Viele Male hat Goethe im Lauf seines Lebens Ilmenau besucht und hierher, in sein thüringisches Arkadien, wo auch sein berühmtes Gedicht »Über allen Gipfeln« entstand, führt ihn ein halbes Jahr vor seinem Tod seine letzte Reise. Es wird eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise des Abschieds, eine Wallfahrt zu den Stätten früherer Leiden und Freuden.

In den sechs Augusttagen des Jahres 1831, die den Handlungsrahmen für Sigrid Damms Buch abgeben, erinnert sich Goethe an seine Frau Christiane, an die böhmischen Bäder, wo er zum letzten Mal die Liebe erlebte, bis er, zurückgewiesen von der jungen Ulrike von Levetzow, sich seines Alters verzweifelt bewußt wird. Er antwortet darauf mit seiner großen Altersdichtung, der »Marienbader Elegie«. Goethe denkt an sein Werk, an »Faust. Zweiter Teil«, und den Entschluß, ihn zu versiegeln, er reflektiert sein Verhältnis zum Veloziferischen seiner Zeit und zur Julirevolution 1830 als der größten Denkübung seines Lebens.

»Wie immer wahrt Sigrid Damm die Würde der Menschen, die sie porträtiert, und erzählt doch sehr persönlich vom Leben – und vom Abschiednehmen.« Brigitte

»So gelingt ihr ein facettenreiches Porträt, eine letztlich lebensumspannende Studie ...« Susanne Beyer, Der Spiegel

»Sigrid Damms Buch, eine anmutige, kunstvolle Erzählung von wunderbarer Leichtigkeit, findet so schnell nichts Ebenbürtiges.« Klaus Bellin, Neues Deutschland

Sigrid Damm, geboren in Gotha/Thüringen, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und Mecklenburg.

Von Sigrid Damm liegen im insel taschenbuch außerdem vor: Vögel, die verkünden Land. Das Leben des Jakob Michael Reinhold Lenz (it 1399), Cornelia Goethe (it 1452), Christiane und Goethe. Eine Recherche (it 2800) und Das Leben des Friedrich Schiller. Eine Wanderung (it 3232). Als suhrkamp taschenbuch sind erschienen: Ich bin nicht Ottilie (st 2999), Diese Einsamkeit ohne Überfluß (st 3175).

Sigrid Damm

Goethes letzte Reise

Insel Verlag

Umschlagabbildung: Andy Warhol, Goethe, 1982.

© Andy Warhol Foundation for the Visual Arts / Artists Rights Society (ARS),

New York

eBook Insel Verlag Berlin 2014

© Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 2007

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Hinweise zu dieser Ausgabe am Schluß des Bandes

eISBN 978-3-458-73025-5

www.insel-verlag.de

I

Im August des Jahres 1831 entschließt sich Goethe zu einer Reise.

Am 24. August notiert er: Brachte mit Vorbereitungen zur Abreise zu. Am 25.: Alles Nöthige zusammen gepackt.

Am 26. August, es ist ein Freitag, ein Wolkiger regenloser Tag, wie das Tagebuch vermerkt, verläßt er die thüringische Residenzstadt.

Goethe ist einundachtzig Jahre alt. Reisen ist für ihn keineswegs mehr das Gewohnte. Im Gegenteil.

In den zurückliegenden Jahren hat der lebenslang reisehungrige, wanderbegierige Goethe – Reisen ein unabdingbarer Teil seiner Kreativität – dieser ihm so vertrauten und geliebten Existenzform fast völlig entsagt.

Das Jahr 1823 bringt den Einschnitt. Es bedeutet das Ende der großen Reisen. Die über Jahrzehnte beibehaltene Gewohnheit der langen Sommeraufenthalte in den böhmischen Bädern wird jäh aufgegeben. In diesem Sommer 1823, Goethe ist nach dem Tod seiner Frau Christiane seit sieben Jahren Witwer, versucht er sein Leben neu zu gestalten, eine junge Frau an seine Seite zu nehmen. Der Plan scheitert. Er verläßt Böhmen. Kehrt nie wieder dorthin zurück.

Ist es die in Marienbad und Karlsbad erfahrene Zurückweisung seiner Liebe durch die junge Ulrike von Levetzow, die ihn zu dieser Entsagung drängt? Ist es sein Alter, das ihm durch diese Zurückweisung bewußt wird? Er geht auf das fünfundsiebzigste Jahr zu.

Von da an gehören die Zeiten seiner Reisen der Vergangenheit an.

Nach 1823 verläßt Goethe Thüringen nicht mehr.

Er wird ein Seßhafter, spricht von sich als Sedentarier. Seine Weimarer Häuser und Gärten am Frauenplan und in den Ilmwiesen werden der Raum seiner Welt. Seine Arbeitsstube, im hinteren Teil des Stadthauses zum Garten und zur Ackerwand hin gelegen, nennt Goethe seine Klause, seine Klosterzelle; sich selbst einen Einsiedler, einen Eremiten.

Der Rückzug in die thüringische Residenzstadt.

Auch ihr kehrt er in all den Jahren, abgesehen von Ausfahrten in die Umgebung und kurzen Aufenthalten in Jena, nur noch ein einziges Mal den Rücken. Im Sommer 1828, als der Herzog stirbt. Der Mann, der ihn vor über einem halben Jahrhundert nach Weimar geholt hat, mit dem ihn eine an Höhen und Tiefen reiche Arbeits- und Lebenspartnerschaft verbindet. Am Tag, als der Leichnam des Herzogs in Weimar feierlich aufgebahrt wird (Solenne Ausstellung der fürstlichen Leiche auf dem Paradebette in der Schloßkirche, notiert Riemer), die Beerdigungszeremonien beginnen, zieht Goethe sich auf die Dornburger Schlösser zurück. Die Paraden im Tode sind nicht das, was ich liebe. Er verläßt die Stadt, ohne Abschied von der sterblichen Hülle des Freundes zu nehmen. Eine Reise wider Willen; Flucht vor dem Tod.

Nun, im August 1831, eine erneute Reise.

Aber diesmal ist es keine Flucht, sondern ein heiterer, freier Reiseentschluß. Wie es scheint, ist diese Reise lange im Kopf geplant, ist Belohnung für ein zeitlich festgelegtes und erreichtes Arbeitsziel.

26. August. In zwei Tagen wird sein 82. Geburtstag sein.

... faßt ich den festen Vorsatz, es müsse vor meinem Geburtstag geschehen, schreibt er dem Altersfreund Carl Friedrich Zelter. Und an Carl Friedrich von Reinhard: ich bestimmte fest in mir: es müsse vor meinem Geburtstag geschehen seyn.

Um was geht es?

Um seinen »Faust«, das Werk, das ihn sein ganzes Leben lang in Atem hält.

Für dessen Vollendung hat er sich ultimativ einen Termin gesetzt: den 28. August 1831.

