Matthias Politycki, 1955 geboren, lebt in Hamburg und München. Er publiziert seit 1987 Romane, Erzählungen, Essays sowie Gedichte und zählt mittlerweile zu den renommiertesten Vertretern der deutschen Gegenwartsliteratur. Nach seinem Schelmenroman »In 180 Tagen um die Welt« erschien 2009 die »Jenseitsnovelle«, die mit dem Preis der LiteraTour Nord ausgezeichnet und (in ihrer englischen Übersetzung) für den Independent Foreign Fiction Prize gelistet wurde.
Weitere Informationen unter www.matthias-politycki.de
In den Heuerhäusern eines Gutshofs wohnten ursprünglich die »Heuerleute« – Tagelöhner und Saisonarbeiter.
Ich erinnere mich zwar nicht mehr an den genauen Wortlaut, Lutti aber sagte zumindest: »Am Samstag kicken die ja auch schon mit«. – Schattschneiders offensichtliches Bemühen, seine Erinnerungen hier wie an allen entsprechenden Stellen in »stubenreine« Sprache hinaufzuläutern, ist bezeichnend; den authentischen Originalsound jener Jahre zöge ich bei weitem vor.
Auswahl und Anordnung von Schattschneiders Romanfragmenten durch den Herausgeber (Kriterien s. Editorische Notiz, S. 375ff.); Anfang und Ende eines jeden Abschnitts wurden durch Kursivierung bzw. Leerzeile kenntlich gemacht.
Das einzige Wortspiel, das von Arne überliefert ist: Bei Außenaufnahmen setzte man, sofern man das Geld dafür hatte, einen Blaufilter aufs Objektiv, um den Himmel nicht bloß als weißlich-blasse Fläche abzuphotographieren. – Wenn dagegen Arne zum »Blaufilter« griff, dann hielt er in der Regel ein Bierglas in der Hand und zwischendurch den einen oder andern Kurzen.
Nein, die Autobahn führt(e) nicht mitten durchs Ostwestfälische, sondern durchs nördliche Münster- bzw. eben: durchs Tecklenburger Land (was Schattschneider doch eigentlich gar nicht vergessen haben kann)!
Schattschneider wechselt in seinen Aufzeichnungen nicht etwa nur zwischen erster Person Plural und dritter Person Singular, wenn er von sich selber spricht, sondern er verwendet darüber hinaus, je nach Bedarf, auch die Perspektive des auktorialen Erzählers, der über einen scheinbar mit ihm in keinerlei Zusammenhang stehenden »Gregor« berichtet: eine eigenartige Mischtechnik, für die mir in der Literaturgeschichte allenfalls Pierre Jean Jouves »Abenteuer der Catherine Crachat« einfällt und die den Erzähltheoretikern noch mancherlei Fußnoten abfordern wird. – Vgl.: Franz Stanzel: Typische Formen des Romans. Göttingen 1964.
Gemeint sind Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Bayern München, die Anfang der 70er Jahre eine Dauerrivalität um die Deutsche Fußballmeisterschaft austrugen.
Familie Schattschneider zog im Sommer 1970 von Ibbenbüren nach Lengerich.
W & H: Windmöller & Hölscher, eine Maschinenfabrik im Zentrum von Lengerich.
Heute gehört das Gelände längst zu Windmöller & Hölscher.
Zahlreiche Fragmente mit zum Teil identischem Wortlaut, z.B.:
»Du schmeckst
sicher gut!« drohte er, als er die Gartentür hinter sich zuzog: »gegrillt und mit viel Ketchup!« (G1[139])
Einen Stefan Erpenbeck/Erps gab’s weder an den Burwiesen noch in unsrer AG; der Beschreibung nach kann bloß Stefan Bardelmeyer/Ballu gemeint sein – die Erpenbecks wohnen seit 1300 auf ihrem Familiensitz Gut Erpenbeck in Ringel: und widmen sich dort der Zubereitung von Westfälischem Knochenschinken. – Wieso Schattschneider, der sich ansonsten ja auch an den tatsächlichen Namen seiner Figuren schadlos hält, ausgerechnet für Ballu ein Pseudonym wählt, obendrein ein derart besetztes, bleibt rätselhaft.
Spardaka (= Spar- und Darlehenskasse): von 1970 bis kurz vor seiner Pensionierung war Gregors Vater stellvertretender Direktor der Geschäftsstelle Lengerich.
In der Tat, zum Sparen. Das war’s ja gerade – man ging bei uns nicht etwa deshalb in die Kneipe, um sich ein paar Kurze zu genehmigen, sondern um seine Sparbüchse termingerecht zu füllen, die dort an der Wand hing (andernfalls hätte man schließlich Strafe zahlen müssen)! Was hätte man sonst für Gründe gehabt, in die Kneipe zu gehen?
Dieser – in weiten Teilen des Münsterlandes noch heute gepflegte – Brauch geht zurück auf das Sparschweinschlachten des Jahres 1648, das als »das große Scherbengericht« in die Lengericher Geschichte einging und das politische Aus für die emporstrebende Stadt bedeutete: Die großen Feiern zum Abschluß des Westfälischen Friedens hätten nämlich ursprünglich nicht in Münster und Osnabrück stattfinden sollen, sondern auf dem Lengericher Günneweg (vgl. Anm. 21) –, allein das städtische Sparschwein war leer, und die Sparschweine der Lengericher Bürger, die auf Befehl des Stadtkämmerers zusammengetragen und von diesem höchstselbst der Reihe nach abgestochen wurden: die Sparschweine der Lengericher Bürgerschaft waren es ausnahmslos auch.
Zwei mal drei Schüsse auf eine Torwand, die jeder Studiogast zu absolvieren hatte.
Der Quizmaster Hans-Joachim Kulenkampff überzog in seiner Sendung »Einer wird gewinnen« meist die vorgesehene Sendezeit. – Beide Sendungen, sowohl »Das aktuelle Sport-Studio« als auch »Einer wird gewinnen«, liefen am Samstagabend; es will mir etwas übertrieben erscheinen, daß Schattschneiders Vater auch zu diesem Zeitpunkt am Schreibtisch saß.
Italo-Western von Sergio Leone, 1968, mit Henry Fonda. Kann gut sein, daß der bei uns erst 1972 ins Kino kam.
Name eines äußerst schlichten Plattenspielers von Telefunken: Der Lautsprecher war in der Abdeckhaube untergebracht, die man im Spielbetrieb hochkant hinter dem Gerät aufstellen mußte.
Eins der ersten Graffitis, das Anfang der 70er auftauchte – und gleich in Massen. Konnte ja auch von jedem in Sekundenschnelle kopiert werden: »Kilroy was here«, »Kilroy is watching you«, das Medium war bereits die ganze Botschaft. – Vgl.: Kilroy Was Here von The Move, ein 2:43-Stück auf ihrer LP Shazam.
Daß Kötte für ein, zwei Jahre der unbestrittne Chef unsrer AG war, versteht sich von selbst; trotzdem kamen, mit Ausnahme des »Blauen Bengels« (s.u.), die wesentlichen Impulse von andern. Sobald es mehr Kriterien gab als körperliche Kraft, verblaßte er zu einer Randfigur, verlor sich zunehmend aus unserm Gesichtskreis.
