© 2021 Florian Fink Auflage 2

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

Illustration: Florian Fink

Coverbild: Florian Fink

ISBN 978-3-7543-0940-7

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Rückblick

Nachdem Timo im Unterricht Florian auf die Idee von einer Erfindung gebracht hatte, wandelte er diese in die Tat um. Bei der Erfindung handelte es sich um eine Uhr, wo eine Zeitmaschine eingebaut war, eine Zeitreiseuhr.

Bei dem ersten Test dieser Uhr landen beide Freunde in Konstantinopel und zwar im Jahr 330. In dieser Zeit regiert Konstantin, der Große, einer der berühmtesten byzantinischen Kaiser, die es je gegeben hat. Dieser herrschte auch noch im gesamten römischen Reich.

Diesen lernen sie aber unter rauen Umständen in seiner Residenz kennen. Nach dieser rauen Begegnung werden Timo und Florian sogar in ein Legionärsausbildungslager gesteckt, um zu römischen Kriegern ausgebildet zu werden. Und dort lernen sie den späteren Kaiser Constantius II. kennen. Allerdings als Caesar im Alter von 13 Jahren. Mit ihm freunden sie sich auch an und er hilft ihnen bei der Ausbildung zum Legionär. Dieser glaubt aber am Anfang noch, dass sie aus dieser Zeit stammen und aus Konstantinopel kommen. Dies ändert sich aber, als Timo und Florian sich beschließen, ihm die Wahrheit zu sagen. Er nimmt es auch später überraschend gut auf und will noch mehr von der Zukunft wissen. Timo und Florian erzählen ihm aber nichts Weiteres von der Zukunft.

Später kommt es dann auch noch zu einer Schlacht, in der Timo und Florian richtig kämpfen müssen. Aber diesen Kampf nutzen die Beiden aus, um wieder in das Jahr 2015 zu reisen. Und diese Reise treten sie dann auch vor den Augen ihres Freundes Constantius an.

Um das Verschwinden von Timo und Florian zu erklären, lügt er seine Legionäre an und diese glauben dem späteren Kaiser, während sich Timo und Florian in Florians Zimmer im Jahr 2015 befinden.

In Florians Zimmer

Florian und Timo saßen am Schreibtisch und bearbeiteten ihren Aufsatz über Konstantin I. Sie hatten schon eine ganze Seite verfasst. „Haben wir auch wirklich nichts vergessen?“, fragte Timo unsicher. „Nein, haben wir nicht. Aber wenn du mich ständig unterbrichst, dann vergesse ich etwas“, antwortete Florian. In diesem Moment schepperte es laut und dies ließ beide aufschrecken. Florian drehte sich zum Schrank um und sah, dass ihre römischen Rüstungen sich selbstständig gemacht hatten und aus dem Schrank gefallen waren. „Oh nein! Unsere römischen Rüstungen!“, sagte er entsetzt. „Florian! Was hat da eben gerade gescheppert?“, rief die Mutter hoch. „Es ist nur etwas umgefallen!“, rief Florian runter. „Dann stelle es wieder hin!“, forderte die Mutter von unten. „Ja, mach ich!“, bestätigte Florian. „Flo, ich glaube die Rüstungen können doch nicht hier bleiben. Wenn sie aus dem Schrank fallen, während deine Mutter hier oben putzt, wird sie sich fragen, wo die Rüstungen herkommen. Und dann kriegst du mächtigen Ärger“, erklärte Timo. „Ja, du hast Recht“, sagte Florian und zog sich seine Rüstung mit Geklapper an. „Ähm, was hast du denn jetzt vor? Du wirst doch wohl nicht etwa …?“ Timo brach dann wieder ab. „Doch, ich bringe die Rüstung zurück in das Jahr 330 und verstaue sie“, sagte Florian. „Aber Flo, da war doch gerade diese Schlacht im Gange, vor der wir geflohen sind!“, warnte Timo. „Ich weiß und deshalb befördere ich mich einen Monat später in diese Zeit und da wird, denke ich keine Schlacht mehr sein“, dachte Florian. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Es gab mal eine Schlacht, die über 100 Jahre lang ging. Das war der so genannte Hundertjährige Krieg. Der ging von 1337-1453. Und im Jahr 1453 war auch der Fall des byzantinischen Reichs“, erklärte Timo. „Okay, aber ich werde es trotzdem probieren. Ich kann mich ja schnell wieder hierher befördern, wenn diese Schlacht noch im Gange sein sollte“, sagte Florian und stellte seine Zeitreiseuhr ganz genau ein. „Warte mal. Bevor du jetzt abreist. Bist du sicher, dass du dann auch wieder genau dort landest?“, fragte Timo. „Mache dir darüber keine Sorgen. Das werde ich“, bestätigte Florian. „Dann passe bloß auf dich auf“, sagte Timo. „Das werde ich.“

