Für PiJu

Biber, was machst du da?

Fünf Autos sind mehr als drei Autos, acht Hasen sind weniger als zehn Hasen, drei Pilze sind weniger als sechs Pilze … Ich muss immer das richtige »Krokodil-Zeichen« setzen, 5 > 3 und 8 < 10 und 3 < 6. Pffff, dauert das lange, und es ist auch ein bisschen langweilig. Doch gerade, als ich das denke, passiert es: Es kichert unter meinem Schultisch. Das kann ja wohl gar nicht sein! Aber dann höre ich das Kichern wieder. Und plötzlich weiß ich, wer das ist.

Julius guckt mich schon komisch von der Seite an. Er sitzt neben mir, leider. Unsere Lehrerin Frau Puster hat nach den Weihnachtsferien eine neue Sitzordnung gemacht, immer Junge neben Mädchen. Na toll, dabei wollte ich doch neben meiner allerbesten Schulfreundin Lara sitzen, Lara mit den roten Locken und den irre vielen Sommersprossen. Meine Schulfreundin habe ich extra gesagt, denn meine allerbeste

Auf einmal ist da wieder dieses Kichern, und dann ruckelt es ziemlich doll in meinem Schulranzen.

Julius stößt mich an. »Dein Ranzen redet!«

»Quatsch mit Soße. Ranzen können nicht reden«, sage ich und klicke die Schnallen sicherheitshalber fester zu. Dabei klopfe ich ein bisschen auf den Ranzendeckel, damit Biber kapiert, dass er leise sein soll. Keiner in der Klasse darf von Biber wissen, nicht mal Lara, denn Biber ist ein Teil vom Rosa-Toni-Geheimnis.

Endlich habe ich die drei kleinen Hunde mit den drei großen Hunden verglichen: Es sind gleich viele Hunde, also schreibe ich 3 = 3, ist doch klar wie Kloßbrühe.

Ich höre ein Quieken.

»Manno, nicht so ruckeln. Sonst verschlucke ich mich noch an meiner Karotte!«

»Psst, Biber, bitte erst zu Hause …«, sage ich leise. Auf meinem Schulweg sind nämlich immer tausend andere Kinder. Und ich kann ja schlecht zu denen sagen: »Entschuldigung, aber ich muss kurz meinem sprechenden Kuschelbiber was erklären!«

»Hihi, das ruckelt und schuckelt!« Biber hört einfach nicht auf mit seinem Gequassel und seinem typischen Biberkichern.

Ich grinse und klopfe beim Laufen von hinten an den Ranzen. »Ruhe jetzt, du Frechdachs!«

Kurz darauf bin ich zum Glück schon bei unserer Haustür angekommen.

»Na, da hat es aber einer eilig«, sagt Mama. Sie nimmt mich in den Arm.

»Also, einen Teller Suppe wirst du wohl vorher noch schaffen«, antwortet Mama.

Beim Essen möchte Mama dann wissen, wie der Sportunterricht war, wie ich die neue Sitzordnung finde und ob ich mich diese Woche mit Lara verabreden will.

Ich sage immer nur Ja und Nein, weil ich für solche Sachen gerade wirklich keine Zeit habe.

Mama guckt mich ein bisschen grummelig an. »Alles klar, ich verstehe schon, ab nach oben mit dir!«

»Tut mir leid, ich habe einfach so schrecklich viel zu tun«, sage ich. Mit dem Ranzen auf dem Rücken renne ich hastig die Treppe rauf, sodass ich stolpere und fast hinfliege. Ich winke Mama beruhigend zu – nix passiert.

Jetzt muss Mama lachen.

 

»Biber, was fällt dir denn ein? Du kannst doch nicht heimlich in meinen Ranzen klettern!« Ich lasse die Schnallen des Ranzens aufschnappen, drücke Biber an mich und schnuppere an seinem weichen Bauch. Ein kleines bisschen riecht er nach Anspitzer und nach etwas anderem, es ist dieser besondere Schulgeruch.

»Ich mag nicht immer nur im Bett sein, das ist

Ted ist Tonis Teddybär, aber der ist natürlich mit ihr zusammen weggezogen. Es war wirklich seltsam: Kurz vor Tonis Umzug haben unsere Kuscheltiere plötzlich angefangen zu reden. Natürlich hatten wir vorher schon immer gespielt, dass sie reden können. Aber dann war es auf einmal echt. Das ist richtig witzig. Und richtig schön, weil es unser großes Geheimnis ist.

