Über dieses Buch:
Gallien zu Beginn des sechsten Jahrhunderts. Nach dem Ende der römischen Herrschaft ist das Land fest in den Händen der Germanen: Im Süden herrschen die Burgunden, im Südwesten die Westgoten – doch der mächtigste König ist ein Franke: Chlodwig, der sich mit seinem Volk zum Christentum bekannt hat. Siegreich zieht er von Schlacht zu Schlacht, bis die vielen Kriege ihren Tribut fordern und an seiner Lebenskraft zehren. Vier Söhne stehen bereit, um Chlodwigs Erbe anzutreten. Aber in der Familie der Merowinger war noch nie jemand bereit, die Macht zu teilen …
Die fesselnde Familiensaga über eine der mächtigsten Familien des frühen Mittelalters, die mit Blut und Schwert Geschichte schrieb: die Merowinger.
Über den Autor:
Robert Gordian, geboren 1938 in Oebisfelde, studierte Journalistik und Geschichte und arbeitete als Fernsehredakteur, Theaterdramaturg, Hörspiel- und TV-Autor, vorwiegend mit historischen Themen. Seit den neunziger Jahren verfasst er historische Romane und Erzählungen. Robert Gordian lebt in Eichwalde, einem Vorort Berlins.
Robert Gordian veröffentlichte bei dotbooks bereits zwei historische Romanserien:
ODO UND LUPUS, KOMMISSARE KARLS DES GROSSEN
Erster Roman: Demetrias Rache
Zweiter Roman: Saxnot stirbt nie
Dritter Roman: Pater Diabolus
Vierter Roman: Die Witwe
Fünfter Roman: Pilger und Mörder
Sechster Roman: Tödliche Brautnacht
DIE MEROWINGER
Erster Roman: Letzte Säule des Imperiums
Zweiter Roman: Schwerter der Barbaren
Dritter Roman: Familiengruft
Vierter Roman: Zorn der Götter
Fünfter Roman: Chlodwigs Vermächtnis
Sechster Roman: Tödliches Erbe
Siebter Roman: Dritte Flucht
Achter Roman: Mörderpaar
Neunter Roman: Zwei Todfeindinnen
Zehnter Roman: Die Liebenden von Rouen
Elfter Roman: Der Heimatlose
Zwölfter Roman: Rebellion der Nonnen
Dreizehnter Roman: Die Treulosen
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Überarbeitete Neuausgabe Februar 2014
Die komplett überarbeiteten und erweiterten Neuausgaben der Merowinger-Romane von Robert Gordian, die bei dotbooks erscheinen, beruhen auf einer Tetralogie, die zwischen 1998 und 2006 in verschiedenen Verlagen veröffentlicht wurde. Teile des vorliegenden fünften Romans der Serie erschienen erstmals 2005 in Der Wolfskönig, veröffentlicht im Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin.
Copyright © der Originalausgabe 2005 Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin
Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München
ISBN 978-3-95520-530-0
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Robert Gordian
DIE MEROWINGER
Chlodwigs Vermächtnis
Fünfter Roman
dotbooks.
Im Jahre 492 ist Chlodwig, König der salischen Franken, der mächtigste der drei neuen germanischen Herrscher in den früheren römischen Provinzen Galliens. Da er zunehmend unter Verwundungen und Krankheiten leidet, beginnt er, sich Sorgen um seine Nachfolge zu machen, für die nur ein einziger, noch minderjähriger Sohn bereitsteht. Chlodwig verstößt seine Gemahlin, um eine Jüngere zu heiraten, mit der er seine Kinderstube aufzufüllen hofft.
Die Ehe wird von zwei Erzbischöfen arrangiert, Remigius von Reims und Avitus von Vienne. Sie hoffen dabei auf einen günstigen Nebeneffekt für die Sache des christlichen Glaubens. Denn Chlotilde, die Auserwählte aus dem Königsgeschlecht der im Süden Galliens herrschenden Burgunder, ist eine strenggläubige Katholikin. Sie soll – und will – den Heidenkönig Chlodwig zum wahren Glauben bekehren, bevor er sich wie andere germanische Fürsten von der Ketzerlehre des Arianismus überzeugen lässt.
Die Ehe wird geschlossen, und Chlotilde tut alles, um dem gerecht zu werden, was der König und die geistlichen Oberhirten von ihr erwarten. Eifrig nutzt sie sogar das Ehelager zur christlichen Mission. Dabei wird sie auch bald Mutter. Zur Freude ihres Gemahls bringt sie einen Sohn zur Welt. Sie selbst ist aber nicht vollkommen glücklich: Der König stimmt einer Taufe ihres Kindes nicht zu. Er fürchtet, die germanischen Götter, die er verehrt, denen er opfert und die er bei allen seinen erfolgreichen Unternehmungen als Sieghelfer betrachtete, könnten darüber in Zorn geraten und sich von ihm abwenden.