Und schon war Florian mitsamt seiner Rüstung wieder verschwunden. Er landete im gleichen Wald, an derselben Stelle wo sie sich vor kurzem zurück in die Gegenwart befördert hatten. Florian konnte von weitem tatsächlich noch die Schlacht hören und entschied sich schließlich, sich noch einen Monat weiter zu befördern. Aber auch da hatte er wirklich Pech und so entschied er sich in das Jahr 337 zu reisen, um dort die Rüstung an einen sicheren Ort zu bringen. Dort hatte er dann auch Glück.

Timo dagegen wartete sich schon einen Wolf. „Mann! Wo bleibt er denn?“ Kaum hatte Timo diese Worte ausgesprochen, schon tauchte sein Freund wieder ohne Rüstung auf. „Verdammt Florian, warum hat das so lange gedauert?“, fragte dann Timo. „Nun ja, das Schlachten länger dauern, damit hattest du Recht. Ich habe meine Rüstung dann in das Jahr 337 gebracht“, antwortete Florian. „Aber um eine Rüstung zu verstauen, da braucht man doch keine 2 Stunden. Warum hat das so lange gedauert?“, fragte Timo. „Das ist jetzt Nebensache. Deine Rüstung bringe ich jetzt auch dahin“, sagte Florian, schnappte sich Timos Rüstung und verschwand mit einem Knopfdruck und Blitz.

„Irgendetwas verheimlicht er mir“, verdächtigte Timo. „Macht ihr auch fleißig eure Hausaufgaben?“, rief die Mutter hoch. „Ja! Machen wir“, rief Timo runter. Sein Blick ging anschließend auf eine Schublade, wo eine Ecke von einem Blatt hinausragte. Er öffnete diese und fand anschließend einen ganzen Stapel Zeichnungen vor. Timo nahm sich ein paar Zeichnungen und schaute sich diese an. „Oh, das ist ja eine Zeichnung von einer Zeitreiseuhr. Dieses Modell sieht aber irgendwie geiler aus.“ In diesem Moment gab es einen Blitz und Florian tauchte wieder auf. „Timo! Was machst du da mit meinen Privatsachen!“, ertönte Florians Stimme. „Ähm … nichts“, sagte Timo schnell. „Mensch Timo, das solltest du eigentlich nicht sehen“, ärgerte sich Florian. „Warum denn nicht? Die Zeichnungen sind doch wirklich toll“, lobte Timo. „Ich weiß. Zeichnen ist doch auch mein zweites Hobby. Das mache ich genauso gerne, wie Sachen zu erfinden“, sagte Florian. „Dieser eine Entwurf von der Zeitreiseuhr sieht viel cooler aus, als die Uhr, die du erfunden hast“, lobte Timo. „Das war das Vorgängermodell“, log Florian. „Was! Aber für ein Vorgängermodell, sieht dieses Teil viel zu cool aus. Warum hast du eigentlich nicht diese Version gebaut?“, fragte Timo neugierig. „Das hätte viel länger als drei Wochen gedauert. Wenn ich diese Uhr gebaut hätte, wärst du nach drei Wochen richtig enttäuscht gewesen“, antwortete Florian. „Ach so, verstehe. Du hast mich ja drei Wochen auf die Folter gespannt, was ich nicht gerade toll fand“, gab Timo zu. „Aber es hat sich gelohnt“, sagte Florian und tippte auf seine Zeitreiseuhr.

