Linda Chapman

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Sternenschweif

Geheimnis im Wald

KOSMOS

Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik GmbH, Würzburg

unter Verwendung einer Illustration von Carolin Ina Schröter, Berlin

Textillustrationen: © Biz Hull

Sternenschweif – Geheimnis im Wald, erzählt von Svenja Grünbach

Based on characters created by Working Partners Ltd.

© Working Partners Ltd., 2014

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© 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-14304-9

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

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„Hallo! Ich bin wieder da!“, rief Laura Foster und stellte ihren Rucksack in den Hausflur. Ein herrlicher Duft strömte ihr entgegen. „Mmh, Pizza!“, stellte Laura fest und lief in die Küche.

„Hallo, Laura“, begrüßte Mrs Foster ihre Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Neugierig schaute Laura in den Ofen, dann ließ sie sich erschöpft auf einen Küchenstuhl plumpsen und legte ihren Kopf auf die Arme.

„Ich bin so geschafft. Wir haben den ganzen Nachmittag gebraucht, um das Gedicht auswendig zu lernen, das wir morgen in der Schule aufsagen sollen.“ Laura ging mit ihren beiden besten Freundinnen Mel und Jessica in eine Klasse und oft trafen sie sich auch nachmittags. Meistens, um mit ihren Ponys auszureiten, manchmal aber auch zum Lernen, so wie heute.

Mrs Foster drehte sich zu ihrer Tochter um und schaute sie verständnisvoll an. „Vielleicht muntert dich ja der Brief auf, der heute für dich gekommen ist.“

„Ich habe einen Brief bekommen? Wo?“ Laura hob den Kopf und schaute ihre Mutter fragend an. Mrs Foster lächelte: „Du liegst drauf.“

Erstaunt nahm Laura ihre Arme zur Seite und schaute auf den Tisch. Tatsächlich, da lag ein rosa Umschlag mit ihrem Namen drauf. Den hatte sie glatt übersehen!

Schnell riss Laura den Brief auf und überflog den Text. Es war eine Einladung von Linda Green, einem Mädchen aus ihrem Ponyclub. Sie hatte nächste Woche Geburtstag und lud ein paar Kinder auf den Hof ihrer Eltern ein.

„Schau mal!“, rief Laura aufgeregt und hielt ihrer Mutter die Einladung hin. „Wir werden in Zelten übernachten und abends ein Lagerfeuer machen. Ein kleiner Reitwettbewerb ist auch geplant!“

„Das klingt toll!“, freute sich Mrs Foster für ihre Tochter.

„Bitte, darf ich noch mal schnell zu Sternenschweif?“ Laura brannte da­rauf, zu ihrem Pony in den Stall zu laufen und ihm von dieser tollen Neuigkeit zu erzählen.

„Später, mein Schatz, das Essen ist fertig. Du wolltest nachher doch nochmal ausreiten“, antwortete Lauras Mutter. „Bitte sag auch Max Bescheid und setz Sophie in den Hochstuhl.“ Laura seufzte, dann bückte sie sich. Unter dem Tisch saß ihre kleine, fast zweijährige Schwester und trommelte mit einem Rührlöffel auf einer Schüssel herum.

„Na, komm her, du kleine Musikerin“, sagte Laura und brachte Sophie mit einer Grimasse zum Lachen.

Um ihren Bruder zu holen, musste sie nach draußen. Max war zwei Jahre jünger als Laura. Wie so oft versuchte er gerade, seinem Berner Sennenhund Buddy einen neuen Trick beizubringen.

„Max, die Pizza wartet!“, rief Laura ihrem Bruder zu und ging in die Küche zurück. Sie hatte einen Bärenhunger! Mittlerweile war auch Lauras Vater vom Feld zurück, und als sich Max und Laura an den Tisch setzten, kam Buddy sofort hinterher und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz. Walter, Lauras kleiner Terrier, lag in seinem Körbchen und kaute zufrieden an einem Knochen.

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„Na, hast du auch Hunger, Buddy? Schau mal in deinen Napf!“, sagte Laura und deutete in die Ecke der Küche, wo ein dicker Knochen auf Buddy wartete.

Nach dem Essen durfte Laura endlich zu Sternenschweif in den Stall.

Für Laura gab es nichts Schöneres! Sie hatte ihr Pony vor einiger Zeit von ihren Eltern geschenkt bekom­men, als sie aus der Stadt hierher aufs Land gezogen waren. Und seitdem verbrachte sie so viel Zeit mit ihm wie möglich.

Laura drückte die Stalltür auf und trat in die warme, dämmrige Box von Sternenschweif. Sie liebte diese friedliche Stimmung und stellte sich manchmal vor, wie es wäre, selbst hier zu wohnen.

„Hallo, mein Kleiner!“, begrüßte sie ihr Pony. Sternenschweif hob den Kopf und kam auf sie zu. Voller Zuneigung legte er seinen Kopf an Lauras Seite und knabberte sachte an ihrer Hand.

Sein graues Fell war wie immer ein wenig struppig, aber das störte Laura nicht. Sie liebte Sternenschweif so, wie er war. Und dass sich hinter seinem unscheinbaren Äußeren noch etwas anderes verbarg, machte ihre Freundschaft nur umso schöner.

Denn mit einem magischen Spruch konnte Laura ihn aus seiner Ponygestalt in ein strahlend schönes Einhorn verwandeln! Und dann konnte Laura jedes Wort, das er sprach, verstehen und sogar mit ihm fliegen. Doch das war ein Geheimnis.

„Lass uns zur geheimen Lichtung reiten, ich muss dir etwas Tolles erzählen!“, flüsterte Laura Sternenschweif zu, legte ihm sein Halfter an und führte ihn nach draußen.

„Zuerst sollte ich dich noch ein wenig putzen.“ Laura griff nach der Bürste und versuchte, Sternenschweifs Fell, so gut es ging, zum Glänzen zu bringen. Entspannt ließ Sternenschweif den Kopf hängen und genoss es sichtlich, so liebevoll umsorgt zu werden.

Als Laura mit dem Ergebnis zufrieden war, holte sie noch schnell das Zaumzeug und den Sattel, dann machten sie sich auf den Weg in den Wald.

Schon bald bogen sie in einen schma­len, unscheinbaren Pfad ein und kurze Zeit später hatten sie ihr Ziel erreicht. Vor ihnen lag die geheime Lichtung, ein Ort voller Magie. Kleine, bunte Schmetterlinge tanzten über der Wiese und violett-goldene Blumen schimmerten im Abendlicht. Doch das Beste war, dass sie hier völlig sicher waren und Laura Sternenschweif gefahrlos verwandeln konnte, denn außer ihnen kam hier nie jemand vorbei. Die beiden mussten gut aufpassen, dass keiner ihr Geheimnis entdeckte. Nur andere Einhornfreunde durften wissen, dass Sternenschweif kein normales Pony war, und das war manchmal gar nicht so einfach.

Langsam stieg Laura von Sternenschweif ab und trat neben ihn. Mit leiser, ruhiger Stimme sprach sie den Verwandlungszauber:

„Silberstern, Silberstern,

hoch am Himmel, bist so fern.

Funkelst hell und voller Macht,

brichst den Bann noch heute Nacht.

Lass dies Pony grau und klein

endlich doch ein Einhorn sein.“