神 龍
御 靝
Heiliger Drache.
Kalligrafie von Seo Kyung-bo 一 鵬 , 徐 京 保 , 1914-1996
Die Zeichen sind so geschrieben, dass man im Kreis das Schriftzeichen für den Drachen liest. Rechts unter dem Kreis stehen die Worte 神龍 Shen Long japanisch gelesen shin ryū - Göttlicher oder Heiliger Drache. Im Kreis steht in der oberen Hälfte das Zeichen 神 - heilig, göttlich. Darunter das Schriftzeichen für Drache 龍.
Links daneben steht yu tiān - ehrwürdiger Himmel. Das Zeichen Tian ist in einer sehr seltenen Schreibweise geschrieben, die nur in philosophischen daoistischen Texten verwendet werd. Die normale Schreibung ist 天. Der Himmel wird dargestellt durch den Zen - Kreis, der die Einheit alles Seienden zeigt.
Ganz links, direkt unter dem Kreis steht
三蔵法師 徐京保 大僧正
Meister der drei Kostbarkeiten - Erzabt
Darunter der Name: Seo Kyung-bo 一鵬, 徐京保
Seo Kyung-bo war ein bedeutsamer Mann. Als Koreaner war er der Vorsitzende des buddhistischen Weltkongresses und Oberster Abt der Seon(Zen)-Klöster in Korea.
Gastaufenthalte in den USA, China (Tibet), Taiwan und Süd-Ostasien
Prof.an der buddh. Universität in Seoul
Abt des Bukkoku-ji (Bulguk-sa), Jinhyeon-dong, Gyeongju, Gyeongsangbuk -do. Gastprofessor an der Columbia -, der Washington - der California
Universität und er Universität Hawai
Präsident des Weltbuddhismus am Vatikan
Präsident der World Religons Federation
Präsident der Vereinigung der Weltreligionen
Schriftrolle aus der Sammlung Eberle
Eigentlich wollte ich ein Buch über Drachen in Japan und China schreiben. Immerhin ist das Jahr 2012 das Jahr des Wasser-Drachens und ich bin selbst nach dem chinesischen Horoskop ein Drache.
Aber je länger ich nachdenke, desto mehr habe ich die Vermutung, dass es in China und Japan überhaupt keine Drachen gibt. Die Wesen, die in China „Long“ und in Japan „Ryū“ heißen, sind von ganz anderer Art als die Drachen, die jeder von uns kennt. Ich meine damit nicht die Drachen, die viele von uns zu Hause haben, das ist wieder eine andere Gattung. Ich meine die Drachen, die Jungfrauen und Schätze rauben und bewachen, und die feuerspeiend in Höhlen hausen und ganze Landstriche verwüsten. Aber diese Drachen sind schon längst ausgerottet, weil sie alle in einer Zeit, als es noch keinen Artenschutz gab, von tapferen Rittern und Drachentötern erbarmungslos verfolgt wurden. Immerhin haben ja auch viele von denen als Lohn ein halbes oder auch ein ganzes Königreich gewonnen. Und die Prinzessin noch dazu. Und schon hatten sie ihren Drachen zu Hause. Aber wenn sie das bemerkten, dann war es zu spät.
Eigentlich also wollte ich ein kleines Buch mit Geschichten über die Drachen in China und Japan zusammenstellen. Aber je länger ich mich mit den Drachen beschäftigt habe, desto nachdenklicher und »philosophischer« sind die Texte geworden. Inzwischen ist das Material so reichhaltig geworden, dass es auf zwei Bände aufgeteilt werden muss. Es ist nicht nur ein Gang durch die Welt der Drachen, es ist ein Stück weit ein Bild meines Lebens geworden. Viele Jahre der Beschäftigung mit dem griechischen Mythos, dem indischen Denken aus den Veden und den Upanischaden und dem Yoga, der chinesischen Philosophie und mit Japan und Korea sind darin enthalten.
So ist eigentlich ein Un-Buch entstanden. Es ist voller Geschichten und dennoch an manchen Stellen etwas philosophisch geraten. Hölderlin, der Meister der deutschen Lyrik hat einmal auf den Vorwurf, seine Gedichte seien zu kompliziert geantwortet: »Ich gestehe, ich kann nicht anders!« Nun denn, auch ich gestehe, ich kann nicht anders. Aber ich hoffe trotzdem, dass die vergnüglichen Passagen überwiegen und beim »wohlgeneigten Publikum Gefallen erregen« mögen, wie Hölderlin schrieb.
Ursprung der Drachengeschichten im Westen ist Griechenland mit seinen mythischen Geschichten von den Drachen. Sogar der Name Drache stammt aus dem Griechischen. Dort heißen große Schlangen Drakon δρακων - Drache. Einer der bekanntesten Drachen ist Typhon, der in einem fürchterlichen Kampf schließlich dem Göttervater Zeus unterliegt. Es gibt aber auch viele weibliche δρακαινα Drakaina, etwa die fürchterliche Echidna. Die meisten der griechischen Drachen sind bösartig, so wie der Lindwurm im Alpenraum, der ganze Landstriche zerstört.
Von den chinesischen Long und den japanischen Ryū sagt man, dass sie Glück und Reichtum bringen, ja dass sie „göttlich“ seien. Nicht nur der chinesische und der japanische Kaiser sind Drachen, auch viele weise Menschen, Philosophen und Zen - Priester gelten als Drachen. Und man strebt sogar an, selbst ein Long oder Ryū zu werden, weil man damit ein vollkommener Mensch wird - so wie die chinesischen Weisen und ‚Unsterblichen‘. Wir werden im Buch sogar Übungen kennen lernen, wie man auf Drachen fliegen oder selbst zum Drachen werden kann.
Es ist also ein himmelweiter Unterschied zwischen den westlichen Bösewichter-Drachen und den fernöstlichen Glückswesen, den Long oder Ryū oder den Naga in Indien. In China sind die Long nicht nur Teil der Volkslegenden. Auch im einheimischen Daoismus finden sich reiche Anspielungen auf sie. Ihre pulverisierten Knochen finden sogar als nahezu göttliches Allheilmittel Verwendung in der traditionellen chinesischen Medizin.
Aus Indien kam der Buddhismus nach China und der brachte ebenfalls reiche Legenden und Geschichten von drachengestaltigen Wesen mit, die aber in Indien eher als riesige Schlangen, die Nāgās, beschrieben werden. Aber auch in Griechenland waren die meisten Drachen eher Schlangen als die geflügelten Drachen des Abendlandes.
In Japan schließlich vereinigen sich die indischen mit den chinesischen Einflüssen und treffen auf einheimische Erzählungen von schlangenförmigen Ungeheuern, die ähnlich bösartig sind wie die westlichen Drachen. Aber die Ryū als Glücksbringer und positive Gestalten überwiegen auch in Japan.
