Wie lange schon ist's her, seit die Klosterglocken von Lehnin verstummten! Seitdem der Hirt, wenn er die Abendmette hörte, den Hut abriß, die Hände faltete und aufs Knie sank, sein Angesicht im halblauten Gebet dahin wendend, von wo der Glocken Klang durch den Frieden der Wälder zitterte. Wie weit schallte der Ton, wie lieblich, lockend, tröstend dem verspäteten Wanderer. Wenn nun die dunklen Kiefern sich lichteten, und über den Dampf des Lugs die hundert bunten Giebel und Türme mit ihren goldenen Wetterfahnen, angerötet vom Abendschein, ihn gastlich anblickten, hörten die bangen Herzschläge auf; Unholde, Wölfe und Räuber hatten ihre Macht verloren. Vor dem Hirten, dem Wanderer, dem Handelsmann öffneten sich die Pforten in den dicken Mauern von festgebranntem roten Steine, und drinnen dampfte der Kessel über dem Herde den Hungernden; ein weiches Lager war für den Erschöpften gestreut, für jeden je nach Stand und Würden, für alle Frieden und Ruhe.
Es war eine schöne Zeit, sagten viele. Hat doch jedwede Zeit ihr Schönes und ihr Häßliches. Unter dem Krummstab ist gut wohnen, meinten unsere Väter, und die Glocken läuteten den Frieden ein. Die Glocken in Ehren, wir meinen heut, es sei besser, wenn der Friede überall ist und wächst, wie der Halm aus dem Boden; wenn der Friede ist, wie ein Mannaregen, der alle erquickt, die leben und atmen, als wenn er eingepfercht ist in den festen Mauern eines Kirchhofes, und die Glocken läuten am Morgen und Abend den Bangen und Verirrten in der Wildnis, daß sie eilen heranzukommen, um teilhaft zu werden, was nur wenigen beschert wird.
Die Glocke von Lehnin tönt noch heute; 's ist aber eine schwache Stimme, als schämte sie sich des kleinen spitzen Bretterhauses, das einen Turm vorstellen soll, und unten stehen noch die gewölbten Riesenmauern mit ihren bunten schönen Krenelierungen, als schämten sie sich auch des Zwerges, den der Zimmermann auf ihren Scheitel nagelte. Die hundert goldenen Wetterhähne drehten sich nicht mehr im Sonnenlichte, die bunten Dächer sind in Schutt gefallen; von den kühn gezackten Giebeln ragt nur noch ein Paar in die Lüfte, verwittert, zerfallen, und der Storch schaut von seinem Nest auf der Firste über die Verwüstung solcher Herrlichkeit. Aber die Mauern, Keller und Türme reden noch zu dem Verständigen, die uralten Linden und Rüstern schütteln ihre Schattenwipfel wie ehemals; der schwarze, fette Boden treibt Kräuter, Stauden und Aehren so üppig als je, und Friede und Sicherheit ergossen sich aus den durchbrochenen Mauern weiter, als die Glocken schallten, über das Land.
Es war ein schöner, stiller Juliabend, als die Mette von den Türmen läutete. Die Abendsonne übergoß mit ihrem goldenen Rot die alten Gebäude und die alten Bäume; aber im Kreuzgang an der Ecke glänzte ein anderes Licht von hundert Kerzen auf hohen Armleuchtern von Silber und Messing, oder in den Händen der Chorknaben, die mit wohlgekräuseltem Haar in ihren roten und weißen Festhabiten die Weihkessel schwenkten, während ein Priester die Mette las. Die Armleuchter standen im Kreis um ein steinern Ritterbild, und um die Kerzen lagen viele Personen auf den Knieen, meist edle Frauen und zarte Kinder. Die in der würdigen Matronenhaube, welche so eifrig ihren Rosenkranz durch die Finger gleiten ließ, wer hätte die Burgfrau von Ziatz nicht erkannt. Zur Linken ihr die schöne Eva mit dem Kreis von Kleinen um ihre Füße. Schwerer hätte vielleicht ein anderer zu ihrer Rechten die geistliche Frau wiedererkannt, die im Schleier ihr tiefbewegtes Antlitz verbarg. Es war ihre Tochter Agnes, die jetzt Aebtissin im Nonnenkloster zu Spandow, vom Bischof den Permiß erhalten, der Einweihung des Standbildes ihres Vaters in Lehnin beizuwohnen.
Das war das Fest, was an diesem schönen Abende im Kloster Lehnin gefeiert ward. Seltsam, daß nur so wenige zugegen waren von der andern Sippschaft; noch seltsamer, daß von den Klostermönchen gar nicht alle im Kreuzgang mitsangen und administrierten; es war ein seltenes Fest und gereichte dem Kloster zu großer Ehre. Wenn ein Bärenführer trommelte und seine Affen in den roten Jacken springen ließ, stürzten sie doch hinaus, kein Kopf blieb zurück. Die Mönche hatten vollauf an allem, nur nicht an Zeitvertreib. Und heute – was hatten sie anderes, wichtigeres zu schaffen? Der Abt selbst zeigte sich nur ab und zu; aber wenn er sich gekreuzt und geneigt und in die Responsorien eingestimmt, schlich er wieder abwärts.
Wohin? – Er ging wie ein Träumender umher, bald langsam, den Kopf zur Erde, bald hastig und die Augen nach allen Seiten. Einmal war er auf den Ringelturm gestiegen und hatte, die Hand überm Auge, in das Abendgold geschaut; ein andermal war er in den Keller gestiegen, nicht um den dicken Subprior aufzurütteln, der wieder in der Ecke lag, auf einem Weingestell, und den Abt gar nicht merkte; denn er gab schauerliche Töne von sich aus Mund und Nase, die in der Einsamkeit einen anderen erschreckt hätten. Nein, der Abt achtete gar nicht auf ihn, vielleicht weil er unverbesserlich war; auch kostete er nicht von dem goldenen Hungarwein, der in einem halbvollen hohen Spitzglase neben dem Schläfer stand. Er blieb vielmehr in der Mitte des großen Kellers und schüttelte den Kopf. Sein blaß Gesicht blickte ringsumher auf die Stückfässer, wie einer, der Abschied nehmen will von teuren Gegenständen, und er muß sie zurücklassen oder er kann nur etwas mitnehmen, und er hat die schwere Wahl. Ach, sie sind ihm alle gleich lieb. An einige klopfte er mit dem Finger; da klatschte der Wein drinnen an seine Eichenwände, und die Klagestimme des Geistes mußte der Abt verstehen; er wischte unwillkürlich mit dem Finger am Auge, und ein Seufzer stieg aus seiner Brust. Was aber sollte das? – Er legte sich plötzlich auf die Erde, da wo der Keller am tiefsten, und tippte mit demselben Finger, der sein Auge berührt, auf den Boden, ob er naß sei? Dann legte er sich auch mit dem Ohr hin und horchte. Er hörte nichts als das Schnarchen des Subpriors.
