Zu den liebenswürdigsten Gestalten, die der weltberühmte polnische Science-fiction-Autor Stanisław Lem geschaffen hat, gehört Pilot Pirx. Seine Geschichten sind im Grunde Variationen über ein Thema: »nämlich das Modell des Menschen in der kosmischen Ära«, wie der Kritiker Jerzy Jarzębski es formulierte.
»Es gibt Schriftsteller, die die Terminologie der Wissenschaft wirklich beherrschen«, schrieb die »Times«, »zu den Meistern dieses Genres gehört der Pole Stanisław Lem, ein beißend satirischer Schriftsteller, dessen Romane und Erzählungen die Anerkennung von so grundverschiedenen Lesern wie dem Kritiker Leslie Fiedler und dem russischen Kosmonauten German Titow gefunden haben. Er ist der Borges der wissenschaftlichen Kultur.«
Stanisław Lem wurde am 12. September 1921 im polnischen Lwów (Lemberg) geboren, lebte zuletzt in Krakau, wo er am 27. März 2006 starb. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Übersetzer und freier Schriftsteller. Er wandte sich früh dem Genre Science-fiction zu, verfaßte aber auch gewichtige theoretische Abhandlungen und Essays zur Kybernetik, Literaturtheorie und Futurologie. Stanisław Lem zählt zu den bekanntesten und meistübersetzten Autoren Polens. Viele seiner Werke wurden verfilmt.
Pilot Pirx
Erzählungen
Aus dem Polnischen von
Roswitha Buschmann,
Kurt Kelm, Caesar Rymarowicz
und Barbara Sparing
Suhrkamp
Titel der polnischen Originalausgabe:
Opowieści o pilocie Pirxie;
Krakau: Wydawnictwo Literacki 1968.
© by Stanisław Lem 1968
Umschlagfoto: David Nunuk / SPL / Agentur Focus
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013
© der deutschen Ausgabe
Insel Verlag Frankfurt am Main 1978
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski
eISBN 978-3-518-74333-1
www.suhrkamp.de
Test
Der bedingte Reflex
Albatros
Terminus
Die Patrouille
Die Jagd
Der Unfall
Pirx erzählt
Die Verhandlung
Ananke
»Kadett Pirx!«
Eselswieses Stimme riß ihn aus seinen Träumen. Er hatte sich gerade vorgestellt, in dem Uhrtäschchen seiner alten Zivilhose unten im Schrank stecke noch ein Zweikronenstück. Eine klingende silberne Münze, längst vergessen. Vor einer Weile war er noch sicher gewesen, daß da nichts war, höchstens eine alte Postquittung, aber nach und nach nahm die Idee Gestalt an, daß die Münze dort sein konnte. Als Eselswiese ihn beim Namen rief, stand es für ihn fest, daß er das runde Geldstück deutlich zwischen den Fingern fühlte und sah, wie es sich in der kleinen Tasche abzeichnete. Ich könnte ins Kino gehen und würde dann immer noch eine halbe Krone übrigbehalten, dachte er. Oder nur zur Wochenschau, dann blieben mir sogar anderthalb Kronen. Wenn ich eine Krone zurücklege, kann ich für den Rest den Automaten spielen lassen. Wer weiß, vielleicht spuckt er mir pausenlos Kleingeld in die hingehaltene Hand – so viel, daß ich es kaum in den Taschen unterbringen kann ... Ich würde nur immer die Hand hinhalten, nur immer hinhalten ... Hatte nicht Smiga so etwas erlebt? Pirx beugte sich schon unter der Last des unverhofften Gewinns, da wurde er von Eselswiese unsanft geweckt.
Der Dozent verschränkte die Hände auf dem Rücken, verlagerte sein Gewicht auf das gesunde Bein und fragte: »Was täten Sie, Kadett, wenn Sie bei einem Patrouillenflug auf das Schiff eines fremden Planeten stießen?«
Pirx öffnete den Mund, als wollte er die darin enthaltene Antwort vertreiben. Er sah aus wie der letzte Mensch – der letzte Mensch auf Erden, der zu erklären wüßte, was er zu tun hat, wenn er Raketen von fremden Planeten begegnet.
»Ich würde näher heranfliegen«, sagte er mit dumpfer, merkwürdig rauher Stimme. Die Lehrgangsteilnehmer wurden still. Sie witterten eine willkommene Abwechslung.
»Sehr gut«, sagte Eselswiese väterlich, »aber was weiter?«
»Ich würde stoppen«, platzte Kadett Pirx heraus, denn er fühlte, daß er im Niemandsland umhertappte, weit vor der vordersten Linie seiner Kenntnisse. Fieberhaft durchsuchte er sein leeres Hirn nach Paragraphen für das Verhalten im Raum. Irgendwann muß ich mal was darüber gelesen haben, dachte er. Bescheiden senkte er den Blick und sah, daß Smiga ihm etwas vorsagen wollte – er bewegte dabei nur die Lippen. Pirx begriff und wiederholte laut, bevor ihm der Sinn der Worte klar wurde: »Ich würde mich ihnen vorstellen.«
Das Auditorium brüllte wie ein Mann. Eselswiese kämpfte eine Sekunde mit sich, lachte dann auch, wurde aber gleich wieder ernst.
»Kadett, Sie kommen morgen mit dem Navigationsbuch zu mir. Kadett Boerst!«
Pirx setzte sich auf den Stuhl, als sei der aus noch nicht völlig erstarrtem Glas. Er nahm es Smiga nicht einmal sehr übel – so war er eben, er ließ sich keine Gelegenheit entgehen. Von dem, was Boerst sagte, hörte er kein Wort – er zeichnete Kurven auf der Tabelle, und Eselswiese kommentierte die Antworten des Elektronenkalkulators auf seine Art, so daß der Antwortende den Faden verlor. Die Vorschrift ließ die Hilfe eines Kalkulators zu, Eselswiese hatte in dieser Sache jedoch seine eigene Auffassung. »Der Kalkulator ist auch nur ein Mensch«, pflegte er zu sagen. »Er kann entzweigehen.« Pirx konnte ihm das nicht einmal übelnehmen, er nahm nie etwas übel. Fast nie. Fünf Minuten später weilte er in Gedanken schon wieder ganz woanders, er stand in der Dyerhoffstraße vor einem Schaufenster und sah sich Gaspistolen an, die nicht nur für Gaspatronen, sondern auch für scharfe Munition oder Blindpatronen geeignet waren. Eine Pistole mit hundert Schuß kostete sechs Kronen ... Pirx war nicht mehr anwesend, er war in der Dyerhoffstraße und starrte ins Schaufenster ...
Als das Klingelzeichen ertönte, verließ er ruhig und gemessen den Saal, nicht lärmend und stampfend, wie der erste beste. Schließlich waren sie keine Kinder! Nahezu die Hälfte bewegte sich in die Messe – es gab zwar nichts zu essen um diese Zeit, aber es gab etwas zu sehen: die neue Serviererin, von der es hieß, sie sei schön. Pirx ging langsam zwischen den Glasschränken hindurch, die mit Sterngloben vollgestellt waren, und mit jedem Schritt bröckelte ein Stück von der Hoffnung ab, daß sich das Zweikronenstück in der Tasche anfinden könnte. Unten, auf der letzten Stufe, wußte er, daß dort noch nie ein Geldstück gewesen war.