Der Name Schmedt ist in Lengerich weit verbreitet; einen Günneweg gibt es auch. – Der Bauer Hermann Schmedt, der vom bevorstehenden Beginn der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden (die bekanntlich seit 1644 von Lengerich aus geführt wurden) nur das Allernötigste vernommen hatte – mit den Franzosen wollte sich der Kaiser in Münster, mit den Schweden in Osnabrück herumschlagen, und vom Lengericher Gästehaus aus war’s dazu fast annähernd das gleiche Stück Weges –, der Bauer Hermann Schmedt, der dem kaiserlichen Troß am ersten Verhandlungstag auf dem Günneweg, etwa auf Höhe der heutigen Kläranlagen, entgegenkam und, gefragt, ob dies der rechte Weg »zum Schweden« sei, antwortete: Neinhohe-Herrn-usw., der Günneweg führe geradewegs »zum Franzos«. Woraufhin sich unter kräftigem kaiserlichem Gefluche und vielstimmigem Hoffentlich-kommen-wir-nicht-zu-spät die gesamte Abordnung vom Bauern Schmedt abwandte, in die entgegengesetzte Richtung davongaloppierte. Und? Gerade noch rechtzeitig am Verhandlungstisch eintraf. Vier Jahre später war’s Zeit für den Westfälischen Frieden; in einer Nebenklausel wird darin des Bauern Schmedt gedacht und ihm das Recht verbrieft, sich fortan »Schmedt auf der Günne« zu nennen. – Sein Gehöft liegt wenige Meter außerhalb der heutigen Lengericher Stadtgrenze; dem jetzigen Besitzer (zu dem die Familie von Max freilich keinerlei verwandtschaftliche Beziehungen mehr nachweisen kann) soll man ab & zu auch auf dem Günneweg begegnen. Ob er dort die Rückkehr der Weltpolitik nach Lengerich erwartet, ist nicht bekannt.
W & H: s. Anm. 9.
Typisch Schattschneider! Unsre Familie stammte aus Burghausen – von Voralpenland keine Spur! Aufgrund einer beruflichen Veränderung meines Vaters zogen wir im Herbst 1967 nach Lengerich.
Vorrangiges Ziel der Entspannungspolitik, wie sie das Kabinett Brandt/Scheel seit etwa 1970 betrieb, war der »Ausgleich mit dem Osten«, die Normalisierung der Beziehungen zu den Staaten des Warschauer Pakts. Entsprechende Verträge wurden mit der Sowjetunion (August ’70), der Volksrepublik Polen (Dezember ’70) und der ČSSR (Dezember ’73) geschlossen. Im Zusammenhang damit stehen natürlich auch das Vier-Mächte-Abkommen über Berlin (September ’71) sowie die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Polen (September’72), Bulgarien und Ungarn (Dezember ’73).
Besser eigentlich: »[…] durchs Gekeife der Aktentaschenträger und Aktentaschenträgerinnen, Kinderwagenschieber und Kinderwagenschieberinnen, Einkaufskorbschlepper und Einkaufskorbschlepperinnen«.
Gelbe Seiten gab’s damals in Lengerich nicht. Unser Telephonbuch war kaum dicker als ein Schulheft.
»Kater« war der Spitzname des Wirts – denn Mertinkat, seinen tatsächlichen Namen, wollte oder konnte sich keiner merken. Auch der Name seiner Kneipe – »Rembrandt« – setzte sich nicht durch: Man ging eben »zum Kater«.
Altbier mit Mirabellen/Erdbeeren aus der Dose, eine Köstlichkeit der Gegend.
Taschengeld bekam Charli so gut wie keins; seine Altbierbowlen mußte er, Glas für Glas, mit Siegesserien beim Billard finanzieren, der Rest wurde »geliehen«.
Der dämliche Franzose war Serge Gainsbourg (ein Chansonnier, der u.a. auch für France Gall oder Brigitte Bardot schrieb), seine Begleiterin Jane Birkin: Je t’aime … moi non plus.
Im Manuskript eigentlich: »[…] was sich zwischen den dicken roten Vorhängen abspielte, unter dem Neon-Herz und dem -Schriftzug ›Oh, sexy …‹«; doch scheint mir Schattschneiders Erinnerungsvermögen in diesem Punkt getrübt: An Herz wie Schriftzug entsinne ich mich zwar, allerdings hingen – oder hängen – sie im Münchner »Casanova«, schräg gegenüber dem Hofbräuhaus. Während des Sommers ’72 aber, als unsre Freitagstouren begannen, gab es meiner Meinung nach noch gar keine Schriftzüge o.ä. aus Leuchtstoffröhren; Schattschneider, dessen lebenslängliche Liebe zum Rotlicht ja nicht auf Osnabrück beschränkt blieb, mag hier schlicht etwas durcheinandergebracht haben.
Schwärzung von Schattschneiders Hand (vgl. dazu meine Ausführungen S. 376f.)! – Im Konvolut des Weiberromans gibt es eine recht umfängliche Serie an mehr oder weniger großen Fragmenten (Mappe E), die fast ausschließlich aus geschwärzten Passagen bestehen. Da die darauf belaßnen Textstellen keinerlei Bezug auf den Gesamtkorpus erkennen lassen (z.B. E[177]: »Als er’s nicht länger aushielt, griff er« – 7 Zeilen Streichung – »während sie noch immer auf dem Tisch lag und laut« –12½ Zeilen Streichung, Ende des Fragments), war es leider unmöglich, sie bei der Rekonstruktion des Romans zu berücksichtigen.
Einen Salon Inge gab es in Lengerich zu dieser Zeit nicht; das Geschäft am Rathausplatz hieß Friseur Lunte.
Der »Radikalenerlaß«, verabschiedet im Januar ’72, führte zu einer umfassenden Überprüfung von Beamten und solchen, die es werden wollten, auf ihre (eventuell vom Grundgesetz abweichende) »Gesinnung«. Was etliche »Berufsverbote« nach sich zog.
Der Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR – eine wechselweise Anerkennung beider deutscher Staaten incl. Gewaltverzicht – wurde erst im Dezember ’72 geschlossen; die fragliche Demo, von der Schattschneider im folgenden erzählt, kann sich folglich allenfalls auf vorangehende Verträge mit der DDR (Transitabkommen, Verkehrsvertrag) oder auf laufende Verhandlungen mit ihr bezogen haben.
Zur RAF (Rote Armee Fraktion) s.: »Tania«, Anm. 53, 71, 89 et passim.
Zwar hatte ich, wieder mal, nicht mitgedurft, möchte aber bezweifeln, daß dort der Name Habermas fiel: Die meisten von uns (auch Astrid) waren zu jenem Zeitpunkt erst zwischen fünfzehn und siebzehn Jahre alt, Kristina sogar erst dreizehn! Da galt »Habermas« noch nicht als Reizwort (wie später an der Uni).
Berti Vogts, ein Verteidiger von Borussia Mönchengladbach bzw. der deutschen Nationalelf, ob seiner Hartnäckigkeit als »Terrier« und »Wadlbeißer« gefeiert. Seit 1990 versucht er sich (ebenso hartnäckig) als Bundestrainer.
Als ob ich derart dumm gewesen wäre! O nein, Schattschneider, dieser Auftritt war gezielt inszeniert, um ein paar Punkte zu machen: Als Jüngster mußte man sich in unsrer Clique schon was einfallen lassen.
Vgl. S. 13!
Schattschneider fährt ursprünglich fort: »[…] wie seinerzeit das Meerferkel, für dessen tragischen Tod im Bier-Stiefel sich die AG-Mitglieder noch immer die Schuld gegenseitig zuschoben.« Späterhin überarbeitete er die Stelle zu: »[…] wie seinerzeit die Meersau, für deren tragischen Tod sich die komplette AG Lokalverbot beim ›Kater‹ eingehandelt hatte.« Doch auch diese Formulierung strich er schließlich.