Es sei, äußert er, keine Kleinigkeit, das, was man im zwanzigsten Jahre concipirt hat, im 82. außer sich darzustellen und ein solches inneres lebendiges Knochengeripp mit Sehnen, Fleisch und Oberhaut zu bekleiden, auch wohl dem fertig Hingestellten noch einige Mantelfalten umzuschlagen, damit alles zusammen ein offenbares Räthsel bleibe, die Menschen fort und fort ergetze und ihnen zu schaffen mache.

Bis in die Kindheit gehen die Anfänge: das Puppenspiel im Frankfurter Haus am Hirschgraben. Dann, 1774, die früheste Fassung. Auf Postpapier geschrieben, bringt sie der Fünfundzwanzigjährige mit nach Weimar und liest aus ihr vor.

Erst zehn Jahre später, nach seiner Flucht nach Italien, setzt er in Rom die Arbeit daran fort. Die Hexenküche entsteht im Garten Borghese. Am 11. August 1787 teilt er seinem Herzog aus Rom mit, biß Ostern wolle er Faust ausgearbeitet haben, welches mir nur in dieser Abgeschiedenheit möglich wird. Am 8. Dezember schreibt er: Um das Stück zu vollenden, werd ich mich sonderbar zusammennehmen müßen. Ich muß einen magischen Kreis um mich ziehen ...

Es gelingt ihm nicht, den »Faust« zu vollenden.

Unter dem Titel »Faust. Ein Fragment« publiziert er das Vorhandene in Band sieben seiner von 1787 bis 1790 bei Göschen in Leipzig erscheinenden achtbändigen ersten Werkausgabe.

Schiller ist es dann, der ihn zur Weiterarbeit drängt. 1794 antwortet Goethe ihm: ich wage nicht das Packet aufzuschnüren.

Vier Jahre später ist es soweit. Was mich so lange Jahre abgehalten hat wieder daran zu gehen war die Schwierigkeit den alten geronnenen Stoff wieder ins Schmelzen zu bringen, schreibt er da. Und: Meinen Faust habe ich um ein gutes weiter gebracht. Das alte noch vorräthige höchst confuse Manuscript ist abgeschrieben und die Theile sind in abgesonderten Lagen, nach den Nummern eines ausführlichen Schemas hinter einander gelegt. Nun kann ich jeden Augenblick der Stimmung nutzen, um einzelne Theile weiter auszuführen ...

Aber Stimmung stellt sich nur sporadisch ein.

Im Januar 1799 arbeitet er an der Walpurgisnacht. Am 21. September 1800 liest er Schiller den Helena-Akt vor.

Trotz dessen anhaltendem Zuspruch gerät die Arbeit ins Stocken. Der Freund wird ungeduldig. Goethe sei zu wenig Herr über seine Stimmung, schreibt er am 10. Dezember 1801 an Cotta, seine Schwerfälligkeit macht ihn unschlüssig und über den vielen Liebhaber Beschäftigungen, die er sich mit Wißenschaftlichen Dingen macht, zerstreut er sich zu sehr. Beinahe verzweifle ich daran, daß er seinen Faust noch vollenden wird.

Sollte Schiller recht behalten? Nach dessen Tod ruht Goethes Arbeit an »Faust. Zweiter Teil« fast vollständig.

Einzig auf einer Reise nach Karlsbad am 13. Mai 1808 die Notiz: Unterwegs de ... Fausti dramatis parte secunda et quae in ea continebuntur (vom Zweiten Teil des »Faust»-Dramas und was darin enthalten sein wird).

Und am 16. Dezember 1816: Meine Biographie: Schema des 2. Theils von Faust. Bedeutet das, er will sich in »Dichtung und Wahrheit« auf eine Inhaltserzählung vom Zweiten Teil des »Faust« beschränken? Rechnet er selbst nicht mehr mit der Vollendung?

In den Jahren 1825 und 1826 dann häufen sich Notizen über die Arbeit am »Faust«.

Wiederum ist es Schiller, der ihn anspornt: Goethe liest, mit der Herausgabe ihres Briefwechsels beschäftigt, die alten drängenden Mahnungen des Freundes.

Zudem: Er bereitet bei Cotta seine Ausgabe letzter Hand vor. Sodann darf ich dir wohl vertrauen, gesteht er Zelter am 3. Juni 1826, daß, um der ersten Sendung meiner neuen Ausgabe ein volles Gewicht zu geben, ich die Vorarbeiten eines bedeutenden Werks ... wieder vorgenommen habe, das seit Schillers Tod nicht wieder angesehen worden ...

Ab jetzt wird den zweyten Theil seines Faust zu vollenden Goethes Hauptgeschäft.

1827 erscheint in Band vier der Cottaschen Ausgabe unter dem Titel »Helena klassisch-romantische Phantasmagorie. Zwischenspiel zu Faust« der Dritte Akt des Zweiten Teils.

Ein Jahr später, zur Ostermesse 1828, in Band zwölf der Erste Akt des Zweiten Teils.

Mitte des Jahres stockt die Arbeit.

Meine nahe Hoffnung, euch zu Michael die Fortsetzung von Faust zu geben, so Goethe am 26. Juli, wird mir denn auch durch diese Ereignisse vereitelt. Es ist der Tod des Großherzogs, der ihn beschäftigt.

Im Sommer 1829 dagegen ist er optimistisch: wenn man sich von Seiten höchster Gewalten auffangen und auf ein Vierteljahr einer hohen Festung anvertrauen wollte, so sollte nicht viel übrig seyn, heißt es am 19. Juli an Zelter.

Ich habe seit so vielen Jahren recht gewußt was ich wollte, habe aber nur die einzelnen Stellen ausgeführt die mich im Augenblick interessirten.

Jetzt müßten Lücken ... ausgefüllt werden.

Ich habe alles so deutlich in Herz und Sinn daß es mir oft unbequem fällt.

Im Januar 1830 äußert er, er könne in ein paar Monaten mit der ›Walpurgisnacht‹ fertig sein. Es soll mich nun aber auch nichts wieder vom ›Faust‹ abbringen ...

Da treten zwei Ereignisse ein, die ihn erneut zur Unterbrechung seiner Arbeit zwingen: die Pariser Julirevolution 1830 und der Tod seines Sohnes Ende Oktober 1830 in Italien.

Die Vollendung des »Faust« ist fraglicher denn je.

Die Pariser Revolution, deren Ausläufer bis nach Thüringen spürbar sind, erlebt Goethe als fundamentale Bedrohung seiner Existenz. Sogar Herzkrämpfe stehen damit in Zusammenhang.

Von Fieberanstoß, Erdbeben, Taumel, Tumult, Paroxysmus, Explosion, von einem Schlund und Abgrund, der ihn zu verschlingen droht, spricht er.

Am 3. August heißt es im Tagebuch: Erste Nachricht von dem Aufstand in Paris.

Am 8. spricht er bereits vom in Paris eingetretene〈n〉 Unheil, vom in Frankreich entzündete〈n〉 Feuer, das sich sowohl verbreitet ... als verderblich überspringt.

Er läßt sich vom Weimarer Staatsminister Ernst Christian August von Gersdorff, der über diplomatische Quellen verfügt, auf dem laufenden halten. Von ihm erfährt er, daß die Unruhen in Dresden zur Ablösung der sächsischen Regierung und zur Bewilligung einer neuen Verfassung geführt haben, daß in Braunschweig der despotische Carl II. außer Landes gejagt wurde und in Brüssel sich die südlichen Landesteile in Folge der Revolution zum neuen Königreich Belgien formieren.