Am Ausgang standen Boerst, Payartz und Smiga. Payartz war ein halbes Jahr sein Tischnachbar gewesen, im Kosmodäsie-Unterricht. Er hatte ihm alle Atlanten mit Tusche beschmiert.
»Du hast morgen deinen Versuchsflug«, sagte Boerst.
»In Ordnung«, erwiderte Pirx phlegmatisch. So leicht ließ er sich nicht foppen.
»Du glaubst es nicht? Lies!« Boerst klopfte mit dem Finger an die Scheibe des Aushanges.
Pirx wollte weitergehen, aber sein Kopf schien sich von selbst zu drehen. Nur drei Namen waren auf der Liste, und ganz oben, tatsächlich, da stand es: Kadett Pirx. Unübersehbar!
Einen Augenblick verschwamm alles um ihn herum. Dann hörte er wie aus der Ferne seine Stimme: »Na und? Ich hab doch gesagt: in Ordnung.«
Er ging an ihnen vorüber und lenkte seine Schritte durch die kleine, von Blumenbeeten gesäumte Allee. In diesem Jahr wuchs dort eine Menge Vergißmeinnicht, man hatte sie sinnigerweise in Form einer landenden Rakete gepflanzt. Pirx sah nichts von alledem, weder die Blumenrabatten, die Stege und die Vergißmeinnicht noch den Chef, der eilig aus dem Seitenflügel des Institus trat. Um ein Haar wäre Pirx im Portal mit ihm zusammengestoßen. Er salutierte.
»Hallo, Pirx!« sagte Eselswiese. »Sie fliegen morgen. Ich wünsche Ihnen einen guten Start! Vielleicht haben Sie Glück, Kadett, und begegnen denen von den anderen Planeten!«
Das Internat, hinter hohen Trauerweiden, lag am anderen Ende des Parks an einem Teich. Sein Seitenflügel, von Steinsäulen gestützt, ragte über dem Wasser auf. Irgend jemand hatte das Gerücht aufgebracht, daß die Säulen vom Mond stammten. Das war natürlich ein Hirngespinst, aber schon die ersten Schüler hatten voller Ehrfurcht ihre Initialen und Daten in den Stein geritzt. Auch Pirx’ Name stand dort irgendwo, er hatte ihn vor vier Jahren mit großem Eifer eingraviert.
In seinem Zimmer – es war so klein, daß er es mit niemandem zu teilen brauchte – zögerte er ein wenig. Sollte er den Schrank öffnen oder nicht? Er wußte genau, wo die alte Hose lag. Man durfte eigentlich kein Zivilzeug haben, vielleicht hatte er sie gerade deshalb aufgehoben. Im Grunde hatte sie für ihn keinen Wert. Er kniff die Augen zu, kauerte vor dem Schrank nieder, steckte die Hand durch die offene Tür und befühlte die Tasche. Na bitte – er hatte es doch gewußt. Sie war leer.
Pirx stand in der Kombination, die noch nicht aufgeblasen war, auf dem stählernen Brückenpodest dicht unter dem Hallendach und hielt sich mit der Armbeuge an der Leine fest, die als Geländer gespannt war. Er hatte keine Hand frei. In der einen hielt er das Navigationsbuch, in der anderen den Schmolch, eine Spickkladde, die ihm Smiga geliehen hatte. Es hieß, der ganze Lehrgang sei mit ihr geflogen. Niemand wußte zu sagen, wie sie immer wieder zurückkehrte, denn nach dem Versuchsflug verließ man das Institut und ging nach Norden, zur Basis, wo die Paukerei für das Schlußexamen begann. Wie dem auch sei – sie kam jedenfalls immer wieder zurück. Wer weiß, vielleicht wurde sie mit dem Fallschirm abgeworfen. Es war ja nur ein Scherz.
Prix stand auf dem federnden Brett über einem vierzig Meter tiefen Abgrund und verkürzte sich die Zeit, indem er überlegte, ob man ihn wohl »filzen« würde, was leider hin und wieder vorkam. Die Kadetten nahmen zu den Versuchflügen die merkwürdigsten Dinge mit, auch solche, die streng verboten waren: flache Schnapsfläschchen, Kautabak, Mädchenfotos – von Spickkladden ganz zu schweigen. Prix hatte lange nach einer Stelle gesucht, wo er die Kladde verbergen konnte. Er hatte sie wohl an die fünfzehnmal versteckt – im Schuh unter der Ferse, zwischen beiden Socken, im Schaft, in der Innentasche der Kombination, in dem kleinen Sternatlas, den man mitnehmen durfte ... Auch ein Brillenfutteral hätte sich gut geeignet, aber erstens hätte es riesengroß sein müssen, und zweitens trug er keine Brille. Als Brillenträger – das fiel ihm erst ein wenig später ein – hätte man ihn im Institut gar nicht aufgenommen.
Er stand also auf dem stählernen Podest und wartete auf den Chef und die beiden Instrukteure, die sich aus irgendeinem Grunde verspäteten. Es war bereits neunzehn Uhr siebenundzwanzig. Der Start war auf neunzehn Uhr vierzig angesetzt. Ein Stückchen Heftpflaster müßte man haben, dachte Pirx. Damit könnte man sich die Kladde unter den Arm kleben. Der kleine Yerkes soll das versucht haben.
Ich bin kitzlig! soll er geschrien haben, als der Instrukteur ihn berührte. Er hatte eben Glück ... Aber er, Pirx, sah nicht so aus, als wäre er kitzlig. Nein, nein, er machte sich keine Illusionen, und deshalb hielt er die Spickkladde ganz einfach in der Rechten. Erst jetzt fiel ihm ein, daß er diese Hand den beiden Instrukteuren und dem Chef zum Gruß reichen mußte. Sofort wechselte er die beiden Gegenstände aus, er nahm das Navigationsbuch in die rechte und die Kladde in die linke Hand. Durch diese Manipulation hatte er das stählerne Podest in Schwingungen versetzt, so daß es wie ein Sprungbrett schwankte. Plötzlich vernahm er Schritte auf der anderen Seite. Er hatte die drei nicht gleich bemerkt, denn es war dunkel unter der Hallendecke.
Wie bei solchen Anlässen üblich, waren alle in Uniform, geputzt und geschniegelt, vor allem der Chef. Er, der Kadett Pirx, trug eine Kombination, die aussah wie zwanzig Footballdresse zusammengenommen, obwohl sie noch gar nicht aufgeblasen war. Von beiden Seiten des hohen Kragens hingen die langen Enden des Interkoms und des äußeren Radiophons herab, am Hals baumelte eine Schlange, die in den Schlauch des Sauerstoffgeräts überging, und auf dem Rücken fühlte er den Druck der Reserveflasche. Ihm war unerträglich heiß in der zweifachen Schweißschutzwäsche, am meisten machte ihm aber die Einrichtung zu schaffen, die dazu diente, daß man während des Fluges zur Verrichtung der Notdurft nicht hinauszugehen braucht (übrigens wäre das in einer einstufigen Rakete, in der die Versuchsflüge unternommen wurden, gar nicht so einfach gewesen).
