Einführung
Mögen Sie Grammatik? Nein? Grämen Sie sich nicht. Sie sind nicht allein. Irgendwann einmal, weit zurück in längst vergangenen Schülertagen, sind wir alle mit der Grammatik des Deutschen geplagt worden. Wir mussten Wörter rauf- und runterdeklinieren, absonderliche Verbformen bilden, Schachtelsätze in ihre Einzelteile zerlegen und nach Satzbausteinen suchen, die uns überhaupt nicht interessierten. Im Fremdsprachenunterricht mag das ja noch angegangen sein. Aber warum in Deutsch damit seine Zeit verplempern? Wussten wir nicht alle Bescheid? Hatten wir nicht unsere Sprache mit der Muttermilch aufgesaugt – äh, oder aufgesogen? Deutsche Grammatik? Ätzend!
Jedoch: Könnte es nicht trotzdem gute Gründe dafür geben, sich gelegentlich in Erinnerung zu rufen, wie unsere Sprache eigentlich funktioniert? Wer sich damit auskennt, lässt sich sprachlich nicht so leicht ein X für ein U vormachen und verschafft sich den Vorteil, die Mittel, die uns das Deutsche zu allen Formen des sprachlichen Handels anbietet, besonders virtuos einsetzen zu können. Nehmen Sie Sebastian Vettel. Der ist nicht zum wiederholten Mal Formel-1-Weltmeister, weil er mit seinem Auto schnelle Runden dreht. Nein, nein. Der ist es deshalb, weil er ganz genau weiß, wie sein Bolide funktioniert und wie er ihn unter wechselnden Bedingungen zu immer neuen Höchstleistungen hochjubeln kann. Verstehen Sie, was ich meine?
Auch wenn Sie nicht mit einem Boliden durch die Landschaft dröhnen, ist es, wenn Sie dieses Buch aufklappen, wie beim Öffnen der Motorhaube Ihres Fahrzeugs. Allerdings finden Sie hier nicht Motorblock, Getriebe, Öleinfüllstutzen und Ähnliches. Vielmehr finden Sie:
die wichtigsten Kapitel der deutschen Grammatik in leicht verständlicher Form erklärt
jede Menge Beispiele, die Ihnen die einzelnen Grammatikregeln veranschaulichen
Tabellen für den schnellen Überblick
viel Wissenswertes rund um die deutsche Grammatik und deren Bedeutung
In Deutsche Grammatik für Dummies geht es in Sachen Grammatik darum, Ihnen das, was Sie mechanisch anwenden, auf möglichst einfache Art und Weise bewusst zu machen. Denn Grammatik kann zwar wirklich ätzend sein. Nützlich ist sie gelegentlich aber auch. Und das nicht nur für Germanistikstudierende im ersten Semester.
Wie dieses Buch verwendet werden kann
Sie können Deutsche Grammatik für Dummies angehen wie jedes andere Buch, indem Sie die Kapitel der Reihe nach lesen. Wenn Sie sich nur für eine ganze bestimmte Frage interessieren, zum Beispiel ob es wir Deutsche oder wir Deutschen heißt oder ob nach wegen außer dem Genitiv (2. Fall, Wes-Fall) auch der Dativ (3. Fall, Wem-Fall) stehen darf, können Sie über das Inhaltsverzeichnis oder das Stichwortregister ganz am Ende des Bandes gezielt auf das entsprechende Kapitel zugreifen. Alle Kapitel sind so geschrieben, dass sie unabhängig voneinander gelesen und verstanden werden können.
Interessieren Sie auf die Schnelle nur die wichtigsten Grammatikprobleme, spicken Sie einfach ungeniert auf der Schummelseite. Wenn Sie den angemessenen Sprachgebrauch dagegen genauer betrachten wollen, tauchen Sie tiefer in die Kapitel ein.
Schließlich können Sie Deutsche Grammatik für Dummies im konkreten Zweifelsfall wie ein Nachschlagewerk benutzen, denn im Stichwortregister sind häufige Problemfälle der deutschen Grammatik als eigene Wort-Einträge aufgeführt.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Deutsche Grammatik für Dummies ist ein Lese- und Arbeitsbuch. Darüber hinaus ist es mit dem Top-Ten-Teil und dem ausführlichen Stichwortregister ein Nachschlagewerk.
