Erik Renk
Das neue Gründen
Erik Renk
Das neue Gründen
Erfolgreich gründen in der digitalen Zeit –
Chancen, Tipps und Geschäftsmodelle
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: |
Für Fragen und Anregungen:
info@redline-verlag.de
1. Auflage 2019
© 2018 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Redaktion: Christiane Otto, München
Umschlaggestaltung: Manuela Amode, München
Umschlagabbildung: Shutterstock/AVIcon, Rauf Aliyev
Satz: ZeroSoft, Timisoara
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN Print 978-3-86881-715-7
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-042-9
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-043-6
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter www.redline-verlag.de Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de |
Inhalt
Vorwort
Teil 1 – Trends der Zukunft
Kapitel 1: Gründen früher, heute und morgen
Kapitel 2: Künstliche Intelligenz
Kapitel 3: Weitere Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung
Kapitel 4: Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit & nachhaltiger Umgang mit Ressourcen
Kapitel 5: Von der Geschäftsidee zum Unternehmen
Kapitel 6: Bedingungsloses Grundeinkommen – eine neue Chance?
Teil 2 – Marketing
Kapitel 7: Wie du deine Ware bekannt machst
Kapitel 8: Die wichtigsten Hilfsmittel für guten Content
Kapitel 9: Was ist SEO, und wie kannst du es für dich einsetzen?
Kapitel 10: Der Einsatz von Social-Media-Plattformen
Kapitel 11: Bezahlte Werbung
Teil 3 – Auf die innere Einstellung kommt es an
Kapitel 12: Werde Meister deiner Gedanken
Kapitel 13: Die Keimster-Story
Schlusswort
Anhang
Herzlich willkommen in einer neuen Welt. Warum könnten wir das jeden Tag sagen? Weil sich die Technologie und das Wissen täglich erneuern. Wir können heute immer weniger Schritt halten und erfassen, was das für uns bedeutet. Selbst bahnbrechende Errungenschaften schaffen es manchmal gar nicht mehr in die Nachrichten, weil sie eine unter vielen sind. Sogar die Koryphäen in bestimmten Bereichen sind vielen Menschen unbekannt, wie wir, die Autoren dieses Buches, in Gesprächen immer wieder feststellen müssen. Die Herausforderung ist, dass wir immer weniger Zeit haben und immer mehr Daten verarbeiten müssen. Doch anstatt zu besseren Computern zu werden, ist es viel wichtiger, sich auf die Bereiche zu konzentrieren, die dem Menschen mehr liegen als den Maschinen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Abschluss einer KFZ-Versicherung. Über eine Plattform gelingt dies schneller als über einen Versicherungsvertreter. Es ist einfacher, wenn sich eine App mit deinem Konto verbindet, automatisch nach günstigeren Versicherungstarifen sucht und dir Vorschläge macht, als einen Berater zu kontaktieren, ein Gespräch mit ihm zu vereinbaren, einmal durch die Stadt zu fahren, ihm alle Daten mitzuteilen, nur damit er dann diese wieder in einen Computer eingeben kann, um dir ein passendes Angebot zu unterbreiten. Schon jetzt sind gewisse Branchen durch neuartige Technologien einem massiven Veränderungsdruck ausgesetzt. Wenn es irgendwann nur noch Menschen gibt, die mit dem Internet aufgewachsen sind, wird es das »alte Modell« – wie in dem gerade aufgeführten Beispiel mit der Versicherung – nicht mehr geben. Denn vieles lässt sich umkehren, doch der technologische Wandel gehört nicht dazu. Man wird die Menschen nicht mehr dazu bringen können, auf ihr Smartphone oder das Internet zu verzichten.
