Gedichte
Ludwig Thoma
Inhalt:
Ludwig Thoma – Biografie und Bibliografie
Gedichte
Schnadahüpfl
Im Lauf des Jahres
Frieden
Heilige Nacht
Anbetung der Hirten
Christmette
Silvesternacht
Neujahr bei Pastors
Frühlingsahnen
Frühlingsahnung
März
Erster Mai
Im Maien
Das Ärgernis
Frühling
Sunnawend
Sonnwendfeuer
Sommeridylle
Regenstimmung
Urlaubshitze
Im Walde
Mondnacht am Chiemsee
Boarisch
Der alte Jäger
Spielhofalz
Auf Höhen
Gleichgültigkeit
Der Fuhrmann
Meinem liebsten Mädel
Moritaten und Balladen
Das Abenteuer des Gymnasiallehrers
Konstantin Seitz auf dem Bal paré
Lilly
D' Marie
Familie Ramler
Der Tanz
Im Bade
Pastor Klops
Ein neuer Hohenzollernprinz
Tango
Politisch Lied
Seelenruhe
Die hilfreiche Regierung
An die Nationalen
Pommernbank-Alphabet
Fürstenbesuche
Lippe
Der sächsische Landtag
Regierung und Zentrum
Graf Ballestrem
Kassel
Trübe Ahnung
Bülow
Die zerbrochne Liab
Urlaub
An Bülow
Bülow, der Wechselvolle
Bülows Ende
Weltereignisse
Unser Kanzler
Zabern
Nach Zabern
Heilige Verträge
Radau
Trauerklage
Südafrika
Bei Dressel
Rußland – Japan
Verwandlung
Rußland und Preußen
Dementi
Eduard VII.
Die Edelsten der Nation
Die kranke Mama
1813
Wendung
An das Volk
So war's einmal
Der Vesuv
Naturgeschichtliches Alphabet
Bismarck
Wie es werden wird
Deutsche Eiche
Berliner Fürstenbesuch
Fürstenreifen
Westfälische Kaisertage
Zwanglos
Alte Märe
Kaisertage
Der neue Kurs
Die Königsfrage
Hymnus nach der freudigen Kunde, daß G.M. der König von Sachsen sich sehr mißfällig über die Dresdener Ausstellung geäußert haben
Sächsische Hymne
Ostelbischer Adel im Zirkus Busch
Prinzenexamen
Großfürstin Anastasia
Von Brandenstein
Ernst Moritz Arndt
Spruchweisheit
Im Neckartal
Das uralte Männchen
Freiheit
Nach den Wahlen
Fähnriche
Reserve
Bange Zweifel
Moabit
Die tapferen Hamburger Schutzleute und ihr glorreicher Sieg am 17. Januar 1906
Hansabund
Die Feinen
Rühmlicher Tod
Zweikampf
Neujahrs-Auszeichnungen
Festesfreude
Die Thronstütze
Ehrlicher Protest
Fortschritt
Der Herr Beamte
Der Ausflug
Neue Sonnen
Nutzen des Reisens
An der Riviera
Hilfe
Resignation
Querelles allemandes
Andere Zeiten
Zur Teuerung
Heimarbeit
Sorgen
Im Stall
Naturlaute
Die akademische Freiheit
Die Jungen
Assessorchen
Altbrandenburgisch
Männer und Schranzen
Moltke – Harden
Patriotismus
Die Fürstin Wrede
Luise von Coburg
Caruso im Affenhaus
D' Annunzio
Betrachtung
Jeanne d' Arc
Südtirol
Römisch-Katholisches
»Ein Gentleman hetzt nicht«
Mai
Bayerntreue
Hallelujajodler des bayrischen Zentrumsmannes
Eröffnungshymne
Hochwürden
Niederbayrischer Kooperator
Das Freisinger Rhinozeros
Jesuitendebatte
Oktoberfest 100 Jahre
Ludwig I.
