Günter Saalmann
Besuch im Großen ZOO
ISBN 978-3-86394-060-7 (E-Book)
Die Druckausgabe erschien 2005 bei
Books on Demand GmbH
Titelbild und alle Grafiken: Günter Saalmann
© 2011 EDITION digital®
Pekrul & Sohn GbR
Alte Dorfstraße 2 b
19065 Godern
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Dies sind die Gedichte, Reime und Rätsel aus drei Jahrzehnten. Vieles wurde hie und da veröffentlicht, auch von meinem Freund Helmut "Joe" Sachse vertont, anderes aus Schubladen zusammengekramt. Die (eigenen) Kritzeleien stammen fast allesamt aus Vorlesungsnachschriften am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig aus den Jahren 1973 bis 1976. (Man hat dort trotzdem gut aufgepasst, liebe Kinder!)
Sie, die Kritzeleien sind lediglich jetzt auf dem Computer nachgearbeitet, den Texten (sehr) frei zugeordnet und manchmal auch ein wenig aktualisiert worden.
Chemnitz, 1. November 2005
Ein Gedicht ist entweder was zum Spielen oder nicht.
Ein Apfelstück,
ein Birnenstück,
Bananenscheibchen,
nicht zu dick,
Rosinchen,
Mandarinchen
stopf ich mir rein,
das ist gesund!
Nun hab ich
Obfffwawap üm Mump.
Tanz mit mir mein Teddybär,
hast 'ne Nas, die mag ich sehr,
obenrum mit Wuschelhaar,
untenrum mit Huschelwar'.
Tanz, Teddy, tanze.
Tanz mit mir mein Teddybär,
hast 'nen Bauch, den mag ich sehr,
vorne ganz aus Polsterol,
hinten ganz aus Rolsterpol.
Tanz, Teddy, tanze.
Tanz mit mir mein Teddybär,
hat ein Bein, kein andres mehr.
Hast ein Bein aus Strobelheu,
ganz und gar aus Hobelstreu.
Tanz, Teddy, tanze.
Die Schildkröte Grete
saß traurig im Sand,
für die quakenden Kröten
so uninteressant.
Zum Springen zu dick, ach,
zum Klettern zu dumm.
Warum bist du so stille?
Was bist du so stumm?
Und wie sie da weinte,
und wie sie da kroch,
lag im Sand eine Flöte,
die ging sogar noch.
Die Schildkröte Grete
versteckt' sich im Wald.
Und sie blies auf der Flöte
und konnte es bald.
Sie blies ja so traurig,
sie blies ja so schön,
da kamen die Kröten,
das Wunder zu sehn.
Sie lauschten drei Tage,
dann hielten sie Rat.
Und sie schenkten der Flöterin
einen Strauß aus Salat.
Ob bei Jimmi oder Jonny,
ob bei Kathi oder Kai,
ob bei Mimi oder Mommi,
Pedro, Lisa und Marei,
ob bei Wowa oder Bruni –
überall ist erster Juni.
Mir fehlt am Bett ein Bein,
wie sollt' ich da nicht schrei'n?
Mein Vater repariert's nicht,
meine Mutter – rührt's nicht,
mein Bruder hat's zerbrochen,
das war vor sieben Wochen.
Und ich, ich bin noch klein.
Wie sollt' ich da nicht schrei'n?
Heut heiratet Grit.
Wer heiratet mit?
Der Heiner, der Heiner,
der wagt den Schritt.
Was trägt man zur Feier?
'nen Hut und 'nen Schleier,
ein Kleid, recht weit,
davon reden die Leut.
Womit fährt man zur Heirat?
Mit'm Auto, mit'm Dreirad.
Grit tritt, Heiner schiebt,
wenn er sie liebt.
Was braucht man zur Hochzeit?
'ne Küche und Kochzeit.
Klops, Drops, Sauerkohl.
Bekomm' es euch wohl.
Wer tanzt auf dem Feste?
Ein Hof voller Gäste,
eine Windel voll Wind.
Fürs Kind.
Freunde, überlegt mal scharf,
warum man dies und das nicht darf.
Etwa: in der Kaffeemühle
süße Kognakbohnen mahlen.