Auf einmal begann das ganze Gerüst zu schwanken. Jemand nahte von hinten – Boerst, in der gleichen Kombination; er salutierte stramm mit seinem großen Handschuh und blieb in dieser Haltung stehen, als ob er Pirx hinunterstoßen wollte.
Als die anderen vorangingen, fragte Pirx verwundert: »Was, du fliegst auch? Hast du denn auf der Liste gestanden?«
»Brendan ist erkrankt. Ich fliege für ihn«, erwiderte Boerst.
Pirx war ein wenig verlegen. Das war das einzige, aber wirklich das einzige, wodurch er wenigstens um einen Millimeter den sphärischen Regionen näher kam, in denen Boerst so lebte, als ob ihm das nicht die geringste Mühe bereitete. Boerst war der Begabteste des ganzen Lehrganges, und Pirx verzieh ihm das leicht, ja er empfand für dessen mathematisches Talent sogar eine gewisse Hochachtung, seit er erlebt hatte, wie tapfer er mit dem Elektronenkalkulator gekämpft und erst bei den Wurzeln vierten Grades an Tempo verloren hatte. Boerst war der Sohn begüterter Eltern, er hatte es überhaupt nicht nötig, von Zweikronenstücken zu träumen, die eventuell in alten Buxen verborgen waren. Aber er war nicht nur der Begabteste, er hatte auch glänzende Erfolge in der Leichtathletik aufzuweisen; er sprang wie der Teufel, tanzte ausgezeichnet und – es ließ sich nicht leugnen – er war eine stattliche Erscheinung, was man von Pirx nicht gerade behaupten konnte.
Sie schritten über das lange Podest zwischen den Gitterstützen des Daches, vorbei an hintereinander aufgestellten Raketen, bis die Helligkeit sie überflutete, denn dieser Teil des Daches war bereits in einer Breite von zweihundert Metern zurückgeschoben worden. Auf gewaltigen Betontrichtern, die ineinandergriffen und dazu dienten, das Feuer der Düse abzuleiten, standen zwei kegelförmige Kolosse nebeneinander – in Pirx’ Augen waren es jedenfalls Kolosse. Jeder von ihnen war achtundvierzig Meter hoch und hatte unten, im Booster, einen Durchmesser von elf Metern.
Zu den Luken, die bereits abgeschraubt waren, führten kleine Gangways. Den Durchgang versperrten bleierne Gewichte, die in der Mitte aufgestellt waren, jedes mit einem roten Fähnchen an einem biegsamen Schaft. Pirx wußte, was nun kam: die Frage, ob er bereit sei, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen. Er würde die Frage – das wäre das erstemal in seinem Leben – mit »ja« beantworten und das Fähnchen beiseite schieben. Plötzlich bedrängte ihn das Gefühl, daß er beim Entfernen des Fähnchens über das Seil stolpern und unweigerlich der Länge nach hinschlagen würde – solche Dinge kamen vor. Wenn das überhaupt jemandem passieren sollte – ihm bestimmt. Er hatte nie Glück, es kam ihm jedenfalls so vor. Die Dozenten waren da anderer Meinung. Er sei eben ein Trottel, sagten sie, ein Tölpel. Er denke immer an alles mögliche, nur nicht an das, woran er gerade zu denken habe. In der Tat, nichts fiel ihm so schwer wie das Reden, die Konversation. Zwar klaffte zwischen seinem Tun und seinem Denken, das sich in Worte kleidete, kein Abgrund, aber immerhin war dort ein Hindernis, das ihm das Leben schwermachte. Die Dozenten ahnten nicht, daß Pirx ein Träumer war. Niemand ahnte das. Man glaubte, er denke überhaupt nicht – und das stimmte nun wirklich nicht.
Er schielte zu Boerst hinüber und sah, daß der sich so hingestellt hatte, wie es das Reglement vorschrieb: einen Schritt von der Gangway entfernt, die zur Luke führte, in strammer Haltung, die Hände an den nicht aufgeblähten Gummireifen seiner Kombination.
Boerst sieht sogar in dieser eigenartigen Kluft gut aus, dachte Pirx. Sie kleidet ihn, obwohl sie wirkt, als habe man sie aus hundert Fußbällen zusammengesetzt ... Boersts Kombination war tatsächlich noch nicht aufgeblasen, seine dagegen schien an einigen Stellen gefüllt zu sein. Wahrscheinlich konnte er sich deshalb so schlecht in ihr bewegen und war gezwungen, so breitbeinig dazustehen. Er stellte die Füße nebeneinander, so gut er es vermochte, aber die Absätze wollten einfach nicht zusammenrücken. Warum bekommt Boerst das fertig und ich nicht? fragte er sich. Schleierhaft! Ohne Boerst hätte er übrigens völlig vergessen, die vorschriftsmäßige Grundstellung einzunehmen: den Rücken der Rakete und das Gesicht den drei Uniformierten zugewandt. Die drei gingen zuerst auf Boerst zu. Vielleicht taten sie das nur deshalb, weil sein Name rein zufällig mit B begann. Und dennoch – ein absoluter Zufall wäre das nicht, das heißt ein Zufall schon, aber ein ungünstiger, wie immer. Er war zum Warten verurteilt, und das machte ihn nervös. Wenn ihm schon Unangenehmes bevorstand, dann sollte es lieber gleich geschehen.
Pirx hörte nur Bruchstücke von dem, was die drei mit Boerst besprachen. Boerst war gespannt wie eine Bogensehne, er antwortete schnell, so schnell, daß Pirx kein Wort verstand. Dann traten sie zu ihm, und als der Chef ihn anredete, fiel ihm plötzlich ein, daß eigentlich nicht zwei Mann fliegen sollten, sondern drei. Wo war der dritte? Zum Glück hatte er vernommen, was der Chef sagte, und so stieß er im letzten Augenblick hervor: »Kadett Pirx zum Start bereit.«
»Hm ... tja«, sagte der Chef. »Und der Kadett Pirx erklärt, daß er an Leib und Seele gesund ist ... hm ... in den Grenzen seiner Möglichkeiten?« Er liebte es, an die stereotypen Fragen solche Floskeln anzuhängen. Er konnte sich das gestatten, er war eben der Chef.
Pirx erwiderte, er sei gesund.
»Für die Dauer des Fluges ernenne ich den Kadetten zum Piloten ...«, sagte der Chef, leierte die sakramentale Formel herunter und fuhr dann fort: »Die Aufgabe: Senkrechter Start im Booster mit halber Kraft. Aufstieg in die Ellipse B 68. Auf der Ellipsenbahn Korrektur zur festen Umlaufbahn mit einer Umlaufzeit von vier Stunden sechsundzwanzig Minuten. Warten, bis zwei direkte Verbindungsschiffe vom Typ JO 2 auf der Umlaufbahn sind. Wahrscheinliche Zone des Radarkontakts – Sektor II, Satellit PAL, mit möglicher zulässiger Abweichung von sechs Bogensekunden. Zur Abstimmung des Manövers phonischen Kontakt anknüpfen. Manöver: Heruntergehen von der festen Umlaufbahn mit einem Kurs von sechzig Grad vierundzwanzig Minuten nördlicher Breite, einhundertfünfzehn Grad drei Minuten elf Sekunden östlicher Länge. Anfangsbeschleunigung 2,2 g. Endbeschleunigung nach dreiundachtzig Minuten: null. Beide JO 2 in Dreierformation, ohne den Bereich der Phonie zu verlassen, zum Mond lotsen. In dessen Äquatorzone eine zeitweilige Umlaufbahn entsprechend den Angaben von LUNA PELENG erreichen, sich vergewissern, daß sich die beiden gelotsten Raumschiffe auf der Umlaufbahn befinden. Von dieser Umlaufbahn mit Kurs und Beschleunigung nach einem Gutdünken heruntergehen, um auf die feste Umlaufbahn im Bereich des Satelliten PAL zurückzukehren. Dort weitere Befehle abwarten.«
Die Kadetten erzählten sich, daß es demnächst anstelle der bisherigen Spickkladden elektronische Spicker geben werde, das heißt Mikrokerne von der Größe eines Kirschkerns, die man im Ohr oder unter der Zunge tragen könne. Mit denen wäre man fein heraus, denn sie würden einem alles vorsagen, immer und überall. Pirx glaubte nicht daran, er war der Meinung – und das nicht zu Unrecht –, daß man dann keine Kadetten mehr benötigen würde. Aber wie dem auch sei, vorläufig gab es so etwas nicht, und deshalb mußte er den ganzen Text der Aufgabe wiederholen. Das tat er auch, wobei er sich nur ein einziges Mal irrte, allerdings gründlich, denn er verwechselte die Minuten und Sekunden der Zeit mit denen der Länge und Breite. Was kommt nun?
fragte er sich, als er fertig war. Ihm war unerträglich warm in der Antischweißwäsche, die er unter der dicken Hülle der Kombination trug. Er wurde aufgefordert, den Wortlaut ein zweites Mal herzubeten. Er tat es, aber der Sinn wurde ihm nicht bewußt. Haben die mir aber eingeheizt! Das war das einzige, was er zu denken imstande war.
In der linken Hand hielt er die Spickkladde, in der rechten das Navigationsbuch, das er dem Chef reichte. Das mündliche Wiederholen der Aufgabe war reine Schikane, denn man bekam sie ja ohnehin schriftlich – sogar der erste Kurs war darin vorgezeichnet. Der Chef steckte das Kuvert mit der Aufgabe in das kleine Täschchen unter dem Umschlag. Dann gab er ihm das Buch zurück und fragte: »Pilot Pirx, sind Sie bereit?«
»Bin bereit!« antwortete Pirx. In diesem Augenblick hatte er nur noch einen Wunsch: im Steuerraum zu sitzen. Er sehnte sich danach, die Kombination aufknöpfen zu können, wenigstens am Hals.
Der Chef trat einen Schritt zurück. »Ins Projektil!« rief er mit seiner herrlich metallischen Stimme, die wie ein Glockenschlag den dumpfen Lärm in der riesigen Halle übertönte.
Pirx vollführte eine Kehrtwendung, ergriff das rote Fähnchen, stolperte über das Seil, fand im letzten Augenblick das Gleichgewicht wieder und tapste wie ein Golem über den schmalen Steg. Als er ihn halb überquert hatte, betrat Boerst – von hinten glich auch er einem Fußball – bereits seine Rakete.
Pirx steckte die Beine hinein, klammerte sich an die massive Verschalung der Luke, rutschte die elastische Rinne hinunter, ohne die Füße auf die Sprossen zu stellen – Sprossen sind nur für sterbende Piloten da, pflegte Eselswiese zu dozieren –, und ging daran, die Klappe zu schließen. Sie hatten das an »Phantom«-Geräten und an einer Klappe trainiert, die aus einer richtigen Rakete stammte und mitten im Übungsraum befestigt war – hundertmal, tausendmal: linke Kurbel, rechte Kurbel, halb herum, Kontrolle der Abdichtungen, wieder eine halbe Drehung beider Kurbeln, Festdrücken, Dichtekontrolle unter Druck, Absicherung der Luke mit innerem Schutzdeckel, Vorschieben der Antimeteoritenschutzhülle, Verlassen des Einstiegschachts, Verschließen der Kabinentür, Andrücken, Kurbel, zweite Kurbel, Riegel – es konnte einem schlecht werden dabei.
Pirx glaubte, daß Boerst schon lange in seiner Glaskugel säße, während er erst den Anschlagring der Kammer festschraubte. Plötzlich fiel ihm ein, daß sie ja ohnehin nicht zusammen starten würden, es wurden sechsminütige Abstände eingehalten, er brauchte sich also gar nicht zu beeilen. Dennoch war es besser, sich auf seinen Platz zu setzen und das Radiophon einzuschalten – dadurch könnte er wenigstens die Befehle hören, die Boerst erhielt. Es war interessant zu wissen, welche Aufgabe er wohl zu lösen hätte.
Als Pirx die Außenklappe zudrückte, schaltete sich automatisch die Innenbeleuchtung ein. Er verriegelte alles, was es zu verriegeln gab, und stieg über die mit sehr rauhem, aber weichem Plastikstoff ausgelegten Stufen der kleinen Schräge zum Pilotensitz.
Weiß der Teufel, weshalb diese kleinen Einpersonenraketen so eingerichtet sind, daß der Pilot in einer großen Glaskugel von drei Meter Durchmesser sitzen muß, dachte Pirx. Sie war zwar durchsichtig, aber natürlich nicht aus Glas, sondern aus einem elastischen, federnden Material, das sehr hartem, grobem Gummi ähnelte. Diese Kapsel mit dem zerlegbaren Pilotensitz in der Mitte war in einen kegelförmigen Raum eingepaßt, den eigentlichen Steuerraum. Der Pilot konnte sich in seinem Zahnarztstuhl, wie man ihn nannte, nach allen Seiten drehen und durch die Wände der Blase, in die er eingeschlossen war, alle Skalen, alle Zeiger und alle vorderen, hinteren und seitlichen Bildschirme sehen, dazu die Tafeln beider Rechenmaschinen und des Astrographen sowie das Allerheiligste – das Trajektometer. Dieses Gerät zeichnet mit einem dicken, stark leuchtenden Band auf der trüben, gewölbten Scheibe den Weg des Projektils und setzte ihn in Beziehung zu den Fixsternen in der Harelsbergerschen Projektion. Der Pilot mußte die Elemente ihrer Projektion auswendig kennen und imstande sein, sie in jeder Lage vom Apparat abzulesen, auch wenn er mit dem Kopf nach unten hing. Wenn er den Sitz eingenommen hatte, hielt er links und rechts die beiden Hauptgriffe des Reaktors und der Steuerdüsen für Abweichungen. Außerdem waren da noch drei Unfallgriffe, sechs Hebel für die einfache Steuerung, die Drehknüppel zum Starten und für den Freilauf sowie den Leistungsregler, für den Schub, für das Durchblasen der Düsen, und dicht über dem Fußboden das große Speichenrad der Klimaanlage, der Sauerstoffapparatur, der Griff der Brandsicherungsanlage, der Griff der Reaktorschleuder – für den Fall, daß eine unkontrollierte Kettenreaktion beginnen sollte –, ein Seil mit einer Schleife, das an der Decke des Schränkchens befestigt war, in dem sich die Thermosflaschen und das Essen befanden, und unter den Füßen die weich gepolsterten und mit Riemenschleifen versehenen Bremspedale und die Schleudersicherung. Wenn man die Sicherung betätigte – man mußte mit dem Fuß die Haube einschlagen und sie nach vorn stoßen –, wurde die Blase mit dem Sitz und dem Piloten und dem Ringband-Fallschirm hinausgeschleudert.