Daraus ergibt sich die Frage, ob die Long Chinas, die Ryū Japans und die Nāgā Indiens nicht zu einer völlig anderen Gattung von Wesen gehören, als die Drachen im Westen. Das Wort Long oder Ryū wurde nur deshalb mit Drachen übersetzt, weil es bei uns einfach keine entsprechenden Wesen mit den Eigenschaften der Ryū gibt. Zwar besteht eine gewisse äußere Ähnlichkeit zwischen den Drachen, den Lindwürmern und den Long und Ryū, aber es gibt auch deutliche Unterschiede. Am auffälligsten ist das Fehlen der Flügel bei den fernöstlichen Wesen. Sie speien kein Feuer, sondern leben im Wasser und bringen Regen. Sie fliegen nicht mit Flügeln, sondern mit der Kraft ihres Geistes.
Sie sind verwand mit den indischen Nāgā, die sehr häufig in den heiligen Büchern des indischen Buddhismus erwähnt werden. Die Nāgā haben ihre schlangenförmige Gestalt, weil sie nicht nur in Flüssen leben, sondern sogar die Flüsse verkörpern. Sie können aber auch als Nāgā-Könige oder als schöne Frauen erscheinen.
Aber sei es drum, heuer haben wir das Jahr des Wasser-Drachens. Und Wasserdrachen sind von allen Drachen die mildesten und am ehesten zu einem Kompromiss bereit. Vor allem die Metall-Drachen würden niemals von dem abweichen, was sie als richtig erkannt haben. Es ist nun schon genau 60 Jahre her, dass es das letzte Wasserdrachen-Jahr gegeben hat. Denn alle zwölf Tiere des chinesischen Tierkreises gehen durch die fünf Elemente Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Die erste Wiederholung einer bestimmten Kombination des Elementes und des Tieres ist also nach genau sechzig Jahren. Wenn man unter einem bestimmten Tier in einem bestimmten Element geboren wurde, zum Beispiel im Zeichen des Drachens und des Wassers, wiederholt sich die Geburtskonstellation nach 60 Jahren wieder. Darum sagt man in China auch, dass man mit 60 Jahren neu geboren wird. Es stimmt schon, die meisten von uns werden ab sechzig wieder wie die Kinder! Und ist es nicht schön, dass man im Alter den Ernst des Lebens hinter sich lassen kann, um zu spielen, wie die Kinder spielen?
Wir müssten bis zum nächsten Wasserdrachen - Jahr wieder sechzig Jahre warten. Darum - dem Wasserdrachen sei Dank - soll hier ein Kompromiss geschlossen werden: Weil alle Welt die chinesischen Long und die japanischen Ryū als Drachen bezeichnet, wollen wir es ebenfalls dabei belassen, damit die Verwirrung nicht noch größer wird. Aber zunächst soll doch ein wenig über die Unterschiede gesprochen werden. Darum müssen wir auch in einem Buch über die fernöstlichen Drachen ein wenig über die Drachen im Westen reden.
In diesem Buch soll versucht werden, die alten Geschichten aus China und Japan wissenschaftlich korrekt aber dennoch möglichst vergnüglich zu erzählen. Dabei wird auf alte Quellen, wie das chinesische I Ging, die japanischen Annalen Kōjiki und Nihonshoku die buddhistischen Sūtren oder andere alte Quellen zurückgegriffen, die - wenn überhaupt - nur in schwer lesbaren wissenschaftlichen Fassungen vorliegen. Aber viele der Geschichten sind so bilderreich, dass es sich lohnt, sie aus dem Dunkel des Vergessens wieder hervorzuholen und bei uns im Westen bekannter zu machen.
Zuvor aber noch ein paar Anmerkungen zu der Verwendung der chinesischen und japanischen Schrift in diesem Buch. Wer die Zeichen nicht lesen kann, kann einfach darüber hinweg sehen. Aber ich habe mich oft beim Studium von Büchern über China und Japan geärgert, dass der Autor Worte aus diesen Sprachen übersetzt, ohne die fremdsprachliche Aussprache anzugeben. Ein anderer Autor übersetzt dasselbe Wort ganz anders, und dem Leser bleibt jede Möglichkeit verwehrt, selbst nachzuprüfen, ob die Übersetzung richtig ist, oder ob in verschiedenen Texten mit anderen Begriffen möglicherweise von derselben Sache die Rede ist. Selbst die Aussprache nutzt oft nicht viel, weil sich für die chinesische Sprache die Umschreibung in westliche Lautschrift in den letzten Jahrzehnten mehrfach erheblich geändert hat. Darum stehen hier in diesem Buch bei allen wichtigen Worten die entsprechenden Schriftzeichen. Außerdem sind oft die Schriftzeichen als Bilder betrachtet so schön, dass sie schon für sich sprechen und sogar oft das Wesen der Sache erhellen können. Oft werden deshalb in diesem Buch die Bilder der Schriftzeichen herangezogen, um den Bildgehalt der Worte deutlich zu machen. Denn in Ostasien denkt man eher in Bildern als in logischen Strukturen.
Noch eine kleine Anmerkung zur Schreibweise der chinesischen Namen. Die Namen von berühmten Personen liest man in westlichen Büchern so unterschiedlich geschrieben, dass man oft nicht mehr erkennt, dass es sich um dieselbe Person handelt. Der berühmte Philosoph Zhuangzi kann auch als Dschuang Dsi, Chuang-tzu oder Zhuāngzhōu oder Tschuang-tse geschrieben werden.
Der Gelbe Fluss heißt Huáng Hé, Hwangho, Huang Ho, Huangho. Eigentlich sind alle Schreibungen falsch, weil der Name des Philosophen ganz einfach 莊子 lautet und der des Flusses 黄河 , aber das kann ja niemand lesen und schon gar nicht aussprechen. Die verschiedenen Schreibweisen kommen daher, dass man versucht, möglichst genau den Klang der chinesischen Sprache wieder zu geben. Versucht man den Namen des Gelben Flusses zu sprechen, so bildet man ganz am Anfang einen kehligen Laut, der so ähnlich klingt wie ein ch. Dann folgt ein u und ein a, also ch-u-a-ng, das heißt auf Chinesisch ,gelb‘. Der Fluss wird gesprochen wir che, mit einem kehligen ch am Anfang gefolgt von einem ganz kurzen Laut, der etwa zwischen einem e und einem o liegt. Darum liest man manchmal Huang-Ho und manchmal Huang-He.
Die Chinesen haben sehr viele verschiedene Laute in ihrer Sprache, viel mehr als wir, und sie singen die Worte. Dabei ist es wichtig, ob mit ansteigender oder absinkender Melodie gesungen wird. Das können dann ganz unterschiedliche Worte sein. Für uns ist es fast unmöglich, diesen Sprachgesang nachzusprechen, weil wir ihn oft nicht genau hören können. Die Japaner haben ebenfalls dieses Problem. Seit sie die chinesische Schrift und damit viele Worte aus dem Chinesischen übernommen haben, müssen sie versuchen, die chinesischen Worte auszusprechen. Aber sie können die unterschiedlichen Laute nicht hören und darum auch nicht sprechen.