Etwa: in dem Spielzeugladen
nur mit Spielzeuggeld bezahlen.
Etwa: seinen Wellensittich
mit gekautem Gummi füttern,
etwa: seine müde Mutter
ständig durch Gebrüll verbittern.
Nudeln in der Waschmaschine,
Butter in der Haarfrisur,
Tinte in der Blumenvase,
Suppe in der Küchenuhr,
und den Finger in der Nase
schätzen Mütter auch nicht. Leider.
Freunde, überlegt mal scharf,
wieso man dies und das nicht darf.
Richtig: weil die Kognakbohnen
einer Kaffeemühle schaden.
Richtig: Spielzeuggroschen gibt es
schon genug im Spielzeugladen.
Richtig: weil bei müden Müttern
die Geduld nicht endlos lang ist.
Richtig: Weil der Wellensittich
innen zuklebt und dann krank ist.
Nicht mehr singt. Kann sogar sterben.
Und die Schleuder schleudert nicht,
Butter ranzig, Uhrwerk rostig,
oder gar der Finger – bricht
ab! Und was für Plag' es kostet,
Tintenblumen zu entfärben!
In Franzens Ranzen haust die Ranzenmaus,
beißt Monde aus den Schnitten und vergräbt sie
im Malzeug. Schlappt die Füllertinte aus.
Auch Plastilin mit Turnschuh überlebt sie.
Meist pflegt sie still im Löschpapier zu wuseln.
Ihr Nest – ein Keksstanniol, ein Fünfmarkschein.
Knackt sich ein Zirkelminchen, so halb im Duseln,
das bröckelt hinten raus, so klein und fein.
Mitunter lugt durch eine Naht im Ranzen
ein blauer Bart, ein Auge, vorwurfsvoll.
Der Lehrer ist noch froh, im Fall von Franzen:
Franz folgt dem Unterricht.
Im großen Ganzen.
(Wohin die neue deutsche Rechtschreibung noch nicht vordrang)
Es fand das Kängu keine Ruh,
fand keine Ruh,
fand keine Ruh,
fand einfach keine Ruh.
Der Beutelmaulwurf rät ihm zu:
Nun schlafe du,
nun schlafe du,
tut selbst kein Auge zu.
Ihm rät der Beutelmarder zu:
Nun schlafe du,
nun schlafe du,
tut auch kein Auge zu.
Der Beutelbär und -dachs dazu:
Nun schlafe du,
nun schlafe du,
Sie tun kein Auge zu.
Da fand das Kängu endlich Ruh,
fand endlich Ruh,
fand endlich Ruh,
da fand das Känguruh.
Die Augen sind zum Heulen da,
die Fäuste sind zum Hau'n,
die Knie sind zum Kriechen da,
die Daumen zum Drauf-Kau'n.
Die Nase ist zum Laufen da,
zum Drauf-Sitzen sind die Ohr'n,
die Zunge ist zum Zeigen da,
aus der Stirne wächst das Horn.
Die Wangen sind zum Vollschmier'n da
mit Mus und Senf und Zimt.
Der Kopf ist zum Begreifen da,
dass hier etwas nicht stimmt.
Nein, Franz-Kurtchen ist kein Schwein,
wäscht gelegentlich ein Bein,
putzt mitunter einen Zahn,
kämmt sein Haar auch dann und wann.
Nuckelt sich in aller Regel
strahlend saubere Daumennägel.
Tat dergleichen je ein Schwein?
Nein.
(Ein Turnlied)
Hoch das Bein und hoch das Knie,
was macht meine Lott-Marie?
Pflückt mir blaue Beeren,
pflückt mir blaue Beeren,
muss sich fleißig bücken.
Hoch das Bein und hoch das Knie,
was macht meine Lott-Marie?
Heute fängt sie Mücken,
heute fängt sie Mücken,
springt bis an die Decken.
Hoch das Bein und hoch das Knie,
was macht meine Lott-Marie?
Saust in alle Ecken,
saust in alle Ecken,
schwingt den großen Besen.
Hoch das Bein und hoch das Knie,
was macht meine Lott-Marie?