Nämlich beim Parolen-Sprayen, wie er am Brunnen dann verraten hatte.
Lauter mehr oder weniger beliebte Fernsehsendungen: »Der Goldene Schuß« – eine Quizshow mit Vico Torriani; »beat-club« – die Popmusik-Sendung von Radio Bremen; »Bonanza« – eine legendäre Westernserie im Vorabendprogramm (aber ob die 1972 überhaupt noch lief?).
Alle drei sind Hauptfiguren verschiedener Kafka-Texte: Gregor Samsa in der Erzählung »Die Verwandlung«; Josef K. im Roman »Der Prozeß«; K. im Roman »Das Schloß«. – Keiner von uns behielt Schattschneiders Kafka-Phase in bester Erinnerung, mitunter terrorisierte er uns regelrecht mit Zitaten, ganzen Satztiraden oder bloßen K’s. Das ging recht lang so. Dann war’s, von einem Tag zum andern, damit vorbei, und Gregor war wieder Gregor.
Titel eines 1971er-Hits der deutschen Politrockgruppe Ton Steine Scherben.
Altbier mit Sirup – ebenso wie Altbierbowle (s. Anm. 28) eine Spezialität des Hauses.
Von wegen »an den Ohren ziehen«; ich ekelte mich ja bereits davor, das Schwein mit der Fingerspitze zu berühren! Dafür schnüffelte ich lang an ihm herum, immer zwei, drei Zentimeter entfernt; und am nächsten Morgen ging ich wieder hin, weil ich mir fest vorgenommen hatte, meine Angst zu überwinden: Aber da war’s weg, wer weiß, vielleicht war’s zurückgespült worden ins Meer.
Ins Umfeld dieser Stelle gehört höchstwahrscheinlich folgendes Fragment:
»Wie jedes Jahr
kam Gregor um drei bis vier Kilo erleichtert zurück, ein blasser, trauriger Knochenmensch, erschöpft von Weetabix und Frühstückswürstchen und Salatblatt-Sandwiches und blutendem Fleisch. Einmal, so erzählte er, hätten ihm seine Gastgeber, die sehr wohl sahen, wie er unter ihrer Kochkunst litt, hätten ihm seine Gastgeber etwas Gutes tun wollen und ihn gebeten, sich seine Lieblingsspeise zu wünschen. Sehr lange habe Gregor nachgedacht und bewußt ein Gericht gewählt, bei dem praktisch nichts falsch zu machen war: Hähnchen – auf den Grill spießen und abwarten, das würden selbst Engländer zuwege bringen. Wie erstaunt sei er dann freilich gewesen, als er zu Tisch erschien: erwartet von einer stolz lächelnden Gastgeberin und – einem gekochten Hahn, dick übergossen mit einer kalten Pfefferminzsoße, die an einigen Stellen die geriffelte Haut weiß durchschimmern ließ …« (G1[152]).
Ob wir bereits im Winter 72/73 Buttons trugen – ja ob’s überhaupt damals schon welche gab! –, entzieht sich meiner genauen Erinnerung. Ich bezweifle es.
Schattschneider unterschlägt hier nur Gudrun Ensslin, die – ebenso wie die genannten RAF-Mitglieder – im Juni ’72 festgenommen wurde. Was zu zahlreichen Demonstrationen führte … und letztlich zum »deutschen Herbst« 1977 (vgl. »Tania«, S. 160 etc.).
Vgl. S. 13!
Das war sie, weiß Gott, nicht!
Wieder einmal stilisiert sich Schattschneider: Die Jeans, die er hier beschreibt, trug zu jener Zeit kein andrer als Vögler; wahrscheinlich hatte sie Jasmin entsprechend bearbeitet.
Nämlich Crimson And Clover!
Schattschneider untertreibt. Schon der Schieber, den Erps an jenem Abend mit Astrid absolviert hatte, widerlegt seine These. Von Vögler ganz zu schweigen, der sich, ebenso wie Kötte, immer öfter von unsern AG-Treffen absentierte: Was sie statt dessen taten, war vermutlich viel harmloser als das, was wir uns ausmalten, daß sie tun könnten – aber mein Ehrenwort hätte ich dafür nicht hergeben wollen.
Karnevalsfeten gab’s und gibt’s bei uns zum Glück nicht. Das Fest, von dem Schattschneider im folgenden berichtet, fand zwar am Rosenmontag oder Faschingsdienstag statt, hatte damit aber nichts zu tun.
Vgl. S. 13!
»Saurer Otto«, »Saurer Paul«: Gemeint ist ein mit Zitrone gesäuerter Apfelkorn.
Von Kajalstiften hatten wir freilich damals keine Ahnung, hatten wahrscheinlich noch nicht mal das Wort gehört!
Lengericher Platt: »Dönekes« bzw. »Dönkes« sind Anekdoten.
Seinerzeit gängige Haschisch-Sorten.
Dieses Gedicht, datiert vom 20. 5. 1973, hat Schattschneider meines Wissens nach niemals versucht zu publizieren; und ich möchte auch sehr bezweifeln, ob es irgend jemand abgedruckt hätte.
Vgl. S. 13!
Schattschneider schrieb seinen Brief am 6. April ’73 – viereinhalb Wochen nach Faschingsdienstag (= 6. 3. 73; vgl. S. 51); Kristinas Brief erreichte ihn vierundvierzig Tage später, am 20. Mai ’73 (was mit der Datierung des Gedichtes übereinstimmt, das er an jenem Sonntagmorgen geschrieben haben will; vgl. Anm. 60). – Bis zur Schulreform 1967 begann das Schuljahr in Nordrhein-Westfalen nach den Osterferien; Schattschneider, der zu Ostern 1962 eingeschult wurde, gewann durch die Umstellung auf den Herbst-Rhythmus ein komplettes Schuljahr; zum fraglichen Zeitpunkt war er folglich, mit seinen 17 Jahren, in der 12. Klasse – von »mitten im Vorabitur« konnte im Mai freilich noch keine Rede sein!
Eine Modelleisenbahn-Marke, und zwar eine, die etwas bei uns galt. Im Gegensatz zu Trix.
Auch eine Marke, die etwas galt. Im Gegensatz etwa zu Matchbox oder Corgi Toys (mit denen ich vorliebnehmen mußte).
Plastikbeutel voller Briefmarken, die man selber ablösen mußte – eine Art Wundertüte für Jungphilatelisten, und preisgünstig obendrein.
Abenteuerfilm von Franklin Schaffner, kam 1973 sogar gleich in unser Kino (und erst Jahre später ins Tecklenburger Kreisheimathaus!).
Sehr fraglich, ob das bei uns lief!
Absolut unmöglich, daß das bei uns lief!
Vgl. S. 13!
Gemeint ist der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD); der Prager Vertrag über gegenseitigen Gewaltverzicht, Unverletzbarkeit der gemeinsamen Grenze etc. wurde allerdings erst am 11. Dezember 1973 unterzeichnet (während Kristinas Geburtstagsfeier – vgl. S. 74 – schon zwei Wochen vor dem Tecklenburger Herbstfest stattfand).
Ein grober Fehler Schattschneiders! Die diplomatischen Beziehungen mit Polen wurden – nach leidenschaftlichen innenpolitischen Auseinandersetzungen um die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze – bereits ein Jahr früher aufgenommen: im September 1972.
Vgl. S. 13!
Leider nicht alle!