Am 30. September berichtet Goethe seinem Sohn nach Italien von Rottirungen, von wilde〈n〉 Händel〈n〉, von Widerwärtigkeiten gegen die Regierungen ... In Leipzig haben sie Häuser gestürmt, in Dresden das Rathaus verbrannt und die Polizeyarchive zerstört. In einigen Fabrikorten sind auch dergleichen Auftritte gewesen.

Das Übel sei Weimar immer näher gerückt.

Das gewaltige Pariser Erdbeben, das ganz Europa erschüttert, nöthigt einen jeden, nach seinen Mauern zu sehen, ob nichts reißt, und nach seinen Dächern, ob nichts den Einsturz droht, schreibt er am 8. Oktober an Marianne von Willemer.

Am 19. Oktober an Wilhelm von Humboldt: Wie das Erdbeben von Lissabon fast im Augenblick seine Wirkungen auf die entferntesten Seen und Quellen spüren ließ, so sind auch wir von jener westlichen Explosion, wie vor vierzig Jahren, unmittelbar erschüttert worden.

Es ist die auflebende Erinnerung an das Jahr 1792, als Goethe mit Carl August auf dem preußischen Feldzug gegen das revolutionäre Frankreich vor dem Sansculottenheer fliehen, sich zwischen Trümmern, Leichen, Äsern und Scheishaufen aufhalten mußte. Wir haben, schrieb er damals, in diesen sechs Wochen mehr Mühseligkeit, Noth, Sorge, Elend, Gefahr ausgestanden ... als in unsrem ganzen Leben.

Es sind die in der Phantasie aufsteigenden durchlebten Todesängste in den Kriegswirren 1806 und 1813, als durch Weimar ziehende marodierende Truppen eine Bedrohung für Manuskripte, Leib, Leben und Besitz waren.

Goethe kann seiner Verstörung durch die Ereignisse 1830 nur Herr werden, indem er sie als Herausforderung annimmt.

Keine größere Krisis haben wir gehabt, äußert er nach einem Zeugnis des Kanzlers Friedrich von Müller (Brief vom 4. September 1830 an Rochlitz), eine Krisis, die er für die größte Denkübung ansehe, die ihm am Schlusse seines Lebens habe werden können.

Bei dieser Denkübung geraten auch moderne Gesellschaftskonzepte in sein Blickfeld, so das der utopischen Sozialisten.

Bemühung dem St. Simonistischen Wesen auf den Grund zu kommen vermerkt er am 30. Mai 1831. Am 28. Juni heißt es an Carl Friedrich Zelter, daß er Veranlassung habe, über die Réligion Simonienne nachzudenken.

Die Spuren dieser Auseinandersetzung lassen sich im Zweiten Teil des »Faust« finden. (Wir kommen darauf zurück.)

Das zweite Ereignis, das die Vollendung seines Werkes bedroht, ist die Nachricht vom Tod seines Sohnes, die ihn am 10. November 1830 erreicht.

Von einer Prüfung, die dieser Tod ihm auferlegt, schreibt er Zelter am 21. November. Das eigentliche Wunderliche und Bedeutende dieser Prüfung ist, daß ich alle Lasten, die ich zunächst, ja mit dem neuen Jahre abzustreifen und einem jünger Lebigen zu übertragen glaubte, nunmehr selbst fortzuschleppen und sogar schwieriger weiter zu tragen habe.

Ich habe keine Sorge, als mich physisch im Gleichgewicht zu bewegen ... Der Körper muß, der Geist will ...

Der gewaltsam unterdrückte Schmerz ruft die körperliche Katastrophe geradezu herbei.

25. November: Nachts gegen elf Uhr plötzlich von einem ungemein heftigen Lungenblutsturz befallen, so das Bulletin des Arztes. Goethe schwebt in Lebensgefahr.

Führt auch die innere Anspannung über die notwendige Neufassung seines Testamentes, bedingt durch den Tod seines Universalerben, zu diesem Zustand?

Bereits am 19. November hatte Goethe Kanzler Müller, der in Weimar die Justizverwaltung leitet, zu sich gebeten, um die rechtlichen Fragen mit ihm zu beraten.

Als ich mich heute ..., überliefert dieser, bei Goethe einfand, um, seinem Wunsche gemäß, die Errichtung seines Testamentes näher zu besprechen, sprach Er zuvörderst von der Wichtigkeit und Umfänglichkeit der Pflichten, die den Vormündern seiner Enkel zufallen würden. ›Meine Nachlassenschaft‹, sagte Goethe, ›ist so kompliziert, so mannigfaltig, so bedeutsam, nicht bloß für meine Nachkommen, sondern auch für das ganze geistige Weimar, ja für ganz Deutschland, daß ich nicht Vorsicht und Umsicht genug anwenden kann, um jenen Vormündern die Verantwortlichkeit zu erleichtern und zu verhüten, daß durch eine rücksichtslose Anwendung der gewöhnlichen Regeln und gesetzlichen Bestimmungen großes Unheil angerichtet werde.‹

Weiter sagt er: Meine sämtlichen Gelder und Dokumente sind, wie Sie wissen, in Rinaldo Vulpius’ Verschluß, dem ich darin volles Vertrauen schenke, und der auch über alles Rechnung und Rechenschaft geben wird. Der achtundzwanzigjährige Rinaldo Vulpius, der Sohn von Christianes Bruder, führt die Vermögens-Rechnungen, und zwar schon seit einigen Jahren aufs treuste, wie Goethe dann in seinem Testament vermerkt und den Großherzogl. Commissions-Secretär dafür mit Zweyhundert Thaler-Sächs. bedenkt.

Goethe übersteht die Krankheit; in einem vom 10. bis 14. Dezember verfaßten Brief an Zelter, dem er das ärztliche Bulletin beilegt, heißt es lakonisch: Wenn ich das Uhrwerk meiner Lebensbetriebe nicht gehörig in Ordnung hielte, so könnt ich in einem dergleichen leidigen Falle kaum weiter existiren. Dießmal aber hat der Zeiger nur einige Stunden retardirt, und nun ist alles wieder im alten mäßigen Gange.

Die Beratungen mit Müller, den er zum Testamentsvollstrecker ernennt, gehen weiter.

Anfang Januar kommen sie zu einem Abschluß.

Goethe setzt im Testament vom 6. Januar 1831 seine drei Enkel: den am 9. April 1818 geborenen Walther Wolfgang, den am 18. September 1820 zur Welt gekommenen Wolfgang Maximilian und die am 29. Oktober 1827 geborene Alma Sedina Henriette Cornelia zu Universalerben ein.

Bestimmt ihnen mit Franz Ernst von Waldungen und Georg Friedrich Carl August Büttner Vormünder.

