Maureen Child
Der Milliardär in meinem Bett
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991 |
Geschäftsführung: | Thomas Beckmann |
Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Cheflektorat: | Ilse Bröhl |
Produktion: | Christel Borges, Bettina Schult |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
Vertrieb: | Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 040/347-29277 |
© 2011 by Maureen Child
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1722 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Peter Müller
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format im 07/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86494-625-7
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Wie viele Menschen war auch Rafe King einer gelegentlichen Wette nicht abgeneigt.
Nur verlieren – das tat er nicht gern.
Wenn er dann doch einmal verlor, war es für ihn jedoch Ehrensache, die Wettschuld auch einzulösen. Deshalb stand er jetzt hier in der Einfahrt, nippte am Kaffee aus einem Pappbecher und wartete darauf, dass die Arbeiter aufkreuzten. Als einer der Eigentümer der Baufirma King Construction hatte Rafe schon seit Jahren nicht mehr auf einer Baustelle gearbeitet. Normalerweise war er für die Organisation zuständig, bestellte Material und sorgte dafür, dass es auch rechtzeitig geliefert wurde. Er besaß die Übersicht über die zahlreichen Projekte der Firma und hatte stets ein Auge darauf, dass auch die angeheuerten Subunternehmer gute Arbeit leisteten.
Doch in den nächsten Wochen würde er selber kräftig mit anpacken müssen. Sich die Hände schmutzig machen. Und das alles wegen einer verlorenen Wette.
Ein Kleinlaster mit Anhänger hielt neben ihm. Rafe warf einen Blick auf den Fahrer. Joe Hanna. Angestellter. Freund. Und der Mann, der ihn zu der Wette überredet hatte, die für ihn so unangenehm ausgegangen war.
Joe stieg aus dem Laster und grinste breit. „Mann, Rafe. Hätte dich ohne deinen Fünftausend-Dollar-Anzug fast nicht erkannt.“
„Sehr witzig.“ In Wirklichkeit trug Rafe gar nicht gern teure Anzüge. So, wie er jetzt gekleidet war, fühlte er sich viel wohler – in verwaschenen Jeans, klobigen Arbeitsschuhen und dem schwarzen T-Shirt mit dem Aufdruck „King Construction“. „Du bist spät dran.“
„Bin ich nicht. Du bist zu früh.“ Joe hielt ihm eine Papiertüte entgegen. „Willst du ’nen Donut?“
„Klar.“ Rafe bediente sich aus der Tüte und verzehrte den Donut mit großem Appetit. „Wo bleiben denn die anderen?“
„Die Arbeit fängt um acht an. Sie haben noch eine halbe Stunde.“
„Wenn sie ein bisschen früher kommen würden, könnten sie schon alles vorbereiten und Punkt acht anfangen.“ Rafe blickte zu dem Bungalow hinüber, der für die nächste Zeit sein Arbeitsplatz sein würde. Vor dem Haus erstreckte sich ein gepflegter Rasen. Der Bungalow ist mindestens fünfzig Jahre alt, dachte er. Er wirkt ein bisschen, als hätte er schon immer hierher gehört, als wäre Long Beach um ihn herumgewachsen.
„Was sollen wir hier überhaupt machen?“
„Die Küche runderneuern“, antwortete Joe. „Fußboden, Spüle, das ganze Drumherum. Das gesamte Rohrleitungssystem muss überprüft werden. Alles veraltet. Und am Schluss kriegt das Ganze einen schönen neuen Anstrich.“
Rafe nickte. „Und die Kollegen haben keine Ahnung, wer ich bin?“
„Null“, bestätigte Joe grinsend. „Wie besprochen. Solange du hier arbeitest, heißt du Rafe Cole. Und bist gerade frisch eingestellt worden.“
Es ist besser so, dachte Rafe. Wenn die Handwerker wüssten, dass ich ihr Arbeitgeber bin, würden sie sich beobachtet fühlen und vor lauter Verunsicherung ihren Job nicht richtig machen. Außerdem kann ich so in Erfahrung bringen, was sie von ihrer Arbeit und der Firma King Construction halten. Es ist wie in dieser Fernsehsendung, wo Chefs undercover in ihrer eigenen Firma arbeiten. Das wird bestimmt interessant.
Trotzdem wurmte es ihn, dass er bei diesem Spiel mitmachen musste. Wichtige Arbeit in seinem richtigen Job blieb dafür liegen. Und das nur wegen einer verlorenen Wette. „Vielleicht hätte ich dich einfach feuern sollen“, sagte er zu Joe. Sicher, das meinte er nicht ernst, aber ein bisschen sauer war er schon.
„Und was hätte das gebracht?“, fragte Joe. „Die Wettschuld hättest du trotzdem einlösen müssen. Ich weiß ja, dass du ein ehrenwerter Kerl bist und nicht kneifst. Hättest dich eben gar nicht erst auf die Wette einlassen sollen. Ich habe dir gleich gesagt, dass die Karre von meiner Sherry das Rennen gewinnt.“
„Das kann ich nicht leugnen“, gab Rafe zu. Alles hatte vor einem Monat auf dem Betriebspicknick von King Construction angefangen. Zu dem Ereignis gehörte auch stets ein Seifenkistenrennen für die Kinder der Firmenangehörigen. Rafe hatte sich über das rosafarbene selbst gebaute Gefährt von Joes Tochter Sherry lustig gemacht und gewettet, dass sie bestimmt nicht gewinnen würde. Doch dann war sie mit weitem Abstand als Erste ins Ziel gekommen. Man sollte Frauen, egal welchen Alters, eben nie unterschätzen.
„Gut, dass du bei dem Picknick nicht weiter in Erscheinung getreten bist und deinen Brüdern das Reden überlassen hast“, merkte Joe an. „Sonst würden dich die Mitarbeiter vielleicht wiedererkennen.“
Rafe hielt sich sowieso lieber im Hintergrund. Öffentliche Auftritte und Public Relations überließ er seinen beiden Brüdern Sean und Lucas. Gemeinsam hatten die drei die Familienfirma King Construction zum größten Bauunternehmen der Westküste gemacht. Sean hatte die Firmenführung inne, Lucas kümmerte sich um Kunden und Belegschaft, und Rafe war für Materialbeschaffung und Versorgung zuständig.
„Ich bin schon ein Glückspilz“, murmelte er vor sich hin, während ein weiterer Laster eintraf. Zwei Männer stiegen aus und kamen auf die beiden zu.
Joe hob grüßend die Hand. „Hallo, Steve und Arturo. Der Typ hier ist Rafe Cole, euer neuer Kollege.“
Steve war hochgewachsen und mochte so um die fünfzig sein. Er trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck einer Rockband. Arturo war kleiner und älter; sein Hemd war voller Farbflecken. Nicht schwer zu erraten, wer von den beiden für die Malerarbeiten zuständig ist, dachte Rafe.
„Können wir loslegen?“, fragte Steve.