Berufsverbote: vgl. Anm. 34.
Watergate: Schwere innenpolitische Krise der USA, ausgelöst im Juni ’72 durch eine Abhöraffäre während des Wahlkampfs und erst durch den Rücktritt Präsident Nixons am 9. 8. 1974 beendet.
Die »Geiselgeschichte« bei der Münchner Olympiade ’72: Besetzung der israelischen Sportlerunterkünfte durch palästinensische Terroristen. Endete für manche der Beteiligten tödlich; trotzdem gingen die Spiele weiter.
Grundlagenvertrag mit der DDR: vgl. Anm. 34.
Die Aufnahme beider deutscher Staaten in die UNO: erfolgte im September ’73.
»Der letzte Tango in Paris«: Film von Bernardo Bertolucci, 1972, mit Marlon Brando, Maria Schneider und, vor allem, mit der legendären Szene in einer leerstehenden Wohnung.
»Schulmädchenreport«: Davon gab’s zwischen 1970 und 1976 zehn Folgen – welche es war, die Schattschneider und Schmedt auf der Günne seinerzeit so stark beeindruckte, ließ sich nicht mehr eruieren.
Im Herbst ’73. Vorausgegangen waren drastische Erhöhungen der Erdölpreise durch die OPEC. Daß der davon ausgelöste »Energieschock« eine weltweite Wirtschaftskrise auslöste, lief freilich bereits wieder »ohne uns«.
In der Saison 72/73, und zwar durch Netzers sensationelle Selbsteinwechslung, die prompt zum spielentscheidenden 2:1 gegen den 1. FC Köln führte.
Graffito für »Anarchie«.
Im Frühjahr ’74, als er schon auf die Achtzehn zuging, absolvierte Schattschneider endlich den obligatorischen Tanzkurs. Die Jahre zuvor hatte er sich schlichtweg geweigert – aus musikalischen Erwägungen, wie er mir gegenüber einmal erklärte, und weil er Tanzen (im Gegensatz zum »Rocken«) »unmännlich« fände.
Ende von Schattschneiders Aufzeichnungen zu Kristina.
Großer Gemüse-, Delikatessen- und Flohmarkt an der Wienzeile.
Ob Goldhügel oder Weißfuchs, in den Zweiliterflaschen jener Jahre verbarg sich stets ein übler Verschnitt anstelle eines zumindest passablen Landweins. Da wir jedoch nicht nur Billigesser waren, sondern auch Billigtrinker – aus Not wie aus Tugend, versteht sich –, blieb uns bloß eine Alternative: Anm. 73.
Das tat sie nicht! Schattschneider bemüht sich in der Wiedergabe unsrer Liste – wie auch im weiteren Verlauf seines »Taniaromans« – um ein episches Parlando; de facto war unser damaliger Fragenkatalog deutlich deftiger, um nicht zu sagen, einseitiger. Vgl. meine Anmerkung 2 zu »Kristina«.
Diese Frage haben wir uns damals so nicht gestellt, scharf fanden wir alle.
In meiner Liste findet sich der Nachsatz: »[…] wird aber von Kleist geschlagen.«
Unsre Hundert-Punkte-Liste ist von Schattschneider äußerst unvollständig wiedergegeben; dem aufmerksamen Leser wird ohnehin nicht entgangen sein, daß man damit allenfalls, nämlich maximal, 86 Punkte für eine potentielle Kandidatin vergeben kann. In meiner damaligen Mitschrift – vorausgesetzt, man gleicht ihre Tonlage derjenigen an, die Schattschneider vorgibt – werden denn auch noch die folgenden Kriterien aufgelistet:
Steht ihr Vater wirklich nicht auf Golf, ihre Mutter nicht auf Bügelfalten und ihre Freundin nicht auf Slade? Maximal 3 Punkte.
Kann sie mehr als bloß Nudeln kochen (und tut sie’s auch? ausreichend oft)? Maximal 2 Punkte.
Macht sie täglich ihren Handstand, ihren Kopfstand oder wie sorgt sie dafür, daß sie später mal nicht aus dem Leim geht? Maximal 2 Punkte.
Könnte man sie sich, nur rein hypothetisch und im allerschlimmsten Fall, als Mutter vorstellen? Maximal 2 Punkte.
Leidet sie an Schweigsamkeitsanfällen (Tante Eusebia), ist sie manisch-panisch (Franzi) oder hat sonstwie chronisch Asthma (Kreuzberger Hermine)? Maximal 2 Punkte.
Kann sie ordentlich Knete abgreifen (und sei’s sonstwoher)? Maximal 1 Punkt.
Hält sie die Welt für eine Scheibe, glaubt sie an irgendein wirbelloses Säugetier (und betet es gar heimlich an)? Maximal 1 Punkt.
Hat sie sonst noch was zu bieten (das wir im Moment vergessen haben)? Maximal 1 Punkt.«
Auch Lederarmbänder bekam man auf dem Naschmarkt, bronzene Armreifen, Türkiskettchen – der Möglichkeiten, ein »alternatives« Bewußtsein am Handgelenk zu demonstrieren, gab’s viele. Ich selbst hatte nur einen schwarzen Schnürsenkel.
Auch hinsichtlich einer professionellen »Lightshow«, wie’s bald heißen sollte, hatte der »Popklub« nichts zu bieten. Das war gut so.
Amerikanischer Filmschauspieler, besonders bekannt als Darsteller von Clint Eastwood. Ob sein Gesicht bereits Ende der 70er so zerknittert war wie in den 90ern, da Schattschneider seinen »Roman« zu Papier brachte, darf bezweifelt werden.
Im Text eigentlich: »[…] und sich überall raushielt, wo wir andern gerade reinwollten […].«
An dieser Stelle gestrichen: »[…] – das männliche Pendant zur schönen Wienerin: das schöne Wiener Würstchen! – […].«
Beide Zitate ergeben zusammen einen Studentenslogan, der sich gegen die traditionelle Ordinarien-Universität richtete. – Ältere, mehrfach durchgestrichne Textvariante von Schattschneiders Hand:
»[…] man wollte glatt meinen, daß es in Wien noch ein paar Jahrhunderte dauern würde, bis eine 68er-Revolution losbrechen könnte, zumindest eine auf der Ebene der Kleidungssignale.«
Kleiner Brauner: Nicht gemeint ist der (gleichwohl in Wien allgegenwärtige) Meinl-Mohr (vgl. Anm. 98), sondern ein Kaffee mit einem bestimmten Helligkeitsgrad; die Stufen des Kaffeehaus-Kaffees sind: weiß – licht – gold – braun – Kapuziner – Mocca.
Der »Ring« ist die Prachtstraße um den Ersten Bezirk. – Die genannten Bauwerke, und manch andre auch, waren in jenen Jahren von einer dicken Rußschicht bedeckt – kein Vergleich zu ihrer sandstrahlgeläuterten Schönheit von heute!
Ein kleines Programmkino der Zentralsparkasse (kurz »die Z«; heute Bank Austria AG) mit angegliedertem Kneipenbetrieb. Gibt’s längst nicht mehr.
Film von Andrej Tarkowskij nach dem Roman von Stanislaw Lem.
Daß ein Professor Mertens in jenen Jahren an der Uni Wien wirkte, läßt sich aus den Vorlesungsverzeichnissen belegen; ob die Interpretation seines Wechsels von Berlin nach Wien allerdings zutrifft, mag – wie fast jedes zeitgeschichtliche Detail des »Weiberromans« – bezweifelt werden.
