Joachim Mayer sammelte seine ersten »grünen« Erfahrungen als Kind im elterlichen Garten. So richtig erwachte die Gartenliebe aber erst, als er – angesteckt vom Biogarten-Trend der 1970er – seinen ersten eigenen Garten pflegte. Auch kleine und größere Irrtümer konnten ihm die Freude am Gärtnern nicht vermiesen, sodass er schließlich eine praktische Berufsausbildung im Gartenbau absolvierte. Danach hatte er immer noch nicht genug und widmete sich dem Studium der Agrarwissenschaften, u. a. mit den Schwerpunkten Obst-, Wein- und Gemüsebau sowie Arznei- und Gewürzpflanzenanbau.
Als frisch gebackenen Diplom-Agraringenieur führten ihn schließlich verschlungene Pfade in die Garten-Redaktion eines großen Ratgeberverlages. Dort entdeckte er, was ihm neben dem praktischen Gärtnern am meisten Spaß macht: das gesammelte Gartenwissen für Hobbygärtner anschaulich und verständlich darzustellen und ihnen dabei zu helfen, Denkfehler und Schnitzer zu vermeiden.
Dieses Anliegen umtrieb ihn dann auch, als er sich vor vielen Jahren selbstständig machte – als Buchautor, Gartenjournalist und Berater von Hobbygärtnern. Nebenbei überprüft er seine Empfehlungen und Erkenntnisse tatkräftig im eigenen Garten – und muss dabei gelegentlich feststellen, dass man selbst nach langjähriger Gartenerfahrung vor Irrtümern nicht ganz gefeit ist und immer wieder etwas dazulernt.
Zu Saisonzeiten bieten Internet-Versender, Baumärkte, Supermärkte und sogar Discounter oft ausgesprochen preiswerte Jungpflanzen an. Darunter finden sich durchaus gute, brauchbare Pflanzen, Stauden und Gehölze, die einen als »echte Schnäppchen« erfreuen können. Der einzige Nachteil besteht scheinbar darin, dass man sich mehr in den Einkaufswagen packt, als man später in seinem Garten unterbringen kann.
Nach dem Auspflanzen allerdings macht sich nicht selten Ernüchterung breit: Einige der Pflänzchen wachsen schlecht an, andere beginnen früh zu kränkeln. Bei langlebigen Schönheiten wie Stauden und Gehölzen zeigen sich Qualitätsmängel oft erst mit der Zeit. Dann rächt sich so manches Schnäppchen, erst recht, wenn es durch etwas Neues ersetzt werden muss. Billig-Anbieter müssen halt auch billig einkaufen – da spielt nachhaltige Qualität nicht immer die Hauptrolle. Außerdem hat das Personal in der Regel nicht gelernt, wie man die Pflänzchen bis zum Verkauf optimal hegt und pflegt (positive Ausnahmen: Garten-Fachabteilungen in manchen Baumärkten).
Ganz anders sieht das aus, wenn Sie Ihre Pflanzen in einer Gärtnerei einkaufen, die dem Bund deutscher Staudengärtnereien oder deutscher Baumschulen (BdB) angeschlossen ist. Die vermehren ihre Pflanzen selbst oder beziehen sie von gründlich überprüften Betrieben, unterliegen hohen Qualitätsstandards und regelmäßigen Kontrollen. Besonders hochwertige Pflanzen bieten Gärtnereien, die mit den Gütesiegeln »Qualitätszeichen Stauden« oder »Deutsche Markenbaumschule»ausgezeichnet wurden. In Gärtnereien können Sie zudem mit guter, kompetenter Beratung rechnen. Ähnliches gilt für die »Fach-Garten-Center«, die allerdings nicht ganz so strenge Gütekriterien haben. Wenn schließlich alles so grünt, blüht und gedeiht wie erhofft – dann haben sich die paar Euro mehr, die Sie in Fachbetrieben ausgeben, in jedem Fall gelohnt.
Ein Beet, einen Gartenbereich oder sogar den kompletten Garten neu anlegen: So wird der Traum vom grünen, blühenden Paradies zur Wirklichkeit. Doch wenn man schließlich daran geht, die jungen Sträucher, Bäume und Stauden auf der Fläche zu verteilen, sieht das noch wenig traumhaft aus: Hier ein Pflänzchen, da ein Pflänzchen und jede Menge Zwischenraum. Da braucht man schon viel Fantasie, um sich das spätere Aussehen vorzustellen. Wenn Sie deshalb die Pflanzen »ein bisschen dichter« setzen als empfohlen und »hier und da« noch etwas in die Lücken pflanzen – dann begehen Sie einen allzu menschlichen, sehr verbreiteten Gärtnerirrtum.
Bei den Stauden und Kleinsträuchern zeigt er sich schon nach wenigen Jahren: Sie bedrängen sich gegenseitig, manche werden überwuchert und verschwinden nach kurzer Zeit ganz, Prachtstauden, wie Rittersporn und Phlox, können sich nicht richtig entfalten. Mit der Zeit kommen sich dann auch die größeren Gehölze ins Gehege. Bei breit ausladendem Wuchs oder kräftigem Wurzelwerk kann unter ihnen kaum noch etwas anderes gedeihen. Und die anfangs so zierlichen Bäumchen tauchen irgendwann alles in den Schatten.
