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Fiona Brand

Heiße Herzen - kalte Rache?

IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

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© 2012 by Fiona Gillibrand
Originaltitel: A Breathless Bride
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1771 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Ute Augstein

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-95446-556-9

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE

 

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1. KAPITEL

Aufmerksam ließ Constantine Atraeus den Blick über die Trauergemeinde schweifen, die sich zu Roberto Ambrosis Beerdigung eingefunden hatte. Dann fand er endlich, wonach er gesucht hatte. Sie.

Mit ihrem langen blonden Haar und dem sinnlichen, weiblichen Körper stach Robertos glutäugige Tochter Sienna unter den anderen Gästen hervor wie ein wunderschöner Paradiesvogel unter Krähen.

Als er ihre Tränen bemerkte, wurde Constantine unwillkürlich von Mitgefühl übermannt, das er jedoch rasch wieder abschüttelte. Genauso wie die Erinnerungen. Auch wenn Sienna unschuldig wie ein Engel aussah, so durfte er doch nie vergessen: Seine ehemalige Verlobte war die neue Chefin ihres Familienunternehmens, das mit dem Perlenhandel reich geworden war, jetzt allerdings vor dem finanziellen Untergang stand. Vor allen Dingen aber war sie eine Ambrosi. Die Mitglieder dieser einst so wohlhabenden Familie zeichneten sich durch zwei Dinge aus: Sie sahen allesamt unverschämt gut aus – und waren völlig auf Profit fixiert.

Sienna war das beste Beispiel dafür: Damals, vor zwei Jahren, hatte sie es einzig und allein auf sein Geld abgesehen.

„Sag bloß nicht, dass du wieder hinter ihr her bist“, bemerkte Constantines Bruder Lucas. Er wirkte müde, wie er da etwas steif aus dem Audi kletterte. Kein Wunder, Constantine hatte ihn nach seinem Langstreckenflug von Rom nach Sydney gerade erst am Flughafen abgeholt.

Da Lucas in Sydney ein zweitägiges Meeting erwartete, trug er Businesskleidung, im Wagen hatte er allerdings sein Jackett und die Krawatte abgelegt. Zane, in schwarzen Jeans und einem gleichfarbigen Hemd, war bereits ausgestiegen und musterte die Beerdigungsgesellschaft durch seine dunkle Sonnenbrille.

Lucas verfügte über eine äußerst maskuline Ausstrahlung, weswegen ihn die Medien gerne als knallharten Geschäftsmann abstempelten. Zane, der sozusagen ihr Halbbruder war, ließ ebenfalls keinen Zweifel daran aufkommen, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Als Teenager hatte er sich auf den Straßen von Los Angeles durchgeschlagen, bis ihr Vater ihn dort gefunden hatte. Constantine war davon überzeugt, dass seine Brüder keine Gnade kannten, wenn es darum ging, die Interessen der Familie zu schützen.

Während Constantine sein Jackett überzog, das er auf dem Rücksitz des Wagens abgelegt hatte, beobachtete er, wie Sienna die Beileidsbekundungen der Trauergäste entgegennahm.

Konnte es sein, dass er sich tatsächlich noch zu ihr hingezogen fühlte? Schließlich hätte auch sein Anwalt die Formalitäten mit Sienna regeln können.

Nein, das war es nicht. Bereits vor zwei Jahren hatte Constantine gelernt, Sex und Geschäft strikt voneinander zu trennen. Er war fest entschlossen, dass dieses Mal nach seinen Regeln gespielt werden würde, sollte Sienna Ambrosi nochmals in seinem Bett landen.

„Ich bin bestimmt nicht hier, um Blumen auf Robertos Grab zu legen.“ Constantine warf Lucas einen düsteren Blick zu.

„Oder sie in Ruhe trauern zu lassen“, erwiderte sein Bruder ironisch. „Schon mal was von dem Wort morgen gehört?“ Nachdem Lucas sein Jackett übergezogen hatte, schlug er lautstark die Tür der teuren Limousine zu.

Constantine zuckte zusammen. Lucas war nicht alt genug, um sich an jene Zeiten zu erinnern, als die Atraeus-Familie so arm gewesen war, dass sie sich noch nicht einmal ein Auto leisten konnten. Constantine hingegen erinnerte sich sehr wohl. Zwar hatte sein Vater kurz darauf eine ergiebige Goldmine auf der Mittelmeerinsel Medinos entdeckt, doch Constantine würde nie vergessen, wie es sich anfühlte, nichts zu besitzen. „Für die Ambrosis wird es morgen schon zu spät sein.“ Resigniert betrachtete Constantine die Presseleute, die sich eingefunden hatten und wie die Geier auf ihren großen Moment warteten. „Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Neuigkeiten schon nach außen gedrungen sind. Mir ist gleichgültig, ob das Timing schlecht ist. Ich will Antworten.“ Und das Geld zurück, das Roberto Ambrosi ihrem sterbenden Vater aus der Tasche gezogen hatte.

Beerdigung hin oder her – Constantine war fest entschlossen, den Betrug aufzudecken, dem er vor gerade einmal einer Woche auf die Schliche gekommen war. Nachdem er tagelang vergebens versucht hatte, telefonisch mit den Ambrosis Kontakt aufzunehmen, und sogar stundenlang das offenbar verlassene Familienanwesen beobachtet hatte, war seine Geduld erschöpft. Seine anfängliche Absicht, die Sache diskret abzuwickeln, hatte er aufgegeben.

Lucas beeilte sich, mit Constantine Schritt zu halten, der geradewegs auf die im Auflösen begriffene Trauergemeinde zusteuerte. Missmutig bemerkte Constantine, dass Lucas bewundernd zu Carla hinübersah, der jüngeren Schwester von Sienna.

„Meinst du wirklich, dass Sienna etwas mit der Sache zu tun hat?“, fragte sein Bruder.

Das bezweifelte Constantine nicht. Was sonst war von einer Frau zu erwarten, die sich vor zwei Jahren bereit erklärt hatte, ihn zu heiraten, obwohl sie wusste, dass ihr Vater und seiner damit unter der Hand ein Geschäft verknüpft hatten. Ein Geschäft wohlgemerkt, dessen Inhalt sie alle drei Constantine verschwiegen hatten. „Sie weiß bestimmt etwas.“

„Du weißt doch aber auch, wie Roberto gewesen ist …“

„Ja, mehr als willig, einen sterbenden Mann über den Tisch zu ziehen.“

Constantine sah kurz zu den beiden Leibwächtern hin, die ihnen in einem zweiten Wagen gefolgt waren. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er gut auf sie verzichten können, aber als Chef eines milliardenschweren Unternehmens kam es eben vor, dass er sich Feinde machte.