Darum gibt es im Japanischen ganz viele Worte, die genau gleich ausgesprochen werden, aber ganz verschiedene Bedeutungen haben. Wenn die Japaner zum Beispiel Dō sagen, so meinen sie vielleicht 道 - Dō - Weg‘ oder 堂 - Dō - Halle‘ oder auch einfach 同 - Dō - ‚dasselbe‘. Unterscheiden können sie die Worte nur, wenn sie geschrieben sind. Darum sieht man oft Japaner, die im Gespräch das Schriftzeichen mit dem Finger in die Luft schreiben. Aber die Chinesen sprechen alle diese Worte sehr unterschiedlich aus und sie können auch den Unterschied hören.
Früher waren die meisten Wissenschaftler, die versucht haben, die chinesische Sprache so aufzuschreiben, dass westliche Menschen sie verstehen können, englischsprachig. Engländer und Amerikaner sprechen sehr viel weicher als die Deutschen. Der WEG war früher als Tao geschrieben, aber wir Deutschen sprechen das dann ganz falsch aus. Das T am Anfang wird von uns hart gesprochen und klingt fast wie ein Schuss. Engländer sprechen das T im Tao ganz weich Dao. Auf Chinesisch klingt das dann ungefähr wie ein gesungenes ‚da-u‘.
Der chinesische Staat hat ebenfalls versucht, eine Umschrift zu entwerfen, die nun ganz anders aussieht. Der Philosoph 莊子 wird heute in dieser neuen Umschrift Zhuanzi geschrieben. Aber auch das ist nicht ganz richtig, denn das Zi klingt doch eher wie ein weiches dsú mit einem ganz kurzen Laut am Ende, der zwischen einem I und einem U liegt.
Wie dem auch sei, wir versuchen, uns in der Regel an die neue Schreibweise zu halten, es sei denn, die Namen sind so berühmt, dass niemand mehr weiß, von wem die Rede ist, wenn man die neue Schreibweise anwendet. Der berühmte Weise Laozi heißt hier dann einfach weiterhin Laotse, der Gelbe Fluss Huangho und nicht Huan he und das Buch der Wandlung I Ging und nicht Yi Jing.
Wenn es sich nicht ausdrücklich um chinesische Geschichten und Texte handelt, ziehe ich persönlich oft die japanische Lesung vor, ich lese also den Drachen nicht als Long, sondern als Ryū. Das hat einen ganz persönlichen Grund. Meine Hauptbeschäftigung liegt seit Jahrzehnten bei den japanischen Künsten, ganz besonders bei der Teezeremonie, der Shakuhachi - Flöte und der Zen Meditation. Daher befasse ich mich hauptsächlich mit japanischen Texten, die dann natürlich auch japanisch gelesen und gesprochen werden. Ich kann zwar die chinesischen Schriftzeichen lesen, aber ich bin weit davon entfernt, sie auch korrekt aussprechen zu können. Darum bevorzuge ich also die japanische Lesung, die mir weit vertrauter ist als die chinesische. Dennoch stammen alle japanischen Kulturtechniken letztlich aus China. Eine Beschäftigung mit den chinesischen Quellen ist also Voraussetzung, die japanischen Künste zu verstehen.
Aber bevor wir uns mit den chinesischen long - Drachen befassen, muss doch ein kleiner, wenn auch sehr unvollständiger und subjektiver Blick auf die Drachen im Westen geworfen werden.
Man kann wohl - vielleicht ein wenig verkürzt - sagen, dass die Drachen im Westen ohne ihren Drachentöter nicht denkbar sind. Sie gehören untrennbar zusammen. Die bekanntesten Drachentöter sind der Erzengel Michael, der heilige Martin und aus der nordischen Sagenwelt Siegfried. Wenn man im Westen von Drachen spricht, muss man immer auch ihre Drachentöter dazu nennen. Die Drachen wurden vor allem unter christlichen Einfluss verteufelt und zum Bösen, das es zu bekämpfen gilt.
Bild 1 Erzengel Michael bekämpft den Drachen Dürer Apokalypse
1 Genesis 1.1 ff Übersetzung Martin Buber:
2 Genesis 1.27
3 Der Sohar, zu Genesis 1.27, Übersetzung Ernst Müller
4 El ist die Bezeichnung für Gott im Singular, Elohim im Plural. Religionsgeschichtlich konnten auch die Götter Kanaans mit El oder Elohim bezeichnet werden. Erst der NAME, der nicht ausgesprochen werden konnte, bezeichnet eindeutig den Gott Israels im Unterschied zu denen der Kanaaniter.
5 Sohar, Kapitel Idra suta
6 Genesis 1.29
7 Jesaias 45. 9
8 Das mit Großbuchstaben geschriebene ER steht immer für das Tetragramm JHWH. Martin Luther hat dafür immer HErr geschrieben. Der Herr HErr: der Herr JHWH Martin Buber verwendet die Schreibung mit Großbuchstaben, aber der zweite Buchstabe in kleinerer Schreibung, also ER
9 Das mit Großbuchstaben geschriebene ER steht immer für das Tetragramm JHWH. Martin Luther hat wegen des Ersatzwortes Adonai - Herr dafür immer HErr geschrieben. Der Herr HErr: der Herr JHWH
10 Nach dem »Ökumenischen Heiligenlexikon www.heiligenlexikon.de
11 Das geheime Wissen der Frauen, DTV Verlag
12 Es gibt unterschiedliche Schreibungen des Königs. Eine häufige Schreibweise ist Hammurabi.
13 Abschnitt aus dem ‚Hohen Lied‘ in der Übersetzung Bubers. Gerda Weiler, ‚Verwerfe im Lande die Kriege‘ versucht, den ursprünglichen Kultgesang der Inanna zu rekonstruieren.
14 2. Band. Dort wird ausführlich über Kukai und die chinesischen und japanischen Drachen berichtet.
15 Hesiod Theogonie 233 ff Der gesamte Text der Theogonie unter www.gottwein.de/Grie/hes/thgde.php
16 Odyssee 4.440 ff
17 Hesiod Theogonie 820 f
18 Zhuangzi, 2.1: Über die Gleichheit der Dinge
19 Hesiod Theogonie 859 ff
20 Hesiod Theogonie 295 f
21 Hesiod, Theogonie 309 ff
22 Homer Ilias, 6.130 ff Homer verlegt das Geschehen nach Nysa in Kleinasien
23 Solche Bräuche, die wohl ursprünglich Menschenopfer waren, gibt es heute noch in Japan. In den Bergen der Provinz Okayama gibt es einen Brauch, der aber nicht in jedem Jahr stattfindet. Ein Mann, ein Nachfahre der Schamanen, verschwindet für lange Zeit in den Bergen und fastet und meditiert. An dem bestimmten Tag kommen viele Menschen aus der gesamten Gegend zusammen. Plötzlich versucht der Schamane, eine Person zu fangen, aber natürlich fliehen alle. Aber die Person, die er schließlich fangen kann, wird noch im selben Jahr sterben. Ich habe noch den starken Schauer des Entsetzens gespürt, als mir diese Geschichte erzählt wurde. Tatsächlich soll beim letzten Treffen die gefangene Person noch im selben Jahr an Krebs gestorben sein. In der griechischen Geschichte geht es um die Konkurrenz von Dionysos und Apollo, zugleich aber auch um das heftige Aufblühen der Natur im Frühjahr, die sehr bald darauf in der Sonnenglut Apollons wieder verschwindet.
24 Udāna, Kapitel II: Mucalinda, Übersetzung: Fritz Schäfer. www.palikanon.com/khuddaka/udana.html
25 Zitat nach Wikipedia, Artikel ‚Chakra‘
26 Ein Boddhisattva ist ein Buddha, der auf die vollständige Erlösung verzichtet, weil er vor seinem Eingang in das Nirvana noch andere Wesen vom Leiden erlösen will.
27 Die fünf Elemente der indischen Philosophie sind nicht identisch mit den fünf Elementen in China.
28 Yoga Sūtra 1.2, Übersetzung Despande und Bettina Bäumer. Despande war Mitarbeiter Mahatma Ghandis und hat sich, wie es in Indien Tradition ist, später dem meditativen Leben zugewandt.
29 Chāndogya Upanishad 8.2, Übersetzung: Paul Deussen
30 Yogasutra 1.3
31 Yogasūtra 1.41
32 Mehr dazu in: Die kosmische Schlange, Jeremy Narby
33 www.hopkinsmedicine.org/Press_releases/2006/GriffithsPsilocybin.pdf
34 Rigveda 8.48.3: An Soma; Übersetzung: www.thombar.de/8_lk.html
35 Der Berg Mandara heißt in anderen Quellen ‚Meru‘ oder ‚Sumeru‘ und ist der heilige Berg sowohl des Budhhismus als auch des Hinduismus.
36 Apsaras: halb menschliche, halb göttliche Frauen, die im Palast des Gottes Indra leben. Apsaras gelten auch als „Geister“ der Wolken und Gewässer und sind in dieser Hinsicht den Nymphen der griechischen und römischen Mythologie vergleichbar.
37 Kinnara: In der indischen Mythologie gehören die Kinnaris und Kinnaras zu den niederen Gottheiten, die am Fuß des heiligen Berges Meru oder Mandara leben. Die Vogelmenschen werden oft als himmlische Musikanten dargestellt.
38 Narajana: anderer Name Vishu‘s
39 Mahabharata, Kapitel 18: Quirlen des Ozeans; das Mahabharata ist eine der wichtigsten Epen des Hinduismus. Es enthält unter anderem die Bhagavad Gita, in der Vishnu in der Gestalt des Krishna wichtige religiöse und philosophische Lehren erteilt.
40 Im Westen ist meistens nur das Hatha Yoga bekannt, dass aber eine der jüngsten Formen des Yoga ist. Es wurden schon über fünfzig Yoga Arten aufgezählt, unter anderem: Bhakti Yoga, Karma Yoga, Patanjali ShtangaYoga, Kundalini Yoga, Raja Yoga, Jnana Yoga, Mantra Yoga etc. Neuerdings haben sich im Westen auch moderne Formen wie Luna Yoga oder Lach Yoge entwickelt.
41 Mahabarata 18
42 Patanjali, Yogasutra 1 Samādhi Pāda 2. Vers: Yogas citta-vrtti-nirodhah
43 Über sāmapatti siehe Yogasātra Seite 73
44 Zitiert nach Wikipedia: Theosophie
45 Arthur Avalon (Sir John Woodroffe) Die Schlangenkraft. Die Entfaltung der schöpferischen Kräfte im Menschen
46 Avatamsaka Sūtra, japanisch Kegon-kyō Buch 28 Das Buch von der Wunderbarkeit des Buddha. Mehr über das Kegon Kyō Seite ***Fehler***
47 vergl.: oben Seite 81. Nād heißt im Sanskrit‚ Bewegung, Antrieb, Schwingung.
48 Ananda ist ein häufiger Name in Indien. So heißt auch ein Lieblingsschüler Buddha, der sich durch ein besonders gutes Gedächtnis auszeichnet. So sind nach der buddhistischen Überlieferung alle Sūtren erst aufgeschrieben worden, nachdem Ananda die Lehrreden Buddhas aus dem Gedächtnis rezitiert hat. Aber auch die anderen Glückseligkeiten, etwa Yogananda werden oft von Swamis als Namen benutzt.
49 Die Ähnlichkeiten zwischen Indra und Zeus sind sehr verblüffend. Manche Forscher vermuten, dass beide indogermanischen Wurzen haben und dass daher ihre Verwandtschaft stammt.
50 vereiche weiter oben: Vishnu schlafend auf der Weltenschlange und die Schöpfung durch Vishnu, Brahmā und Shiva Seite 61
51 Shatchakra - nirūpana: Beschreibung der Chakren, Übersetzung: Sir John Woodroffe
52 Chāndogya Upanishad, 6, achter bis 16. Khanda. Das Beispiel mit dem Salz steht im 13. Khanda. Übersetzung: Paul Deussen
53 Die kosmische Schlange. Auf den Pfaden der Schamanen zu den Ursprüngen modernen Wissens. Jeremy Narby Verlag Klett - Cotta
54 Shatchakra nirūpa : Beschreibung der sechs Zentren, Vers 40.
55 Um die Verwechslung zu vermeiden eine kleine Worterklärung: a-nanta ist ohne Grenzen, unendlich; a-nanda heißt ohne Leiden, Glückseligkeit
56 siehe oben Seite 213
57 Gavien Menzies: Als China die Welt entdeckte
58 Li Shizhen 1518 - 1593
59 Tetsuo Roshi Nagaya Kiichi
60 Zitat aus: Ostasiatische Kunst, hrsg. Gabriele Fahr - Becker, Verl. Könemann
61 Das Huainanzi ist eine Schrift von vielen daoistischen Weisen, die unter der Leitung des Prinzen Liu An ( 劉安 180-122 v.Chr) von Huainan angefertigt wurde.
62 Handbuch chin.Maler und Kalligraphen der Song-, Yuan-, Ming- und Qing-Zeit, Hongkong 1951
63 Eine Panorama Ansicht des Konfuziustempels unter : www.world-heritage-tour.org/asia/china/qufu/main-temple/sphere-flash.html?redirec t=1
64 Drachentanz zum Herbstfest: www.youtube.com/watch?v=apimBqgTeBA
65 Drachentanz auf dem Nagasaki kunchi: www.youtube.com/watch?v=bKILS-Xunkw
66 In Japan gibt es die Geschichte von dem Knaben Kintaro, dem Goldknaben. Kintaro trifft eines Tages einen riesigen Karpfen, auf dem er davonreitet. Möglicherweise ist die japanische Geschicht eine unvollständige Überlieferung dieser chinesischen Geschichte vom Knaben auf dem Karpfen.
67 Steinabreibung aus dem Schrein der Familie Wu in Wuzhaishan, Provinz Shandong. Der Tempel wurde im 2. Jhdt. n. Chr. errichtet. Quelle: Sammlung chinesischer Steinabreibungen der Harvard Universität
68 Die Zeichen des I Ging werden geformt, indem zwei Bilder übereinander angeordnet werden.
69 9.4 Naidan - die innere Alchemie auf Seite 280
70 Vergleiche: Bild 51 Formung der Menschen aus der gelben Erde - Steinabreibung auf Seite 155
71 nach Frank Fiedeler: Yijing
72 siehe oben: Fiedeler, Yijing und Fiedeler: Die Monde des I Ging
73 Es gibt unterschiedliche Kassienbäume. Die meisten tragen gelbe Blütentrauben und Samen in langen Schoten. Der chinesische Zimtbaum, auch eine Kassienart, wird in der traditionellen chinesischen Medizin genutzt. Man verwendet sowohl die Zweige (Gui Zhi) als auch einen Tee aus der Rinde (Rou Gui). Beide sind wärmend, beleben das Herz und Shen, die Lebenskraft allgemein. Sie stärken das ming men hou, das »Feuer des Lebenstores«. Ming men, das Lebenstor sitzt im Rücken zwischen den Nieren, dort wo die Wirbelsäule am Becken ansetzt.
74 Video vom Nagasaki Kunchi, einem Festival zur Zeit der Ernte, auf dem die chinesischen Einwohner Nagasakis den Drachentanz aufführen: www.youtube.com/watch?feature=endscreen&NR=1&v=OU0qG-7oJnA
75 Chinese Textprojekt, I Ging ctext.org/book-of-changes/qian
76 Yi Jing, Theseus Verlag
77 Yijing, Diederichs
78 Die Darstellung mit den zwei Drachen und dem Weltenberg im Urmeer erinnert sehr an die indische Darstellung von der Quirlung des Milchmeeres. Dort ist der Berg der buddhistische Weltenberg Sumeru. Die beiden Drachen erschienen dort als ein Drache, der Ananta shesha.Vergl.: 3.2.1 Vishnu - Brahmā - Shiva auf Seite 61
79 Jeremy Narby: Die kosmische Schlange
80 Narby: Die kosmische Schlange
81 Ein Boddhisattva ist ein Buddha, der auf den Eingang in das Nirvana verzichtet, um andern Wesen zu helfen, ihr Leiden zu überwinden.
82 Bronzefigur Sammlung Eberle, möglicherweise späte Ming - Zeit
83 Zhuangzi 2.14. Übersetzung: Günther Wohlfart, Zhuangzi,
84 Zhuangzi, Unbekümmertes Wandern !,3
85 7.2 Der Gelbe Kaiser, das Paradies, Drachen und Unsterbliche. auf Seite 237
86 Shen: Gott oder Geist auf Seite 104
87 Die Medizin des Gelben Kaisers“ 黃 帝 內 經 Huángdì Nèijīng
88 ausführlich erörtert Martin Heidegger in seinem Werk »Was heißt denken« diesen Zusammenhang.
89 7.1 Die Himmelsreise des Königs Mu - von Wu auf Seite 232
90 »Das Zurückrufen der Seele«, aus den »Elegien von Chu«
91 4.3.1 Shen: Gott oder Geist auf Seite 132
92 6.2 Der Nördliche Kaiser und Wahre Krieger Zhen Wu auf Seite 220
93 8.3 Der Vogel Hō auf Seite 256
94 Bild 55 Bagua des Fu Xi auf Seite 163
95 oben Seite 271
96 Josef Viktor Müller: Den Geist verwurzeln - Die Namen der Akupunkturpunkte als Bindestriche der Psycho-Somatik
97 Joseph Needham; Science and Civilisation in China, Bd. 5, 5. Abteilung
98 Principles of the (inner) Radiance of the Metallous (Enchymoma) (explained in Terms of the)Undifferentiates Universe
99 太一金�宗旨: hi.baidu.com/lawofone/item/1b84c3a8fcbeaaf715329bb1
100 Richard Wilhelm übersetzt Dao regelmäßig mit Sinn. Das altdeutsche Wort sinnan für Sinnen, Nachdenken hat noch die Bedeutung des Unterwegs - Seins. Insofern trifft die Übersetzung das Weghafte des Dao. Dao ist der WEG, das Gesetz, die Methode, der Logos usw. Mehr zu der Wortbedeutung auf meiner Webseite teeweg.de/de/literatur/daodejing/nr1/index.html
101 Eine ausführliche Erörterung des ersten Stückes des Daodejing findet sich auf meiner Webseite unter: teeweg.de/de/literatur/daodejing/nr1/index.html. Es ist geplant, die Arbeiten über das Daodejing als Buch zu publizieren.
102 Plotin Enneaden I 6,9,30–32
103 Übersetzung: Thomas Cleary
104 Eine ausführliche Interpretation bietet: Günther Wohlfahrt: Zhuangzi, S. 105 ff
105 6.2 Der Nördliche Kaiser und Wahre Krieger Zhen Wu auf Seite 22011 Zhuangzi
6.1: Der große Ahn und Meister
106 wu wen 午文 Zeichen des Pferdes. Das Pferd im chinesischen Tierkreis steht für das Element Feuer. der Mittelfinger steht für das Herzensfeuer, der Daumen für die Erde: Das Herzensfeuer entzündet die Erde.
107 si wen 巳 文 Zeichen der Schlange. An der Spitze des Zeigefingers ist die Tierkreis - Schlange aber auch das Trigramm Xun - Wind lokalisiert.
108 Das heißt, der Körper wird gereinigt durch das Feuer, das aber Asche und Schlacken zurück lässt. Diese Reste werden vom Wind weggetragen. Zurück bleibt der reine und geklärte Leib.
109 Das Huainanzi 淮南子 Meister von Huainan ist eine Sammlung von Geschichten, die unter der Leitung des Prinzen Liu An (劉安 180-122 v.Chr), dem Prinzen von Huainan angeblich von acht daoistischen Weisen zusammengetragen wurden.
110 Zhuangzi 6.1: Der große Ahn und Meister
Umschlagbild:
Chinesisches Altartuch aus der letzten Kaiserdynastie
Drache mit Sonne und Mond
Goldstickerei auf Seide
HEILIGE DRACHEN
BD. 1
ALTE WELT - INDIEN - CHINA
Gerhardt Staufenbiel
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
Printed in Germany
www.tredition.de
Gerhardt Staufenbiel
Heilige Drachen Bd. 1
© 2012 Gerhardt Staufenbiel / Myōshinan Chadōjō
Myōshinan Chadōjō
http://www.teeweg.de
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神龍
Shen long - Heiliger Drache
Es gibt kein Wesen, dass weiser ist als ein Drache.
Seine segensreiche Kraft ist niemals unwahr.
Er kann kleiner sein als klein oder größer als groß.
Er kann höher sein als hoch oder tiefer als tief.
Er ist ein himmlisches Wesen,
so wie das Pferd ein irdisches Wesen ist.
Altes chinesisches Volkslied
DRACHEN IN DER ALTEN WELT
Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen.
Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel.
Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.