Der Band behandelt die wichtigsten Teilgebiete der deutschen Grammatik, und zwar gegliedert nach der in vielen Gebrauchs- und Schulgrammatiken üblichen Abfolge »Vom Laut zum Wort zum Satz«. Auch die Binnengliederung der einzelnen Teile folgt solchen Vorbildern. Damit die einzelnen Brocken des Kuchens nicht zu groß für Sie werden, weicht Deutsche Grammatik für Dummies von der sonst anzutreffenden Einteilung allerdings ein wenig ab und behandelt die Hauptwortarten in je eigenen Teilen. Das muss Sie als Leserin oder Leser jedoch überhaupt nicht stören. Für Sie werden diese Teile dadurch nur besser überschaubar, und sie lassen sich leichter verdauen.
Außerdem beschränkt sich Deutsche Grammatik für Dummies auf die Beschreibung der Grammatik des Hochdeutschen (Standarddeutschen) und greift auch hier nur die zentralen Aspekte heraus. Was sich in der Umgangssprache oder in den vielen Dialekten so tut, wird nur erwähnt, wo das wirklich interessant für Sie ist.
Deutsche Grammatik für Dummies will Ihnen die Grundregeln der deutschen Grammatik nahebringen oder in Erinnerung rufen und Sie so in die Lage versetzen, die deutsche Sprache in jeder Situation richtig zu verstehen und sicher zu meistern.
Teil I: Wie aus Lauten und Buchstaben Wörter werden
Dieser Teil enthält zunächst das Wichtigste zum Thema Lautlehre. Damit beginnt jede Beschäftigung mit Grammatik. Schließlich sind die Wörter, mit denen wir Sätze und Texte bilden, nicht als Ganzes vom Himmel gefallen, sondern sie bestehen aus einzelnen Lauten, die obendrein in Buchstaben umgewandelt werden müssen, wenn wir nicht nur sprechen, sondern auch schreiben wollen.
Weil es mit den Lauten und deren Bildung (Artikulation) und der richtigen Betonung der aus den Einzellauten aufgebauten Wörter (Intonation) nicht getan ist, stellen wir uns in Teil I außerdem die Frage, was eigentlich ein Wort ist und wie dessen Form und dessen Inhalt miteinander zusammenhängen. Damit wenden wir uns dem Thema Formenlehre zu und erörtern, welche Wortarten es im Deutschen überhaupt gibt, wie unsere Wörter richtig gebeugt (dekliniert oder konjugiert) werden, wie wir Wörter bilden können und anderes mehr.
Teil II: Das Verb (Tätigkeitswort, Zeitwort)
Da sich in einem deutschen Satz im wahrsten Sinne des Wortes alles um das Verb dreht, werden Sie in Teil II zunächst das Wichtigste über diese Wortart erfahren. Sie werden daran erinnert, welche Arten des Verbs es überhaupt gibt und wie Verben und deren Formen gebildet werden. »Hier werden Sie« darüber hinaus insofern »geholfen«, als Sie auch über die Wertigkeit (Valenz) des Verbs aufgeklärt werden und darüber, was es mit den verschiedenen grammatischen Zeiten (den Tempora, Einzahl: das Tempus) auf sich hat. Außerdem ist hier der Platz, Ihnen die drei Aussageweisen (Modi, Einzahl: der Modus) des Verbs näherzubringen – das sind Indikativ, Konjunktiv und Imperativ – und zu erklären, was Aktiv und Passiv voneinander unterscheidet.
