image

Jules Bennett, Cathy Williams, Rachael Thomas

JULIA SOMMERLIEBE BAND 27

IMPRESSUM

JULIA SOMMERLIEBE erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SOMMERLIEBE
Band 27 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2015 by Jules Bennett
Originaltitel: „A Royal Amnesia Scandal“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban

© 2015 by Cathy Williams
Originaltitel: „The Wedding Night Debt“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Beatrice Norden

© 2015 by Rachael Thomas
Originaltitel: „From One Night to Wife“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Tina Beckmann

Abbildungen: toxawww / Thinkstock, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733705879

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

 

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

JULES BENNETT

Zeig mir das Paradies, Traumprinz!

Nach einem Unfall kann Millionär Luc Silva sich an nichts erinnern – nur daran, dass er mit der hübschen Kate verlobt ist. Gemeinsam verbringen sie ihren Sommerurlaub am Meer. Romantischen Tagen am Strand folgen heiße Nächte in Lucs Bett. Alles scheint perfekt! Da kehrt sein Gedächtnis allmählich zurück, und Luc ahnt: Kate ist nicht die, für die er sie hält …

CATHY WILLIAMS

Karibische Küsse

„Du willst die Scheidung?“ Geschäftsmagnat Dio Ruiz ist außer sich! Denn noch immer schuldet seine Frau Lucy ihm eine Hochzeitsnacht! Trotzdem erklärt er sich bereit, sie freizugeben – aber nur unter der Bedingung, dass sie verspäteten Flitterwochen in der Karibik zustimmt. Dios Plan: Lucy im tropischen Inselparadies endlich zu der Seinen zu machen!

RACHAEL THOMAS

Sommerzauber der Liebe

Wild pocht Serenas Herz, als sie Nikos Petrakis auf Santorini wiedertrifft. Nie hat sie jene schicksalhafte Sommernacht mit ihm vergessen, nie zuvor hat ein Mann derart heftige Gefühle in ihr geweckt. Und doch erscheint ihr der reiche Reeder jetzt wie ein Fremder! Serena ist verunsichert: Soll sie Nikos wirklich sagen, was sie ihm schon so lange verheimlicht?

IMAGE

Zeig mir das Paradies, Traumprinz!

1. KAPITEL

Er hätte in die Berge flüchten sollen, statt sich auf seinem neu erworbenen Anwesen auf einer Insel vor der portugiesischen Küste zu verstecken. Auf jeden Fall aber hätte er seine Assistentin nicht mitnehmen dürfen.

Selbst voll bekleidet hätte Kate Barton jeden Mann schwach gemacht. Doch in diesem atemberaubend knappen Bikini mit einem fast durchsichtigen, über den tollen Brüsten verknoteten Nichts von einem Überwurf brachte sie Luc Silva vollkommen aus der Fassung. Die Frau hatte Kurven. Sie war nicht spindeldürr wie ein Model, sondern ihr mörderisch attraktiver Körper besaß genau die richtigen Rundungen und Mulden. Dabei stellte Kate sich keineswegs bewusst zur Schau. Es war einfach nicht zu übersehen, dass die Natur sie sündhaft verschwenderisch ausgestattet hatte. Selbst im Kostüm schlug die Frau jedes Designermodel.

Mit einer Verwünschung brauste Luc zur Anlegestelle zurück und sicherte den Jet-Ski. Er war hier, um den Medien zu entrinnen – vor allem aber jener Frau, die ihn getäuscht hatte. Warum bestrafte er sich dann mit dem nervenaufreibenden Anblick dieser wandelnden Versuchung?

Um für sich allein zu sein, hatte er Kate im Gästehaus untergebracht. Doch der Teufel wollte, dass der kleine Bungalow und das Haupthaus einen gemeinsamen Strand hatten. Luc hatte es für eine geniale Idee gehalten, diesen unberührten Zufluchtsort auf einer Privatinsel zu kaufen. Ohne Internetzugang und nur mit einer gelegentlichen Mobilnetzverbindung, war das Anwesen ein ideales Versteck für ein Mitglied der Königsfamilie von Ilha Beleza. Er wollte niemanden um sich haben, der wusste, wer er war. Genau das hatte er gesucht: einen Ort, an dem er völlig ungestört war. Doch nun war er hier ausgerechnet mit dieser besserwisserischen Sexbombe von Assistentin gelandet.

Und nicht nur das – die Renovierungsarbeiten auf dem Anwesen waren noch nicht abgeschlossen. Er hatte es einfach nicht mehr abwarten können, dem Trubel bei Hof zu entrinnen.

So weit konnte eine verlogene Verlobte einen Mann bringen!

„Ihr Gesicht ist ziemlich rot – hoffentlich haben Sie sich keinen Sonnenbrand geholt.“

Luc hielt auf Kate zu und ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten. Hatte sie sich absichtlich so aufreizend auf der Strandliege ausgestreckt, oder hatte sie einfach ein natürliches Talent dafür, Männer zu foltern? Sie hatte den Überwurf abgenommen und bot ihren üppigen Körper unverhüllt im leuchtend roten Bikini dar, der nur aus Spaghettiträgern und winzigen Stoffdreiecken zu bestehen schien.

„Ich habe keinen Sonnenbrand.“ Betont gemächlich stapfte Luc durch den heißen Sand heran.

„Haben Sie wenigstens Sonnencreme benutzt?“ Um nicht geblendet zu werden, hielt Kate eine Hand vor die Stirn, sodass ihre Brüste sich hoben.

Das fehlte ihm gerade noch – sich mit der beachtlichen Oberweite seiner Assistentin auseinandersetzen zu müssen! Er hatte sie begehrt, als er sie vor einem Jahr eingestellt hatte. Und – verflixt! – daran hatte sich nichts geändert.

Aber zweifellos war Kate die beste Assistentin, die er je gehabt hatte. Ihre Eltern arbeiteten schon lange für seine Familie, sodass es sich fast von selbst ergeben hatte, Kate einzustellen.

Eine Entscheidung, die er jedes Mal infrage stellte, wenn seine Hormone bei ihrem Anblick verrücktspielten.

Dabei ließ er sich mit Angestellten grundsätzlich nicht ein. Seine Eltern und er hielten gesellschaftliche und geschäftliche Verbindungen stets auseinander, um Medienspekulationen oder Skandalen vorzubeugen. Darauf achteten sie streng, nachdem vor Generationen ein Eklat und peinliche Gerüchte die Runde gemacht hatten, als eine Bedienstete angeblich Familiengeheimnisse ausgeplaudert hatte, die besser hinter verschlossenen Türen geblieben wären.

So hatte Luc sich vor einiger Zeit mit Alana verlobt, um zu verdrängen, wie stark er sich zu Kate hingezogen fühlte.

Vor drei Monaten hatte er mit seiner Verlobten endgültig vor den Traualtar treten wollen, vor allem, nachdem Alana ihm eröffnet hatte, schwanger zu sein. Außerdem musste er endlich heiraten, um die Krone von Ilha Beleza beanspruchen zu können.

Nun, nach der Trennung von Alana, musste er um jeden Preis versuchen, seinen Anspruch auf den Titel durchzusetzen. Das Problem war, dass ihm nur wenige Monate blieben, um dem Volk eine neue Heiratskandidatin vorzustellen. Sobald er an der Regierung war, würde er das veraltete Gesetz ändern. Er ging jetzt auf fünfunddreißig zu, doch eine feste Bindung war das Letzte, was ihm vorschwebte. Mit dem heiligen Stand der Ehe hatte er nichts im Sinn … schon gar nicht jetzt, nachdem seine Verlobte ihn hintergangen hatte.

„Durch Stirnrunzeln dürfte die Rötung kaum besser werden“, rief Kate ihm zu, als er an ihr vorbeiging.

Manchmal fand Luc es großartig, dass sie ihn nicht als Royal, sondern wie einen ganz normalen Mann behandelte. Im Moment allerdings nicht.

Vor den Stufen zu der breiten Terrasse mit den bequemen Loungemöbeln drehte er sich um. „Haben Sie das Interview mit dem amerikanischen Journalisten abgesagt?“

Gelöst legte Kate sich zurück, ließ den Arm sinken und schloss die Augen, um ihre Haut von der Sonne küssen zu lassen.

„Ich habe die Medientermine für die Hochzeit und alles, was mit Alana zu tun hat, abgeblasen“, informierte sie ihn, „und Ihre Exklusivinterviews auf später im Jahr nach der Krönung verlegt. Bis dahin dürften Sie alles bewältigt und die Zügel fest in der Hand haben.“

Luc schluckte. Kate war nicht nur seine rechte Hand, sondern auch seine beste Stütze und Public-Relations-Beraterin. Zuverlässig kümmerte sie sich um alles, was ihn bei den Medien ins beste Licht rücken konnte. Und gelegentlich beschönigte oder frisierte sie die Wahrheit auch ein bisschen, um das Image der Königsfamilie mit möglichst viel Sympathie und Glanz zu umgeben.

„Ich habe den Medienvertretern erklärt, Sie machten im Moment eine schwierige Zeit durch. Vor allem habe ich auf Ihren Schock über die Fehlgeburt hingewiesen und um Zurückhaltung und Rücksichtnahme auf den Schicksalsschlag gebeten, der Ihre Familie getroffen hat.“

Kate hob ein Knie, sodass ihr Bikinihöschen einen Streifen helle Haut freigab. Wie magnetisch angezogen flog Lucs Blick zu der nackten Stelle. Am liebsten wäre er auf die Knie gesunken, um sie aus der Nähe zu erkunden.

„Wenn Sie mich genug angestarrt haben, sollten Sie ins Haus gehen und Après-Lotion auftragen“, riet sie ihm, ohne die Augen zu öffnen.

„Wenn Sie sich etwas anziehen würden, käme ich gar nicht auf den Gedanken zu starren.“

Ihr amüsiertes Lachen übertönte die Meeresbrise und machte ihn verrückt. „Dann könnte ich nicht braun werden. Seien Sie froh, dass ich immerhin den Bikini anhabe. Ich hasse weiße Streifen.“

Luc presste die Lippen zusammen und versuchte, das Bild aus seiner Fantasie zu verbannen. Ohne Erfolg. Beim Anblick von Kate, die sich nackt sonnte, würde ihr jeder Mann zu Füßen liegen. Er unterdrückte ein Stöhnen und stapfte die Stufen zum Haupthaus hinauf. Natürlich forderte Kate ihn bewusst heraus. Und er ließ es zu, weil er an einem Schwachpunkt seines Lebens angekommen war. Außerdem musste er sich eingestehen, dass seine Assistentin ihn gefährlich durcheinanderbrachte. Teufel noch mal, er hatte einer anderen Frau die Ehe versprochen – trotzdem hatte er selbst nach seiner Verlobung mit Kate schlafen wollen.

Es war völlig unmöglich, sich mit Angestellten einzulassen. In diese Falle zu tappen, konnte er sich nicht leisten. Außerdem stand er voll hinter der Hausregel der königlichen Familie, nie etwas mit dem Personal anzufangen.

Kate und er lagen geschäftlich auf einer Wellenlänge. So musste er es sehen. Ihre Beziehung war rein beruflicher Natur, und dabei würde es bleiben. Punkt. Kate arbeitete für ihn, sie stand ihm zur Seite und machte sich für ihn stark, egal was kam. Auf keinen Fall durfte er diese Zusammenarbeit gefährden, indem er mit ihr ins Bett ging.

Sie war ebenso schockiert gewesen wie er, als Alanas Schwindel mit dem Baby aufgeflogen war. Damals hatte Kate ausnahmsweise keine spitze Bemerkung gemacht oder versucht, witzig oder ironisch zu sein. Prompt war sie zur Tat geschritten, hatte alle Anrufe entgegengenommen und überaus feinfühlig Gründe für die Auflösung der Verlobung angeführt.

So war es dann auch Kates geniale Idee für die offizielle Pressemitteilung gewesen, mit der er seinen Stolz retten konnte. Sie hatte die Medien informiert, Alana habe eine Fehlgeburt erlitten und das Paar habe sich in freundschaftlichem Einvernehmen getrennt. Anfangs hatte Luc einfach mit der Wahrheit herausrücken wollen, doch er war so verletzt gewesen über die Lüge seiner Verlobten, dass er sich für diese Variante entschieden hatte, um das Gesicht zu wahren.

Trotz seiner ständigen Wortgefechte mit Kate war ihm in dem Dilemma bewusst geworden, dass er ohne sie nicht auskam.

Und selbst vor dem Debakel mit seiner Verlobten hätte er oft genug am liebsten die Flucht ergriffen, um als Royal kritischen Situationen zu entrinnen. Da war ihm der Geistesblitz gekommen, die Inselvilla zu kaufen, obwohl sie umfassend modernisiert werden musste. Schon der atemberaubende Blick aufs Meer hatte ihn auf Anhieb überzeugt. Der riesige Pool und die üppigen Gartenanlagen verrieten, dass die einstigen Besitzer es geliebt haben mussten, sich im Freien aufzuhalten. Und endlich hatte Luc hier nun auch eine Anlegestelle für seinen Jet-Ski und das Boot.

Dumm nur, dass die ungeplante Auszeit ihn gezwungen hatte herzukommen, ehe die Umbauten beendet waren. Mit der Begründung, er wolle sich in der Villa aufhalten, hatte Kate die Arbeiter für zwei Wochen beurlaubt. Glücklicherweise hatte die Baufirma bereits einige Räume fertiggestellt, darunter auch das Hauptschlafzimmer.