„Das will ich doch schwer hoffen“, gab Joe zurück.
Rafe war gespannt auf die Arbeit. Zwar war es schon ein paar Jahre her, dass er selbst auf dem Bau gearbeitet hatte, aber das hieß ja nicht, dass er alles verlernt hatte. Sein Vater Ben King war nicht gerade ein Mustervater gewesen, aber eins hatte er – aus heutiger Sicht – richtig gemacht: Als ihm die Baufirma des King-Familienimperiums unterstand, hatte er dafür gesorgt, dass jeder seiner acht Söhne in den Sommerferien auf dem Bau arbeitete. So hatte er sie gelehrt, dass auch einem King nicht alles in den Schoß fiel.
Damals hatte das den Jungen natürlich überhaupt nicht gepasst, sie hatten sich schikaniert gefühlt. Doch rückblickend musste Rafe eingestehen, dass sie dadurch fürs Leben gelernt hatten. Eins der wenigen guten Dinge, die ihr Vater für sie getan hatte.
„Die Küche ist bereits ausgeräumt“, sagte Joe. „Steve und Arturo, ihr könnt also gleich loslegen. Rafe, du musst den Herd anschließen, den wir für Miss Charles auf die Veranda ausgelagert haben.“
„Wozu das denn?“, fragte Rafe ungläubig. „Kann sie nicht in der Zeit, während wir hier arbeiten, einfach irgendwo essen gehen?“
„Könnte sie schon“, hörte er plötzlich eine weibliche Stimme hinter sich. „Aber leider muss sie auch während der Bauarbeiten backen. Daran führt kein Weg vorbei.“
Rafe wandte sich um und sah die Frau an. Ihr Anblick traf ihn wie ein Keulenschlag. Sie war hochgewachsen, hatte lockiges, schulterlanges rotes Haar und grüne Augen. Ihr Lächeln bezauberte ihn sofort.
Und genau das gefiel ihm gar nicht. Er brauchte keine Frau. Wollte keine Frau. Und schon gar kein spießiges, biederes Hausmütterchen, das gern backte.
Heim und Herd, darauf stand er nicht so.
Was nicht hieß, dass er ihren Anblick nicht doch genoss.
„Guten Morgen, Miss Charles“, sagte Joe. „Hier sind Ihre Leute. Arturo und Steve kennen Sie ja schon von der Vorbesprechung. Und das hier ist Rafe.“
„Schön, Sie kennenzulernen“, sagte sie und lächelte ihn an. Ihre Blicke trafen sich, und ihm wurde ganz heiß. „Eine Bitte an Sie alle: Nennen Sie mich doch Katie. Wir werden ja schließlich eine Menge Zeit miteinander verbringen.“
„Geht in Ordnung“, entgegnete Rafe. „Also – was hat es mit dieser Herd-Geschichte auf sich?“
„Ich backe Kekse“, erklärte sie ihm. „Das ist mein Beruf – mein kleines Unternehmen –, und ich muss meine Bestellungen erledigen, auch während die Küche renoviert wird. Joe hat mir versichert, dass das kein Problem ist.“
„Ja, das geht“, bestätigte Joe. „Nur tagsüber während unserer Arbeitszeit werden Sie nicht backen können. Wenn wir mit den Rohrleitungen beschäftigt sind, ist natürlich alles abgestellt. Abends schließen wir dann wieder alles an. Rafe kümmert sich darum. Nach Feierabend können Sie Kekse backen, bis die Röhre glüht.“
„Wunderbar. Na dann … frohes Schaffen.“
Als sie sich umwandte und ging, musterte Rafe bewundernd ihre Rückseite. Was für ein Po! Es beunruhigte ihn, dass ihm diese Frau so gut gefiel. Nein, er musste sie ganz schnell vergessen. Schließlich war er nur hier, um eine Wettschuld einzulösen.
Trotzdem … eine Nacht mit ihr, das wäre bestimmt nicht das Schlechteste!
Der Krach war kaum auszuhalten.
Das unablässige Hämmern und Dröhnen ging Katie entsetzlich auf die Nerven. Verzweifelt hielt sie sich die Hand an den schmerzenden Kopf.
Ein komisches Gefühl, Fremde im Haus zu haben. Als noch komischer empfand sie es, diese Fremden dafür zu bezahlen, die Küche zu zerstören, in der sie gewissermaßen aufgewachsen war. Aber am Ende würde es sich auszahlen, alles würde schick und modern sein. Wenn sie die nervigen Bauarbeiten überlebte.
Und die raubeinigen Handwerker.
Um sich etwas abzulenken, beschloss Katie, auf die Veranda zu gehen. Dort hatte sie schon alles für das abendliche Backen vorbereitet. Der Gartentisch war mit Folie abgedeckt, Backbleche standen bereit. Und der Herd? Nun ja, angeschlossen war er noch nicht. Aber einer der Handwerker – der gut aussehende, wie sie lächelnd feststellte – arbeitete daran.
„Na, wie läuft’s?“, erkundigte sie sich.
Der Mann schreckte auf, stieß sich am Herd den Kopf und fluchte leise vor sich hin. „Wie es eben so läuft, wenn man einen Steinzeit-Herd an die Gasleitung anschließt.“
„Übertreiben Sie nicht“, ermahnte Katie ihn lächelnd. „Sicher ist er alt, aber auch zuverlässig. Aber wenn es Sie beruhigt – ich kaufe mir einen neuen.“
„Eine gute Entscheidung“, gab Rafe zurück und machte sich wieder an die Arbeit. „Das Ding ist bestimmt schon dreißig Jahre alt.“
„Mindestens“, erwiderte sie und setzte sich auf einen Stuhl. „Meine Großmutter hat ihn bereits vor meiner Geburt gekauft. Und ich bin jetzt siebenundzwanzig.“
Als Rafe hochblickte, hielt sie den Atem an. Was für ein attraktiver Mann! Die reine Verschwendung, dass er als Handwerker arbeitete – er hätte als Model auf das Titelblatt eines Modemagazins gehört! Aber er schien zu wissen, was er tat, und es gab ihr ein gutes Gefühl, ihn in ihrer Nähe zu haben und nicht nur auf einer Zeitschrift bewundern zu müssen.
Schnell verscheuchte sie diesen Gedanken und begann eine belanglose Plauderei.
„Was alt ist, muss noch lange nicht nutzlos sein“, sagte sie lächelnd. „Sicher, der Herd hat schon seine Macken, aber weil ich sie kenne, kann ich damit umgehen.“
„Und trotzdem wollen Sie sich jetzt einen neuen kaufen.“
Bedauernd zuckte sie mit den Schultern. „Neue Küche, neuer Herd. Trotzdem werde ich den alten mit seinen Eigenheiten vermissen. Das machte das Backen irgendwie … interessanter.“
„Na ja, wenn Sie meinen …“ Er blickte drein, als ob ihn das nicht sonderlich interessierte. „Und Sie wollen heute Abend wirklich hier draußen backen?“
Von der Küche aus drang Hacken und Hämmern zu ihnen. Katie seufzte. Die schöne alte Küche, die jetzt zerstört wurde, tat ihr richtig leid. Aber wenn alles fertig war, würde sie endlich ihre moderne Traumküche haben. Versonnen lächelte sie.