Teil III: Das Nomen (Substantiv, Hauptwort)
Nomen sind Namen, was harmloser klingt, als es bei Lichte betrachtet ist. Also klärt Sie Teil III zunächst einmal darüber auf, was Nomen ganz genau sind und warum ein junges Mädchen nach Ansicht einer chinesischen Deutschstudentin kein Geschlecht hat. Dieser Teil ist auch der Ort, Ihnen zu zeigen, wie die Nomen im Deutschen gebildet werden. Dabei geht es um die gefürchteten Bandwurmwörter und darum, Ihnen zu beweisen, dass es neben ganz lang eben auch ganz kurz gehen kann. Weil die Nomen nicht nur in der Einzahl (im Singular) vorkommen, sondern auch in der Mehrzahl (im Plural), erfahren Sie hier, wie der Numerus (Einzahl oder Mehrzahl eben) gebildet wird. Stehen Nomen im Satz, müssen sie gebeugt (dekliniert) werden. Jetzt geht es um die Kasusbildung, und diese ist von »Fall« zu »Fall« ganz verschieden. Im Übrigen kommt ein Nomen im Deutschen selten allein daher. Was rund um das Nomen herum im Satz so möglich ist, erfahren Sie abschließend, wenn es um die Nominalgruppe und ihre vielfältigen Ausprägungen geht.
Teil IV: Andere Wortarten, die gebeugt werden
In diesem Teil erfahren Sie alles, was sie über den bestimmten und den unbestimmten Artikel (das Geschlechtswort) und Wörter mit ähnlicher Funktion wissen sollten, welche Arten von Pronomen (Fürwörter) es gibt und wie diese richtig gebraucht werden und was das Adjektiv (Eigenschaftswort, Ist-Wort) so auszeichnet. Nicht ganz ohne: die verschiedenen Arten der Adjektivdeklination. Aber keine Panik: Auch diese lassen sich anschaulich genug erklären.
Teil V: Wortarten, die nicht verändert werden
Wo es Wortarten gibt, die gebeugt (konjugiert oder dekliniert) werden, gibt es solche, die nicht veränderbar sind. Hierunter fällt das Adverb (Umstandswort), für das die soeben gemachte Aussage schon nicht ganz stimmt, weil es immerhin gesteigert (kompariert) werden kann. Unter die nicht veränderbaren Wörter fallen neben den Adverbien die zahlreichen Präpositionen (Verhältniswörter), welche die Eigenschaft haben, dem dazugehörenden Nomen einen bestimmten Fall (Kasus) abzuverlangen, den sie dann »regieren«, und außerdem Gruppen zu bilden, bei denen nicht immer ganz klar ist, ob die Präposition vor oder hinter dem Nomen steht und wie solche Präpositionalgruppen eigentlich im Satz zu verwenden sind. Macht aber nix: Sie finden das alles in Teil V erklärt. Wie natürlich auch alles zu den Konjunktionen (Bindewörtern) und den unterschiedlichen Partikeln (Einzahl: die Partikel). Was Partikeln sind, fragen Sie? Na ja, Wörter wie ja, aber, ächz und umpf. Sie werden schon sehen.
Teil VI: Der Satz
In Teil VI wenden wir uns von der Wortlehre ab und der Satzlehre zu. Die heißt auch Syntax und ist deshalb ganz wichtig, weil wir uns, wenn wir miteinander kommunizieren, in aller Regel nicht mit einzelnen Wörtern anbellen, sondern ganze und zum Teil sehr kunstvoll konstruierte Sätze bilden. Manche geraten dabei ein bisschen lang und sind als Schachtelsätze eher gefürchtet. Nach einigen grundlegenden Dingen zur Satzlehre, so etwa die Erörterung der Frage, was eigentlich ein Satz ist, stelle ich Ihnen erst die verschiedenen Satzarten vor, bevor es um die Beschreibung von einfachen und komplexen Sätzen geht und die Analyse der Satzglieder (Satzteile), aus denen sie aufgebaut sein können. Bei den zusammengesetzten Sätzen geht es schließlich darum zu verstehen, wie Satzreihen und Satzgefüge funktionieren und was es mit den unterschiedlichen Arten von Nebensätzen auf sich hat. In diesem Zusammenhang wird auf Infinitiv- und Partizipgruppen eingegangen, die vielleicht auch Ihnen vor der Einführung der neuen Rechtschreibung 1996/2006 wegen der Kommasetzung gelegentlich Kopfzerbrechen bereitet haben.