Heute nennt sich das Lokal passenderweise gleich »Schnitzelwirt« (7./Neubaugasse 54).
In manchen der alten Wiener Mietshäuser gibt es lediglich Klingeln an den Wohnungstüren.
Ältere, von Schattschneider gestrichne Variante: »[…] inmitten photographierender Japanerpulks – was die wohl auf ihren Bildern hören würden? – und die Bausubstanz anschrie.«
Bestimmt nicht! Wenn man sie so lange vergessen hatte, schmeckte sie scheußlich.
Schattschneider übertreibt: Ich war erst sehr wenige Wochen da; schließlich schrieben wir unser Abitur Mitte Mai. – Vgl. »Kristina«, Anm. 62.
So einfach, wie Schattschneider die Sachlage hier darstellen möchte, war sie nicht. Im Gegensatz zu ihm, der sich lang nicht entscheiden konnte zwischen Militär- und Ersatzdienst (bzw. aus meiner Sicht: zwischen Kriegs- und Zivildienst) und sich am Ende, vermutlich fand er das besonders clever, wegen irgendeiner obskuren Rückenwirbelverschiebung untauglich schreiben ließ: im Gegensatz dazu ging ich die Angelegenheit von vornherein zielstrebig an. Und meinen zweiten Prozeß (vor einem Steinfurter Zivilgericht, den Schattschneider im folgenden unterschlägt) gewann ich dann auch!
Bei dem mochte freilich auch der (fehlende) Numerus clausus eine Rolle gespielt haben und die familiäre Herkunft: Schließlich stammte sein Vater aus Wien.
Genaugenommen: der sich … inskribieren wollte, denn die Inskriptionsfrist fürs Wintersemester war erst von Mitte September bis Mitte Oktober. – Schattschneiders Nachlässigkeit gegenüber den Fakten dürfte mittlerweile ja bekannt sein, findige Feuilletonisten werden sie zweifellos zum Stilprinzip deklarieren.
Vielleicht eine Anspielung auf den Roman »Ekkehard« von Joseph Viktor von Scheffel?
Was hätte ich denn dagegen tun sollen? Aber ich schwor mir, es ihm heimzuzahlen.
Eine Marillenbrand-Marke.
Rote Zellen: politische Gruppierung innerhalb der studentischen Linken; AStA: Allgemeiner Studentenausschuß – in Wien hieß er OH (Österreichische Hochschülerschaft).
Hatten damals noch nichts mit lilabewegtem Frauentum zu tun, sondern galten, in welcher Farbe auch immer, als korrekt.
»Kasten« heißt auf wienerisch nichts andres als Schrank.
Vgl. Anm. 2.
Sie wurde fortgesetzt, die Liste, und auch diese Mitschrift habe ich aufbewahrt: In einem Vorspann, den Schattschneider unterschlägt, hatten wir uns beide zum Prinzip der Sprachreinigung bekannt, und zwar zu einer Sprachreinigung »vermittelst Scherz(l) und Posse: Alles ist lächerlich oder läßt sich zumindest lächerlich machen – tun wir’s!«
Binnen weniger Wochen war ein Katalog von Neologismen und Umbegreifungen althergebrachter Begriffe zusammengetrunken und damit eine esoterische Binnensprache erlacht, die kaum ein dritter verstand. Besonders in ihrer Anwendung vor weiblichen Zuhörern stachelten wir uns zu rhetorisch immer gewagteren Höhenflügen an; daß wir statt der heimlich erhofften Bewunderung meist nur Unverständnis ernteten, mitunter sogar Spott – darüber sahen wir zunächst großzügig hinweg.
Weitere Unwörter, Unsätze:
Mein lieber Herr Gesangsverein
Kulturbeutel (wenn das bereits Kultur sein soll!)
Ich glaub, mein Muli priemt/mein Hamster winselt etc.
Das hab ich im Urin
zum Bleistift
fit wie ein Turnschuh
Spätere Ergänzungen:
»Modernes Sinnen und Trachten ist schwierig geworden.«
»Trau keiner über dreizehn.«
Kein Kommentar!
Kein Kommentar!
Im Originaltext tatsächlich: »[…] der an der rechten Stelle loslachte und an der linken nicht« – das zwang nachgerade zur Konjektur!
Ohren: vgl. S. 111.
Einzimmer-Apartment für Jungerpel o.ä.
Die Florianigassse 46 war ein Bassena-Haus, in dem’s nur eine Toilette pro Stockwerk gab – außerhalb der Wohnungen, im Stiegenhaus. Ein weiter Weg, besonders nachts; manch einem mögen da Waschbecken nähergelegen haben.
Wenige Tage, nachdem sie mit John in die Floriani-WG gezogen war – so erzählte’s Gregor oft und mit stets gleicher Schadenfreude –, habe sie ihm stolz berichtet, daß sie bereits das erste deutsche Wort aufschnappen konnte: »Scheiteß!«
Als man Ann sehr viel später das Wort verriet, das sie eigentlich hätte aufschnappen sollen, behielt sie glücklicherweise die Nerven und ihre Version bei.
Vgl. Anm. 41.
Österreichische Zigarettenmarke.
Eine, wie ich noch heute finde, gelungene Hauff-Parodie; das hat Schattschneider freilich nicht begreifen können.
Schiefe Metapher. Zusammenkneifen kann man allenfalls die Augenlider.
Gab’s das im Juni ’77 bereits auf Platte?
Warum Schattschneider eine derartige Beschreibung unsrer Stammkneipe gibt, ist rätselhaft; jedenfalls ist sie völlig unzutreffend: Der »Baron Dravnidschek« (7./Mondscheingasse 14) war kein Kaffeehaus im eigentlichen Sinne, geschweige eins mit Patina aus der Jahrhundertwende; vollständig mit alten Zeitungen waren die Wände beklebt; von Lüstern und Spiegeln keine Spur; einzig die Marmortischchen sind authentisch – freilich bloß als ausrangierte Nähmaschinentische, auf deren gußeiserne Füße man Marmorplatten montiert hatte.
Piefkes, Piefkinesen: sind Deutsche, besonders solche aus Lengerich.
Joseph Beuys installierte seine »Honigpumpe am Arbeitsplatz« auf der sechsten Kasseler documenta im Jahre 1977.
In der Tat diskutierte man dieses Vorhaben bereits 1977; bis zu seiner Realisierung – im Juni 1995 – dauerte es freilich noch eine ordentliche Weile. Vgl. diverse Notizen in Mappe G4.
Fast jedes Wiener Kaffeehaus hat, vorzugsweise an den Wänden rundumlaufend, eine Reihe von Sitznischen, sprich: von Tischen, um die sich jeweils, in U-Form, eine gepolsterte Sitzbank zieht. Sorgt für eine gediegne Abgrenzung.
Das vorerst letzte Opfer der RAF (Rote Armee Fraktion) war zu diesem Zeitpunkt Siegfried Buback, der Generalbundesanwalt. Am 7. April ’77.
Was insofern besonders erörterungswürdig war, als keiner von uns irgendwas davon je probiert hatte!
Mazzagran – kalter Schwarzer mit Maraschino;
Kaisermelange – mit Honig, Eidotter, Schlagobers;
Maria Theresia – mit Orangenlikör, Schlagobers.
Österreichisch für »Tabakladen«.
Freitagabendserie im ZDF um 20 Uhr 15; Eduard Zimmermann spielt darin seit Jahrzehnten die Rolle des Eduard Zimmermann.
Kaprizpolster: kleines Zusatzkissen auf dem normalen Bettkissen.