Außer dem Hauptzweck – Rettung des Piloten bei einer Havarie, die nicht zu beheben ist – gab es noch acht weitere wichtige Gründe für die Konstruktion der Blase. Unter günstigeren Umständen hätte Pirx all diese Gründe aufzählen können, obwohl sie ihn allesamt nicht überzeugten und die anderen Kadetten auch nicht.
Als er dann endlich saß, mußte er sich mühevoll krümmen, um alle Röhrchen, Kabel und Leitungen, die aus dem Gurt heraushingen, in die Enden zu stecken, die aus dem Sitz emporragten. Jedesmal wenn er sich vorbeugte, schnürte ihm die Kombination den Leib ab. Es war kein Wunder, daß er das kleine Kabel der Phonie mit dem Heizkabel verwechselte. Zum Glück hatten sie verschiedenfarbige Gewinde, aber der Irrtum wurde ihm erst bewußt, als er schon ganz in Schweiß gebadet war. Während die Luft rauschend in die Kombination strömte und sie in Sekundenschnelle ausfüllte, lehnte er sich seufzend zurück und legte mit beiden Händen die Schenkel- und Schulterriemen an.
Der rechte schnappte gleich ein, der linke wollte nicht. Sein Kragen, der wie ein Gummireifen aufgeblasen war, erlaubte ihm nicht, nach hinten zu schauen. So quälte er sich denn und tastete blindlings mit dem Karabinerhaken – gleichzeitig vernahm er gedämpfte Stimmen in den Hörern:
»Pilot Boerst auf AMU 18! Start nach Phonie im Moment Null!« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
Pirx fluchte. Endlich – der Verschluß rastete ein. Pirx sank tief in den weichen Sessel, so müde, als sei er gerade von einem sehr langen interstellaren Flug zurückgekehrt.
»Dreiundzwanzig – zweiundzwanzig – einund ...«, tönte es in den Hörern.
Einmal war es vorgekommen, daß bei Null zwei Lehrgangsteilnehmer zugleich starteten – der richtige und der andere, der noch gar nicht an der Reihe war. Die beiden Raketen schossen im Abstand von zweihundert Metern in die Höhe, es hätte nicht viel gefehlt, Sekundenbruchteile nur, und sie wären zusammengeprallt. So wenigstens wurde es erzählt. Seit diesem Vorfall wurde das Zündkabel erst im letzten Augenblick eingeschaltet, durch Fernsteuerung. Der Flugplatzkommandant tat das von seiner verglasten Navigationszentrale aus – das Zählen war also ein gewöhnlicher Bluff, aber das wußte niemand.
»Null!« tönte es in den Hörern. Pirx vernahm ein gedämpftes Brausen, sein Sitz erbebte, auf der durchsichtigen Hülle, die ihn umgab, zitterten Lichtreflexe. Er starrte zur Decke, auf den Astrographen, und las die Werte ab – Kühlung, Schubkraft der Haupt- und Hilfsdüsen, Neutronenstromdichte, Grad der Verunreinigung durch Isotope und noch achtzehn weitere Werte, von denen sich die Hälfte ausschließlich mit dem Zustand des Boosters befaßte. Das Beben wurde schwächer, die Wand des dumpfen Lärms glitt vorüber, schien oben zu zerfließen, als habe sich ein unsichtbarer Vorhang vor den Himmel gespannt. Auch das Brausen nahm ab, es hörte sich an wie fernes Donnergrollen. Dann wurde es still.
Etwas summte und zischte – Pirx fand nicht einmal Zeit, zu erschrecken. Die automatische Sicherung hatte die bisher blockierten Bildschirme eingeschaltet – sie waren von außen abgesichert, wenn jemand in der Nähe startete, damit die blendende Flamme des atomaren Rückstoßes die Objektive nicht beschädigte.
Sehr nützlich, diese automatischen Sicherungen! sagte sich Pirx. Er dachte an dies und das, bis ihm ein Schreck in die Glieder fuhr, ein Schreck, der ihm unter der glockigen Haube die Haare zu Berge stehen ließ. Herrgott, jetzt bin ich ja dran – gleich fliege ich! ging es ihm durch den Sinn.
Blitzschnell begann er die Hebel für den Start vorzubereiten, das heißt, sie der Reihe nach zu berühren und zu zählen: Eins, zwei, drei – wo ist der vierte? Der dort ... Ja ... und dann den Zeiger ... Das Pedal ... Nein, nicht das Pedal ... Die Griffe! Erst den roten, dann den grünen, dann den für den Automaten ... So ... Oder kommt der grüne vor dem roten ...?
Pilot Pirx auf AMU 27! Seine eigene laute Stimme, die ihm durch die Kopfhörer geradewegs ins Ohr drang, riß ihn aus dem Dilemma. Start nach Phonie im Moment Null!
Er hätte beinahe »Pilot Boerst« gesagt, so sehr hatten sich ihm die Worte des anderen eingeprägt. »Idiot!« brüllte er sich selbst in der Stille an, die nun herrschte. Dann bellte der Automat: Sechzehn – fünfzehn – vierzehn ... Müssen eigentlich alle Automaten solche Feldwebelstimmen haben? fragte sich Pirx. Er schwitzte. Krampfhaft versuchte er, sich an etwas Wichtiges zu erinnern. Er wußte, daß dieses Etwas ausschlaggebend war, daß es über Leben und Tod entschied, aber es wollte ihm nicht einfallen.
... sechs – fünf – vier ...
Mit feuchten Fingern umklammerte er den Startgriff. Gut, daß er so rauh ist, dachte er. Ob alle so schwitzen? Wahrscheinlich ...
Null! schnarrte es im Hörer.
Seine Hand zog den Hebel von selbst, ganz von selbst, sie zog ihn bis zur Mitte und hielt ihn fest. Brüllendes Getöse ... Ihm war, als lege sich ihm eine elastische Presse um Kopf und Brust. Der Booster! vermochte er gerade noch zu denken, dann wurde es dunkel um ihn. All das dauerte nur wenige Augenblicke. Als es vorbei war, lastete noch immer der unnachgiebige Druck auf seinem Körper. Auf den Bildschirmen, zumindest auf denen, die ihm gegenüber angebracht waren, sah er eine weiße, brodelnde Masse, die ihn an Milch erinnerte, an Milch, die aus einer Million Töpfen überkocht.