Er sichert seine Schwiegertochter ab. Unter Paragraph 8 wird ihr freye Wohnung und Garten-Genuß sowie ein Witthum von Fünfhundert Thalern Sächs. bewilligt, dieselbe Summe für jedes meiner Enkel als Alimentationsund Erziehungsgeld bis zur Volljährigkeit. Alma werden im Fall ihrer Heirat ... Drey Tausend Thaler Sächs. zur Ausstattung überschrieben.

2000 Taler jährlich stehen Ottilie von Goethe, geborene von Pogwisch somit zur freien Verfügung. Die Bedingung des Schwiegervaters ist, daß sie sich nicht wieder vermähle, ansonsten fallen natürlich so wohl das Wittum als der freie Gebrauch des Mobiliars weg.

Goethe verfügt, daß sein Haus mitsamt den Kunstgegenständen auf fünfundzwanzig Jahre nicht veräußert werden darf. Alle seine Kunst- und anderen Sammlungen werden unter die Custodie Kräuters gestellt.

Bereits am 5. Dezember hat er Friedrich Theodor David Kräuter, seinem langjährigen Schreiber und Sekretär – seit 1811 ist er in seinen Diensten – sämtliche Schlüssel zu seinen Sammlungen übergeben.

In einem weiteren Testament vom 22. Januar 1831 trifft Goethe genaueste Verfügungen über seinen Werknachlaß, über Briefe und Tagebücher, bestimmt Friedrich Wilhelm Riemer und Johann Peter Eckermann zu Herausgebern. In gesonderten Vereinbarungen mit beiden vom 15. Mai und 14. Juni 1831 legt er die inhaltlichen und finanziellen Modalitäten dieser Herausgebertätigkeit fest.

Riemer hat den Goethe-Zelter-Briefwechsel zu betreuen. Eckermann die auf fünf berechneten Nachtragsbände zur Ausgabe letzter Hand herauszugeben; fünf Procent von dem Erlös fließt ihm davon zu. Riemer werden vierhundert Thlr. Sächs. zugebilligt.

Auch über den Verbleib von Originalmanuskripten trifft er Entscheidungen. So werden die Kästen mit den Handschriften seiner Correspondenz mit Schiller ... bei der Herzoglichen Regierung niedergestellt, mit der Verfügung, sie 1850, nach Ablauf der Schutzfrist, erneut herauszugeben und den Erlös daraus seinen Enkeln und Schillers Erben zukommen zu lassen.

Die Schlüssel zu den im Hause befindlichen Kästen mit dem Zelter-Briefwechsel werden Riemer übergeben. Die zu denen der Werk-Manuskripte, ebenfalls im Haus am Frauenplan deponiert, erhält Eckermann.

Zu den Lasten, die er nunmehr selbst fortzuschleppen hat, gehört auch der Haushalt am Frauenplan.

August führte nicht nur seinen, sondern auch den des Vaters. Mein Sohn ... versieht auch meine ganze Wirthschaft, um die ich mich nicht zu kümmern brauche.

Nun muß er, wie er Caspar von Sternberg gegenüber klagt, die Rolle des deutschen Hausvaters wieder übernehmen, welche denn doch die hohen Jahre nicht recht kleiden will.

Aus der Stellung des Großvaters zum Hausvater, aus dem Herrn zum Verwalter überzugehen, war – gesteht er Sulpiz Boisserée – eine bedeutende Forderung.

Während der langen Abwesenheit des Sohnes stehen die Dienstboten nicht genügend unter Aufsicht. Mägde und Diener bereichern sich und haben es so arg getrieben, daß Goethe genöthigt gewesen, einen Teil der Dienstboten zu verabschieden. Die Schwiegertochter bekümmert sich nicht darum, weil sie, wie sie behauptet, nichts von Wirtschaft versteht, oder weil sie, wie andere sagen, nichts davon verstehen will.

Stadtklatsch oder Realität?

Daß Goethe sich zu einer durchgreifenden Neuordnung gezwungen sieht, belegt sein Tagebuch. 27. Dezember: Übergab ich dem Kutscher die Schlüssel zum Holzstall und ließ für alle Heizungen Scheite tragen. Erhielt die Schlüssel zurück.

Er habe den Haushalt umgestürzt und dem Schuldenmachen der Schwiegertochter gesteuert, weiß Caroline von Wolzogen Ernst von Schiller zu berichten. Sie spricht von der Pedanterie, womit er jetzt die Wirtschaft treibt ...

Er hat den Schlüssel des Holzstalles unter seinem Kopfkissen und läßt das Brot abwiegen. Auch machte er Aufzeichnungen über den Abgang seiner Nachthemden. Als Gesellschafterin behandelt er Ottilie sehr artig; aber im Hause muß sie sich fügen.

Goethe trifft Entscheidungen. Die bisher getrennten zwei Haushalte werden zusammengelegt.

Er zahlt die ausstehenden Rechnungen des jungen Paares; nicht unerhebliche Summen, er muß für kurze Zeit dafür selbst Geld borgen.

Er legt Ottilie gegenüber die Küchenausgaben fest, für den nächsten Monat Februar können nur dreyssig Thaler zugestanden werden.

Noch ums kleinste Detail kümmert er sich.

9. Februar: Durch John Bezahlung der Haushaltungsschulden. Manches bezüglich auf die nothwendige Veränderung. Unterhaltung über diesen Gegenstand mit Ottilien und Vulpius.

11. Februar: Fortgesetzte Sorgfalt für die neue Haushaltungseinrichtung.

12. Februar: Unterhaltung mit Ottilien über den gegenwärtigen Haushaltungszustand.

15. Februar: Das Haushaltungswesen kam immer mehr in’s Klare. Fünf Tage zuvor ist ein neuer Koch eingestellt worden. Goethe: Büchner stellte mir den jungen Straube vor, welcher als Koch in meine Dienste trat ... Vulpius entließ die Köchin (Auguste Kluge) mit billiger Entschädigung. Von dieser Last befreyt konnt’ ich an bedeutende Arbeiten gehen.

Ich hatte das zu erleben nicht gehofft, steht unter dem Datum 27. Januar 1831 in Goethes Tagebuch.

Es bezieht sich auf seine soeben abgeschlossene Werkausgabe, die Ausgabe letzter Hand, erschienen in acht Lieferungen zu je fünf Bänden von der Ostermesse 1827 an. Die letzte Sendung meiner Werke war vom Buchbinder gekommen. Er baut die Bücher vor sich auf: Die 40 Bände der Sedez-Ausgabe in einer Reihe vor mir aufgestellt zu sehen, machte mir ein dankbar anerkennendes Vergnügen. Ich hatte das zu erleben nicht gehofft.

Das mag ebenso und in noch stärkerem Maße für seinen »Faust« gelten.

Als er im Januar 1830 schwor: Es soll mich nun aber nichts wieder vom Faust abbringen, fügte er an, denn es wäre doch toll genug, wenn ich es erlebte ihn zu vollenden!

Das Krisenjahr 1830. Trotz aller Widrigkeiten versucht er die Arbeit voranzutreiben.

Im August vollendet er die Klassische Walpurgisnacht.