Selbstverständlich richtete Frau Wegensteiner den Wasserstrahl auf jeden, der sich in ihrem Grundstück Erleichterung verschaffen wollte; aber das waren eben, wie an den Nummernschildern der parkenden Busse abzulesen, in der Regel Deutsche. Und bei denen machte es ja auch am meisten Spaß.
»Falsche Bewegung«: Film von Wim Wenders; Drehbuch: Peter Handke – eine sehr freie Adaption von Goethes »Wilhelm Meisters Lehrjahre«; Nastassja Kinski spielt darin die Mignon.
Absurd, denn der Naschmarkt – nämlich dessen flohmarktmäßiger Abschnitt, der uns ausschließlich interessierte – fand nicht sonntags, sondern samstags statt!
Kein ganz unbekannter Szenetreff für Billigesser und Freunde der diversen Drogen, 6./Magdalenenstr. 2; heute – eine Filiale der Welt-der-Erotik.
Natürlich nur ihre Nägel. Auch im folgenden schreibt Gregor signifikant häufig von (schwarzen) Fingernägeln, wo er doch mindestens von Fingern schreiben müßte.
Jura.
Das tat ich zwar aus den bekannten Gründen nicht (s. Anm. 60), aber die verschiednen Erklärungen, die ich mir bezüglich Schattschneiders unentschuldigter Absenz machen mußte – wo er ansonsten doch dermaßen pflichtbewußt war, auch in Freizeitangelegenheiten, geradezu pedantisch –, die waren unerquicklich genug.
Vgl. S. 164 und Anm. 98!
Charlie: ein Jungmädchenparfum, zu Lengericher Zeiten weit verbreitet.
Bis zur »Wende« war der 17. Juni »Tag der deutschen Einheit« – zum Gedenken an den Aufstand des Jahres 1953 in der DDR.
Karfiol: Blumenkohl.
Vgl. Anm. 2.
Nägel kann man allenfalls drehen, nicht jedoch spreizen; vgl. dazu Anm. 62.
Stammheim: Stuttgarter Gefängnis, in dessen Hochsicherheitstrakt mit Vorliebe Angehörige der RAF einquartiert wurden.
Das Fest in Schattschneiders WG fand am 9. Juli 1977 statt, zu diesem Zeitpunkt war der Höhepunkt der Auseinandersetzung mit der Rote-Armee-Fraktion aber noch gar nicht erreicht und Andreas Baader noch am Leben: Jürgen Ponto, der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, wurde erst am 30.7. ’77 ermordet, Hanns Martin Schleyer, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, am 18.10. ’77; die Ereignisse um die Entführung der Lufthansa-Maschine nach Mogadischu und die Selbstmorde der einsitzenden RAFler Baader, Raspe und Ensslin in Stammheim (die auch, so wurde immer wieder vermutet, Morde gewesen sein konnten) fanden vom 13. bis 18. 10. 1977 statt. – Schattschneiders Erinnerung an die sogenannte Zeitgeschichte ist äußerst lückenhaft und ungenau; ich vermute sogar, daß dahinter nicht nur Nachlässigkeit steht, sondern ein Programm: das unsre Generation als im wesentlichen apolitisch darstellen möchte. – In jedem Fall konnte Walle zu diesem Zeitpunkt allenfalls über die Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback (7.4. ’77) durch die RAF schwadronieren.
Lt. überösterreichischer Liste: »verantwortlich im Sinne des Partyrechts«.
Die Schwechater Brauerei, Wien, versah ihre Bierflaschen nicht mit einem Kronenkorken, sondern mit einer Verschlußkappe, die beim Abziehen ordentlich knallte – wie eine Bombe: »Schwechater – recht hat er«. Dagegen hatten Gösser, Zipfer, Goldfassl keine Chance.
Ich fürchte, diese Formulierung – so respektlos salopp und unangemessen sie auch ist – läßt sich noch nicht mal behutsam redigieren: aufgrund ihres Anspielungscharakters; vgl. S. 45, 305.
Johannisbeersaft.
Eine Kräuterlimonade.
Name eines alkoholfreien Bieres der Ottakringer Brauerei. – Gab’s aber damals noch gar nicht!
Vienna Wien krebste (auch) in jener Saison arg am Tabellenende herum; ob sie sich vor dem Abstieg retten konnte – ich weiß es nicht mehr.
Fingernägeln!!
Eine Lebensmittelkette. Günstig. – Vgl. Anm. 98.
Auch ich erinnre mich dieses Kleides, das einen kreisrunden Ausschnitt hatte rund um den Bauchnabel, das vor allem aus ebenjenem Ausschnitt bestand und beim Queren einer Straße, beim – wohlgemerkt – ordnungsgemäßen Queren an einer grünen Fußgängerampel, regelmäßig für Hupkonzerte sorgte; einmal sogar – aber lassen wir das.
Schattschneider unterschlägt, daß er diese Spieluhr – im Grunde ein fünfmarkstückgroßes Nichts, dem man durch Kurbeldrehung zwanzigsekündigen Klingklang entlocken konnte – von Ulli? Kosima? selber »einst« geschenkt bekam! Unser Schnelldrehrekord stand übrigens auf 8 Sekunden.
Also nach dem 30. Juli 1977.
Hier muß Schattschneider etwas grundsätzlich durcheinandergebracht haben, denn Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, wurde sehr wohl von der RAF ermordet – aber nicht erst entführt, sondern gleich mit seinem Auto in die Luft gesprengt. Und zwar am 30.11.1989!
Im übrigen fällt es mir wieder einmal schwer, nicht in den Text einzugreifen, zeigt er an solch schnoddrigen Passagen doch besonders deutlich, wie sehr ihm jedes Problembewußtsein ermangelt, jedes Fingerspitzengefühl für den angemessnen Ton, wenn’s um die (sowieso äußerst willkürlich-lückenhafte) Darstellung der »Zeitgeschichte« geht!
Dazu Schattschneider im Originalbrief, den Max Schmedt auf der Günne freundlicherweise zur Verfügung stellte:
»FP = Faszinationspegel; VE = Verwertete Erfahrung; E = Eigenständigkeit; I = Intelligenz; t = laufende Beziehungszeit (in Monaten); A = Aussehen; K = Kleidung; G = Geschmack; GE = Gewisses Etwas; GM = Gemeinsam Erlebtes, z.B. Duschen oder auf einer Kühlerhaube liegen.«
Die Formel war übrigens keineswegs ironisch gemeint; im Konvolut des »Weiberromans« wie auch im Briefwechsel mit Schmedt auf der Günne finden sich zahlreiche ähnlich sinnlose Gleichungen (s. Mappe TuZ/TaLi [16ff.]).
Mitte der 70er Jahre errichtete die Stadt Wien einen Gemeindebau an der Löwengasse (3. Bezirk), der nach Entwürfen des Malers Friedensreich Hundertwasser gestaltet und bemalt wurde. Das Gebäude avancierte, sehr zum Ärgernis der darin Wohnenden, sofort zu einer touristischen Sehenswürdigkeit, vor deren Außenfassaden sich stets eine gewisse Menschenmenge, wie sagt man? »tummelte«.
Zu jenem Zeitpunkt zwar noch nicht – aber immerhin kam er wieder frei, und zwar unverletzt … Typisch Österreich: ein Skandal, aber mit glimpflichem Ausgang, vergleichbar dem Einsturz der Reichsbrücke im August 1976: Der ereignete sich knapp vor dem Morgengrauen, wo sich erst ein einziger – leerer – Bus darauf befand!