Luc streifte die nasse Badehose ab und betrat die gläserne Duschkabine. Sie war von tropischen Pflanzen umgeben, die das Gefühl vermittelten, im Freien zu duschen. Das Bad war direkt an das Schlafzimmer angeschlossen und gehörte zu den Annehmlichkeiten, die er besonders schätzte. Hier fühlte er sich mitten in der Natur und genoss die Privatsphäre, die sein Neuerwerb garantierte.

Unwillkürlich stellte Luc sich vor, er stünde gemeinsam mit Kate in der geräumigen Dusche – und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Zum Beispiel daran, dass sie zehn Jahre jünger war als er … Sie hatte sich noch im Kindergarten getummelt und ihren ersten Zahn verloren, während er bereits den Führerschein machte. So. Das sollte ihm klarmachen, wie lächerlich es war, sich in sexuelle Fantasien über seine Assistentin zu verlieren … oder?

Wasserströme rannen ihm über den Körper, während er sich an die Glaswand stemmte und Gründe durchging, warum er auf keinen Fall mit seiner Assistentin schlafen durfte. Damit würde er nicht nur ihre Arbeitsbeziehung gefährden, sondern auch seine Thronfolge – falls die Medien von der Sache Wind bekamen. Ganz zu schweigen von der königlichen Hausregel, sich nie mit Angestellten einzulassen. Er konnte es nicht riskieren, den Ruf der Familie aufs Spiel zu setzen. Ein Megaproblem genügte im Moment vollauf.

Er durfte seinem Verlangen nicht nachgeben, sondern musste einen Weg finden, sich von Kate fernzuhalten. Wenn sie hier weiter halb nackt herumlief, würde er es nicht durchstehen, zwei Wochen lang mit ihr allein zu sein.

Kate scrollte die Termine der nächsten Wochen herunter und notierte sich die wichtigsten. Bei einigen würde sie im Internet nachfassen müssen, sobald sie wieder im Palast auf dem Festland waren. Luc mochte eine Weile abgetaucht sein, doch diesen Luxus konnte sie sich nicht leisten. Da er offenbar noch unter dem Schock der peinlichen Trennung von Alana stand und vor den Medien floh, musste sie die Dinge in die Hand nehmen. Wichtig war, den Entwicklungen stets einen Schritt voraus zu sein, sodass Luc in den Augen der Öffentlichkeit als reinster Unschuldsengel dastand, wenn der Wirbel sich gelegt hatte. Für sie als Assistentin war Schadensbegrenzung oberstes Gebot.

Schon als Kind hatte sie davon geträumt, für die königliche Familie zu arbeiten. Und Luc war schließlich nicht irgendein Royal, sondern der nächste König von Ilha Beleza …

Ursprünglich hatte Kate Modeschöpferin werden wollen. Oft hatte sie ihrer Mutter bei der Arbeit zugesehen, die bei Hof als kreative Designerin geschätzt wurde. Irgendwann hatte Kate jedoch entdeckt, dass sie ein besonderes Talent besaß, zu organisieren und im Dickicht der Geschäftswelt als Friedensstifterin und Vermittlerin aufzutreten. Die Arbeit verschaffte ihr Anerkennung und vermittelte ihr das zufriedenstellende Gefühl, etwas zu bewirken.

Nach dem Studienabschluss hatte es für sie nur eins gegeben: Sie wollte für die königliche Familie arbeiten, die sie seit der Kindheit kannte und bewunderte. Hier eine Vertrauensstellung einzunehmen, war ihr großer Wunsch gewesen.

Mit sechs war Kate Luc zum ersten Mal begegnet. Damals war er sechzehn gewesen. Danach hatte sie ihn nur gelegentlich zu Gesicht bekommen, wenn sie ihre Eltern zur Arbeit begleitete. Als Teenager hatte sie für Luc geschwärmt, doch er war zum Mann geworden und hatte sie gar nicht beachtet. So hatte Kate nur von ihm träumen können, während er mit den faszinierendsten Frauen im Palast auftauchte.

Eigentlich hatte sie sich nie vorstellen können, dass er heiraten würde. Doch als kurz vor seinem fünfunddreißigsten Geburtstag seine Krönung herannahte, schien Alana mit ihrer angeblichen Schwangerschaft genau den richtigen Zeitpunkt getroffen zu haben.

Pech für die verwöhnte junge Frau aus den besten Kreisen der Gesellschaft, dass ihre Hoffnungen auf ein Leben als Königin platzen mussten. Alana hatte Luc ausgetrickst und behauptet, ein Baby von ihm zu erwarten. Was letztlich dumm war, weil die Lüge sich nur kurz aufrechterhalten ließ. Die Verlobte hatte nicht damit gerechnet, dass Luc sich als verantwortungsvoller werdender Vater gebärden und sie zum Arzt begleiten würde – wo schnell herauskam, dass sie gar nicht schwanger war.

So blieb es Kate neuerdings erspart, Anrufe für „Lukey“ entgegenzunehmen, wenn er in Besprechungen oder sonst nicht greifbar war. Und natürlich war Kate froh, dass Miss Sexbombe unerwartet aus dem Rennen war – weniger, weil sie selbst so mehr Chancen bei Luc hatte, sondern weil die Frau ihr monatelang auf die Nerven gegangen war.

Während Kate Lucs Terminplan für die nächsten Wochen durchging, entdeckte sie lediglich Besprechungen mit Würdenträgern oder Mitarbeitern, die bevorstehende Hochzeit seines besten Freundes Mikos und „spontane“ Auftritte, bei denen die Reporter Fotos schießen, Luc jedoch nicht nahe genug kommen würden, um Fragen zu stellen. Ein kurzer Medienrummel beim Betreten eines Gebäudes, Schnappschüsse, die sein Grübchenlächeln einfingen – und schon würde die Fotoausbeute die Paparazzi mit begeisterten Schlagzeilen jubilieren lassen.

Im Laufe des Jahres hatte Kate versucht, Luc für wohltätige Projekte zu gewinnen, weil er als Thronfolger etwas bewirken und Projekte anstoßen konnte, die Menschen wirklich weiterhalfen. Was nützten Macht und Geld, wenn man sie nicht für weniger Schicksalsbegünstigte einsetzte?

In der Hauptsache oblagen Luc als Kronprinz Repräsentationspflichten und Auftritte zur Imagepflege seines Landes. Er war ein kluger Kopf, doch die Sorgen und Probleme der kleinen Leute interessierten ihn nicht, sodass Kate oft Mühe hatte, ihn als selbstlosen Wohltäter des einfachen Volkes und als strahlenden Ritter darzustellen.

Dabei hatte es auch viele Vorteile, für die Königsfamilie zu arbeiten. Sie hätte tot sein müssen, um nicht zu merken, wie sexy ihr Chef war. Mit einem schlichten Lächeln konnte Luc jede Frau zum Träumen bringen. Doch der Mann mochte noch so attraktiv sein, Kate legte Wert darauf, professionell zu bleiben.

Sie hatte einmal davon geträumt, ihn zu küssen. Na gut, zugegeben, einmal am Tag … Aber es wäre ein gewaltiger Fehler, sich davon leiten zu lassen, dass sie sich stark zu ihm hingezogen fühlte. Jeder kannte die Hausregeln der Royals, sich nie mit dem Personal einzulassen. Wenn sie ihre Grenzen vergaß, liefen sie und auch ihre Eltern Gefahr, die Stellung bei Hof zu verlieren. Und das durfte sie nicht riskieren, egal, was sie sich wünschte.

Seufzend stand Kate auf und legte den Terminplaner beiseite. Luc hatte sie gewarnt, das Gästehaus sei nur primitiv eingerichtet. Doch es besaß einen urtümlichen Charme und gefiel ihr. Die Räume waren nur spärlich möbliert, die vernarbten Hartholzböden mussten dringend repariert werden, und die Küche war sicherlich über dreißig Jahre alt − aber Kate hatte ihre Privatsphäre, fließendes Wasser, Strom und vor allem einen Strand für sich. Außerdem arbeitete sie hier längst nicht so viel, es ging nicht so chaotisch zu wie während der Hochzeitsvorbereitungen im Palast. Die aufreibenden Medieninterviews waren abgesagt oder verschoben worden.

Sie befand sich mit ihrem umwerfenden Chef allein auf einer einsamen Insel.

Alles in allem war sie gar nicht übel dran.

Kate verließ das kleine Haus durch die Hintertür und atmete die frische, salzige Seeluft tief ein. Beschwingt folgte sie dem von Büschen gesäumten Steinpfad zum Haupthaus und war froh, Luc herbegleitet zu haben, obwohl er sich hier gereizter, launischer und irgendwie brummig gab. Natürlich hatte er Grund genug, über Alanas Täuschung wütend und verletzt zu sein, obwohl er es nie zugegeben hatte. Aber Luc hatte von jeher den harten Kerl herausgekehrt und sich nie Empfindlichkeiten gestattet.

Zwar durchschaute Kate ihn, doch sie versuchte, möglichst nicht auf den Schwindel mit der Schwangerschaft zu sprechen zu kommen. Die Dinge sachlich professionell anzugehen, ohne sich von Gefühlen leiten zu lassen, war die einzig sichere Methode, für Luc zu arbeiten.

Kurz nachdem er sie eingestellt hatte, waren sie einmal so temperamentvoll aneinandergeraten, dass es fast zu einem Kuss gekommen wäre. Im letzten Moment hatte Luc sich zurückgenommen und ihr zu verstehen gegeben, dass er sich nie mit einer Angestellten einlassen, mit ihr ausgehen oder gar schlafen durfte.

Dennoch war es bei der gemeinsamen Arbeit, an langen Abenden, auf Auslandsreisen oder im Büro gelegentlich zu heißen Blicken und zufälligen Berührungen gekommen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war zweifellos gegenseitig.

Dann hatte Luc begonnen, mit Miss Sexbombe auszugehen, und das unbestreitbare Knistern zwischen Chef und Assistentin hatte sich verflüchtigt – jedenfalls, was Luc betraf. Typisch Playboy. Kate war sich lächerlich vorgekommen, auch nur mit dem Gedanken gespielt zu haben, ihren Gefühlen irgendwann nachzugeben.

Doch nun hatte das Schicksal sie unerwartet auf dieser einsamen Insel wieder zusammengewürfelt – und beide waren sie noch unverheiratet. Da hieß es für sie mehr denn je, unnahbar und professionell zu bleiben, obwohl sie Luc am liebsten das Designer-Outfit vom Leib gerissen hätte, um zu sehen, ob sich darunter von der Sonne unerreichte Stellen oder geheime Tattoos befanden. Die einzig sichtbare Tätowierung auf seinem muskulösen Nacken hatte genügt, um ihre Hormone jedes Mal auf Hochtouren zu bringen, wenn er sich das Hemd abstreifte.

Die Versuchung war groß, ihrem Verlangen nachzugeben, doch zu viel stand auf dem Spiel: die Stellung ihrer Eltern, und natürlich auch ihr eigener Job, wenn sie als Verführerin ihres Chefs dastand. Das würde sich in ihrem Lebenslauf nicht sehr gut machen.

Kate ließ das Handy liegen und überlegte, ob sie sich umziehen sollte. Doch da sie nur eine Minute – na ja, vielleicht fünf – mit Luc zusammen sein würde, verzichtete sie darauf. Sie wollte erneut versuchen, ihm ein Anliegen schmackhaft zu machen, das ihr seit einem Jahr auf der Seele brannte. Nach den jüngsten Turbulenzen in seinem Leben war er jetzt vielleicht etwas empfänglicher dafür.

Während Kate auf Sandalen über den Steinweg zum Haupthaus tappte und am Pool vorbeikam, legte sie sich nochmals zurecht, was sie Luc sagen wollte.

Vor dem Hintereingang breitete sich strahlend blau das Meer aus. Eigentlich bot sich hier von jedem Fenster oder Balkon ein atemberaubender Blick. Auch ihr Gästehaus war eine Unterkunft, wie man sie sich malerischer kaum erträumen konnte. Zwar waren auf dem Anwesen immer noch erhebliche Reparaturarbeiten notwendig, doch wenn alles fertig war, würde Luc hier ein wahres Paradies besitzen.

An den Glastüren blieb Kate stehen und klopfte an den Rahmen. Die Brise, die vom Meer herüberwehte, spielte mit ihrem Haar, ließ es um ihre Schultern tanzen und kitzelte sie. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Wind aufgekommen war und dunkle Wolken herantrieb.

Sturm … wunderbar! Endlich! Erwartungsvoll blickte Kate zum düster werdenden Himmel auf. Stürme hatten etwas Kraftvolles, sinnlich Aufpeitschendes an sich.

Erneut klopfte sie. Als Luc sich nicht meldete, schirmte sie die Augen mit den Händen ab und spähte durch die Fensterscheibe ins Haus. Von Luc nichts zu sehen. Der Knauf ließ sich leicht drehen, und sie betrat den geräumigen Salon. Von dort ging es direkt in die Küche, die etwas moderner als ihre eigene war. Mehr oder weniger entsprach der Stil im Haupthaus dem des Gästehauses, nur war alles sehr viel größer und weitläufiger. Die gesamte Rückfront bestand fast nur aus großen Fenstern und Türen.

„Luc?“, rief Kate, um ihn nicht unvorbereitet zu überfallen.

Hatte er sich hingelegt? Duschte er?

Ja, das war’s wohl. Sicher stand er unter der Dusche und ließ Wasser über seine kraftvollen Muskeln rinnen.

Stopp, Mädchen!

