Frühlingslied an die Frömmler.

1843.

    Schmält mir nicht die alten Heiden,
Denn ein Heide bin ich auch,
Wann ich's Blümlein schau der Heiden,
Wann ich's Vöglein hör' im Strauch.

Weg mit euren dunkeln Listen
Weg mit eurer trüben Kunst!
Denn dem freien, frohen Christen
Werden solche Schmerzen Dunst.

Ihr, die uns das Licht verdüstert,
Schreckt die Freude blaß und bleich,
Wißt, was unter Rosen flüstert
Hat auch Weg zum Himmelreich,

Blumen gab der Herr der Imme,
Liebesklang der Nachtigall
Und dem Menschen eine Stimme
Tiefer Brust für Freudenschall.

Bleibe Gott und Gottes Ehre
In der ewigen Natur!
Sophoklesse und Homere
Sangen seines Geistes nur.

Schmält nur Goethen nicht und Schiller,
Ihr, des engen Eifers heiß,
Alle eure Jammertriller
Geb' ich gern für solche preis.

Denn mein Heiland und Befreier
Fuhr hinab ins Sündenland,
Der die höchste Sternenleier
Hat für Lust und Leid gespannt.

Der mit ersten Morgenröten
Sang der Welten Urgesang,
Gönnet auch den Erdenflöten
Ihren kurzen Freudenklang.

Denn besiegt hat er die Lüste
Und den Lüstensatan nur,
Damit jeder fröhlich wüßte,
Gottes Klänge klingt Natur;

Denn gebracht hat hellre Lieder
Darum er dem Erdengraun,
Daß die Menschenangesichter
Heller sollten um sich schaun.

Ha! die Frühlingsbäume stäuben
Duft'gen Blütenschnee umher,
Mich beleben, mich beleiben
Will ich voll im Wonnemeer.

Alles Heitre blüh' und Schöne!
Spiele, süßer Sonnenstrahl!
Vöglein, singe deine Töne!
Bächlein, klinge hell zu Thal!

Die Leipziger Schlacht.

1813.

        Wo kommst du her in dem roten Kleid?
Und färbst das Gras auf dem grünen Plan?
Ich komm' aus blutigem Männerstreit,
Ich komme rot von der Ehrenbahn.
Wir haben die blutige Schlacht geschlagen,
Drob müssen die Mütter und Bräute klagen,
Da ward ich so rot.

Sag' an, Gesell, und Verkünde mir,
Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?
Bei Leipzig trauert das Mordrevier,
Das manches Auge voll Thränen macht,
Da flogen die Kugeln wie Winterslocken,
Und Tausenden mußte der Atem stocken
Bei Leipzig der Stadt.

Wie heißen, die zogen ins Todesfeld
Und ließen fliegende Banner aus?
Es kamen Völker aus aller Welt,
Die zogen gegen Franzosen aus,
Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen
Und die nach dem glorreichen Ostreich heißen,
Die zogen all' aus.

Wem ward der Sieg in dem harten Streit,
Wem ward der Preis mit der Eisenhand?
Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut,
Die Welschen hat Gott verweht wie den Sand;
Viele Tausende decken den grünen Rasen,
Die Übriggebliebenen entflohen wie Hasen,
Napoleon mit.

Nimm Gottes Lohn! habe Dank, Gesell!
Das war ein Klang, der das Herz erfreut!
Das klang wie himmlische Cymbeln hell,
Habe Dank der Mär von dem blutigen Streit!
Laß Witwen und Bräute die Toten klagen,
Wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen
Die Leipziger Schlacht.

O Leipzig, freundliche Lindenstadt,
Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal.
So lange rollt der Jahre Rad,
So lange scheinet der Sonnenstrahl,
So lange die Ströme zum Meere reisen,
Wird noch der späteste Enkel preisen
Die Leipziger Schlacht.

Der Fels des Heils.

            Ich weiß woran ich glaube,
Ich weiß, was fest besteht,
Wenn alles hier im Staube
Wie Sand und Staub verweht;
Ich weiß was ewig bleibet,
Wo alles wankt und fällt,
Wo Wahn die Weisen treibet,
Und Trug die Klugen prellt.