Als sie sich der Grabstätte näherten, fiel Constantine auf, dass keine männlichen Familienmitglieder zu sehen waren. Die ehemals reichen und einflussreichen Ambrosis, für die sein Großvater einst als Gärtner gearbeitet hatte, bestanden heute nur noch aus Robertos Witwe Margaret, den beiden Töchtern Sienna und Carla sowie diversen älteren Tanten und entfernten Cousinen.

In dem Moment, in dem er am Grab ankam, schob sich eine dunkle Wolke vor die Mittagssonne – und Siennas und Constantines Blicke trafen sich. Ganz kurz glaubte Constantine, in ihrem Blick so etwas wie Freude zu erkennen. Es schien beinahe so, als hätte sie vergessen, dass sie sich vor zwei Jahren für das Geld und gegen ihn entschieden hatte.

Die Zeit schien stillzustehen, und Constantine hatte das beunruhigende Gefühl, alles schon einmal erlebt zu haben. Er spürte eine überwältigend starke Verbindung zwischen ihnen, von der er gedacht hatte, sie nie wieder in seinem Leben empfinden zu können.

Etwas Unsichtbares schien seiner Brust einen Schlag zu versetzen, und statt seinen Blick abzuwenden, ließ Constantine sich vom Zauber des Augenblicks gefangen nehmen …

Nur einen Moment später wirbelte eine heftige Windböe ein paar welke Blätter durch die Luft, Sienna steckte sich eine Strähne ihres honigblonden Haares hinters Ohr – und die Magie, die Constantine vor zwei Jahren schon einmal zum Narren gehalten hatte, löste sich in Nichts auf. Ungläubig erkannte er, dass er Sienna beinahe wieder verfallen wäre.

Er unterbrach den Blickkontakt, richtete seine Aufmerksamkeit auf den frischen Grabhügel, der von Blumengestecken bedeckt war, und besann sich auf den Grund seines Kommens.

Roberto Ambrosi war ein Lügner, Dieb und Bauernfänger gewesen, doch eines musste man ihm lassen: Er hatte gewusst, wann es Zeit war zu gehen.

Sienna hingegen blieb keine Möglichkeit zur Flucht.

Siennas Herz schlug schneller, als sie Constantine näher kommen sah. Sie war erschöpft, innerlich hin und her gerissen von der Trauer um ihren Vater und der Erleichterung darüber, sich nie wieder mit seiner Spielsucht auseinandersetzen zu müssen. Aber für eine Sekunde hatte sie die traurigen Umstände fast vergessen.

Sie war eine eifrige Verfechterin des positiven Denkens, doch selbst für ihre Verhältnisse war der Tagtraum, der sie beim Anblick Constantines überfallen hatte, außerordentlich fantasievoll gewesen. Sie musste an eine Vergangenheit denken, als für sie die Liebe an erster Stelle gestanden hatte – und nicht Aktien und Vermögenswerte. Als sie Constantine nun in die Augen sah, kam es ihr ganz kurz so vor, als wären ihre Träume wahr geworden.

Seine ebenmäßigen Gesichtszüge, das kohlrabenschwarze Haar und die breiten Schultern vermochten immer noch, ihren Herzschlag zu beschleunigen.

Doch dann bemerkte sie seinen düsteren Blick, der Zauber war gebrochen, und sie fand sich jäh in der Wirklichkeit wieder.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie ihn kurz angebunden. Seit dem beschämenden Zwischenfall vor zwei Jahren war das Verhältnis der Familien Atraeus und Ambrosi äußerst unterkühlt. Sie hätte nie damit gerechnet, Constantine auf der Beerdigung ihres Vaters zu sehen – und war ehrlich gesagt auch nicht gerade erfreut darüber.

Constantine ergriff ihre Hand. Als sie die Wärme seiner Haut spürte, kam es einem Schock gleich. Sie holte tief Luft und atmete seinen ihr immer noch vertrauten, männlichen Duft ein.

Zweifellos war Constantine ein äußerst attraktiver Mann. Einst hatte sie sich so sehr von ihm in den Bann schlagen lassen, dass sie ihre wichtigste Regel verletzt hatte. Sie hatte Gefühlen den Vorzug vor dem Verstand gegeben. Ein böser Fehler.

Constantine hatte ganz einfach in einer völlig anderen Liga gespielt als sie. Er war viel zu wohlhabend und – wie sie leider herausfinden musste – zu versessen darauf, seinen Reichtum um jeden Preis zu vergrößern.

Verbittert dachte sie daran, dass die Regenbogenpresse mit ihrer Einschätzung dieses Mannes recht behalten hatte: Er war skrupellos im Geschäftsleben – und im Bett. Der Chef der Atraeus-Group war ein guter Fang. Allerdings durfte man nicht mit einer Hochzeit rechnen.

Er beugte sich so dicht an sie heran, dass sein glatt rasiertes Kinn beinahe ihre Wange berührt hätte. Einen faszinierenden Augenblick lang gab sie sich der Vorstellung hin, er würde sie küssen. Als sie jedoch seinen Gesichtsausdruck sah, verflüchtigte sich diese Hoffnung wieder.

„Wir müssen reden“, sagte er mit seiner tiefen Stimme. Sein kaum merklicher Akzent verriet, dass seine Wurzeln im Mittelmeerraum lagen, er jedoch in den USA aufgewachsen war. „Fünf Minuten. Auf dem Parkplatz.“

Sienna entzog ihm ihre Hand und trat einen Schritt zurück, sodass die Absätze ihrer hochhackigen Schuhe im feuchten Erdreich einsanken. Erwartete er tatsächlich, dass sie sich jetzt mit ihm traf? Mit dem Mann, der ihr in der einen Woche einen Antrag gemacht und sie in der nächsten fallen gelassen hatte wie eine heiße Kartoffel, weil er geglaubt hatte, dass sie nur auf sein Geld aus gewesen war?

Niemals. Da musste schon die Hölle einfrieren.

„Es gibt nichts, worüber wir sprechen müssten.“

„Fünf Minuten. Sei da.“

Beklommen sah sie ihm hinterher, wie er an den Grabsteinen entlang zurück zu seinem Wagen ging. Nur am Rande bekam sie mit, dass Constantine von seinen Brüdern Lucas und Zane begleitet wurde. Zwei Leibwächter hielten Reporter und Schaulustige auf Abstand, die sich für die Familie Atraeus interessierten.

Die Anwesenheit der beiden Brüder und der Bodyguards machte ihr abermals bewusst, wie groß die Kluft zwischen ihrem und Constantines Leben war.

Ihre Schwester Carla berührte sie sacht am Arm. Nur mühsam gelang es Sienna, die beunruhigenden Gefühle zu verdrängen, die Constantines Gegenwart in ihr wachgerufen hatten. In den vergangenen Tagen war sie völlig vereinnahmt gewesen von dem plötzlichen Tod ihres Vaters und den katastrophalen finanziellen Folgen, die damit verbunden waren. Trotzdem hatte ein Blick in Constantines Augen genügt, um sie vergessen zu lassen, wo sie sich befand.

