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PATRICK ROBINSON

LAUSCHANGRIFF

IM VISIER DER FEINDE

Thriller

Aus dem Amerikanischen von
Karl-Heinz Ebnet

WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN

Die Originalausgabe
INTERCEPT
erschien bei Vanguard Press, New York

Vollständige deutsche Erstausgabe 09/2012

Copyright © 2010 by Patrick Robinson

Copyright © 2012 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Werner Wahls

Umschlaggestaltung und Motiv: © Nele Schütz Design, München

eISBN: 978-3-641-11367-4

www.heyne.de

PROLOG

Der Sonnenaufgang über den hoch aufragenden Bergrücken lässt sich Zeit. Im Osten liegen die Ehrfurcht gebietenden Gipfel des Himalaja, 2500 Kilometer lange Höhenzüge, die von Südchina bis nach Afghanistan ihre frühmorgendlichen Schatten über die westlichen Berghänge werfen.

Winzige Dörfer krallen sich an die Hänge des Hindukusch, wo die Sonne erst über die Bergspitzen rückt, wenn die Hirten ihre Ziegen längst auf die saftigen Weiden oberhalb der aus Lehm errichteten Ansiedlungen getrieben haben.

Das Licht ist weich, wabernd, der Himmel scheint sich in der Unendlichkeit zu verlieren und strahlt, als wäre er vom Licht Gottes durchdrungen, und die Täler, matt und düster, sind in die Farben der Erde getaucht.

In diese melancholische Morgendämmerung stürmte an einem kühlen Herbstmorgen des Jahres 2004 das SEAL Team 10. Es war 6.30 Uhr, als zwölf Männer des Foxtrot Platoon auf dem zerklüfteten Gelände ausschwärmten, über das scheinbar friedliche und hilflose Dorf herfielen und Frauen und Kinder in Angst und Schrecken versetzten.

Die US-Soldaten gaben gelegentliches Maschinengewehrfeuer ab, stakkatoartige Salven, die jeden einschüchtern sollten, der möglicherweise den Vorsatz fasste, sich ihrer tödlichen Mission zu widersetzen.

Alle zwölf hatten einen langen Vollbart. Zehn davon waren über einsneunzig groß. Allein zwei dieser Riesen hätten überall auf der Welt mächtig Eindruck gemacht, zusammen aber hätten die zwölf, ausgebildet als militärische Spezialeinheit, sogar Dschingis Khan eine Heidenangst eingejagt.

Jeder von ihnen trug seinen Tarnanzug, alle hatten Bandanas um den Kopf geschlungen. Elf von ihnen waren mit der Lieblingswaffe der SEALs ausgestattet, dem M4, der Gruppenführer hatte ein Mark 12, Kaliber 5,56 mm. An ihren breiten Ledergürteln waren jeweils ein Kampfmesser und eine SIG-Sauer-9-mm-Pistole befestigt. Vier der Männer hatten dazu ein halbes Dutzend Handgranaten an ihrem Kampfgeschirr, alle übrigen mindestens zwei dieser Sprengkörper.

Die SEALs bewegten sich in Zweiergruppen von Tür zu Tür, riefen ihre harschen Befehle und trieben die männlichen Dorfbewohner – allesamt trugen sie Vollbart, Turban und Sandalen – auf den großen freien Platz zwischen den beiden Straßen. Frauen und Kinder wurden zu einem separaten Platz gebracht. Von der Ferne starrten die vor die Holzkarren geschirrten Ochsen mit müdem Blick auf das laute Treiben in dem Dorf, das seit Jahrhunderten keinen solchen Tumult mehr erlebt hatte.

Der SEAL-Führer, ein kräftiger 28-jähriger Offizier, bellte auf dem Hauptplatz seine knappen Anweisungen: »Von Tür zu Tür. Kein Haus wird ausgespart. Los! Keiner dreht sich um. Dort gegen die Wand! Die Hände hoch! Wenn jemand abhaut, wird geschossen.«

Von Zeit zu Zeit sprach er in das Bügelmikro seines Funkgeräts: »Mondfahrer auf Station, Sir. Keine Verluste. Dorf unter Kontrolle. Verstanden, Sir. Ende.«

Zehn Minuten nach Beginn des Aufruhrs, der über die seit biblischen Zeiten nahezu unveränderte Stammesgemeinschaft hereingebrochen war, waren – mit Ausnahme von zwei Hirten hoch oben auf den Weiden – alle männlichen Dorfbewohner befragt worden. Jeder Einzelne wurde dabei von den SEALs zur Seite genommen und nach versteckten Waffen und Handys durchsucht – man inspizierte ihre Bärte, die Haare, selbst die Finger und die Zehen, und das immer auf grobe Art und Weise, um die anderen einzuschüchtern.

Sie befanden sich hier in einem der gefährlichsten Landstriche der Welt, den gesetzlosen Bergen des Hindukusch, der Heimat der Taliban und der sich neu formierenden Stammeskrieger der El Kaida, Männer, die den USA einen Hass entgegenbrachten wie keinem Staat jemals zuvor in der Geschichte.

Die Amerikaner mussten sich nicht sonderlich anstrengen, um die Dorfbewohner, die von sehr viel kleinerer Statur waren als die riesigen Navy-SEALs, unsanft gegen die Wand zu stoßen und von den Männern, die vorgaben, kein Englisch zu sprechen, Antworten zu verlangen. In deren Mienen lagen nur Aufsässigkeit, halsstarriger Trotz und lodernder Hass.

Es kam zu Geschrei und gelegentlichem Handgemenge. Ein jüngerer Mann spuckte einem SEAL ins Gesicht und erhielt dafür einen gewaltigen rechten Haken, der ihm den Kiefer brach und ihn halb bewusstlos auf den rauen Schotter zusammensacken ließ. Hundert Meter weiter brach die Mutter des Verletzten in Tränen aus, und der Vater hätte seinen Dolch, hätte er ihn denn bei sich gehabt, dem Amerikaner nur allzu gern ins Herz gerammt. Die SEALs zogen ihren Einsatz ohne Skrupel durch, auch wenn manchen möglicherweise insgeheim Zweifel beschlichen.

Man konnte den brodelnden Zorn und die Gereiztheit der US-Spezialkräfte verstehen. Ebenso aber konnte man die stille Abscheu begreifen, die die Stammesangehörigen ihnen entgegenbrachten. Die beiden Gruppen standen sich in dieser Beziehung unversöhnlich gegenüber. Die Männer aus dem Westen hatten einiges durchgemacht, um an diesen wilden, unzugänglichen Ort zu gelangen, wo es keine Straßen, keinen Strom, keine Radios gab. Sie wussten, dass sie für die afghanische Bevölkerung bewaffnete Ungeheuer und deren unnachgiebigster Feind waren.

Und was wollten die Amerikaner? Sie suchten zwei Männer, zwei hoch qualifizierte El-Kaida-Mitglieder (einer von ihnen Harvardabsolvent), die mit einem Sprengsatz in den Vororten von Kabul einen Laster mit Marines in die Luft gejagt hatten. Bei dem Anschlag waren 15 US-Marines sowie zwei SEALs vom Team 5 aus San Diego ums Leben gekommen. Die Straße war mit ihrem Blut getränkt gewesen. Zwei der SEALs, die an der Razzia in dem Dorf beteiligt waren, hatten mitgeholfen, die Überreste ihrer Kameraden vom Ort des Anschlags zu entfernen.