Flott die Zeitung lesen,
flott die Zeitung lesen.
Lott, wo kannst du das her?
Hoch das Bein und hoch das Knie,
was macht meine Lott-Marie?
Schwimmt im großen Wasser,
schwimmt im großen Wasser,
wo sich die Winde wiegen.
Hoch das Bein und hoch das Knie,
was macht meine Lott-Marie?
In die Wolken fliegen,
in die Wolken fliegen,
da kann ich sie nicht kriegen.
Ich und du und du und ich,
immerzu denk ich an dich:
Ob du an mich denkst?
Mir was Schönes schenkst?
Ich und du und du und ich –
Wer von uns denkt nur an sich?
Wer kriegt nichts geschenkt?
Der, der übrig bleibt. Der fängt.
(Jede Silbe ein Zähler. Bei einer Mitspielerzahl unter 7 bleibt wohl immer der Abzählende selbst zum Fangen übrig, da er stets bei sich zu zählen anfängt.)
Das arme, arme Sonntagshemd
erbleichte heut vor Schreck:
Woher, um Himmels Willen, kam
der große Blaubeerfleck?
Da lag es nun, zerknittert.
Die Mutter schwieg verbittert.
Der Fleck, der Fleck
geht niemals wieder weg.
Das arme, arme Sonntagshemd
sankt in die Wasserflut:
Ade, du Sonntags-Sonnenwelt,
leb wohl und mach es gut!
Mitsamt der Kragenschleife
ertrank es tief in Seife.
Der Fleck, der Fleck
geht niemals wieder weg.
Am Abend hängt das Sonntagshemd
zum Trocknen hinterm Haus,
und tropfenweise fließt am Saum
der Kummer aus ihm raus.
Im Abendwind, im warmen,
winkt es mit beiden Armen.
Vom Fleckchen, vom Fleckchen
blieb höchstens so ein Eckchen ...
Wer isst da schon?
Wer trinkt da schon?
Was ist das für 'ne Art?
Das Essen hat noch nicht begonn'n,
und einer hat 'nen Bart.
Guten Appetit.
Brezel, bruzel, kringel,
wer schlingt, der ist ein Schlingel.
Schmeckt es ringsum jedermann,
ist der Schlingel übel dran:
Tasse leer, Teller leer,
hat nichts mehr und will nichts mehr.
Guten Appetit!
Sonnenblume, große, schöne,
dreh dich, dreh dich, lass dich seh'n!
Kommt der Fink
finkenflink,
schnäbel, schnabel, hübsches Ding!
Frisst den Sonnenblumenkern
gern.
Sonnenblume, große, schöne,
dreh dich, dreh dich, lass dich seh'n!
Kommt der Spatz
gleich zum Platz,
schnäbel schnabel, lieber Schatz!
Frisst den Sonnenblumenkern
gern.
Sonnenblume, große, schöne,
dreh dich, dreh dich, lass dich seh'n!
Kommt die Meise
still und leise
schnäbel, schnabel, um die Speise.
Frisst den Sonnenblumenkern
gern.
Sonnenblume, große, schöne,
dreh dich, dreh dich, lass dich seh'n!
Kommt der Star
grau im Haar,
schnäbel, schnabel, wunderbar.
Frisst den Sonnenblumenkern
gern.
Sonnenblume, große, schöne,
dreh dich, dreh dich, lass dich seh'n!
Kommt der Hahn
auch noch an,
schnäbel, schnabel, welch ein Mann!
Frisst den Sonnenblumenkern
gern.
Sonnenblume, große, schöne,
dreh dich, dreh dich, lass dich sehn!
Kommt der Storch,
horch nur horch!
Schnäbel, schnabel, welch ein Storch!
Frisst den letzten armen Wicht
nicht.
In meinem grünen Garten,
da wuchs ein Rosenkohl,
da saß ein Wurm darinnen,
der fraß ihn innen hohl.
Der Wurm, der fraß den Kohl,
er fraß den Kohl, jawohl.
Da ist der Herbst gekommen
mit Wetter und mit Sturm.
Da kam ein Spatz geflogen,
der fraß den armen Wurm.