Aha! sagte er sich. Jetzt stoße ich durch die Wolken ... Sein Gehirn arbeitete noch ein wenig träge, aber er war immerhin wieder imstande, ruhig und klar zu überlegen. Er kam sich mit der Zeit völlig unbeteiligt vor, ihm war, als sei er nur noch Zeuge dieser sonderbaren Szenerie. Komisch! dachte er. Da fläzt sich so ein Bursche im »Zahnarztstuhl« herum, rührt weder Hand noch Fuß, und dabei ... Die Wolken sind übrigens verschwunden, der Himmel ist blau ... Eigenartig, dieses Blau ... Wie mit Tusche gefälschtes Wäscheblau ... Sind das dort Sterne, oder sind es keine ...? Ja, Sterne ...
Überall bewegten sich Zeiger – über ihm, vor ihm, neben ihm. Jeder bewegte sich anders, jeder zeigte etwas anderes an. Pirx mußte sie alle verfolgen, und er hatte nur zwei Augen. In den Hörern ertönten in regelmäßigen Abständen kurze, pfeifende Signale; seine linke Hand zog von selbst – wieder ganz von selbst – an der Schleuder des Boosters. Gleich darauf wurde es etwas erträglicher. Die Geschwindigkeit betrug sieben Komma eins pro Sekunde, die Höhe zweihundertein Kilometer, die Beschleunigung eins Komma neun. Die Startkurve, die er mit auf den Weg bekommen hatte, war zu Ende. Nun heißt es entspannen, dachte Pirx, denn bald wird es eine Menge Arbeit geben!
Er machte es sich bequem, drückte auf die Lehne – dadurch hob sich die Stütze des Sessels – und erstarrte vor Schreck.
Wo ist die Spicke?! durchfuhr es ihn.
Die Spicke war wichtig, unsagbar wichtig, und er konnte sich nicht erinnern, wo er sie hingesteckt hatte. Er sah sich auf dem Fußboden um, als gäbe es nicht die Unmenge von Zeigern, die ihn von allen Seiten anblinzelten. Da! Die Spicke lag unter dem Sessel! Er bückte sich, aber die Gurte ließen begreiflicherweise nicht locker. Nun blieb ihm keine Zeit mehr, und mit dem Gefühl, auf der Spitze eines sehr hohen Turmes zu stehen und mit ihm in die Tiefe zu stürzen, schlug er das Navigationsbuch auf, das in der Tasche über dem Knie steckte, und zog die Aufgabe aus dem Umschlag. Zuerst begriff er gar nichts. Verflixt, wo ist die Umlaufbahn B 68? fragte er sich. Aha, die wird’s wohl sein ... Er kontrollierte das Trajektometer und begann langsam zu wenden. Donnerwetter, es klappt sogar! dachte er staunend.
Als er die Ellipsenbahn erreicht hatte, präsentierte ihm der Kalkulator freundlich die Daten zur Korrektur. Pirx manövrierte, sprang aus der Umlaufbahn, bremste gar zu heftig, hatte zehn Sekunden lang minus 3 g, aber das machte ihm nichts aus. Physisch war er sehr widerstandsfähig. »Wäre dein Hirn so wie dein Bizeps«, hatte Eselswiese einmal gesagt, »dann könnte etwas aus dir werden!«
Mit Hilfe der Korrekturdaten ging Pirx auf die feste Umlaufbahn, übermittelte dem Kalkulator über Phonie die Daten – aber der Kalkulator gab keine Antwort, auf seinem Bildschirm oszillierten Leerlaufwellen. Pirx brüllte noch einmal die Daten, bis ihm einfiel, daß er vergessen hatte, umzuschalten. Er holte das Versäumte nach, und sogleich erschien auf der Mattscheibe eine flimmernde vertikale Linie, und alle Fensterchen zeigten übereinstimmend lauter Einsen. Ich bin auf der Umlaufbahn! dachte er erfreut. Die Umlaufbahn betrug allerdings nicht vier Stunden und sechsundzwanzig Minuten wie vorgeschrieben, sondern vier Stunden und neunundzwanzig Minuten. Ist diese Abweichung zulässig oder nicht? überlegte Pirx angestrengt. Ob ich die Gurte abknöpfe und in der Spicke nachschaue? Sie liegt unter dem Sessel ... Ach, weiß der Teufel, ob das überhaupt drin steht ... Plötzlich fiel ihm ein, was Professor Kaahl einmal gesagt hatte: »Die Umlaufbahnen sind mit einem Fehler von null Komma drei Prozent berechnet.« Den Daten nach, die ihm der Kalkulator übermittelte, bewegte er sich dicht an der Grenze des Zulässigen. Na also, das war’s, sagte er sich und sah sich nun erst richtig um.
Der Schweredruck schwand. Er spürte es nur daran, daß er sich sehr leicht vorkam, denn er war ja an den Sitz geschnallt, wie es sich gehörte. Auf dem vorderen Bildschirm sah er Sterne, nichts als Sterne, und am unteren Rand einen blendendweißen Saum. Auf dem seitlichen Schirm war alles schwarz. Sterne, Sterne. Und auf dem unteren? Aha! Aufmerksam betrachtete Pirx die Erde – er jagte in einer Höhe von siebenhundert bis zweitausendvierhundert Kilometer über sie hinweg. Sie war ungeheuer groß, füllte den ganzen Schirm aus.
Grönland! Das ist doch Grönland, oder ...? Ehe er sich Gewißheit verschaffen konnte, überquerte er bereits Nordkanada und die Arktis. Rings um den Nordpol glänzte Schnee. Der Ozean hatte eine schwarz-lila Farbe, seine Oberfläche war gewölbt, aber glatt, sie schien aus Eisen gegossen zu sein. Die wenigen Wolken – merkwürdig, wie wenige es waren – wirkten, als habe jemand hier und da einen dünnen Brei über die erhabenen Stellen verspritzt.
Pirx warf einen Blick auf die Uhr. Er flog schon siebzehn Minuten.
Nun mußte er die Radiosignale des Satelliten PAL auffangen und beim Kreuzen seiner Zone auf die Radarschirme schauen. Wie hießen die beiden Schiffe doch gleich? RO? Nein, JO. Und die Nummern? Er warf einen Blick auf das Blatt mit der Aufgabe, steckte es zusammen mit dem Navigationsbuch in die Tasche und bewegte den Regulator der Kontrollkapsel auf der Brust. Nur ein Piepsen und Knacken war zu vernehmen. PAL? Welches Signal hatte er eigentlich? Morse – aha! Er hörte genauer hin und sah auf die Schirme. Langsam drehte sich die Erde unter ihm, die Sterne glitten rasch über die Schirme, aber von PAL war nach wie vor weder etwas zu hören noch zu sehen.
Plötzlich summte es.
PAL! dachte er, aber er verwarf den Gedanken sogleich. Unsinn! Diese Schlitten summen doch nicht ... Also was?
Gar nichts summt! versuchte er sich einzureden. Oder ... Havarie?
Das schreckte ihn keineswegs. Was konnte es schon für eine Havarie sein, er flog doch mit abgeschaltetem Triebwerk! Zerfällt die Kiste etwa von selbst, oder was? Vielleicht ein Kurzschluß? Ach ja, das wird’s sein! O Gott! Brandschutzbestimmung III a: »Brand im Weltraum auf Umlaufbahnen«, Paragraph ... Hol’s der Teufel! Es summte und brummte in einem fort, das Piepsen der Signale war kaum noch zu hören.