Die US-Aufklärung hatte dann alle Hebel in Bewegung gesetzt. Jeder Maulwurf, jeder Spion, Agent und Informant war in die Mangel genommen worden, bis letztendlich verwertbare Ergebnisse vorlagen: Die beiden Gesuchten würden sich hoch oben in den Bergen verstecken, an die 80 Kilometer nordöstlich der US-Militärbasis Bagram. In dem Gebiet innerhalb der von der US-INTEL übermittelten GPS-Daten lag nur ein einziges Dorf.

Die SEALs waren nachts von einem Hubschrauber abgesetzt worden. Insgesamt 20 Mann. Die anderen acht lagen hoch oben am Berghang und hatten ihre Ferngläser auf das Chaos gerichtet, das ihre Kameraden im Dorf anrichteten. Hier oben, 3000 Meter über dem Meeresspiegel, endet die Baumgrenze sehr abrupt. Sie läuft nicht allmählich aus, sondern hört mit einem Schlag auf.

Der Berg, vom Regen und den Schmelzbächen oftmals in sattes Grün getaucht, war fein säuberlich in zwei Hälften getrennt: einen grünen unteren und einen von der Baumgrenze bis zum schneebedeckten Gipfel reichenden oberen Teil, der eher einer Mondlandschaft glich. Dort oben gab es keinerlei Deckung mehr. Der Hang fiel fast senkrecht ab und bestand aus Staub, Sand, Fels und Schiefer. Niemand lebte hier. Daher hatte sich das achtköpfige SEAL-Einsatzteam am oberen Rand der Vegetation versteckt, wo es beim ersten Anzeichen von afghanischem Widerstand zum Dorf vordringen konnte. Bislang war davon nichts zu bemerken, abgesehen von dem kindischen Tapferkeitsanfall des Jungen, der nun einen gebrochenen Kiefer hatte.

Fünfmal während des nächtlichen Marsches in das Einsatzgebiet hatten sie sich die Richtigkeit der INTEL-Meldung bestätigen lassen. Fünfmal hatte man ihnen gesagt, dass die beiden Männer hier seien und aufgrund ihres sorglosen Handy-Umgangs von der US-Aufklärung lokalisiert worden waren.

Jetzt saßen sie in der Falle, waren verzweifelt darum bemüht, sich durch Lügen herauszumogeln, damit sie als unschuldige Ziegenhirten durchgingen. Die Männer des SEAL-Teams allerdings wussten, worauf sie es abgesehen hatten.

Ibrahim Sharif und sein Freund Yousaf Mohammed, den er bereits seit Kindertagen kannte, beide 24 Jahre alt, waren die Männer, die durch ihren Sprengsatz die Amerikaner getötet hatten. Als treue Anhänger Osama Bin Ladens waren beide ausersehen, in die höchste El-Kaida-Führungsriege aufzusteigen. Sie waren in den Bergen aufgewachsen und als Jugendliche für die Ausbildung an westlichen Universitäten auserwählt worden. Die dafür nötigen Gelder stammten vom Familienvermögen Bin Ladens, des Scheichs, wie ihn seine Anhänger nur nannten.

Ibrahim war über die Universität Kairo nach Harvard gekommen. Yousaf hatte auf der Aga-Khan-Universität in Karatschi einen Abschluss als Chemieingenieur erworben, worauf er an einem Postgraduiertenprogramm der Londoner Universität teilnahm. Beide hatten die Freiheiten des Westens genossen, beide aber gerieten nach Abschluss ihres Studiums wieder in den Bannkreis von El-Kaida-Fanatikern, deren Glaubensbekenntnis darin bestand, im Namen Allahs Blut zu vergießen. Amerikanisches Blut.

Jetzt standen sie also zwischen den zusammengetriebenen Dorfbewohnern und sahen mit an, wie die US-Soldaten ihre Landsmänner aus der Menge zogen, sie gegen die Wand drückten und von Kopf bis Fuß abtasteten. Vier Häuser weiter an der unbefestigten Straße lag das Haus von Ibrahims Vater, wo sie im Moment wohnten. Eine kärgliche, in den Berghang gebaute Unterkunft in typisch afghanischer Bauweise (drei Zimmer auf drei Geschosse, wobei im unteren die Ziegen untergebracht waren und das mittlere den offenen Herd beherbergte). Dazu fanden sich in einer Felshöhle, direkt unter den Hufen der Ziegen, fünf Tonnen TNT in Holzkisten verpackt.

Zwei SEALs hatten eindringlich die beiden Männer betrachtet, unter ihnen der Platoon-Commander, der nun seinen Befehl gab: »Der da! Der Typ im roten Gewand. Schafft ihn hier rüber!«

Ibrahim drehte sich nach halb links, um zu sehen, wer den Befehl gegeben hatte, und in diesem Moment wusste der SEAL-Commander, dass der Afghane Englisch verstand. Zwei aus seinem Team zogen Ibrahim aus der Menge. Vergeblich versuchte er sich zu wehren, sich ihrem Griff zu entziehen und zu fliehen. Genauso gut hätte er versuchen können, aus einem verschlossenen Banktresor auszubrechen.

Die stahlharten Männer aus Coronado zerrten ihn vor die Wand. Der Commander trat vor. »Wie heißt du?«, fragte er.

Ibrahim, dem die Zornesröte im Gesicht stand sowie Abscheu und flammender Hass auf diesen Ungläubigen, diesen Eindringling und verabscheuungswürdigen Amerikaner, trat nach dem SEAL-Commander, der in einer einzigen fließenden Bewegung zurückschlug. Er griff sich Ibrahims Knöchel, riss diesen etwa einen Meter nach oben, packte Ibrahim gleichzeitig an den Eiern und stieß ihn nach hinten auf den Boden.

Der Afghane gab keinen Laut von sich. Aus dem Gleichgewicht geraten, knallte er hart auf den trockenen Boden, und als er wieder einigermaßen bei sich war, musste er feststellen, dass der SEAL-Commander ihm den Stiefel gegen den Hals drückte. Dann wurde er hochgehievt, vor einen übervollen Regentrog gezerrt und erneut nach seinem Namen gefragt. Er sagte nichts. Der hochgewachsene SEAL fragte ihn nach dem Sprengstoff. Wieder keine Antwort, nur ein hasserfüllter Blick.

Ibrahim spuckte seinem Widersacher ins Gesicht. Er verfehlte es und erkannte zu spät, welchen Fehler er damit begangen hatte. Der SEAL packte ihn am Bart und tunkte ihn kopfüber in den Regentrog.

Ibrahim strampelte und schlug mit den Armen und hatte sich seinem Schicksal und der unumkehrbaren Reise in die Arme Allahs schon fast ergeben, als der Amerikaner ihn herauszog und wieder wissen wollte, wo der Sprengstoff lag.