Ich weiß, was ewig dauret,
Ich weiß, was nimmer läßt,
Mit Diamanten mauret
Mir's Gott im Herzen fest,
Ja, recht mit Edelsteinen
Von allerbester Art
Hat Gott der Herr den Seinen
Des Herzens Burg verwahrt.

Ich kenne wohl die Steine,
Die stolze Herzenswehr,
Sie funkeln ja mit Scheine
Wie Sterne schön und hehr:
Die Steine sind die Worte,
Die Worte hell und rein,
Wodurch die schwächsten Orte
Gar feste können sein.

Auch kenn' ich wohl den Meister,
Der mir die Feste baut,
Er heißt der Fürst der Geister,
Auf den der Himmel schaut,
Vor dem die Seraphinen
Anbetend niederknien,
Um den die Engel dienen.
Ich weiß und kenne ihn.

Das ist das Licht der Höhe,
Das ist der Jesus Christ,
Der Fels, auf dem ich stehe,
Der diamanten ist,
Der nimmermehr kann wanken,
Der Heiland und der Hort,
Die Leuchte der Gedanken,
Die leuchten hier und dort.

So weiß ich, was ich glaube,
Ich weiß, was fest besteht
Und in dem Erdenstaube
Nicht mit als Staub verweht;
Ich weiß, was in dem Grauen
Des Todes ewig bleibt
Und selbst auf Erdenauen
Schon Himmelsblumen treibt.

Die deutschen auswandernden Krieger.

1851.

      O mein Deutschland, will dein Jammer
Breiter, täglich breiter werden?
Finden deine besten Söhne
Keinen Platz auf deutscher Erden?
Klingt der bittre Fluch des Flüchtlings
Durch der Angeln Land und Hessen?
Wird so deutsche Lieb' und Treue
Deinen Tapfern zugemessen?

Jammer, den kein Lied kann singen!
Unheil, das kein Wort kann fassen!
Also müssen deine Streiter,
Kampfs- und glück- und landsverlassen
Nach Utopien, nach Brasilien
Bettelnd durch die Länder streichen?
Ihre nackten Ehrennarben
Zeigen als ein deutsches Zeichen?

Ihr von Siebzehnhundertachtzig
Kassellieder, Stuttgartlieder,
Ihr des Asbergskerkersängers,
Alte Lieder, tönt ihr wieder?
Die bei Saratoga fielen,
Die die Mohrensonn' verbrannte,
Werden sie uns heute wieder
Neugeborne, Neugenannte?

Heute Achtzehnhundertfünfzig
Hessen, Angeln, Sachsen, Friesen,
Laufen in die Welt des Elends
Ehr- und glück- und landsverwiesen?
O dem Jammer bricht das Wort ab,
Wo die Ehre will zerbrechen –
Wo der Helfer? wo der Rächer,
Solche grimme Schmach zu rächen?

Still! Es rufet! du sollst beten,
Christ, sollst glauben, lieben, hoffen;
Sperrt sich dir die deutsche Welt auch,
Ewig steht der Himmel offen,
Drum laß alles durcheinander
Fallen, stürzen, krachen, brechen,
Droben, glaube, waltet Einer,
Der wird letztes Urteil sprechen.

Wer ist ein Mann?

1813.

      Wer ist ein Mann? Wer beten kann
Und Gott dem Herrn vertraut;
Wann alles bricht, er zaget nicht:
Dem Frommen nimmer graut.

Wer ist ein Mann? Wer glauben kann
Inbrünstig wahr und frei;
Denn diese Wehr bricht nimmermehr,
Sie bricht kein Mensch inzwei.

Wer ist ein Mann? Wer lieben kann
Von Herzen fromm und warm:
Die heil'ge Glut giebt hohen Mut
Und stärkt mit Stahl den Arm.

Dies ist der Mann, der streiten kann
Für Weib und liebes Kind;
Der kalten Brust fehlt Kraft und Lust,
Und ihre That wird Wind.

Dies ist der Mann, der sterben kann
Für Freiheit, Pflicht und Recht:
Dem frommen Mut deucht alles gut,
Es geht ihm nimmer schlecht.