Mit diplomatischem Geschick gelingt es Remigius, Chlodwig doch noch die Zustimmung zur Taufe des kleinen Ingomer abzuringen. Aber während des Taufakts stirbt der Säugling. So erreicht man das Gegenteil des Erhofften – der König wütet gegen seine Frau und ihre katholischen Einbläser. Er ist nun sicher, dass seine Götter sich nicht »betrügen« lassen.
Nichtsdestoweniger gelingt es, als Chlotilde einen zweiten Sohn zur Welt bringt, noch einmal die Zustimmung des Königs zur Taufe zu erlangen. Dazu bedarf es allerdings handfester politischer Garantien und militärischer Hilfe für seinen Kampf gegen die Westgoten (im Süden und Westen Galliens). Die Erzbischöfe tun ihr Mögliches, doch ohne Erfolg. Die Franken werden zurückgeworfen, als sie die Loire überschreiten. Immerhin bleibt diesmal der Täufling, während man ihn im Taufbecken untertaucht, am Leben.
Der Frankenkönig scheint für den katholischen Glauben verloren zu sein – doch infolge einer militärischen Zwangslage, aus der er sich retten muss, ändert sich alles: Der Fürst der Rheinfranken, Sigibert, ruft ihn um Hilfe, als brennende und plündernde Horden der Alamannen sein kleines Reich links und rechts des Rheins heimsuchen. Chlodwig folgt dem Ruf, hat aber zunächst die Alamannen allein gegen sich, weil Sigibert mit den Seinen zu spät auf dem Schlachtfeld erscheint. Eine vernichtende Niederlage droht den Franken. Chlodwig, der glaubt, von seinem Kriegsgott Wodan im Stich gelassen zu sein, ruft in höchster Not (wie es ihm Chlotilde nahelegte) den Christengott an. Wenn der ihm zum Sieg verhelfe, schwört er, will er sich taufen lassen.
Er siegt tatsächlich und hält seinen Schwur. Remigius tauft ihn (496) und mit ihm dreitausend Franken. Die katholische Kirche erringt damit den letztendlich entscheidenden historischen Sieg.
Die Arianer haben dagegen im Frankenreich verloren. Chlodwigs Schwester Lanthild, die sich ihnen heimlich angeschlossen hat, wird auf Betreiben der Königin vom Hofe verbannt. Die Heirat ihrer Lieblingsschwester Audofleda mit dem König der Ostgoten, Theoderich, dem Haupt der arianischen Germanen, gibt ihr immerhin etwas Hoffnung. Ebenso wie ein neuer Krieg, den die Kirchenoberen und ihnen hörige Frauen gemeinsam ins Werk setzen.
Chlodwig, König der Franken
Chlothilde, seine Gemahlin
Lanthild, Chlodwigs jüngste Schwester
Chrona, Chlotildes ältere Schwester, Nonne
Theuderich, Chlodwigs ältester Sohn
Chlothar, Chlodwigs jüngster Sohn
Bobo, Vertrauter Chlodwigs, Major domus
Ursio, Vertrauter Chlodwigs, oberster Scherge
Jullus, Vertrauter Chlodwigs, Comes
Baddo, fränkischer Feldherr, auf der Flucht
Gundobad, Oberkönig der Burgunder
Godegisel, Unterkönig der Burgunder
Sigismund, sein Nachfolger, Sohn Gundobads
Sigibert, König der Rheinfranken
Chloderich, sein Sohn
Remigius, Bischof von Reims
Avitus, Bischof von Vienne
Leonidas, Gesandter des Kaisers Anastasius
Scylla (Donata), Geheimbotin des Avitus
Gesalich, Scyllas und Alarichs Sohn
Leontia, Gefährtin der Scylla
Tonia, Gefährtin der Scylla
Chundo, Diakon
Horatius, Dichter und Sänger
Erneut war es Herbst geworden, aber das Wetter war noch freundlich.
Eines Nachmittags saß Remigius, der Bischof von Reims, zu Gast bei seinem Bruder in Soissons, lesend im Peristylgarten, als er plötzlich diese ihm unbekannte Gestalt sah, die aus dem Hause trat und auf ihn zukam. Er erschrak heftig, denn sie machte kurze Schritte und näherte sich rasch.
Es war eine hochgewachsene, in weite, dunkle Gewänder gekleidete Person mit fast völlig verhülltem Gesicht.
Der kleine Bischof war kein Feigling. Aber er sprang doch lieber von der Bank auf und trat vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. Dabei entfiel ihm der Kodex. Wo war der diensthabende Subdiakon, der Besucher des bischöflichen Hauses zu melden hatte? Handelte es sich bei der Gestalt, die sich da näherte, um einen Mann oder eine Frau? Sogar die Hände waren verborgen – hielten sie unter den Falten des weiten Mantels den Dolch gepackt? Der Bischof hatte Feinde, und mehrmals schon war er beinahe das Opfer eines Anschlags geworden.
Er sah sich nach einem Gegenstand um, mit dem er sich notfalls verteidigen konnte. Aber er hatte nicht einmal seinen Hirtenstab bei sich, von dem er sich selten trennte. Den hatte er aber, als er gekommen war, im Vestibül stehenlassen.
Die Gestalt war jetzt nahe, sie hatte die kleine Steinbank erreicht, von der er aufgesprungen war. Dort blieb sie aber stehen und bückte sich plötzlich, um das Buch aufzuheben. Und da sprach sie ihn auch schon an.
Als er die Stimme vernahm, erschrak er zum zweiten Mal, wenn auch nicht mehr so heftig. Es war eine weibliche Stimme, die das Lateinische mit einem weichen griechischen Akzent sprach.
»Verzeih, ehrwürdiger Vater, dass ich dich störe und so kühn zu dir vordringe. Ich sagte deinem kleinen Zerberus, wir beide seien gute alte Bekannte.«
Im nächsten Augenblick war der Schleier zurückgeschlagen, der das Gesicht fast verhüllt hatte. Es war das schöne Gesicht einer Frau von etwa fünfunddreißig Jahren. Ein Gesicht, das er lange nicht gesehen hatte, an das er sich aber nur zu gut erinnerte.
»Du bist es?«, rief er. »Scylla, die Witwe des Ogulnius?«
»Still!«, sagte sie rasch. »Sprich leise! Vermeide um Gottes willen, dass wir gehört werden. Und nenne nicht diesen Namen. Ich heiße Donata. Mich schickt dein Amtsbruder, der Bischof von Vienne.«
»Wie? Avitus schickt dich? Aber wie kommt es, dass du mit ihm …«
»Dass ich mit ihm bekannt wurde? Ich werde es dir gern sagen. Es ist eine traurige Geschichte. Ich habe viel erlebt und gelitten. Oh!« Sie hatte das Buch aufgeschlagen, und lächelnd blätterte sie nun darin. »Gedichte von Catull? Wie ich diese Verse liebe und wie lange ich sie entbehren musste! ›Liebesgöttin, der blauen See entstiegen, die du Herrin bist von Idalion …‹ Ihr heiligen Männer habt Geschmack.«
»Das geht dich nichts an!«, sagte der Bischof unwirsch, um seine Verlegenheit zu überspielen. »Ich erhole mich, indem ich Verse lese. Der Inhalt ist unwichtig, wenn sie nur gut gearbeitet sind.« Er trat auf die Besucherin zu und nahm ihr das Buch aus der Hand. »Doch nun erkläre mir endlich, wie du hierherkommst! Ich sah dich zum letzten Mal vor … ja, vor elf Jahren. Kurz bevor du mit Syagrius nach Paris flohst.«
»Erlaube zunächst, dir das zu geben«, sagte die Griechin und zog eine Papyrusrolle aus dem Gewand.
Remigius erkannte das Siegel seines Amtsbruders und erbrach es. Er setzte sich wieder auf die Bank und überflog den Brief, der nur aus wenigen Zeilen bestand. Avitus teilte ihm mit, dass er die Überbringerin des Schreibens, Donata, die bisher in einem Kloster bei Genf gelebt habe, mit einer hochwichtigen Botschaft an die Königin Chlotilde nach Soissons schicke. Er bat seinen Bruder Remigius, die fromme Frau (»die dir wahrscheinlich unter einem anderen Namen bekannt ist«) unter Wahrung höchster Diskretion der hohen Herrin vorzustellen. Das Weiteren forderte er ihn auf, ihr seinen Beistand zu gewähren und sie vor Angriffen und Verfolgung zu schützen.
»Sehr merkwürdig«, murmelte Remigius. »Wirklich … sehr merkwürdig. Also … du willst die Königin sprechen. Darf ich wissen, worin die hochwichtige Angelegenheit besteht?«
»Du bist misstrauisch«, sagte die Griechin Scylla, die sich nun Donata nannte. »Dafür habe ich Verständnis. Dieses Misstrauen muss ich dir nehmen, bevor du alles erfährst. Darf ich mich zu dir setzen?«
Der Bischof rückte ans Ende der kurzen Bank, und sie ließ sich neben ihm nieder. Ein arg zerkratzter Faun aus Bronze, der wohl schon mehr als hundert Jahre an dieser Stelle des Gartens tanzte, sah ihr grinsend über die Schulter. Sie seufzte, schlug unfromm die langen Beine übereinander, legte ihre kostbar beringte Hand aufs Herz und sagte:
»Ich werde vollkommen aufrichtig zu dir sein! Du wirst nichts als die Wahrheit von mir erfahren. Wenn du etwas Zeit für mich hast, sollst du meine Geschichte hören.«
»Wer von Avitus kommt, hat Anspruch, von mir gehört zu werden«, sagte der Bischof reserviert.
»Also höre«, begann die Griechin. »Wie Syagrius endete, der letzte römische Statthalter in Gallien, weißt du ja. Sein Kampf war aussichtslos, und ich will heute nicht mehr darüber streiten, ob er gerecht war oder nicht. Was habe ich damals durchmachen müssen, weil ich die ganzen Jahre treu zu ihm hielt! Unsere Flucht zu den Westgoten war ein Fehler, aber das konnten wir nicht voraussehen. Seinen Tod hat Alarich auf dem Gewissen, der sich von Chlodwig, euerm König, erpressen ließ. Ich wollte Syagrius retten. Ich warf mich Alarich zu Füßen. Ich bot ihm mein eigenes Opfer an, das die Franken vielleicht zufriedengestellt hätte. Denn ich galt ja bei ihnen als böse Schlange, und immer wieder hatten sie meine Auslieferung verlangt. Aber Alarich ließ sich nicht erweichen. Ich musste hilflos mit ansehen, wie man den Mann, der mich einmal zur Kaiserin machen wollte, in ein Boot warf und der Hinrichtung überantwortete.«
Sie seufzte abermals und zerdrückte eine Träne.
»Ich kenne die Geschichte ein wenig anders«, sagte Remigius ironisch. »Du wolltest wohl damals schon längst nicht mehr Kaiserin, sondern lieber Königin werden.«
Scylla-Donata lachte verächtlich auf.
»Oh, ich weiß schon, wer dir das zutrug! Es war der Diakon Chundo, der mich immer hasste, weil ich sein Treiben für gefährlich und schädlich hielt. Was er tat, wurde auch Syagrius angelastet und brachte ihn in Verruf – bei den Goten und bei den Franken. Deshalb trägt Chundo auch einen Großteil der Schuld an Syagrius’ Tod! Er soll ja jetzt hier in der Umgebung der Königin sein. Ich bitte dich, sorge dafür, dass mir der Anblick dieses Verleumders erspart bleibt!«
»Das heißt wohl eher, du möchtest vermeiden, von ihm gesehen zu werden.«
»Urteile selbst, wenn du alles gehört hast! Ja, so viel ist wahr, später wurde ich die Geliebte des Königs. Aber erst nach dem Tod des Syagrius! Es war mir nun einmal bestimmt, in Herrschern über Länder und Völker das Feuer der Liebe zu entflammen. Muss ich dafür verdammt werden? Und ich frage dich: Konnte ich ihn denn abweisen? Er wusste sehr gut, dass die Franken auch mich haben wollten. Aber wäre mein Opfer noch sinnvoll gewesen? Ich war nun nichts mehr als eine arme, hilflose Fremde, ohne Schutz, ohne Halt. Sollte ich mich in einem Freudentempel verdingen oder Syagrius ins Wasser folgen?«
»Ich verstehe. Nur aus Not und Verzweiflung wurdest du Alarichs Geliebte.«
»Deinen Spott habe ich nicht verdient. Und ich habe keinen Grund, mich zu schämen. Alarich versprach mir, er werde mich zu seiner legitimen Gemahlin und Königin der Westgoten machen, wenn ich ihm einen Sohn schenke. Ich vertraute seinem königlichen Wort – und er bekam seinen Sohn. Der ist jetzt sechs Jahre alt und heißt Gesalich. Seit drei Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen!«
Sie seufzte tief und verbarg ihr Gesicht einen Augenblick hinter dem Schleier.
»Ich liebte den König, aber leider ist er ein Schwächling«, fuhr sie fort, nachdem sie sich gefasst hatte. »Er brach sein Wort und heiratete doch noch die Gotin, obwohl er mir hundertmal versichert hatte, dass nach der Geburt unseres Kindes die Verlobung für ihn hinfällig sei. Aber Theoderich wurde Herr Italiens und konnte nun jedermann seinen Willen aufzwingen – natürlich auch meinem schwachen König. Er bestand auf der Heirat mit seiner Tochter, die immer wieder verschoben worden war. Alarich wagte keinen Widerspruch mehr. Diese Thiudigotho erschien in Toulouse an der Spitze von tausend Mann und zog ein wie eine Siegerin. Auch so kann man ein Reich erobern! Der alte Minister Leo war tot, und sie regierte nun an seiner Stelle und tat nichts, was ihr Vater nicht anordnete oder billigte. Mein armer König hatte auch sonst nicht viel Freude an ihr, und wir trafen uns immer noch heimlich, denn ich wohnte ja weiter im Palast. Doch eines Tages kam sie dahinter. Und da versuchte sie, mich zu ermorden!«
»Es gibt Gerüchte, dass es umgekehrt war«, sagte der Bischof mit der Miene naiver Neugier. »Dass du es warst, die das Gift mischte, um es der Königin beizubringen. Durch einen Zufall seist du dabei überrascht worden.«
»Das ist eine Lüge!«, erwiderte die Griechin heftig. Sie erschrak und dämpfte gleich wieder die Stimme. »Sie war es, die mich töten wollte! Ich kam nur davon, weil ich den Becher mit vergiftetem Mulsum, den sie mir vorsetzen ließ, versehentlich umstieß. Ein Hündchen leckte etwas von der Flüssigkeit auf und verendete gleich unter schrecklichen Zuckungen. Da behauptete sie, das Gift sei für sie bestimmt gewesen. Ich hätte heimlich die Becher vertauscht und mich dabei geirrt und beinahe selbst umgebracht. Ist das nicht unglaublich? Und dann befahl sie, mich zu verhaften und einzukerkern. Ich floh zum König. Aber der Schwächling, der meiner Liebe nicht wert war, wollte die Wahrheit nicht hören. Drei Monate lag ich – die Mutter seines einzigen Sohnes – in einem grauenvollen Verlies. Dann gelang mir mit Hilfe ergebener Diener die Flucht ins Burgunderreich.«
»Und dort wandtest du dich gleich an Avitus?«
»Nein, nicht gleich. Ich ging erst nach Lyon und lebte dort eine Weile unerkannt von dem, was ich unter so abenteuerlichen Umständen retten konnte … etwas Geld, ein paar Juwelen. Den Hof des Königs Gundobad mied ich. Es wimmelte ja auch dort schon von Goten. Und eines Tages … die ganze Stadt ist festlich geschmückt – und wer zieht ein? Eine Tochter des Theoderich! Diese hieß Ostrogotho und heiratete den Thronfolger Sigismund. So bekamen also auch die Burgunder ihre gotische Aufpasserin. Mir wurde das unheimlich. Ich fürchtete, man werde mich ausspionieren und nach Toulouse entführen. So floh ich mit meiner bescheidenen Habe und ein paar Dienern nach Vienne. Ich hatte vom heiligen Avitus gehört, von seiner Menschenliebe, seiner Barmherzigkeit. Endlich wollte ich auch in den Schoß unserer römischen Kirche zurück, der ich bei den Westgoten abschwören musste. So warf ich mich dem Bischof zu Füßen, und er rettete mich!«
»Du bist jetzt also wieder eine rechtgläubige Christin«, sagte Remigius eine Spur freundlicher.
»Rechtgläubig und zur Rache entschlossen!«, erwiderte sie mit düsterer Aufrichtigkeit.
»Zur Rache? An wem?«
»An einem König, der meine Liebe verriet! Der mir sein Wort brach und mir meinen Sohn nahm! Der mich einkerkern und verfolgen ließ! Der mich heimatlos und unglücklich machte! Das alles werde ich Alarich niemals verzeihen, und er wird mir dafür bezahlen müssen!«
Hasserfüllt, mit bebender Stimme hatte sie diese Worte hervorgestoßen.
»Mäßige dich, meine Tochter!«, sagte Remigius streng. »Du bist verbittert, weil du auch diesmal deine eitlen, hochfliegenden Pläne nicht verwirklichen konntest. Komm zur Vernunft! Wie wolltest du dich an einem König rächen! Und als Christin musst du verzeihen können.«
»Verzeihen? Ich soll ihm verzeihen, dass er seinen und meinen Sohn dem Verderben ausliefert?«
»Was soll das heißen?«
»Gesalich wird sterben müssen, sobald die Gotin einen eigenen Sohn hat.«
»Wir wollen hoffen, dass Gott der Herr eine solche Untat nicht zulässt. Bete zu ihm und versuche, Frieden zu finden. Hat mein Bruder Avitus dir das nicht auch geraten?«
»Anfangs ja«, sagte die Griechin, die ihren Hassausbruch zu bereuen schien und ihre Beherrschung zurückgewann. »Ja, das tat er. Er schickte mich in das Nonnenkloster bei Genf. Dort sollte ich zur Besinnung kommen und auch vor Nachstellungen geschützt sein. Ich nahm an den religiösen Übungen teil, zog mich sonst aber von den Nonnen zurück. Ich gehörte ja nicht zu ihrer Gemeinschaft und hatte auch nie die Absicht, mich weihen zu lassen. Dann aber ergab sich doch, dass ich eine von ihnen näher kennenlernte. Diese Bekanntschaft war folgenreich, sie hat mich schließlich hierhergeführt. Der Name der Nonne, von der ich spreche, ist Chrona.«
»Die ältere Schwester unserer Königin?«, fragte der Bischof aufmerkend.
