beschwerden und in welcher Potenz = »Verdünnung« das Homöopathikum empfohlen wird.
Die Heilpflanze in der Volksmedizin: Die Angaben in diesem Abschnitt stimmen durchaus nicht immer mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen überein und sind daher nicht immer als Empfehlung gedacht. Denn was in der Volksmedizin als Hausmittel empfohlen wird, ist von Generation zu Generation – gelegentlich kritiklos – weitergegeben worden. Daher dient dieser Abschnitt in erster Linie nur der Information. In einigen Steckbriefen finden Sie auch Interessantes aus der Geschichte der Heilpflanze oder Zitate aus alten Kräuterbüchern.
Verwendung als Gewürz: Hier wird angegeben, dass die beschriebene Heilpflanze auch ein Würzkraut ist, welche Möglichkeiten der Zubereitung es gibt und wie man damit richtig würzt.
Mein besonderer Rat bzw. Tipp: Wenn der Autor bzw. der Bearbeiter mit Heilpflanzen oder besonderen Teemischungen über Jahre gute Erfahrungen gemacht hat, wird unter diesem Stichwort darüber berichtet.
Nebenwirkungen: Heilkräuter sind Arzneimittel – und Arzneimittel können auch Nebenwirkungen haben. Unter diesem Stichwort wird deshalb diesbezüglich informiert.
Früher waren Heilpflanzen neben wenigen Mineralien und tierischen Produkten die einzigen Heilmittel, die man kannte. Die Erfahrungen im Umgang mit ihnen, erarbeitet von den Arzt-Botanikern der Antike, des alten Ägypten und von Mönchen mittelalterlicher Klöster, wurden in vielen Kräuterbüchern von Generation zu Generation weitergegeben.
Heute ist die Heilpflanzenkunde eine eigenständige Wissenschaft. Durch die Bestimmung der Pflanzeninhaltsstoffe und die Erforschung ihrer Wirkung findet Erklärung, was zuvor nur Empirie war. In der Medizin werden Heilpflanzen täglich und mit Erfolg eingesetzt: als Tee, Tinktur, Extrakt, als Arzneispezialität auch aus Einzelwirkstoffen. Viele erfolgreiche Medikamente beruhen auf Wirkstoffen pflanzlichen Ursprungs.
Heilpflanzen können Krankheiten heilen, sie können vorbeugen und lindern – Wundermittel allerdings sind sie nicht. Ihr Einsatz ist nur dann sinnvoll, wenn die Möglichkeiten und die Grenzen ihrer Anwendung genau beachtet werden. Das große Buch der Heilpflanzen enthält ausführliche Beschreibungen von mehr als 400 einheimischen und fremdländischen Heilpflanzen, über deren Inhaltsstoffe zumeist schon wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen oder deren therapeutische Wirksamkeit sich in der Praxis bewährt hat. Die meisten Heilpflanzen werden zusätzlich in Naturfarbfotos und botanischen Zeichnungen vorgestellt.
Besonders wertvoll für die Behandlung von Alltagsbeschwerden, akuten und chronischen Erkrankungen sind die vielen Rezepte für Tees, Bäder, Umschläge und Inhalationen.
Dieses Hausbuch der Heilpflanzenkunde dient aber auch Fachleuten als Nachschlagewerk in ihrem Arbeitsalltag.
Seit seinem Erscheinen im Jahr 1979 hat sich dieses Buch als Standardwerk durchgesetzt. Fundiert, zuverlässig, verständlich – so berät »der große Pahlow« alle Menschen, die auf die Heilkräfte der Natur vertrauen.
München 1993, Mannfried Pahlow
Wir bewohnen einen blauen Planeten, aber die Welt, in der wir leben, ist grün. Fünfundneunzig Prozent aller Lebewesen auf der Erde sind Pflanzen. Allein die höheren Pflanzen – die Blütenpflanzen, ergänzt um Farne, Bärlappgewächse, Schachtelhalme und so fort – zählen annähernd 300.000 Spezies, von denen noch lange nicht alle eingehend erforscht sind. Die Natur gebärdet sich verschwenderisch und großzügig, eine Fülle, aus der alles Leben entspringt. Man könnte sagen: Ohne Pflanzen kein höheres Leben, ohne das Blatt kein Gedanke.