Draußen im Nebenhof, der nach dem Garten mündet, war etwas zu sehen, was keiner zu irgend einer Zeit in Lehnin gesehen. Da standen vier Säulen, über mannshoch, zwei waren gekappte, alte Lindenbäume, die anderen beiden waren von starken Ziegelsteinen oder behauenen Feldsteinen aufgemauert. Auf diesen vier Säulen schwebte in der Lust ein neugezimmert großes Schiff, gut verdeckt, mit einem Mast, nicht allzuhoch. Hinten war ein Steuer und vorn hingen zwölf lange Ruder heraus, zu jeder Seite sechs. War's eine Galeere, mit der ein Zauberer durch die Luft segeln wollte? Wie hätte man einen Zauberer in einem christlichen Kloster geduldet! Aber am Vorderteil war, von Holz geschnitzt, das Bild eines Mannes mit einer morgenländischen Pelzmütze, und um den Rand des Schiffes stand, in zierlichen Buchstaben gemalt, der Vers:
Pater Noah oramus ex profundis Salva nos ex aquis et undis!
so lateinisch auf der einen Seite, und so deutsch auf der anderen:
Vater Noah, gelobt in der Höh'.
Bete für uns in Sturm und See!
Die Arche Noah mochte wohl fertig sein, aber noch war viel Geschäftigkeit darum. Unten schwelten Feuer, und mit langen Pinseln teerten sie den Bauch des Schiffes, von dem der Schiffszimmermeister aus Brandenburg gesagt, er sei zu groß, und der Kiel werde zu tief im Wasser gehen. Aber nach langen Debatten im Konvent hatten die Mönche beschlossen, er solle bauen, wie sie es wollten, und nicht wie er es verstand. Denn in einer pergamentenen Vulgata hatte ein Pater das wahrhafte Bild der Arche Noah am Rande verzeichnet gefunden, und diese hatte gerade einen solchen Bauch. Da hatte der Zimmermann gemeint: wes Geld uns klinget, des Lied man singet. Und wenn sie ersaufen, hatte er bei sich gedacht, ist's zu spät, daß sie mir einen Prozeß an den Hals werfen.
Der, Bauch war aber nötig, wenn man sah, was schon dort im Speicher stand, in Kisten und Tonnen verpackt, so alles hinein sollte. Der Pater Küchenmeister war eben die Leiter mit einem Sacke hinaufgestiegen und trocknete sich die Stirn ab, als der Abt ihn fragte, was er hineingetragen?
»Teltower, Domine! Die Rüben müssen vor allem trocken liegen.«
Der Abt seufzte: »Werden wir denn einen Boden finden, wo wir wieder Rüben stecken können?«
Wichtiger schien das Gespräch mit dem Pater Kellermeister, nach den Mienen beider zu schließen, als sie auf und ab gingen.
»Unser schönes Rostocker«,« sagte der Pater, den Kopf schüttelnd. »Es zerfließt wie Honig auf der Zunge; gerade jetzt kommt es in Kulmination, Domine«
»Lieber Bruder,« entgegnete wehmütig der Abt, »haben wir nicht jeden Kubikfuß ausgerechnet! Für jede Kanne Bier eine Kanne Wein weniger.«
»'S ist wahr,« entgegnete der Pater, auch den Kopf sinken lassend.
Die Glocken schwiegen, die Feier im Kreuzgang war zu Ende und der Abt genötigt, seinen edlen Gästen den Abschiedsgruß zu bieten. Da floß manche Träne, als er seine in Gott geliebte Schwester, die Aebtissin, an der Hand faßte, um sie nach dem wohlverschlossenen Wagen zu führen, der sie, begleitet von vier Reisigen, nach dem Kloster zurückbringen sollte. Niemand konnte ihr ins Gesicht sehen, der edlen jungfräulichen Frau, weil der dichte Schleier es verhüllte; aber wie sie jetzt noch einmal sich umwandte, der Mutter noch einmal in die Arme flog, dann der Schwester, und, schien's doch, nicht los konnte von ihrer Brust, und wer das stille Schluchzen hörte, der mochte sich sagen: sie preist die Glücklichen, aber sie selbst ist nicht glücklich. Und wie die Kleinen, Evas Kinder, der Base noch nachliefen, bis an den Wagentritt, und sie eins um das andere aufhob und küßte und plötzlich sich abwandte und, auf den Arm des Abtes gestützt, in den Wagen sprang, da dachte mancher: die wäre auch lieber nicht Aebtissin.
»Sie wird für uns alle beten,« sprach der Abt, als er zu den anderen zurückkehrte. »Die Fürbitte einer so frommen tugendhaften Jungfrau ist bei den Heiligen oft von ganz besonderer Wirkung.«
Die Sänfte war herangebracht, darin Frau Brigitte nach dem Schlosse von ihren Knechten zurückgetragen werden sollte; sie konnte seit einiger Zeit das Fahren auf den Wurzelwegen nicht vertragen.
»Wir werden alle alt,« sagte die Edelfrau zum Abt. »Nun ich's erreicht hab', den schönen Tag, daß ich meinen Götz in Ehren gesehen, mag der Herr mich rufen; an welchem Tag es sei, daß er den Tod, der sein Diener ist, an meine Tür klopfen läßt, ich werde ruhig antworten: Herein ! Da wird er alle uns versammeln, einen nach dem andern. Nun, mein Gottfried ging voran! Ich hab's der lieben Seele, weiß Gott, gegönnt. Er war zu gut für diese Erde. Da wird er am Tore uns erwarten, weiß und rein im Himmelskleide, wie er da kniet.«
»Daß von den lieben Blutsfreunden gerad der liebste an diesem Tag Euch fehlen mußte,« sprach der Abt.
»Herrendienst geht vor Freundschaft,« entgegnete die Matrone. »Hat er mir doch wenigstens sein Liebstes auch geschickt, daß ich meine Eva und ihre Kleinen bei mir hab' Da mag er meinethalben noch recht lange ausbleiben. Nicht wahr, Ihr kleinen Schelme, Ihr bleibt gern bei der Großmutter, Ihr verlangt gar nicht nach dem Vater, der fortgeritten ist, und sich um Euch nicht kümmert.«
Die Kleinen sahen die Großmutter schlau an, drängten sich aber doch dann um die Mutter, wie sie aufzufordern, daß sie die arge Rede der Großmutter nicht dulden solle.
»Mein Herr wird nicht mehr lang säumen, bis er heim ist,« sagte Frau Eva etwas errötend. »Mir sagt's mein kleiner Finger, daß er bald hier ist,« wandte sie sich zu den Kindern, die laut aufjubelten.
»Es ist hart, wenn ein Hausherr, in solcher Zeit, auf des Fürsten Befehl in die Fremde muß, und so weit! Man sagt, der Marschall ward an des Kaisers Hof geschickt in wichtigen Dingen.«
»So ist's,« entgegnete die junge Frau zur Verwunderung der Matrone, denn Frau Brigitte hatte bisher gemeint, es sei ein groß Geheimnis, und nun sagte es Eva geradezu dem Abte heraus; aber sie hatte heute ein Schreiben erhalten, das ihr Gutes meldete, und daß ihr Herr auf der Rückkehr sei, und während der Messe, Gott verzeih ihr die Sünde, hatte sie ausgerechnet, daß er schon über Nacht an das Burgtor von Ziatz pochen könne. Davon pochte ihr Herz, und sie trieb zur Rückkehr.