„Du bist kreideweiß“, bemerkte Carla stirnrunzelnd. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Es geht mir gut.“ Um Fassung bemüht, suchte Sienna in ihrer Handtasche nach der Puderdose, um ihr Make-up zu überprüfen. Die Tränen, die sie in der Kirche vergossen hatte, und die Hitze hatten dazu beigetragen, dass man nichts mehr von dem leichten Make-up sah, das sie heute Morgen aufgetragen hatte. Außerdem wirkte ihr Haar zerzaust, und ihre Augen hatten rote Ränder. Im Augenblick war sie das exakte Gegenteil der gelassenen und intellektuellen Frau, die sie normalerweise zu sein vorgab.

Carla, der man ihre Herkunft von der Insel Medinos weitaus deutlicher ansah als Sienna, warf ihr glänzendes schwarzes Haar zurück und kniff die faszinierenden, auffallend hellblauen Augen zusammen, als sie nachdenklich den Atraeus-Brüdern hinterherschaute. „Was wollen die hier? Jetzt erzähl mir bitte nicht, dass du dich wieder mit Constantine triffst.“

Mit erzwungener Ruhe steckte Sienna ihre Puderdose wieder in die Handtasche. „Keine Bange. So verrückt bin ich nicht.“

Lediglich verwirrt.

„Und was haben sie dann gewollt?“, fragte Carla wütend.

Im Gegensatz zu ihrer Schwester konnte Sienna sich nicht den Luxus leisten, sich von ihren Gefühlen mitreißen zu lassen. Um das Wohl ihrer Familie und des Unternehmens zu gewährleisten, musste sie sich stets gelassen und unerschütterlich geben – egal, wie besorgt sie in Wirklichkeit war. „Nichts.“

Ein weiterer Windstoß – der dieses Mal mit dicken Regentropfen einherging – ließ sie ihre Benommenheit abschütteln. Sie dachte an Constantines Aufforderung – wohl eher den Befehl –, ihn zu treffen. Und ihr kam plötzlich etwas in den Sinn, das ihr ganz und gar nicht behagte.

Oh, verdammt. Sie musste nachdenken. Und zwar schnell.

Die vergangenen drei Tage hatte sie damit zugebracht, den privaten Schriftverkehr und die Vermögenswerte ihres Vaters durchzuarbeiten. Dabei waren ihr einige geheimnisvolle hohe Beträge aufgefallen, die sie in keinen Zusammenhang mit den Firmengeschäften bringen konnte. Innerhalb von zwei Monaten war eine große Summe Geldes auf das private Konto ihres Vaters eingegangen, die dafür verwandt worden war, seine Spielschulden zu begleichen und die finanziellen Probleme von Ambrosi-Pearls zu beheben. Doch Sienna hatte keine Ahnung, woher das Geld stammte. Zuerst hatte sie geglaubt, dass es sich um Gewinne vom Spieltisch handelte, doch die Beträge waren relativ gleichbleibend gewesen, daher war das unwahrscheinlich. Zwar hatte Roberto Ambrosi in der Vergangenheit schon Geldbeträge gewonnen, doch die waren immer unterschiedlich hoch ausgefallen.

Und jetzt wollte Constantine sie sprechen.

Sienna versuchte, die böse Vermutung, die sich in ihrem Kopf formte, zu verdrängen. Sie musste Carla auf andere Gedanken bringen, die immer noch den Atraeus-Brüdern hinterhersah, als würde sie sie am liebsten in die Luft sprengen. Also schaute Sienna sich suchend nach ihrer Mutter um. „Mom braucht Hilfe.“

Im selben Moment hatte auch Carla Margaret Ambrosi entdeckt, die immer noch geschwächt war von den Beruhigungsmitteln, die ihr der Arzt verschrieben hatte. Ein Reporter redete pausenlos auf sie ein. „Oh, Mist. Ich kümmere mich darum. Wird sowieso Zeit, dass wir hier wegkommen. Wir hätten schon vor zehn Minuten bei Tante Via zum Lunch sein sollen“, sagte Carla.

Seitdem ihr Vater vor vier Tagen zusammengebrochen und an Herzversagen gestorben war, hatten sie alle keine ruhige Minute gehabt. Allerdings ließ sich die Wahrheit nicht länger beschönigen. Ihr Großvater hatte im Zweiten Weltkrieg das Familienunternehmen aus dem Mittelmeerraum von der Insel Medinos nach Sydney verlagert und zu einem florierenden Geschäft ausgebaut. Doch die glorreichen Tage von Ambrosi-Pearls waren längst vorüber und die Schulden ins Unermessliche gestiegen.

Ein Entschluss reifte in Sienna heran. „Sag Via, dass ich es nicht zum Lunch schaffe. Ich komme dann später zu euch nach Hause.“

Nachdem sie Constantine losgeworden war.

Nachdenklich betrachtete Constantine den Himmel durch die Windschutzscheibe des Audi. Er hatte beschlossen, dort auf Sienna zu warten.

Zane saß auf dem Rücksitz und verschränkte die Arme vor der Brust, während er gelassen den Presseleuten zusah, die sich vergebens abmühten, an Constantines Sicherheitsleuten vorbeizukommen. „Ich denke, sie mag dich noch.“

Constantine versuchte, sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Mit seinen vierundzwanzig Jahren war Zane zwar tatsächlich jünger als er, aber manchmal kam es ihm so vor, als trennten sie weit mehr als sechs Jahre. „Das ist rein geschäftlich.“ Und kein Vergnügen.

„Hast du eigentlich noch eine Gelegenheit gehabt, mit Roberto über den Kredit zu sprechen?“, fragte Lucas, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.

Die Worte vor seinem Tod hingen unausgesprochen in der Luft.

Constantine zupfte an seiner Krawatte herum. „Was glaubt ihr, weswegen er einen Herzanfall hatte?“

Offenbar hatte es mit Robertos Herz nicht zum Besten gestanden.

Siennas Vater hatte Constantine um ein Gespräch gebeten, als Treffpunkt hatten sie sich auf Constantines Haus geeinigt. Doch Roberto war nicht erschienen, sondern hatte stattdessen eine Runde Blackjack gespielt, wie Constantine nach ein paar Telefonaten herausgefunden hatte. Roberto war offensichtlich sehr bestrebt gewesen, das dringend benötigte Geld am Spieltisch zu gewinnen.

Um unnötiges Aufsehen zu vermeiden, hatte Constantine seinen persönlichen Assistenten Tomas ins Kasino geschickt, um Roberto abzuholen. Tomas war eingetroffen, nachdem der ältere Mann nur kurz zuvor hohe Gewinne erzielt hatte – und sich dann plötzlich unwohl fühlte. Sofort hatte Tomas einen Krankenwagen gerufen, doch es war zu spät gewesen. Nur Minuten darauf hatte Roberto sich an die Brust gegriffen und war wie ein gefällter Baum zu Boden gegangen.