Dies ist der Mann, der sterben kann
Für Gott und Vaterland,
Er läßt nicht ab bis an das Grab
Mit Herz und Mund und Hand.

So, deutscher Mann, so, freier Mann,
Mit Gott dem Herrn zum Krieg!
Denn Gott allein kann Helfer sein,
Von Gott kommt Glück und Sieg.

Laß klingen!

1809.

        Ich singe ein Liedel, Juchheissa! Juchhei!
Es säuseln die Lüfte, es locket der Mai,
Die Quellen sie rieseln mit lustigem Klang,
Die Bäche sie spielen und flöten Gesang.

O liebliche Rosen, o Lilien weiß!
O dürfte ich singen die Lust, die ich weiß!
O dürfte ich klingen, was süß und was weh
Im Busen sich regt, das ich selbst nicht versteh'?

Vergebliche Sorge, du schelmisches Kind:
Du haschest das Lüftchen, du fesselst den Wind,
Du zählest die Blätter im Frühlingsgebüsch,
Du trägest in Netzen die Weine zu Tisch.

Laß klingen, was klinget, laß wehen, was weht,
Du weißt nicht, von wannen, wohin's mit dir geht.
Der Vogel muß singen, das Lüftchen muß wehn,
Doch frage nicht, ob sie die Klänge verstehn.

Gebet eines kleinen Knaben an den heiligen Christ.

1811.

        Du lieber heil'ger frommer Christ,
Der für uns Kinder kommen ist,
Damit wir sollen weiß und rein
Und rechte Kinder Gottes sein,

Du Licht vom lieben Gott gesandt
In unser dunkles Erdenland,
Du Himmelskind und Himmelschein,
Damit wir sollen himmlisch sein:

Du lieber heil'ger frommer Christ,
Weil heute dein Geburtstag ist,
Drum ist auf Erden weit und breit,
Bei allen Kindern frohe Zeit.

O segne mich! ich bin noch klein,
O mache mir den Busen rein!
O bade mir die Seele hell
In deinem reichen Himmelsquell!

Daß ich wie Engel Gottes sei
In Demut und in Liebe treu,
Daß ich dein bleibe für und für,
Du heil'ger Christ, das schenke mir!

Ihr Könige, gebt acht!

3. Mai 1849.

        Was Ehr' im Leibe hat, ruft Einheit, Ehr' und Macht
Und Tilgung langer deutscher Schanden,
Es ruft und flucht aus allen Landen:
Ihr Könige, gebt acht!
Der deutsche Gott lebt noch und wacht.

Es lebt und wacht der Gott der Herrlichkeit und Macht,
Sein sind die Wonnen und die Schrecken,
Die aus dem Schlaf die Völker wecken.
Ihr Könige, gebt acht!
Gott ist's der Sturm und Heitre macht.

Erbebt! das Wetter ist des Herrn, der blitzt und kracht,
Er wird des deutschen Haders Drachen
Zu Staub zerblitzen und zerkrachen.
Ihr Könige, gebt acht!
Auf Gottes Acht und Aberacht!

Erbebt! denn alles Volk ruft Einheit, Ehr' und Macht,
Es schreit den Ruf in alle Winde,
Wo es den deutschen Kaiser finde.
Ihr Könige, gebt acht!
Schaut, horcht, woher es blitzt und kracht.

Erbebt! erkennt die Zeit, die Gott der Herr gemacht.
Wollt länger ihr im Stolz erblinden,
So haut euch Gott aus allen Winden –
Ihr Könige, gebt acht!
Die deutsche Acht und Aberacht.

Rechtes Geistesmaß.

1847.

                Denke Gott und aller Welt
Millionen Sonnenstraßen,
Miß, was diese Erde hält,
Miß es dir mit Sonnenmaßen,
Tritt den Staub dir ganz zu Staub,
Tritt ihn mit Prometheus Sohlen;
So nur kannst du Himmelsraub
Mit Prometheus Mut dir holen.

Hoch und Niedrig, Groß und Klein –
Dieser Stolz, dies Maß muß schwinden,
Dann nur kannst du Flieger sein
Mit dem Adler über Winden:
Seine Federn schweben still
Schaukelnd über Sonnenscheiben,
Wo kein Sehnen weiter will,
Da nur ist ein selig Bleiben.