Wuotansenkel
Gottesgericht
Sexuelle Aufklärung
Warnung vor Paris
Frauenklage
Ein Blick ins Damenbad
Münchner Sittlichkeitsverein
Karneval
Bedenken
Allerseelen
Erziehung zur Kunst
Des Weisen Lehre
Die Gestrengen
Verwandlung
Entwicklung
Virchow-Denkmal
Siegesallee
Louvre
Neue Zeit
Klänge aus Gnesen
Indische Weisheit
Achter Jahrgang
Gräßliches Unglück, welches eine deutsche Familie betroffen hat
Breslauer Festspiel
Wilhelm Busch
An die Kritiker
Des Dichters Klage
Sommermorgenstimmung
August
Scherl
Lehrhaftes Gedicht
Am Sylvesterabend
Nachträgliches
Krieg und Soldaten
Soldatenliebe
Der Leiber
Soldatenlied
Auf Posten
Im Quartier
Im Manöver
Parole Heimat
Friede
Kanonenfutter
1. August 1914
Mein Dorf
Zur Mundharmonika im Schützengraben
Landsturmmanns Abschied
Der erste Schnee
Christmette in Frankreich
Ostpreußen
Am San
Nach Rumänien
Zur Einweihung der Kriegergedächtniskapelle in Unterbachern
Gedichte, Ludwig Thoma
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849637538
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Geb. am 21. Januar 1867 in Oberammergau als fünftes Kind des Försters Max Thoma und dessen Ehefrau Katharina, gest. 26. August 1921 in Tegernsee. Mit 7 Jahren Umzug nach München-Forstenried und Tod des Vaters. Schon als Schüler war Thoma immer wehrhaft gegen die damalige Doppelmoral und besuchte bis zum Abitur 1886 insgesamt 5 Gymnasien. Es folgte ein Jura-Studium und eine Anstellung als Rechtspraktikant von 1890 bis 1893. Nach dem Tod der Mutter 1894 beginnt er in Dachau als Rechtsanwalt zu arbeiten und entdeckt alsbald seine literarische Ader. 1899 widmet sich Thoma mehr und mehr der Zeitschrift "Simplicissimus" und wird im folgenden Jahr dessen Chefredakteur. Es folgte seine produktivste Zeit, die 1906 in der Herausgeberschaft der Zeitschrift "März", zusammen mit Hermann Hesse, gipfelte. Im Ersten Weltkrieg dient Thoma als Sanitäter, erkrankt aber selbst an der Ruhr. Er stirbt 1921 an Magenkrebs in seinem Haus in Tegernsee.
Wichtige Werke:
Ja de sell, de i möcht,
Waar ma heut no ganz g'recht,
Aba dös sell is a Frag,
Ob i 's moring, ja moring no mag.
Muaßt a 's fleißi oschaug'n,
Kunnt da leicht was net taug'n,
Kunnt di leicht was schiniern – – –
Drum muaß ma 's Diandl, ja 's Diandl probiern.
Ja a so muaß ma lebn!
An jed'n Deckel aufhebn,
A jede Schüssel neigspecht,
Ja wann ma 's allabest-allabest möcht.
Die stille Nacht ist gar so kalt,
Weiß ist das Feld und weiß der Wald,
Es zittern in der Ferne
Vor Frost die kleinen Sterne.
Und führt ein Engel bei der Hand
Das Christkind her in deutsches Land,
So muß es heute kommen,
Das hoffen alle Frommen.
Und watet es durch tiefen Schnee,
Dann horcht im Wald ein armes Reh,
Ein Baum erschauert leise
Und grüßt es auf der Reise.
Wir horchen in die stille Nacht,
Die alle Menschen glücklich macht.
Hört keiner wohl die Kunde
Aus froher Engel Munde?
So ward der Herr Jesus geboren
Im Stall bei der kalten Nacht.
Die Armen, die haben gefroren,
Den Reichen war's warm gemacht.
Sein Vater ist Schreiner gewesen,
Die Mutter war eine Magd.
Sie haben kein Geld nicht besessen,
Sie haben sich wohl geplagt.
Kein Wirt hat ins Haus sie genommen;
Sie waren von Herzen froh,
Daß sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh.
Die Engel, die haben gesungen,
Daß wohl ein Wunder geschehn.
Da kamen die Hirten gesprungen
Und haben es angesehn.
Die Hirten, die will es erbarmen,
Wie elend das Kindlein sei.
Es ist eine G'schicht' für die Armen,
Kein Reicher war nicht dabei.
Um Bethlehem ging ein kalter Wind,
Im Stall war das arme Christuskind.
Es lag auf zwei Büschel Grummetheu,
Ein Ochs und ein Esel standen dabei.
Die Hirten haben es schon gewißt,
Daß selbiges Kindlein der Heiland ist.
Denn auf dem Felde und bei der Nacht
Hat 's ihnen ein Engel zugebracht.