Sie arbeiteten dann noch an ihrem Aufsatz weiter und irgendwann neigte sich der Tag zum Ende und Timo ging beim Schein der Straßenlaternen nach Hause.

Florian aß mit seinen Eltern dann eine Pizza zum Abend und ging danach in sein Zimmer zurück. Dort setzte er sich dann auf sein Bett. „Ich hätte ihm vielleicht doch sagen sollen, dass ich mir die Kaiserkrönung von unserem Freund Constantius angesehen habe und ihm die Rüstungen gegeben habe. Aber dann wäre mein Kumpel bestimmt sauer auf mich und das will ich ja verhindern“, redete Florian mit sich selbst. Er nahm sich anschließend die Zeichnung von der Zeitreiseuhr, die Timo vor ein paar Stunden noch in der Hand gehabt hatte und darauf kam ihm anschließend eine Idee. „Das ist es! Ich werde diese Uhr hier auch noch bauen und überrasche Timo dann. Die sieht nämlich wirklich viel cooler aus und passt auch besser zu meinem Charakter. Der Bau wird zwar vier bis fünf Wochen dauern, aber das ist mir jetzt egal. Und meine jetzige Uhr werde ich dann Timo schenken. Dann besitzen wir beide eine Zeitreiseuhr“, plante Florian. Anschließend wusch er sich und legte sich danach schlafen, denn am nächsten Tag musste er wieder früh morgens um 6 Uhr aufstehen.

Die Rache des Geschichtsfreaks

Der nächste Morgen begann wie üblich. Timo saß in der Vorhalle der Schule und las in der Liste der Herrscher des byzantinischen Reichs. „Mann, um ganz ehrlich zu sein würde ich wirklich gerne jeden dieser hier aufgelisteten Kaiser besuchen. Aber das ist echt unmöglich. Na ja, zwei dieser Herrscher kenne ich ja schon. Aber wie wird wohl Kaiser Julian in den Jahren 361-363 sein?“, fragte sich Timo. Er blätterte weiter und stieß auf Kaiser Justinian I. „Dich werde ich auf jeden Fall noch kennen lernen“, sagte Timo stolz. „Schaut mal, der Typ redet mit sich selber und schaut sich irgendeine dämliche Liste an“, lästerte ein 12-jähriger Junge mit Kurzhaarschnitt. „Thomas, lass den armen Kerl doch in Ruhe. Der hat irgendeine psychische Macke. Er kann sich nur selber helfen“, erwiderte ein Mädchen mit Pferdeschwanz und ging in Richtung Schulhof. „Hey! Ich hab keine Macke! Das sind Schulaufgaben. Ich … probe nur mein Referat“, wehrte sich Timo und wendete sich wieder seiner Liste zu. „Justin II. Von 565-578. Wie wohl dieser Kaiser war?“, fragte sich Timo weiter. „Pass auf, dass dich das Papier nicht frisst“, sagte ein mittelgroßer Junge mit schwarzen Haaren. „Ob das wohl ein Nachfahre des schwarzhaarigen Legionärs ist? Hat ihm auf jeden Fall sehr ähnlich gesehen“, sagte Timo zu sich selbst und schaute sich dann wieder die Liste an. „Herakleios, 610-641. Mann, die hören sich alle einfach nur spannend an. Aber bei diesem Kaiser wird es bestimmt keine römischen Legionäre mehr geben. Das ist schon im Frühmittelalter und der hatte bestimmt Ritter als Krieger“, dachte Timo. Er ging weiter die Liste durch und stieß dann auf Kaiser Justinian II. „Oh, Justinian II. Von 685-695 und dann noch einmal von 705- 711. Was wohl zwischen den beiden Regierungsantritten war? Keine Ahnung. Das könnte man zum Beispiel mal herausfinden.“ Er schaute weiter und fuhr fort. „ Konstantin V. Dieser Kaiser regierte von 741- 775. War sogar im Exil von 742-743 und zwar in Phrygien. Was er da wohl gemacht hat und warum er wohl im Exil war? Also den müssen wir uns auf jeden Fall mal anschauen“, sagte Timo zu sich selber und kreiste den Kaiser mit seinem Füller ein.

