Vorbemerkung

Platons ›Politeia‹ ist das wirkmächtigste Buch der gesamten Philosophiegeschichte. Facettenreich und tiefgründig analysiert der griechische Philosoph das Prinzip der Gerechtigkeit und skizziert ein ideales Gemeinwesen, das ein gerechtes und glückliches Leben für alle seine Bürger gewährleistet. Als Stilmittel nutzt Platon einen fiktiven Dialog zeitgenössischer Denker – darunter sein Lehrer Sokrates – der dazu dient, das Für und Wider aller Positionen abzuwägen. Manche Züge in Platons Idealwelt sind radikal, wie die Abschaffung von Familie und Privateigentum für bestimmte Teile der Gesellschaft. Viele andere sind vernünftig und nachvollziehbar, und wirken bis heute auf zahllose Aspekte der Gesellschaft, vom ganzheitlichen Denken, der Einheit von Seele und Körper, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Bedeutung musischer Erziehung, Altruismus, Führungskultur, bis hin zum Rehabilitationsgedanken beim Strafvollzug.

Demokratie ist für Platon nicht die optimale Staatsform, sondern sie stellt eine Übergangsphase dar. Zwar genießen die Bürger hier zahlreiche Freiheiten: Niemand muss in den Krieg ziehen oder ein Amt übernehmen, die freie Rede ist gewährleistet, alles geschieht auf freiwilliger Basis. Als Folge werden allerdings gesetzliche Vorschriften häufig missachtet, verhängte Strafen teils nicht vollstreckt, Anarchie breitet sich aus. Übermut, Verschwendungssucht, Schamlosigkeit und Haltlosigkeit kennzeichnen die Lebensweise der tonangebenden Kreise in der Demokratie. All das wirkt destabilisierend und lässt das Gemeinwesen schließlich ins Gegenteil kippen: die Tyrannenherrschaft.

Demgegenüber entwirft Platon ein Modell der Herrschaft der Weisen, der ›Philosophenherrscher‹, die ihre Führungsrolle auf Grund ihrer Bildung und ihres tiefen Einblicks in die Natur der Dinge erlangen. Die wohl berühmteste Passage der Politeia, das Höhlengleichnis, soll diesen Entwicklungsprozess verdeutlichen.

© Redaktion eClassica, 2018

Zum Autor: Platon (latinisiert Plato) (etwa 428 v. Chr. bis etwa 348 v. Chr.) war ein antiker griechischer Philosoph und Schüler des Sokrates. Die Vielseitigkeit seiner Leistungen als Denker und Schriftsteller machten ihn zu einer der bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte.