Pierre Bayle
Verschiedene Gedanken über den Kometen
Impressum
Covergestaltung: Johannes Krüger
Digitalisierung: Gunter Pirntke
ISBN: 9783955014261
2014 andersseitig.de
andersseitig Verlag
Dresden
www.andersseitig.de
info@new-ebooks.de
(mehr unter Impressum-Kontakt)
Vorrede des Verfassers
Erster Teil
1. Die Veranlassung zu dieser Schrift
2. Welcher Lehrart man sich hier bedienen wird
3. Daß die Vorbedeutungen der Kometen auf seichten Gründen beruhen
4. Von dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit der Dichter
5. Von der Glaubwürdigkeit der Historienschreiber
6. Daß die Geschichtsschreiber gern Abschweifungen machen
7. Von dem Ansehen der Tradition
8. Warum man das Ansehen der Philosophen nicht berührt hat
9. Erster Grund, wider die Vorbedeutung der Kometen: Es ist gar nicht wahrscheinlich, daß sie die Kraft haben sollten, auf der Erdkugel etwas hervorzubringen
10. Ob sie außer dem Licht noch sonst etwas herabschicken (I)
11. Ob ihr Licht etliche Stäubchen ablöst (II)
12. Wie groß wohl die Wirksamkeit ihres Lichtes sein kann (III)
13. Daß die Dünste ebenso schwer sinken wie auf steigen (IV)
14. Daß die Ausdünstungen der Kometen nichts wirken würden, wenn sie gleich bis auf die Erde kämen
15. Widerlegung der er, die da sagen, dieses sei unmöglich, oder die da behaupten möchten, daß die Einflüsse nicht aus kleinen Stäubchen bestünden (V)
16. Zweiter Grund: Daß, wenn die Kometen auf der Erdkugel etwas wirken sollten, solches ebensowohl Glück als Unglück sein könne
17. Dritter Grund: Daß die Astrologie, als die Ursache der besonderen Prophezeiungen der Kometen, eines der lächerlichsten Dinge von der Welt ist
18. Von dem Ansehen der Astrologie bei den alten Heiden
19. Von dem Ansehen der Astrologie bei den heutigen Ungläubigen
20. Von dem Ansehen der Astrologie bei den Christen
21. Von dem Ansehen der Astrologie in Frankreich
22. Daß durch das allgemeine Vorurteil von der Astrologie das Ansehen fallen muß, welches sich nur auf die Menge der Anhänger gründet
23. Vierter Grund: Wenn es auch wahr wäre, daß allemal auf die Erscheinung der Kometen viel Unglück erfolgt sei, so kann man doch nicht sagen, daß dieselben ein Zeichen oder eine Ursache davon gewesen
24. Fünfter Grund: Es ist falsch, daß nach der Erscheinung der Kometen mehr Unglück als sonst erfolgt ist
25. Ob es glückliche oder unglückliche Tage gibt
26. Die Meinung der Heiden von glücklichen oder unglücklichen Tagen
27. Widerlegung der Meinung bei den Heiden
28. Woher es kommt, daß man an gewissen besonderen Tagen Schlachten gewinnt
29. Was man denen antworten muß, die die Vorbedeutungen der Kometen mit Exempeln bestätigen
30. Daß gewisse Namen nichts Unglückliches mit sich führen
31. Großer Aberglaube der Heiden in Ansehung der Namen
32. In welchem Sinne ein Name dem andern vorzuziehen ist
33. Wie stark der fünfte Grund gegen die Vorbedeutung der Kometen streitet
34. Nötige Anmerkungen für diejenigen, die der Sache eigentliche Beschaffenheit wissen wollen
35. Vergleich der Jahre, die auf die Kometen von 1665 gefolgt sind, mit denen, die den Kometen von 1652 vorhergegangen
36. Krieg zwischen den Türken und Venezianern
37. Krieg der Spanier mit den Portugiesen
38. Krieg der Engländer mit den Holländern
39. Krieg der Franzosen mit den Spaniern
40. Daß Spanien wohl täte, wenn es die gesamten Niederlande fahrenließe
41. Glück des Jahres 1668
42. Beilegung der Streitigkeiten zwischen den Jesuiten und Jansenisten
43. Erwägung der Unglücksfälle, die in den sieben Jahren, die man untersucht bat, vorgefallen sind
44. Unglücksfälle, die seit 1645 bis 1652 in Europa vorgefallen
45. Sechster Grund: Daß der allgemeine Wahn der Völker von keiner Wichtigkeit ist, um den bösen Einfluß der Kometen zu beweisen
46. Exempel einiger allgemeiner unbegründeter Meinungen
47. Was die wahre Ursache vom Ansehen einer Meinung ist
48. In der Weltweisheit müsse man nicht nach den meisten Stimmen urteilen
49. Wie lächerlich es ist, wenn man sich um die Ursachen einer Sache, die nicht da ist, kümmert
50. Aberglaube der Alten in Ansehung der Sonnen-und Mondfinsternisse
51. Abergläubische Gedanken der Neueren bei den Verfinsterungen
52. Daß die Verfinsterungen nichts Unglückliches verursachen können
53. Daß die Verfinsterungen nicht ein Zeichen irgendeines Unglücks sein können
54. In welchem Sinn eine natürliche Wirkung ein Zeichen von etwas sein könne
55. Anmerkungen, wie man erkennen kann, ob etwas ein von Gott geschicktes Zeichen ist
56. Anwendung dessen auf die Kometen, was von den Verfinsterungen gesagt wurde
57. Siebenter Grund, aus der Gottesgelehrtheit hergenommen: Daß, wenn die Kometen üble Vorboten wären, Gott Wunderwerke getan haben würde, um die Welt in der Abgötterei zu bestärken
58. Daß die Kometen das Böse nur als Zeichen vorbedeuten können
59. Daß die Kometen nicht Zeichen bevorstehender Übel sein können, es sei denn, daß sie durch ein Wunderwerk hervorgebracht wurden
60. Ungereimte Folge, die daraus entstehen würde, wenn die Kometen durch ein Wunderwerk hervorgebracht würden
61. Die Teufel unterhielten den Aberglauben durch Hervorbringen von allerhand Wunderzeichen
62. Daß die Heiden nichts getan, was den Zorn Gottes versöhnen gekonnt, wenn sie Wunderzeichen gesehen
63. Die Teufel waren Ursache, daß man viele Wirkungen der Natur für Wunder ansah
64. Warum ich das Zeugnis der Poeten für mich anführe
65. Wie die Menschen für sich selbst gewisse Dinge als Wunderlichen hätten ansehen können
66. Daß dasjenige, was man Wunder nennt, ebenso natürlich ist wie die allergemeinsten Dinge
67. Von dem entsetzlichen Aberglauben der Heiden bei Gelegenheit der Wunder
68. List des Teufels, den Aberglauben bei den Heiden zu unterhalten
69. Daß die Heiden ihr zugestoßenes Unglück der Nachlässigkeit in einigen Stücken ihres Götzendienstes, niemals aber ihren Lastern zugeschrieben
70. Anwendung der obigen Anmerkungen bei dem aus der Theologie genommenen Grunde
71. Wie abscheulich die Abgötterei in den Augen Gottes ist
72. Daß die Ursache, warum die Kometen vor Christi Geburt nicht üble Vorboten sein können, noch jetzt gilt
73. Von der abscheulichen Abgötterei der heutigen Heiden
74. Daß die Kometen besondere Merkmale haben, woraus man schließen kann, daß sie nicht Zeichen sind
75. In was für Sinn man sagen könne: Gott bedrohe diejenigen, die er nicht strafen will
76. Es ist falsch, daß diejenigen Völker, welche nach dem Erscheinen der Kometen glücklich gewesen, solch ihr Glück durch ihre Bekehrung verdient
77. Daß die Kraft des Gebets einiger weniger guter Leute in der wahren Religion in den falschen Religionen nicht statthat
78. Notwendige Abschweifung
79. Achter Grund: Die Meinung, als ob die Kometen Vorboten allgemeiner Drangsale wären, ist ein altväterischer Aberglaube der Heiden, der durch das Vorurteil des Altertums sich in die Christenheit eingeschlichen und darinnen beibehalten wurde
80. Von der großen Neigung der Menschen, zukünftige Dinge zu wissen und ihre Wirkungen
81. Daß die Staatsverständigen den Aberglauben der Vorbedeutungen unterhalten haben
82. Daß die Lobredner vieles zur Unterhaltung des Aberglaubens, in Ansehung der Vorbedeutung, beigetragen
83. Zu wieviel Dingen ein Komet hat dienen müssen
84. Warum die Christen in Ansehung der Kometen ebendas Vorurteil haben, das bei den Heiden anzutreffen war
85. Einführung verschiedener heidnischer Zeremonien in das Christentum
86. Daß die falschen Bekehrungen der Heiden viele Irrtümer in das Christentum einführten
87. Von der Neigung der Menschen, es mit der herrschenden Religion zu halten, und was das der wahren Kirche für Schaden bringt
88. Anmerkung über die gegenwärtigen Bekehrungen der Hugenotten
89. Beweise der wirklichen Einführung der heidnischen Irrtümer in das Christentum
90. Warum die Kirchenväter diejenigen nicht verdammt haben, welche die Vorbedeutungen der Kometen glaubten
91. Es ist unrecht, diejenigen zu tadeln, welche nicht sogleich glauben, daß eine Wirkung ein Wunderwerk ist
92. Auf welche Weise die Gnade der Natur zurechthilft
93. Wie sehr die Christen von den Vorbedeutungen eingenommen wurden
94. Wie stark die Geschichtsschreiber in das Wunderbare verfallen, z.B. Karl des Fünften seine
95. Wenn man sagt: Die Kometen bedeuten das Absterben der Könige, so macht man den gehörigen Unterschied nicht unter denen, deren Tod nachteilig ist, und unter denen, deren Hinscheiden nichts Böses nach sich zieht
96. Verfolgung der spanischen Großsprecherei bei dem Lobe Karls des Fünften
97. Erinnerung an die französischen Geschichtsschreiber
98. Widerlegung des französischen Geschichtsschreibers, welcher behauptet, daß es Wunderzeichen vor dem Tode König Heinrichs des Vierten gegeben
99. Neue Proben der Neigung, so die Christen haben, die Wunderzeichen und Vorbedeutungen zu glauben
100. Neue Anmerkung, um zu erweisen, daß das Alter und die Allgemeinheit einer Meinung nicht ein Merkmal der Wahrheit ist
101. Überzeugender Beweis des Irrtums, darin man sich in Ansehung der Vorbedeutungen befindet
102. Erster Einwurf wider den aus der Gottesgelehrtheit hergeleiteten Beweisgrund: Gott habe Kometen hervorgebracht, damit die Heiden seine Vorsehung erkennen und nicht Gottesleugner werden möchten
103. Erste Antwort: Gott tut nicht Wunder, um ein Verbrechen durch Einführung eines anderen zu hintertreiben, z.B. die Gottesleugnung durch Aufrichtung des Götzendienstes
104. Zweite Antwort: Es ist niemals nötig gewesen zu verhindern, daß die Gottesverleugnung nicht anstatt der Abgötterei aufkommen möchte, und die Kometen hätten es auch nicht verhindern können
105. Von der wundersamen Neigung der alten Heiden, die Zahl der Götter zu vermehren
106. Dritte Antwort: Wenn es auch zu fürchten gewesen wäre, die Atheisterei möchte die Stelle der Abgötterei einnehmen, so hätte doch Gott nicht Wunder tun dürfen, um jene zu verhindern
107. Die Wirkungen der Natur konnten die Gottesleugnung verhindern
108. Die Staatskunst konnte ebendasselbe verhindern
109. Der Vorteil der Priester konnte es auch verhindern
110. Wie gern es die Völker geglaubt, daß die Wunderzeichen nicht natürlich zugegangen
111. Daß das Priestertum und die weltliche Oberherrschaft zuweilen vereinigt gewesen
112. Von der Sorgfalt, diejenigen zu züchtigen, welche die Religion verachteten
113. Daß die Teufel die Abgötterei lieber sehen als die Gottesleugnung
114. Vierte Antwort: Daß die Gottesleugnung nicht ein größeres Übel ist als die Abgötterei
115. I. Beweis: Die Unvollkommenheit ist ebenso schlimm, wenigstens für die Natur Gottes, wie das Nichtsein
116. II. Beweis: Die Abgötterei ist nach den Kirchenlehrern unter allen Verbrechen das größte
117. III. Beweis: Die Götzendiener sind gewissermaßen wahre Gottesleugner gewesen
118. IV. Beweis: Die Kenntnis Gottes dient einem Götzenverehrer nur dazu, daß seine Laster abscheulicher werden
119. V. Beweis: Die Abgötterei macht die Bekehrung der Menschen schwerer als die Gottesleugnung
120. Vergleiche, die das erläutern
121. Es ist schwer, daß diejenigen, welche lange Zeit etwas geliebt haben, das Gegenteil zu lieben anfangen sollten
122. VI. Beweis: Weder Verstand noch Willen sind bei den Götzendienern besser beschaffen als bei den Gottesleugnern
123. Erwägung des Urteils, das die Heiden über Gott fällten
124. Betrachtung über das Lächerliche der heidnischen Religion
125. Man muß von der heidnischen Religion nicht nach demjenigen urteilen, was die Poeten davon gesagt haben
126. Unordnung, die durch christliche Poeten verursacht wurde
127. Welches der öffentliche Gottesdienst unter den Heiden und deren Ehrerbietung für die Tradition gewesen
128. Man muß von einer Religion nach dem Gottesdienst urteilen, den sie eingeführt hat. Gedanken über das Buch des Herrn Bischof von Condom
129. Die Gemütsbeschaffenheit der Gottesleugner, mitdem Sinn der Götzenverehrer verglichen
130. Daß diejenigen, welche unter den Heiden sehr gottlos gelebt, keine Atheisten gewesen
131. Was die Kenntnis eines Gottes unter den Götzendienern für eine Wirkung hat
132. Daß die Götzendiener die Atheisten in dem Verbrechen der beleidigten Majestät Gottes übertroffen
Zweiter Teil
133. VII. Beweisgrund: Die Gottesleugnung verleitet den Menschen nicht notwendigerweise zur Verderbnis der Sitten
134. Daß die Erfahrung dawider streite, wenn man durch den gemachten Schluß beweisen will, daß die Kenntnis eines Gottes die lasterhaften Neigungen eines Menschen bessere
135. Warum der Unterschied zwischen demjenigen, was man glaubt, und zwischen demjenigen, was man tut, so groß ist
136. Daß der Mensch nicht nach seinen Grundsätzen handelt
137. Warum gewisse Zeremonien ordentlich beobachtet werden
138. Exempel, welche dartun, daß die Meinungen nicht die Richtschnur der Handlungen sind
139. Man kann nicht sagen, daß diejenigen, welche nicht nach den Grundsätzen ihrer Religion lebten, nicht glaubten, daß ein Gott ist. I. Beweisgrund dessen, hergenommen von dem Leben der Soldaten
140. II. Beweis, hergenommen von den Unordnungen der Kreuzzüge
141. Betrachtungen über den Umstand, da einige Ungläubige den Christen vorgeworfen: ihre Religion diene nur dazu, feige Memmen zu machen
142. III. Beweis, von der Aufführung verschiedener Weibspersonen hergenommen
143. Was man aus dem Bisherigen für Lehrsätze ziehen kann
144. Daß die Gottesleugner und Götzenverehrer durch einerlei Grundsatz zum Bösen angetrieben werden
145. Daß diese Quelle bei den Götzendienern sowenig verbessert wurde wie bei den Gottesleugnern
146. Daß eine gesunde Theologie uns zeigt, die Verderbnis der Natur ist bei den Götzenverehrern so groß wie bei den Gottesleugnern
147. IV. Beweis, von den Teufeln und Hexenmeistern hergenommen, daraus man abnehmen kann, daß die allerverruchtesten Leute von dem Dasein Gottes überzeugt bleiben
148. V. Beweis, den man findet, wenn man eine allgemeine Untersuchung des gewöhnlichsten Benehmens der Menschen anstellt
149. VI. Beweis, von der Ehrerbietung hergenommen, welche, wie man sagt, viele gottlose Buben gegen die Jungfrau Maria gehabt haben
150. Gedanken von einer Schrift des P. Rapin
151. Ob es wahr ist, daß an fürstlichen Höfen viele Atheisten angetroffen würden
152. Besondere Betrachtung über die Gedanken Ludwigs XI.
153. Daß der Hof niemanden vor dem Aberglauben noch vor den Irrtümern des Pöbels bewahrt
154. Von dem Aberglauben Alexanders des Großen
155. Unordnungen und Eifer des französischen Hofes im letzten Jahrhundert
156. Eifer der großen Herren in Frankreich gegen die Protestanten
157. Sehr wichtiger Grund, die Notwendigkeit der Gnade zu erweisen
158. VII. Beweis, von dem öfteren Genuß des Abendmahls hergenommen
159. Bestätigung ebendieser Sache
160. Daß diejenigen, welche die Verderbnis der Sitten dem geschwächten Glauben zuschreiben, das Verbrechen verkleinern, anstatt daß sie es schrecklicher machen sollten
161. Mutmaßungen von den Sitten einer Gesellschaft, die etwa ohne Religion wäre
162. Daß die menschlichen Gesetze die Tugend bei unzähligen Personen verursachen. Die Unkeuschheit ist ein Exempel davon
163. Die Mannspersonen sind in Ansehung der Ehre empfindlicher als die Weibspersonen
164. Welches gewöhnlichermaßen die wahren Ursachen der Keuschheit des Frauenzimmers sind
165. Was für Nachteil die Unkeuschheit, die unter den Christen herrscht, der christlichen Religion bringt
166. Kennzeichen, daran man ersehen kann, ob man etwas aus Liebe zu Gott tut
167. Welches die wahre Ursache ist, warum eine Sünde gewöhnlicher ist als die andere
168. Gedanken über die Gewohnheit zu lügen und übel nachzureden
169. Ob die Menschen recht haben, wenn sie glauben, daß die Unkeuschheit ein geringeres Verbrechen ist als der Totschlag
170. Gedanken über die Bosheit, welche sich oft bei der üblen Nachrede befindet
171. Warum die Rache und der Geiz so gemeine Leidenschaften sind
172. Ob eine Gesellschaft von Atheisten Gesetze des Wohlstandes und der Ehrbarkeit einführen würde
173. Daß die Meinung von der Sterblichkeit der Seele das Verlangen, seinen Namen unsterblich zu machen, nicht verhindert
174. Exempel, welche geigen, daß die Gottesleugner in der Unreinigkeit der Sitten es andern nicht zuvorgetan haben
175. Wollüstige Leute geben sich nicht leichtlich die Mühe, gegen die Religion zu lehren
176. Daß der Mensch sein Leben nicht nach seinen Meinungen einrichtet
177. Was die Ursache ist, warum man sich die Atheisten außerordentlich gottlos vorstellt
178. Ob man einen Begriff von der Ehrbarkeit haben kann, wann man keinen Gott glaubt
179. Daß ein Gottesleugner ruhmbegierig und ehrgeizig sein kann
180. Daß das Exempel der Lucretia und ihresgleichen augenscheinlich erweise, daß die Religion unter den Heiden die Begriffe, die sie von der Ehrbarkeit gehabt, nicht verursacht hat
181. Neue Anmerkung, daraus man ersehen kann, daß die Menschen nicht nach ihren Grundsätzen handeln
182. Da die Gottesleugnung ihre Märtyrer gehabt hat, so ist dieses ein unzweifelhaftes Merkmal, daß sie nicht die Begriffe der Ehre und Ehrbarkeit ausschließt. Betrachtung über das Verhalten des Vanini
183. Untersuchung des Einwurfs, von der Schwierigkeit, einen Atheisten zu bekehren, hergenommen
184. Woher die Schwierigkeiten zu glauben entspringen
185. Betrachtung über das Verbalten Jesu Christi gegen die Sadduzäer und Pharisäer
186. Von dem Abscheu der Juden vor Abgötterei
187. Ob noch eine andere Ursache des Unglaubens zu finden als die Neigung zum Bösen
188. Wie geschickt die heidnische Religion gewesen, Atheisten zu machen
189. Obgleich der Mensch sehr verdorben ist, so will er doch nicht, daß die Religion das Laster gebiete
190. Was die Ursache davon ist
191. Ob das äußerliche Bekenntnis der Religion, das die Atheisten tun, ihnen einigen Vorteil verschaffen kann
192. Warum man sich bei dieser Materie so weitläufig erklärt hat
193. Betrachtung über ein Traktat des Plutarchus von dem Aberglauben
194. Fünfte Antwort: Man kann kein Exempel anführen, das da erweist, Gott habe zur vermeintlichen Bekehrung eines und des anderen zur Abgötterei durch ein Wunderwerk Wunderzeichen erscheinen lassen
195. Wie behilflich zur Abgötterei und wie unnötig die Wunderwerke unter den Heiden gewesen sein würden
196. Vergeblichkeit der Bekehrung eines Epikureers zur Abgötterei
197. Daß es Irrtümer gibt, die noch gröber sind, als wenn man die Vorsehung leugnet
198. Betrachtung dessen, was bei Gelegenheit der fünfundsechzig von dem Papst verdammten Sätze vorgegangen
199. Betrachtung über die verschiedenen Arten, wie man mit den Lastern und Irrtümern verfährt
200. Daß es Irrtümer gibt, welche nicht strafbar sind
201. Woher ein Irrtum schlimmer wird als der andere
202. Hätte Gott Wunderwerke getan, um seine Güte den Heiden zu erkennen zu geben, so hätte er für die falschen Götter sich Mühe gegeben
203. Zweiter Einwurf: Die Kometen erfolgen ohne ein Wunderwerk. Gott kann bei den Ungläubigen auch Wunder tun. Gott will sich vermittels der Kometen den Menschen zu erkennen geben. Die Ausübungen der Abgötterei, die durch die Kometen verursacht worden sind, nehmen den Menschen alle Entschuldigungen
204. I. Antwort: Sollten die Kometen dasjenige, was nach ihrer Erscheinung erfolgen soll, vorbedeuten, so müßten sie notwendig durch ein Wunderwerk hervorgebracht werden
205. Verzeichnis verschiedener angenommener Meinungen, denen man folgen kann, wenn man seine Gedanken von den Kometen eröffnen will
206. Keine von diesen angenommenen Meinungen setzt eine natürliche Verknüpfung zwischen den Kometen und demjenigen, was nach ihrer Erscheinung auf dem Erdboden vorgeht, voraus
207. In was für Sinn die natürlichen Ursachen einander entweder untergeordnet sind oder nicht
208. Erläuterung dieser Lehre
209. Eine andere Erläuterung durch das System des Malebranche
210. Bekräftigung dieser Lehre durch das, was erfolgt, wenn Wunderwerke geschehen
211. Anwendung dessen, was von der ersten angenommenen Meinung gesagt worden, auf die drei übrigen
212. Daß die vierte angenommene Meinung die Verknüpfung, davon man hier redet, nicht zugibt
213. Bestätigung dieser Anmerkungen durch die Zufälligkeit der menschlichen Handlungen
214. Es liegt an nur sehr wenigem, daß die allergrößten Begebenheiten nicht verändert werden
215. Ein Mittel, wie man sich etwa einbilden könnte, daß die Kometen ordentlicherweise Vorbedeutungen abgeben
216. Widerlegung dieses Mittels
217. II. Antwort: Wenn die Kometen Wunderwerke wären, so gehörten sie in eine gewisse Klasse solcher Wunder, die Gott in dem Land der Ungläubigen nimmermehr tut
218. Was das für Wunder sind, die Gott unter den Ungläubigen tut
219. III. Antwort: Es ist falsch, daß Gott die Absicht gehabt hat, sich den Heiden als der wahre Gott zu erkennen zu geben, indem er Kometen hat erscheinen lassen
220. Das Anschauen eines Kometen macht uns nicht geschickter, die Natur Gottes kennenzulernen
221. Es gab heidnische Völker, welche eine fremde Religion nicht zugaben
222. Kurze Vorstellung dessen, was man aus den vorhergehenden Anmerkungen schließen kann
223. Ob man sagen dürfe: Gott tut eine Sache nicht, wenn man nicht siebht, daß sie einigen Nutzen hat
224. Betrachtung über den Ausspruch des Stadtrichters Cassius: Cui bono?
225. Betrachtung über die Art und Weise, wie die Verstockung des Pharao ausgelegt wird
226. IV. Antwort: Es ist falsch, daß die Heiden außer Verantwortung gesetzt wurden, indem sie sich bei Erblicken der Kometen nicht zu dem wahren Gott bekehrt
227. Die Kometen sind nicht geschickt, die Menschen zur Erkenntnis des wahren Gottes zu bringen
228. III. Einwurf: Die Kometen sind eine natürliche Wirkung und die natürliche Ursache der Unglücksfälle, welche man nach ihrer Erscheinung duldet
229. Antwort: Es ist unmöglich, daß die Kometen die wirkende Ursache der Unglücksfälle sein können, welche sie, wie man sagt, vorbedeuten sollen
230. Der Größe Gottes steht nichts besser an, als beständig nach allgemeinen Regeln zu geben
231. Betrachtung über die Unbilligkeit derjenigen, welche sich über die Glückseligkeit der Gottlosen beklagen
232. Von dem Unterschied, der zwischen den Wunderwerken und den Wirkungen der Natur, im Hinblick auf uns, anzutreffen ist
233. Daß die Merkmale der wahren Wunder den Kometen nicht zukommen
234. Ob Gott den Heiden Böses und Gutes hat widerfahren lassen, um sie zu bekehren
235. Neue Anmerkungen, welche erweisen, daß die Kometen nicht die Ursachen des zukünftigen Unglücks sind, und die man von den zufälligen Abwechslungen der menschlichen Dinge hergenommen
236. Wie klein und gering manchmal die Ursachen der größten Begebenheiten zu sein pflegen
237. Daß die Kometen an all den Leidenschaften, welche die Verschiedenheit der Begebenheiten verursachen, nicht Anteil haben können
238. Der Mensch braucht niemanden als sich selbst, um von allerhand Arten der Leidenschaften beunruhigt zu werden. Wie abergläubisch die Juden gewesen sind
239. Anmerkungen, welche erweisen, daß es unnötig ist, auf den Kometen achtzuhaben, wenn man an die folgen desselben Mutmaßungen knüpfen will, und daß man nur auf die Beschaffenheit der allgemeinen Händel, auf die Leidenschaften und Vorteile der Fürsten achthaben muß. Eine Probe von diesem Grundsatz, im Hinblick auf den Kometen 1618 und 1681
240. Beispiele einiger Staatsverständiger, welche gewisse Begebenheiten erraten haben
241. Widerlegung der Prophezeiung des Pasquier
242. Es war leicht, im Jahr 1618 einen großen Krieg in Europa vorherzusehen
243. Langsamkeit und abergläubisches Wesen in der Politik des Hauses Österreich
244. Daß die Weltbezwinger den Titel der Verfolger nicht haben haben wollen
245. Wie sehr das Haus Österreich durch die Religionsverfolgungen entkräftet worden ist
246. Was das für Prophezeiungen sind, die man jetzt ausbreitet. Herrliche Vorteile für Frankreich, Länder einzunehmen
247. Die vorteilhaften Umstände Frankreichs in gewissen Stücken
248. Betrachtung über den gegenwärtigen Zustand in Europa
249. Was vor diesem die Republiken den Monarchien für Herzeleid angerichtet
250. Wie vorteilhaft der Niemägische Friede für Frankreich gewesen
251. Betrachtung über die Regimentsverfassung in Deutschland
252. Bemühungen der Jesuiten, die Vorteile Frankreichs zu befördern
253. Von einigen Prophezeiungen, welche, wie man sagt, dem König große Eroberungen versprechen
254. Vorwand, den der König nehmen könnte, um sich der vorteilhaften Umstände zu bedienen, welche ihm das Glück anbietet
255. Ursachen, warum man sich dieser vorteilhaften Umstände nicht bedient
256. Betrachtung über dasjenige, was von gewissen Prophezeiungen erzählt wurde, die Frankreich zum Vorteil ausgesprengt wurden
257. Ob Europa jetzt mehr Ursache haben möchte, sich in Bündnisse einzulassen, als sonst
258. Ob man sich vor Bündnissen zu fürchten hat
259. Fehler der Alliierten in dem letzten Krieg
260. Wichtige Folgen einiger Bündnisse
261. Daß man sich auf den gegenwärtigen Zustand der Sachen nicht verlassen muß
262. Beschluß des Werkes
263. Kurzer Entwurf des ganzen Werkes
Zwei Ursachen, die mir wichtig zu sein schienen, verbinden mich, diesem Werk eine Vorrede vorzusetzen. Ich habe es für nötig gehalten, meinen Lesern gleich anfangs zu berichten: 1. Warum ich mich in diesem Werk allezeit der Schreibart eines Römisch-Katholischen bedient habe, es mag nun von Sachen, die in die Religion oder in die Staatskunst gehören, die Rede sein. 2. Warum diese dritte Ausgabe nicht so beschaffen ist, wie ich sie versprochen hatte.