»Es muß eine sehr wichtige Botschaft gewesen sein, daß unser allergnädigster Herr gerade seinen Marschall jetzt ins Reich senden mußte,« wiederholte der Abt.
War der Abt neugierig? Wenigstens in diesem Augenblicke war er es, denn es ging das Gerede, daß Joachim seinen Vertrauten nicht eigentlich in politischen Dingen an den Hof des jungen Karl gesandt, dazu gebrauchte er andere Unterhändler – auch nicht, wie einige meinten, wegen des Türkenkrieges; sondern – des Gegenstandes halber, welcher so viele tausend Köpfe im Abendlande beunruhigte, verrückte. Graf Vitus Rango, der General des Kaisers, hatte nämlich an seinen Herrn ein untertänigstes Promemoria gerichtet, daß in Anbetracht der furchtbaren Anzeichen, als welche an vielen Orten von den unterschiedlichen Personen hintereinander, in den Sternen und sonstwo, beobachtet und von den gelehrtesten und weisesten Männern dahin ausgedeutet worden, daß der Erde eine Revolution ganz nahe bevorstehe, indem der Himmel seine Schleusen öffnen und durch entsetzliche Regenströme das flache Land überschwemmen werde, daß, sei er des Dafürhaltens, beizeiten Vorsichtsmaßregeln genommen würden, um wenigstens das kaiserliche Heer in dieser Kalimität zu retten. Und des Generals Vorschlag war dahin gegangen, daß die kaiserliche Majestät auf den Bergen in ihren Staaten Magazine anlegen lasse und dieselben beizeiten zu verproviantieren Befehl gebe, damit wenn die Überschwemmung anbreche, die Truppen hinaufrücken möchten. Obwohl es dazumal keine Zeitungen gab, war die Sache doch bekannt genug geworden, und die deutschen Fürsten und Städte harrten in Ungeduld, was der hohe Rat des Kaisers darauf resolvieren werde; ja, mehr als einer hatte Abgesandte nach dem Hoflager des Kaisers geschickt, um des ehesten den kaiserlichen Beschluß zu erfahren. Die Sache mußte aber geheim betrieben werden, das war wohl erklärlich; denn dazumal hatte das Volk es noch nicht begriffen, warum zuerst für die Soldaten gesorgt werde, und dann erst für die anderen Menschen.
Was der Kaiser und sein Hofrat beschlossen, war in Deutschland noch ein Geheimnis; auch erfuhr es der Abt von Lehnin, wie geschickt er fragte, von Frau von Bredow nicht.
Fast wehmütig hatte er die Hand der alten Burgfrau beim Abschiede gedrückt: »Es weiß jetzt niemand, wann und wo er den anderen wiedersieht!«
Da hatte die Matrone sich über die Sänfte gebeugt: »Hochwürdiger Herr, das weiß kein Menschenkind zu keiner Zeit, sintemal es in des Herrn Hand steht, daß er spricht: bis hier und nicht weiter! Und wer in der Hütte von Lehm und Schilf auf seinen Knien liegt und Gott bittet: Herr, tue wie Dein Wille ist, an dem geht der Sturm vorüber, wann er den niederreißt, der sich gebettet hat auf dem allerfestesten Turme und glaubt ihm zu trotzen. Der Fürwitz und der Hochmut, hochwürdigster Herr, das sind unsere allerschlimmsten Feinde, so wir vermeinen, Gott müsse uns lieb haben absonderlich, und uns besonders in seinen Schutz nehmen.«
Es war ein heller Abend, als wolle das Licht noch nicht scheiden von der Erde. Die Bienen summten in der Lindenblüte, die ihre Düfte in die warme wonnigliche Luft ausgoß. »Es wird gut zu gehen auf dem weichen Rasen,« hatte die Burgfrau gemeint, und dieweil die Sänfte und der Wagen den längeren Weg in der Niederung einschlugen, ging Frau Brigitte über die Höhe hin und sog die Abendhelle ein, wie ein Kranker den frischen Trunk, den ihm der Arzt erlaubt. Eva ging vor ihr mit den Kleinen, die so munter und ausgelassen waren, daß es Mühe kostete, sie in Zucht zu halten. Aber auch der jungen Frau merkte man's nicht an, daß sie von einer Totenfeier kam. War's der Abendschein, der ihr Gesicht rötete, oder die Freude der Erwartung? Wenn letzteres, dann mochte sie es wohl nicht der Mutter zeigen, auf deren Zügen die ernste Stimmung dieses Tages ruhte; darum mußte sie immer hinter den wilden Kleinen jagen.
Ernst war das Gespräch, das Frau Brigitte mit dem Knecht Ruprecht pflog, der neben ihr schritt, den Spieß in der Hand, mit dem er vorhin an der Sänfte mitgetragen.
»Nein, Gestrenge,« sprach er, »nicht darum, daß Euer Stündlein schlägt, ist's, daß Ihr heller seht; aber die Welt wird nicht untergehen.«
»Aber Ruprecht, so viele gelehrte Männer, die zehnmal, noch hundertmal mehr wissen als wir –«
»Sie merken was, das ist schon richtig. Gestrenge, aber das was, ist nicht das Rechte. Wenn die Hähne schreien, wenn die Hunde Gras fressen, regnet's; wenn die Schwalben und die Krähen durcheinanderfliegen, zieht ein Gewitter an; das weiß ein Kind, und ein Ochse auch, wie denn ein Ochs manches Mal mehr weiß, als ein Mensch. Aber weiter gehen sie nicht hinein. Haben sie auch nur der Meise, dem Finken ins Nest geguckt, dem Specht, der Amsel? Auf sieben höchste Kiefern bin ich geklettert – für meine Glieder eine schwere Arbeit – aber die Brut der Fischreiher liegt da und piept mit ihren gelben Schnäblein wie in Abrahams Schoß. Und an der Havel sah ich nach den Nestern der Uferschwalben; da ist keine Unruh. Und die Fische, die müßten sich doch freuen, wenn das Wasser in die Höh' wollte. Ei, sie gehen ins Netz, sie beißen an die Angel, sie sonnen sich an der Oberfläche, sie schießen, spielen, 'ist nichts in der Natur, Gestrenge.«
»Aber was ist doch, und wo ist was, Ruprecht. Die Sterne –«
»Sind für die vornehmen Leute, Gestrenge. 'S kommt mir bisweilen mit den Sternen vor wie mit den lateinischen Worten, wenn die Stadtpfarrer damit von den Kanzeln um sich schmeißen. Das ist für die Gelahrten. Was es ist, das werden sie selbst am besten wissen, für uns ist's nichts, denn wir wissen nicht, was es ist. Nun mein' ich, der liebe Gott spräche zu uns Menschen, wenn wir's hören sollen, nur in der Sprache, die wir verstehen tun; zu jedem, wie ihm's Ohr zugeschnitten; lateinisch für die Gelahrten, und durch die Sterne für die Sterngucker. Das ist also was Apartes für sie. So nun Gott wollte, daß die ganze Welt unterginge, und wollte es durch Zeichen allen Menschen vorausgeben, damit sie sich vorsähen und Buße täten, so meine ich, würde er es durch solche Zeichen tun, die jeder verstehen kann; als wie er dazumal, da er die Welt errettet und erlöset hat von der Sünde, in seinem heiligen Evangelium so gesprochen hat, daß es jeder versteht. Denn daß Gott, wenn er die Welt zerstören wollte, es nur einigen zu verstehen gäbe, nämlich den Gelahrten und den Vornehmen, das, meine ich, kann nicht sein, weil sonst Gott nicht Gott wäre, der für alle ist, und nicht für einige.«
»Du hast schon recht, und das ist gottlos Unterfangen, wenn einer jetzt noch meint, ihn sollte Gott besonders lieb haben und ihm besonders einen Wink geben wollen, als wie dem Lot und dem Noah; da wir doch durch Christus alle gleich sind und wiedergeboren in der Gnade; und die Sterne, um die wollte ich mich auch gar nicht kümmern; aber in der Kreatur, Ruprecht, regt sich was. Woher käme denn die Unruhe, woher schlüge ihnen das Gewissen! Irgendwo muß es an die Glocke geschlagen haben. Der Abt ist nicht der einzige, so sich ein Schiff baut.«
Da sie inne hielt, wie um Luft zu schöpfen, blieb er auch stehen und stützte sich auf den Spieß, den er mit beiden Händen festdrückte, als wollte er ihn in die Erde bohren.