Hehrer Ausblick! Höchstes Ziel!
Maße schwinden und Gewichte,
Und der Geist im zarten Spiel
Schwelgt und jauchzt im heitern Lichte:
Denn um keine Majestät,
Um kein Glück wird mehr gestritten,
Jeder Punkt, auf dem er steht,
Ist ein Punkt der Weltenmitten.

Das Lied vom Schill.

1812.

        Es zog aus Berlin ein tapferer Held,
Er führte sechshundert Reiter ins Feld,
Sechshundert Reiter mit redlichem Mut,
Die dürsteten alle Franzosenblut.

Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt
Wohl tausend der tapfersten Schützen mit.
Ihr Schützen gesegn' euch Gott jeglichen Schuß,
Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!

So zielet der tapfre, der mutige Schill,
Der mit den Franzosen schlagen sich will;
Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,
Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.

Bei Dodendorf färbten die Männer gut
Das magdeburger Land mit französischem Blut,
Zweitausend zerhieben die Säbel blank,
Die übrigen machten die Beine lang.

Drauf stürmten sie Dömitz, das feste Haus,
Und jagten die Schelmenfranzosen hinaus,
Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,
Da soll kein Franzose sein Kiwi! mehr schrein.

Auf Stralsund stürmte der reisige Zug –
O Franzosen, verständet ihr Vogelflug!
O wüchsen euch Federn und Flügel geschwind!
Es nahet der Schill und er reitet wie Wind.

Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,
Die der Wallenstein weiland belagert hat,
Wo der Zwölfte Karolus im Thore schlief.
Jetzt liegen ihre Mauern und Türme tief.

O weh euch, Franzosen! jetzt seid ihr tot,
Ihr färbet die Säbel der Reiter rot,
Die Reiter sie fühlen das deutsche Blut,
Franzosen zu säbeln das deucht ihnen gut.

O Schill! o Schill! du tapferer Held!
Was sind dir für bübische Netze gestellt!
Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer
Der Däne, die tückische Schlange daher.

O Schill! o Schill! du tapferer Held!
Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld?
Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?
In Stralsund da sollst du begraben sein.

O Stralsund, du trauriges Stralesund!
In dir geht das tapferste Herz zu Grund,
Eine Kugel durchbohret das treueste Herz,
Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.

Da schreiet ein frecher Franzosenmund:
»Man soll ihn begraben wie einen Hund,
Wie einen Schelm, der an Galgen und Rad
Schon fütterte Krähen und Raben satt.«

So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,
Ohne Pfeifenspiel und ohne Trommelklang,
Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,
Womit man die Tapfern begraben muß.

Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab
Und warfen den Leib in ein schlechtes Grab,
Da schläft er nun bis an den jüngsten Tag,
Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag.

Da schläft der fromme, der tapfre Held,
Ihm ward kein Stein zum Gedächtnis gestellt;
Doch hat er auch keinen Ehrenstein,
Sein Name wird nimmer vergessen sein.

Denn zäumet ein Reiter sein schnelles Pferd,
Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwert,
So rufet er immer: Herr Schill! Herr Schill!
Ich an den Franzosen mich rächen will.

Verse zur Begleitung des Schillschen.

Ewig, Mensch, sollst du das loben,
Was die Erdennot besiegt
Und im stolzen Flug nach oben
Mit des Geistes Flügeln fliegt,
Was mit hochgebornen Seelen
Um die stolze Freiheit wirbt
Und nicht rechnen kann und zählen,
Wo sich's ehrlich lebt und stirbt.

Rausche durch den Wald.

1853.

            Rausche durch den Wald, rausche durch das Herz,
Thränenzorn, du frischer Lebenswind!
Schweige nicht das Wort, schweige nicht den Schmerz,
Rausche, du des Muts erstgebornes Kind!

Rausche, brause frisch! klinge, schalle kühn!
Kühner, weil der Feigheit Pestilenz,
Deutsche Pest, uns lei'rt Welken und Verblühn,
Winterfrost und Tod vor dem deutschen Lenz.