Teil VII: Der Top-Ten-Teil
Wenn Sie Deutsche Grammatik für Dummies bis zum Top-Ten-Teil durchgearbeitet haben, sind Sie nicht nur aus dem Gröbsten raus. Sie sollten bis dahin Ihre Grammatikkenntnisse auch ordentlich auf Vordermann gebracht haben. Im Top-Ten-Teil werden zur Erinnerung noch einmal die zehn wichtigsten Regeln der deutschen Grammatik aufgelistet und außerdem zehn häufige Fragen zur deutschen Grammatik beantwortet. Was Sie hier außerdem finden, sind Hilfsmittel, die Ihnen das angemessene Verfassen von deutschsprachigen Texten erleichtern und Sie bei weiteren Studien zur deutschen Grammatik unterstützen sollen.
Anhang
Der Anhang enthält schließlich umfangreiche Tabellen zur Konjugation der regelmäßigen und der unregelmäßigen Verben sowie Konjugationstabellen zu einigen besonderen Verben.
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Unter der bei dem unvergessenen Heinz Erhardt entlehnten Überschrift »Und noch’n Gedicht« sind an einigen Stellen altbekannte Eselsbrücken in den Text eingestreut. Eselsbrücken sind kleine Merkverse, die Ihnen dabei helfen sollen, bestimmte Erscheinungen der Grammatik oder der Rechtschreibung besser im Kopf zu behalten. Wer sie einst ersonnen hat, ist wohl nicht mehr auszumachen. Sie kursieren seit Generationen durch Sprachlehrwerke aller Art. Dass dabei in manchen Fällen Vorsicht walten sollte, wird sich Ihnen erweisen.
Schließlich noch ein paar kurze Bemerkungen zu den in Deutsche Grammatik für Dummies befolgten Schreibkonventionen.
Wörter, Wortgruppen oder Ähnliches, die im Erklärungstext als Beispiele dienen, sind grundsätzlich schräg (kursiv) gesetzt.
Wörter im Erklärungstext, die besonders betont werden sollen oder nicht ganz wörtlich zu nehmen sind, stehen zwischen doppelten französischen Gänsefüßchen: Ist doch »geil«, oder?
Wörter, die aus fremden Sprachen zitiert werden, und Zitierungen aus anderen Texten stehen kursiv und in doppelten französischen Gänsefüßchen: »political correctness«, »dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war«
Weil gleiches Recht für beide Geschlechter gelten soll, gibt es im Text immer wieder Doppelnennungen des Typs Leserin und Leser und ähnliche. Wo solche einmal nicht vorkommen, ist das ausschließlich der Lesbarkeit des Textes geschuldet. Die zur Veranschaulichung grammatischer Sachverhalte herangezogenen Beispiele sind so gewählt, dass in ihnen neben Helden auch Heldinnen auftreten.
Die Rechtschreibung folgt den amtlichen Regeln von 2006.
Keine Angst vor Grammatikfehlern
Bevor Sie nun mit Deutsche Grammatik für Dummies loslegen, noch ein Wort zum Thema »richtiges und falsches Deutsch«. Anders als bei unserer Rechtschreibung, gibt es hinsichtlich der deutschen Grammatik eigentlich kein »richtig« oder »falsch«. Während die Schreibung des Deutschen durch amtliche Regeln normiert ist (alles hierzu in Deutsche Rechtschreibung für Dummies) und Verstöße gegen diese Normen zumindest in der Schule geahndet werden, gibt es für die deutsche Grammatik nichts Vergleichbares. Das heißt jedoch nicht, dass diese völlig regellos ist. Sie selbst haben von Kindesbeinen an ein Gespür dafür entwickelt, was »geht« oder eher »nicht geht«. So kämen Sie wahrscheinlich nie auf den Gedanken, in einem Text der Butter zu schreiben, obwohl (ältere) Schwaben genau das sagen. Und wenn einer verkündet, dass er wegen dem Regen heute nicht zum Training kommen will, würden Sie vielleicht ins Grübeln darüber geraten, ob der Dativ (3. Fall, Wem-Fall) nach wegen zulässig ist oder nicht.