Am 2. Dezember, wenige Tage nach der überstandenen Krankheit, heißt es: Nachts an Faust gedacht und einiges gefördert. Einen Tag später: Nach 1 Uhr einige Stunden gewacht. Verschiedenes in Gedanken gefördert.

Am 12. Februar 1831, zwei Tage nach dem Vermerk, daß er wieder an bedeutende Arbeiten gehen könne, der Eintrag im Tagebuch: Das Hauptwerk muthig und glücklich angegriffen.

Gegen alle Widerstände kämpft er; nicht zuletzt gegen sein mit zunehmendem Alter sich verlangsamendes Arbeitstempo.

Nach einem Bericht Eckermanns vom 11. März 1828 äußert er, daß er in seinem Leben eine Zeit gehabt habe, wo er täglich einen gedruckten Bogen (16 Druckseiten Oktav) von sich fordern konnte, und es ihm mit Leichtigkeit ... gelang ... Jetzt, am zweiten Teil meines Faust, kann ich nur in den frühen Stunden des Tages arbeiten, wo ich mich vom Schlaf erquickt und gestärkt fühle und die Fratzen des täglichen Lebens mich noch nicht verwirrt haben. Und doch, was ist es, das ich ausführe! Im allerglücklichsten Fall eine geschriebene Seite; in der Regel aber nur so viel, als man auf den Raum einer Handbreit schreiben könnte, und oft, bei unproduktiver Stimmung, noch weniger.

Daher nutzt er selbst die Stunden, die er in der Nacht wach liegt.

Und er denkt sich Listen aus.

So überliefert Eckermann von jenen Februartagen des Jahres 1831, daß Goethe das Manuskript des Zweiten Teils habe heften lassen, ›damit es mir‹, wie er sagt, ›als eine sinnliche Masse vor Augen sei. Die Stelle des fehlenden vierten Aktes habe ich mit weißem Papier ausgefüllt, und es ist keine Frage, daß das Fertige anlocket und reizet, um das zu vollenden, was noch zu tun ist. Es liegt in solchen sinnlichen Dingen mehr als man denkt, und man muß dem Geistigen mit allerlei Künsten zu Hülfe kommen.‹

Abschluß der 5. Abtheilung (Fünfter Akt) Beginn der vierten, vermerkt das Tagebuch am 4. Mai.

Am 1. Juni heißt es an Zelter: ganz in’s ... Klostergarten-Leben sei er beschränkt, um ... den zweyten Theil seines Faust zu vollenden.

Er arbeitet an dem noch fehlenden Vierten Akt.

Der 28. August rückt näher.

Er konzentriert alle Kräfte.

Den magischen Kreis, den um sich zu ziehen dem Achtunddreißigjährigen in Rom nicht gelang, vermag nun der Einundachtzigjährige zu schließen.

Von seinem absondernde〈n〉, theils revolutionäre〈n〉, theils einsiedlerische〈n〉 Egoismus berichtet er Johann Heinrich Meyer am 20. Juli. Den meinen, will ich nur bekennen, hab ich in’s Innerste der Production zurückgezogen ...

Und endlich, endlich kann er das Ende der Arbeit ankündigen.

Er habe den nunmehr seit vollen vier Jahren, wieder ernstlich aufgenommenen zweyten Theil des Faust in sich selbst arrangirt, bedeutende Zwischenlücken ausgefüllt und vom Ende herein, vom Anfang zum Ende das Vorhandene zusammengeschlossen. Dabey hoffe ich, es soll mir geglückt 〈seyn〉, alle den Unterschied des Früheren und Späteren ausgelöscht zu haben. Und so ist nun ein schwerer Stein über den Bergesgipfel auf die andere Seite hinabgewälzt.

Einen Tag danach vermerkt sein Tagebuch: Abschluß des Hauptgeschäftes. Und am 22. Juli: Das Hauptgeschäft zu Stande gebracht. Letztes Mundum. Alles rein Geschriebene eingeheftet.

Freude über das Vollbrachte; es wäre doch toll genug, wenn ich es erlebte ihn zu vollenden.

Er erlebt es.

Eckermann bestätigt, daß im August der ganze zweite Teil geheftet und vollkommen fertig dalag. Und berichtet: Dieses Ziel, wonach er solange gestrebt, endlich erreicht zu haben, machte Goethe überaus glücklich. ›Mein ferneres Leben‹, sagte er, ›kann ich nunmehr als ein reines Geschenk ansehen, und es ist jetzt im Grunde ganz einerlei, ob und was ich noch etwa tue.‹

Eine Reise des Aus- und Aufatmens also.

Wie haben wir uns nach dem bisher Berichteten Goethe vorzustellen, als er sich in den Augusttagen 1831 zur Reise rüstet?

Keineswegs als selbstgewissen strahlenden Olympier, sondern als einen, der trotz Schicksalsschlägen, Krankheit und politischen Verunsicherungen seiner verfließenden Lebenszeit beharrlich sein Werk abringt; suchend, zweifelnd, keineswegs gewiß, ob es ihm gelingen wird.

Als einen Arbeitsbesessenen, einen unablässig tätigen Mann; als einen, der noch im hohen Alter tagtäglich die Pyramide seines Daseyns ... in die Lufft ... spizz〈t〉.

Mit einem Zeitgeiz, der seinesgleichen sucht. Die Einteilung der Zeit, Tag für Tag genau, über jede Stunde sich Rechenschaft gebend; man kann das faszinierend finden oder bürokratisch nennen. Das Ergebnis zählt.

Seine Arbeitslast verteilt er zudem auf viele Schultern, spannt andere rigoros für seine Zwecke ein, mit diesen Mitarbeitern seine Kräfte vervielfachend.

Ihm sei daran gelegen, dasjenige was von mir auf dem Papyr schwarz und weiß übrig bleibt, in Zucht und Ordnung zu bringen.

Er suche die vielen Vorarbeiten ... zu eigenem Gebrauch seit Jahren gehäuft, zu einem Ende zu bringen, daß so wenig als möglich verloren gehe, wenn ich früher oder später abgerufen werde.

Wenn einer, wie ich, über die achtzig hinaus ist, äußert er am 15. Mai 1831 zu Eckermann, hat er kaum noch ein Recht zu leben; er muß jeden Tag darauf gefaßt sein, abgerufen zu werden ...

Das Durchschnittsalter von Männern lag damals bei fünfunddreißig Jahren; bei Menschen in geistigen Berufen war es etwas höher.

Goethe hat das achtzigste Lebensjahr bereits erreicht.

Altwerden gehört zu seinem Lebenskonzept.

Da ist der Sömmerring gestorben, kaum elende 75 Jahre alt. Was doch die Menschen für Lumpe sind, daß sie nicht die Courage haben, länger auszuhalten als das, äußert er am 17. März 1830.

Und im Februar 1832 sagt er zu Kanzler Müller: Im Jahre 1834 kommt der große Komet; schon habe ich an Schrön geschrieben ... (Heinrich Ludwig Friedrich Schrön, Astromon, seit 1829 Leiter und Observator der Sternwarte in Jena) damit er wohl vorbereitet und würdig empfangen werde.