Immer wenn ich eine neue Klasse an der Josef-Angerer-Schule für Naturheilweisen in Phytotherapie unterrichte, mache ich in der ersten Stunde ein kleines Experiment. Ich lasse alle Schüler eine x-beliebige Pflanze aus ihrem persönlichen Umfeld mitbringen. Wir bestimmen die jeweilige Art und bilden dann drei Gruppen: Pflanzen, die man im weitesten Sinne als Heilpflanzen ansehen kann, solche, denen schädliches Potenzial innewohnt, und neutrale, die weder nutzen noch schaden. Alljährlich ist die letzte Gruppe mit Abstand die kleinste, auch die Giftpflanzen sind nicht übermäßig häufig vertreten, zumal bei ihnen oft die Dosierung ihre Giftigkeit ausmacht und sie in den meisten Fällen schon therapeutisch verwendbar sind. Wir stellen also fest, dass wir von einer unermesslichen Fülle erprobter und potenzieller Heilpflanzen umgeben sind. Kein Wunder, dass sich die Menschen, egal wann und wo sie lebten, pflanzlicher Heilmittel bedienten, ja es sich wie von selbst verstand, dass jegliche Arznei aus pflanzlichen Inhaltsstoffen bestand. Erst 1935 wurde es überhaupt notwendig, den Begriff Phytotherapie einzuführen, um pflanzliche Heilmittel als solche kenntlich zu machen und sie von den inzwischen vielfach hergestellten synthetischen Arzneimitteln abzugrenzen. Meist dienten allerdings wiederum pflanzliche Substanzen als Ausgangsstoff für die »Retortenmittel«: Ohne Mädesüß kein Aspirin, ohne Fingerhut kein Digitoxin – um nur zwei zu nennen. Natürlich gäbe es ohne pflanzliche Substanzen auch kein Morphin, Heroin, Opium oder auch Ecstasy, will sagen: Pflanzliche Ausgangsstoffe sind nicht immer harmlos und unschädlich, Pflanzenheilkunde ist nicht per se eine »sanfte Therapieform«. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist eine gründliche Kenntnis der Heilpflanzen und ihrer sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten nötig, ehe man als Heilpraktiker (oder auch als Arzt) zum Rezeptblock greift oder sich als informierter Laie in Selbstmedikation therapiert.
Um sich einen Überblick über die als wirksam und unschädlich bekannten, häufig verwendeten Heilpflanzen und ihre Darreichungsformen zu verschaffen, hatte der Apotheker und Autor Mannfried Pahlow seinerzeit eine Auswahl von 410 Heilpflanzen getroffen. Als Bearbeiter dieses grundlegenden Werkes sehe ich mich nicht ermächtigt, völlig Neues hinzuzufügen – schließlich soll kein neues Buch entstehen –, sondern das Bestehende an die gegenwärtige Situation und neue wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen. Dabei musste ich insbesondere die neuen gesetzlichen Richtlinien sowie die Empfehlungen der Kommission E des damaligen BGA sowie der ESCOP (European Society Of Phytotherapy) berücksichtigen. In Hinsicht auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sowie unerwünschte Arzneimittelwirkungen, aber durchaus auch auf neue Fragestellungen bei Indikationen und Anwendungsmöglichkeiten hat sich seit der letzten Auflage einiges verändert. Die therapeutische Situation in der Naturheilpraxis ist ebenfalls nicht mehr dieselbe wie vor dreißig Jahren. Rezepturen, die Patienten damals klaglos schluckten, würden heute im Schrank ihrer langsamen Verpilzung entgegensehen, würde man nicht – um mit Galen zu reden – versuchen, mit möglichst gefälliger Medizin das Leben zu versüßen: Anpassungen waren notwendig, ohne die Originalrezepturen allzu sehr zu verfälschen. Weiteren Veränderungen musste Rechnung getragen werden: ein Sammelkalender mit monatlichen Sammelhinweisen ist angesichts des Klimawandels nicht mehr denkbar. Eine ganze Reihe von damals relativ knapp abgehandelten Monografien erfahren hier nun eine ausführlichere Würdigung, andere dagegen, die bereits in der letzten Auflage nurmehr dokumentarisch aufgelistet worden waren, mussten nun gänzlich weichen. Dies geschah sicher nicht zum Schaden des Lesers, den ja mit Sicherheit vor allem jene Heilpflanzen interessieren dürften, die gegenwärtig zur Verfügung stehen und auch in Apotheken erhältlich sind. Diese finden sich im Hauptteil, während in einem zweiten kleineren Teil, ganz im Sinne des Autors Mannfried Pahlow, Pflanzen vorgestellt werden, die aus mancherlei Gründen nicht völlig dem Vergessen anheimfallen sollen.