Weil viele Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen eine gewisse Scheu davor haben, hinsichtlich unserer Grammatik von »richtig« oder »falsch« zu sprechen, und obendrein zwischen geschriebener und gesprochener Sprache und anderen Erscheinungsformen des Deutschen unterschieden werden muss, weichen sie auf Wertungen wie »wohlgeformt« und »nicht wohlgeformt«, »angemessen« und »nicht angemessen« und ähnliche aus. Die klingen ein wenig hölzern, zielen aber darauf ab, dem ewigen Denken in Fehlern und der sich daraus ableitenden Rechthaberei notorischer Besserwisser entgegenzuwirken. Denn die wissenschaftliche Untersuchung großer Textmengen kann durchaus erweisen, dass das, was in den Augen von Deutschpuristen »falsch« ist, in unserer Sprache durchaus häufig vorkommt und demnach offenbar seine Berechtigung hat.
Trotzdem gibt es so etwas wie »echte« Grammatikfehler. Wenn zum Beispiel in einem Ihrer Sätze das Subjekt (der Satzgegenstand) im Plural (in der Mehrzahl) steht, das Prädikat (die Satzaussage) aber im Singular (in der Einzahl), dann passt das einfach nicht zusammen. Demnach:
Nicht: Die Studierenden (Mehrzahl) trifft (Einzahl) sich in der Mensa.
Sondern: Die Studierenden (Mehrzahl) treffen (Mehrzahl) sich in der Mensa.
Mahlzeit.
So können Gefahrenzonen umschifft werden
Was in einem Text unter grammatischen Gesichtspunkten »geht« oder eher »nicht geht«, ist auch uns, die wir Deutsch als Muttersprache sprechen, nicht in jedem Fall klar. So entstehen Unsicherheiten. Heißt es entsprechend meines Vorschlags oder entsprechend meinem Vorschlag? Kann ein Vorschlag optimaler sein als ein anderer? Solche Unsicherheiten sollten Sie nicht am Verfassen von Texten hindern und sind oft relativ einfach zu umschiffen.
Wenn Sie am PC schreiben, nutzen Sie das Rechtschreibprüfprogramm. Derartige Programme verfügen oft über eine Grammatikkomponente, die Sie wenigstens auf bestimmte grammatische Ungereimtheiten hinweist. Trotzdem gilt natürlich, dass Vertrauen zwar gut, Kontrolle aber besser ist. Demnach: Einmal Korrektur lesen ist in jedem Fall Pflicht.
Kleiner Tipp am Rande: Nachschlagewerke zu den häufigsten sprachlichen Zweifelsfällen gibt es auch zum Downloaden. Sie haben sie dann direkt auf Ihrem Rechner verfügbar und müssen nicht ständig ans Regal rennen, wenn Sie einmal etwas nachschlagen wollen.
Wichtige Hilfsmittel
Wenn Sie mit Ihrem Grammatikwissen tatsächlich einmal nicht weiterkommen, können Sie auf folgende Hilfsmittel zurückgreifen:
das Korrekturprogramm Ihres Textverarbeitungssystems
ein passendes Nachschlagewerk
persönliche Sprachberatung
Elektronische Korrekturprogramme
Die Korrekturprogramme, die gegebenenfalls Standardkomponenten der von Ihnen eingesetzten Texterfassungsprogramme sind, zielen in erster Linie auf die Bereinigung von Rechtschreibfehlern ab. Grammatische Ungereimtheiten erkennen sie deshalb nur bedingt. Bleiben Sie also wachsam.
Wenn Sie also mit einem halbwegs vernünftigen Fehlererkennungs- und Korrekturprogramm arbeiten wollen, sollte dieses auf jeden Fall eine ausgewiesene Grammatikkomponente haben. Dann wird wenigstens die Übereinstimmung von Subjekt und Prädikat (die Kongruenz) in ihren Sätzen überprüft.
Außerdem sollten Sie auf folgende Optionen achten:
Korrektur während der Eingabe, wahlweise Korrektur nach Fertigstellung des ganzen Textes oder im Batch-Betrieb
Regelhilfen bei Fehlermeldungen
integrierte Update-Funktion
leichte Konfigurierbarkeit
Wenn Sie sich nicht einfach auf das auf Ihrem PC vorinstallierte Prüfprogramm verlassen wollen, lohnt sich ein Produktvergleich. Das teuerste Produkt auf dem Markt muss nicht auch das beste sein.