Sie war nicht hier, um ihren Chef zu verführen, sondern um ihn für ein Wohltätigkeitsprojekt zu erwärmen, das ihr sehr wichtig war. Wenn sie ihre Vorschläge so formulierte, dass Luc das Gefühl hatte, sie stammten von ihm, würde er sich hoffentlich dafür erwärmen und sich für Spenden an ein amerikanisches Waisenhaus stark machen, mit dem sie in seinem Namen schon länger in Verbindung stand. Aus Gründen, die er nicht zu kennen brauchte, lag ihr dieses Waisenhaus besonders am Herzen. Doch sie wollte nicht, dass er es aus Mitleid besuchte, sondern er sollte es aus eigenem Antrieb fördern, weil er erkannte, dass es eine gute Sache war.

Kate konnte die Zwillinge Carly und Thomas, die dort lebten, nicht vergessen und sorgte sich um sie. Im Moment war es ihr nicht möglich, etwas für die Kinder zu tun. Erst musste sie Luc dafür gewinnen, Gelder und Freiwillige für das Projekt zusammenzutrommeln. Beides war für Luc ein Klacks. Gerade jetzt müsste es ihm ein Leichtes sein, die erforderliche Zeit und genügend Spenden aufzutreiben, um den Kindern eine neue Welt zu eröffnen.

„Luc?“ Kate steuerte auf die breite, geschwungene Treppe mit dem schmiedeeisernen Geländer zu. Als sie sich daran lehnte, wackelte es unter ihren Fingern. Auch ein Posten für die Renovierung, merkte sie sich im Stillen vor. „Sind Sie dort oben?“, rief sie etwas lauter.

Sie wusste nicht einmal, in welchem Schlafzimmer er sich einquartiert hatte. Es gab eins im Erdgeschoss, ein zweites oben.

In Sekundenschnelle erschien Luc auf dem Treppenabsatz. Er trug nur seine Bräune und ein Handtuch. Kate hatte ihn oft genug in der Badehose gesehen und wusste, wie athletisch er gebaut war. Dennoch brachte sein Anblick ihre Hormone in Wallung, einmal mehr musste sie sich klarmachen, dass sie nur seine Assistentin war.

Eins stand fest: Ihr Chef war ein toller Mann!

„Entschuldigung“, sagte sie und blickte ihm ins Gesicht. Er durfte nicht ahnen, was sein Anblick in ihr auslöste. „Ich warte lieber, bis Sie sich angezogen haben.“

Schnell wandte sie sich ab und eilte in den Wohnbereich. Dort ließ sie sich auf ein altes Sofa sinken, über das eine gelbe Decke gebreitet war, bis die Renovierungsarbeiten abgeschlossen und die neuen Möbel geliefert waren.

Aufstöhnend legte sie den Kopf an die Sofalehne.

Lucas Silva war ein atraente príncipe – ein hochgradig attraktiver Prinz. Nachdem sie nun schon ein Jahr in Ilha Beleze lebte, gewöhnte sie sich zunehmend daran, portugiesisch zu denken.

Reiß dich zusammen, rief Kate sich zur Ordnung.

Ein Jahr lang riss sie sich nun schon zusammen und durfte sich nicht anmerken lassen, was sie für Luc empfand. Das könnte ihm so passen! Sie war nicht wie die anderen Frauen, die den Playboyprinzen umgarnten.

Kate strich sich das geblümte Neckholder-Kleid glatt, schlug ein Bein übers andere und setzte eine gleichmütige Miene auf, als sie das Tappen seiner nackten Füße auf dem Holzboden hörte.

„Tut mir leid, dass ich Sie beim Duschen gestört habe“, erklärte sie ihm, als er den tiefer liegenden Wohnbereich betrat. „Ich wollte eine Weile spazieren gehen, würde vorher aber gern noch etwas mit Ihnen besprechen.“

Er hatte sich in schwarze Shorts und ein rotes T-Shirt geworfen, doch Kate sah ihn immer noch halb nackt vor sich. Gefährliche Gedanken …

„Zurzeit arbeite ich nicht, falls Sie mit mir über Termine sprechen wollen.“ Luc ging durch den Raum und stieß die Terrassentüren weit auf, um die frische Brise hereinzulassen. Entschlossen stand Kate auf. Sie wollte ihn nicht verärgern, doch ihr Projekt war einfach zu wichtig, um es aufzuschieben.

„Da ist etwas, an das ich Sie erinnern möchte“, begann sie vorsichtig und folgte ihm. „Ich weiß, wir haben oft genug über Wohltätigkeitsprojekte gesprochen …“

Luc drehte sich um und hob abwehrend die Hand. „Auf so etwas lasse ich mich erst nach der Krönung ein. Im Moment will ich nicht mal daran denken. Mit Problemen bin ich randvoll eingedeckt.“

Kate verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich seinem Blick – der prompt zu ihrem Dekolleté wanderte. Na gut. Also war er gegen ihre Reize doch nicht ganz immun.

„Ich bin Ihre Termine für die nächsten Monate durchgegangen und habe eine Lücke entdeckt, wo sich etwas einschieben ließe … aber natürlich müssten Sie einverstanden sein.“

Luc schien angestrengt darüber nachzudenken, während Kate auf seine Antwort wartete. Wenn er sie so starr ansah, ahnte sie nie, was in ihm vorging.

Ehe sie wusste, wie ihr geschah, ließ Luc eine Fingerspitze über ihre nackte Schulter gleiten. Kate brauchte ihre ganze Willenskraft, um nicht zu erschauern.

„W-was soll das?“, brachte sie stockend hervor.

Als Luc den Finger über ihren Hals und den Nacken tanzen ließ, konnte sie ihn nur verwirrt ansehen. Was hatte er vor? Falls er sie verführen wollte, brauchte er sich nicht anzustrengen. Wenn er sie weiter so ansah, lief sie Gefahr, alle guten Vorsätze über Bord zu werfen.

Ein kleiner Ruck am Neckholder, und ihr Kleid würde zu Boden gleiten.

Unwillkürlich hielt Kate den Atem an und wartete: Jede Sekunde konnten ihre Träume wahr werden …

2. KAPITEL

Luc ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten. Was, zum Teufel, war über ihn gekommen, Kate so zu berühren? Er war ein tolo – ein Narr –, der Versuchung auch nur einen Moment zu erliegen.

Beim Anblick ihrer nackten Haut hatte es ihn einfach übermannt, um seine Willenskraft war es geschehen gewesen. Widerstrebend musste er sich eingestehen, dass er seelisch und körperlich überfordert war. Er brauchte ein sexuelles Ventil, jemanden, mit dem er sich austoben konnte. Aber natürlich nicht mit seiner Assistentin. Unabhängig davon, wie groß die Versuchung war …

Er hatte sich nicht beherrscht, das war das Problem. Als Kate so unerwartet am Fuß der Treppe stand, hatte sie ausgesehen, als würde sie gleich zu ihm heraufstürmen und sich ihm in die Arme werfen, wenn er ihr zu verstehen gäbe, dazu bereit zu sein. Und, misericórdia, er war reif für ein unverbindliches kleines Abenteuer. Aber nicht mit einer Angestellten. Wie hatte er die eiserne Regel vergessen können?