„Gibt’s irgendwas Lustiges?“
„Was?“ Sie blickte auf den Mann, der gerade irgendetwas verschraubte. „Nein, nein. Ich habe mir nur gerade bildlich vorgestellt, wie die Küche aussehen wird, wenn Sie mit Ihrer Arbeit fertig sind.“
„Bis dahin gibt’s leider noch jede Menge Lärm und Dreck.“
„Das lässt sich ja nicht vermeiden“, gab sie zurück. „Sicher, ich kann mir etwas Schöneres vorstellen, als auf der Veranda backen zu müssen. Aber was sein muss, muss sein. Und ich gehe mal davon aus, dass Sie gute Arbeit leisten. Ich habe mehrere Firmen unter die Lupe genommen, bevor ich den Auftrag erteilt habe.“
„Und warum haben Sie sich für King Construction entschieden?“
„Das war eine schwere Entscheidung“, erwiderte sie. Schmerzliche Erinnerungen wurden wieder wach.
„Wieso das denn?“, fragte er und klang dabei fast beleidigt. „King Construction hat einen erstklassigen Ruf.“
Katie lächelte. „Schön, dass Sie so gut über Ihren Arbeitgeber reden.“
„Hm, na ja. Die Kings haben mich immer gut behandelt.“ Er blickte sie kurz stirnrunzelnd an und wandte sich dann wieder der Arbeit zu. „Wenn Ihnen die Entscheidung für King so schwergefallen ist – was tun wir dann hier?“
Katie seufzte. Ich darf nicht immer einfach so drauflos plappern, sagte sie sich. Ich hätte die Familie King gar nicht erwähnen sollen. Schließlich arbeiten dieser Rafe und die anderen für sie. Aber jetzt ist es passiert, und er hat mich gefragt – da hat er auch eine Antwort verdient. „Verstehen Sie mich nicht falsch, die Baufirma ist über jeden Zweifel erhaben, sie macht exzellente Arbeit. Ich hatte mich wie gesagt über mehrere Firmen erkundigt, und mit den Kings waren alle zufrieden.“
„Aber?“, hakte er lauernd nach.
Katie erhob sich, und er schätzte, dass sie ungefähr eins fünfundsiebzig sein musste. Damit überragte er sie immer noch um gute zehn Zentimeter.
Erwartungsvoll sah er sie an. Seine durchdringenden blauen Augen gefielen ihr. Und seine Figur war erstklassig. Breite Schultern, schmale Hüften. Ihr erschien es fast wie eine Erlösung, einen durchschnittlichen, hart arbeitenden Handwerker gut zu finden. Von reichen Typen hatte sie die Nase voll.
Ihr wurde klar, dass er noch immer auf eine Antwort wartete. Also lächelte sie ihn freundlich an und sagte: „Es ist – wie soll ich es ausdrücken – etwas Persönliches. Zwischen einem Mitglied der Familie King und mir.“
„Was meinen Sie damit?“, hakte er nach.
„Ach, ist doch egal.“ Sie schüttelte den Kopf und lachte. „Tut mir leid, dass ich überhaupt etwas gesagt habe. Ich habe nur gemeint, dass mir die Entscheidung für die Firma schwergefallen ist, weil ich so einiges über die Männer in der Familie King weiß.“
„Was Sie nicht sagen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: „Und was wissen Sie so?“
Sie konnte seinem durchdringenden Blick kaum standhalten. „Sie meinen außer der Tatsache, dass sie zu reich und zu versnobt sind?“
„Versnobt?“
„Ja.“ Katie seufzte. „Hören Sie, das ist mir etwas unangenehm. Ich weiß ja, dass Sie für die Kings arbeiten. Sagen wir einfach, dass ich mit keinem von ihnen mehr etwas persönlich zu tun haben möchte.“
„Das hört sich ja schlimm an.“
Sie musste lachen. Gleichzeitig machten die bösen Erinnerungen ihr zu schaffen. Cordell King hatte sicher keinen Gedanken mehr an sie verschwendet, seit er vor einem halben Jahr Knall auf Fall aus ihrem Leben verschwunden war. Nein, die Kings preschten rücksichtslos durch die Welt, und wer ihnen nicht rechtzeitig aus dem Weg ging, hatte selber schuld. Sie jedenfalls hatte ihre Lektion gelernt und würde ihnen nicht mehr zu nahe kommen.
„Wahrscheinlich bin ich denen völlig egal“, sagte Katie. „Die liegen bestimmt nicht nachts wach und grübeln darüber nach, warum Katie Charles sie nicht ausstehen kann.“
„Wer weiß?“, entgegnete er, wischte sich die Hände ab und sah sie durchdringend an. „Auf jeden Fall haben Sie meine Neugier geweckt. Ich gebe nicht eher Ruhe, bis ich weiß, warum Sie die Kings hassen.“
„Neugier ist nicht immer gut. Manchmal findet man etwas heraus, was man lieber gar nicht gewusst hätte.“
„Immer noch besser, als dumm zu sterben.“
„Das kann man so oder so sehen“, gab Katie zurück. Sie hatte sich wirklich elend gefühlt, als Cordell so plötzlich mit ihr Schluss gemacht hatte. Deshalb hatte sie ihn unbedingt nach dem Grund fragen müssen. Und sich anschließend noch schlechter gefühlt.
Rafe lächelte sie an und beschloss, vorerst nicht weiter nachzubohren. Vorerst. „Die provisorische Gasleitung ist jetzt angeschlossen“, sagte er geschäftsmäßig. „Aber denken Sie daran, tagsüber ist alles abgestellt. Wir geben Ihnen Bescheid, sobald Sie den Herd benutzen können.“
„Okay. Danke.“ Als er an ihr vorbeiging, berührten sich ihre Arme, und ihr war, als ob Funken sprühten. „Ach, übrigens, Rafe …“
„Ja?“
„Was ich über die Familie King gesagt habe, bleibt bitte unter uns, ja? Ich meine, ich hätte gar nicht erst davon anfangen dürfen. Die anderen brauchen es nicht zu wissen. Das gibt nur böses Blut.“
„Von mir erfährt keiner was“, versicherte er ihr. „Aber wie gesagt, Sie haben meine Neugier geweckt. Irgendwann höre ich garantiert noch den Rest von Ihrer Geschichte.“
Katie schüttelte den Kopf. „Das glaube ich kaum. Die Kings sind ein Teil meiner Vergangenheit. Und dabei soll es auch bleiben.“
Nach Ende des ersten Arbeitstages bereute Katie schon ihre Entscheidung, die Küche renovieren zu lassen. All die Fremden in ihrem Haus – und dann noch Lärm verursachende Fremde!