»Es hat schon irgendwo geschlagen. Aber haben's die unschuldigen Kindlein gehört, die Junker und Frölen da, die jetzt dem Eichhorn nachspringen möchten und in die Hände klatschen, oder hat's das Eichhorn gehört; seht wie es in den Zweigen spielt, als wär's noch im Paradies, aber Ihr, gnädige Frau?«
»Was meinst Du damit?«
»Ich meine, daß die alle sich nicht fürchten; aber die sich fürchten, die haben die Glocke schlagen gehört, und die Glocke ist das böse Gewissen. Denen rauscht es im Ohr wie Wasser. – Der Mönch in Wittenberg hat stark an der Glocke gerissen.«
Beide schwiegen eine Weile, bis die Edelfrau ihn bedenklich ansah: »Ruprecht, hast Du's auch bedacht?«
»Denken tue ich nicht viel, aber ich hab's gewittert. Der Geist der Unruh ist in sie gefahren seitdem; allüberall. Die Geistlichen sind jetzt wie die Bienen, wenn sie schwärmen gehen.«
»Er hat sich gegen den heiligen Vater auch aufgelehnt! Alle Geistlichen, nicht bloß die schlechten, sagen, er geht doch zu weit. Wenn er nun ein Ketzer wäre!«
»Ein Ketzer mag er schon sein; ich weiß nur nicht eigentlich, was ein Ketzer ist. Bei den Sperlingen und den Lerchen hat's keine, auch nicht bei den Fischen und Fröschen, bei den Rehen und Hirschen erst gar nicht. Nur bei dem Vieh, was mit dem Menschen zusammenkommt; da schlägt ein Tier aus, eins stößt mehr als das andere und ist bissig.«
»Siehst Du, 's hat auch räudige –«
»Schafe, ja. Einige meinen, das kommt vom vielen Scheren her. 'S ist mir überhaupt so, wenn ich die Schafe ansehe, als wären's verdorbene Tiere, und das mag wohl herrühren vom Umgang mit den Menschen. Manches Mal, wenn ich so 'nem Schaf recht ins Gesicht seh', ist mir, als wär's der oder der.«
»Schäme Dich!«
»Schon gut. Aber seht nur die große Herde, ich meine die Mönche, und Clerici und Pfarrer und Meßner. Wo sind denn die Böcke geblieben? Lassen sie nicht alle die Köpfe hängen! Und warum verbrennen sie ihn nicht wie den Huß! Wenn sie auf die Trommel schlagen wollen, wie bedächtig streifen sie die Aermel zurück, wie sehen sie erst nach hinten und allen Seiten. 'S ist nicht mehr die Art von sonst. Das böse Gewissen schoß ihnen in den Nacken; es steht hinter ihnen wie die Roggenmuhme und schlingt die Arme um sie, und preßt sie auf die Brust; und wenn sie fluchen, kommt's wie Angstgeschrei raus. Wer in Sünde und Mammon und Ungerechtigkeit erstickt, der schreit um Rettung, der sieht die Wasser steigen, darin er ertrinken wird, und der mag Boote und Schiff bauen; ob sie aber den Sturm aushalten, das weiß ich nicht.«
»Ruprecht, laß uns ein Vaterunser beten für den Doktor Luther, daß er kein Ketzer wird. Ich hab' den Mann lieb. Möchte ihn wohl mal mit Augen sehen.«
Nach dem stillen Gebete gingen sie schweigend weiter. Aus dem Dorfe, dessen Kirchturm einen langen Schatten über die Niederung warf, daß er bis an ihre Füße reichte, tönte die Abendglocke.
»Der Pfarrer,« warf Frau Brigitte hin, »der drüben läuten läßt, soll auch wittenbergsch denken.«
»Wenn sie uns nur die Glocken lassen. Gestrenge! Das übrige findet sich schon.«
Aber die Ruhe fand sich nicht. Immer wieder kehrte ihr Gespräch zur Unruhe zurück, welche alle ergriffen hatte. Und der Landesherr, war er nicht auch davon angesteckt, erzählte man sich nicht, daß die Medici ihm ausdrücklich befohlen, alle Tage auf der Jagd zu liegen, damit das schwarze Blut sich nicht setze.
»Woher kommt nun das schwarze Blut einem Fürsten, der hat doch alles, was er wünscht.«
»Alles!« erwiderte der Knecht, und zeigte auf das Spiel des kleinen Georg, der nach dem Schatten eines Baumwipfels mit den Händen schlug, wie nach einem Schmetterling; er traf aber nie, denn der Abendwind fing den Gipfel des Baumes drüben an zu bewegen.
»Wie's nur mit der Luckenwalder Jagd gewesen ist!« sagte die Edelfrau. »Das weiß doch kein Mensch nicht, und seitdem ist's so mit ihm.«
Knecht Ruprecht wußte es; auf seinem Gesichte stand es geschrieben.
»Er hat einen Werwolf gesehen!«
Die Burgfrau kreuzte sich.
»Wer einen Werwolf sieht und bringt ihn zum Stehen, da muß der Wolf ihm Rede stehen, und sich verwandeln und ihm zeigen, wer er ist; und alles Geheime, und das Zukünftige sieht er.«
»Bewahre uns der Herr in Gnaden!«
»In der Luckenwalde! Heide war's, wo er ein groß wild Schwein ankommen sah. Der Markgraf folgte ihm, wie er ist; und wie er drüben von allen seinen Dienern fortgekommen, stand das Schwein in einem Morast, und Joachim auch, und ringsum heulte der Wind im Schilfe; und keine lebendige Seele, als die Raben in der Luft, und kein Weg, nicht vorwärts, nicht zurück in dem glitzernden Morast. Und da machte der Eber kehrt und wies dem Fürsten seine Hauer. Der aber stieß ihm den Spieß in den Rachen, daß die eisenbeschlagene Esche krachte. Und da sprühte das Tier Feuer aus dem Rachen, und der Spieß brannte und Joachim sah, es war kein Eber mehr, es war ein Wolf. Hätte er da losgelassen, er wäre verloren gewesen. Aber er ließ nicht los, ob doch das Feuer ihm schon bis an die Finger brannte. Das war der Werwolf, den er zum Stehen gebracht und gezwungen hat, daß er sich ihm zeige, wer er war!«
»Und wer war's?«
»Das weiß niemand. Die vom Gefolge sagen jetzt, es sei ein wilder Köhlermensch geworden, der den Kurfürsten aus der Verwilderung geführt. 1 Aber sie sagen nur, was ihnen geheißen ist, das sie wieder sagen sollen. Das ist gewiß, der Markgraf hat den Werwolf gesehen, und von ihm Dinge gehört, davon das Haar ihm kraus ward, von dem, was ist und was kommen wird; und da ist der Werwolf in ihn gefahren, das ist die Unruhe, und er weiß nicht, was er tun soll.«
»Eva, was ist Dir?« sprach die Mutter, denn Eva hatte es mit angehört und ward rot, und schien ganz unruhig.