»Wo ist Babel heut? wo das alte Rom?
Welche Fahnen wehn heut vom Kapitol?
Wie kein Tropfen fließet je hinauf den Strom,
Find't erloschner Stern nimmer neuen Pol.«

Leiertest du so mit, verschneiter Greis?
Tod und Nacht, die deutsche Greisennacht,
Weil kein Kaiser kommt, welcher weist und weiß,
Was den deutschen Mut stark und fröhlich macht?

Feiger Memmen Klang, töntest du so nach,
Weiberhoffen, Weiberzagen nach,
Weil noch immer kein Adlerflügelschlag
Klingt den langen Schlaf Barbarossas wach?

Nicht also mit dir! Nimm dir deutschen Schwung,
Deutscher! nimm einmal dir den deutschen Stolz
Für dein großes Volk, unter Greisen jung,
Grün wie seines Walds grünstes Eichenholz.

Nicht also mit dir! Rausche durch den Wald!
Rausche, brause, Zorn, durch Stein und Bein!
Brause, deutscher Mut, Gottes Zorngewalt!
Greif die Adler dir, laß die Krähen schrein.

Warum ruf' ich?

1837.

        Und rufst du immer Vaterland
Und Freiheit? will das Herz nicht rasten?
Und doch wie bald umrollt der Sand
Des Grabes deinen Leichenkasten!
Die nächste Ladung trägst du schon
Geschrieben hell auf weißer Scheitel;
Gedenk des weisen Salomon,
Gedenk des Spruches: Alles eitel.

Ja, darum ruf' ich Vaterland
Und Freiheit – dieser Ruf muß bleiben,
Wann lange unsrer Gräber Sand
Und unsern Staub die Winde treiben;
Wann unsrer Namen dünner Schall
Im Zeitensturme längst verklungen,
Sei dieses Namens Wiederhall
Von Millionen nachgesungen!

Ja, darum, weil wir gleich dem Schein
Der Morgendämmerung verschweben,
Muß dies die große Sonne sein,
Worin wir blühn, wodurch wir leben;
Drum müssen wir an diesem Bau
Uns hier die Ewigkeit erbauen,
Damit wir aus dem Geistergau
Einst selig können niederschauen.

O Vaterland! mein Vaterland!
Du heil'ges, das mir Gott gegeben!
Sei alles eitel, alles Tand,
Mein Name nichts und nichts mein Leben –
Du wirst Jahrtausende durchblühn
In deutschen Treuen, deutschen Ehren:
Wir Kurze müssen hinnen ziehn,
Doch Liebe wird unsterblich währen.

Abendlied.

          Der Tag ist nun vergangen,
Und dunkel schläft die Welt,
Die hellen Sterne prangen
Am blauen Himmelszelt;
Nur in den grünen Zweigen
Singt noch die Nachtigall,
Im weiten tiefen Schweigen
Der einz'ge Lebensschall.

Ich aber, Vater, stehe
In meiner Hüttenthür,
Und schau' hinauf zur Höhe
Und schau' hinauf zu dir;
Wie gerne möcht' ich klingen
Als helle Nachtigall,
Dir Lob und Dank zu bringen
Mit tiefem Schmerzensschall!

Ja mit dem Schall der Schmerzen:
Denn geht die Nacht herauf,
So springt in meinem Herzen
Ein Quell der Thränen auf,
Der Thränen und der Klagen:
Du, Vater, weißt es best,
Was singen nicht und sagen,
Was sich nicht sprechen läßt.

Du kennest meinen Kummer,
Der auf gen Himmel blickt,
Wann für den süßen Schlummer
Die ganze Welt sich schickt,
Womit so schwer beladen
Mein Herz nach oben schaut,
Nach jenem Born der Gnaden,
Der Labsal niederthaut.

Ja, deine süße Liebe
Die tröstet mir den Schmerz,
Ja, deine süße Liebe
Die stillet mir das Herz,
Die löst in heißen Thränen
Das Eis des Busens auf
Und stellet Sinn und Sehnen
Zum hohen Sternenlauf.

O laß mich ewig schauen
Im stillen Kindersinn
Zu jenen güldnen Auen,
Woher ich kommen bin!
O richte Herz und Sinne,
Mein Vater, für und für
Zu deiner süßen Minne,
Zum Himmel hin, zu dir!