Kopfschüttelnd betrat sie die Küche, die wie ein Schlachtfeld aussah. Die Küche ihrer Großmutter, die noch vor Kurzem so viel Heimeligkeit und Gemütlichkeit ausgestrahlt hatte. Sie seufzte tief.
„Na, tut’s Ihnen schon leid?“
Erschrocken drehte sie sich um. „Ach, Sie sind’s, Rafe. Ich hatte gedacht, Sie wären mit den anderen gegangen.“
Lächelnd verschränkte er die Arme vor der Brust. „Ich wollte lieber sichergehen, dass der Gasanschluss auch wirklich funktioniert.“
„Und? Tut er’s?“
„Tadellos.“
„Danke. Ich weiß Ihren Einsatz sehr zu schätzen.“
Lässig lehnte er sich gegen den Türrahmen, als hätte er alle Zeit der Welt. „Das ist mein Job.“
„Ist mir schon klar, aber ich weiß es trotzdem zu schätzen.“
„Gern geschehen.“ Prüfend sah er sich in der verwüsteten Küche um. „Na, was halten Sie bisher von unserem Werk?“, fragte er lächelnd.
„Wollen Sie die Wahrheit wissen?“ Sie schüttelte sich. „Das ganze Chaos macht mir regelrecht Angst.“
Er musste lachen. „Manche Sachen muss man eben erst zerstören, bevor man sie umso schöner wieder aufbauen kann.“
„Das muss ich mir merken.“ Nachdenklich betrachtete sie die Wand mit den Resten der Rohre, wo vorher die Spüle gestanden hatte. „Schwer vorstellbar, dass aus diesen Ruinen eine neue Küche entstehen soll.“
„Ach, ich habe schon Schlimmeres gesehen.“
„Das beruhigt mich irgendwie trotzdem nicht.“
„Sollte es aber“, versicherte er ihr. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und kam einen Schritt näher. „Ich habe schon Renovierungen miterlebt, die Monate gedauert haben.“
„Sind Sie schon lange in diesem Geschäft?“
„Ziemlich“, antwortete er. „Obwohl dies hier das erste Mal seit drei oder vier Jahren ist, dass ich wieder aktiv mit anpacke. Mit den Händen arbeite.“
Im Haus war es still – angenehm still nach dem unablässigen Lärm des Tages. Ihre Stimmen hallten in der leer geräumten Küche wider, und draußen dämmerte es bereits. Ein merkwürdiges Gefühl der Gemeinsamkeit stellte sich zwischen den beiden ein.
Bewundernd betrachtete sie ihn. Er sah wirklich verflixt gut aus! Es war schon eine ganze Weile her, dass sie sich für einen Mann interessiert hatte. Nach der großen Enttäuschung hatte sie sich erst mal ganz in sich zurückgezogen.
„Wenn Sie so lange nicht mit den Händen gearbeitet haben, was haben Sie denn dann getan?“
„Ach, so dies und das. Aber es tut ganz gut, mal wieder richtig was anpacken zu können.“ Er zwinkerte ihr zu. „Selbst wenn es für die Kings ist.“
So dies und das? Das war eine sehr ausweichende Antwort, aber sie war sich nicht sicher, ob sie nachhaken sollte. Das würde ihm das Recht geben, sie auch nach ihrer Vergangenheit zu fragen. Und sie hatte keine Lust, ihm zu erzählen, wie Cordell King sie erst groß ausgeführt und dann irgendwann einfach hatte fallen lassen.
Trotzdem machte dieser Rafe Cole sie irgendwie neugierig. Als ob er irgendetwas zu verbergen hatte …
„Ich will dann mal los“, sagte er, als die Stille peinlich zu werden drohte. „Sie haben ja auch noch viel zu tun. Kekse backen, meine ich.“
„Stimmt.“ Als sie die Küche verlassen wollte, stieß sie mit ihm zusammen.
Es war erstaunlich. Die zufällige Berührung löste etwas in ihnen aus. Keiner sprach ein Wort – aber das war auch nicht nötig.
Sie spürten es beide. Hitze. Leidenschaft.
Katie war nicht auf der Suche nach einem romantischen Erlebnis gewesen – und schien es jetzt doch gefunden zu haben.
Rafe hob die Hand und war schon im Begriff, zärtlich ihre Wange zu berühren, als er plötzlich innehielt. Stattdessen lächelte er sanft und murmelte: „Das könnte … interessant werden.“
Das war die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Das Meeting ist vorbei“, stellte Lucas King fest. „Warum sitzen wir dann noch hier herum?“
„Weil ich euch noch was fragen muss“, antwortete Rafe. Wenn man ihn zusammen mit Sean und Lucas sah, seinen Partnern bei King Construction, erkannte man sofort, dass sie Brüder waren. Alle hatten schwarzes Haar und blaue Augen. Doch ihre unterschiedlichen Gesichtszüge wiesen darauf hin, dass sie alle drei verschiedene Mütter hatten.
Ihr Vater hatte keine der drei Frauen geheiratet. Trotz der verwirrenden Familienverhältnisse hielten die drei fest zusammen. Ben King hatte stets dafür gesorgt, dass all seine Söhne – und das waren insgesamt acht! – in den Sommerferien viel Zeit miteinander verbrachten.
Lucas, der älteste der drei Firmenchefs, sah angespannt auf die Uhr und blickte Rafe ungeduldig an. Sean hingegen war wie so oft damit beschäftigt, eine SMS in sein Handy zu tippen. Er hatte überhaupt nicht zugehört.
Die Brüder trafen sich einmal in der Woche, um übers Geschäft und auch über private Dinge zu reden, die die Familie betrafen. Die Meetings fanden im Wechsel jeweils bei einem der Brüder statt. Heute saßen sie in Lucas’ Haus in Long Beach direkt am Meer.
Das Gebäude war alt und sehr geräumig und besaß nach Lucas’ Meinung „Charakter“. Die anderen hingegen fanden es nur altmodisch und unpraktisch. Rafe lebte ganz anders – er hatte eine Penthousesuite in einem Hotel in Huntington Beach dauerhaft angemietet. So brauchte er sich nicht ums Saubermachen zu kümmern und konnte sich jederzeit etwas beim Zimmerservice bestellen. Sean wiederum lebte in Sunset Beach in einem umgebauten Wasserturm, der sogar einen Fahrstuhl besaß.
So unterschiedlich ihre Geschmäcker in Bezug aufs Wohnen auch waren – alle drei hatten sich für ein Zuhause mit Blick aufs Meer entschieden.
Rafe blickte aus dem Fenster und beobachtete nachdenklich die Surfer, die den Wellen trotzten. Dann fragte er: „Was wissen wir über Katie Charles?“
„Wen?“, fragte Sean.