Nachschlagewerke
Ja, ja. Nachschlagewerke, die Ihnen dabei helfen, grammatische Fragen zu beantworten, gibt es. Sie stehen neben den »normalen« Wörterbüchern und den Übersetzungswörterbüchern (mehrsprachigen Wörterbüchern) in den Buchhandlungen und fallen dort – nicht auf. Deshalb fristen sie ein Mauerblümchendasein.
Während das Suchen nach Einzelfällen in »richtigen« Grammatiken gelegentlich mühsam oder ganz erfolglos sein kann, weil Ihr Problem nur in einem größeren Zusammenhang behandelt wird, den Sie dann auch noch richtig benennen können müssen, um ihn im Text aufzufinden, kann der Zugriff auf eines der genannten Nachschlagewerke schnell zur passenden Lösung führen. Vor allem dann, wenn Sie professionell schreiben, können Ihnen derartige Nachschlagewerke äußerst praktische Helfer sein.
Persönliche Sprachberatung
Wenn Sie Ihrem Korrekturprogramm gar nicht trauen, Ihnen ein Blick in die Grammatik auch nicht recht weiterhilft oder Sie im Falle einer Wette (Heißt es wohlgesinnt oder wohlgesonnen?) einen kompetenten Schiedsspruch brauchen, können Sie bei einer der Sprachberatungsstellen anrufen, die landauf, landab ihre Dienste anbieten.
Aber Obacht! Telefonische Sprachberatung ist meistens kostenpflichtig und wird über Ihre Telefonrechnung abgerechnet. Schriftliche Expertisen, wie sie zum Beispiel von der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden zu Vornamen angeboten werden, können sogar richtig ins Geld gehen.
Manche Sprachberatungsstellen bieten auch einen kostenlosen Newsletter oder gar Podcasts zum ebenfalls kostenlosen Download an.
Telefonnummer | Sonstiges | |
Duden-Sprachberatung | aus Deutschland: Tel. 0900 1 870098 aus Österreich: Tel. 0900 844144 aus der Schweiz: Tel. 0900 383600 |
Briefe, Faxe und E-Mails werden nur in besonderen Fällen auch schriftlich beantwortet. Kostenloser Newsletter Liste aktueller Fragen und Antworten sowie Newsletter-Archiv auf www.duden.de/sprachwissen Kostenloser Podcast zum Herunterladen auf www.duden.de/sprachwissen |
Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache [GfdS] | aus Deutschland: Tel. 0900 1 888128 |
Die telefonische Sprachberatung ist für GfdS-Mitglieder, Ministerien und Ratsuchende aus dem Ausland kostenfrei. Erstellung von Vornamengutachten und Erteilung schriftlicher Sprachberatung gegen Gebühr. Fragen und Antworten aus der Sprachberatung und Namenhitlisten unter www.gfds.de |
Aachener Sprachtelefon | aus Deutschland: Tel. 0241 8096074 |
Das Aachener Sprachtelefon hieß früher Grammatisches Telefon. |
Spr@chtelefon der Universität Duisburg-Essen | aus Deutschland: 0201 1833405 |
|
Arbeitsstelle für Sprachauskunft und Sprachberatung der Universität Vechta | aus Deutschland: Tel. 04441 15151 |
Der telefonische Auskunftsdienst steht montags und mittwochs von 14.00 – 16.00 Uhr und dienstags und donnerstags von 10.00 – 12.00 Uhr zur Verfügung. Telefonische Auskünfte sind kostenlos. www.sprachauskunft-vechta.de |
Tabelle E.1: Sprachberatungsstellen in Deutschland
Die wichtigsten grammatischen Fachbegriffe im Überblick
In Tabelle E.2 sind zum Einstieg nur die wichtigsten grammatischen Fachbegriffe zusammengestellt. Wo Fachwörter im Text genannt sind, wird beim ersten Vorkommen immer auch der deutsche Begriff in Klammern ergänzt. So fahren Sie zweigleisig und haben es leichter, die grammatische Terminologie im Kopf zu behalten.