Die Erläuterung des ersten Punktes wird man aus folgenden Zeilen sehen, darin ich einige Dinge anführe, die den Ursprung dieses Werkes betreffen.
Da ich öffentlicher Lehrer der Weltweisheit zu Sedan war, so wurde ich bei Gelegenheit desjenigen Kometen, der im Monat Dezember des 1680. Jahres erschien, von vielen neugierigen oder bestürzten Personen beständig mit hundert Fragen geplagt. Ich suchte, soviel möglich, denjenigen Mut zuzusprechen, die sich über dieses sogenannte Unglückszeichen ängstigten, allein durch alle meine philosophischen Schlüsse gewann ich sehr wenig bei ihnen. Man antwortete mir allezeit: Gott zeigte uns diese großen Luftzeichen, um den Sündern Raum zu geben, dasjenige Unglück abzuwenden, was über ihrem Haupt schwebte. Ich hielt es also für sehr undienlich, von der Sache weitläufiger zu handeln, wenn man nicht durch gründliche Folgerungen zeigen könnte, daß es den Eigenschaften Gottes zuwider sei, die Kometen zu einer solchen Wirkung zu bestimmen. Ich dachte der Sache nach und kam gar bald auf den aus der Gottesgelehrtheit genommenen Beweis, den man in dieser Schrift finden wird. Ich besann mich nicht, selbigen in irgendeiner Schrift gelesen oder jemals davon reden gehört zu haben. Dieser Schein einiger Neuigkeit brachte mich auf die Gedanken, von dieser Sache einen Brief zu schreiben, der in den Mercure galant eingerückt werden könnte. Ich gab mir alle mögliche Mühe, die Grenzen eines solchen Briefes nicht zu überschreiten, allein der Überfluß dieser Materie erlaubte mir die gehörige Kürze nicht und nötigte mich, ein anderes Mittel zu ergreifen, das heißt meine Schrift als ein Werk anzusehen, welches besonders herausgegeben werden müßte. Nunmehr zwang ich mich zu keiner Kürze mehr, ich ließ mich ohne allen Zwang über jeden Satz aus, dennoch ließ ich den Herrn Visé, Verfasser des Mercure galant, niemals aus den Augen. Ich entschloß mich, ihm mein Schreiben zu übersenden und ihn zu ersuchen, daß er es seinem Buchdrucker geben und mir entweder die Erlaubnis des Herrn de la Reinie, sofern selbige zum Druck meines Werkes ausreichend wäre, wenn nicht, einen Befreiungsbrief des Königs selbst auswirken möchte, wenn es nicht anders sein könnte. Er behielt diese Schrift eine Zeitlang bei sich, ohne den Namen des Verfassers zu wissen, und da man ihn deswegen befragte, so antwortete er: Er wüßte gewiß, daß der Herr de la Reinie es nicht wagen würde, die Folgen dieser Sache ganz allein auf sich zu nehmen, und daß man, ehe man um das königliche Privilegium anhalten könnte, zuvor die Genehmhaltung der theologischen Fakultät haben müßte, dieses aber sei eine verdrießliche, langwierige und beschwerliche Sache, daß er die Muße nicht hätte, sich damit einzulassen. Man forderte ihm also die Abschrift ab, und da die Aufhebung der Hohen Schule zu Sedan mich veranlaßte, im 1681. Jahre nach Holland zu gehen, so ließ ich den Vorsatz fahren, mein Werk von den Kometen in Paris drucken zu lassen.
Hier sieht man die Ursache, warum ich mich der Schreibart eines Römisch-Katholischen bedient und bei den Staatsangelegenheiten die Ausdrücke des Herrn Visé nachgeahmt habe. Dieses war zu einem Werk, welches in Paris gedruckt werden sollte, unumgänglich notwendig, zumal, so hielt ich dafür, die Nachahmung des Mercure galant in einigen Stücken mir entweder die Einwilligung des Herrn de la Reinie oder die königliche Freiheit desto eher zuwege bringen würde. Und da ich mir alle mögliche Mühe gegeben, daß ich nicht für den Urheber dieser Gedanken von den Kometen möchte gehalten werden (welche kurz darauf in Holland gedruckt wurden), so änderte ich in oft gedachter Schreibart gar nichts, indem ich glaubte, daß nichts als eben dieselbe vermögen könnte, das Urteil zu verhindern: Diese Schrift sei von einem Menschen verfertigt, welcher der Religion wegen aus Frankreich gegangen wäre.
Diejenigen, die sich die Mühe geben wollen, hierauf achtzugeben, werden unfehlbar alle gewünschte Erklärung finden. Noch eins muß ich sagen: Man schaltete während des Druckes (besonders bei der zweiten Ausgabe) ziemlich viele Sachen ein, welche in dem Manuskript, das man dem Verfasser des Mercure galant geschickt, nicht gestanden hatten.
Ich komme jetzt auf den anderen Punkt: Warum ich in dieser dritten Ausgabe nicht alles geleistet, was ich versprochen hatte.