„Katie Charles“, wiederholte Lucas verärgert. „Hörst du denn kein bisschen zu, Mensch?“
„Wem soll ich zuhören?“ Sean blickte nicht einmal auf. Wie gebannt starrte er auf sein Handy. Ständig mailte und simste er – an Kunden, an Frauen.
„Mir“, erklärte Rafe und entriss ihm das Handy.
„He!“ Fordernd streckte Sean die Hand aus. „Ich muss für nachher noch ein Meeting organisieren.“
„Konzentrier dich lieber erst mal auf das jetzige Meeting“, konterte Rafe.
„Schon gut, schon gut, ich höre ja zu. Aber gib mir mein Handy wieder.“
Rafe warf es ihm zu und wandte sich dann an Lucas. „Also, wie sieht’s aus? Weißt du irgendwas über Katie Charles?“
„Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Wer ist sie?“
„Eine Kundin“, antwortete Rafe und nahm einen Schluck von seinem Bier. „Wir machen gerade ihre Küche neu.“
„Das ist doch schön für uns.“ Forschend blickte Sean seinen Bruder an. „Und was ist mit ihr? Stört dich irgendwas an ihr?“
Eine gute Frage. Hätte es Rafe nicht egal sein können, was sie von der Familie King hielt? Spielte das eine Rolle? Aber seit er vorhin ihr Haus verlassen hatte, musste er ständig an sie denken. Sie war hübsch, klug und offenbar auch erfolgreich – und sie hasste die Kings. Was mochte nur dahinterstecken?
„Katie Charles“, murmelte Lucas vor sich hin. „Katie Charles … Küche … Kekse …“ Plötzlich begann er zu lächeln. „Ja, jetzt weiß ich’s, ‚Katies Kekse‘. Mit ihrem Gebäck hat sie sich ein Kleinunternehmen aufgebaut. Neulich stand sogar was über sie in der Zeitung – als erfolgreiche Existenzgründerin. Ihre hausgemachten Keksspezialitäten haben einen guten Ruf.“
„Einen guten Ruf bei wem?“, fragte Rafe stirnrunzelnd. „Also, ich hatte vorher noch nie von ihr gehört.“
„Kein Wunder“, gab Sean spöttisch zurück. „Du lebst ja auch wie ein Einsiedler. Um zu erfahren, was in der Welt so vorgeht, musst du auch mal mit ein paar Leuten reden. Außer uns, meine ich.“
„Ich lebe überhaupt nicht wie ein Einsiedler.“
„Du weißt, wie ungern ich Sean recht gebe“, warf Lucas ein. „Aber in diesem Fall muss ich ihm zustimmen. Du igelst dich ganz schön in deiner Penthousesuite ein. Mal ehrlich, mit wem hast du seit unserem letzten Treffen gesprochen? Wahrscheinlich nur mit dem Roomservice und den Kollegen, mit denen du seit heute zusammenarbeitest.“
Rafe blickte Lucas böse an, sagte aber nichts. Er hatte schlicht und einfach kein Gegenargument. So war er eben. Er hatte weder Zeit noch Lust, sich wie Sean ständig mit irgendwelchen Models zu treffen. Und wenn Lucas Gefallen daran fand, sich in der Geschäftswelt zu bewegen wie ein Fisch im Wasser – bitte, dann sollte er, aber für Rafe war das nichts. Also saß er gern bei sich zu Hause herum. Warum auch nicht?
„Ach, richtig“, griff Sean den Faden auf. „Du bist wegen deiner verlorenen Wette ja wieder unter die Handwerker gegangen. Wie gefällt’s dir denn so?“
„Gar nicht so übel“, gab Rafe zu. Tatsächlich hatte es ihm viel mehr Spaß gemacht, als er gedacht hatte. Es war schon irgendwie witzig, unter Handwerkern zu sein, die keine Ahnung hatten, dass er in Wirklichkeit ihr Chef war. Und die Frau, die er durch diesen Job kennengelernt hatte, war ja auch nicht von schlechten Eltern. Nur etwas wurmte ihn: dass sie die Kings verabscheute.
„Aber warum schaust du so grimmig drein, wenn es dir gefallen hat?“, fragte Sean.
„Ja, du wirkst noch genervter als sonst“, stimmte Lucas seinem Bruder zu. „Was ist los? Und was hat es mit Katie Charles zu tun?“
„Also … ihr kennt sie beide nicht persönlich?“
Sean und Lucas sahen sich an und zuckten gleichzeitig mit den Schultern. „Nein.“
„Aber irgendjemand muss sie kennen.“
„Natürlich wird es Leute geben, die sie kennen“, sagte Lucas.
„Nein, ich meine, irgendjemand aus der Familie King muss sie kennen.“
„Da gibt’s viele“, merkte Sean an.
„Stimmt.“ Sie hatten so viele Cousins, die King hießen, dass sie sie kaum noch zählen konnten.
Lucas trank einen Schluck Bier. „Jetzt mal raus mit der Sprache. Was soll das alles? Warum beschäftigt sie dich so?“
„Weil sie die Kings hasst.“
„Sie hasst uns?“, fragte Sean lachend. „Das kann nicht sein. Die Frauen lieben die Kings.“
„Stimmt genau“, bestätigte Lucas mit einem selbstzufriedenen Lächeln.
„Normalerweise schon“, kommentierte Rafe und dachte an seine Exfrau, die das möglicherweise etwas anders sah. „Aber diese Frau kann die Kings eindeutig nicht ausstehen.“
„Warum hat sie uns denn für ihren Küchenumbau angeheuert, wenn sie uns so sehr hasst?“
„Sie meinte, unsere Firma hätte den besten Ruf. Aber wirklich glücklich ist sie nicht mit ihrer Entscheidung.“
„Und du vermutest, dass irgendjemand aus unserer Familie sie enttäuscht oder schlecht behandelt hat?“, fragte Lucas.
„Was könnte sonst der Grund für ihre Abneigung sein?“
„Ich glaube, die wirklich wichtige Frage ist eine andere“, erklärte Sean. „Nämlich: Warum interessiert dich das so sehr?“
„Stimmt, das ist die Frage.“ Erwartungsvoll blickte Lucas Rafe an.
Rafe dachte nach. Ja, warum interessierte ihn das so sehr? Eigentlich sollte es ihm egal sein. Das wäre besser für ihn. Er hatte ja schon eine Ehe hinter sich. Und die hatte ihm gezeigt, dass er nicht wusste, wie man liebte. Oder wie seine Exfrau es ausgedrückt hatte: dass er unfähig war zu lieben.
Warum sollte man sich ernsthaft, mit festen Absichten, um eine Frau bemühen, wenn man doch wusste, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt war? Deshalb suchte er ja immer nur oberflächliche Kontakte. Ein paar Stunden gemeinschaftliches Vergnügen, Entspannungssex, und ja keine feste Bindung.
Solange beide Seiten wussten, worauf sie sich einließen, und ihren Spaß hatten, war doch alles in Ordnung.