»Die Kinder sind so wild – man kann sie gar nicht halten.«
»Die lieben Kinder! Die spielen ja nur mit dem Schatten.«
Auch Eva schien mit den Schatten zu spielen, die von drüben immer länger, immer stärker, je tiefer die Sonne sank, herüberfuhren. Sie ließ die Kinder sich tummeln, sie ging allein am Rande der Niederung, auf deren anderer Seite sich wieder nackte Hügel erhoben; ein anderer Weg nach dem Kloster führte darüber hin. –
«Sie denkt an ihren Mann,« sagte die Mutter. »Sie glaubt gewiß, er wird heute schon heimkehren. Eva ist auch eine Träumerin worden.«
»Wes Blut und Herz rein bleiben, hat Witterung wie der Vogel in der Luft,« entgegnete Ruprecht. »Das ist noch keine böse Kunst, das ist der unverdorbene Sinn in der Menschennatur, der auch den Hauch fühlt aus der Ferne und weiter sieht, als das Auge trägt.« Dabei sah er auf einen Punkt, wo Staub aufwirbelte. Man hörte Roßgewieher und Hufschläge. Der letzte Strahl der untergehenden Sonne, oder war es schon nur ihr Luftbild, beleuchtete bald die Stahlhaube, dann den Küraß eines Reiters, der über den Hügelweg trabte. Jetzt schnitten sich die Linien von Roß und Reiter scharf ab gegen den Horizont. Er war es, nur durch eine breite Niederung getrennt, über die ihre Stimme nicht drang; der Wind war entgegen, und ob auch ihr Blick hinüberflog, seiner fand nicht hinüber. Er hoch am Abendrote, sie tief am Saume eines Waldes. Sie hob die Arme, sie wehte mit dem Tuch, er hätte doch das Leuchten ihrer Augen sehen können; er sah nicht, sein Roß wieherte mutig und vorüber flog die Erscheinung des Ritters.
Die Großmutter winkte den Kleinen und hielt sie bei der Hand; dem Knechte nickte sie mit freudigem Blicke zu, daß er sehe, wie ihre Tochter dem Manne Zeichen machte, und da er sie nicht sah, ging sie eine Weile mit seinem Schatten und schien vergnügt, wenn er ihr Gesicht traf.
»Schau, wie die Eva spielt!«
»Das ist schon ein gut Spiel mit dem Schatten,« erwiderte der Knecht, »so wir nur wissen, daß der Schatten ein Wesen hat, und das Wesen ist uns nah, und wir wissen, daß wir's fassen und erreichen mögen.«
Das Getön der Abendmette neckte sich in den Wäldern von Lehnin mit dem Horn der Hifthörner. Wo zwischen den goldumsäumten Eichen eben der Hirt niedergesunken, rauschte der Hirsch auf; wo jener die rauhen Finger zum Gebet verschlungen, reckte dieser lauschend das stolze Geweih; wo jener, Andacht auf den Lippen, die Augen schielen ließ dahin, von wo die Jagd anbrauste, stürzte dieser schon, den Kopf halb zurück, ins Dickicht; wo die Glocken der Kirche den Frieden Gottes über die Natur ausläuteten, riefen die Waldhörner des Fürsten den Krieg auf.
Aber es war das letzte Hauchen eines Sturmes; der heiße Tag ging zu Ende, die Jagdlust hatte ausgerast, es war des Blutes genug geflossen. Als der Luftzug, der durch das Gestell ging, den Schall des Abendgeläutes Joachims Ohr zugetragen, senkte er den Speer, er hielt das Pferd an. Aus dem Sattel war er gesprungen und warf sich zu Boden, sein Gefolge kniete hinter ihm; dem Hirsch war ein Tag Leben geschenkt.
»So nahe daran, wo meine Väter schlafen!« sprach der Fürst, als er sich aufgerichtet und sah in das Gold, das durch die Zweige auf sein blasses Gesicht fiel.
»Ja, durchlauchtigster Herr, dort liegt Kloster Lehnin.«
»Nach Lehnin!« gebot Joachim. »Des Mordens ist heut genug!«
Er saß im Sattel; auf dem Wege sprach er kein Wort. Der Herr Abt von Lehnin schien wenig erfreut, als die Hörner vom Ulmengange schmetterten, und die Ankunft des hohen Gastes in sein Zimmer vermeldet ward. War's doch schon ein Tag der Unruhe gewesen, und er saß über alten Papieren und Rechnungen, und die vielen Zahlen, die er zum Abschluß bringen wollte, flimmerten vor seinem blassen Gesichte.
Da gingen zwei blasse Gesichter nebeneinander durch den Kreuzgang. In dem schön gewölbten, mit kostbarem Schnitzwerk und seltenen Teppichen belegten Fremdenzimmer ruhte der hohe Fürst; aber er sprach nicht wie ein Weidmann zu tun pflegt, der von langer Jagdarbeit kommt, dem Imbiß zu, welcher rasch aufgetragen worden, bis die Köche die Abendmahlzeit zugerichtet hätten.