Sie haben gebetet und sich gefreut,
Und einer sagte: Ihr lieben Leut',
Ich glaub 's wohl, daß er bei Armen steht,
Schon weil 's ihm selber so schlecht ergeht.
So wissen wir, daß Jesus Christ
In einem Stall geboren ist
Zu Bethlehem bei kalter Nacht.
Kein Reicher hat nicht aufgemacht.
Die lagen all im weichen Bett.
Daß auf der harten Liegerstätt'
Das Kindlein in der Krippe fror,
Kam ihnen nicht betrübsam vor.
Sie hielten es für gar gering,
Wie daß es kleinen Leuten ging.
Was geht sie heut' das Wunder an?
Nur Armen ward es kundgetan.
Und nun, wenn alle Uhren schlagen,
So haben wir uns was zu sagen,
Was feierlich und hoffnungsvoll
Die ernste Stunde weihen soll.
Zuerst ein Prosit in der Runde!
Ein helles, und aus frohem Munde!
Ward nicht erreicht ein jedes Ziel,
Wir leben doch, und das ist viel.
Noch einen Blick dem alten Jahre,
Dann legt es auf die Totenbahre!
Ein neues grünt im vollen Saft!
Ihm gelte unsre ganze Kraft!
Wir fragen nicht: Was wird es bringen?
Viel lieber wollen wir es zwingen,
Daß es mit uns nach vorne treibt,
Nicht rückwärts geht, nicht stehen bleibt.
Nicht schwächlich, was sie bringt, zu tragen,
Die Zeit zu lenken, laßt uns wagen!
Dann hat es weiter nicht Gefahr.
In diesem Sinne: Prost Neujahr!
Mama schöpft aus dem Punschgefäße,
Der Vater lüftet das Gesäße
Und spricht: »Jetzt sind es vier Minuten
Nur mehr bis zwölfe, meine Guten.
Ich weiß, daß ihr mit mir empfindet,
Wie dieses alte Jahr entschwindet,
Und daß ihr Gott in seinen Werken
– Mama, den Punsch noch was verstärken! –
Und daß ihr Gott von Herzen danket,
Auch in der Liebe nimmer wanket,
Weil alles, was uns widerfahren
– Mama, nicht mit dem Arrak sparen! –
Weil, was geschah, und was geschehen,
Ob wir es freilich nicht verstehen,
Doch weise war, durch seine Gnade
– Mama, er schmeckt noch immer fade! –
In diesem Sinne meine Guten,
Es sind jetzt bloß mehr zwei Minuten,
In diesem gläubig frommen Sinne
– Gieß noch mal Rum in die Terrine! –
Wir bitten Gott, daß er uns helfe
Auch ferner – Wie? Es schlägt schon zwölfe?
Dann prosit! Prost an allen Tischen!
– Ich will den Punsch mal selber mischen.«
Wohlig merken unsre Sinne
Nun den Frühling allgemach,
Denn es trauft aus jeder Rinne,
Und es tropft von jedem Dach.
Leise regt sich im Theater
Dieser Welt ein Liebeston;
Nächtens schreien viele Kater,
Und der Hase rammelt schon.
So auch uns ergreift die Glieder
Wundersame Lebenskraft;
Selbst solide Seifensieder
Fühlen ihren Knospensaft.
Treibet das Geschäft der Paarung!
Lasset der Natur den Lauf!
Denn ihr wisset aus Erfahrung,
Einmal hört es leider auf.
Herrgott, ich rieche Frühlingsluft!
Es liegt so was wie Veilchenduft
Um alle grünen Sträuche.
Jetzt kommen vor die Ladentür
Die Krämersleute all herfür
Und wärmen sich die Bäuche.
Nun hat die Sonne wieder Kraft.
Das ist die Zeit der Leidenschaft,
Wo alle Böcklein springen.
Will mir ein Mädchen gnädig sein,
Dann könnt es auch dem Dichterlein,
Dem Dichterlein gelingen.
Der Teufel weiß, woran das liegt,
Daß uns die Lust am Zipfel kriegt
In diesen Frühlingszeiten.
Ja selbst ein sanfter Mensch wird keck,
Mich könnte jetzt ein lieber Schneck
Zum dümmsten Streich verleiten.
Doch wenn es so geschehen müßt,
Daß mich kein ledig Mädchen küßt,
Dann ist das allerbeste:
Ich hüpf um eines andern Frau
Und lebe wie der Kuckuck schlau
Vergnügt im fremden Neste.