Klingt fast so, als ob ’ne Fliege im Gras herumschwirrt, dachte er und sah von einer Uhr zur anderen.
Da entdeckte er sie.
Es war eine Riesenfliege – grünlich-schwarz, ekelhaft, eines dieser Biester, die offenbar dazu geschaffen sind, dem Menschen den Nerv zu töten, frech, aufdringlich, idiotisch, aber zugleich schlau und listig. Wie durch ein Wunder – wie sonst? – hatte sie sich in die Rakete geschmuggelt, und nun schwirrte sie außerhalb der gläsernen Kapsel umher und prallte dabei hin und wieder wie ein summendes Kügelchen gegen die leuchtenden Scheiben.
Als sich die Fliege dem Kalkulator näherte, begann es in den Kopfhörern so laut zu brummen wie ein viermotoriges Flugzeug, denn am oberen Rand des Kalkulators war ein Reservemikrofon angebracht. Es ließ sich außerhalb des Sitzes ohne Laryngophon erreichen, wenn die Kabel der Bordphonie getrennt waren. Wozu? Für alle Fälle. Es gab mehrere solcher Einrichtungen.
Pirx verfluchte das Mikrofon, wußte er doch, daß er Gefahr lief, die Signale des PAL zu überhören. Und nun begann die Fliege auch noch, nach allen Seiten Ausfälle zu machen. Unwillkürlich verfolgte er sie mit dem Blick, dann aber sagte er sich in aller Strenge, daß sie ihm gestohlen bleiben könne.
Schade, daß man hier nicht irgend so ein Zeug spritzen kann ...
»Ruhe!«
Es klirrte so laut, daß er unwillkürlich eine Grimasse schnitt. Die Fliege kroch auf den Kalkulator. Es wurde still – jetzt putzte sie sich die Flügel. Ein scheußliches Vieh!
In den Hörern ertönte ein fernes, regelmäßiges Piepsen: kurz-lang-lang-kurz – kurz-lang – kurz-lang-kurz-kurz. PAL! entschlüsselte Pirx. So, jetzt heißt es die Augen aufsperren ... Er hob den Sessel an – nun hatte er drei Bildschirme auf einmal vor Augen –, überprüfte erneut, wie sich der führende Phosphorstrahl des Radargeräts drehte, und wartete gespannt. Auf dem Radarschirm war nichts zu sehen, aber eine Stimme meldete sich.
A sieben Terraluna, A sieben Terraluna, Sektor III – Kurs einhundertdreizehn, PAL PELENG ruft – Bitte um Messung – Schalte auf Empfang.
Verflixt, wie soll ich jetzt bloß meine JOs hören! dachte Pirx besorgt.
Das Brummen in den Hörern verstummte plötzlich, und im gleichen Augenblick fiel von oben ein Schatten auf Pirx’ Gesicht, als habe sich eine Fledermaus an der Lampe festgesetzt. Die Fliege! Sie kroch über die gläserne Kapsel, als ob sie ihr Inneres ergründen wollte.
Inzwischen war es im Äther »eng« geworden: Der Satellit PAL war aufgetaucht. Pirx konnte ihn bereits sehen, er glich einem Pfahl, es war ein achthundert Meter langer Aluminiumzylinder mit einer Observatoriumskugel am Heck. Er flog über ihm – ungefähr vierhundert Kilometer entfernt, vielleicht auch etwas mehr – und schickte sich an, ihn langsam zu überholen.
PAL PELENG an A sieben Terraluna, einhundertachtzig Komma vierzehn, einhundertsechs Komma sechs – Linear wachsende Abweichung – Ende.
ALBATROS vier Aresterra ruft PAL Hauptstation, PAL Hauptstation – Steige herab zum Tanken, Sektor II, steige herab zum Tanken, Sektor II – Fliege mit Reserve – Empfang.
A sieben Terraluna, PAL PELENG ruft ...
Alles Weitere wurde vom Brummen der Fliege übertönt. Endlich schien sie sich ein wenig zu beruhigen.
Hauptstation an ALBATROS vier Aresterra – Tanken Quadrant sieben, Omega Hauptstation – Ende.
Die haben sich hier absichtlich versammelt, damit ich nichts höre, sagte sich Pirx. Die Antischweißwäsche klebte ihm am Körper. Die Fliege kreiste wütend über der Scheibe des Kalkulators, sie schien zu versuchen, den eigenen Schatten einzuholen.
ALBATROS vier Aresterra, ALBATROS vier Aresterra an PAL Hauptstation – Laufe Quadranten sieben an, laufe Quadranten sieben an – Bitte um Einlotsen durch Interkom – Ende.
Pirx hörte das Pfeifen des Interkoms, es wurde leiser und ging im Brummen unter, das wieder anschwoll. Er verstand nur die Worte: JO zwei Terraluna, JO zwei Terraluna ruft AMU 27, AMU 27 – Empfang. Interessant, meint der mich? Pirx zerrte vor Aufregung an den Gurten.
»AMU ...«, wollte er sagen, aber seiner heiseren Kehle entrang sich kein Laut. In den Hörern brummte es. Die Fliege. Er schloß die Augen und begann zu sprechen: AMU 27 an JO zwei Terraluna – Bin im Quadranten vier, Sektor PAL – Schalte Positionslichter ein – Empfang. Er schaltete die Positionslichter ein – zwei rote an den Seiten, zwei grüne an der Spitze, ein blaues am Heck – und wartete. Außer der Fliege war nichts zu hören.
JO zwei bis Terraluna, JO zwei bis Terraluna, ich rufe ...
Es summte.
Meint der mich? fragte er sich verzweifelt.
AMU 27 an JO zwei bis Terraluna – Bin im Quadranten vier, Randsektor PAL – Trage alle Positionslichter – Empfang.
Nun meldeten sich die beiden JO-Schiffe gleichzeitig. Er schaltete den Selektor ein, der die Reihenfolge bestimmte, aber es war sinnlos. Das Brummen verschluckte alles. Die Fliege, die Fliege! Ich werde mich hier noch aufhängen! dachte er. Es kam ihm gar nicht in den Sinn, daß dieser »Ausweg« infolge fehlender Schwerkraft unmöglich war.
Plötzlich entdeckte er auf dem Radarschirm die beiden Schiffe – sie folgten ihm in parallelen Kurven, nicht mehr als neun Kilometer voneinander entfernt, das heißt in unzulässigem Abstand. Als Lotse war er verpflichtet, ihnen zu befehlen, den vorgeschriebenen Abstand von vierzehn Kilometern einzuhalten. Er wollte sich noch einmal vergewissern, aber als er die genaue Lage der beiden Schatten auf dem Radarschirm zu untersuchen begann, ließ sich die Fliege auf der Scheibe nieder – ausgerechnet auf einem der Schatten. Wutentbrannt warf er das Navigationsbuch nach ihr – im Zustand der Schwerelosigkeit ein aussichtsloses Unterfangen. Das Buch prallte gegen die Kapselwand, fiel aber nicht nach unten, sondern nach oben. Es stieß gegen die Decke flog hin und her und blieb schließlich mitten in der Kapsel schweben. Auf die Fliege machte das nicht den geringsten Eindruck – sie kroch seelenruhig weiter über den Radarschirm.