In diesem Sinne wünscht der Bearbeiter allen Lesern und Anwendern dieses Buches viel Freude beim Lesen und Stöbern sowie, eingedenk des Mottos Medicus curat, natura sanat*, gutes Gelingen bei der Arbeit mit diesem Baukasten, den uns die Natur zur Verfügung gestellt hat.
Grafing im Januar 2021, Bernd Hertling
*der Arzt/Therapeut bemüht sich (um den Kranken), die/seine Natur heilt (ihn). Oder kurz: Der Arzt behandelt, die Natur heilt.
Wissenswertes über Heilpflanzen in komprimierter Form – die folgenden Kapitel liefern umfangreiche Informationen, die dem Verständnis der in den Heilpflanzen-Steckbriefen gegebenen Ausführungen dienen. Auch eine kleine historische Einführung in die Welt der Phytotherapie ist hier zu finden.
Es ist wichtig, dass derjenige, der sich mit Heilpflanzen befassen möchte, auch etwas über den Aufbau einer Pflanze weiß, über ihre Organe und deren Aufgabe. Einmal, weil er dann die Pflanzenbeschreibung besser verstehen kann, bei der es ohne den Gebrauch von Fachausdrücken kaum geht, zum anderen, weil er diese Kenntnisse braucht, wenn er Heilpflanzen sammeln und aufbereiten will.
Pflanzenschema mit oberirdischen Teilen und Wurzeln.
Die Wurzel, der Spross und die Blätter dienen der Ernährung der Pflanze, Blüten und Früchte der Fortpflanzung.
Normalerweise befinden sich die Wurzelorgane unter der Erde und verankern so die Pflanze im Boden. Über dem Erdboden finden wir in der Regel Spross, Blätter und Blüten. Natürlich gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel. Beim Wurzelstock beispielsweise, der von Laien fälschlich auch Wurzel genannt wird, handelt es sich um einen Spross, der aber dennoch nur unter der Erde zu finden ist. Dass es ein echtes Sprossorgan ist, sieht man an den Blattschuppen: Es sind umgewandelte Blätter – und Blätter gehören zum Spross, aber nie zur echten Wurzel.
Mit der Wurzel nimmt die Pflanze Wasser und Nährstoffe in gelöster Form aus dem Boden auf; Wurzelhaare leisten hierbei eine wichtige Hilfe. Die Wurzel verankert die Pflanze an ihrem Standort. Sie kann ausdauernd sein und jährlich neue Triebe ausbilden, sie kann aber auch wie die oberirdischen Teile im Herbst absterben.
Wir unterscheiden verschiedene Wurzelformen: Die Pfahlwurzel wächst senkrecht nach unten und zweigt nach den Seiten schwächere Wurzeläste ab. So ist sie fest im Boden verankert, für die Nahrungsaufnahme erreicht sie zusätzlich große Tiefe und Breite.