Und so ging es immer weiter bis er dann wieder auf einen weiteren interessanten Kaiser stieß. „Konstantin VII. Regierte von 913-959. Ab 945 war er sogar Alleinherrscher. Also den müssen wir uns auf jeden Fall mal anschauen. Aber wer weiß, was uns in dieser Zeit wieder zustößt. Am Ende geht es uns genauso wie im Jahr 330 bei Konstantin den Großen und der Typ steckt uns in ein Ausbildungslager für Ritter. Ist durchaus möglich. Solche Alleinherrscher benötigen meistens neues Blut in der Armee. Aber egal. Abenteuer ist Abenteuer“, redete Timo mit sich selbst und kreiste den Kaiser ein. Danach ging er weiter die Liste durch. Nach einiger Zeit stieß er auf den Kaiser Nikephoros II. „Nikephoros II. Kaiser von 963-969. Also der Typ sieht so aus, wie man sich einen richtigen König vorstellt, war Mitkaiser von Basileios II. Okay, dann gab es da wohl mal zwei Kaiser. Na ja, es gibt ja auch Gegenkönige. Könnte man sich auch mal bei Gelegenheit anschauen, aber leider hat nur Florian die Zeitreiseuhr und ich besitze keine. Sonst hätte ich mir das mal auf Alleingang angeschaut und ich glaube Florian hat bestimmt keine Lust dazu, sich nur im byzantinischen Reich umzuschauen und irgendwelche Kaiser zu besuchen, die im Unterricht nicht behandelt werden“, dachte Timo und wendete sich wieder der Liste zu, die er sich jetzt weiter anschaute.

Außerhalb der Schule fuhr gerade ein Bus an und aus diesem Bus stieg sein Rivale Tobias Hasenpflug aus. Und natürlich waren seine beiden Kumpel Stefan und Christoph mit von der Partie. „Mal gucken, was unser Geschichtsfreak heute so mit sich schleppt, dass dann wieder schön im Mülleimer landet.“ „Mann! Die Nummer mit dem Mülleimer ist schon langweilig und hat einen meterlangen Bart. Hey Tobias, wir könnten sein Zeug doch mal ausnahmsweise nehmen und in eine dreckige Schlammpfütze schmeißen! Dann rastet der nämlich vollkommen aus“, gab sein Kumpel als Tipp. „Ach Chris, wir wollen es doch nicht gleich übertreiben. Unser Geschichtsfreak ist zwar vollkommen gestört und bescheuert, aber ich denke ein Mülleimer mit verfaultem Obst reicht völlig“, sagte Tobias und nahm seine Finger über die Nase und lachte. „Hey Kumpel, was machst du eigentlich mal wenn er irgendwann seine Faust gegen dich erhebt?“, fragte Stefan. „Ach Quatsch! Der ist doch viel zu schwach auf den Knochen und zu bescheuert dafür! Das wird er nicht wagen“, dachte Tobias und lachte.

Timo befand sich jetzt bei der letzten Liste der byzantinischen Kaiser, auf der sich nur noch zwei Kaiser befanden.

„Johannes VIII. und Konstantin XI. Das waren also die letzten beiden Kaiser des byzantinischen Reichs. Johannes VIII. regierte von 1425-1448 und Konstantin XI. regierte von 1448-1453. Sein Nachfolger war dann Sultan Mehmed II. Das muss eine echt üble Schlacht gewesen sein, als Byzanz fiel“, las dann Timo und stellte sich diese Schlacht vor. Aber er wurde dann wieder aus seinen Gedanken gerissen.