Ich hatte meinen Lesern versprochen, daß diese Ausgabe mit vielen neuen Beweisen und Antworten auf die gemachten Einwürfe vermehrt werden sollte, und gleichwohl ist sie der zweiten ganz gleich. Ich habe nichts hinzugesetzt, nichts weggelassen, kurz, nichts geändert. Dieses ist aus folgenden Ursachen geschehen: Ich dachte, daß dieses Werk, welches ohnedies den Flüssen gleicht, die nur so dahinschleichen, durch einige neue Zusätze notwendig verdrießlich werden müßte. Hierdurch hätte ich meine Leser in ein Labyrinth geführt oder sie auf einen Fluß Mäander eingeschifft, und beides beliebt ihnen nicht. Ich weiß nicht, ob andere Schriftsteller die Geschicklichkeit gehabt haben möchten, ein solches Werk nach Art lebendiger Geschöpfe wachsen zu lassen, das heißt, durch eine gleiche Verteilung der Säfte über den ganzen Leib denselben allenthalben gleich zu vergrößern. Was mich betrifft, so erkenne ich mich dazu für unfähig, und also werde ich derjenigen Art nachahmen, wodurch, wie man sagt, die Natur die leblosen Körper vergrößert. Sie wachsen, spricht man, per iuxta compositum, das heißt durch eine Materie, die sich an ihre äußeren Teile ansetzt. Auf eben diese Weise werde auch ich meine Zusätze zu einem neuen Teil aufsparen, den ich besonders drucken lassen will, sobald ich mit der Arbeit meines kritischen Wörterbuches etwas weiter gekommen sein werde, daran ich noch beständig arbeite. Diesen Aufschub nehme ich mir, weil ich bei genauerer Untersuchung der Einwürfe, die man gegen die Vergleichung des Heidentums mit der Gottesverleugnung machen kann, gefunden, daß man sie alle durch die Grundsätze, die ich vorausgesetzt, und durch diejenigen Antworten, die ich bereits vorgetragen, aufheben kann. Ich kann mir also schon Zeit nehmen. Derjenige Einwurf, der der stärkste zu sein scheint und am meisten verdient, recht weitläufig auseinandergesetzt zu werden, ist derjenige, den ich im 234. Absatz untersuche. Gleichwohl weiß ich nicht, ob ich mich in dem neuen Teil, den ich hier verspreche, gar zu lange dabei aufhalten werde; denn die Sache ist ungemein kitzlig, man kann sie weder recht erläutern noch untersuchen, ohne daß man gewisse Schranken überschreitet, die man lieber gar unberührt lassen muß. Es gibt, ich weiß nicht was für ein Schicksal, daß, je mehr man von den Eigenschaften Gottes, den allerdeutlichsten und erhabensten Begriffen nach, die die Metaphysik nur hat, nachsinnt, man desto mehr einer Menge Schriftstellen gewahr wird, die einem zuwider sind. Ungeachtet, daß dieses nicht in den Sachen selbst, sondern nur in dem Unterschiede der Schreibart gegründet ist, so ist es doch schwer, diesen Widersinn auf eine solche Art zu heben, daß sie allen Gemütern ein Genüge tut. Und überhaupt darf man sich nicht wundern, wenn Leute, die keine andere Schule gehabt haben als die Eingebung und die sich allezeit nach der Fähigkeit des gemeinen Mannes haben richten müssen, was die Begriffe betrifft, die ihre Ausdrücke zu enthalten scheinen, mit solchen Schriftstellern nicht einig sind, die die Regeln der Wortableitung erlernt haben, die selbige beachten und von allen Wörtern eine richtige Erklärung geben, dieselben allezeit in ein und demselben Sinn nehmen, die nur die spekulative Besserung im Sinn haben und ihre Lehren nicht nach der Notwendigkeit einrichten, nach welcher der Pöbel durch grobe Bilder erbaut werden muß. Ich werde in meinem Wörterbuch in dem Artikel Gregorius Arimini etwas mehr hiervon sagen.
Dies ist es alles, was ich hier zu sagen gehabt. Weil aber der Drucker die folgende Seite gern voll haben will, so will ich noch eine Anmerkung hersetzen, die mir sehr geschickt zu sein scheint, den gemeinen Wahn in Hinsicht auf die Kometen zu widerlegen.
Der Krieg, welcher im Okzident vom Jahre 1688 bis ins Jahr 1697 gewährt hat, ist einer der heftigsten und kläglichsten gewesen, die man jemals gesehen. Gleichwohl ist weder kurz vorher noch während seiner Dauer irgendein Komet erschienen, vielmehr hat man im Monat September 1698 einen Kometen gesehen, als Europa schon vom Krieg befreit und im Begriff war, den Frieden zwischen den Türken und Christen wiederhergestellt zu sehen. Da haben wir also einen Kometen, der sich in derjenigen Zeit gezeigt hat, in der zwei Friedensschlüsse gemacht wurden, welche in allen Ecken von Europa die allgemeine Ruhe herstellten und den Zustand aller Sachen auf einen viel besseren Fuß setzten, einen Kometen, sage ich, der die glücklichen Zeiten wiederbrachte, da der Janustempel wieder zugeschlossen ward. Können wir es schon nicht hoffen, so wollen wir zumindest wünschen, daß selbige Zeiten, nebst einer langen Dauer, die gleichen sein mögen, welche Virgil in dem 1. Buche seiner Aeneis im 291. Verse prophezeit:
Aspera tum positis mitescent saecula bellis,
Cana fides, et Vesta, Remo cum fratre Quirinus
Iura dabunt: dirae ferro, et compagibus arctis
Claudentur belli portae. Furor impius intus
Saeva sedens super arma, et centum vinctus abenis
Post tergum nodis fremet horridos ore cruento.
Gegeben den 1. Jun. 1699
Darin hatten Sie zwar ganz recht, mein Herr, da Sie mir schrieben: Es würden diejenigen nicht lange warten dürfen, den Kometen zu einer bequemeren Zeit wiederzusehen, welche denselben nicht hatten sehen können, als er zu Ende des Novembers und mit Anfang des Dezembers sehr früh am Himmel stand. Denn er hat sich wirklich den 22. des vergangenen Monats gleich bei anbrechender Nacht wieder blicken lassen. Allein das kann ich nicht begreifen, wie Sie mir zureden können, Ihnen meine Gedanken darüber schriftlich zu eröffnen, und warum Sie mir versprechen, alles dasjenige richtig zu beantworten, was ich Ihnen davon schreiben würde. Vielleicht wissen Sie noch nicht, wieviel ein solches Zumuten zu sagen hat. Ich bin es nicht gewohnt, meine Gedanken von einer Sache ordentlich und gründlich aufzusetzen. Will ich es schon zuweilen tun, so werde ich doch gar bald anderen Sinnes, Ich gerate sehr oft auf Nebendinge. Ich verfalle auf Sachen, da man wohl Mühe haben würde, zu erraten, wie ich darauf gekommen, und es ist mir ganz was Leichtes, die Geduld eines Doktors zu ermüden, der durchgehend alles nach der Schärfe einer philosophischen Lehrart haben will. Sie überlegen es daher wohl, mein Herr, und erwägen mehr als einmal, was Sie mir zumuten. Ich gebe Ihnen vierzehn Tage Zeit, einen endgültigen Entschluß zu fassen. Diese Erinnerung und die Wünsche, die ich bei diesem Jahreswechsel für Ihr Wohlsein abstatte, sind alles, was Sie für diesmal zum neuen Jahr von mir haben sollen. Ich bin Dero
A..., den 1. Jänner 1681
Pierre Bayle
Da Sie nach vorhergegangener reiflicher Überlegung doch noch von mir haben wollen, daß ich Ihnen meine zufälligen Gedanken von der Beschaffenheit der Kometen eröffnen soll, und da Sie sich zugleich anheischig machen, dieselben nach der Schärfe zu untersuchen, so kann ich freilich nicht umhin, ich muß Ihnen dieselben aufsetzen. Nur dieses bitte ich mir von Ihnen aus, daß Sie mir erlauben, meine Nebenstunden dazu anzuwenden, und mir alle Freiheit verstatten, so zu schreiben, wie sich die Sachen meinen Gedanken darstellen werden. Sie verlangten zwar, daß ich gleich anfangs einen Aufriß machen und denselben von Stück zu Stück ausarbeiten soll. Allein das erwarten Sie nur nicht von mir, mein Herr. Das schickt sich wohl für eigentliche Skribenten, die ihre Sachen nach einer ordentlichen und abgemessenen Absicht ausführen müssen. Diese tun wohl, wenn sie sich gleich anfangs einen Entwurf zu ihrer Arbeit machen, alles in Bücher und Kapitel einteilen, sich überhaupt vorstellen, was sie in jedem Kapitel ausführen wollen, und sich in der ganzen Ausarbeitung danach richten. Ich für meine Person aber begehre kein Skribent zu sein. Sie werden mir daher erlauben, daß ich mich dieser Art der Sklaverei nicht unterwerfe. Ich habe Ihnen meine Art gesagt. Sie haben Zeit gehabt, sie zu untersuchen, ob sie Ihnen gefällt oder nicht. Fällt sie Ihnen also künftig beschwerlich, so geben Sie mir nicht die Schuld. Sie haben es so haben wollen. Doch ich schreite zu meinem Vorhaben.
Ich höre alle Tage viele Leute von der Beschaffenheit der Kometen sprechen, und obwohl ich zwar aus der Astronomie weder mein Handwerk mache noch Wissenschaft genug darin besitze, so bin ich doch gewohnt, alles sorgfältig zu untersuchen, was die geschicktesten Köpfe hiervon geschrieben haben. Soviel aber muß ich Ihnen, mein Herr, gestehen, daß mir darin nichts begründet vorkommt, als was sie dem irrigen Wahn des Pöbels entgegensetzen, der mit Gewalt haben will, daß die Kometen der Welt unzähliges Unglück androhen sollen. Ich kann es daher gar nicht zusammenreimen, wie ein so großer Doktor, als Sie sind, sich vom Strome hat hinreißen lassen, und wie Sie sich, ohne auf die Gründe zu sehen, die der kleine Haufe rechtschaffener Gelehrter für sich hat, mit dem gemeinen Mann einbilden können, daß die Kometen gleichsam Herolde sind, die dem menschlichen Geschlecht im Namen der Gottheit den Krieg ankündigen; da Sie doch die Wiedererscheinung unseres Kometen so richtig vorhergesagt und nur dieser Ursache wegen wissen sollten, daß es Körper sind, die sich nach den ordentlichen Gesetzen der Natur richten, keineswegs aber Wunderzeichen, die ohne Regeln erfolgen. Wenn Sie ein Prediger wären, so wollte ich es Ihnen noch zugute halten, denn dergleichen Gedanken sind ihrer Natur nach sehr geeignet, die prächtigsten und nachdrücklichsten Zierate der Beredsamkeit anzunehmen. Man kann Ehre damit einlegen, wenn man sie geschickt anzubringen weiß, und die Gewissen der Zuhörer werden dadurch stärker gerührt als durch hundert andere Sätze, die noch so überzeugend bewiesen wurden. Allein, da Sie ein Doktor sind, der das gemeine Volk nicht lehren darf und der seinen Verstand nur mit Sätzen der geläuterten Vernunft anfüllen soll, so will es mir gar nicht gefallen, daß Sie in diesem Stück so schlecht bewiesene Meinungen hegen und sich mit Erzählungen und Stellen aus Poeten und Geschichtsschreibern abspeisen lassen.
Man kann gar keinen seichteren Grund haben, als dieser ist. Ich will bei den Dichtern anfangen. Sie wissen, daß dieselben sich fest einbilden, sie müßten ihre Gedichte mit vielen prächtigen Beschreibungen, wie z.B. Beschreibungen der Wunderzeichen, ausschmücken und das Wunderbare in die Begebenheiten ihrer Helden überall mit einflechten, und daß sie, diese ihre Absichten zu erreichen, tausend erstaunliche Dinge voraussetzen müssen. Weit gefehlt demnach, daß ich ihnen auf ihr Wort glauben sollte, daß der Untergang der römischen Republik eine Wirkung zweier oder dreier Kometen gewesen. So würde ich nicht einmal glauben, daß dieselben zu der Zeit erschienen sind, wenn es sonst niemand als sie allein gesagt hätte. Denn man muß sich von einem Menschen, der sich vorgenommen hat, ein Gedicht zu verfertigen, schon einbilden, daß er sich zu gleicher Zeit der ganzen Natur bemächtigt habe. Himmel und Erde bewegen sich nun nicht mehr, weil er es haben will. Es geschehen Sonnen- und Mondfinsternisse oder Schiffbrüche, nur nach seinem Gefallen. Alle Elemente kommen in Bewegung, nachdem er es für gut befindet. In der Luft schweben Armeen, auf Erden wüten Ungeheuer, so viel, wie er haben will. Gute und böse Engel erscheinen, sooft er es befiehlt. Die Götter selbst sitzen auf Maschinen und warten nur, bis er ihre Hilfe nötig hat. Und da er vor allen Dingen Kometen haben muß, weil man schon hinsichtlich ihrer eingenommen ist, so nimmt er auch bei Gelegenheit, soviel er deren in der Historie findet. Trifft er da keine an, so macht er sich einige selber und gibt ihnen eine solche geschickliche Farbe und Figur, daraus man abnehmen kann, auf was für eine besondere Art der Himmel an dem Handel, von dem die Rede ist, teilgenommen. Wer wollte sich alsdann des Lachens enthalten können, wenn man gewahr wird, wie eine sehr große Anzahl von Leuten keine anderen Beweise von der Schädlichkeit dieser neuen Gestirne angibt, als daß sie die Stelle:
Terris mutantem regna cometen,
Kometen ändern oft die Lage ganzer Länder
aus dem Lucanus,
Regnorum eversor, rubuit letale cometes,
Der Länder Untergang, dies tödliche Gestirn,
erschien ganz feuerrot
aus dem Silius Italicus,
Nec diri toties arsere cometae,
So häufig brannten nie die drohenden Kometen
aus dem Virgil,
Nunquam terris spectatum impune cometen,
Wann hat sich ein Komet der Welt umsonst gezeigt
aus dem Claudian und andere dergleichen Sprüche der alten Propheten anführen.