S. Anm. 28.
Zu Buback, Ponto, Schleyer: vgl. Anm. 53,71. Der »Bayer«, dem der Uhren-Dieter (bzw. sein Alter ego) als nächstes – via Entführung durch die RAF – den Tod an den Hals wünscht, ist Franz Josef Strauß, langjähriger Parteivorsitzender der CSU.
Hauptverkehrsader rund um die inneren Bezirke Wiens.
Das war Schattschneider nun wirklich nicht; die RAF stand ihm seit je genauso fern wie jede andre politische Gruppierung oder Partei.
Allerdings hatte Schattschneider »was verpaßt« – den ganzen heißen, den »deutschen« Herbst, in dem’s zum offnen Konflikt zwischen der RAF und »dem Staat« kam (zur Entführung und Ermordung von H.M. Schleyer etc. vgl. Anm. 71).
Nach heftiger Diskussion im Jahr zuvor trat in der BRD am 1. Januar 1978 das Bundesdatenschutzgesetz in Kraft. Als Kontrollinstanz wurde ein »Bundesbeauftragter für den Datenschutz« eingesetzt. – Das immerhin hatte Schattschneider also mitgekriegt!
Angeblich soll sie sogar gesagt haben »vom Karavan diktiert«. Doch das hat Schattschneider sicher bloß erfunden.
Film von John Badham, mit dem die Diskowelle begann (Comeback der Bee Gees!) und John Travolta schlagartig berüchtigt wurde.
Ein Geleezuckerl, quadratisch, zäh. Das Kinovergnügen in Wien.
Vgl. Anm. 80.
Leider zunächst bloß in den Flur, wo er uns (während Tania ihren Waschbeutel nach geeigneten Badezusätzen durchsuchte) die vollen, die »richtigen« Doppler vom Zielpunkt zeigte, bei denen er das Etikett bereits abgelöst hatte: Ebenjene abgelösten Etiketten würde er in einem nächsten Schritt auf die leeren, die »falschen« Flaschen kleben (die wer-weiß-woher waren, von Hofer, Billa, Julius Meinl) und: dafür problemlos vom Zielpunkt das Pfandgeld kassieren. – Die vollen Flaschen dagegen, die notgedrungen mit den Fremdetiketten zu bekleben waren, würde er sukzessive zu den nächsten Partys mitnehmen: Auf diese Weise, so bezwirbelte er die Spitzen seines Schnurrbarts, ohne daß es da spitze, bezwirbelbare Enden im eigentlichen Sinne gegeben hätte: auf diese Weise sei er in der beneidenswerten Lage, auf Monate hinaus zu jedem Fest eine Weinflasche mitbringen zu können, mit dessen Etikett der Gastgeber sicherlich seine Probleme hatte.
Vorausgesetzt, er war Schotte, »richtiger« Schotte wie John!
Davon kann keine Rede sein, in den »Popklub« gingen wir ausschließlich samstags. Am Freitag liefen ja die aktuellen Hits – die interessierten uns nicht.
Vgl. Anm. 81!
Verabschiedet am 16. 2. 1978.
Das ist definitiv auszuschließen, denn die Demonstrationen gegen Gorleben begannen erst ein Jahr nach Max’ Besuch – im Herbst 1979.
Gottseidank hat sich Schattschneider auch mal einen Kalauer verkniffen! Besagtes »Vogelparadies Lange Lacke«, ein kleines Naturschutzgebiet östlich des Neusiedler Sees, nennt der Wiener nämlich gern »Vögelparadies Lange Latte«.
Vgl. Anm. 81!
Allgemeines Krankenhaus.
Völlig an den Haaren herbeigezogen, die ganze Szene! Doppler – wenn nicht: grundsätzlich alle, so zumindest: diejenigen, die wir tranken – hatten ausnahmslos Schraubverschluß.
Ein früher – und wahrscheinlich der einzig bedeutsame – Film von Wim Wenders (1975).
Das Frage-Antwort-Spiel, dessen Anfang Schattschneider im folgenden beschreibt, war seinerzeit sehr in Mode: angewandter Freud, gewiß, aber wenn man mal der richtigen Frau die Fragen stellen konnte … ein echter Klassiker!
Genaugenommen hätte Schattschneider somit drei Gedichte verfaßt; sein literarischer Stellenwert dürfte damit freilich kaum höher zu veranschlagen sein.
Vgl. Anm. 105.
Das wußte er freilich schon auf S. 144! Ein kurzes Fragment steht offensichtlich in unmittelbarem Zusammenhang:
»Das ist zuviel an Frau
, das ist Körperverletzung.« (G2[201])
Vgl. dazu wiederum »Katarina«, S. 325.
Zu den Wiener Biersorten s. Anm. 73.
S. Anm. 62.
Korrektur meinerseits; im Text eigentlich: »[…] daß ihr Eckart beim Umzug bloß unter die Arme gegriffen habe«.
Natürlich habe ich sie heimgebracht!
Gemeint ist der 16. Bezirk: Ottakring – ein Arbeiterviertel wie der 15. auch (in dem Tanias damalige Wohnung lag).
Die Schmach von Córdoba im einzelnen:
1:0 Rummenigge (19. Min.)
1:1 Vogts (59. Min., Eigentor)
1:2 Krankl (66. Min.)
2:2 Rummenigge (72. Min.)
2:3 Krankl (87. Min.)
Dazu Krankl: »Wann i an Deitschn siech, werd i zum Rasenmäher.«
Vgl. Anm. 90.
Hieß die Gaststätte eines Schrebergartenviertels, soweit ich mich erinnere.
Im Manuskript eigentlich: »Kannst du schweigen wie zwei Gräber?« – Kalau, Kalau!
»Deutschland im Herbst«: Ein Gemeinschaftsfilm von elf Regisseuren, u.a. R. W. Fassbinder, V. Schlöndorff, A. Kluge, als Reflex auf die Ereignisse des »deutschen Herbstes« ’77 (Schleyer-Entführung, Stammheim etc.); kam im März ’78 in die Kinos.
und, nicht zuletzt, aller Unbeteiligten!
Im Klartext: Für jedes Kalenderjahr wurden sämtliche relevanten Frauen in eine Rangfolge gebracht, völlig unabhängig von der Art der Beziehung bzw. Nicht-Beziehung zu ihnen, und auf ihren Zahlenwert reduziert: 10 Punkte für die Erstplazierte, 9 für die Zweite usw.