Der halb ertrunkene Afghane sagte nichts. Alle Augen waren mittlerweile auf die einseitige Auseinandersetzung gerichtet. Erneut rammte der SEAL Ibrahims Kopf auf den Grund des Trogs. Diesmal ließ er ihn doppelt so lange unten und zog ihn erst heraus, als das verzweifelte Strampeln aufgehört hatte.

Kurz schien es, als wäre Ibrahim tot. Zwei SEALs aber packten ihn an den Beinen, drehten ihn um und trommelten auf seinen Rücken ein. Ein Wasserstrahl ergoss sich aus Ibrahims Mund. Er atmete wieder.

»Hör zu, Junge«, sagte der SEAL-Commander. »Ich werde dich umbringen, hier in diesem gottverdammten Trog. Ich weiß, dass du mich verstehst, und du hast noch eine letzte Chance, dein Leben zu retten. Wo ist der Sprengstoff? Du hast noch fünf Sekunden …«

Ibrahim hatte keine allzu große Angst vor dem Tod. Er war dazu erzogen worden, den Ruhm zu verherrlichen, der dem Märtyrer durch den Propheten zuteilwurde. Er zweifelte nicht daran, dass sein skrupelloser Feind seine Drohung wahr machte, aber ebenso wenig zweifelte er daran, dass Allah ihn erwartete, wenn er die Brücke überquerte. Der Gedanke allerdings, im Regenwasser zu ertrinken, erfüllte ihn mit Schrecken, und das durfte er nicht zulassen. Zitternd vor Angst, rechtfertigte er seine Feigheit mit der Schlussfolgerung, dass die Amerikaner das Dynamit sowieso finden würden.

Er hob den rechten Arm und sagte leise: »Drittes Haus dort unten. Unter dem Keller.«

Der SEAL-Commander wies vier seiner Männer an, Ibrahims Handgelenke zu fesseln und mit ihm zu dem Haus zu gehen. Dann wandte er sich zur Menge um und rief: »Der Typ im orangefarbenen Gewand. Hier rüber, Kumpel! Und Beeilung!«

Yousaf Mohammed, der Ex-Student an der Londoner Universität und neben Ibrahim das einzige andere »Stammesmitglied«, das saubere Haare und saubere Fingernägel, weiche Hände und einen gepflegten Bart hatte, trat vor. Er hatte sich durch seine Körperpflege und, ohne es zu wissen, seine Kenntnis der englischen Sprache verraten. Dieser Typ war kein gewöhnlicher Ziegenhirte.

Die vier SEALs, die schon Ibrahim gefesselt hatten, machten dies jetzt auch mit Yousaf, dann marschierten die sechs direkt auf das dritte Haus in der Straße zu, jenes, in dem der fast ertränkte Ibrahim geboren worden war. Sein Begleiter, der fanatische Dschihadist Yousaf, wurde von den Amerikanern wegen mehrerer Terroranschläge gesucht, unter anderem hatte er einen US-Diplomaten erschossen und ein Hotel im Zentrum von Bagdad in die Luft gejagt. Diese beiden Männer gehörten zu den gefährlichsten Terroristen weltweit. Aber selbst wenn der Sprengstoff entdeckt werden sollte, hatte man nichts gegen sie in der Hand, keine Beweise, keinerlei Dokumente.

Sie waren nur zwei namenlose Killer, die lediglich Allah und ihren Familien bekannt waren. Das amerikanische Militär kannte ihre richtigen Namen nicht, hatte sie aber monatelang verfolgt und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei ihnen um rücksichtslose Gewalttäter handelte, vor denen die Öffentlichkeit geschützt werden musste. Das Militär hatte das Leben von 20 SEALs und einer Hubschrauberbesatzung aufs Spiel gesetzt, um die beiden Männer festzusetzen oder zu töten. Eine Entscheidung, die das US-Militär nicht ohne triftigen Grund traf.

Die Männer erreichten das dritte Haus in der Straße, und die SEALs begannen mit dem gefährlichsten Teil des Einsatzes. Sie mussten damit rechnen, dass das Gebäude eine Falle war. Irgendwo im Inneren konnte ein Zünder versteckt sein, es musste nur jemand einen Knopf drücken, und sie würden alle in Stücke gerissen. So wie die Marines und die beiden SEALs in Kabul.

Beide Gefangenen murmelten mittlerweile Koranverse und wiederholten gebetsmühlenartig die arabischen Worte: Allah ist groß … Führe uns den rechten Weg, den Weg derer, welche sich deiner Gnade erfreuen – und nicht den Pfad jener, über die du zürnst oder die in die Irre gehen!

Einer der SEALs fauchte, sie sollten den Mund halten. Ibrahim verstummte, Yousaf aber ließ nicht ab von den Lobpreisungen Allahs, bis der SEAL-Commander ihm einen Tritt in den Hintern verpasste, dass er quer über die Türschwelle hinschlug. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, loderten Hass in seinen Augen und Mordgelüste in seinem Herzen. Eines Tages würde er Rache üben, schwor er sich insgeheim. Trotzdem verstummte jetzt auch er.

Der Gestank aus dem Haus war überwältigend, was nicht überraschte, da im Untergeschoss ein halbes Dutzend Ziegen gehalten wurden. Da das Gebäude über keinen Kamin verfügte, hing dichter Rauch im Raum, der Herd war angeschürt, und alles war bereitet, um das morgendliche Fladenbrot zu backen.

Ibrahim ging voraus, die Treppe hinunter, vorbei an den Ziegen und hinein in das Felsmassiv. Vorsichtig stieg er einen Pfad hinab und deutete schließlich auf einen Felsbrocken, der mitten in der Höhle lag.

Zwei SEALs hoben ihn an. Als er von der Stelle gerollt war, offenbarte er das Sprengstoffversteck – flache Holzkisten, die eher Gewehrkisten als Sprengstoffbehältern glichen. Ein unübertreffliches Versteck. Man hätte tausend Jahre lang den Berg absuchen können, ohne es zu finden – hätte man nicht auf die Unterstützung eines halb ertränkten Ibrahim Sharif zählen können.

Damit endete dieser Einsatz, der das Ziel hatte, zwei Terroristen festzunehmen und den Sprengstoff sicherzustellen. Die SEALs brachten ihn oben in den Bergen, in knapp zwei Kilometern Entfernung, zur Detonation. Der Commander ließ weiterhin die Dorfbewohner bewachen, während er über Funk in Bagram den großen MH-47-Helikopter anforderte, der seine Männer samt den beiden Gefangenen evakuieren sollte.

Kurz vor 9.30 Uhr landete der Hubschrauber am Eingang des Dorfes. Der befehlshabende SEAL-Offizier war mitgekommen, um sich mit dem Dorf vertraut zu machen, das für die versprengten Reste von Bin Ladens mörderischer Geheimarmee offensichtlich so bedeutsam war. Er stieg aus, gratulierte dem Commander des Einsatzes, schüttelte ihm die Hand und sagte mit fester Stimme: »Gute Arbeit, Mack.«

KAPITEL EINS

Fünf Jahre später

Fünf lange Jahre hatten Ibrahim Sharif und Yousaf Mohammed keinen Fuß vor den Stacheldraht gesetzt. Sofort nach ihrem Eintreffen in Guantanamo waren sie voneinander getrennt worden und bekamen sich nur noch bei ihren Aufenthalten im Gefängnishof zu sehen.