Was die Geschichtsschreiber anbelangt, so gebe ich zwar zu, daß sie sich nicht die Freiheit nehmen, dergleichen außerordentliche Erscheinungen am Himmel vorzugeben. Allein, die meisten lassen doch so viel Belieben an der Erzählung aller der Wunder und Erscheinungen, die die Leichtgläubigkeit der Heiden in Schwang gebracht hat, blicken, daß man gegen die Klugheit verstoßen würde, wenn man ihnen alles glauben wollte, was sie uns in diesem Stück vorschwatzen. Es kann sein, daß sie glauben, ihre Sammlung der Geschichte würde allzu trocken aussehen, wenn sie die nach dem Laufe der Natur vorgefallenen Begebenheiten nicht mit unzähligen Wunderzeichen und übernatürlichen Zufällen vermischten. Oder sie erhoffen vielleicht durch diese, nach dem natürlichen Geschmack der Menschen gewürzte Abwechslung, ihre Leser beständig bei der Lust zu halten, da sie ihnen immer etwas zu bewundern darstellen, oder sie bilden sich wohl gar ein, ihre historische Erzählung würde dadurch bei der Nachwelt ein besonderes Ansehen bekommen, wenn dieselbe dergleichen wunderbare Zufälle darin aufgezeichnet finden würde. Dem sei inzwischen, wie ihm wolle, so kann man doch nicht in Abrede stellen, daß die Geschichtsschreiber nicht eine besondere Neigung haben sollten, alles, was nach Wundern schmeckt, zusammenzutragen.1 Titus Livius gibt uns hiervon einen starken Beweis in die Hand. Denn ob er zwar ein Mann von großem Verstand und einer der erhabensten Geister war, der uns eine Historie hinterlassen, die der Vollkommenheit ziemlich nahekommt, so hat er doch darin einen Fehler begangen, daß er eine unerträgliche Sammlung der allerlächerlichsten Wunderzeichen zusammengetragen, die der heidnische Aberglaube durch Opfer zu versöhnen gedachte, welches auch nach einiger Meinung2 die Ursache gewesen, warum St. Gregorius, der Papst, sein Werk zum Feuer verurteilt hat. Welch eine Unordnung erblickt man nicht in den großen ungeheuren Folianten, die die Geschichte aller unserer Mönchsorden enthalten! Scheint es nicht, als ob man sich hier ein Vergnügen daraus gemacht hätte, alles das ohne Überlegung übereinanderzuhäufen, was man sich nur von eingebildeten Wundern vorstellen kann, um nur die Freude zu haben, der Nacheiferung oder vielmehr dem Neide ein Genüge zu tun, den diese Gesellschaften gegeneinander hegen? Doch das sei nur unter uns geredet, denn Sie wissen wohl, mein Herr, dem gemeinen Volk kein Ärgernis zu geben und die Herren Patres nicht böse zu machen, muß man sich in acht nehmen, die Fehler ihrer Jahrbücher zu entdecken, und nur damit zufrieden sein, daß man sie eben nicht lesen muß.
3Ich wundere mich, wie diejenigen, welche uns so vieles von der Ähnlichkeit der Poesie und Historie vorreden, die uns auf Ciceros und Quintilians Glauben versichern, daß die Historie eine von der Scansion befreite Poesie sei, und des Lukianus Zeugnis anführen, der da sagt: Es würde das Schiff der Historie schwer und unbeweglich sein, wenn der Wind der Poesie nicht in seine Segel striche; die ferner sagen, daß man ein Poet, sein müßte, wenn man ein guter Geschichtsschreiber werden wollte, und daß der Übergang von der Poesie zur Historie ganz unmerklich sei, obgleich bisher noch niemand denselben hätte wagen wollen; ich wundere mich, sage ich, wie diejenigen, welche uns so viele herrliche Dinge erzählen, ohne zu wissen, daß Agathias4 erst ein Poet, dann ein Historikus geworden, und daß ihm diese Veränderung ebenso vorgekommen, wie wenn er aus einem Vaterland in das andere reisen müßte, nicht gesorgt haben, den Kritikverständigen Gelegenheit an die Hand zu geben, den Geschichtsschreibern vorzuwerfen, daß sie in der Tat in einer bewunderungswürdigen Sympathie mit den Poeten stünden und ebenso gerne wie diese sich mit der Erzählung von allerhand Wundern und Erdichtungen aufhielten. Glücklich sind jene zwei vortrefflichen Poeten, die an der Historie Ludwigs des Großen arbeiten. Denn da diese voller wirklicher Wundertaten ist, so können sie, ohne zu erdichten, die herrschende Neigung, außerordentliche Dinge zu erzählen, welche den Dichtern und Geschichtsschreibern so eigen ist, vollkommen sättigen.
Bei alledem bin ich doch nicht willens, mein Herr, das Ansehen der Geschichtsschreiber zu schmälern. Ich bin es gar wohl zufrieden, wenn man, ohne auf ihre Leichtgläubigkeit zu sehen, ihnen glaubt, daß wirklich so viel Kometen erschienen, wie sie aufgezeichnet haben, und daß in den darauffolgenden Jahren ebensoviel Unglück sich ereignet habe, wie sie uns berichten. Ich habe wider alles dieses nichts einzuwenden. Allein, das ist auch alles, was ich Ihnen, mein Herr, zugestehe und was Sie vernünftigerweise von mir fordern können. Wir wollen nunmehr sehen, was daraus folgen wird. Bei aller Ihrer Scharfsichtigkeit können Sie doch unmöglich daraus folgern, daß die Kometen entweder die Ursache oder die Vorbedeutung der Unglücksfälle gewesen, die sich nach ihrem Erscheinen zugetragen haben. So beweisen also die Zeugnisse der Geschichtsschreiber nur so viel, daß Kometen erschienen sind und daß darauf viel Unruhe in der Welt entstanden sei. Dadurch aber ist noch lange nicht erwiesen, daß eines von beiden die Ursache oder die Vorbedeutung des anderen gewesen sei, man müßte denn etwa zugeben, daß ein Frauenzimmer, welches auf der St.-Honorius-Gasse wohnt und niemals zum Fenster hinaussieht, da sie nicht einige Karossen vorbeifahren sehen sollte, sich einbilden könnte, sie sei die Ursache, warum Karossen vorbeifahren, oder wenigstens ein gewisses Zeichen für die ganze Gasse, daß, wenn sie am Fenster stünde, bald Karossen vorbeifahren würden.