Als Constantine davon erfuhr, hätte er selbst beinahe einen Herzinfarkt erlitten. Auch wenn die Medien ihn als knallharten Geschäftsmann bezeichneten, so hätte er liebend gerne mit Roberto über Möglichkeiten der Rückzahlung gesprochen. Aber es ging nicht nur um ihn, sondern um die ganze Familie, denn Roberto hatte Constantines Vater betrogen.

„Weiß Sienna eigentlich, dass du dich mit ihrem Vater treffen wolltest?“, fragte Lucas.

„Bisher noch nicht.“

„Aber sie wird es erfahren?“

„Ja.“ Constantine entledigte sich seiner Krawatte und öffnete die obersten beiden Knöpfe seines Hemdes.

Er wollte Siennas Aufmerksamkeit erlangen. Deswegen hatte er ja auch beschlossen, sich persönlich um die Angelegenheit zu kümmern. Und nachdem er vielleicht indirekt für den Tod ihres Vaters verantwortlich war, konnte er wohl ziemlich sicher sein, dass er ihre Aufmerksamkeit bekam.

Donnergrollen erklang, und Sienna beeilte sich, zu ihrem Wagen zu gelangen, um den Regenschirm vom Rücksitz zu holen.

Als sie den Parkplatz überquerte, wurde die Tür eines parkenden Lieferwagens aufgeschoben, ein Reporter sprang heraus und baute sich vor ihr auf. Als er die Kamera hob, riss sie instinktiv den Arm hoch, um sich vor dem Blitzlicht zu schützen.

Ein zweiter Journalist gesellte sich dazu, und Sienna machte auf der Stelle kehrt. Mit einem Mal schien ihr der Regen gar nicht mehr so schlimm zu sein. Bei den Männern handelte es sich nicht um die zurückhaltenden und höflichen Presseleute, mit denen sie vor der Beerdigung zu tun gehabt hatte. Diese hier wirkten wie Aasgeier, die zweifellos von Constantines Anwesenheit angelockt worden waren und jetzt hofften, einen alten Skandal wieder zum Leben zu erwecken.

Wie hatte er es bloß wagen können, zur Beerdigung ihres Vaters zu kommen? Hatte er etwa vor, sie und ihre bedauernswerte Mutter der Presse zum Fraß vorzuwerfen?

Es donnerte wieder, noch lauter als beim ersten Mal, und plötzlich begann es so heftig zu regnen, dass Sienna augenblicklich bis auf die Haut durchnässt war. Sie umklammerte ihre Tasche, während sie um eine Reihe Bäume herumeilte, die den Parkplatz unterteilten. Als sie über die Schulter zurückblickte, bemerkte sie erleichtert, dass der Regen die Presseleute wenigstens fürs Erste entmutigt hatte. Unmittelbar darauf prallte sie gegen eine muskulöse Männerbrust. Constantine.

Die Wärme seiner Haut schien sich durch den feuchten Seidenstoff ihres Kleides zu brennen, als Sienna Halt suchend nach seinen Schultern griff.

Er nickte in Richtung einer großen Eiche. „Dorthin. Auf der anderen Seite des Parkplatzes sind noch mehr Reporter.“

Dann spürte sie seine Hand an ihrem Rücken. Sie erschauerte wohlig, als sie den Druck seiner Handfläche fühlte. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich bei der Vorstellung, dass Constantine ihr gefolgt war, um sie zu beschützen.

Sie wusste seine Bemühungen zu schätzen, aber das hieß noch lange nicht, dass sie seine Hilfe brauchte.

Er führte sie unter das schützende Laubdach einer alten, knorrigen Eiche. Zwar hielten die Blätter den größten Teil des Unwetters ab, doch einige Tropfen drangen trotzdem hindurch und durchnässten Siennas Haare.

Mit einem Taschentuch wischte sie sich die Regentropfen aus dem Gesicht. Wenigstens brauchte sie sich um ihr Make-up nicht zu sorgen, da vermutlich nichts mehr davon übrig war.

Nur wenige Momente später rissen die Wolken etwas auf, und warme Sonnenstrahlen spiegelten sich in den Pfützen auf dem Parkplatz. Ohne etwas dagegen tun zu können, brach Sienna in Tränen aus und suchte hastig nach einem Taschentuch.

„Hier, nimm das.“

Constantine drückte ihr ein großes weißes Stück Leinen in die Hand. Schluchzend griff sie danach und tupfte sich die Augen ab. Ehe sie sich versah, zog Constantine sie an sich, und sie presste ihr Gesicht an seine Brust. Die ganze Zeit über war sie sich seiner warmen Hand auf ihrem feuchten Nacken bewusst. Nachdem sie sich einen Moment lang versteift hatte, gab sie sich schließlich seiner tröstenden Umarmung hin.

Bisher hatte sie stets nur dann geweint, wenn sie allein war – für gewöhnlich nachts in ihrem Zimmer. Sie wollte ihre Mutter nicht aufregen, die immer noch an den Folgen eines Schocks litt. Die meiste Zeit über hatte Sienna sich irgendwie beschäftigt, um ihre Trauer zu verdrängen, aber jetzt wurde sie plötzlich von ihren Gefühlen überwältigt.

Schließlich lockerte Constantine seine Umarmung ein wenig, sodass sie ihre Nase putzen konnte. Doch es war sinnlos, ihre Tränen unterdrücken zu wollen – sie flossen unentwegt weiter. Zumindest musste sie nicht mehr so schrecklich schluchzen. So blieb sie etwas länger als nötig in Constantines Armen und ließ zu, dass er beruhigend ihre Schulter streichelte und sie mit seinem Körper wärmte. Erschöpft vor Trauer nahm Sienna es einfach hin und genoss es, sich an ihn zu lehnen und auf seine Stärke vertrauen zu können.

Endlich hörte es ganz auf zu regnen. Gleich würde sie sich aus der Umarmung befreien, aber sie fühlte sich noch zu müde, um sich überhaupt zu rühren.

„Wir sollten fahren“, sagte Constantine leise an ihrem Ohr. „Hier können wir nicht sprechen.“

Als sie sich bewegte und ihn dabei streifte, bemerkte sie, dass er erregt war – und im gleichen Moment erinnerte sie sich an damals: Es waren sinnliche Erinnerungen, aber es hatte auch entsetzlich erniedrigende Momente gegeben.

Oh nein. Auf gar keinen Fall würde sie wieder etwas für ihn empfinden.

Entschlossen befreite sie sich aus seiner Umarmung und verlor dabei ihre Handtasche. Während sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht strich, bückte sie sich, um die Utensilien einzusammeln, die ihr aus der Tasche gefallen waren – Lipgloss, Puderdose, Autoschlüssel.