Die von Schattschneider im Text wiedergegebene Tabelle weicht übrigens derart von der damals angefertigten ab, daß ich mich bemüßigt fühle, unsre tatsächliche Bestenliste aus meinen Unterlagen nachzutragen – und auch, des besseren Verständnisses wegen, die entsprechenden Jahrestabellen:
1972 | 1973 | ||||||
Schattschneider | Beinhofer | Schattschneider | Beinhofer | ||||
1) | Kristina (-) | 1) | Kristina (-) | 1) | Kristina (k) | 1) | Kristina (-) |
2) | Larissa (-) | 2) | Larissa (-) | 2) | Iris (-) | ||
3) | Astrid (-) | 3) | Jasmin (-) | ||||
4) | Nadine (k) | ||||||
1974 | 1975 | ||||||
Schattschneider | Beinhofer | Schattschneider | Beinhofer | ||||
1) | Kristina (-) | 1) | Kristina (-) | 1) | Toni (k) | 1) | Kristina (-) |
2) | Larissa (-) | 2) | Iris (k) | 2) | Lizzy (k) | 2) | Birgit (k) |
3) | Jasmin (-) | 3) | Franzi (k) | ||||
4) | Kristina (-) | ||||||
1976 | 1977 | ||||||
Schattschneider | Beinhofer | Schattschneider | Beinhofer | ||||
1) | Kosima (v) | 1) | Birgit (v) | 1) | Tania (v) | 1) | Tania (-) |
2) | Toni (v) | 2) | Kristina (-) | 2) | Kosima (v) | 2) | Angie (v) |
3) | Gisi (k) | 3) | Die Rothaarige (-) | 3) | Kosima (-) | ||
4) | Birgit (v) | ||||||
5) | Theres (-) | ||||||
6) | Kristina (-) |
1978 (incl. August) | |||
Schattschneider | Beinhofer | ||
1) | Janet (-) | 1) | Kosima (v) |
2) | Jacqueline (Amsterdam;v) | 2) | Tania (-) |
3) | Tania (v) | 3) | Angie (v) |
4) | Die Rothaarige | 4) | Birgit (k) |
5) | Lotti (k) | ||
6) | Trixi (k) | ||
7) | Franzi (k) | ||
8) | Theres (k) | ||
9) | Felizitas (»v«) |
Ewige Bestenliste (von 1972 bis August 1978)
Schattschneider | Beinhofer | ||
1) | Kristina: 37 (k) | 1) | Kristina: 53 (-) |
2) | Larissa: 27 (-) | 2) | Birgit: 33 (v) |
3) | Kosima: 19 (v) | 3) | Tania: 19 (-) |
4) | Tania: 18 (v) | 4) | Kosima: 18 (v) |
5) | Die Rothaarige: 15 (-) | Iris: 18 (k) | |
6) | Janet: 10 (-) | 6) | Angie: 17 (v) |
7) | Jacqueline: 9 (v) | 7) | Jasmin: 16 (-) |
8) | Astrid: 8 (-) | 8) | Theres: 5 (-) |
Daß derartige Berechnungen die Realitäten arg verzerren, begriff Schattschneider bereits in jener Septembernacht, beim ungläubigen Blick auf seine Gesamttabelle. Prompt verfeinerte er das Verfahren in den folgenden Wochen dahingehend, daß die Plazierungen innerhalb der einzelnen Jahreslisten nicht mehr zwangsläufig mit Punkten von 10 bis 0 vergütet wurden, sondern mit willkürlich festgesetzten Werten von 50 bis 0. Damit brachte er sich im übrigen selber auf den Punkt: Liebte er die statistische Beweisführung doch erst dann, wenn er sie nach Gutdünken gefälscht hatte. Als habe er das im Rückblick erkannt, verkürzte er schließlich seine umfangreichen Tabellierungsversuche auf eine einzige, knappe Darstellung im folgenden Fragment.
Natürlich schrieb ich, allerdings keinen Weiberroman! Und schon gar nicht den hier vorliegenden – ein perfider Schachzug Schattschneiders: der zufrieden sein könnte, daß ich seinen Text ediere!
Spielt Saxophon und Keyboard.
Vgl. Anm. 81!
Der Anschluß eines Anrufbeantworters war seinerzeit noch von der Post verboten.
Vereinbarungsgemäß!
Vgl. Anm. 81!
Das hatte sie in der Tat – auf FS 2, zur besten Sendezeit. Nach Nina Hagens Einlage flog der Moderator der Sendung, ein Herr Dr. Dieter Seefranz.
Weitere Fragmente zu Tania, deren es eine erkleckliche Anzahl gibt, ließen sich leider nicht zuordnen.
Die Lüftungsrohre im »Stella« sind weder silbern, noch schillern sie; sie sind grau.
Die gleichnamige LP/CD von Tom Petty And The Heartbreakers kam erst 1991 auf den Markt!
An der Stelle dieses Geschäftes hat vor kurzem eine Filiale der Welt-der-Erotik eröffnet.
Im Verlauf seines »Katarinaromans« benutzt Schattschneider des öfteren Fehler- oder sonstige Programm-Meldungen aus der DOS-/WORD-Welt, ausnahmslos in Kapitälchen gehalten, die ich nicht verstehe und am liebsten, so mir die Hände bei einer historisch-kritischen Edition nicht gebunden wären, getilgt hätte: Seit jeher schwöre ich auf Apple und bin nicht gewillt, mich aufgrund einiger kryptischer Textpassagen in die prähistorischen Abgründe der PC-Welt hinunterzuforschen.
Die Kehrwoche, ein starkes Stück Stuttgart. Es gibt sie in kleiner und in großer Ausführung: Die kleine beinhaltet lediglich das turnusmäßige Kehren resp. Wischen des eignen Treppenhausabschnittes. Die große, und auf die bezieht sich Scheuffele ganz offensichtlich, ist dagegen Angelegenheit des gesamten Hauses und umfaßt Reinigung des Dachbodens (»d’Bihne« = »Bühnenraum«), der Kellertreppe und Wege am Wohngebäude, im Winter natürlich auch das Schneeschippen. Ein Schild vor der betreffenden Wohnungstür zeigt an, wer gerade »Kehrwoche hat«; sie wird in der Regel am Samstagvormittag absolviert, mitunter bereits am Freitagnachmittag. Heutzutage im Aussterben begriffen.
Zu Schattschneiders »Kefirkultur« s. Anm. 32!
Gregors Hang zur Umbegreifung der Begriffe ist ja hinlänglich bekannt; »Hegel« scheint mir nichts mit dem schwäbischen Philosophen zu tun zu haben, sondern mit seiner, Gregors, Lust an Lautmalerei: ein privates Signalwort ohne spezifische Bedeutung, eine Art »Alles klar«.
In Schattschneiders Manuskript(en) steht hier wie andernorts »Purserette«, der in Fachkreisen übliche Terminus für »Chefstewardeß«; ich habe mir erlaubt, ihn zugunsten einer besseren Lesbarkeit des Textes durchgängig zu ersetzen.
Strumpfhosenmarke. Teuer. – Vgl. S. 260.
Geiselnahme zweier Gladbecker Bankräuber am 16.8. ’88, deren dramatischer Verlauf von den öffentlichen Medien regelrecht als »Reality-TV« inszeniert wurde. Am 18.8. erstürmte die Polizei schließlich den Wagen der Entführer, dabei kam eine der beiden Geiseln ums Leben. Anschließend heftige öffentliche Diskussion über das Verhalten von Polizei, Politikern und insbesondere Medien.
Allerdings wurde der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein (der durch die »Barschel/Pfeiffer-Affare« schwer belastet und zu einem höchst bizarren Ehrenwort getrieben worden war) bereits am 11.10.1987 tot aufgefunden –, und obwohl sein rätselhaftes Ende (Mord? Selbstmord?) z.T. noch nach Jahren in den Medien diskutiert wurde, will es mir recht weit hergeholt scheinen, daß auf Vossenkuhls Party darüber gesprochen worden sein soll.
Am 15.5. ’88 begannen die Streitkräfte der UdSSR – nach über achtjährigen, äußerst verlustreichen Kämpfen gegen diverse Widerstandsgruppen – mit ihrem Rückzug aus Afghanistan: der Anfang vom Ende des sowjetischen Imperiums.
Vermutlich der Philosoph Robert Löffelholz?
Möglicherweise der Designer Kurt Schuh?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Gräfin Barbara ***?
Der Film »Leningrad Cowboys Go America«, in dem eine mittelmäßige Pop-Band vor allem durch ihr schrilles Outfit198919901987