Fachbegriff | Erklärung | Beispiele |
Ablaut | Bei der Flexion/Beugung auftretender Wechsel des Vokals im Wortstamm | reiten, sie ritt; finden, er fand, sie hat gefunden |
Ableitung | Ein mithilfe von a) Präfixen (Vorsilben) oder b) Suffixen (Nachsilben) gebildetes Wort | a) verschreiben (schreiben); b) Deutung (deuten) |
Adjektiv/Eigenschaftswort | Wort, mit dem man eine Eigenschaft oder ein Merkmal bezeichnet | gut, heikel, reizend (als Hauptwort: das Gute) |
Adverb/Umstandswort | Wort, mit dem Umstände bezeichnet werden | bergauf, freitags, dort |
Aktiv | Die »Normalform« des Verbs | Das Frauchen lobt den Hund. |
Angabe/Umstandsangabe | Satzglied, das nicht vom Verb gefordert wird | Sie sind letzte Woche in Hamburg gewesen. |
Apposition/Beisatz | Eine Nominalgruppe, die wie ein Attribut gebraucht wird und mit dem Bezugswort im Kasus übereinstimmt | Angela Merkel, unsere Bundeskanzlerin, kann sich durchsetzen. |
Artikel/Geschlechtswort | Wort, das ein Substantiv nach Geschlecht und Zahl bestimmt | der Ball, die Kinder, eine Frau |
Attribut/Beifügung | Wort, das ein Satzglied erweitert | neuer Wein, Sonne satt, Preußens Gloria |
Beugung/Flexion | Deklination und Konjugation | |
Beugungsform | a) gebeugte (deklinierte) Form eines Substantivs, Artikels, Pronomens oder Adjektivs; b) gebeugte (konjugierte) Form eines Verbs | a) zwei Kinder; dem Manne; seine Freundin; die kleinen Leute; b) sie spielte; er hat gegessen |
Deklination | Die Beugung von Nomen, Pronomen, Artikelwörtern und Adjektiven | des Kindes, den Studentinnen; des jungen Mannes, ein alter Knabe |
Demonstrativpronomen / hinweisendes Fürwort | Pronomen, das auf etwas, was bereits genannt worden ist oder noch näher erklärt werden soll, hinweist | Sie sprachen über dieses und jenes. Diejenigen, die nichts zu tun haben, sollen gehen. |
Ergänzung/Objekt | Satzglied, das vom Verb gefordert wird und nicht weggelassen werden kann | Die Vorlesung beginnt. Er ist faul. Luise mäht den Rasen. |
Genus | Das grammatische Geschlecht | der Mann, die Frau, das Haus |
Imperativ | Die Befehlsform | Komm! |
Indefinitpronomen / unbestimmtes Fürwort | Pronomen, das eine nicht näher bestimmte Menge bezeichnet | einige, wenige, jemand |
Indikativ | Die Wirklichkeitsform des Verbs | sie malt, malte, hat gemalt |
Infinitiv | Die Grundform des Verbs | reisen, bügeln |
Interjektion/Ausrufewort | Wort, das Gefühle, Empfindungen und Ähnliches ausdrückt | au, buh, igitt |
Interrogativpronomen/Fragefürwort | Pronomen, mit dem eine Frage eingeleitet wird | Wie denn, wo denn, was denn? |
Kardinalzahl/Grundzahl | null, achtzehn, vierzig, tausend | |
Kasus/Fall | Nominativ (1. Fall, Wer-Fall), Genitiv (2. Fall, Wes-Fall), Dativ (3. Fall, Wem-Fall), Akkusativ (4. Fall, Wen-Fall) | das Huhn, des Huhns, dem Huhn, das Huhn, die Hühner |
Komparation/Steigerung | Die Bildung von Vergleichsformen des Adjektivs | schön, schöner, am schönsten |
Konjugation | Die Flexion/Beugung des Verbs | ich gehe, du gehst, ihr geht |
Konjunktion/Bindewort | Wort, das andere Wörter, Wortgruppen oder Sätze miteinander verknüpft | und, oder, aber, weil |
Konjunktiv | Die Möglichkeitsform des Verbs | Sie erklärte, sie ginge zum Training. Er wäre gekommen, war aber verhindert. |