Ihre Schlüssel! Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, zu fahren. Wenn Constantine ein Gespräch mit ihr wünschte, würde er wohl einen Termin mit ihr vereinbaren müssen. Auf gar keinen Fall würde sie bleiben und darauf warten, von den Medien wieder dermaßen vorgeführt zu werden, wie es vor zwei Jahren der Fall gewesen war.

„Verdammt. Sienna …“

Klang seine Stimme etwa zärtlich? Und war das Mitgefühl in seinem Blick?

Nein, das konnte gar nicht sein.

Als Constantine in die Hocke ging, um ihr beim Einsammeln ihrer Habseligkeiten zu helfen, beeilte sie sich nur noch mehr, die Sachen in ihre Tasche zu stopfen. Es regnete schon wieder, aber das war ihr egal. Sie war ohnehin bis auf die Haut durchnässt. Sie spürte die feuchten Haarsträhnen im Gesicht, ihr Kleid schien an ihrem Körper zu kleben, und ihre Schuhe waren völlig durchgeweicht.

Constantine ging es nicht besser. Seine graue Anzugjacke spannte feucht über seinen Schultern, und sein weißes Hemd war so durchscheinend vor Nässe, dass Sienna die bronzefarbene Haut darunter durchschimmern sah.

Mühsam wandte sie sich von diesem faszinierenden Anblick ab und richtete sich hastig auf, denn ihr war plötzlich eingefallen, dass ihr schwarzes Seidenkleid im durchnässten Zustand zwar keine Haut enthüllte, aber dennoch überaus dünn war. Zu dünn. „Unser Gespräch wird noch warten müssen“, brachte sie heraus. „Wie du sehen kannst, bin ich nass.“

Sie machte kehrt, ohne auf seine Antwort zu warten, und hielt nach einem Weg zu ihrem Wagen Ausschau, der nicht von Reportern belagert war.

Doch Constantine umfasste ihre Taille und zog sie zurück an seinen warmen Körper. „Vier Tage lang hast du meine Anrufe nicht beantwortet“, flüsterte er leise an ihrem Ohr. Ein Schauer durchzuckte sie beim Klang seiner Stimme. „Wenn du denkst, dass ich mich auch nur noch eine weitere Sekunde von dir hinhalten lasse, dann hast du dich geschnitten.“

2. KAPITEL

Sienna kochte vor Zorn, weil Constantine sie einfach festhielt, in einer intimen Geste, als hätte er jedes Recht dazu. Noch wütender war sie allerdings auf sich selbst – auf die verwirrenden Empfindungen, die auf sie einstürzten, als sie seine Hände auf sich spürte. Verärgert sah sie auf seine Finger. „Lass. Mich. Los.“

„Nein“, entgegnete er bestimmt.

Aus den Augenwinkeln nahm Sienna eine Bewegung wahr, und sie hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde.

Constantine stieß einen leisen Fluch aus. Jetzt, da der Wolkenbruch vorüber war, trauten sich die Presseleute wieder aus ihren Wagen heraus.

„Das hatte ich zwar nicht vor, aber du hast es ja nicht anders gewollt.“ Er drehte sie zu sich herum und senkte den Kopf, als ob er sie küssen wollte.

Sienna riss den Kopf nach oben und traf dabei sein Kinn, was für sie ziemlich schmerzhaft war – und sie nur noch wütender machte. „So wie vor zwei Jahren? Oh, wie cool, Constantine. Du hast mich wie eine Schwerverbrecherin behandelt, weil mir meine Familie etwas bedeutet, und jetzt …“

Ihre Bemerkung schien seinen Ärger zu verstärken, viel mehr, als es die anrückende Presse tat. „So nennst du das also? Ist ja interessant.“

Sein ruhiger Tonfall stand im krassen Gegensatz zu dem zornigen Ausdruck in seinen Augen – und ließ sie die Schuldgefühle noch heftiger empfinden, die sie in den vergangenen zwei Jahren ohnehin gequält hatten. Zwei Jahre, in denen sie sich zweifelnd gefragt hatte, ob die Trennung vielleicht doch ihre Schuld und nicht die von Constantine gewesen war. Vielleicht hatte sie ihn völlig zu Unrecht bezichtigt, kalte Füße wegen der anstehenden Hochzeit bekommen zu haben. Möglicherweise war es wirklich unverzeihlich von ihr gewesen, ihn nicht von vornherein über die finanzielle Situation ihrer Familie informiert zu haben.

„Was habe ich dir eigentlich getan, Constantine?“, fragte sie herausfordernd.

Er lächelte grimmig. „Falls du tatsächlich eine Erklärung erwartest, vergeudest du deine Zeit.“

„Das hätte ich mir ja denken können.“ Sie legte die Hände auf seine Brust und stieß ihn von sich.

„So warte doch“, erwiderte er ärgerlich und fluchte leise in seiner Heimatsprache.

Beim Klang der melodischen medinischen Sprache – ein italienischer Dialekt mit griechischen und arabischen Einflüssen – spürte Sienna, wie ihre Haut vor Erregung zu kribbeln begann.

Verdammt noch mal. Warum gefiel ihr das nur so gut?

Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie sich von seiner atemberaubenden Ausstrahlung so einfach in den Bann ziehen ließ. Mit unverminderter Kraft stemmte sie sich weiter gegen seine muskulöse Brust, um wenigstens diesen kleinen Abstand zwischen ihnen wahren zu können.

Trotzdem war sie wie gefangen von seiner aufregenden Nähe. Inständig hoffte sie, dass die Leute von der Presse ihr kleines Gerangel so auslegen würden, als spende Constantine ihr weiterhin Trost.

„Wer hat die Presse benachrichtigt?“, fragte sie möglichst eisig. „Du?“

Er lachte humorlos auf. „Cara, ich bezahle Leute dafür, um sie mir vom Hals zu halten.“

Vergebens bemühte sie sich, gegen das erwartungsvolle Prickeln anzukämpfen, das sich von ihrem Bauch ausgehend in ihr ausbreitete. „Nenn mich bitte nicht …“

„Wie denn?“, fragte er. „Darling? Babe? Sweetheart?“

Mit seinen langen schlanken Fingern strich er über ihr Kinn. Dann beugte er sich so dicht an sie heran, dass es wieder den Anschein hatte, er wolle sie jeden Moment küssen.

Der Anblick seiner klaren blauen Augen, die winzigen Wassertropfen auf seinen langen dunklen Wimpern sowie der rote Fleck an seinem Kinn, der von ihrem Zusammenstoß eben herrührte, riefen bittersüße Erinnerungen in Sienna wach. Unwillkürlich fühlte sie sich in die Zeit zurückversetzt, als sie sich vor etwas mehr als zwei Jahren zum ersten Mal begegnet waren.