„Sie haben sich einen Sonnenbrand geholt.“ Erstaunlich, wie kraftvoll seine Stimme trotzdem klang. „Wie es aussieht, hätten Sie eine Sonnencreme dringender gebraucht als ich.“

Typisch, dass Kate den Kopf zurückwarf und die Hände in die Hüften stemmte, woraufhin sich der Stoff über ihren Brüsten gefährlich spannte. Langsam, aber sicher brachte die Frau ihn um.

Das Tabu, nicht mit Angestellten auszugehen, schloss natürlich auch ein, nicht mit ihnen zu schlafen. Teufel noch mal, nach der Geschichte mit Alana befand er sich in einer Zwickmühle. Gerade jetzt durfte er den Ruf seiner Familie auf keinen Fall gefährden. Außerdem stand sein Ansehen als Thronfolger auf dem Spiel, wenn er mit Kate ins Bett ging. Ein Augenblick der Schwäche konnte ihn alles kosten. Noch dazu würde er dann auch seine tüchtige Assistentin verlieren. Auf keinen Fall könnte er Kate nach einer solchen Eskapade weiter für sich arbeiten lassen. Und wenn sie sich gegen ihn stellte und auspackte, hätte sie den Medien eine Menge zu erzählen …

Schon deshalb musste er die Hände von seiner Assistentin lassen.

„Vielleicht können wir uns morgen gegenseitig eincremen“, schlug Kate ihm mit einem spöttischen Lächeln vor. „Jetzt sollten wir aber über das Charity-Projekt sprechen.“

Wohltätigkeit … das geringere von zwei Übeln. Sehr viel lieber hätte Luc ihre üppigen Kurven mit Sonnenmilch verwöhnt.

Jedenfalls hatte er im Moment keine Lust, sich wieder einmal mit ehrenamtlicher Arbeit zu beschäftigen. Finanziell unterstützte er mehrere Organisationen, doch seine Zeit war zu kostbar, die spendete er nicht. Es gefiel ihm sowieso nicht, wenn mächtige Leute Wohltätigkeit dafür benutzten, um ihr Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren. So ein König wollte er nicht sein … falls er überhaupt gekrönt wurde.

„Erst müssen wir eine Strategie entwickeln, um mir den Thron zu sichern“, erklärte er Kate. „Alles andere kann warten.“

Einen Moment schien sie angestrengt nachzudenken, dann nickte sie. Offenbar steckte sie zurück, was er bei ihr nicht gewohnt war. Auseinandersetzungen ging sie leider nie aus dem Weg.

„Sie planen doch etwas.“ Argwöhnisch betrachtete er sie. „Kommen Sie, Kate, raus mit der Sprache.“

„Aber nein … ich plane nichts.“ Ihr übertrieben freundliches Lächeln bestätigte seinen Verdacht. „Natürlich habe ich schon über Ihre Krönungszeremonie nachgedacht, aber bisher ist mir nichts Unschlagbares eingefallen … bis auf eine Blitzhochzeit, heißt das.“

Kate drehte sich um und wollte auf die Terrasse hinausgehen, doch Luc hielt sie am Arm zurück. Vorwurfsvoll blickte sie auf seine Hand, dann in sein Gesicht, doch er gab sie nicht frei.

„Wieso ist ausgerechnet dieses Wohltätigkeitsprojekt Ihnen so wichtig?“, stellte er sie zur Rede. „Sie haben es oft genug zur Sprache gebracht. Hören Sie, Kate, nennen Sie mir den Namen der Einrichtung, dann überweise ich den gewünschten Betrag.“

Ihr Gesichtsausdruck wurde weich, fast traurig. So kannte er sie gar nicht. „Mit Geld ist es da nicht getan.“

Geschickt entzog sie sich seinem Griff und eilte über die Stufen zum Strand hinunter. Sie wollte kein Geld? Das hatte er noch bei keiner Frau erlebt. Außerdem war eine großzügige Spende jeder Organisation hoch willkommen.

Kate überraschte ihn immer wieder. Wie er gab sie sich nicht so leicht geschlagen. Doch etwas an dem Projekt, auf das sie beharrlich immer wieder zu sprechen kam, gab ihm zu denken. Es musste sich um etwas handeln, das ihr wirklich am Herzen lag. Aus irgendeinem Grund schien sie sich ihm in dieser Sache nicht anvertrauen zu wollen. Seit einem Jahr arbeitete Kate für ihn, aber er kannte sie sehr viel länger, obwohl sie nicht in denselben Kreisen verkehrten.

Traute sie ihm nicht?

Kopfschüttelnd beobachtete Luc, wie Kate am Strand entlangschlenderte. Eine tolle Frau, wenn auch manchmal undurchschaubar. Schade, dass sie seine Assistentin war. Mit ihr als Bettgefährtin würde er die bevorstehende Krönung sehr viel zuversichtlicher angehen.

Luc blickte zum Himmel hinauf und bemerkte, dass sich dunkle Wolken zusammenballten. Am Horizont zog ein Sturm auf. Und Kate hatte ihm verraten, dass Mutter Natur sie in ihrer Urgewalt von jeher fasziniert hatte. Das passte zu Kate: Sie setzte sich durch und überrollte jeden wie ein Gewittersturm.

Besorgt überlegte Luc. Sollte er sie zurückrufen? Ach was, bestimmt kehrte sie jetzt um und kam wieder. Vielleicht verfolgte sie das Unwetter inzwischen schon fasziniert von ihrem Balkon aus.

Er beschloss, sich auf die Terrasse zu setzen und dort auf Kate zu warten. Sie wollten ja noch über das Wohltätigkeitsprojekt sprechen. Was war damit? Was hatte es mit der geheimnisvollen Institution auf sich? Und warum machte es Kate traurig, fast wortkarg, darüber zu sprechen?

Neben dem weitläufigen Pool ließ Luc sich auf eine Polsterbank sinken. Wie herrlich, sich an der frischen Luft aufzuhalten. Überhaupt war alles hier so, wie er es sich nur wünschen konnte: vom urigen steinernen Grillbereich bis zu den breiten Polsterbänken und Liegen am Pool, der unendlichen Weite, die sich überall um ihn auftat.

Zum x-ten Mal blickte Luc zum Strand, den Kate entlanggestapft war, aber er konnte sie nirgends ausmachen. War sie zurückgelaufen? Die Wolken türmten sich mittlerweile bedrohlich auf und bedeckten den Himmel nun völlig. Während eben noch friedliche Stille geherrscht hatte, hörte er jetzt ein Donnergrollen.