Der Wurm, der fraß den Kohl,
der Spatz, der fraß den Wurm,
er fraß den Wurm, jawohl.
Da kam die Katz geschlichen,
tat einen großen Satz:
Es blieben ein paar Federn,
sie fraß den armen Spatz.
Der Wurm, der fraß den Kohl,
der Spatz, der fraß den Wurm,
die Katz die fraß den Spatz,
sie fraß den Spatz, jawohl.
Und ich, ich sitz am Zaune,
die Augen tränenvoll,
und streichle meine Katze:
Mein Rosenkohl, leb wohl!
Der Wurm, der fraß den Kohl,
der Spatz, der fraß den Wurm,
die Katz, die fraß den Spatz,
ich fraß ... ich streichle meine Katz:
Mein Rosenkohl, leb wohl,
mein Rosenkohl, leb wohl.
Oft, an schwülen Sommertagen
segeln vom Balkongeländer
Nachbars Monika und ich
los in einer Seifenblase.
Steigen schaukelnd in die Wolken,
wo sie sich am höchsten türmen,
wo kein Vogel uns mehr folgt,
und wir winken den Piloten.
Und in ihren weißen Spuren
kugeln wir herauf, hinunter
oder liegen still im Licht,
blinzeln durch die rosa Finger.
Aber manchmal, gegen Abend,
zieht ein Wetter sich zusammen,
und ein fahles blaues Licht
geistert durch die Wolkenschluchten.
Dann beginnt ein tolles Jagen!
Hagel schlägt an unsre Hülle!
Ho, wie beutelt uns der Wind –
und uns wird ein bisschen bange ...
Einerlei! An schwülen Tagen
segeln vom Balkongeländer
Nachbars Monika und ich
los in unsrer Seifenblase.
Treibt euren Kreisel
mit lockerer Hand, Kinder,
und wer es nicht kann, der soll üben.
Treibt euren Kreisel
mit sicherem Blick
und haut nicht daneben, ihr Lieben!
Der Beste kriegt den Kreiselpreis,
den Kreis-,
den Kreis-,
den Kreiselpreis,
den Kreis-Kreisel-Preis.
Treibt euren Kreisel,
dann tanzt er auch gut, Kinder,
springt lustig über die Steine.
Treibt euren Kreisel,
sonst fällt er euch um,
denn nichts dreht sich von alleine.
Als der Heiner kleiner war,
konnt' er keine Schleifen.
Diese Wurstelfinger auch!
Wollten nichts begreifen.
Hundertmal probierte er,
gab und gab nicht Ruhe.
Hundert Tränen tropften heiß
auf die bösen Schuhe.
Immer, wenn er dachte: Jetzt!
Ratsch, da war's ein Knoten.
Doch statt Ziehen und statt Zerr'n
ist Geduld geboten.
Heute bindet Heiner schon
Schleifen wie sonst keiner,
und auch Knoten kriegt er auf,
unser großer Heiner.
Gute Nacht, mein Wolletier,
ist dir auch nicht kalt?
Komm, mein Kissen deckt dich zu,
schlaf nur bald,
schlaf nur bald.
Schlaf,
schlaf,
schlaf, mein Schaf.
Im Aquarium gähnt der Fisch,
fraß sich satt und matt.
Schwimmt gemächlich in sein Bett
unterm Blatt,
unterm Blatt.
Schlaf,
schlaf,
schlaf, mein Schaf.
Wolke hat sich eingerollt
wie ein Katzenkind.
Auf der Lampe vor dem Haus
wippt der Wind.
Schlaf,
schlaf,
schlaf, mein Schaf.
Ich zeichne ein Haus,
und wer schaut heraus?
Ein Heuschreck, ein Hund.
Na und?
Die bewohnen das Haus.
Davor kommt ein Beet
und was so drauf steht:
Mohnblumen wohl
und Kohl.
Das gedeiht auf dem Beet.
Ein murkliger Zaun
zum Drüberschaun,
damit man auch sieht,
wie's blüht.
Drumherum muss ein Zaun.
Und jeder erkennt
das Zeichentalent:
Ich reich bis zum Dach
und lach,
dass mich jeder erkennt.