„Wen haben wir denn da! Wenn das nicht unser kleiner Geschichtsfreak ist“, sagte Tobias in gemeinen Worten und stand in großer Gestalt vor dem sitzenden Timo, der sofort seine Listen in Sicherheit brachte. „Warum könnt ihr mich nicht mal in Frieden lassen!“, fauchte Timo. „Habt ihr das gehört, Jungs. Wir sollen ihn in Frieden lassen. Er möchte seine blöden Listen studieren“, erwiderte Tobias. Timo erhob sich anschließend mit einem roten Gesicht. „Oh mir schlottern ja schon die Knie. Sein Gesicht ist wutverzerrt. Was hast du denn jetzt vor? Willst du mir etwa in das Gesicht schlagen?“, höhnte Tobias. Timo schubste Tobias dann zu Boden. Die anderen Schüler blieben plötzlich stehen. Einige liefen raus und brüllten: „Hey! Hier gibt’s gleich eine Schlägerei!“

Wutentbrannt stand Tobias wieder auf. „Das hast du nicht umsonst gemacht, du kleine Kröte!“, fauchte Tobias und schubste Timo zu Boden. Dieser rollte sich aber wieder auf. „Was zum Teufel …!“ Und schon hatte er eine Faust im Gesicht und Tobias Nase blutete. „Na warte du Kröte!“, knurrte Tobias und stürzte sich mit blutverschmiertem Gesicht wieder auf Timo. Dieser rollte sich raus und nahm sich einen dicken Stock, den er dann wie ein Schwert hielt und schlug diesen gegen Tobias rechtes Bein.

Von der Vorhalle aus hörte man Anfeuerungsrufe. Mehrere Male flogen die Fäuste und man sah den Stock elegant durch die Luft schwingen. Aus dem Lehrerzimmer stürmten anschließend Lehrer nach draußen. „Was geht hier vor?“, fragte ein strenger Lehrer. Er hörte dann einen lauten Schmerzensschrei und sah Tobias zusammengekrümmt auf dem Boden liegen, mit der Hand an seinem rechten Bein. Timo stand nur da und zeigte mit seinem Stock auf Tobias; diesen ließ er aber langsam wieder sinken und er fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden. „AAAH! Mein Bein!“, jammerte Tobias und schrie dabei.

„Wer hat mit dieser Schlägerei angefangen?“, fragte der Lehrer streng. „Er!“, sagte Tobias schmerzverzerrt und zeigte auf Timo, dem es dann richtig mulmig im Bauch wurde. „Sag mal, bist du verrückt geworden mit Stöcken auf einen Schüler zu schlagen! Wir sind hier nicht bei den Gladiatoren! Sofort zum Direktor, auf der Stelle!“, forderte der Lehrer streng und sein Gesicht pulsierte vor Wut. Timo musste dann gehorchen und verließ das Schlachtfeld, was hier der Parkplatz der Lehrer war. Noch mehr Lehrer stürmten nach draußen. Zwei von ihnen trugen eine Liege, auf die Tobias anschließend gelegt wurde. Danach entschwanden die Lehrer im Krankenzimmer.

Florian stand fassungslos an der Ecke und starrte seinen besten Freund hinterher, wie er in der Tür zum Sekretariat verschwand. „Oh Timo, was hast du da verzapft“, sagte Florian und nahm die Hand vor das Gesicht.