Beide wurden rigoros verhört, aber keiner brach unter den Torturen ein – nicht mehr so wie damals, als Ibrahim vom SEAL-Commander in den Regentrog getaucht wurde.

Das Waterboarding, eine der gängigen Verhörmethoden in der Guantanamo Bay, hatte nicht die gleiche Wirkung. Es versetzte Ibrahim und Yousaf in Panik, aber sie fürchteten nicht um ihr Leben. Selbst die verhasste chinesische Wasserfolter – man ließ Wasser auf die unter Kapuzen steckenden Köpfe der Gefangenen tropfen – war noch allemal besser als die altehrwürdige Tradition des Köpfens, wie es El Kaida oder die Taliban praktizierten.

Keiner der beiden gab seinen Namen preis oder seine Nationalität und schon gar nicht seine Verbindung zu Osama Bin Laden. Innerhalb des Lagers mit seinen rigiden Sicherheitsbestimmungen genossen Ibrahim und Yousaf unter den Mithäftlingen einen Sonderstatus – sie wurden als harte Männer verehrt, was von den Wachleuten argwöhnisch beäugt wurde. Ihre käfiggleichen Zellen wurden alle paar Stunden durchsucht, Besucher waren nicht erlaubt.

Es gab keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Und unter den Wachen bestand wenig Zweifel, dass jeder der beiden ehemaligen El-Kaida-Killer seine Bewacher bei der erstbesten Gelegenheit kaltblütig um die Ecke bringen würde.

Keiner hatte sie jemals lächeln sehen. Sie waren einfach da, zwei Insassen, die vor Hass glühten und nur darauf warteten, wieder freizukommen, um erneut ihren zeitlosen Kampf gegen die westliche Welt aufzunehmen; die sich mit jeder Stunde darauf vorbereiteten, den Kampf zu den Ungläubigen zu tragen, westliche Bürger zu ermorden oder zu verstümmeln, egal, wann und wo der Wind der Rache sie hintrug.

Beide waren mittlerweile 29 Jahre alt, beide hatten sich fit gehalten, hatten auf dem Fußballplatz und in der provisorischen Turnhalle ihre Trainingseinheiten absolviert und waren bestrebt, ihre Kondition zu bewahren. Sie freundeten sich mit niemandem an und sprachen mit den Wachen nur auf Arabisch, Sätze, die so scharf und drohend klangen, dass keiner sich dazu berufen fühlte, sie von ihren Fußfesseln zu befreien. Jedem war sofort klar, dass sie hier zu den gefährlichsten Männern gehörten. Ihre Chance, freigelassen zu werden, schwankte irgendwo zwischen null und minus sechs.

Es überstieg Ibrahims oder Yousafs Vorstellungskraft, dass sich ihre Lebensumstände hätten verbessern können, wenn die Behörden gewusst hätten, wer sie waren. Doch sie hatten so gut wie nichts bei sich gehabt, als man sie in dem unzugänglichen afghanischen Dort aufgespürt hatte, kein Dokument, kein Handy, keine Kreditkarten, keinen Führerschein, nichts; weshalb sie ohne jede Identität oder Nationalität waren.

Damit genügten sie nicht den bürokratischen Ansprüchen, die es ermöglicht hätten, sie vor ein US-Militärgericht zu stellen, wo entschieden werden konnte, wie mit ihnen weiter zu verfahren sei. Ihr zermürbendes fünfjähriges Schweigen hatte Ibrahim und Yousaf selbst in dieser, einer der sonderbarsten Gemeinschaften der Welt, zu Außenseitern gemacht – zu hoffnungslosen Gefangenen, die zu halsstarrig waren, um vom normalen Lauf der Justiz profitieren zu können.

Man konnte mit ihnen nichts anfangen außer sie auf ewig einzusperren, schließlich konnte man mit Bestimmtheit davon ausgehen, dass sie sofort wieder ein teuflisches Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen würden, wenn sie auch nur den Hauch einer Chance dazu bekamen. Dieses Risiko wollte niemand eingehen.

Die Jahre vergingen. In den sumpfgrünen, stacheldrahtumzäunten Gängen des Lagers führten Hunderte von Gefangenen eine schattenhafte Existenz. In vielen Zellen hing von den Käfigstäben der Koran, eingewickelt in einen medizinischen Mundschutz, damit das christliche Wachpersonal das heilige Buch nicht anfassen konnte.

Alle paar Wochen wurden Ibrahim und Yousaf auf härteste Weise verhört. Man raubte ihnen den Schlaf, ließ sie bei knapp 30 Grad im Freien sitzen, brachte sie in Hand- und Fußfesseln in die Verhörzellen, streifte ihnen orangefarbene Overalls über, sie bekamen eine Binde vor die Augen, eine Maske über den Kopf, dazu Ohrschützer und Handschuhe, um sie jeglicher Sinneseindrücke zu entziehen – die klassische Methode des US- und britischen Militärs, den Widerstand eines Gefangenen zu brechen.

Es gab Hunderte von El-Kaida- und Taliban-Terroristen in Guantanamo, bei denen die US-Verhörmethoden im Großen und Ganzen funktionierten – irgendwann antworteten die Inhaftierten dann doch wahrheitsgemäß auf die Fragen, mit denen das Militärpersonal sie überschüttete.

Das traf allerdings nicht auf Männer wie Yousaf oder Ibrahim zu, die sich mit ihrem Schicksal, in diesem Rattenloch elendig vor die Hunde zu gehen, abgefunden zu haben schienen – ohne dass jemand überhaupt von ihnen wusste, sah man von Allah und ihren Verwandten im weit entfernten Hindukusch ab. Ihr Leben richtete sich nicht mehr nach dem Kalender, nach einem gewissen Zeitrahmen, manchmal gab es für sie noch nicht einmal mehr Tag und Nacht. Es war lange her, dass sie überhaupt noch auf einen normalen Bezugsrahmen zurückgreifen konnten.

Das Beste, was das Leben ihnen bot, war ihre zweieinhalb mal zwei Meter große und zweieinhalb Meter hohe Zelle. 24 dieser Zellen gab es in jedem »Gefängnisblock« – und jedes Camp in Guantanamo verfügte über mehrere dieser Gefängnisblöcke. Yousaf und Ibrahim waren in Camp 5 untergebracht, in Einzelhaft und unter Bedingungen, die von mehreren Menschenrechtsorganisationen als »vollkommen unmenschlich« beschrieben wurden.

Aber wie ein US-General es ausgedrückt hatte: »Wo zum Teufel sollen wir solche Typen unterbringen, die für zwei Cent das Empire State Building mitsamt allen Menschen drin in die Luft jagen würden? Im Waldorf Astoria?«

Die Zellen hatten keine Fenster. Die vordere Wand zum Gang hin bestand aus einem verstärkten Stahlrahmen mit schwerem Maschendraht, durch den die Gefangenen auf den Durchgang starren konnten. Sie schliefen auf Matratzen und verfügten über eine blaue Decke, ein Kissen und eine Gebetsmatte. Gewöhnlich fielen Yousaf und Ibrahim schnell in den Schlaf und träumten von den grünen Hängen und rauschenden Flüssen ihrer fernen gebirgigen Heimat, die so wenig mit dem US-Strafgefangenenlager an der Ostspitze von Castros Kuba zu tun hatte.