Als der erste dicke Regentropfen Luc auf die Wange platschte, blickte er erneut angestrengt in die Richtung, in der Kate verschwunden war. Die Sache gefiel ihm nicht … gefiel ihm ganz und gar nicht.

Teufel noch mal, er war der Nächste in der Thronfolge. Wie konnte er seine Hormone von einer zierlichen kurvigen Frau völlig durcheinanderwirbeln lassen und sie nach all den Monaten immer noch begehren?

Er fühlte sich extrem zu Kate hingezogen, das stand fest. Aber er musste stark bleiben. Hier war kein Platz für lustvolle Regungen. Er durfte den Ruf seiner Familie oder die Krönung nicht aufs Spiel setzen, nur weil er scharf auf seine Assistentin war.

Die orkanartige Urgewalt des Sturms war fantastisch gewesen. So etwas hatte Kate lange nicht mehr erlebt. Eigentlich hatte sie zu Hause sein wollen, ehe das Unwetter losbrach, doch dann hatte sie am Strand eine Höhle entdeckt, in der sie Schutz fand. Sie hatte der Versuchung nicht widerstehen können, fürs Erste dort zu bleiben. Vor dem schlimmsten Kräfteringen der Elemente hatte sie sich retten können, war jedoch völlig durchnässt.

Das Kleid klebte ihr am Körper, als sie sich endlich auf den Rückweg zum Gästehaus machen konnte. Nass, wie sie war, fror sie. Die Luft hatte sich abgekühlt, der Wind brauste noch immer, doch das konnte ihrer Stimmung nichts anhaben. Um zum Bungalow zu gelangen, musste sie an Lucs Terrasse vorbei. Erst jetzt fiel ihr auf, dass jemand am Anlegesteg eine Lampe und auch die Beleuchtung beiderseits der Terrasse eingeschaltet hatte. Inzwischen war es dunkel geworden. Sie war länger als beabsichtigt fort gewesen.

„Wo, zum Teufel, waren Sie?“

Lucs scharfer Ton ließ Kate zusammenfahren. Fast drohend stand er an der Tür des Wohnbereichs und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar. Ihr fiel auf, dass er immer noch die Kleidung vom Nachmittag trug.

„Wie bitte?“ Beim Näherkommen wurde Kate bewusst, dass er außer sich war. „Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass ich spazieren gehe. Mir war nicht klar, dass ich mich zurückmelden muss, Dad.“

Wütend presste Luc die Lippen zusammen. „Der Sturm hat sich schnell zum Orkan entwickelt, und ich war sicher, dass Sie zurückkommen würden. Was haben Sie sich dabei gedacht, einfach fortzubleiben?“

Es tat Kate gut, dass er sich Sorgen um sie gemacht und auf sie gewartet hatte. Allerdings gefiel es ihr nicht, dass er aussah, als würde er sie am liebsten erwürgen.

„Ich habe vom Palast und dem ganzen Rummel Reißaus genommen, um hier zur Ruhe zu kommen“, fuhr Luc sie aufgebracht an. „Sie sind hier, um mir zu helfen, wieder Tritt zu fassen und zu mir selbst zu finden. Wenn Sie das nicht können, verschwinden Sie wieder in den Palast. Ich habe keine Lust, die Wachen herzubestellen, weil Sie Aufpasser brauchen.“

Nun musste Kate lachen. „Das ist doch lächerlich. Ich bin erwachsen und brauche niemanden, der mich kontrolliert. Als Nächstes rufen Sie wohl noch meine Eltern an.“

Da Kates Vater Sicherheitschef und ihre Mutter die maßgebliche Designerin bei Hofe war, hatte Kate ihr Leben unter Adligen verbracht. Und inzwischen war sie Lucs Assistentin … fast so glamourös wie eine Königin, Prinzessin oder Herzogin.

Besonders gefiel ihr an dem Job, dass sie hinter den Kulissen unauffällig, aber wirkungsvoll aktiv werden konnte. Als Assistentin des Thronfolgers kam ihr eine wichtige Rolle als Reisebegleiterin und Public-Relations-Beraterin zu. Sie verdiente ausgezeichnet und konnte Gutes bewirken, ohne selbst im Rampenlicht zu stehen. Jetzt hoffte sie, Luc als Sponsor für das Waisenhaus zu gewinnen, das ihr so am Herzen lag. Dort hatte man sich ihrer einst liebevoll angenommen, sie betreut und gefördert, bis sie adoptiert worden war. Jetzt war es ihr möglich, sich für diese Liebe und Großherzigkeit auf ihre Weise erkenntlich zu zeigen.

„Ihr Vater würde mir recht geben.“ Luc kam näher und packte sie beim Arm. „Gehen Sie nie mehr ohne Handy aus, Kate. Was ist, wenn Ihnen etwas zustößt?“

„Ihre Sorge um mich in Ehren, Euer Hoheit, aber deshalb brauchen Sie sich nicht wie ein Neandertaler auf mich zu stürzen.“ Sie versuchte, sich aus Lucs Griff zu befreien, doch er ließ sich nicht beirren. „Wo liegt das Problem? Ich bin spazieren gegangen und nun wieder da. Machen Sie nicht so ein Theater. Sie wollen nur nicht zugeben, dass Sie Angst hatten.“

„Angst?“ Er beugte sich so nahe zu ihr vor, dass sie die Goldpünktchen in seinen Augen sehen konnte. „Von Angst kann nicht die Rede sein. Ich rege mich nur über Ihren Leichtsinn auf.“

Kate hatte keine Lust, sich von ihrem Chef herunterputzen zu lassen, nur weil er wütend auf sich selbst war.

Im Moment wollte sie nur noch das nasse Kleid loswerden und sehnte sich nach einem heißen Schaumbad. Direkt neben ihrem Schlafzimmer gab es eine in den Boden eingelassene Badewanne. Hoffentlich funktionierte die Warmwasserversorgung. Kate hatte sie noch nicht ausprobiert, und die Spüle in ihrer Küche leckte ein bisschen …

„Ich gehe jetzt ins Gästehaus hinüber.“ Mit einer abschließenden Handbewegung versuchte sie, das läppische Wortgefecht zu beenden. „Wir können morgen weiterreden, wenn Sie sich beruhigt haben.“

Kate wollte sich abwenden, doch wieder hielt Luc sie zurück.

„Ich bin es leid, mich von Ihnen grob behandeln zu lassen …“ Weiter kam sie nicht.

Luc riss sie an sich, umfasste ihr Gesicht und küsste sie. Sie konnte nichts tun außer einfach nur zu genießen, dass Prinz Lucas Silva ein kraftstrotzender Mann war und besser küsste, als sie es sich in ihren wildesten Träumen ausgemalt hatte.