Offenbarung des Johannes 12.7
Die Wesen in China und Japan, die wir Drachen nennen, sind liebe und edle Gestalten, auch wenn sie ganz fürchterlich anzuschauen sind. Sie haben eher Ähnlichkeit mit dem Drachen aus Michael Endes „Unendlicher Geschichte“. Michael Ende beschreibt die Drachen im Lande Phantasia so:
„Glücksdrachen dagegen sind Geschöpfe der Luft und Wärme, Geschöpfe unbändiger Freude und trotz ihrer gewaltigen Körpergröße so leicht wie eine Sommerwolke. Darum brauchen sie keine Flügel zum Fliegen. Sie schwimmen in den Lüften des Himmels wie Fische im Wasser. Von der Erde aus gesehen gleichen sie langsamen Blitzen. Das Wunderbarste an ihnen ist ihr Gesang. Ihre Stimme klingt wie das goldene Dröhnen einer großen Glocke, und wenn sie leise sprechen, so ist es, als ob man diesen Glockenklang von fern hört. Wer je solchen Gesang vernehmen durfte, vergisst es sein Lebtag nicht mehr und erzählt noch seinen Enkelkindern davon.“
Diese Beschreibung der Drachen hat Michael Ende wohl von den chinesischen Long und den japanischen Ryū übernommen. Inzwischen gibt es in der Kinder- und Jugendliteratur eine regelrechte Wende in Bezug auf die Drachen. In einer wachsenden Fülle von Kinderbüchern werden die Drachen als liebenswerte Wesen dargestellt.
Drachen haben die Menschen schon immer fasziniert, nicht nur in unserer Kultur. Aber die Faszination ist immer gemischt aus Bewunderung der Kraft und der außerordentlichen Fähigkeiten der Drachen und der Furcht vor ihrer Zerstörungskraft. In China und Japan überwiegt die Bewunderung der positiven Eigenschaften von Drachen.
Es gibt viele Bücher über Drachen und die meisten handeln von Drachen im Westen. Darum werde ich in diesem Buch auf diese Drachenbösewichter und ihre Drachentöter nicht ausführlich eingehen. Aber einige Anmerkungen sind wohl doch nötig.
Drachen finden sich in der Bibel schon sehr früh, allerdings werden sie eher als Schlange denn als Drache gesehen. Das Wort Drache stammt aus dem altgriechischen drákōn δράκων ‚Drache‘ und meint eine große Schlange. Ursprünglich meint das Wort »der scharf Blickende« und bezeichnet vielleicht ein Wesen, das alles sieht und damit weise ist.
Drachen müssen nicht unbedingt so aussehen wie auf den Darstellungen der Drachen, die in unserem Kulturkreis üblich sind. Meistens sind es solche Drachen, wie sie der Heilige Georg oder Siegfried tötet. Bei der Arbeit an diesem Buch war ich von der Darstellung der Drachen in China und Japan regelrecht geblendet. Obwohl ich mich jahrelang mit der griechischen Mythologie befasst hatte, war ich der Meinung, es gäbe im griechischen Mythos keine Drachen. Aber dann hatte ich ein Gespräch mit einem Nürnberger Stadtrat, der aus Griechenland stammt. Er meinte, dass es ja so viele Drachen in der griechischen Mythologie gäbe. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: die großen schlangenartigen Wesen in der Bibel und im griechischen Mythos sind selbstverständlich auch Drachen.
Die erste Erwähnung in der Bibel von Schlangen, die eigentlich Drachen sind, findet sich im Schöpfungsbericht, der Genesis. Es gibt zwei unterschiedliche Schöpfungsberichte in der Bibel. Von der Entstehungsgeschichte des Textes ist der erste Bericht der jüngere, obwohl er in einem altertümlichen Stil verfasst ist. Offenbar wurde er als eine Art Korrektur dem zweiten, älteren Bericht vorangestellt. Der erste Schöpfungsbericht beginnt:
Bereshith bara elohim et hashamajim v’et ha‘arez,
/ v’ha‘arez hajtah tohu vavohu ...
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. / Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal. / Finsternis über Urwirbels Antlitz. / Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser.1
Hier wird die Übersetzung des jüdischen Philosophen Martin Buber zitiert, weil sie sehr sinnlich und anschaulich ist. Die Erde war Irrsal und Wirrsal, hebräisch: Tohu va vohu . Es ist keine Schöpfung aus dem Nichts. Die Erde war tohu - wüst, wa - und, vohu - wirr. Alles war schon da, aber es war ungeordnet und wirr. Wenn ich auf meinen Schreibtisch schau, verstehe ich manchmal das Tohuwabohu ganz unmittelbar. Leer ist der jedenfalls nicht!
Buber übersetzt den Anfang sehr dynamisch mit »Braus Gottes«. In der Einheitsübersetzung heißt es: »Der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.« Der »Geist« ist die ruach , der Atem Gottes, der aber nicht sanft und mild schwebt. Manchmal reißt die ruach , die einen Propheten trifft, förmlich in der Schau Gottes empor wie ein gewaltiger Sturm. Buber deutet in der Tradition des Judentums das Geschehen der »Schöpfung« als einen Dialog zwischen Gott und der Welt. Deshalb schwebt der Geist nicht neutral auf dem Wasser. Er schwingt dynamisch über dem Wasser - von Angesicht zu Angesicht. Gott, der hier noch keinen Namen hat, sondern einfach mit dem Wort Elohim - dem Plural von El - Gott oder eine unbekannte Macht - gerufen wird, ist im Dialog mit dem Tohuwabohu:
Gott sprach: Licht werde! Licht ward.
Gott sah das Licht, dass es gut war.
Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis.
Gott rief dem Licht: Tag! und der Finsternis rief er: Nacht!
Die ‚Schöpfung‘ geschieht wie ein Dialog. Gott ruft: »Licht!« Und das Licht antwortet: »Da bin ich!« Gott, oder besser Elohim macht das Licht nicht, er ruft es heraus. Und er trennt und ordnet das Licht und die Finsternis und gibt beiden ihre Namen. Genau so hat Elohim es viel später mit Moses getan, als der den brennenden Dornbusch sah und hinzu trat. Da rief eine Stimme aus dem Dornbusch: »Mosche, Mosche!« und Moses antwortet: »Da bin ich!«
Wir können Elohim nicht einfach mit dem Personalpronomen ER ansprechen. Vielleicht - oder sogar sicher - ist Elohim genauso auch SIE.
Im ersten Schöpfungsbericht, Genesis 1 heißt es über die Entstehung des Menschen lapidar:
Gott sprach: / Machen wir den Menschen in unserem Bilde nach unserem Gleichnis! / ... Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, / männlich, weiblich schuf er sie.2
Zweigeschlechtlichkeit Gottes verstanden. Im Sohar, einem heiligen Buch der Kabbala heißt es:
»Männlich und weiblich hat er sie geschaffen.« Darum ist ein Geistbild (ein Bild, das wir uns von der Natur des Geistes bilden) in dem nicht männlich und weiblich vereinigt sind, nicht himmlischer Art.