AMU 27 Terraluna an JO zwei, JO zwei bis – Ich sehe euch – Ihr habt Bordnähe – Wechselt auf Parallelkurse über mit Korrektur null Komma null eins – Nach Durchführung des Manövers auf Empfang gehen – Ende.
Die beiden Schatten begannen sich langsam voneinander zu entfernen. Pirx wußte nicht, ob ihm die JO-Schiffe etwas übermittelten, denn in den Hörern brummte es ohrenbetäubend: Die Fliege kreiste nun unmittelbar um das Mikrofon des Kalkulators. Pirx hatte nichts mehr, womit er nach ihr werfen konnte. Über ihm schwebte das Navigationsbuch und raschelte sanft mit seinen Seiten.
PAL Hauptstation an AMU 27 Terraluna – Verlassen Sie den Randquadranten, verlassen Sie den Randquadranten – Empfange das Transsolare – Empfang.
Unverschämtheit, jetzt kommt mir auch noch das Transsolare in die Quere ... Was geht mich das an? Raumschiffe in Gruppenformation haben Vorrang! überlegte Pirx. Er begann zu schreien, sein ohnmächtiger Haß auf die Fliege entlud sich.
AMU 27 Terraluna an PAL Hauptstation – Gehe vom Quadranten nicht herunter, das Transsolare geht mich nichts an – Fliege in Dreierformation – AMU 27, JO zwei, JO zwei bis, Geschwader Terraluna, an der Spitze AMU 27 – Ende.
Das mit dem »nichts angehen« war unnötig! sagte er sich. Damit habe ich mir nur Strafpunkte eingehandelt ... Ach was, der Teufel soll sie holen! Und wer bekommt Strafpunkte für die Fliege? Auch wieder ich, was? So was kann aber auch nur mir passieren ... Eine Fliege im Raumschiff – eine Fliege! Smiga und Boerst werden platzen vor Lachen, wenn sie davon erfahren ... Ich sehe sie direkt vor mir ...! Es war das erstemal seit dem Start, daß er einen Gedanken an Boerst verschwendete, und auch jetzt blieb ihm keine Zeit, denn PAL – das war immer klarer zu erkennen – fiel immer mehr zurück. Nun flogen sie schon fünf Minuten zu dritt.
AMU 27 an JO zwei, JO zwei bis Terraluna – Zwanzig Uhr sieben – Das Manöver mit dem Einbiegen auf den Parabolkurs Terraluna beginnen wir um zwanzig Uhr zehn – Kurs einhundertelf ... Pirx las die Kurse vom Blatt ab. Die Schiffe antworteten. PAL war nun außer Sicht, man konnte ihn aber immer noch hören. Oder war es die Fliege? Auf einmal spaltete sich das Summen. Pirx rieb sich die Augen – tatsächlich! Es war nicht mehr eine Fliege, es waren zwei! Wo in aller Welt war die zweite hergekommen? Die machen mich fertig, dachte er seelenruhig.
Seltsam ... Die Erkenntnis, daß es sich nicht lohnte, zu kämpfen, hatte für Pirx etwas Angenehmes. Sie machen mich fertig, so oder so ..., sagte er sich. Aber diese Resignation währte höchstens eine Sekunde. Ein Blick auf die Uhr trieb ihn zum Handeln. Der von ihm selbst bestimmte Zeitpunkt für den Beginn des Manövers war herangerückt, und er hatte noch nicht mal die Hände an den Hebeln.
Die Plackerei der tausendfachen Übungen tat offenbar das Ihre. Blindlings ergriff er beide Knüppel, betastete den linken, dann den rechten, während er auf das Trajektometer starrte. Das Triebwerk dröhnte dumpf, ging über in ein Zischen. Er stöhnte auf – irgend etwas hatte ihn an der Stirn getroffen, dicht unter dem Schirm des Helms. Das Navigationsbuch! Es schwebte vor seinen Augen, nahm ihm die Sicht, er konnte es nicht abstreifen, denn er hatte keine Hand frei. In den Hörern summte und brodelte es, das Liebesleben der Fliegen auf dem Kalkulator war in vollem Gange. Einen Revolver müßte man haben, dachte er und fühlte, wie ihm das Navigationsbuch infolge der wachsenden Beschleunigung die Nase plattdrückte. Rasend vor Wut warf er den Kopf hin und her – er mußte das Trajektometer sehen! Das Buch, es wog annähernd drei Kilo, schlug krachend auf den Boden – immerhin betrug die Beschleunigung fast 4 g. Er bremste ein wenig, um sie in den Grenzen zu halten, die das Manöver erforderte. Als er die Beschleunigung bis auf 2 g gedrosselt hatte, rastete er die Riegel an den Hebeln ein. Den Fliegen scheint die Beschleunigung nichts auszumachen – nichts, aber auch gar nichts, dachte er. Ihnen bekommt das offensichtlich glänzend ... Und so soll ich nun dreiundachtzig Minuten fliegen ...! Er warf einen Blick auf den Radarschirm: Beide JO-Schiffe folgten ihm in einem Abstand, der auf etwa siebzig Kilometer angewachsen war. Kein Wunder, er war ja mehrere Sekunden mit 4 g geflogen und dadurch so weit vorgeschnellt. Macht nichts, dachte Pirx.
Solange er mit Beschleunigung flog, hatte er ein wenig Muße. 2 g – das war gar nichts. Insgesamt wog er jetzt einhundertzweiundvierzig Kilogramm. Im Laborkarussell hatte er manchmal eine halbe Stunde lang 4 g aushalten müssen.
Andererseits, versteht sich, waren auch diese 2 g nicht gerade angenehm. Hände, Beine – alles schien sich in Eisen verwandelt zu haben. Das Licht blendete ihn, er konnte nicht einmal den Kopf bewegen.
Noch einmal überprüfte er die Lage der beiden Schiffe, die ihm folgten. Was mag Boerst wohl jetzt tun? fragte er sich. Er stellte sich das Gesicht des anderen vor, dieses Filmgesicht. Der hatte aber auch ein Kinn! Und dann die gerade Nase und die grauen, schillernden Augen ... Eine Spicke hatte der bestimmt nicht nötig ... Na ja, vorläufig brauche ich sie auch nicht ... Das Summen in den Hörern wurde leiser. Beide Fliegen krochen an der Decke der Kapsel entlang, ihre Schatten streiften sein Gesicht, er zuckte zusammen, als er das merkte, und sah auf. An den Enden ihrer schwarzen Beine hatten sie teigartige Erweiterungen, ihre Flügel glänzten metallisch im Lichte der Lampen. Ekelhaft.
ELAN acht Aresterra ruft im Dreieck Terraluna – Sechzehnter Quadrant, Kurs einhundertelf Komma sechs – Ihr habt mit mir konvergierenden Kurs – Elf Minuten, zweiunddreißig Sekunden – Bitte eigenen Kurs ändern – Schalte auf Empfang.