»Spürt Ihr hier schon von der Ketzerei?«
Der Abt zuckte die Achseln: »Man merkt's nicht eben, und –«
»Wenn Ihr's merkt, drückt Ihr ein Auge zu.«
»Gnädigster Herr!«
»Ihr seid ein kluger Mann, Abt. Das ist die Klugheit der heutigen Welt.«
»Womit haben wir die schwere Zeit verdient, frage ich mich oft im stillen Gebet.«
»Hundertdreizehn Dörfer gehören Eurem Kloster?«
»Es sind auch kleine Vorwerke darunter, viele haben sehr mageres Land.«
»Und wenn sie einmal Euch magere Zinshühner aussuchten, würde Eure Küche leiden. Darum ist's besser, nicht allzuscharf auf die Finger zu sehen, oder – nach dem Gewissen zu fragen.«
»Mein gnädigster Herr und Kurfürst, nur von zweien Pfarrern weiß ich, daß sie die neuen Schriften lesen; von den Kanzeln ist noch nichts zur Ungebühr vorgefallen.«
»Ich weiß, Ihr seid aus einer altbrandenburgischen Familie, die sind keine Freunde vom Neuen.«
»Wenn auch vordem einige unter uns zweifelten –«
»So gingen Euch die Augen auf.«
»Wir schauderten, daß Gott so etwas zulassen könne.«
»Und? – Ihr schaudert noch und ringt die Hände. Und dann legtet Ihr Euch des Abends zu Bett, und standet morgens auf; aßet zu Mittag, zu Abend, auch vorher zur Vesper, legtet Euch wieder schlafen, und ein Tag wie der andere.«
»Die Anklage ist schwer, durchlauchtigster Herr, aber sie trifft uns nicht.«
»Euch nicht, den Bischof nicht; sie trifft keinen. Wir alle lassen Gott einen guten Mann sein, wie das Volk sagt. Singt, betet, eßt, trinkt, seufzt, klagt nur fort; Gott tut das übrige, wenn es der Teufel nicht vor ihm tut.«
»Davor uns der Herr in Gnaden bewahre.«
»Schlage Du mit der Hand gegen den Wind, blase gegen das Feuer, stemme Dich mit der Brust gegen den Strom, wenn nicht alle zusammenhalten!«
»Deine Diener sind immer Deines Wortes gewärtig.«
»Um die Buchstaben zu zählen; und wenn der letzte abgezählt, werft Ihr Euch hin, Ihr habt ja Eure Pflicht abgetan; was weiter kümmert Euch nicht. Ich klage Euch nicht an, Abt, Ihr seid ein Mann, nicht schlimmer wie die andern; ich klage die Menschheit an. Ich will ja keine Sklaven, keine Diener des Blickes, ich will freie Menschen, die freiwillig handeln –«
»So sollen sie Eure Befehle vollziehen, das wissen wir.«
»Wenn alle wie ich dasselbe wollten, das Gute fühlten; wenn in allen der Funke loderte; es wäre anders, es stände besser. Was helfen mir diese Werkzeuge, die mich nicht verstehen, und wenn sie mich verstehen, so tun sie's ungeschickt. Meines Willens muß ich mich schämen, wenn ich sehe, was durch diese Instrumente zur Tat wurde. Es ist nicht mehr meine Tat. Als er das Aeußerste gewagt, als er die Bulle verbrannte, gegen Rom den Handschuh warf, seine freche Faust sogar gegen das Haupt des Papstes ausstreckte, da doch glaubte ich, Gesetze, Befehle seien unnötig. Eisen und Feuer und Ketten bedürfe es nicht, jeder werde zugreifen, es werde sich von selbst tun. O ja, sie erstarrten, sie rissen den Mund auf, sie schlugen die Arme über den Kopf zusammen, und was ist geschehen? Dicke Bücher haben sie nachgeschlagen, Verordnungen citiert, disputiert, reskribiert. Das deutsche Reich müßte in einer Zornesflamme auflodern, daß gerade Germanien diese Schmach getroffen! – Wo ist der Brand, der die Mißgeburt in einem Feueranhauch zu Asche verkohlte! Irrlichter, nichts als Irrlichter –«
Joachim war aufgesprungen, er leerte den vollen Pokal mit einem Zuge.
Der Wolf, von dem der Knecht Ruprecht gesprochen, war nicht gewichen. Wohin er ihn trieb? – Was eilte der Abt erschrockenen Blickes durch die Hallen, was läutete er an der Glocke, was flüsterte er diesem zu, was befahl er jenem? Fackeln wurden angezündet, das alte rostige Schlüsselbund durch den Pater Guardian vom Mauernagel geholt. Wer hätte es erwartet, daß Markgraf Joachim, von der Jagd einsprechend im Kloster, ehe er den Abendimbiß einnahm, in die Gruft hinuntergeführt sein wollte, wo seine Vorfahren ruhten?
Auf den Stufen zum Gewölbe blieb der Kurfürst stehen; die Luft fuhr aus der schwer geöffneten Eisentür kalt und dumpf ihm entgegen, die vorangeschickten Fackeln brannten trübe und der Zugwind warf ihre Flammen zurück.
»Es beliebt Euer Durchlaucht vielleicht, daß ich das Gewölbe vorher eine Weile lüften lasse.«
»Luft!« wiederholte der Fürst. – »Ja, Luft von innen!« setzte er leise hinzu. »Wer zu den seligen Geistern tritt, muß sich von der eigenen Schuld entlastet haben.«
Beim letzten Schimmer des Abendrotes, der durch die bunten Kirchenfenster drang, hatte der Kurfürst vor dem Abt gebeichtet, als er jetzt mit festem Ttitt hinabstieg. Die Eisenpforte schlug hinter ihm zu. Es war niemand als der Herr des Hauses und des Landes im Gewölbe, das ßwei an die Wand gesteckte Fackeln erhellten. So ging er schweigend langsam zwischen den metallenen Särgen, die alten Inschriften lesend, die Bilder auf den Deckeln betrachtend. Nur die Nachteulen schwirrten, vom Widerhall der Tritte aufgeschreckt, um das Fackellicht.
»Das das bittere Erbe des alten Fluches, Abt, daß unsere Schwäche, das Bewußtsein der eigenen Sündhaftigkeit, Blei an unsere Flügel hängt, und gerade dann, wo wir uns der Sonne schon nahe wähnten.«
Er hatte die Hand, wie um sich zu stützen, auf die Schulter des Abtes gelegt; er blickte ihn freundlich an, als wollte er die rauhen Worte vorhin durch Vertrauen gut machen.
»Euer kurfürstliche Gnaden haben als ein treuer Sohn der Kirche ein so vollständiges Bekenntnis von Dero Irrungen in den Schoß des unwürdigsten Knechtes derselben abgelegt. Ihr habt darauf die Absolution empfangen, und wenn Ihr des ernsten Willens Euch bewußt seid, die auferlegte Buße zu erfüllen, so steht Ihr rein und entsühnt vor diesen großen Toten.«
»Wenn ich den Witwensitz hier einrichte, wie Frau Elisabeth ihn wünscht! Ist das Buße?«
»Eure Sünden waren nur Schwächen der Natur. Mäkelt nicht und zweifelt nicht, Fürst, wenn die Kirche spricht. Das ist der Weg zur Ketzerei. Als Mensch konnte ich irren, wie Ihr jetzt irrt, wenn Ihr meint, was Ihr an der durchlauchtigsten Kurfürstin verschuldet, sei damit zu gering gebüßt. Aber nur der Mensch rechnet; die Kirche rechnet nicht, ihr Maß ist nicht von dieser Welt.«
»Ich beichtete nicht alles,« sprach Joachim nach einer Weile. Er hatte sich auf einen der Särge niedergelassen, das sorgenschwere Haupt im Arme stützend.