...An einem Orte, wo sich nicht ein Männliches und ein Weibliches vereinigt finden, schlägt der Allheilige nicht seinen Wohnsitz auf und auch der Segen findet sich nur an einem Orte, der männlich und weiblich vereinigt.3
Der männliche Teil ist für die Mystiker El oder Elohim4, der weibliche die Schechina. Im ersten Schöpfungsbericht wird niemals der Name Gottes genannt, es wird immer nur von El - Gott gesprochen. Die Schechina ist ursprünglich die »Einwohnung« Gottes bei seinem Volk. Gott wohnt in einem Zelt, das den wandernden Israeliten immer voraus getragen wird. Wenn das Zelt aufgestellt ist, wohnt Gott in diesem Zelt, indem er unsichtbar auf dem Thronsitz der Bundeslade Platz nimmt. In der mystischen Deutung ist Schechina der weibliche Gegenpart zum männlichen El. Deshalb ist der Mensch als Bild Gottes ebenfalls männlich - weiblich.
Das Weibliche ist untrennbar vom Männlichen, darum wird es genannt ‚meine Taube, meine Reine‘ (Hohes Lied). Lies nicht: ‚Meine Reine‘ sondern ‚mein Zwilling‘.
Der Mensch ist erst dann ein Ganzes, wenn sich das Männliche und das Weibliche verbinden, sei es im Geiste oder in der Liebe:
Wenn sie sich dann verbinden, erscheinen sie als ein Körper wahrhaftig. Daraus folgt, dass das Männliche allein nur als ein halber Körper erscheint und ebenso das Weibliche. ... Erst wenn sie sich verbinden, werden sie zur Einheit. Und wenn sie sich zur Einheit verbunden, freuen sich alle Welten, weil von einem vollkommenen Körper Alle Segen empfangen. ... Was darum nicht männlich und weiblich enthält, wird ein halber Körper genannt. Es kann kein Segen walten an einem makeligen, mangelhaften Dinge, sondern nur an einem vollkommenen Ort und nicht an einem ‚halben‘, denn ‚halbe‘ Dinge können in Ewigkeit keinen Segen aufnehmen.5
Das ursprünglich fast partnerschaftliche Verhältnis zwischen Gott und den Menschen zeigt sich darin, dass Gott dem Menschen seine Fähigkeit gibt, den Dingen einen Namen zu verleihen und es damit zu dem zu machen, was es ist. Zugleich überträgt Elohim dem Menschen die Erde. Es gibt hier keine Erwähnung des Verbotes, von einem bestimmten Baum zu essen. Vielmehr heißt es nur:
Hier gebe ich euch / alles samensäende Kraut, das auf dem Antlitz der Erde all ist, und alljeden Baum, daran samensäende Baumfrucht ist. / Euch sei es zum Essen, / und allem Lebendigen der Erde, allem Vogel des Himmels, / allem, was auf Erden sich regt, darin lebendes Wesen ist, / alles Grün des Krautes zum Essen.6
Es ist keine Rede von irgendeinem Verbot oder einer verbotenen Frucht. Davon wird erst im zweiten Bericht erzählt. Im zweiten Schöpfungsbericht werden dann zwei besondere Bäume erwähnt. Der Erste ist der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, der Zweite ist der Baum des Lebens.
Im zweiten Schöpfungsbericht, der unmittelbar in der Anordnung der Heiligen Schrift folgt, wird die Geschichte von der Erschaffung der Menschen völlig anders erzählt. Es ist nicht mehr von Gott - Elohim die Rede. Hier wird immer der nicht aussprechbare Name JHWH geschrieben, der bei der Lesung ersetzt wird durch schamayim (Himmel) oder ha-schem (‚der Name‘) oder adonai (Herren), weil der Name nicht ausgesprochen werden durfte. Adonai ist so wie Elohim ein Plural . Der Plural Adonai ist wohl eine ehrfürchtige Form der Anrede. Aber für hochgestellte Menschen wird immer nur der Singular Adoni verwendet. Es ist keine Rede davon, dass es nur einen El gibt. In den sogenannten Zehn Geboten wird auch nicht ausgeschlossen, dass es keine anderen Götter gibt, »Du sollst lediglich keine anderen Götter neben mir haben.« Schon bald wird JHWH einen Widerpart haben, nämlich hütet. Auch sie war eine EL, ursprünglich wohl eine babylonische Gottheit.
Der zweite Schöpfungsbericht ist der bekanntere der beiden. Er beginnt mit den Worten:
Am Tag, da ER, Gott, Erde und Himmel machte, / noch war aller Busch des Feldes nicht auf der Erde, / noch war alles Kraut des Feldes nicht aufgeschossen, / denn nicht hatte regnen lasser ER, Gott über die Erde, / und der Mensch, Adam, war keiner, den Acker zu bedienen.
Hier wird Gott nicht mehr nur mit Elohim angesprochen, es erscheint zugleich der unaussprechbare Name JHWH. JHWH formt zunächst den Adam - ādām , den Menschen aus ădāmāh , „Ackerboden“. Es ist nicht mehr das »dialogische Prinzip«, wie Martin Buber es nannte, das im ersten Bericht vorherrscht. Dort geschieht die gesamte Schöpfung in einem Dialog: »Gott sprach: Licht werde! Licht ward.«. Das Werden des Lichtes ist die dialogische Antwort auf den Anruf Gottes. Das ist dieselbe Erfahrung, die Moses am brennenden Dornbusch machte. Er hört aus dem brennenden Dornbusch die Stimme, die ihn mit Namen anspricht und er antwortet: »Da bin ich!« Das Licht wird angerufen und antwortet: »Da bin ich!« Erst später nennt Elohim dem Moses am brennenden Dornbusch seinen Namen JHWH. Das ist eine Zusage, dass Moses auf diese Elohim vertrauen kann. Zugleich aber deutet Elohim seinen Namen als »Ich werde da sein bei Dir!« und als »Ich werde da sein, als der ich da sein werde!« Die erste Deutung ist die Zusage, dass sich Moses auf diesen JHWH verlassen kann. Aber zugleich ist eine Art Herrschaftsverhältnis gegeben, denn JHWH entzieht sich sofort wieder. Moses wird niemals wissen, in welcher Form oder Gestalt oder Gewalt sich JHWH zeigen wird. »Ich werde dasein als der ich dasein werde« sagt, dass niemand jemals wissen wird, wie JHWH künftig da sein wird.
Im zweiten Schöpfungsbericht herrscht ein ganz klares Herrschaftsverhältnis zwischen JHWH und dem Menschen, den er aus Erde schafft. Beim Propheten Jesajas heißt es:
Weh dem, der mit seinem Schöpfer rechtet, / er, eine Scherbe unter irdenen Scherben. Sagt denn der Ton zu dem Töpfer: / »Was machst du mit mir?, und zu dem, der ihn verarbeitet: / Du hast kein Geschick?«7
So wie der Töpfer dem Geschirr, das er aus Ton formt, keinerlei Rechenschaft schuldig ist, weil er es aus seinem eigenen Willen und Können gemacht hat und auch wieder zerstören kann, so ist das Verhältnis JHWH‘s zum Menschen. Er kann mit ihm tun, wie es ihm beliebt. Hier ist ein eindeutiges Herrschaftsverhältnis zwischen Gott und dem, was er schafft oder geschaffen hat. ER macht Himmel und Erde und Adam, so wie der Töpfer sein Geschirr aus Ton macht . Das ist ^auch keine Schöpfung aus dem Nichts, es zeigt aber die Macht des Schöpfers über seine Geschöpfe.