Damals war es dunkel gewesen, und es hatte ebenfalls geregnet. Sie hatte ihren Schirm aufgespannt und deswegen nicht sehr viel vom Weg sehen können, als sie vom Taxi zum Eingang eines Restaurants gehastet war. Prompt waren sie miteinander kollidiert. Damals hatte die Wucht des Aufpralls sie auf den Bürgersteig stürzen lassen. Dabei war ihr kurzes schwarzes Kleid ein Stück eingerissen, und sie hatte den Schirm sowie einen ihrer Schuhe verloren.

Constantine hatte sich mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme bei ihr entschuldigt und sich besorgt nach ihrem Wohlbefinden erkundigt. Wie verzaubert hatte sich Sienna den verlorenen Schuh wieder übergestreift, dabei war sie das Gefühl nicht losgeworden, durch ihren Sturz in ein Märchenland geschleudert worden zu sein. Allerdings hätte ein „Prinz Charming“ in ihrer Vorstellung nicht annähernd so gut ausgesehen wie Constantine. Damals war sie sicher gewesen, dass es ihr das Herz brechen würde, wenn er wieder ginge.

Constantine verstärkte den Griff um ihren Arm, und Sienna kehrte mit einem Ruck in die Gegenwart zurück. Als sie ihn genauer betrachtete, fiel ihr auf, dass er nicht nur sehr ärgerlich, sondern auch ein wenig verwirrt wirkte.

„Basta“, stieß Constantine hervor und wich ein Stück von ihren verführerischen Lippen zurück. „Du trägst dasselbe Kleid.“

„Nein“, erwiderte Sienna trotzig und gab damit zu, dass auch sie soeben an ihre erste Begegnung gedacht hatte. „Damals hatte ich ein schwarzes Cocktailkleid an.“

„Es fühlt sich aber genauso an.“ Feucht und samtig, so wie ihre Haut.

„Dann nimm doch deine Hände weg, wenn es dir nicht passt.“

Ihre Stimme klang kühl und kontrolliert, doch der heisere Unterton und ihre Unfähigkeit, ihm in die Augen zu schauen, waren ihm Beweis genug dafür, dass es in ihr anders aussah.

Eigentlich sollte er sie gehen lassen, denn sie kam ihm sichtlich mitgenommen vor. Lucas hatte recht gehabt – wenigstens an dem Tag, an dem ihr Vater zu Grabe getragen wurde, hätte er Erbarmen zeigen können. Doch ungeachtet aller Etikette war Constantine fest entschlossen, ihr keine weitere Möglichkeit mehr zu geben, ihm aus dem Weg zu gehen.

Vor zwei Jahren war Sienna Ambrosi gelungen, was noch keiner Frau vor ihr gelungen war: Sie hatte ihn komplett zum Narren gehalten. Eigentlich sollte es ihn anwidern, sie zu berühren. Stattdessen war er gebannt von der Sehnsucht in ihrem Blick und dem Gefühl, ihren weiblichen Körper so dicht an seinem zu spüren. Es wollte herausfinden, wie verwundbar sie ihm gegenüber wirklich war. „Nicht, bevor ich habe, weswegen ich gekommen bin.“

Entsetzt sah sie ihn an, und schlagartig waren seine Zweifel bezüglich ihrer Mitwisserschaft an dem Betrug ihres Vaters wie fortgeblasen. Dann war Sienna wohl tatsächlich in die üblen Machenschaften ihres Vaters verstrickt.

Sie errötete. „Wenn du mit mir sprechen willst, musst du dich ein wenig gedulden. Falls es dir entgangen sein sollte, es regnet, und ich komme gerade von einer Beerdigung.“ Erneut versuchte sie, ihn von sich fortzuschieben.

Instinktiv verstärkte er den Griff um ihre Arme. Die Nähe ihres Körpers traf ihn mit voller Wucht, und lustvolle Hitze breitete sich in ihm aus.

Vor zwei Jahren hatte die Leidenschaft sein Urteilsvermögen getrübt. Er kannte sowohl die Folgen einer überstürzten Ehe, dabei hatte er seine Eltern vor Augen, als auch den zweifelhaften Ruf der Ambrosis. Doch er hatte sein Wissen ignoriert – zu seinem großen Bedauern, wenn er heute darüber nachdachte.

Seine Schwäche für Sienna war genau das – ein Fehler, aber trotz allem wollte er sie immer noch. Doch er wusste auch, dass eine einzige Nacht mit ihr sein Verlangen nicht stillen würde.

Sienna blickte über ihre Schulter. „Dieser ganze Presserummel ist allein deine Schuld. Wenn du nicht hergekommen wärst, dann hätten sie uns in Ruhe gelassen.“

„Beruhige dich.“ Prüfend betrachtete Constantine die Reporter, die sich ihnen näherten. „Wenn du nicht in den Sechsuhr-Nachrichten erscheinen willst, dann bleib bei mir und verhalte dich ruhig. Ich rede mit ihnen.“

Die beiden Männer in dunklen Anzügen, die Constantine vorhin begleitet hatten, tauchten plötzlich wie aus dem Nichts neben ihnen auf. Dann waren die Journalisten auch schon da – ein ganzes Fernsehteam, wie Sienna zu ihrem Entsetzen feststellte, das sie und Constantine augenblicklich mit Fragen bombardierte.

„Ms Ambrosi, stimmt es, dass Ambrosi-Pearls kurz vor dem Bankrott steht?“

„Haben Sie etwas zu der Behauptung zu sagen, dass Ihr Vater angeblich Lorenzo Atraeus um Geld betrogen haben soll?“

Blitzlichter blendeten Sienna, und als sie die Augen wieder öffnete, sah sie eine schlanke rothaarige Frau, die sich unter dem Arm eines Bodyguards durchgewunden hatte und ihr nun ein Mikrofon vors Gesicht hielt. Sienna erkannte in ihr die Journalistin eines bekannten Fernsehsenders. „Ms Ambrosi, können Sie uns sagen, ob bereits Anklage erhoben worden ist?“

„Anklage?“, fragte Sienna völlig entsetzt.