Vor dem Direktor

Timo saß auf der Bank und wartete, bis der Direktor ihm Einlass gewährte. In seiner Hand hatte er die Liste der Kaiser, die er aber dann zur Seite legte. „Oh Mann. Was hab ich da getan! Die schmeißen mich jetzt bestimmt aus der Schule“, dachte Timo. Er wartete und wartete. Nach etwa einer halben Stunde hörte er einen Krankenwagen mit Sirene, der vor der Schule hielt. „Oh mein Gott!“, sagte er, noch nervöser werdend. Es dauerte dann eine Weile und er hörte den Krankenwagen anschließend mit Sirene wieder wegfahren. „Ich bin am Ende! Erledigt! Ich habe meinen Rivalen krankenhausreif geschlagen. Hätte ich bloß nicht die Fäuste erhoben“, regte sich Timo auf und nahm sich die Hände vor das Gesicht. Nach etwa zehn Minuten hörte er die Stimme seines Direktors. „Timo Schwarz! Eintreten! Sofort!“, forderte er. Timo bekam nun Schweißausbrüche und eiskalte Hände. Er stand zittrig auf und betrat das vornehm eingerichtete Büro des Direktors. Überall hingen Urkunden an den Wänden. Es gab Fächer mit Büromaterial und Briefpost. An der hinteren Wand befanden sich Schränke mit Akten. Der Direktor war ein halbgrauer älterer Herr mit Krawatte, Fliege und Anzug. Zusätzlich war er Brillenträger und vorne begann schon langsam eine Halbglatze. „Setz dich!“, forderte er. Auf dem Tisch lag ein Zettel, den er sofort erkannte. Und eine Akte auf der der Name Timo Schwarz stand. Bei dem Zettel handelte es sich um einen Verweis. „Guten … morgen … Sir“, stotterte Timo. „Timo Schwarz! Ich bin sehr überrascht! Ich hätte so etwas von dir nie gedacht!“, sagte er mit kräftiger Stimme. „Warten Sie, Sir. Lassen Sie mich bitte erklären“, bat Timo. „Da gibt es nichts zu erklären, Timo! Du hast den Schüler Tobias Hasenpflug so geschlagen, dass er ins Krankenhaus muss! Sein Bein ist angebrochen und muss wieder repariert werden! Das sind vier Wochen Aufenthalt im Krankenhaus! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht! Ich kenne dich schon seit der 1.Klasse und es gab noch nie Probleme mit dir! In deiner bisherigen Schulzeit bist du nie übel aufgefallen! Ich weiß, dass Tobias Hasenpflug ein Problemschüler ist und andere Schüler hänselt. Deshalb hat er auch schon Ärger am Hals. Er hat aber noch nie irgendjemanden verprügelt und besonders nicht mit harten Stöcken!“, brüllte der Direktor. „Sir, lassen Sie mich jetzt bitte erklären. Es ist jeden Morgen immer dasselbe. Ich sitze friedlich in der Pausenhalle und dann kommen sie. Das letzte Mal haben sie mir das Geschichtsbuch aus der Hand gerissen und in den Mülleimer geschmissen. Und dann drohen sie mir Prügel an, wenn ich sie verpetze. Und heute früh war es auch wieder dasselbe. Ich sitze friedlich in der Vorhalle und schaue mir die Liste an, die wir im Geschichtsunterricht bekommen haben. Wir nehmen gerade das Byzantinische Reich durch und wir müssen einen Aufsatz schreiben. Über drei Kaiser dieses Reichs. Diese Liste wollten sie mir wegnehmen und in den Mülleimer schmeißen. Ich wollte mir das nicht mehr länger ergehen lassen und habe mich gewehrt“, erklärte Timo. Aber der Direktor ließ seine Erklärung nicht durchgehen.

„Du hast Tobias krankenhausreif geschlagen! Und das ist eigentlich schon strafbar! Du kannst froh sein, dass du noch nicht 14 Jahre alt bist, denn ab 14 ist man strafmündig und man hätte dich wegen Körperverletzung anzeigen können!“ „Ich weiß. Es ist plötzlich über mich gekommen und ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. Und dann habe ich mich mit ihm wie in einer Arena in Rom geprügelt. Es tut mir leid. Es wird so etwas nie mehr vorkommen“, versprach Timo. „Ich weiß deine Ehrlichkeit wirklich zu schätzen Timo, aber Verweis ist Verweis! Du weißt, dass man nach vier solcher Verweise von der Schule verwiesen werden kann!“, erklärte der Direktor und gab Timo den Verweis. „Ich werde deinen Eltern über den heutigen Vorfall noch unterrichten! Und jetzt nimmst du deine Sachen und verschwindest schleunigst in den Unterricht!“, forderte der Direktor. Timo nahm seine Sachen und verließ wieder das Büro. Danach marschierte er den Gang zurück und verließ diesen nach links.

Timo konnte sich in den ganzen Unterrichtsstunden nicht mehr richtig konzentrieren. Er musste ständig an den Vorfall am Morgen denken. Auch wenn er ihn immer geärgert hatte, war er daran schuld, das Tobias jetzt vier Wochen im Krankenhaus war. Timo versuchte am Ende der Schule alleine zu sein, aber das gelang ihm nicht, denn sein bester Freund Florian fing ihn ab.