Als neunjähriges Kind hat Goethe von dem große〈n〉 Komet〈en〉, dem Halleyschen Kometen, gehört, dessen Erscheinung für 1758 belegt ist. Für 1834 ist seine Wiederkehr angekündigt.

Sind die Vorbereitungen zu seinem Empfang ein geheimer Verweis auf seinen Lebenswunsch, sein erhofftes Alter? (Er wird den Kometen nicht mehr sehen, erst 1835, drei Jahre nach seinem Tod, erscheint er wieder.)

Lange leben heißt gar vieles überleben, geliebte, gehaßte, gleichgültige Menschen, Königreiche, Hauptstädte, ja Wälder und Bäume, die wir jugendlich gesäet und gepflanzt. Wir überleben uns selbst und erkennen durchaus noch dankbar, wenn uns auch nur einige Gaben des Leibes und Geistes übrig bleiben. Alles dieses Vorübergehende lassen wir uns gefallen; bleibt uns nur das Ewige jeden Augenblick gegenwärtig, so leiden wir nicht an der vergänglichen Zeit. Das steht in einem Brief von 1823.

Das Jahr der Zäsur.

Von da an beginnt Goethe seine Vorstellung vom Alter zu entwickeln. Jedem Alter des Menschen antwortet eine gewisse Philosophie, lautet ein Aphorismus aus dem Nachlaß.

Die Gaben, die übrig bleiben ...

1831, am 15. Oktober, wiederholt er: Im hohen Alter, wo uns die Jahre nach und nach wieder entziehen was sie uns früher so freundlich und reichlich gebracht haben, halte ich für die erste Pflicht gegen uns selbst und gegen die Welt, genau zu bemerken und zu schätzen, was uns noch übrig bleibt.

Goethe sieht das Alter, das damals gemeinhin als Phase schwindender körperlicher und geistiger Kräfte abgetan wird, als eine eigenständige, neue Lebensphase.

Älter werden heißt selbst ein neues Geschäft antreten; alle Verhältnisse verändern sich und man muß entweder zu handeln ganz aufhören oder mit Willen und Bewußtsein das neue Rollenfach übernehmen, schreibt er 1825 in den Maximen über »Kunst und Altertum«.

Er setzt geistige Beweglichkeit gegen den altersbedingten körperlichen Verfall: Genau gesehen haben wir uns noch alle Tage zu reformieren ... Man muß sich immerfort verändern, erneuern, verjüngen, um nicht zu verstocken.

Er liebt das Wort Verjüngung, spricht sogar von wiederholte〈r〉 Pubertät.

Im Vergleich von Lebensmitte und Alter schneidet letzteres nicht schlecht ab: So war ich in meinem vierzigsten Jahre über einige Dinge vollkommen so klar und gescheit als jetzt und in manchen Hinsichten sogar besser, äußert er nach Eckermann am 12. April 1829, aber doch besitze ich jetzt in meinem achtzigsten Vorteile, die ich mit jenen nicht vertauschen möchte.

Und dann darf ich Dir wohl in’s Ohr sagen, gesteht er Zelter am 29. April 1830, ich erfahre das Glück, daß mir in meinem hohen Alter Gedanken aufgehen, welche zu verfolgen und in Ausübung zu bringen eine Wiederholung des Lebens gar wohl werth wäre.

Sieben Wochen vor seinem Tod schreibt er an seinen Freund in Berlin: aber ich weiß am besten, was mich im höchsten Alter jung erhält, und zwar im praktisch productiven Sinne, worauf denn doch zuletzt alles ankommt.

All diese scheinbar ungebrochen positiven Äußerungen sind vielleicht auch ein Mutmachen des alten Mannes gegen den Druck von außen: denn nicht zu übersehen ist, daß Goethe massiven politischen und literarischen Angriffen ausgesetzt ist.

Theologen, Deutschnationale, Romantiker und Jungdeutsche attackieren ihn: ... die äußerste Rechte und die äußerste Linke verbanden sich gegen ihn; und während der schwarze Pfaffe mit dem Kruzifixe gegen ihn losschlug, rannte gegen ihn zu gleicher Zeit der wütende Sansculotte mit der Pike, schreibt Heinrich Heine.

Für die Anhänger Saint-Simons stellt Goethes Werk das moralische Nichts dar, es sei das lasterhafte Universum der Indifferenz, der Langeweile, des Atheismus und des Individualismus. Ohne mitreißendes, pathetisches Ziel sei es, ohne Inspiration der Liebe.

Gegen das Goethe fehlende mitreißende, pathetische Ziel stellen die jungen Franzosen ihr heroisches Ideal der Ordnung, der Gemeinschaft und Opferbereitschaft.

Heinrich Heine, den die Politik der Restauration aus Deutschland nach Paris ins Exil treibt, der dort die Julirevolution begeistert begrüßt (auf der Überfahrt nach Helgoland roch ihm die ganze See ... nach frischgebackenem Kuchen), wirft Goethe Indifferentismus als Resultat seiner pantheistischen Weltsicht vor.

Er spielt Schiller gegen ihn aus. Während Schillers Worte ... Taten hervorbrächten, seien die Goetheschen schönen Worte ... kinderlos.

Schiller schrieb für die großen Ideen der Revolution ...

Goethe dagegen ist für Heine ein Aristokratenknecht; er sieht in ihm einen schwachen abgelebten Gott, den es verdrießt, daß er nichts mehr erschaffen kann.

Unbeeinflußt ist das wohl nicht von Goethes Verhalten Heine gegenüber. Ich hätte hundert Gründe, Ew. Excellenz meine Gedichte zu schicken. Ich will nur einen erwähnen: Ich liebe Sie, stellt Heine sich, noch Jurastudent in Berlin, 1821 Goethe vor. Er schließt seinen Brief: Ich küsse die heilige Hand, die mir und dem ganzen deutschen Volke den Weg ins Himmelreich gezeigt hat ...

Goethe antwortet nicht. (Vielleicht wegen des allzu schmeichelnden Tons?)

Zwei Jahre später sucht Heine den Dichter in Weimar auf; auf dessen Frage, woran er arbeite, entgegnet er keck: an einem Faust-Drama; womit das Gespräch, nach Heines Zeugnis, abrupt ein Ende findet.

Heine bewundert Goethe, sieht in ihm eine hundertjährige Eiche. Nicht von ihm anerkannt und geschätzt zu werden kränkt ihn, treibt ihn – Neid spielt dabei wesentlich mit, wie er gesteht – in die Emeute seiner Gegner.

Goethe lobe und preise alle unbedeutende〈n〉 Kleingeister, da er Angst vor jedem selbstständigen Originalschriftsteller habe.

Von Goethes angeblicher Alleinherrschaft in der deutschen Literatur spricht er. 1833, ein Jahr nach Goethes Tod, bringt er es auf den Punkt: Erst jetzt ..., seitdem die hundertjährige Eiche gefallen sei, könne ein junger Wald, könnten dessen Stämme, bisher von den Zweigen der Eiche weit überragt und überschattet ... ihre Größe zeigen.

Goethe und die nachfolgende Generation.