„Wenn Sie keine Verleumdungsklage erhalten wollen“, mischte Constantine sich ruhig ein, „dann schlage ich vor, dass Sie diese Frage wieder zurückziehen. Zu Ihrer Information: Ambrosi-Pearls und die Atraeus-Group verhandeln gerade über einen Geschäftszusammenschluss. Der Tod von Roberto Ambrosi hat die Verhandlungen ein wenig kompliziert, mehr habe ich im Moment nicht dazu zu sagen.“

„Constantine, geht es hier wirklich nur um das Geschäft?“, fragte die hartnäckige rothaarige Reporterin und lächelte charmant. Irgendwie gelang es ihr weiterhin, sich dem Zugriff der Bodyguards zu entziehen. „Wie steht es bei einer Fusion dieser Größenordnung mit einer Hochzeit?“

Sie eilte hinter ihnen her, während Constantine Sienna mit sich zu einem eleganten Audi zog, der gerade wenige Meter entfernt zum Halten gekommen war. „Kein Kommentar.“

Lucas stieg aus der Fahrerseite aus und warf die Schlüssel über die Motorhaube. Geschickt fing Constantine sie auf und öffnete die Beifahrertür. Als Sienna klar wurde, dass er sie zum Einsteigen auffordern wollte, versteifte sie sich. „Ich habe meinen eigenen …“

Constantine beugte sich so dicht an sie heran, dass sie seinen Atem an ihrem Ohr spürte. „Du kannst entweder mit mir kommen oder hierbleiben. Ganz, wie du willst. Aber wenn du bleibst, dann bist du allein mit der Presse.“

Die Vorstellung ließ sie vor Entsetzen erschaudern. „Ich komme mit.“

„Dann brauche ich deine Autoschlüssel. Einer meiner Sicherheitsleute fährt mit deinem Auto hinter uns her. Wenn wir die Presseleute los sind, bekommst du deinen Sportwagen zurück.“

„Woher weißt du, dass ich einen habe?“, fragte sie misstrauisch.

„Glaub mir, nach den letzten Tagen gibt es so gut wie nichts, was ich nicht über dich und deine Familie weiß.“

„Wenn ich an die Antworten denke, die du eben der Presse gegeben hast, dann weißt du sogar noch mehr als ich.“ Sie zog die Schlüssel aus der Tasche und reichte sie ihm. Auch, wenn sie es nur ungern zugab, war Constantines Vorschlag doch vernünftig. Wenn sie später zum Friedhof zurückkehrte, um ihren Sportwagen zu holen, lief sie Gefahr, noch mehr Reportern zu begegnen, und sie war nicht auf ihre Fragen vorbereitet.

Sekunden später saß Sienna in einem luxuriös ausgestatteten Wagen, dessen getönte Scheiben sie vor den neugierigen Blicken der Presseleute schützten.

Sie hatte kaum den Sicherheitsgurt angelegt, als Constantine auch schon losfuhr. Die kühle Luft der Klimaanlage ließ sie frösteln. Aber ihre Nervosität lag eindeutig daran, dass sie auf so dichtem Raum mit Constantine zusammen war. Um sich abzulenken, griff sie in ihre Tasche und zog eine Packung Taschentücher hervor. Sie nahm ein paar heraus und reichte sie Constantine.

Kurz sah er ihr in die Augen. „Grazie.“

Rasch blickte sie wieder weg, und ihr Herz schien mit einem Mal wie verrückt zu schlagen. Hatten sie ihre Feindseligkeiten zumindest für den Augenblick auf Eis gelegt? „Gern geschehen.“

Dann nahm sie selbst ein paar Tücher und trocknete ihr immer noch regennasses Gesicht und ihre Arme. Allerdings konnte sie kaum etwas gegen ihr feuchtes Haar sowie den Umstand tun, dass ihr nasses Kleid auf dem teuren Ledersitz klebte.

Als sie in den Rückspiegel sah, bemerkte sie ihren kleinen Sportwagen, der ihnen folgte. Gleich dahinter fuhr eine dunkle Limousine, in welcher dann wohl der zweite Bodyguard und Constantines Brüder sitzen mussten. „Wie ich sehe, reist du immer noch mit einem SWAT-Team.“

„Das kann recht nützlich sein“, erwiderte Constantine, während er sich auf den Verkehr konzentrierte.

Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. Er sollte bloß nicht damit rechnen, dass sie ihm jetzt danken würde! Immerhin war es seiner Anwesenheit zu verdanken, dass die Presseleute auf sie aufmerksam geworden waren. Vor seinem Auftauchen waren die Ambrosis nicht behelligt worden. Aufmerksam studierte sie sein Profil, den Schwung seiner Wimpern, die kleine Narbe auf seinem Wangenknochen. Unwillkommene Erinnerungen stiegen in ihr auf – seine bronzefarbene Haut im Sonnenlicht, wie er, nur mit einem Laken um die Hüften, auf ihrem Bett gelegen hatte. Sein durchtrainierter Körper …

Sienna spürte, wie ihre Wangen warm wurden, und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr. „Jetzt sind wir ja allein, und du kannst mir verraten, was es mit dem Medienrummel auf sich hat.“ In ihr regte sich der Verdacht, dass es um etwas sehr Ernstes gehen musste. „Was war das für ein Betrug? Und die Gerichtsverhandlung? Was hat es mit dem Firmenzusammenschluss auf sich?“ Und warum hatte sich Constantine so für sie eingesetzt?

Da sie Wirtschaftsrecht studiert hatte, war Sienna als Anwältin für Ambrosi-Pearls tätig. In den vergangenen zwei Jahren hatte ihr Vater mit keinem Wort die Atraeus-Group erwähnt, erst recht nicht den Umstand, mit ihr Geschäfte zu machen. Nachdem Robertos Versuch gescheitert war, bei den Atraeus’ einen Kredit aufzunehmen, war dieses Thema nie wieder zur Sprache gekommen – genauso wenig wie ihre aufgelöste Verlobung mit Constantine.

Eine Ampel zeigte Rot, und Constantine bremste. „Es gibt ein Problem, aber das möchte ich ungern während der Autofahrt besprechen.“

Während sie warteten, wuchs ihre Verärgerung. „Wenn du es schon nicht mit mir besprechen willst“, sie malte Anführungszeichen in die Luft, „dann erklär mir doch bitte wenigstens, warum du mir eben geholfen hast. Ganz im Gegensatz zu damals, obwohl meine Familie dir jetzt ja angeblich etwas Schlimmes angetan hat.“

„Hast du auch an vor zwei Jahren denken müssen?“, fragte er sanft.

Ihre Wut verrauchte. „Ja“, gestand sie.

Die Ampel sprang auf Grün, und Constantine beschleunigte den Wagen. „Ich habe dir geholfen, weil du unter Schock stehst und gerade erst deinen Vater verloren hast.“

Etwas in seiner ruhigen Art ließ sie wachsam werden.

Obwohl Constantine als knallharter Geschäftsmann bekannt war, so war er auch ein echter Philanthrop, der Unsummen an wohltätige Einrichtungen spendete. Sienna oder ihre Familie hatte er allerdings nie finanziell unterstützt.

„Ich glaube dir nicht“, entgegnete Sienna, wieder misstrauisch. „Da steckt doch noch etwas anderes dahinter.“ Im Laufe des kurzen Gespräches, das sie vor zwei Jahren geführt hatten und in dessen Verlauf er ihre Verlobung aufgelöst hatte, hatte Sienna versucht, ihm die finanzielle Situation ihrer Familie zu erklären. Sie hatte darüber reden wollen, wie hoch die Spielschulden ihres Vaters waren. Wollte ihm erklären, dass sie nicht nur ihre Mutter unterstützen, sondern darüber hinaus auch noch dafür sorgen musste, dass Ambrosi-Pearls zahlungsfähig blieb. Das Geschäft, das ihr Vater Lorenzo Atraeus vorgeschlagen hatte, war zu jener Zeit ihre letzte Chance gewesen … Doch sie hatte lediglich ihren Atem vergeudet.