Ah! Wie die buttergelbe Sonne
Uns wärmend durch die Poren dringt!
Wie neu erwachte Frühlingswonne
Uns das vergrämte Herz beschwingt!
Dem wintermüden Menschentume
Erheitert ihr die Phantasie,
Schneeglöckchen, Veilchen, Schlüsselblume
Und was auf Wiesen sonst gedieh!
Im Mistbeet herrscht ein reges Leben;
Das drängt sich an das helle Licht
Und will uns bald Gemüse geben,
Will Zutat sein zum Leibgericht.
Und wie sich froh den Hühnersteißen
Entringt das liebe Osterei!
So mag sich die Natur befleißen,
Daß sie nebst schön auch schmackhaft sei.
Das Starkbier regelt dann die Stühle,
Wenn Hertling spricht, ist's ebenso,
Man sitzt im Frühlingslustgefühle
Und wird im Sitzen lebensfroh.
Ja, das war ein erster Mai!
Dreckig waren alle Straßen,
Auch der Wind hat kalt geblasen,
So, als wenn es Winter sei.
Unsre junge Mädchenschar
Trug verstärkte Unterhosen,
Und es konnte wohl erbosen,
Wem es etwa lästig war.
Nichts von Spitzen oder Mull!
Und von den Naturgenüssen
Hat man sich enthalten müssen,
Denn es war fast unter Null.
Alle haben sich geschont,
Die sonst gerne unterliegen,
Um nicht den Katarrh zu kriegen.
Und das heißt man Wonnemond!
Ach! Im Frühlingsüberschwange
Fühlt ein jedes Hundeherz
Sich getrieben von dem Drange,
Ohne Ruh
A-hu! A-hu!
Von der Liebe süßem Schmerz.
Milder werden ihre Sitten;
Es ergreift Melancholie
Alle, die vergeblich bitten.
Darum du
A-hu! A-hu!
Hundedame, höre sie!
Fühlst du keine jener Schwächen,
Die das Herrenvolk verehrt?
O! das muß sich einmal rächen!
Nur so zu!
A-hu! A-hu!
Auch der Mops hat seinen Wert.
Eh du's meinst, vergeht die Jugend;
Und mit der du so gegeizt,
Gerne gäbst du deine Tugend,
Alte Kuh!
A-hu! A-hu!
Die dann keinen Pinscher reizt.
Mädchen! sieh an diesen Hunden,
Was auch unsere Wünsche sind!
Hast du wen im Mai gefunden,
O so tu!
A-hu! A-hu!
Alles, was er will, mein Kind!
Was ist das doch in diesen Tagen
Ein Summen, Surren, Hasten, Jagen!
Am Boden welch ein froh Gewühl!
Ein jeder Käfer zeigt Gefühl
Und muß sein Weibchen wild umfassen.
Die ganze Welt ist ausgelassen,
Und jedes Tier begreift sein Leben
In Liebe nehmen, Liebe geben.
Das ist ein Werben, Jubeln, Klagen
In diesen schönen Frühlingstagen!
Ein Ochse steht am Wiesenrand,
Und sein kastrierter Viehverstand
Muß unberührt von diesem Treiben
Und dieser Sinnenfreude bleiben.
Er fühlt im Fressen sich gestört
Von allem, was er sieht und hört.
Da wird gejagt und wird getanzt
Und sich ganz einfach fortgepflanzt!
Das unbekümmerte Gewühl
Verletzt sein tiefstes Schamgefühl.
Wie kann es nur der Schöpfer sehen,
Daß solche Dinge hier geschehen?!
Ihm kommt es ganz abscheulich vor,
Und klagend blickt sein Aug' empor.
– Ja, ja! Man sieht 's dem Ochsen an:
Das Rindvieh ist ultramontan.
Über kürzlich erst gedüngte
Wiesen zieht der Blumenflor,
Und Natur, die sich verjüngte,
Kommt uns schön und lieblich vor.
Lämmer springen, Ziegen hüpfen,
Alle Tiere dünkt es recht,
Liebedurstig anzuknüpfen
Mit dem anderen Geschlecht.
Spatzen, Tauben, Stare, Schwalben
Paaren sich, und auch das Huhn
Will im Feld und allenthalben
Mit dem Hahn dasselbe tun.