»Ja. Ich suchte ihre Bekanntschaft nicht, es war umgekehrt – sie suchte die meinige. Eines Tages, während wir im Klostergarten arbeiteten, brach sie das Redeverbot und sprach mich an. Offenbar hatte sie Sehnsucht nach einer Vertrauten, doch unter den Nonnen fand sie keine. Was mich betraf, so war auch ich der ewigen Selbstgespräche überdrüssig. Wann immer sich nun eine Gelegenheit ergab, zogen wir uns in einen Winkel zurück, um miteinander zu reden. Sie war sehr unglücklich wie ich auch, und wir weinten viel.«
»So ist sie also nicht gern ins Kloster gegangen?«
»Nicht gern? Sie wurde brutal dazu genötigt! Kurz nachdem ihre Schwester hierhergereist war, um den König Chlodwig zu heiraten, hatte man sie dorthin gebracht. Man wollte sie loswerden, weil sie unbequem wurde. Weil sie nicht darüber hinwegkam, dass man ihr die Jüngere vorgezogen hatte, die nun ein glänzendes Leben als Königin führte. Weil sie sich unentwegt beklagte und drohte, Dinge bekannt zu machen, die man an den burgundischen Höfen nicht hören wollte. Man wollte sie wegschließen und damit mundtot machen.«
»Ich verstehe. Und nun suchte sie jemanden, dem sie ihre Geheimnisse mitteilen konnte. Damit sie doch noch nach draußen gelangten.«
»Ja, so war es wohl, ehrwürdiger Vater. Jedenfalls war das einer der Gründe. Es dauerte natürlich einige Zeit, bis sie sich mir vollständig aufschloss. Aber dann vertraute sie mir etwas an, das ich nur mit großem Unbehagen hörte. Als Mitwisser ist man ja auch in Gefahr.«
»Und ist es das, was du der Königin mitteilen sollst?«
»Das und noch mehr. Vielleicht ist es gut, wenn du es zuerst erfährst. Weil du die Königin Chlotilde kennst und besser weißt, wie man es ihr beibringen kann, ohne ihre Gesundheit zu gefährden. Denn es ist schrecklich. Es ist grauenvoll.«
»Nun denn … so sprich. Erzähle es mir!«
»Der Vater der Schwestern, König Chilperich von Vienne, wurde ermordet. Sein eigener älterer Bruder hat es getan, der jetzt der Erste im Burgunderreich ist: König Gundobad. Er lockte Chilperich unter einem harmlosen Vorwand in seinen Palast und erschlug ihn dort mit dem Schwert.«
»Gott im Himmel! Davon weiß die Königin nichts!«
»Es wurde auch strengstens geheim gehalten. Nur die Frau des Ermordeten, Caratene, die Mutter der Schwestern, wusste es. Man begrub ihn heimlich und behauptete, dass er an einer Krankheit gestorben sei. Auch Caratene durfte nie und zu niemandem über die Untat sprechen – Gundobad drohte ihr für den Fall, dass sie es doch tat, auch sie und ihre Töchter zu töten. In dem Palast von Vienne, der ihm jetzt gehörte, hielt sie es nicht mehr aus. Sie floh mit den Kindern nach Genf zu ihrem Schwager Godegisel. Aber sie hütete sich zu reden. Erst als ihre jüngere Tochter außer Landes und verheiratet war, vertraute sie sich der älteren an, der Chrona. Sie war krank geworden und fürchtete zu sterben. Da wollte sie nicht, dass die Untat ganz in Vergessenheit geriet. Sie genas aber wieder.«
»Doch Chrona drohte nun, alles bekannt zu machen …«
»Ja, und das war der ausschlaggebende Grund dafür, dass König Gundobad als ihr Muntwalt befahl, sie ins Kloster zu stecken. Godegisel hatte ja von der Enthüllung nichts zu befürchten, sie hätte ihm sogar nützlich sein können. Denn er möchte die Oberherrschaft Gundobads loswerden und sucht nach Gründen für eine Empörung. Chrona lebte im Kloster nun in ständiger Angst, Caratene und ihr könnte etwas zustoßen. Ihre unbedachten Anspielungen und Drohungen waren für Gundobad ja der Beweis, dass ihre Mutter geredet hatte. Wie oft stürzte sie sich, zitternd am ganzen Leib, in meine Arme! Und eines Tages, vor etwas mehr als einem Monat …«
»… ist Frau Caratene dann tatsächlich gestorben.«
»Ja!«
»Das wussten wir schon. Es wurde Frau Chlotilde, unserer Königin, in einem Schreiben Godegisels mitgeteilt.«
»Was aber gewiss nicht mitgeteilt wurde …«
»Nun? Nun?«