Doch was hat das mit neuem Gründen zu tun? Ganz plakativ gesagt: Vor 30 Jahren wäre es das Richtige gewesen, eine Versicherungsagentur zu gründen und sich einen Kundenstamm aufzubauen oder zu übernehmen. Heute müsstest du stattdessen ein Programm schreiben, das sich mit den Konten deiner Kunden verbinden kann und anhand der Abbuchungen Versicherungsunternehmen erkennt. Daraufhin würde es sich automatisch vom Versicherer die relevanten Daten ziehen und passende Angebote erstellen, die du dann nur noch in der App bestätigen müsstest. Kein Papierkram, kein Stress, keine unnötigen Gespräche und mehr Zeit und Geld. Deshalb macht es aus unserer Sicht mehr Sinn, programmieren zu lernen und künftige Probleme zu erkennen, um darauf aufbauend neuartige Systeme und Prozesse erstellen zu können, als eine klassische Banklehre oder eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann zu absolvieren oder BWL zu studieren. Darüber hinaus gibt es viele Bereiche, in denen zwar heute noch Menschen arbeiten, die aber in Zukunft den Technologien zum Opfer fallen werden.
Warum wir das befürworten? In den neuen Technologien liegen einzigartige Möglichkeiten, wie wir besser leben können. Zudem sind wir der Meinung, dass nicht alles im Silicon Valley erdacht werden sollte, sondern auch hier in Deutschland und Europa. Das setzt aber voraus, dass wir uns mit den Technologien auseinandersetzen und neugierig sind. Gerade bei den Themen Künstliche Intelligenz (KI) überlassen wir den USA und China wichtiges Terrain. Laut einem Strategiepapier von Roland Berger und Asgard Capital aus dem Jahr 2018 kommen lediglich 106 Firmen im KI-Bereich aus Deutschland. Im Vergleich dazu sitzen 1.393 KI-Unternehmen in den USA, davon 596 im Silicon Valley. In China sind es 383 Unternehmen.1 Die USA liegen dabei besonders im Vorteil, da dort an renommierten Universitäten, wie beispielsweise der Stanford-University, das nötige Wissen gelehrt wird, es große, innovative Unternehmen wie Google und andere Medienkonzerne gibt und darüber hinaus ausreichend Kapital zur Verfügung steht.
Fast täglich rufen uns Gründer an und sagen, dass sie zwar eine Idee haben, ihnen aber der Programmierer fehlt. Unsere Antwort darauf ist immer die gleiche. In unserer von einer Sicherheitskultur geprägten Bundesrepublik kann es schwierig sein, jemanden zu finden, der deine Idee überhaupt unterstützen möchte und seinen sicheren Job aufgibt. Die Gründerquote hat erneut einen historischen Tiefstand erreicht. Da du dich entschlossen hast, dieses Buch zu lesen, gehörst du zu den wenigen, die sich trauen, einen anderen Weg zu gehen.
Du findest keinen Programmierer? Lerne am besten selber zu programmieren. Menschen mit diesem Know-how sind heute gefragt wie nie. Um Programmieren zu lernen, musst du keineswegs ein Studium absolvieren oder endlose Vorlesungen besuchen. Niemand muss heute mehr teilweise unmotivierten Professoren zuhören oder in überfüllten Hörsälen sitzen. Führende Elite-Universitäten wie Stanford veröffentlichen ihre Kurse online und auf diversen Plattformen. Auf YouTube, Udemy und Udacity kannst du mithilfe von Onlinekursen direkt von motivierten Praktikern lernen, wie du Apps programmierst, Daten analysierst, selbstlernende Systeme entwickelst und vieles mehr. Manche dieser Kurse gibt es bereits für weniger als 20 Euro. Das ist unvorstellbar, oder? Auch wenn es verrückt klingt: Wir behaupten, dass dir das gesamte Wissen für die Verwirklichung deiner Idee schon heute online zur Verfügung steht. Du musst es dir nur aneignen.
Natürlich liegt es nicht jedem, zu programmieren. Die zukünftigen Gründer, die kein Händchen dafür haben, sollten sich auf Bereiche konzentrieren, bei denen die soziale Interaktion im Vordergrund steht, beispielsweise bei den Themen Erziehung, Freizeit und Bildung. Gerade im Bereich der schulischen Bildung gibt es einen riesigen Bedarf an zukünftigen Alternativen. Nach unserem Empfinden hat das veraltete Schulsystem, welches das Ziel hat, nicht den Menschen nach seinen individuellen Bedürfnissen zu fördern, sondern ihn für den Arbeitsmarkt passend zu machen, ausgedient. Es ist demnach vollkommen in Ordnung, wenn ein Teil der Bevölkerung keinem klassischen Job mehr nachgeht. Warum wir das denken, erfährst du im Buchteil »Trends der Zukunft«.