»Ich weiß …«, sage ich. »Ich will Toni doch auch so gern wiedersehen.«

In der Adventszeit war Toni mit ihrer Familie bei uns zu Besuch, zwei ganze Tage lang! Toni und ich haben mit Biber und Ted eine richtige Wiedersehensparty gefeiert, mit steinhartem Karottenkuchen und Matratzenlager.

Neulich hat zum ersten Mal meine beste Schulfreundin Lara hier übernachtet, und sie hatte ihren Kuschelpanda dabei. Am nächsten Morgen war Biber sauer, weil Kuschelpanda nämlich gar nicht reden konnte und die ganze Zeit nur langweilig vor sich hin geguckt hat, wie ein stinknormales Stofftier.

»Vielleicht kommt Toni ja zu meinem Geburtstag!«, fällt mir plötzlich ein. »Guck mal, Biber, jetzt ist schon Anfang März, und mein Geburtstag ist im April. Das ist überhaupt nicht mehr so lange hin.«

Biber nickt. »Liest du mir bitte noch mal Tonis letzten Brief vor?«

Biber schnurrt leise, als ich den Brief vorlese. Toni schreibt, dass sie mich vermisst und wie traurig Ted ist.

»Danke«, sagt Biber, als ich fertig mit Vorlesen bin. »Und jetzt würde ich gerne meine Haferflocken bekommen. Ich bin hungrig wie ein Bär … ähm, Biber!«

Wer hat unsere Lehrerin aufgegessen?

»Was machst du da?«, höre ich die Stimme von meinem Bruder Emil.

»Warum?« Ich fange an zu husten. Puh, ganz schön staubig hier. »Ich habe mich nur noch kurz ausgeruht.« Mit Biber im Arm robbe ich unter dem Bett hervor. Ich kann Emil ja schlecht sagen, dass wir zwei schon morgens um sieben Biberhöhle gespielt haben. Aber ich muss schließlich was dagegen unternehmen, dass Biber sich langweilt, sonst kommt er am Ende wieder auf dumme Ideen.

»Verstehe, ungewöhnlich … aber wahrscheinlich mal wieder so eine Rosa-Idee.« Emil lacht. »Wie ist es in der Schule?«

»Geht so. Ich sitze jetzt neben Julius, das ist doof.«

»Ha! Jungs neben Mädchen! So war es bei mir auch in der Ersten. Da musste ich neben Marie sitzen.«

»Ach, Quatsch«, sagt Emil schnell. »Also, was ist jetzt, sollen wir los?«

»Jaaa!«, rufe ich.

Einen großen Bruder wie Emil zu haben, ist toll! Wenn Emil nicht gerade Mathe lernen muss oder seine Freunde trifft, ist es richtig witzig mit ihm. Als ich letzten Sommer doch nicht mit Toni zur Schule gehen konnte, hat Emil mich morgens hingebracht. So war ich gar nicht allein. Emil ist schon auf dem Gymnasium, aber praktischerweise liegt meine Schule auf seinem Weg. An manchen Tagen laufen wir immer noch zusammen, obwohl ich jetzt natürlich genug Freundinnen habe, mit denen ich gehen könnte. Auf dem Weg treffe ich jedes Mal jemanden.

»Ich muss nur noch eine kleine Sache erledigen«, sage ich zu Emil.

Dann renne ich schnell in die Küche runter, um Biber ein paar Karotten und Gurken zu holen. Sonst knabbert er wieder mein Holzbett an, während ich weg bin. Das hat er schon mal gemacht. Genau wie Tonis Ted

 

Kurz darauf hüpfe ich neben Emil zur Schule. Hüpfen ist viel besser als normales Gehen, weil man dann dieses tolle Geräusch hört, wenn das Federmäppchen zusammen mit den Heften im Ranzen tanzt. Bei Emil hüpft nichts, sein Rucksack ist jeden Tag so vollgepackt und schwer, dass ich ihn fast gar nicht hochheben kann. In diesem Rucksack würde sich Biber ganz sicher nicht verstecken, das wäre ihm viel zu eng. Außerdem riecht es nicht so gut da drin.

Auf dem Schulhof sind schon meine Freundinnen: Emilia, Sophie, Luna und Lilien – und natürlich Lara. Klar, dass ich sie alle zu meinem Geburtstag einladen werde!

Meine Freundinnen spielen Stangenticken, und ich mache mit. Ich werfe meinen Ranzen auf den Haufen

Wir haben nur noch kurz Zeit zum Spielen, denn wenig später klingelt es schon. Alle schnappen sich ihre Ranzen und rennen los. Zuspätkommen mag unsere Klassenlehrerin Frau Puster nämlich nicht.