Es war unglaublich. Er hielt sie umfangen, während er ihre Zunge mit seiner zu einem feurigen Tanz herausforderte. Unwillkürlich tastete Kate nach seinen Handgelenken, sie wusste nicht genau, ob sie Luc abwehren oder sich einfach in seinen Küssen verlieren sollte, nach denen sie sich so lange gesehnt hatte.

Verlangend bog sie sich ihm entgegen und spürte seinen muskulösen Körper, der wunderbare Dinge mit ihr machte. Ihr wurde heiß, von Frösteln konnte keine Rede mehr sein …

Völlig unerwartet gab Luc sie frei und wich zurück. Kate ließ die Hände sinken. Auf Portugiesisch brummelte er eine Verwünschung, rieb sich den Nacken und blickte zu Boden.

Kate war völlig durcheinander. Was sollte sie jetzt tun? Etwas sagen? Wortlos davongehen?

Was tat eine Frau, nachdem sie von ihrem Chef angebrüllt und gleich darauf geküsst wurde, als brauchte er sie dringender als die Luft zum Atmen – um sie dann ebenso unvermittelt mit einem Fluch wegzustoßen, der ihrer Mutter das Blut in die Wangen getrieben hätte?

Kate räusperte sich und legte schützend die Arme um sich. „Ich weiß nicht, warum Sie das getan haben, aber schieben wir das auf die Hitze des Augenblicks. Morgen lachen wir darüber.“

Und träumen heute Nacht davon …

„Sie haben mich dazu getrieben.“ Mit einem seltsamen Ausdruck sah Luc sie an und hielt sie weiter auf Abstand. „Seit einem Jahr liege ich immer wieder mit Ihnen im Clinch, aber ich konnte mich stets auf Sie verlassen. Mir ist klar, dass Sie sich häufig eingemischt und für mich stark gemacht haben, ohne dass ich davon wusste. Eine bessere Angestellte hätte ich mir nicht wünschen können.“

Verwirrt fuhr Kate sich über die regennassen Arme. Es war nicht nur die kühle Meeresbrise, die ihr Schauer über die Haut jagte. „Na gut. Und wohin soll das alles führen?“

„Nirgendwohin“, erwiderte Luc heftig und breitete die Arme aus. „Was eben war, darf sich nicht wiederholen. Sie arbeiten für mich. Mit Angestellten zu schlafen, kommt für mich nicht infrage. Sex darf grundsätzlich nicht ins Spiel kommen.“

Nun musste Kate lachen. „Sie haben mich geküsst. Von Sex war gar nicht die Rede.“

Sein intensiver Blick wirkte heißer als jedes Schaumbad. „Darüber müssen wir nicht reden. Wenn ich Sie ansehe, denke ich an Sex … und nach diesem Kuss fühle ich ihn.“

Falls Luc sie damit abschrecken wollte, kannte er sie schlecht.

Kühn tat Kate einen Schritt auf ihn zu, und wieder wich er zurück.

„Nicht“, wehrte er ab. „Gehen Sie einfach ins Gästehaus, und wir vergessen das Ganze.“

Sie strich sich das nasse Haar aus der Stirn und schüttelte den Kopf. „Oh nein, mein lieber Luc. Sie können die Bombe nicht zünden und mir dann einfach den Kopf tätscheln und mich schlafen schicken, nachdem Sie mich innerhalb von zwei Minuten abgekanzelt, geküsst und Sex ins Spiel gebracht haben. Entschuldigen Sie, aber heute Abend komme ich mit ihren Hormonschwankungen beim besten Willen nicht mit.“

Um Lucs Mund zuckte es, er ballte die Hände zu Fäusten und schien nicht zu wissen, ob er gereizt, frustriert oder wütend reagieren sollte. Daran war er selbst schuld, fand Kate und dachte nicht daran, sich in seinen inneren Kampf verwickeln zu lassen.

„Eine idiotische Situation“, stellte sie seufzend fest. „Wie die Dinge liegen, können wir es uns beide nicht leisten, etwas zu sagen, das wir nicht meinen.“

„Was ich sage, meine ich“, trumpfte Luc auf. „Sonst würde ich es nicht behaupten.“

Kate verdrehte die Augen und wedelte mit der Hand. „Na gut. Sie meinen also tatsächlich, was Sie gesagt haben – dass Sie mit mir schlafen wollen?“

„Drehen Sie mir nicht die Worte im Mund um“, murrte er.

Kate hielt seinem Blick stand. Ihr war bewusst, dass sie ihn gefährlich reizte. „Sagten Sie nicht gerade, Sie könnten den Sex sogar fühlen?“

Er ging an ihr vorbei und steuerte auf die Stufen zum Strand zu. „Diese Unterhaltung ist beendet. Gehen Sie nach Hause, Kate.“

Sekundenlang sah sie ihm verblüfft nach, dann folgte sie ihm. Weil er der Thronfolger und sie nur seine Assistentin war, hieß das noch lange nicht, dass er sie einfach wegschicken konnte. Das war unhöflich, unabhängig von seinem gesellschaftlichen Stand.

Kate sah, wie Luc mit langen Schritten auf den Anlegesteg zustürmte. Bei dem Wetter würde er doch nicht mit dem Jet-Ski losbrausen? Na gut, das Meer hatte sich beruhigt, der Sturm war abgeflaut, aber es war dunkel.

Und Luc war außer sich …

Gerade wollte Kate ihm eine Warnung zurufen, als er auf dem glitschigen Steg ausrutschte, stürzte und reglos liegen blieb. Sie begann zu rennen, stolperte verzweifelt durch den schweren nassen Sand, der das Laufen nahezu unmöglich machte. Als sie den schlammigen Steg erreichte, kam auch sie ins Schliddern und stolperte über ein lockeres Brett, das etwas überstand.

Offensichtlich war die Anlegestelle noch nicht repariert worden.

Besorgt kauerte Kate sich neben Luc und entdeckte die Beule an seiner Schläfe. Er musste mit dem Kopf gegen einen Pfosten geprallt sein.

„Luc.“ Bebend strich sie ihm das Haar aus der Stirn, wagte jedoch nicht, ihn zu bewegen. Vielleicht hatte er nur kurz das Bewusstsein verloren. „Können Sie mich hören?“

Vorsichtig betastete sie seine Wange, um festzustellen, ob er weitere Verletzungen davongetragen hatte. Wieso war er sofort bewusstlos geworden?

Kate bekam es mit der Angst zu tun, als sie merkte, dass sie ihr Handy nicht dabei hatte.

Unverantwortlich ……

Aber damit konnte sie sich später herumschlagen. Sie wusste ja nicht einmal, wie ernst Lucs Verletzungen waren. Es versetzte sie in Panik, dass er sich nicht mehr rührte.

Hilflos setzte sie sich zu ihm auf den Steg und tätschelte ihm das Gesicht. „Kommen Sie, Luc. Wachen Sie auf. Streiten Sie mit mir!“