Wir, die Autoren dieses Buches, sind Michael und Erik. Auch wir haben uns mit Mitte 20 nochmal neu erfunden. Michael war bei der Bundeswehr und hat eine Ausbildung zum Vermessungstechniker gemacht, während Erik sein erstes Unternehmen aufgebaut und BWL studiert hat. Gemeinsam haben wir ein Unternehmen gegründet, das Onlinekurse anbietet. Dafür haben wir uns einen Programmierer und Designer gesucht und teure 7.500 Euro für eine Website ausgegeben. Warum haben wir diese in Auftrag gegeben und nicht einfach selbst erstellt? Weil wir uns mit der Materie nicht auskannten. Das Geld ist zwar unwiderruflich weg, aber unsere Erfahrung nicht. Dies ist ein ganz entscheidender Punkt. Selbst wenn aus dir kein Programmierer wird, musst du heute trotzdem einschätzen können, wie ein solcher arbeiten sollte und was du mit dem Code erreichen kannst. Du solltest ein Gefühl dafür entwickeln, wie lange es dauern wird und wie viel es kosten wird, bis eine Lösungen erarbeitet wurde. Wir haben irgendwann unsere teure Website gelöscht und uns selbst beigebracht, wie man eine Website erstellt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als wir uns diese wichtige Schlüsselressource angeeignet hatten und gelernt haben, wie man programmiert. Wir haben uns zahllose Onlinekurse angeschaut und bis in die Nacht gearbeitet. Heute verkaufen wir über unsere Shops und Websites viele Produkte und können einschätzen, ob ein Programmierer gute Arbeit leistet. Um einen Prototypen zu programmieren, legen wir auch gerne selbst Hand an. Wir haben uns zudem dazu entschieden, uns zumindest so weit in das Thema Deep Learning (Maschinelles Lernen) einzuarbeiten, bis wir wissen, wie erfolgversprechend das Ganze ist. Nach den ersten Versuchen können wir sagen, dass die Materie zwar sehr komplex ist, sich die Mühe aber lohnt. Darüber hinaus ist es am Anfang immer herausfordernd, neue Dinge zu lernen: Denke nur an den Moment, als du beispielsweise zum ersten Mal Auto gefahren bist.
Als Gründer ist es unabdingbar, offen für Veränderungen zu sein, hart zu arbeiten und hartnäckig genug zu sein, um Widerstände und schwierige Situationen durchzustehen. In diesem Buch werden wir bewusst immer wieder Beispiele aus der Praxis einflechten, damit du aus unseren Erfahrungen lernen kannst. So siehst du, vor welchen Herausforderungen wir standen und wie wir diese gelöst haben.
Im ersten Teil des Buches geht es darum, dich abzuholen. In den meisten Universitäten und Gründerberatungen wird veraltetes Wissen vermittelt. Sätze wie »Schreib erstmal einen Businessplan« nehmen den meisten Gründern die Euphorie. Vor 30 Jahren war dieser in der Tat wichtig, als man noch Kredite für die Produktion und den laufenden Betrieb beantragen musste. Aber ist ein Businessplan heute immer noch erforderlich? Wir glauben es nicht, zumindest nicht in der frühen Startphase. Denn viel wichtiger ist es, erstmal ein wirkliches gravierendes Problem zu finden, eine Idee auszuarbeiten und alle störenden Prozesse, die die Kreativität unterbinden, auszublenden. Erst wenn Ideen getestet wurden und valide Kenngrößen gemessen wurden, macht es Sinn, mit diesem Wissen tatsächlich eine Planung zu machen. Solange du nicht weißt, ob überhaupt jemand dazu bereit ist, das Produkt zu kaufen, nützt es dir wenig, Annahmen zu treffen. Du würdest mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwelche Zahlen und Hirngespinste in deinen Businessplan integrieren, die in dieser Form nicht eintreffen werden, aber einem Banker oder Investor das Herz höher schlagen lassen.