Die fleischig verdickte Pfahlwurzel, wie wir sie beispielsweise bei der Möhre, dem Rettich und den Rüben finden, speichert Nährstoffe. Die Pfahlwurzeln, auch die Pflanzen, die aus ihnen wachsen, werden häufig als Gemüse genutzt oder sind Futterpflanzen für das Vieh.
Weist eine Pflanze mehrere bis viele gleich starke Wurzeln auf, so spricht man von Faserwurzeln.
Verschiedene Wurzelformen von Pflanzen.
Oberirdische Sprossorgane sind entweder der krautige Stängel oder der holzige Stamm. Krautige Stängel werden von einjährigen Pflanzen entwickelt, solchen, die innerhalb eines Jahres ihre Entwicklung abschließen: von der Keimung im Frühjahr bis zum Absterben im Herbst. Zweijährige Pflanzen, also solche, die »vom Werden bis zum Vergehen« zwei Jahre benötigen, oder mehrjährige Pflanzen haben meistens krautige, gelegentlich auch verholzte Stängel. Oft sind sie nur in der unteren Region verholzt. Von Heilpflanzen, deren Kraut verwendet wird, sollte man bevorzugt die oberen, unverholzten Teile einsammeln. Bäume und Sträucher sind ausdauernd und haben einen holzigen Stamm. Am Spross entwickeln sich die Blätter, in den Achseln dieser Blätter Seitensprosse, die ebenfalls Blätter ausbilden. Häufig entspringen den Blattachseln Blüten oder Blütenstände, gestielt oder ungestielt. Die Blätter sind ein unabdingbarer Bestandteil des Sprosses. Selbst wenn er als Wurzelstock dahinkriecht, hat er immer Blätter. Sie sind in solchen Fällen jedoch in Schuppen umgewandelt und kaum noch als Blatt zu erkennen. An den sogenannten Augen (Blattrudiment mit in der Anlage vorhandenem Seitenspross) erkennt man beispielsweise die Kartoffel als Sprossorgan. Die unter der Erde befindlichen Sprossorgane dienen vornehmlich der Nährstoffspeicherung.
Links: Entwicklung der Blätter und Seitensprosse.
Rechts: Blüten, die aus Blattachseln wachsen.
Der Wurzelstock kriecht waagerecht dicht unter der Erdoberfläche; die Zwiebel ist ein gestauchter Spross mit fleischigen Blättern; die Kartoffel ist eine sogenannte Sprossknolle.
Oberirdische Sprosse (Stängel) nennt man rund oder stielrund, wenn ihr Querschnitt kreisförmig ist; kantig (zweikantig, vierkantig), wenn der Querschnitt eckig ist; gefurcht, wenn die Sprossoberfläche mit senkrecht verlaufenden Rillen versehen ist. Auch dies sind Merkmale einer Pflanze und zu ihrer Erkennung wichtig. Beispielsweise kommen zweikantige Stängel selten vor – im Pflanzensteckbrief erwähnt, ist dies eine wichtige Bestimmungshilfe.
Unterirdische Sprossorgane (Wurzelstöcke, Knollen, Zwiebeln).
Oberirdische Sprosse (Stängel).
Die Blätter dienen der Assimilation, der Versorgung der Pflanze mit organischen Stoffen: Sie bereiten aus der Kohlensäure (CO2) der Luft und dem Wasser aus dem Boden verschiedene Zucker sowie Stärke, die für die Pflanze lebensnotwendig sind. Dazu benötigen sie den grünen Blattfarbstoff, das Chlorophyll, und als Energiequelle das Sonnenlicht. Diesen Vorgang nennt man auch Photosynthese.