Die US-Marinebasis in der Guantanamo Bay ist der älteste von US-Streitkräften besetzte Stützpunkt im Ausland und der einzige auf kommunistischem Territorium. Die Basis wird von unzähligen, mit Suchscheinwerfern ausgestatteten Wachtürmen und schwer bewaffneten Wachen geschützt. Jeder, der hier einen Ausbruchsversuch startet, kann von Glück reden, wenn er auch nur eine halbe Minute überlebt. Die Sicherheitseinrichtungen stellen sogar Stalins Gulags in den Schatten. Für das US-Militär sind die Insassen in Guantanamo eine potenzielle Gefahr für das Wohlergehen aller US-Bürger, weshalb seit Jahren die Devise dort lautet: Hier kommt keiner raus! Keiner!

Das spürte man in den stillen, einsamen Gängen des Lagers, nachdem im Winter 2002 der erste Gefängnisblock errichtet wurde. Seitdem waren die ursprünglich primitiven Einrichtungen, das berüchtigte Camp X-Ray, wo die schockierenden, verstörenden Fotos des Guantanamo-Lagers aufgenommen wurden, geschlossen worden.

Die Reihen der Gefangenen, die gefesselt und mit übergestülpten Kapuzen in der erbarmungslosen Sonne knieten, entsetzten die Menschenrechtsorganisationen, die ohne großen Erfolg die sofortige Aussetzung der brutalen US-Verhörmethoden forderten.

Für das Militärpersonal, für die Männer, die während ihrer aktiven Dienstzeit bei Terroranschlägen Freunde, Kameraden und manchmal sogar Verwandte verloren hatten, stellte sich das natürlich etwas anders dar. Deren Trauer würde niemals vergehen, darüber hinaus mussten sie Tag für Tag mit diesen Mördern umgehen, Dschihadisten, die der westlichen Welt nur Hass und Verachtung entgegenbrachten.

Das alte Lager ist mittlerweile vom Dschungel überwuchert. An seiner Stelle ist ein höchst effizientes modernes Gefängnis getreten – kein Rückfall mehr ins Mittelalter, sondern das Musterbeispiel einer Hochsicherheitsanstalt. Noch immer lodert dort der Hass, ebenso findet sich die Entschlossenheit, sich von den amerikanischen Wärtern nicht unterkriegen zu lassen. Aber keiner ist jemals entkommen.

Yousaf und Ibrahim waren sich ihrer Lage nur allzu bewusst. Es war ihnen klar, dass keinerlei Chance auf Entlassung bestand. Natürlich wussten sie beide, dass sie schreckliche Verbrechen gegen das US-Militär begangen hatten, doch minderte dies keineswegs ihren Durchhaltewillen, sie befanden sich nun mal in einem großen heiligen Krieg. Und tief in ihren geheimsten Träumen hörten sie weiterhin die Worte des unsterblichen Scheichs Osama Bin Laden – Worte, die vom Propheten Mohammed einzig zum Ruhme Allahs gesprochen worden waren: »Ich bin mit dem Schwert in den Händen gesandt worden, um dafür zu sorgen, dass keiner außer Allah verehrt wird. Allah, welcher mein Leben in den Schatten der Lanze stellt und jene mit Demütigung und Verachtung straft, die meinen Anordnungen zuwiderhandeln.«

Yousaf und Ibrahim verstanden diese Worte. Es handelte sich nicht um einen zeitweiligen, sondern um den lebenslangen Befehl, Krieg gegen die Ungläubigen zu führen. Man konnte sie im Gefängnis in Fesseln legen, aber man konnte ihnen nicht Allahs Befehle nehmen, die ihnen durch seinen Diener Osama überbracht worden waren: »Wir werden Rache nehmen für die amerikanischen Kriege in der muslimischen Welt. Wir werden sie angreifen, sie willkürlich überfallen, erst in Europa und dann in Amerika. Wir haben geblutet, jetzt werden sie bluten. Sagt nicht, dass jene, die im Namen Allahs in der Schlacht gefallen sind, tot seien. Denn sie werden nie sterben. Sie sind am Leben, auch wenn ihr ihrer nicht gewahr seid. Noch einmal flehe ich euch an, im Namen Allahs, kämpft gegen die Ungläubigen!«

Aller Einfluss der Universitäten London und Harvard hatte es nicht vermocht, Yousaf und Ibrahim von diesen Wahrheiten abzubringen. Man musste sie nicht auf Pergament verewigen. Sie waren in ihren Herzen eingebrannt. Dennoch hatten beide diese Worte in Arabisch auf die erste leere Seite der Koranausgabe geschrieben, die sie von den Amerikanern bekommen hatten.

Yousaf hatte dazu noch den arabischen Satz hinzugefügt: »Was wisst ihr schon von unserem Leid?« Mittlerweile wusste er nicht mehr, warum und wann er es geschrieben hatte, so abgestumpft war er nach den langen Jahren der Entbehrungen. Er wusste nicht, welches Jahr man schrieb, welchen Monat, welchen Tag. Aber dieser Satz stach heraus aus den heiligen Seiten des Korans, oft starrte er darauf und sah in seinem eigenen Leid auch das seines Volkes. In diesen stillen Phasen schwor er dem großen Satan Rache, obwohl er wusste, dass er diesen Ort niemals verlassen würde.

Seine Träume wurden manchmal erhellt von der Vision des großen Osama, wie er mit gezücktem Schwert auf einem Kamel an der Spitze einer Dschihad-Armee die heiße, staubige Küste entlangdonnerte, um alle Amerikaner fortzujagen; in diesen Augenblicken sah er sich wieder dort, wohin er gehörte, im niemals endenden Dienst Allahs.

Es gab im Lager nur wenige wie Yousaf, Männer, für die der Traum niemals starb, Männer, die im Westen kaum verstanden wurden. Viele in den USA waren der Ansicht, dass so gut wie alle des Krieges gegen den Terrorismus überdrüssig seien; dass das amerikanische Volk sich nichts sehnlicher wünschte, als dass es vorbei wäre und der Feind ebenso dachte. Doch das war nicht der Fall. Man hatte dort eine andere Zeitvorstellung. Jenseits des Stacheldrahts von Guantanamo gab es Tausende, deren Überzeugungen denen von Yousaf glichen. Männer, in denen es gärte, in denen Enttäuschung, Wut und Leidenschaft überkochten.

In Guantanamo äußerten sich diese Gedanken manchmal in trotzigem Gemurmel, dem Kauderwelsch der seit langen Jahren Eingesperrten, die leise mit sich selbst redeten, mit den Personen, die sie einst gewesen waren, was auf Außenstehende den Eindruck allmählich über sie kommenden Wahnsinns erzeugte.