Lakonisch stellt er fest: Der Alte verliert eins der größten Menschenrechte, er wird nicht mehr von seines Gleichen beurtheilt.

Realistisch sieht er sich als einen isolierten Dichter, der kaum mehr Einfluß auf seine Mitlebenden hat. Wenn man in und für die Zeit schreibt, ist es gar zu unangenehm, zu finden, daß man nichts auf sie wirkt, gesteht er Kanzler Müller.

Dieser unablässig tätige alte Goethe ist ein einsamer Mann.

Nicht im Alltag; Familie, Mitarbeiter und Freunde sind ihm nah, täglich sind Besucher aus mehreren Ländern in seinem Haus, eine umfangreiche Korrespondenz verbindet ihn mit der Welt.

Es ist eine Einsamkeit im geistigen Sinne.

Ich kann eigentlich mit niemanden mehr über die mir wichtigsten Angelegenheiten sprechen, denn niemand kennt und versteht meine Prämissen, klagt er am 5. April 1830 Kanzler Müller. Und am 17. Januar 1831 Zelter: zu meinen eigenen Überzeugungen find ich keine Gesellen ...

Er sieht und wertet die Zeitereignisse anders als die meisten der Jüngeren. Zunehmend wird er vom Gefühl der Unzeitgemäßheit seiner Anschauungen beherrscht.

Mehrfach betont er, wie froh er sei, in der Mitte des 18. Jahrhunderts geboren zu sein: ... ich danke dem Himmel, daß ich jetzt, in dieser durchaus gemachten Zeit, nicht jung bin ... Als ich achtzehn war, war Deutschland auch erst achtzehn, da ließ sich noch etwas machen ... äußert er am 15. Februar 1824. Aber jetzt ... seien alle Wege verrannt.

Seine Epoche sei eine aufstrebende gewesen, mit der er sich in Übereinstimmung befunden habe; es ist ein eigen ehrenwerthes Schicksal, daß ich gerade in ein gleichsinnig wirkendes Jahrhundert eintraf.

Er sieht das 19. Jahrhundert, dessen erste Dezennien er erlebt, nicht als Fortführung des alten Jahrhunderts, sondern als eine neue, ihm fremde Ära.

Die alte europäische Kultur, aus der er kommt, empfindet er als bedroht durch das, was auf ihn zukommt: die technisch-industrielle Welt des beginnenden Maschinen- und Industriezeitalters.

Zwischen beiden Welten existiert für ihn ein radikaler Bruch. Die Französische Revolution markiert ihn.

Nach seiner Wahrnehmung hatte sie in allen Lebensbereichen Krisen und sich steigerndes Chaos zu Folge.

Es sei eine verrückte Zeit. Der Tag sei absurd und confus, die Hansnarren des Tages hätten die Oberhand. Schrecklich sei es, wie das Jahrhundert seine Schwächen aufsteift und aufstutzt.

Goethes Abneigung gegen das 19. Jahrhundert geht so weit, daß er, wäre er jetzt jung, nicht in Deutschland, nicht in Europa leben wollte und sich mit dem Gedanken der Auswanderung trüge.

Ich würde nicht zu bleiben wissen, äußert er.

Mögliche Zufluchtsorte sind für ihn die pazifischen Inseln und der nordamerikanische Kontinent.

Bei letzterem fügt er skeptisch hinzu: Ja selbst wenn ich nach Amerika flüchten wollte, ich käme zu spät ...

Die Zustände der alten Europäer seien so schlecht, künstlich und kompliziert, daß man, um nur einmal das menschliche Dasein, ohne falschen Beigeschmack durchaus rein zu genießen, sich oft wünsch〈e〉, auf einer der Südsee-Inseln als sogenannter Wilder geboren zu sein.

Fremdheit. Distanz.

Die sich entwickelnden Weltbegebenheiten, so behauptet er, seien fern von ihm, der ich, in meinen Klostergarten schauend, jene wichtigsten Ereignisse nur als phantasmagorische Wolken über mir vorbeyziehen sehe.

Verweigert er sich der Gegenwart?

Ist er doch der Stabilitätsnarr, wie Ludwig Börne bissig schreibt, das große Zeitablehnungsgenie, das sich selbst letzter Zweck ist, wie Heinrich Heine formuliert?

Keineswegs.

Bis ins hohe Alter verfolgt Goethe die neuesten Entwicklungen in Kunst und Kultur, in Politik, Technik und Naturwissenschaften.

Farbenlehre, Morphologie und Geologie beschäftigen ihn. Der Streit zwischen Neptunisten und Vulkanisten. Die 1828 erstmals gelungene Umwandlung anorganischer in organische Materie durch die Wöhlersche Harnstoffsynthese.

Im September 1830 nimmt er die Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke von Liverpool nach Manchester zur Kenntnis; in seinem Besitz ist ein Modell der 1829 von Stephenson gebauten Lokomotive.

Sein Interesse gilt dem Projekt eines Durchstiches der Landenge von Panama. Es sei vorauszusehen, daß Amerika, dieser jugendliche Staat ... dies bewerkstelligen werde. Dieses möchte ich erleben, äußert Goethe am 21. Februar 1827. Zweitens möchte ich erleben, eine Verbindung der Donau mit dem Rhein hergestellt zu sehen ... Und endlich drittens möchte ich die Engländer im Besitz eines Kanals von Suez sehen. Es wäre, sagt er, wohl der Mühe wert, ihnen – diesen drei großen Dinge〈n〉 – zu Liebe es noch einige funfzig Jahre auszuhalten.

Ein Mann also, der mit vitaler Neugier seiner Zeit, besonders ihren technischen Errungenschaften, zugewandt ist.

Und der dennoch nicht ihrer Fortschrittsgläubigkeit huldigt.

Im Gegenteil, sie eher als Kainsmal des Künftigen sieht.

Kritisch stellt er fest: Reichthum und Schnelligkeit ist was die Welt bewundert und wornach jeder strebt; Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle möglichen Facilitäten der Communication sind es worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbieten, zu überbilden und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren ...

Er spricht vom Zeitstrudel. Von der Abwesenheit von Besinnung und Langsamkeit. Für das größte Unheil unserer Zeit, die nichts reif werden läßt, muß ich halten daß man im nächsten Augenblick den vorhergehenden verspeist, den Tag im Tag vertut, und so immer aus der Hand in den Mund lebt, ohne irgend etwas vor sich zu bringen.

Schnelligkeit und Beschleunigung regieren nach seiner Meinung die Welt. Er nennt es das Veloziferische. (Eine Wortschöpfung aus dem lateinischen velocitas = Eile und dem italienischen velocifero = Eilwagen oder Eilposten.) Das Veloziferische – für Goethe wohl mit einem Anklang an das Hybrid-Luziferische – wird ihm zum Stigma der neuen Zeit.

Eine Möglichkeit, dieses Veloziferische aufzuhalten, sieht er nicht. So wenig nun die Dampfmaschinen zu dämpfen sind, so wenig ist dies auch im Sittlichen möglich: die Lebhaftigkeit des Handels, das Durchrauschen des Papiergeldes, das Anschwellen der Schulden, um Schulden zu bezahlen, das alles seien die ungeheuren Elemente, die die Gegenwart prägen.