Sicher kann man später vieles noch umpflanzen, sogar Bäume. Nur stellt sich dann die Frage: wohin, wenn alles schon dicht bewachsen ist? Zudem wird es lästig, wenn man den Garten immer wieder »umkrempeln« muss. Da hilft nur eins: eine von vornherein gut durchdachte Bepflanzung, die die nötigen Abstände und späteren Größen und Breiten der Gewächse berücksichtigt – und ausreichend Geduld. Die anfänglichen Lücken in einer jungen Bepflanzung lassen sich hervorragend mit kurzlebigen, reich blühenden Sommerblumen wie Studentenblumen (Tagetes), Ringelblumen und Zinnien füllen.
Dass man Hecken, Sträucher und Bäume nicht direkt auf die Gartengrenze zum Nachbarn pflanzen sollte, weiß und versteht jeder. Schließlich würde einem das selbst nicht gefallen, wenn sich vom Nachbargarten aus Zweige, Äste und Wurzeln weit ins eigene Grundstück hinein ausdehnen und immer mehr Schatten werfen. In solchen Fällen drohen Streitereien, schlimmstenfalls müssen die Gehölze komplett entfernt werden. Bei den nötigen Mindestabständen verlassen sich viele auf Faustzahlen, die sie irgendwo aufgeschnappt haben, beispielsweise »0,5 m für Hecken« oder »1 m für Bäume«. Ganz so einfach ist es nicht.
Die Nachbarrechtsgesetze, die z. B. auch Vorschriften für Einfriedungen und Baulichkeiten im Garten umfassen, sind Sache der Bundesländer. Entsprechend unterscheiden sich die festgelegten Grenzabstände für Gehölze je nach Bundesland. Die meisten Bundesländer haben detaillierte Regelungen für verschiedene Gehölzgrößen und Wuchstypen (Hecke, Strauch oder Baum); oft gelten auch für Obstbäume und -sträucher besondere Vorschriften. Für Hecken beispielsweise sind je nach Bundesland und Wuchshöhe zwischen 0,25 und 1 m Abstand nötig, für Bäume zwischen 2 und 8 m. Mit Höhe ist dabei jeweils die Endhöhe gemeint, die Abstände werden von der Mitte des Stamms oder Strauchs gemessen.
Bayern, Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern haben zwar auf Nachbarrechtsgesetze mit ausführlichen Angaben verzichtet, aber auch hier gibt es teils konkrete Regelungen, die sich aus anderen Gesetzen oder Bebauungsplänen ergeben. Wenn Sie unnötigen Ärger vermeiden möchten, erkundigen Sie sich am besten bei der zuständigen Orts- bzw. Kreisverwaltung oder Baubehörde nach den vor Ort geltenden Regelungen. Am besten ist es natürlich, wenn man seine Pflanzpläne vorher auch mit den Nachbarn abspricht – z. B. bei einem kühlen Bier am Gartenzaun.
Ganz klar, die Wurzeln junger Blumen, Stauden, Gemüsepflänzchen, Rosen und anderer Gehölze sollten im Boden möglichst optimale Bedingungen vorfinden: locker, luftig, gut durchlässig, mit ausreichendem Nährstoffvorrat. Manche meinen es besonders gut, indem sie nach dem Einsetzen der Pflanzen den zuvor ausgehobenen Boden links liegen lassen und stattdessen die Löcher und Gruben nur mit dem »Allerfeinsten« auffüllen: z. B. mit reinem Kompost oder gar mit gekaufter Blumenerde.
Das kann kräftig nach hinten losgehen, besonders bei mehrjährigen Pflanzen, die mit der Zeit ein ausgedehntes Wurzelwerk entwickeln sollen. Genau das tun sie nämlich nicht, wenn die Erde im Pflanzloch wesentlich besser ist als der Boden in der Umgebung. Dann entsteht der sogenannte Blumentopf-Effekt: Die Wurzeln wachsen höchstens noch ein bisschen innerhalb der »Luxuszone« – aber längst nicht so weit, so tief und so kräftig, um die Pflanzen zuverlässig mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen. Das kann auf Dauer zum Kümmern und Absterben der Pflanzen führen und vermindert zudem ihre Standfestigkeit.
Ist der Boden rund um die Pflanzstelle sehr dicht oder aber allzu sandig und nährstoffarm, sollte er zunächst möglichst großflächig verbessert werden. Erst dann macht es auch Sinn, den ausgehobenen Boden vor dem Wiedereinfüllen ins Loch zu »optimieren«: durch Untermischen von gut ausgereiftem Kompost (mit einem
Anteil von einem Viertel, höchstens einem Drittel) und, wenn nötig, etwas Sand oder feinem Splitt zum Auflockern. Blumenerde dagegen bringt im Garten nichts. Wenn kein eigener Kompost zum Untermischen vorhanden ist, investiert man das Geld besser in guten käuflichen Kompost.