Diese spärlichen Anzeichen fortgesetzter Auflehnung zwangen das Wachpersonal zu höchster Wachsamkeit. Gelegentlich wurde arabisch sprechendes Personal eingeschleust, um die Stimmung unter den Gefangenen auszuhorchen. Was sie zu hören bekamen, waren die unterdrückten Dschihad-Parolen, die die härtesten Insassen des Lagers von sich gaben. »Wir werden weder verhandeln noch ruhen noch werden wir das Schwert ablegen, bis jeder Ungläubige auf dem Angesicht der Erde entweder zum rechten Glauben bekehrt ist oder tot zu unseren Füßen liegt. Allah ist groß.«

Die Inhaftierten waren auf dem Schlachtfeld gefangen genommen worden. Sie waren illegale Kombattanten und hätten von Rechts wegen vor ein militärisches Erschießungskommando gehört. Doch das verhinderten die gegenwärtigen US-Gesetze, weshalb die Gefangenen, wenn nötig, bis zum Ende aller Tage in Guantanamo bleiben mussten.

Damit saßen Ibrahim und Yousaf mit ihren Träumen und Überzeugungen auf dem Trockenen. Wobei der dunklere, muskulösere Ibrahim eher der Krieger von den beiden war. Ähnlich wie für das SEAL-Team, das ihn gefangen genommen hatte, gab es für ihn nur wenige Probleme, die nicht mit Sprengstoff gelöst werden konnten. In diesem Metier war er Experte. Yousaf war der nachdenklichere der beiden, der Planer, Stratege, aber immer bereit, Ibrahim bei der Herstellung einer unkonventionellen Brand- und Sprengvorrichtung zu helfen, um den Gegner anzugreifen. Heimisch aber fühlte er sich eher zu Füßen von Bin Laden oder Aiman al-Sawahiri, um mit ihnen Tee zu trinken und Pläne zu schmieden. Im Moment wusste er aber noch nicht einmal, ob der Scheich überhaupt noch lebte.

Yousaf zog kein einziges Mal in Betracht, dass alles verloren und der Scheich von den Amerikanern getötet worden sein könnte. Er hatte weder Zugang zu Nachrichtenprogrammen im Radio noch durfte er Zeitungen lesen oder fernsehen. Er lebte in einem Vakuum, war von allem abgeschnitten, war allein mit seinen Gedanken und hatte nur ein Minimum an zwischenmenschlichem Kontakt.

Guantanamo war für ihn ein tagtäglicher Albtraum. Auf Kuba herrschen sommers wie winters Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Guantanamo liegt etwas nördlich des 20. Breitengrads, während Yousafs Heimatdorf, hoch über dem Chitral-Tal auf der pakistanischen Seite des Bergzugs und damit fast 16 Grad nördlicher gelegen, ganz anderen Temperaturen ausgesetzt ist.

Die Berge mit den Ehrfurcht gebietenden Gipfeln des Hindukusch liegen nicht mehr im Einflussbereich des Monsuns, weshalb die tief gelegenen Täler mehr oder minder aus Wüsten bestehen. Die Dörfer hoch oben an den Hängen werden allerdings durch breite Bergbäche bewässert, die sich vom Schmelzwasser der hohen Gipfel speisen.

Dort war Yousaf, den die konstant hohen Temperaturen des Gefangenenlagers auf Kuba fast in den Wahnsinn trieben, aufgewachsen. Er sehnte sich danach, wenigstens zeitweise der Hitze zu entrinnen, was nur in der Regenzeit der Fall war, wenn hin und wieder aus Südwesten ein Hurrikan heranzog und über das Lager hinwegfegte, als wollte er es in die Hölle und wieder zurück befördern. Doch dann war es wenigstens kühler, und Yousaf lag in seiner Zelle auf dem Rücken, lauschte dem Sturm und dachte an seine verlorene Heimat.

Wie immer gingen ihm die Worte des großen Osama durch den Kopf, Yousaf versuchte sich auf sie zu konzentrieren und sich an sie so zu erinnern, wie der Große, Einzige sie gesprochen hatte. Und dann begann er sie zu rezitieren, murmelnd, wie ein Mantra.

Er kniete sich dazu hin, verschränkte die Hände, als suchte er Trost beim Propheten, sprach feierlich die Worte und bat Allah darum, seinen Anruf zu erhören – noch sei er nämlich nicht am Ende, noch schlage in ihm das Herz des treuen Dschihadisten:

Nie war die arabische Halbinsel – seitdem Allah sie erschaffen hat, flach und von Wüsten bedeckt und von Meeren umgeben – von Streitmächten wie den amerikanischen Kreuzfahrerarmeen bestürmt worden, die wie Heuschrecken über sie herfallen und ihre Reichtümer verzehren und ihre Pflanzungen zerstören.

Die Vereinigten Staaten haben die Länder des Islam und seine heiligsten Orte besetzt, das Volk gedemütigt und Schrecken über die Nachbarn gebracht. Sie bilden die Speerspitze der Streitmächte, die unter dem Banner der Allianz aus Kreuzzüglern und Zionisten steht. Bislang haben sie mehr als eine Million Menschen im nördlichen Abschnitt der Halbinsel getötet – und jetzt kommen sie, um auch jene unter uns auszulöschen, die noch übrig sind.

Die Vereinigten Staaten verfolgen sowohl religiöse wie wirtschaftliche Ziele, sie dienen dem Judenstaat und sollen von der Besetzung Jerusalems und dem Mord an den Muslimen dort ablenken. Ihr Ziel ist es, uns alle zu schwächen und durch unsere Schwäche und Zerrissenheit das Überleben Israels zu sichern, auf Kosten von muslimischem Blut.

Diese Ausführungen, die einer ernsthaften historischen Untersuchung wohl nicht standhalten dürften, waren ursprünglich Teil der Fatwa »Dschihad gegen Amerika«, die auf Befehl Bin Ladens am 23. Februar 1998 veröffentlicht worden war. Seitdem hatte der in Saudi-Arabien geborene Wortführer des islamistischen Terrorismus sie oftmals umformuliert, und Yousaf Mohammed hatte sie oft gelesen. Jetzt wiederholte er sie erneut in seiner weichen, monotonen Stimme und verschwendete nicht einen Gedanken an jene, die er persönlich in die Luft gesprengt und getötet hatte.

Sollte er jemals Guantanamo verlassen, wäre es ihm bestimmt, in die höchste Führungsriege der El Kaida aufzusteigen, gleichgültig, ob Bin Laden noch am Leben war oder nicht. In den Höhlen des Hindukusch sprach man seinen Namen mit höchstem Respekt. Er galt dort nicht als Fanatiker, sondern als hervorragend ausgebildeter Schlachtenlenker, wie der Dschihad ihn brauchte. Für die El-Kaida-Ältesten war Yousaf Mohammed im Moment außer Gefecht gesetzt. Aber eines Tages würde er zurückkehren.

Auch über Ibrahim Sharif machten sich die Ältesten Gedanken. Nach dem Angriff auf Bagdad 2003 war die Zusammenarbeit zwischen Bin Ladens Beraterstab und der Taliban-Führung verstärkt worden, hochrangige Männer wurden in den Irak geschickt, wo sie allerdings unter den amerikanischen Angriffen zu Dutzenden ums Leben gekommen waren.