»Beichtet dann noch hier, mein Sohn, insofern Eure Gewissensskrupel anders sind, als derlei vage Vorstellungen und Luftgebilde, wie schauerliche Orte sie nur zu oft unseren aufgeregten Sinnen eingeben, und wir halten die Traumgespinste für Wahrheit.«
»Das Volk sagt, ich sei ein Schwarzkünstler. Auch den weisen Lehrer meiner Jugend, den gelehrten Trittheim, beschuldigte der Unverstand verbotener Kenntnis. Was kann der Verständige dafür, wenn er tiefer in die Geheimnisse der Natur blickte, als wohin das blöde Auge der Menge folgt. Auch die Sterne hat doch Gott am Himmel ausgestreut; wozu sonst, als daß wir darin lesen sollen? Zeigt mir die Stelle in den heiligen Schriften, wo es untersagt wäre.«
»Mein durchlauchtigster Fürst, der Mensch sündigt so mannigfaltig, als wie der Apostel sagt, daß der Wege zum Himmelreich viele sind. Zu große Gewissenhaftigkeit, ein immerwährendes Drängen zum Beichten wie zum Genuß am Tische des Herrn, wäre eine Schwäche der Natur; es könnte auch zur Sünde werden. Auch muß ein Fürst mehr wissen als sein Volk; er hat daher das Recht, die Pflicht sogar, besondere Wege zur Erkenntnis zu suchen.«
»Denn niemand sagt ihm die Wahrheit.«
»Wenn Ihr also nicht offenbar mit Schwarzkünstlern –«
»Vor langen Jahren sah auch ich in Berlin den Doktor Faust.«
»Den sahen und hörten viele, ohne darum an ihrer Seele Schaden zu leiden. Wiewohl es außer Zweifel ist, daß Satan ihm den Hals umdrehte, was zu Bretten in der Pfalz geschehen, und er mit ihm zur Hölle gefahren, so meinen doch viele, daß Faustus in früheren Zeiten nicht der schwarzen Magie gehuldigt; vielmehr nur einen Naturgeist, einen spiritum familiarem, um sich gehabt, der ihm gehorchen mußte; was die Kirche allerdings nicht billigt, indessen sah sie oft sich genötigt, die Augen zuzudrücken, da auch fromme Männer, selbst von ihren Würdenträgern, dieser sogenannten weißen Magie pflegten. Der berühmte Mönch Scotus, auch der Mönch Baco, vieler anderer nicht zu gedenken, hatten Verkehr mit Erdgeistern. Auch von Berthold Schwarz, der das Schießpulver erfunden, will man solchen Umgang behaupten. Wenn die Gelahrtheit es unentschieden läßt und die Kirche es ignoriert, ob diese Männer selbst durch solche Verbindung mit Elementargeistern Schaden litten, so doch keineswegs die, welche durch sie Vorteil zogen. Wenn nun der Doktor Faust erst in seinen späteren Jahren, da er sich jener Mittel nicht genügen ließ und, durch Fürwitz und Uebermut gestachelt, einen Bund mit der Hölle schloß, wofür jener verrufene Geist Mephistopheles ihm zu Diensten geschickt ward, so können doch seine vorigen Handlungen nicht als so durchaus sündhaft gelten, daß auch andere, die ihn zu Rate zogen, darum straffällig waren. Vor wie manchen hohen Potentaten hat Faust den Spiegel der Zukunft enthüllt. Und hat er nicht dem durchlauchtigsten Herzog von Parma richtig verkündet –«
»Mir verkündete er, mein Leib werde nicht in Lehnin bei meinen Vätern ruhen!« unterbrach der Kurfürst.
Der Abt erblaßte: »Und warum nicht!«
Joachim schien ihn nicht zu hören: »Laß doch sehen! In meinem Testament hab' ich's verordnet,«
»Und was sah mein Fürst weiter?«
Der Abt fuhr vor einem zornigen Blicke zurück: »Pfaff! Meine Beichte anhören, hieß ich Dich. Mein erlauchtes Haus wird vor einem höheren Stuhle beichten, wenn der Herr gebietet.«
Es war nur das Aufzucken einer Flamme, die dunkle Glut loderte fort. Joachim reichte dem Abt wieder die Hand, er zog ihn näher wie zum Schutz vor den Schauern der Einsamkeit und der Gedanken, die wie Irrlichter vor dem inneren Auge gaukelten.
»Den Tod fürchte ich nicht, der mich ablöst von dem schweren Werke. Willkommen könnte ich ihn heißen; es drückt oft zu schwer auf meine Schultern – Wohltaten säen, Undank ernten, nie verstanden! Das Gold Messing, Weizen in den Flugsand!«
»Euer Durchlaucht sind noch von der Jagd erhitzt und es weht schaurige Kühlung.«
»Wenn sie kühlte! – Meine Beichte ist nicht aus. Wenn nun die Aufgabe selbst, wenn auch die Saat Spreu wäre vor dem ewigen Auge! – Wär's ein heißes Fieber gewesen, eine Krankheit, die keiner verstand, ein tolles Wüten nur des empörten Blutes –«
»Gnädigster Herr, verlaßt die Gruft.«
»Ich sah einen anderen Magus, einen schwärzeren Schwarzkünstler. O! er malte, daß die Farbe abfiel, der Glanz der Sonne schwärzte, – die schönen Linien, die edlen Formen, die hohen Münster, die zauberhaft verschlungenen Rosetten, die schlanken Pfeiler, – Tiaren, Purpur, Königsthrone, Schönheit, Anmut, die Wunder aller Menschenschöpfung, wurden Zerrgebilde, hohläugige Gespenster, zerknickte Aehrenfelder, grau, Asche, Müll –«
»Gnädigster Herr!«
»Verirrungen der Natur, so weit das Aug' reicht, so weit der Sinn zurück denkt, so weit er vorwärts denkt. – Wenn das wäre, für Generationen hinaus zu sündigen, Kinder um Kinder erzeugen, zu erziehen zur Lüge, zum Spiele mit dem, das wir nicht finden!«
»Herr, welch ein greulicher Ketzer atmete diese Giftbilder in Deine Seele?«
»Einer, gegen den alle Ketzer, so die Kirche jemals strafte, demütige Lämmer sind. Sankt Peters Dom, Sankt Markus und Stephans, Kölns, Straßburgs Wundermünster, Aristoteles Weisheit und des großen Karl heilige Krone, sagt Abt, wenn alles nun nur Bilder gewesen wären, so unsere durstige Einbildungskraft sich schuf, um in Verzückungen davor zu knieen, Götzen, die wir uns geknetet und bemalt, je schöner, kunstreicher, so ärgerlicher, lästerlicher der Trug! – Alles, um unsere Schwäche vor uns selber zu verbergen, daß unser Auge nicht in die Sonne schaut, daß unsere Lunge den reinen Hauch des Aethers nicht verträgt! Wie der Molch nur im Kerkerduft, atmeten wir, die er nach seinem Aetherbilde schuf, nur in dem Dunstkreis, im Pesthauch unserer sündlichen Begierden! Da schwillt das Lichtflämmchen zum Feuerklumpen an – das sind die Nebelriesen! Und all dies, von uns stoßen sollten wir es; eine Hülle, eine Schale, einen Schleier um den anderen fortreißen, abkratzen die Farbe, die in Haut und Blut gedrungen, um den Kern zu finden!«
»Um seines Vorwitzes willen ward Adam aus dem Paradiese gejagt.«
»Und das Paradies die Natur! und unsere Aufgabe – dies Paradies wiederzugewinnen. Arm zu werden an allem, was wir zu erwerben glaubten; unseren gewähnten Reichtum in den Abgrund stoßen! – Diese Steine, diese Metallplatten, auch sie lügen! Ist dies mein Vater Johannes? Eine Fratze! – Ich kannte seine milden, schönen Züge, und doch in hundert, in fünfzig, vielleicht auch in zwanzig Jahren, wo keiner mehr lebt, der ihn gesehen, werden sie dies Bild konterfeien und schwören, es sei der wahre Johannes Cicero. Und jene unförmlichen Steinklumpm, die Ottonen! Sahen so die Askanier aus! – Dort in der Blende Sankt Stephanus, wer kannte ihn. – Die heilige Jungfrau! – Solche gesteppten Röcke tragen die Patrizierfrauen in Brandenburg, der Maler hat falsch gemalt – wer sagt denn, ob das Gesicht –«
»Allerheiligste Jungfrau! – Gnädigster Herr, Ihr seht Gespenster– das ist die böse Luft.«
»Gespenster! – Du hast recht – sie tanzen im Fackeldampf – ist da nicht Lindenberg?«
Der geängstigte Abt betete eine lateinische Beschwörungsformel, als es an die Tür pochte und eine Stimme des Kurfürsten Namen rief.