Am lebendigen Leib seiner Zeit sieht Goethe das sterben, was ihm lebenswichtig ist. Und die Werte, die seine Mitlebenden vertreten, sind ihm zweifelhaft; sie stimmen nicht mit den seinen überein.

An ihnen, den Werten der alten europäischen Kultur, hält er daher unbeirrt fest.

Keineswegs ist er also ein alter Mann, der seine Zeit nicht mehr versteht, sich in eremitischer Alterseinsamkeit selbst feiert, sondern einer, der das geistige Alleinsein sucht, der die Einsamkeit am Ende seines Lebens in Kauf nimmt.

Daß er dennoch unter der Entfremdung vom Zeitgeist und seiner zunehmenden Wirkungslosigkeit gelitten hat, steht außer Frage.

Und so macht er aus seiner Not eine Tugend, erklärt: Meine ganze Zeit wich von mir ab. Mit diesem Gedanken-Salto gewinnt er Distanz und schafft sich die Freiheit, sein Werk im vollen Bewußtsein seiner Unzeitgemäßheit zu vollenden.

Auf seine eigene Lebenswahrheit richtet er seine gesamte Energie. Sein Feld ist das des Erinnerns und der Selbstprüfung. Was an mir noch zu berichtigen möglich ist, zu berichtigen, notiert er am 21. Mai 1830, und am 17. März 1832: und ich habe nichts angelegentlicher zu thun als dasjenige was an mir ist und geblieben ist wo möglich zu steigern und meine Eigenthümlichkeiten zu cohobiren ...

Unter diesem Blickwinkel ist er auch nicht mehr zum Eingreifen in die Zeitdebatte, zu öffentlichen Verteidigungen und Selbstbehauptungen gezwungen.

Er läßt für seine Person Streit Streit sein; die polemischen Richtungen werden bey mir immer schwächer. Er, der in Zeiten seiner Freundschaft zu Schiller mit den »Xenien« angriffslustig Pfähle ins Fleisch der Collegen rammte, begegnet den literarischen Kämpfen nun gleichgültig; angeblich übersieht, überhört er sie.

Das Widerbellen sei er durch viele Jahre gewohnt, gesteht er Zelter. Und seinem böhmischen Freund Joseph Stanislaus Zauper: ... ich weiß so wenig was für und gegen mich geschieht, als ich mitten in Deutschland von den Stürmen der Nord- und Ostsee oder auch des Mittel- und adriatischen Meeres etwas gewahr werde.

Ist das eine Demonstration von Gelassenheit?

Oder tatsächliche Gelassenheit?

Wir wissen kaum, was Goethe von den Angriffen von rechts und links zu Augen und Ohren gekommen ist.

Er breitet Schweigen über dieses ihn gewiß kränkende, bittere Kapitel seines Alters. Allenfalls lassen indirekte oder verschlüsselte Äußerungen Vermutungen zu.

Lediglich auf einem Gebiet liegt seine Differenz zu den vom Zeitgeist Bewegten relativ offen, auf dem politischen der nationalen Befreiungskriege 1813/14.

Goethe, der in Napoleon Bonaparte denjenigen sieht, der die Blutströme der Französischen Revolution zum Stillstand gebracht, mit dem Code civil eine neue Ordnung geschaffen, dem Chaos Einhalt geboten hat, wendet sich nicht von Napoleon ab, als dieser Europa mit seinen Eroberungskriegen überzieht.

Als sein Sohn sich freiwillig zum Kriegsdienst gegen das napoleonische Joch meldet, tut er alles, um diese Entscheidung rückgängig zu machen. Er ist zu keiner, nicht der geringsten, patriotischen Geste bereit, stimmt nicht in den Chor der Franzosenhasser ein.

Damit nimmt er nicht nur seine Isolierung in Weimar und in ganz Deutschland in Kauf, sondern riskiert auch einen Bruch mit seinem Landesherrn.

Es ist kein Zufall, daß er in der Folgezeit seine Vorstellung von Literatur gegen eine enge deutsche und nationale Konzeption entwickelt.

Ich sehe mich ... gerne bei fremden Nationen um, äußert er nach Eckermann, und rathe jedem es auch seinerseits zu thun.

National-Literatur will jetzt nicht viel sagen, die Epoche der Welt-Literatur ist an der Zeit, und jeder muß jetzt dazu wirken, diese Epoche zu beschleunigen.

Er wendet sich gegen deutschen Kleingeist und pedantischen Dünkel ... wenn wir Deutschen nicht aus dem engen Kreise unserer eigenen Umgebung hinausblicken, mahnt er. Es gibt keine patriotische Kunst und keine patriotische Wissenschaft. Beide gehören, wie alles hohe Gute, der ganzen Welt an, und können nur durch allgemeine freie Wechselwirkung aller zugleich lebenden, in steter Rücksicht auf das was uns vom Vergangenen übrig und bekannt ist, gefördert werden, hält er fest.

Unter der Epoche der Welt-Literatur versteht er: weit über den deutschen Sprachraum hinaus den Kontakt zu den europäischen Kulturen zu suchen. Durchaus im praktischen Sinne, als Begegnung, Gespräch, Meinungsaustausch zwischen den Vertretern der einzelnen Nationalliteraturen, einschließlich ihrer Vermittler und Übersetzer.

So hält er es selbst im Alter.

Größte Wertschätzung genießen beim alten Goethe, nicht zuletzt als Anreger für sein eigenes Werk, vor allem drei europäische Schriftsteller: der 1785 geborene Italiener Alessandro Manzoni, der Schotte Walter Scott, Jahrgang 1771, und Lord Byron, 1788 in England zur Welt gekommen.

Byron ist für Goethe das größte Talent des Jahrhunderts. Byron sei der brennende Dornstrauch, der die heilige Zeder des Libanon in Asche legt ... Byron ist nicht antik und ist nicht romantisch, sondern er ist wie der gegenwärtige Tag selbst, äußert er nach Eckermann. Ihm sei nichts im Wege als das Hypochondrische und Negative, und er wäre so groß wie Shakespeare und die Alten.

Byron seinerseits verehrt den deutschen Dichter, er widmet ihm seinen »Sardanapalus«; in der gedruckten Dedikation erscheint Goethe als the first of existing writers.

Scott drückt seine Bewunderung für ihn aus, indem er seinen »Götz von Berlichingen« übersetzt.

Zu beiden Schriftstellern sucht Goethe über den brieflichen Kontakt hinaus den persönlichen. Beide lädt er nach Weimar ein.

Lord Byrons früher Tod verhindert die Begegnung. 1823 geht er von Italien nach Griechenland, um den Freiheitskampf des griechischen Volkes zu unterstützen. Am 19. April 1824 stirbt er – zu Goethes Schmerz –, sechsunddreißig Jahre jung, in Missolunghi.

durchaus einheimisch finden ... und nicht nur als Verfasser so vieler und bedeutender Werke ... durchgängigen Anerkennung durch eine gewisse Zärtlichkeit einer vieljährigen Verwandtschaft noch erhöht