Männer wie Ibrahim wurden nach wie vor hochgeschätzt, die Erinnerung an sie wurde lebendig gehalten, und sei es nur, weil so viele von ihnen gefallen waren. Ibrahim und Yousaf wenigstens waren noch am Leben, auch wenn unklar war, wie es ihnen ging. Laut dem Spionagenetz der El Kaida waren sie in Guantanamo inhaftiert, aber das musste ja nicht so bleiben.

Weltweit wurde Druck ausgeübt, das Lager zu schließen. Dem gegenüber stand die ungebrochene Entschlossenheit des Pentagon, es weiterhin zu betreiben, war Guantanamo doch der einzige Ort, wo die illegalen Kombattanten ohne Gerichtsverfahren festgehalten werden konnten.

Auch die Situation in den Bergdörfern Afghanistans wurde zusehends komplizierter. Die paschtunischen Gemeinschaften mit ihren 2000 Jahre alten Stammessitten missbilligten die unnachgiebigen Lehrmeinungen der Taliban und sahen immer weniger ein, warum sie einen irrwitzigen Krieg gegen einen der mächtigsten Staaten der Welt führen sollten – einen Staat, der ihnen bereits 2001 in Tora-Bora deutlich gemacht hatte, dass er sie, wenn er sich dazu gezwungen sah, jederzeit in Grund und Boden bomben konnte.

Die Taliban und El Kaida standen also vor einem Dilemma. Es wurde für sie immer schwieriger, ältere Männer aus den Dörfern anzuwerben. Gefolgsleute fanden sie nur noch unter den leicht zu beeindruckenden Jugendlichen, die sich dafür begeistern konnten, eines Tages Krieger des Dschihad zu werden.

Auf diese Weise war Ibrahim rekrutiert worden. Die gesetzestreuen Dorfgemeinschaften standen dem reserviert gegenüber, und im Lauf der Jahre erfüllte es die Dorfältesten mit zunehmender Unruhe, wie El Kaida und die Taliban unter ihnen potenzielle Freiheitskämpfer anwarben.

So war es auch ein Paschtunendorf im Hindukusch gewesen, das 2005 beschlossen hatte, trotz entschiedenen Widerspruchs seitens der Taliban und der El Kaida den schwer verwundeten Navy SEAL Marcus Luttrell zu retten. Die Dorfbewohner blieben bei ihrer halsstarrigen Haltung, retteten Luttrell und weigerten sich, ihn an die Taliban auszuliefern.

Das Auftreten der Dschihadisten gegenüber den Dörfern wurde in den Folgejahren immer aggressiver. Unterschwellig schwang immer die Drohung mit, das ganze Dorf niederzubrennen, falls die Familien ihnen nicht die jüngeren Söhne überließen, um sie zu indoktrinieren.

Den Forderungen der bewaffneten Kämpfer war allerdings eine Grenze gesetzt, die sich aus einer einfachen Tatsache ergab: Sie waren auf die Dörfer angewiesen. Die Dorfgemeinschaften versorgten sie mit Lebensmitteln, Wasser und boten Unterkunft, wenn sie sich vor den US-Truppen in den Bergen verstecken mussten. Die Taliban- und El-Kaida-Kämpfer konnten sie bedrohen, ihnen aber nicht den offenen Krieg erklären, falls sie nicht Gefahr laufen wollten, dass Dutzende der Paschtunen-Gemeinschaften ihnen endgültig den Rücken zukehrten.

Die Paschtunen waren im Grunde eine friedfertige Volksgruppe, brachte man sie aber gegen sich auf, schlossen sie sich zusammen und bekämpften den Feind, bis keiner mehr am Leben war. Davor schreckten die müden und entmutigten Taliban und El-Kaida-Kämpfer zurück, die in den Bergen des nordöstlichen Afghanistan Verbündete, aber keine Feinde suchten.

Auf der anderen Seite der Grenze, in den nördlichen Provinzen Pakistans, werden die Paschtunen als Pathanen bezeichnet. Sie bilden damit die größte Stammesgemeinschaft der Welt, und ihre althergebrachten Bräuche und Sitten unterscheiden sich gar nicht so sehr von den rigiden Verhaltensnormen der Taliban.

Yousaf Mohammed war Pathane, seine Sippe hatte jahrhundertelang in Afghanistan gelebt. 1973 war seine Familie nach Pakistan gezogen, und 25 Jahre später war der 17-jährige Yousaf wieder nach Afghanistan zurückgekehrt, um sich Bin Laden anzuschließen. Sowohl er als auch Ibrahim waren gläubige Muslime, die mehr als alles andere auf die Worte des 1,95 Meter großen Scheichs und des Propheten Mohammed hörten.

In Guantanamo nahmen die Gefangenen jeden Morgen vor Sonnenaufgang der Reihe nach Aufstellung, worauf ihnen erlaubt wurde, ihre Gebete zu verrichten. Von diesem Ritual, das gewöhnlich unter einem wolkenlosen Himmel stattfand, wurden Ibrahim und Yousaf bewusst ausgeschlossen.

Lediglich bei den täglichen Sportübungen durften sie nebeneinander die Rudermaschinen benutzen, bei den Fußballspielen hatte man nichts dagegen, wenn sie im gleichen Team aufliefen. Und nur an der gegenüberliegenden Seitenauslinie, weit entfernt von den Lagerwachen, war es ihnen möglich, ihre spärlichen Informationen auszutauschen.

Hier in der heißen, regungslosen Luft Kubas lernten sie auch einen neuen Verbündeten kennen – den Torhüter Ben al-Turabi, einen 25-jährigen, in Gaza geborenen palästinensischen Terroristen, Jünger Bin Ladens und Vertrauter des Scheichs al-Sawahiri. Er war als El-Kaida-Killer viele Jahre eine Geißel des Mossad gewesen.

Wie Yousaf und Ibrahim war Ben al-Turabi bei einer US-Razzia in einem der Dörfer aufgegriffen worden. Wie sie hatte er keinerlei Ausweispapiere bei sich und sich strikt geweigert, seine Identität preiszugeben. Wie sie war er nur kurz einem US-Militärgericht vorgeführt worden, aber niemand konnte seine Identität nachweisen.

Laut Mossad hatte al-Turabi den Sprengsatz konstruiert, mit dem am 27. März 2002 während des Passah-Festes in Netanya nördlich von Tel Aviv das Park-Hotel in die Luft gejagt worden war, wobei 28 Menschen den Tod gefunden hatten und 140 verletzt worden waren, darunter viele Frauen und Kinder. Da nahöstliche Friedensgespräche anstanden, zögerte der Mossad, al-Turabi auf israelischem Staatsgebiet zu beseitigen. Deshalb gaben sie, als die Aufklärungsabteilung ihn im Hindukusch lokalisierte, die Information an die CIA weiter mit der Bitte, sich um die Sache zu kümmern. SEAL-Team 5 brauchte vier Tage, um al-Turabi aufzuspüren, weitere zwei Stunden wurden benötigt, um ihn endlich in Handschellen zu legen und ihn direkt nach Guantanamo auszufliegen.