„Verdammt noch mal, Timo! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, dich mit diesem Volltrottel wie in einer Arena von Kaiser Augustus zu prügeln!“, schimpfte Florian. „Ich hab’s übertrieben und das weiß ich auch. Was glaubst du wie viel Ärger ich jetzt kriegen werde, wenn ich zuhause ankomme! Ich kriege bestimmt für den Rest meines Lebens Stubenarrest. Und noch dazu muss ich garantiert auch noch Schmerzensgeld zahlen“, erwiderte Timo. „Du hättest dich nicht wie ein Irrer mit deinem Rivalen prügeln sollen! Du hättest ihn einfach ignorieren sollen. Und jetzt hast du deinen 1. Verweis kassiert und noch viel mehr Ärger am Hals. Das hättest du dir alles ersparen können!“, erklärte Florian in ernsten Worten. „Ich weiß. Das mit dem römischen Duell war absolut übertrieben von mir“, gab Timo zu. „Okay, wir sehen uns dann vielleicht heute Mittag und dann können wir uns noch ausführlich darüber unterhalten“, sagte Florian und verabschiedete sich. „Am besten reist du in die Vergangenheit und verhinderst das mit dem römischen Duell.“ „Nein, das tue ich jetzt nicht. Tut mir leid, aber das musst du jetzt selber ausbaden“, gab Florian als Antwort. „Mist verdammter!“, ärgerte sich Timo.

Hausarrest

Als Timo nach Hause kam, wurde er schon mit einem sauren Gesicht seiner Mutter erwartet. Ihre Stirn pulsierte vor Wut und schlug Falten. Sie schnappte Timo schmerzhaft am Arm und zog ihn in das Haus. „Aua!“, jammerte dieser. „DU HAST JETZT EINE GANZE MENGE ÄRGER, JUNGER MANN!“, zischte seine Mutter.

Anschließend schüttelte sie ihn kurz durch und fuhr danach fort. „Eben gerade hat mich dein Direktor angerufen und gesagt, du hast einen so verprügelt, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste! Ich kann’s einfach nicht fassen! Mein Sohn fängt eine Schlägerei an, obwohl ich ihn dazu erzogen habe, so etwas nicht zu tun! WAS IST NUR IN DICH GEFAHREN! Was glaubst du, was dein Vater heute Abend mit dir machen wird!“, schimpfte die Mutter und ihr Gesicht war knallrot. „Mama, lass mich bitte erklären!“, bat Timo.

Aber auch sie ließ Timo nicht richtig zu Wort kommen. „Da gibt es nichts mehr zu erklären, Timo! Du hast jemand so verprügelt, dass er in das Krankenhaus muss! Du verschwindest jetzt sofort in deinem Zimmer und kommst erst wieder runter, wenn ich dich rufe!“, forderte die Mutter und zeigte mit dem Finger das Treppenhaus nach oben. Timo nahm sein Zeug und stampfte die Treppen hoch. Danach verschwand er in seinem Zimmer und schlug die Tür mit voller Wucht zu. „TÜREN WERDEN SCHON MAL GAR NICH GESCHMISSEN, FREUNDCHEN!“, schrie die Mutter wutentbrannt nach oben.

In seinem Zimmer setzte sich Timo anschließend auf das Bett und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Oh Constantius, was habe ich da nur angerichtet. Ich kriege mit Sicherheit für den Rest meines Lebens Hausarrest“, redete Timo mit sich selber und blickte auf den Namen Constantius II. in seiner Herrscherliste. Danach legte er diese an die Seite und dachte nach. „Hätte ich doch bloß nicht die Kontrolle über mich verloren, dann wäre das alles nicht passiert. Aber Tobias ist ein Vollpfosten und ein Idiot! Nur jetzt liegt er im Krankenhaus und ich darf es ausbaden“, redete Timo mit sich selbst. Er dachte dann an die Zeitreiseuhr, die sich bei Florian befand. „Verdammt! Hätte ich eine eigene Zeitreiseuhr, dann würde ich mich auf jeden Fall daran hindern, dieses blöde römische Duell mit ihm zu machen. Aber die Uhr ist bei meinem Kumpel, weil ja er nur eine hat“, ärgerte sich Timo.