Aber trotzdem, diese Katie …
Sie hatte etwas in ihm ausgelöst, das er vorher nicht gekannt hatte. Natürlich würde er das niemandem verraten. Er musste selbst erst mal damit klarkommen.
„Ja, das ist wirklich eine gute Frage“, meinte Rafe. „Zu dumm, dass ich keine Antwort darauf habe.“
Allmählich hatte Katie sich an den Krach, den Staub, die Fremden in ihrem Haus gewöhnt. Die Arbeiten dauerten jetzt schon mehrere Tage an, und sie wusste kaum noch, wie wohltuend Stille war. Wie schön es war, für sich allein in der Küche herumzuwerkeln.
Der einst so gemütliche Raum war jetzt nur noch eine leere Hülle – leer bis auf all den Staub und Dreck. Sie blickte aus dem Fenster. Dort lag auf einem großen Haufen alles, was die Küche früher so heimelig gemacht hatte: Teile des Linoleums, alte Rohre – und auch die schöne alte Spüle, fast schon ein antikes Stück. Panik stieg in ihr auf.
Ursprünglich hatte sie die Renovierung für eine gute Idee gehalten. Jetzt aber plagten sie heftigste Zweifel. Was, wenn die neue Küche nicht so gut war wie die alte? Wenn sie mit ihrem neuen Herd nicht zufrieden war? Wenn sie sich mit der neuen Spüle nicht anfreunden konnte? Und viel schlimmer: Was, wenn ihr kleines Keks-Unternehmen pleiteging? Schließlich hatte sie für die neue Küche nicht nur ihre Ersparnisse geopfert, sondern sogar noch einen Kredit aufgenommen.
„Oje, oje …“
„Für Panik ist es jetzt ein bisschen spät“, besänftigte sie die tiefe Stimme hinter ihr.
Sie wandte sich um, erblickte Rafe und zwang sich zu einem Lächeln. „Es ist ja keine richtige Panik. Nur ein bisschen, äh, Beunruhigung. Besorgnis.“ Einen Moment lang hielt sie inne. „Ach, was mache ich mir vor? Es ist Panik.“
Er lachte. „Machen Sie sich nur keine Sorgen. Sicher sieht es jetzt schlimm aus. Aber wenn alles fertig ist, werden Sie begeistert sein.“
„Sie haben leicht reden.“
„Kommen Sie, ich mache so etwas ja nicht zum ersten Mal. Ich kenne das. Diesen verzweifelten Blick haben alle Kunden irgendwann.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber wenn alles vorbei ist, sind sie glücklich.“
„Weil es vorbei ist oder weil sie so zufrieden mit Ihrer Arbeit sind?“
„Vielleicht von beidem etwas“, gestand er ein. „Eigentlich bin ich gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass wir in der Wasserleitung eine undichte Stelle gefunden haben.“
„Eine undichte Stelle? Um Himmels willen!“ Katie sah sich schon im Haus herumschwimmen.
„Ist alles halb so wild“, beruhigte er sie. „Nichts Dramatisches. Es handelt sich nur um ein Verbindungsstück, das ausgetauscht werden muss. Ich muss es Ihnen aber zeigen, weil so etwas nicht Bestandteil des Vertrages ist. Sie müssen dafür einen Extraauftrag unterzeichnen.“
„Na, das beruhigt mich.“ Erleichtert atmete sie tief durch. „Gut, gehen wir hin.“
In der Küche ließ sie sich von Klempner Steve die undichte Stelle zeigen. Er begann ihr lang und breit zu erklären, was getan werden musste, aber sie verstand nur die Hälfte und erwiderte: „Machen Sie einfach. Ich vertraue Ihnen voll und ganz.“
„Sehr gut.“ Steve wandte sich an Rafe. „Zeig ihr doch gleich die neue Spüle, die du heute Morgen mitgebracht hast.“
„Was, Sie haben mir schon eine neue Spüle besorgt?“ Das interessierte sie mehr als alle undichten Rohrleitungen.
„Ja, natürlich unverbindlich für Sie, ich kann sie jederzeit zurückbringen, falls sie Ihnen nicht gefällt. Aber ich war heute Morgen bei einem unserer Lieferanten und hatte das Gefühl, die wäre genau richtig für Sie. Sie kann im Anhänger bleiben, bis es an der Zeit ist, sie anzuschließen.“ Rafe führte sie aus der Küche zum Rasen, wo der Anhänger stand. Er öffnete die Türen und wuchtete die große Spüle heraus.
„Geht es?“, fragte sie. „Ist sie nicht zu schwer?“
„Nein, sie ist aus Acryl und nicht aus Metall. Leicht, aber widerstandsfähig. Praktisch unverwüstlich. Da haben Sie lange Freude dran.“
Fast zärtlich strich sie mit den Fingern über das Material und seufzte verzückt. „Sie ist wunderbar. Ich hätte sie nicht besser aussuchen können. Vielen Dank.“
„Freut mich, dass sie Ihnen gefällt.“ Er verfrachtete sie wieder im Anhänger und bedeckte sie mit einer Schutzfolie.
„Aber das Besorgen der Spüle fällt doch eigentlich gar nicht in Ihren Aufgabenbereich …?“
Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Ich sollte für Joe sowieso einige Sachen besorgen. Da ist mir die Spüle ins Auge gefallen und …“
„Wie konnten Sie denn wissen, dass sie mir gefällt?“
„War so ein Gefühl.“
„Das Gefühl hat Sie nicht getrogen.“
Wie er so dastand, die Hände in den Hosentaschen, fast ein wenig verlegen wirkend, sah er einfach zum Anbeißen aus, fand Katie. In der vergangenen Nacht hatte sie sogar von ihm geträumt. Im Traum waren sie zusammen in der Küche gewesen – genau wie gestern in der Realität. Doch anders als im wirklichen Leben hatte Rafe sie leidenschaftlich geküsst. Nachdem sie erregt aus dem Traum aufgeschreckt war, hatte sie nicht wieder einschlafen können.
Man sagte ja immer, dass Träume etwas zu bedeuten hatten …
„Wie lange sind Sie denn nun eigentlich schon in dieser Branche, Rafe?“, wollte sie wissen.
Die Frage schien ihm unangenehm zu sein. „Ich bin durch meinen Vater da reingeraten“, erklärte er und vermied es, ihr in die Augen zu sehen. „Mir gefiel es ganz gut, und so bin ich dabeigeblieben.“
„Das kann ich verstehen“, erwiderte sie. „Meine Großmutter hat mir das Backen beigebracht, als ich noch ein Kind war – tja, und heute ist es mein Beruf.“
Er nickte. „Wie lange wohnen Sie schon hier?“
„Ich bin hier aufgewachsen“, erzählte sie. „Mein Vater ist bereits vor meiner Geburt verstorben, und so sind meine Mutter und ich zu meiner Großmutter gezogen.“ Versonnen betrachtete sie den alten Bungalow. Das Gebäude war nicht gerade in bestem Zustand, aber es war ihr Zuhause, gab ihr Sicherheit und Wohlgefühl. „Als ich aufs College kam, bin ich ausgezogen. Dann ist meine Mutter gestorben, und vor einem Jahr habe ich das Haus von Nana bekommen. Sie ist nämlich mit ihrer Schwester Grace in ein Seniorenwohnheim gezogen. Die beiden meinten, dass es dort viele attraktive ältere Herren gibt, die sich nach Liebe sehnen.“
Er lachte, und Katie fand, dass ihm diese Fröhlichkeit gut zu Gesicht stand. Er wirkt immer so ernst, dachte sie. Warum eigentlich? Die anderen Arbeiter lachen und scherzen dauernd. Nur er nicht.