»Wer stört Seine Durchlaucht!« Der Abt rief es mit überlauter Stimme, entweder um ihn zu stören, oder die eigenen Geister der Furcht zu beschwichtigen.
»Eine wichtige Botschaft – der Marschall Bredow ist eingeritten!« antwortete die Stimme draußen. »Auch sieht man auf dem Damm Seiner Durchlaucht anderes Gefolge, auch den hochwürdigen Herrn Bischof von Brandenburg.«
»Hans Jürgen Bredow!« rief Joachim. »Nein, Hans Jürgen ist kein Gespenst. Oeffnet!«
Und die Gespenster schienen entwichen, als er hinaufstieg. Die hohen Herren, die ihn begrüßten, sahen nur den Fürsten, der mit dem stolzen, ruhigen Gesicht sie musterte, dem freundlich zunickte, den ernst fragte, zu jenem scherzte er sogar.
Der Marschall stand wie einer, der auf Kohlen steht, sagt man. Er hatte hier getroffen, wen er nicht erwartet; aber die nicht getroffen, welche er erwartet, sein Weib! Wer verargt's ihm, wenn ihn nach Haus verlangte? War nicht anderes gewärtig, als Joachim werde die anderen kaum ansehen und ihn ins Nebengemach winken, daß er seine Botschaft höre. Aber Joachim hatte ihm nur zugenickt: »Ei sieh da, Hans Jürgen, Du schon zurück?« Dann hatte er gescherzt, ob seine Hosen auch den Ritt ausgehalten, und was die am kaiserlichen Hof zu der alten brandenburgischen Mode gesagt, und sich darauf zum Bischof gewandt und zum Bürgermeister von Berlin, der zur Jagd geladen worden, und allerlei Kurzweiliges gesprochen. Doch als der Abt ins Nebenzimmer zu dem guten Trunk die Herrschaften lud, bis daß angerichtet sei, hatte er Hans Jürgen einen heimlichen Wink gegeben, laut aber gesprochen, daß er's ihm ansehe, wie Frauendienst ihm heute lieber sei als Herrendienst, und er möge nur wieder nach Burg Ziatz satteln lassen. Morgen, oder wär's auch erst übermorgen, solle er seine Botschaft in Berlin ausrichten; werde es wohl bis dahin Zeit haben. Hans Jürgen hatte Urlaub genommen; aber sein Pferd mußte gar nicht von der Krippe wollen, denn noch lange nachher hörte der Bischof und der Bürgermeister, die am Fenster des Stübleins standen, es ausschlagen, und die Knechte eilten sich nicht, es zu satteln.
An einem Hofe kann nichts Geheimes gesponnen werden. Wo einer sehr schlau ist, etwas zu verbergen, ist der andere schlauer, es zu belauschen. Und obschon es in der Richtigkeit war, daß Joachim den Trunk nicht übermaßen, d, h. nicht wie seine Edelleute liebte, so hätte er doch selbst wohl mit den Becher geleert auf einen frohen Abendimbiß und wär' nicht fortgegangen, um etwas der Ruhe zu pflegen, wie er vorgab, als die Herren zum Mahle sich anschickten durch einen guten Schluck Weines über die Kehle. Der Bischof und der Bürgermeister, ich weiß nicht, wer noch von den Hofleuten, wußten, daß der Herr nur fortging, um seinem Marschall insgeheim die Botschaft abzuhören.
»Ob's der Türkenkrieg ist oder die neue Lehre?« fragte der Bürgermeister den Bischof leise.
»Die neue Lehre scheint Euch sehr im Kopf umzugehen, Herr Bürgermeister.«
Herr Reiche ward etwas rot und meinte, er sei nur auf Seiner Durchlaucht ausdrückliche Ladung hier, um ihm Auskunft zu geben über die Heeresfolge der Städte, und was jede zu stellen habe an Reisigen und Knechten im Kriegesfall. 2
»Eure Kenntnis darin ist wohlbekannt, Herr Reiche,« erwiderte lächelnd der Bischof, »da Ihr ja selbst, wie jeder weiß, so ehrenvoll in voriger Zeit mit zu Heere gezogen. Doch meine ich, so auch das Reich gegen die Türken zieht und Brandenburg Hilfsvölker sendet, unsere Städte werden kein Aufgebot zu bestellen haben. Die Türken sind stark, der Kaiser ist's auch, aber beide sind fern. Wir haben einen andern Krieg in der Nähe, der wichtiger ist. Lieber Bürgermeister, laßt uns doch offen darüber sprechen; wir sind nicht eines Sinnes, aber eine Verständigung tut uns beiden gut. Wer weiß, ob wir nicht Freund werden. – Hier hört uns keiner. Ihr seid ein Freund der neuen Lehre –«
»Allerheiligste Jungfrau, Gott liest in meinem Herzen, ich bin kein Aufwiegler.«
»Das weiß ich, und Joachim auch. Ihr wollt auch kein Ketzer heißen. Ihr wünscht nur, daß die neue Lehre geprüft werde. – Ihr verlangt es nicht laut wie die andern, aber in der Stille – in der Stille würdet Ihr's auch nicht verschmähen, ein Wörtlein zu Gunsten der Wittenberger einfließen zu lassen. Wer verargt es Euch, es ist sogar ganz in der Ordnung; aber – erwägt auch, daß er Euch einmal mit Güte zurückwies, als Ihr mit dem Magistrat – oder vielmehr der Magistrat mit Euch die Bitte wegen der Prädikanten vortrug; aber ein zweites Mal, ich sage nicht, daß es gefährlich würde, aber Ihr setztet das günstige Gehör aufs Spiel, das Joachim Euch schenkt. – Unbesorgt, lieber Bürgermeister, die sehen nur in ihre Becher, uns hört niemand zu. – Was Ihr mir sagen wollt, lese ich alles: man solle Gott mehr gehorchen als den Menschen. Das ist Eure Ueberzeugung. Tadle ich sie etwa?«
»Es sind doch viele, – wenigstens einzelne Uebelstände –«
»Sagt ungeheure, in der Kirche, Euch, mir, Joachim, wem nicht noch sind sie ein Aergernis. Aber ändern wir's, ändern wir's in der Art wie der Wittenberger, der ein sehr braver Mann sein mag, ich will's ihm lassen, auch gelehrt, er will auch gewiß das Beste!«
»Aus Euer Hochwürden Munde dies zu vernehmen –«