E^R8 (JHWH), Gott, bildete den Menschen, Staub vom Acker, er blies in seine Nasenlöcher Hauch des Lebens ( ruach ), und der Mensch wurde zum lebenden Wesen.
Gott bläst dem Menschen seine ruach , den Lebensatem in die Nase. Solange der Mensch atmet, kann er seine Augen öffnen, die Welt erkennen und sie mit seinen Worten, die vom Lebensatem gebildet werden, preisen. Diese Idee ist verwandt mit dem griechischen Wort für πνευµα pneuma - ‚Geist‘. Ursprünglich ist pneuma der Atem, der durch die Nase und die Kehle strömt, und mit dem der Mensch die Worte formt. Durch die Worte kann er die Welt beschreiben und rufen und kommt so zur Erkenntnis. So kann Pneuma nicht nur den Atem, sondern auch der Geist meinen, der die Welt erkennt und die Dinge benennt.
Gott pflanzt nun den Garten Eden, der ostwärts liegt:
Er, Gott pflanzte einen Garten in Eden, Üppigland, ostwärts,
und legte darein den Menschen, den er gebildet hatte.
Er, Gott. ließ aus dem Acker allerlei Bäume schießen,
reizend anzusehen und gut zu essen,
und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum
der Erkenntnis von Gut und Böse.
Es gibt also zwei Bäume im Paradies, den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis. Kaum hat Gott dem Menschen den Lebensatem eingeblasen, als er auch schon das berühmte Verbot ausspricht.
ER 9(JHWH), Gott, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, / ihn zu bedienen und ihn zu hüten. / ER, Gott, gebot über den Menschen, sprechend: / »Von allen Bäumen des Gartens magst essen du, essen, / aber vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, / von dem sollst du nicht essen, / denn am Tag, da du von ihm issest, musst sterben du, sterben.« Offenbar darf der Mensch von allen Bäumen essen, nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Der Baum des Lebens erweckt offenbar überhaupt kein Interesse beim Menschen, denn er ist ohnehin im Paradies und er weiß nicht um seine Sterblichkeit. Es besteht also keinerlei Veranlassung, vom Baum des Lebens zu nehmen. Erst nach der Vertreibung aus dem Paradies sehnt sich der Mensch nach den Früchten des Baumes des Lebens. Aber die sind nun unerreichbar.
Auch im griechischen Mythos und in vielen anderen alten Kulturen gibt es den Baum des Lebens, der meistens goldene Früchte hervorbringt. Die Früchte sind golden, also eigentlich nicht essbar. Oder bezeichnet die goldene Farbe nur den reifen Zustand der Früchte? Im Paradies jedenfalls besteht keine Notwendigkeit, von diesem Baum zu essen.
Aber der Mensch ist nun - anders als im ersten Schöpfungsbericht - nicht männlich / weiblich. Oder ist er es doch, allerdings in der Form, dass beide Seiten in ihm vereint sind, er also - wie Gott - beides ist: männlich UND weiblich? In der jüdischen Mystik gibt es die Auffassung, dass der Mensch am Anfang zwar beide Seiten in sich enthält, aber ihm fehlt das Weibliche als Gegenpart, weil er es in seinem Rücken hat, und er es somit nicht sehen kann.
Darum macht Gott ihm einen »Gegenpart«, der ihm gegenüber steht.
ER, Gott, sprach: / »Nicht gut ist, dass der Mensch allein sei, / ich will ihm eine Hilfe machen, einen Gegenpart.« .../ ER senkte auf den Menschen Betäubung, dass er entschlief, / und nahm von seinen Rippen eine und schloss Fleisch an ihre Stelle. / ER, Gott, baute die Rippe, die er vom Menschen nahm, zu einem Weibe und brachte es zum Menschen.
Der Mensch sprach: »Diesmal ist sie‘s! / Bein von meinem Gebein, Fleisch von meinem Fleisch! / Die sei gerufen Ischa, Weib, /denn von Isch, vom Mann ist sie genommen.«
Nun steht dem ‚Menschen‘ die Frau gegenüber von Angesicht zu Angesicht. Gott macht keinen neuen weiblichen Menschen aus dem Acker, so wie er vorher den Adam aus dem Acker gemacht hat. Er formt ihn aus der Rippe, die er dem Menschen entnimmt. Es ist oft schon bemerkt worden, dass die mondhafte Rippe ursprünglich weiblich ist, und dass die Frau als Urmutter eigentlich älter ist als Adam. Aber in der kabbalistischen Betrachtung war der Mensch eben zunächst Mann UND Frau, bis Gott den weiblichen Anteil entnimmt und beide gegenüberstellt, damit sie sich nun erkennen können. Das Erkennen, dass man zusammengehört, ist erst nach der Trennung möglich! Es ist wie der Dialog Elohims mit dem Licht: Beide stehen sich als Gegenpart gegenüber. Wenn der Mensch ursprünglich männlich / weiblich ist, kann er das Weibliche bzw. das Männliche in sich nicht erkennen. Das kann er erst, wenn er unterschieden und getrennt ist. Es gibt aber noch eine andere Deutung der Erschaffung Evas.
DIESMAL ist sie‘s? In der jüdischen Tradition wurde schon früh vermutet, dass Adam offenbar schon zuvor eine andere Frau gehabt haben musste, die aber nicht (mehr?) genannt wird. Diese erste Frau war der weibliche Teil aus dem ersten Schöpfungsbericht, in dem Gott den Menschen als männlich / weiblich nach seinem Bilde geschaffen hat. Diese erste Frau Adams ist nach der jüdischen Tradition die Lilith, die als das weibliche Abbild Gottes Partnerin des männlichen Abbildes Adam gewesen ist. Die offenbar zweite Frau Adams ist nicht mehr als Ebenbild Gottes geformt, sie stammt vom Mann ab, aus dessen Rippe sie geformt wird. Und Adam nennt sie zunächst auch nicht bei ihrem Namen Chawwa, Leben. Mit dem Namen, der in unserer Sprache als Eva gesprochen wird, ruft Adam sie erst nach der Vertreibung aus dem Paradies. Vorher heißt sie Ischa, die »Männin«.
Zur Vertreibung aus dem Garten Eden kommt es erst nach dem »Sündenfall«, bei dem Ischa den Adam überredet, von der verbotenen Frucht zu essen. Ischa ihrerseits wird von der Schlange verführt, von der verbotenen Frucht zu nehmen, die kein Apfel ist. Die Frucht des Baumes ist vermutlich eher eine Feige - das Sinnbild für den weiblichen Schoß. Nach diesem ‚Sündenfall‘ bekleiden sich denn auch beide mit einem Feigenblatt.
Die Schlange sprach zum Weibe (Ischa): / »Sterben, sterben werdet ihr nicht, / sondern Gott ists bekannt, / dass am Tag, da ihr davon esset, eure Augen sich klären / und ihr werdet wie Gott, erkennend Gut und Böse.«
Bild 2 Eva und die Schlange Lilith
Lukas Cranach