So mag ich froh mich legen
Nun mit der Welt zur Ruh,
Mein Amen und mein Segen,
Mein Wächter das bist du;
So mag in deinem Frieden
Ich fröhlich schlafen ein,
Dort oben und hienieden,
Im Schlaf und Wachen dein.

Ermannung.

1849.

                 

Laß du die Dinge nur rennen und rinnen,
Blitzet es draußen, so blitze du drinnen,
Brauche den göttlichgeborenen Blitz!
Rasen die Stürme, und brausen die Fluten,
Zünden die Blitze mit fressenden Gluten,
Halte, Prometheus, den Geist auf dem Sitz!

Mutig gleich schlachtenbegeisterten Rossen,
Wiehernd entgegen den Donnergeschossen
Streite und schreite entgegen dem Sturm;
Streite und schreite und, gilt es zu stehen,
Schau, wie die Blätter und Halme verwehen,
Schau, wie er steht, wie er fällt, auf den Turm.

Streiten und Schreiten und Stehen und Fallen
So klingt der Spruch von dem irdischen Wallen,
Rastlos und endlos im Ernst und im Spiel.
Wähnst du das Ende der Bahn zu erreichen,
Gleich siehst du's dämmern und fliehn und entweichen,
Mensch, hier auf Erden erreichst du kein Ziel.

Das Lied vom Gneisenau.

1813.

                Bei Kolberg auf der grünen Au,
Juchheididei! Juchheididei!
Geht's mit dem Leben nicht zu genau,
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Da donnert's aus Kanonen,
Da sät man blaue Bohnen,
Die nimmer Stengel treiben,
Bei Kolberg auf der Au.

Bei Kolberg hat es flinken Tanz,
Juchheididei! Juchheididei!
Um Mauer und Graben, um Wall und Schanz,
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Sie tanzen also munter,
Daß mancher wird herunter
Vom Tanzplatz tot getragen,
Bei Kolberg auf der Au.

Wie heißt die Braut, die Hochzeit hält?
Juchheididei! Juchheididei!
Um die so mancher tanzend fällt?
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Stadt Kolberg heißt die Schöne,
Sie weckt die hellen Töne,
Wonach die Tänzer tanzen
Auf Kolbergs grüner Au.

Wie heißt ihr schöner Bräutigam?
Juchheididei! Juchheididei!
Es ist ein Held von deutschem Stamm,
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Ein Held von echten Treuen,
Daß sich die Deutschen freuen,
Und Gneisenau klingt sein Name
Auf Kolbergs grüner Au.

Bei Kolberg auf der grünen Au,
Juchheididei! Juchheididei!
Da tanzt der tapfre Gneisenau,
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Er tanzt so frisch und freudig,
Er tanzt so scharf und schneidig
Franzosen aus dem Atem
Auf Kolbergs grüner Au.

So ging's auf Kolbergs grüner Au,
Juchheididei! Juchheididei!
Mit Tod und Leben nicht zu genau,
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Und manchen Franzosen haben
Sie nach dem Tanz begraben:
Der Tanz ging ihnen zu mächtig
Auf Kolbergs grüner Au.

Doch als es still wird auf der Au,
Juchheididei! Juchheididei!
Da deucht es schlecht dem Gneisenau,
Er ruft: Ei! ei! ei! ei!
Er hasset die Franzosen,
Die argen Ohnehosen,
Nach England muß er reisen
Von Kolbergs grüner Au.

Komm nun zurück, du frommer Held!
Juchheididei! Juchheididei!
Und zieh mit Deutschen froh ins Feld,
Und rufe: Hei! Juchhei!
Thu einen Tanz noch wagen,
Wir woll'n die Welschen jagen
Mit dir und deinem Degen
Von Deutschlands grüner Au.

Komm nun zurück aus Engelland.
Juchheididei! Juchheididei!
Das Glück hat alles umgewandt,
Juchhei! Juchhei! Juchhei!
Komm, laß dein Lied erklingen,
Komm, laß die Welschen springen,
Wie du sie springen ließest
Auf Kolbergs grüner Au.

Des Zweiflers Unruh'.

1837.