»Auch sie starb keines natürlichen Todes.«
»Wie? Die Mutter der Königin? Auch sie …«
»Ermordet! Man fand sie gefesselt und geknebelt in einem Brunnen ihrer Landvilla bei Genf. Vorher hatte sie aus Lyon Besuch bekommen – von einigen Männern der Leibwache König Gundobads.«
»Und das ist wahr? Woher weißt du das?«
»Ich selber war in der Villa und sprach mit Zeugen. Es hat mich mein letztes Geld gekostet. Chrona beschwor mich, der Sache nachzugehen. Als die Äbtissin ihr mitteilte, dass ihre Mutter plötzlich gestorben sei, schrie sie wie wahnsinnig, dass es durch das ganze Kloster gellte: ›Ermordet! Ermordet! Von Gundobad umgebracht!‹ Darauf wurde sie eingesperrt, und einige Tage sah ich sie nicht. Ich fürchtete schon, dass sie heimlich beseitigt worden war. Dann erschien sie zwar wieder, war aber ständig bewacht von robusten Nonnen. Trotzdem gelang es uns, kurz miteinander zu flüstern. Ich meldete mich dann ab und ließ mich auf einem Bauernkarren zu der Villa bringen. O Jesus! Ich sah auf dem Grunde des ausgetrockneten Brunnens noch einen Schuh der Ermordeten und einen Gürtelanhänger!«
»Und kehrtest du ins Kloster zurück, um Chrona …«
»Nein, dazu hatte ich nicht den Mut. Ich erfuhr unterwegs, dass Vater Avitus zufällig in Genf beim König war. So ließ ich mich bei ihm melden, und er empfing mich.«
»War nun alles, was du ihm mitteiltest, neu für ihn, oder hatte er schon eine Ahnung gehabt?«
»Eine Ahnung … ja. Gerüchte über den Tod König Chilperichs gab es in Vienne schon, seit es geschehen war, vor etwa fünfzehn Jahren. Doch er hatte sie stets zurückgewiesen. Er sagte mir, dass er als Metropolit von fünfundzwanzig katholischen Diözesen äußerst vorsichtig sein musste. Sonst hätte er Verfolgungen riskiert, die im Burgunderreich derzeit zum Glück Vergangenheit sind.«
»Aber wie Frau Caratene ums Leben kam, war ihm neu.«
»Vollkommen. Er war erschüttert, er weinte! Er hatte ja mit ihr auch eine streitbare Mitkämpferin verloren. Die wahren Christen, klagte er, würden noch immer verfolgt und massakriert, obwohl hier bei uns im Westen die römischen Kaiser längst abgeschafft sind. Er nannte Caratene eine Märtyrerin.«
»Und hat er selber noch Untersuchungen angestellt, um sicherzugehen, dass du die Wahrheit gesagt hast?«, wollte Remigius wissen, wobei er die Griechin scharf ins Auge fasste.
»Schon möglich«, sagte sie, ohne zu zögern. »Wenn er es tat, so wird er zu keinem andern Ergebnis gekommen sein. Er beriet sich am selben Tag auch noch lange mit dem König Godegisel. Man nahm jedenfalls die Sache sehr ernst. Der Bischof brachte mich dann in der Stadt Genf bei einer rechtgläubigen Familie unter, und erst nach ein paar Tagen ließ er mich wieder rufen. Da sagte er mir, dass er es nach vielen Gebeten und reiflicher Überlegung für notwendig halte, die Königin Chlotilde – und auch dich, ehrwürdiger Vater – von allem zu unterrichten. Und dass dies am besten mündlich geschehen solle … denn wer wollte so furchtbare Anklagen gegen den burgundischen Oberkönig einem Brief anvertrauen! Der Vater Avitus fragte mich, ob ich dazu bereit sei – vom Segen des Herrn und einem als Pilgergruppe verkleideten Schutztrupp begleitet. Ich überlegte nicht lange. Zwar gehe ich ein erhebliches Risiko ein, indem ich hierher nach Soissons zurückkehre, doch bis heute hält Gott seine schützende Hand über mich. Ich vertraue jetzt auch auf die deinige.«
»Hast du Schutz denn so dringend nötig?«, fragte Remigius lächelnd, wiederum mit der Miene des Ahnungslosen. »Deine Nähe zu Syagrius wird dir hier keiner verübeln. König Chlodwig verfolgt niemanden aus der Umgebung seines Vorgängers.«