Al-Turabi, ähnlich hochgewachsen wie Bin Laden, stand diesem in seiner Verachtung des Westens in nichts nach. Außerdem war er kein schlechter Torwart. Er war flink, hatte schnelle Reflexe, das Auge eines Wüstenfalken und riesige, kraftvolle Hände. Seine Überlebensstrategie im Lager stand in größtem Gegensatz zu der von Ibrahim und Yousaf. Ben al-Turabi gab sich als frohgemuter, aufgeräumter Kumpel, dem es scheinbar überhaupt nichts ausmachte, mit den Wachen und Verhörleuten zu kooperieren, er lachte und schüttelte den Kopf über die so absurde Vorstellung, er könne doch tatsächlich ein Hamas-Führer im Hexenkessel der Westbank sein.

Bens Frohsinn und Leutseligkeit waren nach fünf Jahren im Camp 5 allen bekannt. Er brach in sein breites Lächeln, gelegentlich auch in ein tiefes spontanes Lachen aus und verdrehte fast wie ein Komiker die Augen, wenn ihm, kaum zu glauben, vorgeworfen wurde, dass er, Ben, das Park-Hotel in die Luft gesprengt haben soll. All die Jahre über hatte er bei Gott geschworen, dass er, ein Rucksacktourist von der Universität Tel Aviv, gerade zum Wandern in den Bergen aufgebrochen sei, als ihn diese komischen Gestalten mit ihren Kalaschnikows zu einem köstlichen Frühstück aus Fladenbrot, Staub, Sand und saurer Ziegenmilch eingeladen hätten.

»Und als Nächstes«, versicherte er, »tauchten wie aus dem Nichts diese hünenhaften Amerikaner auf, erschossen die Wachen am Höhleneingang und jagten allen einen gehörigen Schrecken ein, unter anderem mir.«

An dieser Geschichte hielt Ben al-Turabi starrköpfig fest. Wobei er nie zufriedenstellend erklären konnte, warum er zum Zeitpunkt seiner Festnahme ein geladenes Maschinengewehr in den Händen gehalten, Munitionsgürtel quer über die Brust geschlungen und vier Zünder in den Taschen seiner ausgebeulten afghanischen Hose mit sich geführt hatte. Auch wusste er nie recht zu erklären, warum sich unter seinen Fingernägeln Schießpulver befunden hatte, wie die amerikanischen Forensiker sofort feststellten. Und etwas vage nahmen sich auch seine Erklärungen aus, warum die Universität Tel Aviv niemals von ihm gehört hatte.

Der israelische Geheimdienst Mossad war absolut davon überzeugt, dass es sich bei ihm um einen hochkarätigen Terroristen handelte. Sie hatten ein Foto von ihm am Tatort in Netanya, zwar von schlechtester Qualität, aber wesentlich besser als jene, die ihn an den Tatorten anderer Terroranschläge zeigten.

Laut den Mossad-Informanten hatte al-Turabi als junger Attentäter für die Hamas begonnen und war später zu Bin Ladens Hauptquartier in den afghanischen Bergen abberufen worden. So hatte er die schuttübersäten Straßen des Gazastreifens in der Überzeugung verlassen, zu »Spezialeinsätzen« zurückzukehren. Nach Meinung des Mossad hatte es sich bei dem Anschlag auf das Park-Hotel um einen solchen gehandelt.

Der Mossad stand nun vor einem doppelten Problem. Zum einen kannte man nicht Bens Namen und verfügte über keinerlei Anhaltspunkte, um ihn eindeutig zu identifizieren. Zum anderen hatte man keine Erfahrung mit Operationen in den nordöstlichen Gebirgsregionen Afghanistans. Man arbeitete zwar nur allzu gern mit den Anti-Terror-Abteilungen der CIA oder des FBI zusammen, konnte aber keine den US-Navy-SEALs vergleichbare Spezialeinheit aufbieten, die geeignet gewesen wäre für den mörderischen Kampf in den unzugänglichen Bergen, an denen sich in der Vergangenheit bereits die Briten und die Sowjets die Zähne ausgebissen hatten. Man musste sich nicht sonderlich anstrengen, um im Hindukusch zu sterben.

Es war überhaupt ein Glücksfall gewesen, dass al-Turabi hatte aufgespürt werden können. Einige Stunden vor der Explosion im Hotel wurde vom Mossad in Netanya ein höchst verdächtiges Handy-Gespräch abgehört. Um das am Mittelmeer gelegene Hotel zu evakuieren, war es zu spät gewesen, aber die Überwachungsteams hatten das Handy nun auf ihrem Radar, und acht Tage später erfassten sie es erneut in einem dicht besetzten Fußballstadion in Amman auf der anderen Jordanseite.

Daraufhin verstummte al-Turabi. Erst vier Monate später, in Zusammenarbeit mit dem britischen Militär, wurde das Handy wieder geortet: diesmal in Afghanistan in der Nähe der Hauptstadt Kabul. Der israelische Geheimdienst kam zu der Schlussfolgerung, dass der Täter, der für den Anschlag in Netanya verantwortlich gewesen war, sich auf dem Weg zu Bin Ladens Hauptquartier befand.

Es waren noch die naiven Zeiten, lange bevor den Dschihadisten klar wurde, dass ihre Handys zum tödlichsten Werkzeug ihrer Feinde werden konnten. Mittlerweile mieden sie deren verräterische Signale und gebrauchten, wenn überhaupt, nur noch selten Mobiltelefone, deren elektronische Botschaften den Aufenthaltsort des Anrufers verraten konnten.

In jenen Tagen hatte es die National Security Agency in Fort Meade, Maryland, tatsächlich geschafft, das Handy des El-Kaida-Führers abzuhören, als er in seiner Höhle mit seiner Mutter in Saudi-Arabien telefonierte. Ausgesuchten Besuchern wurden die Aufnahmen als Party-Gag vorgespielt.

Doch damals benutzte Ben al-Turabi sein Handy wie ein liebeskranker Teenager in einem englischen Internat, plauderte einfach drauflos, rief Fußballergebnisse ab, hinterließ obszöne Nachrichten auf den Anrufbeantwortern seiner Freunde und benahm sich im Allgemeinen so, wie es sich für einen palästinensischen Massenmörder nicht geziemte.

Die amerikanischen Horchposten hatten ihn bereits nach fünf Minuten erfasst und schickten umgehend die schwere Artillerie, ein Top-SEAL-Team, das zu Fuß bei strömendem Regen die Grenze überquerte, sich durch die Schluchten vortastete, bis es mit skrupelloser Effizienz über das El-Kaida-Versteck herfiel. Irgendwie hatte al-Turabi es noch geschafft, sein Handy zu zerstören und es loszuwerden, bevor die SEALs seine Höhle stürmten. Das Handy wurde nie gefunden, und damit war auch ein weiteres Indiz für seine Identität für immer verloren.

Alles andere ergab sich ganz automatisch. Der stets gut gelaunte Torhüter wurde innerhalb einer Woche nach Guantanamo verfrachtet, ein heimatloser, namenloser politischer Gefangener bar jeder Zukunft, der in seiner Zelle auf und ab schritt, nicht angeklagt wurde, aber im Verdacht stand, gravierende Verbrechen gegen den Staat Israel und dessen Bevölkerung begangen zu haben.