Constantine war damals viel zu beschäftigt damit gewesen, sie zu verlassen.

„Du hast recht, es steckt wirklich etwas anderes dahinter. Und zwar dasselbe, das zur Auflösung unserer Verlobung geführt hat.“

„Mein Vater hatte eine Geschäftsidee, die deinen Vater sehr interessiert hat.“

„Die Wiedereröffnung einer Perlenfarm auf Medinos hat wohl mehr mit Nostalgie als mit Profit zu tun.“

Constantines abfällige Bemerkung verärgerte sie zutiefst. „Ach, ja? Für dich ist der Profit also wichtiger, als die Vergangenheit zu ehren oder etwas Schönes zu schaffen.“

„Die Idee deines Vaters macht keinen Sinn, weder damals noch heute. Wer will schon eine Perlenzucht in einer Küstenregion, die als Urlaubsziel vermarktet werden soll? Für die Atraeus-Group gibt es wesentlich lukrativere Geschäftsoptionen als die Restaurierung einer alten Perlenfarm.“

„Ja, zum Beispiel Goldminen und der Bau von Luxushotels.“

Er sah ihr in die Augen. „Ich erinnere mich nicht daran, dass du jemals Probleme mit dem Geldverdienen gehabt hast. Vor zwei Jahren noch war es dir sogar wesentlich wichtiger als Nostalgie und Gefühl.“

„Ich weigere mich, mich für ein Geschäft zu entschuldigen, das ich nicht in die Wege geleitet habe.“ Doch schuldbewusst dachte sie an die überwältigende Erleichterung, die sie empfunden hatte, als sich ihr eine Antwort auf die finanziellen Probleme ihrer Familie geboten hatte. „Mein einziges Vergehen besteht darin, dass ich dir nicht von dem Geschäft erzählt habe.“

Sie sah aus dem Seitenfenster, während Constantine den Wagen auf den Parkplatz eines Einkaufzentrums lenkte. Es war zu spät dafür zuzugeben, dass sie damals Angst gehabt hatte, von den Spielschulden ihres Vaters zu sprechen – und von dem rettenden Geschäft mit Constantines Vater. Sie hatte Angst gehabt, es würde sich negativ auf ihre Verlobung auswirken.

Doch dann war alles noch viel schlimmer gekommen. Constantine glaubte, dass sie ihn mit Absicht hintergangen hatte und von Anfang an lediglich auf sein Geld aus gewesen war. „Ich habe mich dafür bei dir entschuldigt“, erinnerte sie ihn. „Ich war davon ausgegangen, dass dein Vater es dir erzählen würde.“

Constantine schaltete den Motor ab und löste seinen Sicherheitsgurt, bevor er sich ihr zuwandte. Lässig stützte er sich auf der Lehne des Beifahrersitzes ab. Sienna fühlte sich wie in der Falle. Seine Nähe raubte ihr den Atem. „Und das dachtest du ernsthaft, obwohl du gewusst hast, dass mein Vater in geschäftlichen Dingen nicht sehr mitteilsam war?“

Neben ihrem Wagen parkte die schwarze Limousine ein, die ihnen gefolgt war, und kurz darauf ihr kleiner Sportwagen.

Sienna löste ebenfalls ihren Gurt und griff nach ihrer Tasche. „Ich wusste nicht, dass du so vehement gegen die Wiedereinführung der Perlenzucht auf Medinos bist.“

In Wahrheit hatte sie damals die ganze Zeit befürchtet, Constantine zu verlieren. Die restliche Zeit war sie damit beschäftigt gewesen, mit dem Medienrummel zurechtzukommen, den die Bekanntmachung ihrer Verlobung zur Folge gehabt hatte. Es war kein Vergnügen gewesen, wie auf dem Präsentierteller zu leben.

Constantine schaute sie ernst an. „Und ich wusste nicht, dass dieser Vertrag genau einen Tag nach Bekanntgabe unserer Verlobung unterzeichnet worden ist.“

Allmählich verlor sie die Geduld. „Wie oft soll ich es denn noch sagen? Ich hatte mit dem Geschäft nichts zu schaffen. Denk doch mal darüber nach, Constantine. Wenn ich so sehr auf dein Geld aus gewesen wäre, dann hätte ich doch sicher damit gewartet, bis wir verheiratet gewesen wären.“

Daraufhin schwiegen sie sich an, und die Zeit schien sich zu dehnen. Jetzt bekam sie wirklich keine Luft mehr. Hektisch hantierte sie am Türgriff herum. Doch Constantine beugte sich herüber und zog ihre Tür wieder zu. Sienna blieb keine andere Wahl, als zu bleiben, wo sie war.

Sein Ärger verstärkte sich durch den körperlichen Frust, den er empfand, seitdem er sich von Sienna getrennt hatte.

Er fragte sich nicht länger, wie in aller Welt es dazu gekommen war, dass er vor zwei Jahren sofort von Sienna fasziniert gewesen war. Er hatte sie damals gesehen und unvermittelt eine unbändige Lust empfunden. Vorhin bei der Beerdigung hatte allein der Anblick ihrer blonden Haare ausgereicht, sein Verlangen wieder aufflammen zu lassen. Selbst mit verweinten Augen und klitschnass vom Regen war Sienna eine atemberaubend schöne Frau, deren Zartheit jeden Mann dazu brachte, sie beschützen zu wollen.

Ihre Schönheit und Sinnlichkeit brachten ihn noch um den Verstand. Er war nicht nur verrückt nach ihr, sondern auch hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sie zu beschützen, und der Begierde, sie in sein Bett zu bekommen und zu lieben, bis sie sich ihm bedingungslos hingab.

Es beunruhigte ihn, dass er lieber Zeit damit verbrachte, mit Sienna zu streiten, als sich mit einer anderen Frau zu treffen – gleichgültig, wie attraktiv oder hingebungsvoll sie auch sein mochte.

„Ich hatte angenommen, dass du nur aus dem Grunde nichts von dem Kredit gesagt hast, weil dein Vater das Geld zu verzweifelt brauchte, um auf meine Einwilligung zu warten“, kam er auf das eigentliche Thema zurück. Kühl sah er sie an.

Als sie erblasste, wusste er, dass er zu weit gegangen war. Unmittelbar darauf überzog Zornesröte ihre Wangen. „Oder vielleicht hast du ja auch geglaubt, dass ich einfach nur Anweisungen befolgt habe.“ Ihre Lippen waren immer noch blass.

Er schluckte. „Nein“, entgegnete er.