Er wirkte so still, so verschlossen. Als ob er ein Geheimnis hütete.
Rafe saß seinem Bruder Sean im Schnellimbiss gegenüber und wartete auf seinen Hamburger. Sean war natürlich schon wieder damit beschäftigt, eine SMS zu schreiben, aber Rafe war das nur recht. So konnte er noch ein bisschen über Katie Charles nachdenken.
Irgendwie ließ sie ihn nicht los.
Noch nie hatte eine Frau ihn so fasziniert. Nicht einmal seine Exfrau Leslie. Schwer zu begreifen. Was hatte sie nur an sich, das sie so besonders machte?
Sicher, sie war sehr schön. Aber das traf auf viele Frauen zu. Sicher, er begehrte sie. Aber er hatte schon viele Frauen begehrt. Es gab etwas anderes an ihr – wahrscheinlich viele Dinge auf einmal –, das ihn geradezu verzauberte.
„He“, sagte Sean lachend. „Erde an Rafe.“
„Was?“ Rafe drehte sich herum und sah seinen jüngeren Bruder an.
„Seit fünf Minuten erzähle ich dir was, und du verstehst kein Wort. Bist völlig in Gedanken versunken. Was beschäftigt dich denn so?“
Rafe ärgerte sich, dass Sean ihn beim Tagträumen erwischt hatte. Diese Katie kostete ihn zu viel Zeit! „Du hast doch andauernd SMS in alle Welt verschickt. Kein Wunder, dass meine Gedanken da mal abschweifen.“
„Mit meiner letzten SMS war ich vor fünf Minuten fertig“, belehrte Sean ihn. „Lass mich raten: Du hast an diese Keks-Frau gedacht.“
Reife sah ihn verärgert an. „Sie heißt Katie.“
„Ja, ich weiß.“
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ganz schön nerven kannst?“
„Außer dir, meinst du?“, fragte Sean und lächelte verführerisch die Kellnerin an, die ihnen das Essen brachte. „Ja, das höre ich ständig.“
Rafe musste lächeln. Sean hatte eine Entspanntheit und Lässigkeit, die den anderen Kings abging. Die meisten von ihnen waren typische Alphamänner, ständig damit beschäftigt, sich an die Spitze zu kämpfen. Aber nicht Sean. Ihm schien alles zuzufliegen, ohne dass er sich darum bemühen musste.
Manchmal beneidete Rafe ihn um seine Gelassenheit. Fast nie verlor er die Beherrschung. Damit war er in der Familie King die ganz große Ausnahme.
Während die Brüder aßen, blickten sie hinaus auf die Straße und beobachteten die Touristenströme.
„Also“, sagte Sean, während er nach seinem Bierglas griff, „dann leg mal los.“
„Loslegen? Womit soll ich loslegen?“
„Mach mir nichts vor. Es geht doch um deine Keks-Lady. Hab ich recht?“
Rafe seufzte. Natürlich hatte Sean recht. War auch nicht schwer zu erraten. Schließlich hatte Rafe nie irgendeine Frau erwähnt, seit Leslie ihn verlassen hatte. An diesen Tag konnte er sich noch gut erinnern. Seine Exfrau hatte ihn traurig angesehen und ihm gesagt, dass er ihr leidtäte, weil er keine Ahnung hätte, wie man jemanden liebt. Dass er sie niemals hätte heiraten und zu einem leeren, kalten Leben verdammen dürfen.
Doch dann dachte er an Katie, und seine düsteren Gedanken verschwanden. Er fühlte sich neu belebt. „Sie ist so … so anders.“
„Na, das wird ja immer besser.“ Sean lehnte sich zurück und wartete.
„Jetzt deute da nicht mehr rein, als es ist. Ich finde sie nur … interessant.“
„Interessant, so, so.“ Sean nickte. „Die Käfersammlung im Naturkundemuseum ist auch interessant.“
„Wie bitte?“
„Komm, Rafe, mach dir doch nichts vor“, erwiderte Sean lachend. „Du empfindest doch mehr als Interesse für sie. Und es ist auch höchste Zeit, dass du dich mal umschaust. Nach Frauen, meine ich. Die Sache mit Leslie ist doch schon ewig lange her.“
„So lange nun auch wieder nicht“, gab Rafe zurück. Obwohl, wenn er so darüber nachdachte – Leslie und er waren tatsächlich schon seit über fünf Jahren geschieden. Sie war inzwischen mit seinem ehemals besten Freund verheiratet. Seit einiger Zeit hatten sie Zwillinge, und wie er gehört hatte, war vor Kurzem noch ein drittes Kind dazugekommen.
„Sie hat ein neues Leben angefangen. Und warum du nicht?“
Rafe funkelte Sean zornig an, doch der blieb ganz ruhig. „Wer sagt denn, dass ich kein neues Leben angefangen habe?“
„Ich. Lucas. Tanner. Mac. Grady …“ Sean hielt in der Aufzählung inne und fragte: „Soll ich dir jetzt wirklich die Namen all unserer Brüder runterrasseln, oder verstehst du auch so, was ich meine?“
„Ich verstehe es schon, aber du hast trotzdem unrecht.“ Rafe biss von seinem Hamburger ab und sagte: „Ich trauere Leslie nicht mehr nach, wenn du das meinst. Die Sache ist für mich abgeschlossen. Ganz davon abgesehen, dass sie neu verheiratet und mehrfache Mutter ist.“ Wenn er ehrlich war, hatte er sie nach der Scheidung nicht einmal wirklich richtig vermisst. Was sagte das über ihn aus?