Modus | Die Aussageweise des Verbs (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ) | Er kommt; er käme; komm! |
Negation | Die Verneinung | Das gilt nicht. |
Nomen/Substantiv/Hauptwort | der Hund, die Ehre, das Gedächtnis | |
Nominalgruppe | Eine Wortgruppe mit einem Nomen im Zentrum | Das Studium ist interessant. Das ist ein ganz besonders schöner Zufall. |
Numerus | Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl) | das Haus, die Häuser |
Partikel (Mehrzahl: die Partikeln) | Wort, das nicht verändert werden kann | ganz, auch, nicht, denn, ja, nur |
Partizip/Mittelwort | Ableitung von einem Verb, die meistens als Adjektiv verwendet wird | spielend; gespielt |
Passiv | Die »Leideform« des Verbs | Der Hund wird gelobt. |
Personalpronomen / persönliches Fürwort | Pronomen, das für eine oder mehrere Personen steht | ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie, unser, euer |
Plural/Mehrzahl | die Türen | |
Possessivpronomen / besitzanzeigendes Fürwort | Pronomen, das den Besitz anzeigt | mein Bier; dein Hund; ihr Auto |
Prädikat/Satzaussage | Zentraler Teil des Satzes, der eine Aussage über das Subjekt (den Satzgegenstand) macht | Die Kinder spielen im Garten. |
Präfix/Vorsilbe | Siehe oben unter Ableitung | |
Präposition/Verhältniswort | Wort, das die Beziehung zwischen zwei anderen Wörtern kennzeichnet | Der Ball liegt unter dem Schrank. |
Pronomen/Fürwort | Wort, das ein Substantiv (Hauptwort) begleitet oder es vertritt | deine Schuhe; irgendetwas; dieser Vorfall |
Reflexivpronomen / rückbezügliches Fürwort | Pronomen, das auf das Subjekt des Satzes zurückweist | Das Brett biegt sich. |
Relativpronomen / bezügliches Fürwort | Pronomen, das einen Nebensatz einleitet | Das Haus, das/welches niedergebrannt ist. |
Satzglied | Alle Einheiten im Satz, ausgenommen das Prädikat (die Satzaussage) | Hans-Peter spielt jeden Freitag mit Freunden Skat. |
Satzgefüge | Hauptsatz mit einem oder mehreren Nebensätzen | Er war gerade mit dem Kochen fertig, als sie anrief. |
Satzreihe | Äußerung, die aus mehreren selbstständigen Sätzen besteht | Er kam, er sah, er siegte. |
Singular/Einzahl | das Huhn | |
Subjekt/Satzgegenstand | Teil des Satzes, über den eine Aussage gemacht wird | Da liegt der Hund begraben. |
Substantiv/Nomen/Hauptwort | Wort, das Personen, Gegenstände und Ähnliches benennt | die Mutter; das Ereignis |
Suffix/Nachsilbe | Siehe oben unter Ableitung | |
Syntax | Der Satzbau | |
Tempus (Mehrzahl: die Tempora) | Die Zeitformen des Verbs (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II) | sie arbeitet, sie arbeitete, sie hat gearbeitet, sie hatte gearbeitet, sie wird arbeiten, sie wird gearbeitet haben |
Umlaut | ä, ö, ü | |
Valenz/Wertigkeit | Die Eigenschaft des Verbs, andere Einheiten im Satz an sich zu binden und deren Form zu bestimmen | |
Verb/Tätigkeitswort/Tunwort/Zeitwort | Wort, mit dem im Satz die Satzaussage gebildet wird | Der Bäcker backt. |
Wortstamm | Was von einem Wort übrig bleibt, nachdem man alle Wortbildungssilben und Beugungselemente gestrichen hat | er-möglich-en; Heiter-keit |
Zahladjektiv | Adjektiv (Eigenschaftswort), das eine Menge bezeichnet | drei, hundert |
Zahlwort (unbestimmtes) | Zahladjektiv, das eine unbestimmte Menge benennt | viele Zuschauer; einige Kinder; wenige Autos |
Tabelle E.2: Grammatische Fachbegriffe und was sie bedeuten