Das Spätjahr, also Oktober/November, ist der klassische Pflanztermin für Sträucher und Bäume. Das aus gutem Grund – sofern es sich um laubabwerfende Gehölze handelt, die nackte, fast erdfreie Wurzeln haben oder in der Baumschule mitsamt einem Erdballen ausgegraben wurden; der Ballen wird dann durch ein Jutetuch oder Drahtgeflecht zusammengehalten. Nachdem die Blätter im Herbst abgefallen sind, befinden sich die oberirdischen Teile im Ruhezustand, brauchen also kaum Wasser. So können die Wurzeln über Herbst und Winter erst einmal anwachsen und neue Seiten- und Faserwurzeln bilden, um dann im nächsten Jahr den neuen Austrieb zu versorgen, der oft erst im April oder Mai erscheint.
Doch es gibt etliche Ausnahmen von der Herbst-Regel, allen voran die etwas frostempfindlichen Gehölze, etwa Magnolie, Hortensie, Roseneibisch, Schmetterlingsstrauch (Buddleja), Pfirsich, Quitte und Kiwi. Hier können Sie mit einer Frühjahrspflanzung Frostschäden an den zarten Junggehölzen aus dem Weg gehen. Bis zum nächsten Winter sind sie dann schon kräftig genug, um mit leichter Schutzabdeckung des Wurzelbereichs der Kälte zu trotzen.
Bei immergrünen Nadel- und Laubgehölzen, wie Fichte, Kiefer und Feuerdorn, gibt es keine Ruhepause: Hier müssen die Wurzeln nach dem Einsetzen so schnell wie möglich die Blätter bzw. Nadeln versorgen. Deshalb pflanzt man sie schon zeitig im September, damit sich das Wurzelwerk im noch warmen Boden rasch entwickeln kann. Oder man weicht ebenfalls auf das Frühjahr aus, was sich besonders für Lorbeerkirsche, Buchs, Stechpalme und Lavendelheide empfiehlt.
Schließlich sind die traditionellen Pflanztermine auch nicht mehr ganz so wichtig, weil die meisten Gehölze als Containerpflanzen angeboten werden. Solche Junggehölze wurden von Beginn an in großen Plastiktöpfen (Containern) oder kräftigen Kunststoffhüllen angezogen. So haben sie beim Verkauf bereits einen kompakten, gut durchwurzelten Erdballen und können jederzeit gepflanzt werden – sofern der Boden nicht gefroren ist. Wählen Sie aber auch für Containerpflanzen nicht unbedingt die heißesten und trockensten Sommerwochen: Spätes Frühjahr, Frühsommer und Frühherbst sind hier meist die besten Pflanzzeiten.
Im Frühjahr wetteifern viele Gärtner darum, wer beim Vorziehen von Tomaten und anderem Gemüse, von Kräutern und Sommerblumen als Erstes in die Startlöcher kommt. Teils schon ab Ende Januar wird munter gesät, um dann die Anzuchtgefäße am warmen Fensterbrett oder im beheizten Kleingewächshaus aufzustellen. Selbstverständlich ist es gut, wenn bis zur Pflanzzeit bereits kräftig entwickelte Pflänzchen zur Verfügung stehen. Aber gerade das wird durch den voreiligen Frühstart oft eher behindert als gefördert.
Bei ausgesprochener Frühsaat fehlt es in der Regel am Licht. Dem recken sich dann die vorwitzigen Pflänzchen verzweifelt entgegen und bilden so lange, dünne Stängel und Triebe mit großen Abständen zwischen den Blattansätzen. Die Sämlinge »vergeilen«, wie es in der Fachsprache heißt: Statt stämmiger Jungpflanzen wachsen gakelige Gestalten mit kleinen, blässlichen Blättern heran. Um dem vorzubeugen, werden die Anzuchtgefäße oft an die hellsten Südfenster gestellt. Wenn dort aber an klaren Tagen die kräftige Vorfrühlingssonne hinknallt, ist das für die zarten Sämlinge kein Vergnügen: Sie brauchen Licht, aber keinesfalls pralle Sonne.
Wer sehr früh zu kräftigen Pflänzchen kommen möchte, muss es wie die Profis machen: nämlich die Anzuchtplätze mit speziellen Pflanzenvermehrungsleuchten ausstatten. Ob sich das lohnt, sei dahingestellt – denn was nützen die »frühreifen« Pflanzenzöglinge, wenn es draußen noch zu kalt ist, um sie auszupflanzen? Im Allgemeinen rentiert sich die sehr frühe Anzucht nur, wenn Sie Tomaten, Paprika & Co. in einem Gewächshaus weiterkultivieren, also auch schon zeitig auspflanzen können. Oder wenn Sie Blumen mit sehr langer Entwicklungszeit selbst vorziehen wollen, so z. B. Eisbegonien, Löwenmäulchen und samenvermehrbare Pelargonien (Geranien).