Erik ist Autor des Buches Das Feierabend-Startup: Risikolos gründen neben dem Job. Er möchte dir ein Verständnis für die heutige Zeit geben und dich dazu einladen, die wichtigsten Trends und Technologien im Auge zu behalten, die das Gründen aus seiner Sicht maßgeblich beeinflussen. Im ersten Teil des Buches lernst du, wie du daraus erfolgreich Ideen und Geschäftsmodelle entwickeln kannst.
Vor gut 60 Jahren hatten wir eine Nachfrageökonomie. Wer ein Produkt hergestellt hat, konnte es verkaufen. Die Nachfrage war groß, weil es weniger Vielfalt und keine gesättigten Märkte gab. Die Absatzpreise waren primär in der Kontrolle der Anbieter. Heute ist es genau umgekehrt. Wir können beispielsweise aus mehreren tausend Turnschuhen auswählen oder sie gleich selbst verkaufen. Es geht heute nicht mehr darum, Bedürfnisse zu decken, sondern zu wecken. Heute können nur noch die Anbieter Preise bestimmen, die sehr gute Qualität anbieten und dies auch entsprechend kommuniziert bekommen. Gerade dies ist ein wichtiger Punkt, dem wir uns im zweiten Teil des Buches widmen. Wie baust du erfolgreich ein Brand auf und schaffst es, in unserer Überflussgesellschaft Kunden zu erreichen? Die Produktion ist heute nicht mehr der Engpass. Wenn du zum Beispiel deine Waren in China produzieren lässt, kannst du deinen Onlineshop ganz einfach mit Alibaba Express verbinden und die Produkte direkt vom Hersteller an deine Kunden ausliefern lassen. Es gibt so gut wie kein Produkt, das nicht bereits existiert und nur darauf wartet, vermarktet zu werden. Du wirst erfahren, wie schwierig und zugleich einfach es geworden ist, erfolgreiches Brandbuilding und Marketing zu betreiben. Es ist schwierig für diejenigen, die sich auf die alten und etablierten Medien verlassen, und einfach für die Menschen, die neue Wege gehen und sich für die Zukunft richtig positionieren. Das ist die Aufgabe von Michael, der die Marke keimster und den Onlineshop keimster.de aufgebaut und erfolgreich gemacht hat.
Im dritten Teil geht es um deine innere Einstellung. Denn ein Unternehmen zu gründen, heißt immer auch, an sich selbst zu arbeiten. Wie kann man das verstehen? Es ist wichtig, sich mit seinem Unternehmen Ziele zu setzen. Wenn dir dies schwer fällt, solltest du dich dahingehend verändern. Du wirst merken, dass sich deine persönlichen Schwächen und Stärken auf das Unternehmen übertragen. Deswegen will Erik es nicht verpassen, seine Erfahrung mit dir zu teilen und dir die aus seiner Sicht wichtigsten »Erfolgsgesetze« näherzubringen.
Erik hat nach der Schule sein erstes Unternehmen gegründet und mittlerweile mehrere Firmen erfolgreich aufgebaut. Fehlentscheidungen blieben dabei nicht aus, sodass er jederzeit bei einer Fuck Up Night – ein Event, bei dem Gründer über ihre größten Fehlentscheidungen sprechen – auftreten könnte. (Eine Einladung steht aber bisher noch aus.) Insgesamt hat Erik in über zehn Jahren einen großen Erfahrungsschatz gesammelt. Auf dem Blog einfachstartup.de gibt er kostenlos Wissen an motivierte Gründer weiter.
Erik und Michael wechseln sich bei den einzelnen Kapiteln ab und erzählen aus ihrer jeweiligen Perspektive. Wir wünschen dir eine spannende Lektüre und gutes Gelingen beim spannenden zukunftsträchtigen Gründen!
Erik und Michael