Durch die Spaltöffnungen, die sich in der Regel an der Unterseite der Blätter befinden und sich öffnen und schließen können, wird der Gas- und Wasseraustausch reguliert. Mithilfe von Haaren wird der Wasseraustausch (Verdunstung) bei manchen Pflanzen zusätzlich herabgesetzt. Die Behaarung von Pflanzen derselben Art kann unterschiedlich sein – sie wird bestimmt dadurch, ob die Pflanze an einem sonnigen oder an einem schattigen Standort wächst. So erklärt sich die Aussage in den Pflanzensteckbriefen »mehr oder weniger stark behaart« oder »kahl, zuweilen jedoch behaart«.
Selbst die Stellung der Blätter ist für den Wasseraustausch veränderbar. Während die meisten Pflanzen ihre Blätter mit der Blattoberseite (Spreite) dem Licht zuwenden, können einige Pflanzen sie bei besonders starker Hitze und Sonneneinstrahlung senkrecht zum Lichteinfall stellen (Kompasspflanzen). Dadurch wird weniger Wasser verdunstet. Blätter und Sprosse können auch zu Blatt- und Sprossdornen werden.
Verschiedene Formen der Blattanordnung.
Blätter sind flächig entwickelt, sie stehen seitlich am Spross und bilden gelegentlich am Boden eine Rosette aus. In ihren Achseln können Seitensprosse entspringen, die ihrerseits ebenfalls Blätter tragen. In den Blattachseln entspringen auch Blüten – gestielt oder ungestielt.
Blattstellungen am Stängel.
Formen zusammengesetzter Blätter.
Für die Bestimmung der Pflanzen sind Blattform und Blattstellung am Stiel wichtig: quirlig – gegenständig – kreuzgegenständig – wechselständig angeordnete Blätter. Blattquirle bestehen aus vier, sehr häufig aber auch aus weit mehr Blättern.
Der Blattstiel kann kurz oder lang sein; er kann aber auch fehlen. Ist das der Fall, nennt man die Blätter »sitzend«. Häufig sind auch an der Blattansatzstelle kleinere Blättchen vorhanden, die Nebenblätter. Die sogenannten Blattscheiden, die man bei manchen Pflanzen an der Ansatzstelle des Blattstiels findet (beispielsweise bei Doldengewächsen), sind häutig oder blattartig ausgebildet.
Die Blattspreiten – also die eigentlichen Blätter – weisen sehr unterschiedliche Formen auf. Blattrand und Blattaufteilung sind für die Bestimmung ebenso wichtig wie die Blattform.
Formen des einfachen Blattes.
Pflanzen, die mit nur einem Blatt keimen, den Einkeimblättlern oder Monocotyledonen, verlaufen die Blattnerven parallel, während bei den Zweikeimblättlern, den Dicotyledonen, eine Parallel- oder Bogennervatur (wie beispielsweise beim Wegerich) eine Seltenheit ist.
Die wichtigsten Ausbildungsformen von Blatträndern.
Blattspreiten und Blattadern (-nerven).
Die Blüten sind botanisch Sprosse; da Sprosse Blätter ausbilden, spricht man von Blüten-, Kelch-, Staub- und Fruchtblättern. Sie sitzen spiralig an der gestauchten Blütenachse, die man auch Blütenboden nennt. Der botanisch Unerfahrene wird bei der Bestimmung einer Pflanze vor allem die Blüte beachten: Pflanzen, die blühen, sind leichter zu erkennen, jedoch sollte die Blütenfarbe als Merkmal nicht überbewertet werden. Eine Pflanze, die zum Beispiel normalerweise rosarot oder rot blüht, kann auch mal weiß anzutreffen sein, und eine blaue Blütenfarbe als Normalfarbe kann gelegentlich rötlich oder weißlich ausfallen.
Sehr selten schließt ein Spross sein Längenwachstum mit einer Einzelblüte ab, wie es beispielsweise bei der Tulpe der Fall ist. Meistens werden mehrere Blüten ausgebildet, die dann als Blütenstand vereinigt sind. Für die Pflanzenbestimmung ist es notwendig, die wichtigsten Blütenstände zu kennen: Traube – Doldentraube – Ähre – Kolben – Köpfchen – Dolde – Doppeldolde – Rispe – Doldenrispe.