Stolz erfüllt den muntern Gockel,
Und das Weibchen schwimmt im Glück.
Nur der arme Pfarrerzwockel
Zieht sich in sich selbst zurück.
Liebesglück und Liebesschmerzen
Sind ihm fremd et cetera.
Denn er kennt nur Frauenherzen,
Die er durch ein Astloch sah.
Sunnawend! Sunnawend!
's heilige Feuer brennt!
Bäu'rin, dein' Herd lösch aus!
Dös bringt a Glück ins Haus,
Wann drin vom Sunnawend
Heut a neu's Scheitl brennt.
G'rat'n tuat's überall,
G'sundheit hast aa'r im Stall,
Feit dir, und dös is wahr,
Nix mehr dös ganze Jahr.
Deandl, du bist so jung!
Trau dir mit mir an Sprung!
Hast mi a wengl gern,
Werd's dir net z'müahsam wer'n.
Feuer am Sunnawend!
Aba no hoaßa brennt
's jung sei. Und bei der Nacht
Hat sie mir d' Tür aufg'macht.
Drunt'n is Nacht,
Alle Liachta ausg'macht,
Finsta und schwarz überall'n.
Buama, laß ma's uns g'fall'n?
Schaugt's umanand!
Herrgott, wia schö is dös Land!
Müaß ma's de Schwarz'n verschreib'n?
Daß uns de Freud außi treib'n?
Hui! Sunnawend!
Her mit de Scheiteln und brennt!
Leucht'n halt do no amal
Lustige Feuer ins Tal!
Sehg'n sie an Schei',
Kunnt ja dös aa'r amal sei,
Daß sie's spanna da drunt,
Wia ma's heller hamm kunnt.
Berge und Täler sind jetzt voll von Menschen,
Welche sich Urlaub genommen haben
Und an der reinen Luft der Kurorte
Sowohl sich als ihre Angehörigen laben.
Viele hört man mit Neugierde fragen,
Ob hier noch echte Wilderer wachsen,
Welche die wirklichen Gemsen töten.
Meistens sind diese Leute aus Sachsen.
Manche baden in dem klaren Gewässer,
Wobei erwachsene Töchter nicht geizen
Mit ihren Formen, von denen man füglich
Glaubt, daß sie den Junggesellen anreizen.
Ihre Mütter stricken indes im Garten,
Wo sie Kaffee mit Honig genießen
Und sich über die Dienstboten äußern,
Welche sie in der Stadt darin ließen.
Abgesondert sitzen die Ehemänner,
Welche sich gründlich dadurch erfrischen,
Daß sie nichts von den Frauen hören,
Sondern beim Skat ihre Karten mischen.
Auf den Ruhebänken am Seeufer
Sitzen zwei Richter, welche verdauen
Und anderen Leuten durch Fachsimpeln
Ihren Sommeraufenthalt versauen.
Papa sitzt in der kurzen Hos
Mit blau gefrornem Knie.
Gott, ist denn hier auch gar nischt los?
Nicht eine Skatpartie?
Mama hat zehn Pfund Schwabbelherz
Im Mieder eingeschnürt,
Wodurch sie einen leisen Schmerz
Bis an den Nabel spürt.
Was soll sie tun? Nu Gott, sie nimmt
Was Süßes zu sich ein,
Und was ihr auch nicht gut bekimmt,
Sie fühlt sich so allein.
Die Tochter sitzt auf der Altan'
In Alpenmädchentracht,
Wodurch ihr gleich ein junger Mann
Die Courbeschneidung macht.
Gott! Wenn's nicht fäschonäbl wär!
Was tut mer auf dem Platz?
Die Unterhaltung is prekär
Und wirklich für die Katz.
Überall hört man von Hitze,
Manchen trifft sogar der Schlag,
Naß wird man am Hosensitze
Schon am frühen Vormittag.
Damen, denen man begegnet,
Leiden sehr am Ambopoäng:
»Gott! Wenn es nur endlich regnet'!«
Ist der ewige Refräng.
Oberlehrer und Pastoren
Baden sich in diesem Jahr,
Ihre Scham geht auch verloren,
Und man nimmt sie nackicht wahr.
Busen, Hintern, Waden, Bäuche
Zeigt man heuer lächelnd her,
Und wir kriegen schon Gebräuche
Wie die Neger ungefähr.
Wenn das Barometer sänke,
Käme eine bess're Zeit
In bezug auf die Gestänke
Und in puncto Sittlichkeit.