„Und trotzdem wohnst du immer noch in einer Hotelsuite und begnügst dich damit, ab und zu mal mit einem hübschen Dummchen auszugehen.“
„Ich wohne gern im Hotel. Und sie sind nicht alle dumm.“
„Das überzeugt mich natürlich total.“
Rafe griff nach seinem Bier. „Katie ist eine wirklich nette Frau, aber für mich ist sie tabu.“
„Warum das denn?“
„Ich habe das Gefühl, dass sie zu brav und bieder ist“, erklärte Rafe. „Sie ist so der Typ zum Heiraten und Kinderkriegen. Und ich habe schon bewiesen, dass ich das nicht bin.“
Sean schüttelte den Kopf und seufzte. „Eigentlich hatte ich dich immer für halbwegs intelligent gehalten. Aber da muss ich mich wohl getäuscht haben.“
„Oh, vielen Dank. Du bist mir wirklich eine große Hilfe.“
„Na schön, wenn du meinen Rat willst: Hör auf, dich wie ein Idiot zu benehmen.“
„Ach, halt die Klappe. Diese Märchentour, dieses ‚und sie lebten glücklich bis an ihr Ende‘ – das habe ich durch. Hat nicht geklappt. War eine Katastrophe. Das brauche ich nicht noch mal.“
„Vielleicht hat es nur nicht geklappt, weil du die verkehrte Frau geheiratet hast. Hast du die Sache schon mal so gesehen?“
Darauf antwortete Rafe nicht einmal. Es hätte doch nichts gebracht.
Am Montagmorgen waren die Männer wieder bei der Arbeit, und Katie fühlte sich komplett urlaubsreif. Das Wochenende über hatte sie kaum geschlafen. Die Stille am Samstag und Sonntag war zwar wie ein Gottesgeschenk für sie gewesen, aber sie hatte derart viele Keksbestellungen ausführen müssen, dass sie die Ruhe kaum hatte genießen können.
Jetzt nippte sie an ihrem Kaffee und zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie das Kreischen der Bohrmaschine hörte.
„Der Lärm in den ersten Tagen ist am schlimmsten“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. „Danach gewöhnt man sich daran.“
Sie wandte sich um und erblickte Joe Hanna. „Das sagen Sie doch nur, damit ich nicht schreiend davonlaufe.“
Er lächelte besänftigend. „Wenn wir erst mit den Rohren fertig sind, wird es ruhiger, das verspreche ich Ihnen.“
Plötzlich hörten sie einen Schrei aus der Küche. „Arturo! Das Wasser! Stell den Haupthahn ab, schnell!“
„Mist!“ Joe rannte in Richtung Küche, aus einer anderen Ecke kam Rafe herbeigeeilt, und beide wären fast mit Arturo zusammengestoßen, der auf dem Weg zum Haupthahn war.
Als auch Katie in die Küche kam, sah sie, wie Steve vergeblich versuchte, das Rohr zuzuhalten, aus dem in einer riesigen Fontäne Wasser spritzte.
Verzweifelt griffen die Männer nach Handtüchern. Dann erstarb die Fontäne; offenbar war es Arturo gelungen, den Haupthahn zu schließen. Doch der Schaden war bereits entstanden, die Küche stand unter Wasser.
„Verdammt, die neue Dichtung muss nicht richtig angebracht worden sein“, mutmaßte Steve.
„Ihr hättet sie erst bei niedrigem Wasserdruck antesten müssen“, stellte Joe fest. Gönnerhaft legte er Rafe die Hand auf die Schulter. „Ich nehme die Schuld auf mich. Ich hätte Rafe mehr auf die Finger schauen müssen. Schließlich war er eine ganze Zeit raus aus dem Job, da ist er vielleicht ein bisschen eingerostet. Aber er ist trotzdem kein schlechter Kerl.“
Katie bemerkte, dass Rafe verärgert dreinblickte. Und sie teilte seine Verärgerung.
„Aber eigentlich ist doch Steve der Klempner“, erwiderte sie.
„Schon“, gab Joe zurück, „aber Rafe hat die Dichtung angebracht.“
„Und zwar ordnungsgemäß“, sagte Rafe mit fester Stimme. „Daran kann es nicht gelegen haben.“
„Ist schon gut“, entgegnete Joe und wandte sich an Katie. „Wie gesagt, ich nehme den Zwischenfall auf meine Kappe. Hätte den Knaben eben besser beaufsichtigen müssen.“
Sie wunderte sich, dass Rafe sich nicht energischer verteidigte. Wahrscheinlich hat er Angst, seinen Job zu verlieren, dachte sie. Aber selbst wenn er nichts sagt, könnte Joe ihn feuern, wenn er der Meinung ist, dass er nicht sorgfältig genug arbeitet. Also sprang sie für ihn in die Bresche. „Das ist ungerecht. Rafe leistet hervorragende Arbeit. Wenn er mir nicht den Herd angeschlossen hätte, könnte ich meine Backaufträge nicht erledigen. Jeden Abend bleibt er länger, um aufzuräumen. Er ist sehr bemüht darum, dass ich so wenig wie möglich gestört werde. Ich bin sicher, dass der Wasserschaden nicht seine Schuld ist.“
„Stimmt“, mischte sich Steve plötzlich ein, der die ganze Zeit über die Rohrleitung inspiziert hatte. „Ich sehe gerade, es war ein anderes Verbindungsstück, das undicht war, nicht die Dichtung, die Rafe angebracht hat. Mein Fehler. Ich bringe das so schnell wie möglich in Ordnung.“
Triumphierend sah Katie Joe an. Ihr Blick sagte: Sehen Sie? Sie haben den Falschen beschuldigt. Sie lächelte Rafe kurz zu und ließ die Männer dann allein.
„Was war das denn?“, murmelte Joe. „Die hat ihn ja verteidigt wie eine Löwin ihr Junges.“
„Klare Sache“, merkte Steve an. „Die Lady steht auf Rafe. Der Glückspilz.“
„Ach, halt doch die Klappe, Steve“, schimpfte Rafe. Nachdenklich blickte er zur Tür, wo vor ein paar Sekunden noch Katie gestanden hatte.
Er hatte Joes Anschuldigung hingenommen, weil dieser – solange die Wette lief – sein Boss war und Handwerker sich nicht unbedingt ständig mit Samthandschuhen anfassten. Aber dass Katie ihn so verteidigt hatte, gab ihm zu denken. Er konnte sich nicht erinnern, dass sich jemals jemand so für ihn eingesetzt hatte. Nicht mal seine Brüder und Cousins.
Nein, jemanden wie diese Katie Charles hatte er wirklich noch nie getroffen. Ihr Verhalten war völlig selbstlos gewesen; für sie war er ja nur der einfache Handwerker Rafe Cole. Wenn sie ihm half, hatte sie keinen Vorteil davon.
Anders hätte es nur ausgesehen, wenn sie gewusst hätte, dass er ein Mitglied der reichen Familie King war.
Rafe würde an diesem Morgen zu spät zur Arbeit kommen.
Zwar musste er weiter der Handwerkertätigkeit nachgehen, um seine Wettschuld einzulösen, aber nebenher musste er auch noch seine eigentliche Arbeit bewältigen. Und dazu gehörte es, Lieferanten auf die Füße zu treten, die ihre Terminzusagen nicht einhielten. Eine der Aufgaben, die er sogar gern erledigte.
„Hören Sie, Mike“, sagte er ins Telefon. „Sie hatten uns die Türen und Fenster für das Krankenhaus zu gestern Mittag fest zugesagt.“