Die wichtigsten Formen von Blütenständen.
Anatomie und verschiedene Formen von Blüten und Fruchtknoten.
Bei den Blütenständen gibt es viele Zwischenformen, sodass in den Pflanzensteckbriefen nicht in jedem Fall eindeutige Aussagen möglich sind. Sieht der Blütenstand beispielsweise wie eine Dolde aus, ist jedoch botanisch nicht eindeutig wie eine solche angelegt, dann wird auf die Ausdrücke »Trugdolde«, »doldig«, »doldenförmig«, »doldendartig« ausgewichen. Auch »rispenartig«, »traubenartig« oder gar »doldenrispig« sind genaugenommen Verlegenheitslösungen. Wer jedoch die typischen Blütenstände kennt, kann sich auch an diesen Beschreibungen orientieren.
Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich die Früchte. Die wichtigsten Fruchtformen: Der Balg ist aus einem Fruchtblatt gebildet und öffnet sich bei der Reife an der Bauchnaht. Die Schote bildet sich aus zwei Fruchtblättern, an einer falschen Scheidewand sitzen die Samen, sie öffnet sich durch Abklappen der Fruchtblätter.
Früchte, die sich bei der Reife in unterschiedlicher Weise öffnen und ihre Samen ausstreuen.
Die Hülse ist aus einem Fruchtblatt entstanden, sie öffnet sich an Bauch- und Rückennaht. Die Kapsel hat zwei oder mehrere Fruchtblätter; man unterscheidet nach Öffnungsweise: Spaltkapseln, die Fruchtblätter weichen auseinander, Deckelkapseln öffnen sich durch einen Deckel, Porenkapseln öffnen sich durch mehrere Löcher.
Die (echte) Beere (Heidelbeere) ist in allen Teilen fleischig; die meist einsamige Nuss ist von einem harten Gehäuse umgeben; die Steinfrucht ist fleischig und in ihrem Inneren mit einem Steinkern ausgestattet, beispielsweise Kirsche, Aprikose, Pflaume. Eine Sammelfrucht, bestehend aus kleinen Nüsschen, die auf einem fleischigen Blütenboden sitzen, ist beispielsweise die Erdbeere; eine Sammelsteinfrucht die Brombeere. Spaltfrüchte werden solche Früchte genannt, die sich bei der Reife wieder voneinander lösen, sie sind bei Doldengewächsen zu finden, beispielsweise beim Kümmel.
Früchte unterschiedlicher Art.
Die Samen sind die Verbreitungsorgane der meisten Pflanzen. Sie haben sich aus der Samenanlage der Blüte entwickelt und bestehen aus der Samenschale, dem Embryo und dem Nährgewebe, das bei der Keimung aufgebraucht wird.
Sammelfrüchte (auch Scheinfrüchte genannt).
Heilpflanzen, die gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind und deshalb unter Naturschutz stehen – im Steckbrief-Kopf als »geschützt« ausgewiesen –, dürfen nicht gesammelt werden! Mit den ebenfalls gekennzeichneten Giftpflanzen ist die Selbstbehandlung verboten!
Das Wichtigste vor dem Sammeln der ausgewählten Heilpflanze ist ihre exakte Bestimmung; nur so lassen sich Verwechslungen mit giftigen Pflanzen vermeiden! Viele Heilpflanzen beispielsweise gehören zur Familie der Doldengewächse, in der es auch giftige Arten gibt. Deshalb muss sorgfältig bestimmt werden. Hilfen dabei sind die Pflanzenbeschreibungen im Steckbrief, die Zeichnungen und die Fotografien.
Gesammelt wird nur der arzneilich verwendete Pflanzenteil (wie im Steckbrief angegeben) – und niemals bei Regen, Nebel oder feuchtem Wetter. Der frühe Vormittag ist die günstigste Sammelzeit, die Pflanzen dürfen aber nicht mehr feucht sein vom Morgentau.
Es sollten nur saubere Pflanzen gesammelt werden. Schmutz und Staub machen sie wertlos. Sie dürfen nicht gewaschen werden (Ausnahme: Wurzeln). Achten Sie darauf, dass der Boden, auf dem die Pflanze wächst, und die Luft, die sie atmet, möglichst wenig, am besten gar nicht mit Schadstoffen belastet ist. Heilpflanzen sollte man niemals an vielbefahrenen Straßen und in der Nähe von Autobahnen sammeln. Auch die weitere Umgebung von Feldern und Weiden, die mit Unkrautbekämpfungs- oder sogenannten Pflanzenschutzmitteln bearbeitet wurden, sollten Sie als Sammelplätze für Ihre Heilpflanzen meiden, weil diese zum Teil auch giftigen Substanzen vom Wind weit in die Umgebung getragen werden können.
Die Blätter sollten ganz jung, doch voll entfaltet gepflückt werden, die Blüten am besten kurz bevor sie sich öffnen. Wenn sie bereits voll erblüht sind, dann besser junge und frische verwenden.
Ganze Kräuter, also alle oberirdischen Pflanzenteile, sammelt man zu Beginn der Blütezeit. Früchte werden vollreif geerntet.
Wurzeln werden ausgegraben, wenn sie kräftig und voll entwickelt sind. Das Gleiche gilt für Wurzelstöcke. Rinden werden von jungen Zweigen geschält; im Frühling lösen sie sich leicht ab.
Das Trocknen von Heilpflanzen verhindert, dass pflanzeneigene Fermente die Wirkstoffe umwandeln oder abbauen. Außerdem wird Pilzen und Bakterien durch die Trocknung der Nährboden entzogen. Das Trocknen von Heilpflanzen ist als Konservierung anzusehen und muss nach der Ernte schnell und schonend geschehen. Richtig ist dafür ein luftiger, schattiger Platz; in der prallen Sonne verlieren die Heilpflanzen leicht die in Blüten, Blättern und Früchten enthaltenen ätherischen Öle. Am besten breitet man das Sammelgut auf einem Sieb oder einer Darre (spezielle Trockenvorrichtung) in dünner Schicht aus und trocknet es an einem luftigen, aber nicht zugigen Ort. Ganze Pflanzen (Kräuter) kann man auch gebündelt luftig aufhängen.
Bei künstlicher Wärme können Heilpflanzen ebenfalls getrocknet werden, wenn man auf die richtige Temperatur achtet.
Alle Pflanzen und Pflanzenteile, die aromatisch riechen – sie enthalten ätherische Öle –, dürfen nur bei einer Temperatur bis zu 35 °C getrocknet werden. Die anderen Pflanzen oder Pflanzenteile vertragen eine Trockentemperatur bis zu 60 °C.
Wichtig ist die Luftzirkulation, damit Gärung oder Fermentierung vermieden wird.
Bei den Heilpflanzen, die nicht nach diesen Regeln getrocknet werden dürfen, sind in den Steckbriefen andere Verfahren beschrieben. Wurzeln und Wurzelstöcke sollten, sofern es sich nicht um sehr feine Wurzeln handelt, halbiert werden, Knollen werden in Scheiben geschnitten.
Ist das Sammelgut trocken, muss die Droge in luftdicht schließenden, mit entsprechend beschrifteten Etiketten versehenen Gefäßen, vor Licht und Feuchtigkeit geschützt, aufbewahrt werden. Weißblech, Holz oder getöntes Glas sind die geeigneten Materialien, die sich für diesen Zweck gut hernehmen lassen, oder man besorgt sich in der Apotheke spezielle, zur Aufbewahrung bestens geeignete Tütchen. Plastik (PVC) ist dagegen ungeeignet, denn es wird durch die Einwirkung ätherischer Öle weich.