In stiller Ruh liegt Wald und Feld
Soweit ich horch, kein Laut erschallt.
Die Sonne ist geschieden.
Da lieg ich nun im grünen Hag
Im alten trauten Tannenschlag,
Um mich den tiefsten Frieden.
Als wollt er wiegen mich in Traum,
So leise rauscht der Tannenbaum
Und neigt den hohen Gipfel,
Der tönt gar wundersam ans Ohr,
Die andern flüstern wie im Chor
Und schütteln ihre Wipfel.
Mit einem Mal ein Posthorn klingt.
Wie mächtig mir zu Herzen dringt
Das alte Lied vom Scheiden.
So leb' denn wohl! Mir ist so weh.
Wer weiß, wann ich dich wiederseh,
Ich muß es schweigend leiden.
Und weiter fährt der Postillon,
Von ferne noch ein schwacher Ton,
Dann Ruh auf allen Wegen.
Ich aber bin im Waldesschoß,
Das heiße Haupt im kühlen Moos,
Noch lange Zeit gelegen.
Gespensterhaft die Berge ragen.
Weit über sie mit bleichem Schein,
Von raschen Wolken tief umzogen,
Schaut silberhell der Mond herein.
Der See erglänzt von seinen Strahlen,
Die spielen glänzend drüber her,
Als tanzten Nixen ihren Reigen
Auf leichtbewegtem Wellenmeer.
Am Ufer durch die hohe Buche
Mit leisem Hauch der Nachtwind zieht,
Und in den Zweigen tönt ein Flüstern
Geheimnisvoll, fast wie ein Lied.
Ich bin allein. Und wonnetrunken
Ergeb ich mich der stillen Pracht
Und meine Brust durchbebt der Zauber
Der feierlichen Sommernacht.
De Gambsein, de schiaß' ma'r a so;
Mir gengan wohl außi zu'n Jag'n,
Mir gengan wohl aufi auf d' Schneid
Und brauch'n koan Jaga net z' frag'n,
Kimmt oana dazua,
Der gibt scho a Ruah,
Mir schiaß'n net schlecht,
Und da G'schwinder' hat recht.
De Deand'ln, de liab'n ma'r a so;
Mir kemman a's Fenschta'r auf d' Nacht.
Mir klopfan gar sachte wohl an,
Bis daß sie vo drinna aufmacht.
Und da Pfarra bei 'n Tog
Ko plärr'n, wia 'r a mog,
Bal's d' Leut amal seh'g'n,
Is d' Hauptsach' scho g'scheh'gn.
A Herbst, so staad, so warm und klar,
So schö, wie's lang scho nimma war,
Und Hirschbrunft. O du liabste Zeit,
Bal's rund auf alle Alma schreit!
Vom Berg hallt's langaus übers Tal,
Hab's oft scho g'hört – und 's erste Mal,
Da hat's mi aa net bessa g'freut
Als wia mi alt'n Jaga heut. – – –
Dös erste Mal! O mei, dös is
Scho lang. A Jahr' a fufzgi gwiß.
Ja, selm Mal war i no im Schwung
Und war so dumm und war so jung!
Wia hat si 's Leb'n anderst g'schaugt
Und war so schö und hat ma taugt!
An Herrgott hätt' i d' Welt o'kafft
Und mit'n Teufi hätt' i g'rafft.
A Hirsch kunnt aa net frischa sei,
Als wia'r i g'wes'n bi. O mei,
Was bin i selm mal umma g'rennt!
A jede Sennd'rin hab' i kennt.
Wia hat's mi selm mal umma trieb'n!
Bei oana – bin i hänga blieb'n.
A Wei, a Kind, a Sorg, a Haus –
Und mit'n Lüftisei' war's aus.
Und g'scheida werst und kimmst in d' Jahr,
Na bist auf oamal aus da G'fahr.
Da brauchst na gar koan Angst net z' hamm,
Denn 's Dummsei' bringst scho nimma z'samm.
An alta Hirsch, der sell setzt z'ruck
Und laßt de junga bei de Stuck.
Bist scho amol im Holz draus gwen
Beim Hahnafalz in aller Fruah?
Woaßt, wenn der Tannabam no schlaft
Und d' Buacha steht in stiller Ruah?
Koa Vogel is scho auf im Nest
Und umadum da hörst koan Laut.
Es is so staat, daß d' schier vernimmst,