»Stelle dich nicht unwissend!«, erwiderte die schöne Griechin, wobei sie vorwurfsvoll auf den kleinen Glatzkopf an ihrer Seite herabsah. »Du erinnerst dich doch sehr gut an den Prozess gegen Baddo, den Mörder meines Gemahls. Syagrius verurteilte ihn zur Sklaverei und schickte ihn mit einem Treck nach Spanien. Damals wurde eifrig gemunkelt, ich sei seine Geliebte gewesen und hätte ihn zu der Untat angestiftet, um gleichzeitig sowohl meinen Gatten als auch ihn loszuwerden. Die böse Zunge der Titia war das vor allem – und du, ehrwürdiger Vater, warst leider das Echo ihrer Verleumdungen. Die Wahrheit ist, dass Baddo meinen Gatten aus Ehrgeiz beiseiteräumte, um seinen Posten als Oberaufseher der Ställe zu bekommen. Mich hasst er, weil ich damals wahrheitsgemäß aussagte, er habe mir vergeblich nachgestellt und nicht nur den Posten, sondern auch mich gewollt. Du selbst hast uns dann eines Tages berichtet, dass ihm die Flucht gelungen war. Hier bei seinen Franken war er dann endlich ein Großer, und das ist er wohl immer noch. Als ich mit Syagrius in Paris war, verlangte er dort meine Auslieferung. Und das tat er später, als wir weiter flohen, noch mehrmals. Er hat mir nicht das Geringste vorzuwerfen – doch er verfolgt mich! Ich habe Angst vor diesem Irrsinnigen. Wenn ich ihm in die Hände falle, wird er mich umbringen!«
»Er ist nicht hier«, sagte der Bischof besänftigend. »Er hält sich irgendwo an der Grenze bei den Bretonen auf. Es scheint sogar, dass er beim König seit einiger Zeit in Ungnade ist. Du kannst dich hier vor ihm sicher fühlen.«
»Das tue ich trotzdem nicht. Man könnte ihn verständigen. Ich bitte dich, sorge dafür, dass mich niemand wiedererkennt.«
»Und wie soll ich das tun? Hier gibt es noch Hunderte, die sich an dich erinnern werden.«
»So führe mich heimlich zur Königin. Ich werde hier ständig tief verschleiert gehen. Auch Chundo darf mich nicht erkennen. Der ist für mich nicht weniger gefährlich als Baddo. Er hasst mich – und übrigens auch dich. Er nannte dich immer einen Verräter unserer heiligen Kirche, weil du mit den Heiden paktiertest.«
»Das ist mir bekannt. Ich weiß, was ich von ihm zu halten habe.«
»Schütze mich also! Ich setze mein Leben ein, um deiner Königin einen Dienst zu erweisen. Vielleicht auch dem König – das wird sich noch zeigen. Sorge dafür, dass ich anständig unterkomme. Bedenke, ich kann nicht mehr zu den Burgundern zurück. Zu den Goten schon gar nicht. Ich vertraue dir. Du bist mir doch hoffentlich nicht mehr gram?«
»Oh nein«, sagte der kleine Bischof gedehnt und seufzte. »Nein, keineswegs. Im Gegenteil. Ich bin sehr froh darüber, dass wir dich wiederhaben.«
Remigius hielt die Kirche in der ehemaligen Sabaudus-Villa für den geeigneten Ort, um der Königin Chlotilde die Wahrheit über den Tod ihrer Eltern zu vermitteln.
Als die Geistlichen, darunter Chundo, nach dem Abendgottesdienst gegangen waren, um ihre Quartiere in der Stadt aufzusuchen, bat er Chlotilde, auch ihre Frauen fortzuschicken und noch ein paar Augenblicke zu bleiben. Dem Wunsch der Griechin entsprechend, war der Raum für den Fall, dass ein Unerwünschter dazukam, nur schwach beleuchtet, allein die beiden großen Altarkerzen brannten.
Auf ein Zeichen des Bischofs trat die hohe, dunkle Gestalt hinter einer der Säulen hervor, schlug den Schleier zurück und beugte das Knie vor der Königin.
Chlotilde bewahrte während der grausigen Enthüllungen, die nun folgten, vollkommen die Fassung. Nur bei den Einzelheiten vom Tod ihrer Mutter wankte sie leicht, und der Bischof und die Besucherin sprangen hinzu, um sie zu stützen. Als die Griechin mit ihrem Bericht zu Ende war, umarmte die Königin sie und sank dann vor dem Kreuz auf die Knie. In dieser Haltung verharrte sie und betete lange. Die beiden anderen zogen sich derweil stumm, um sie nicht zu stören, in den Hintergrund des Chorraums zurück.
Schließlich erhob sich Chlotilde. Und als habe sie dazu gerade die Inspiration empfangen, sprach sie mit harter Stimme den Satz: »Das wird, so Gott will, Chlodwig dem Gundobad heimzahlen!«
Sie begaben sich dann zu dritt in die Gemächer der Königin.