Gedichte

 

Ludwig Thoma

 

 

 

 

 

 

Inhalt:

 

 

Ludwig Thoma – Biografie und Bibliografie

 

Gedichte

Schnadahüpfl

 

Im Lauf des Jahres

Frieden

Heilige Nacht

Anbetung der Hirten

Christmette

Silvesternacht

Neujahr bei Pastors

Frühlingsahnen

Frühlingsahnung

März

Erster Mai

Im Maien

Das Ärgernis

Frühling

Sunnawend

Sonnwendfeuer

Sommeridylle

Regenstimmung

Urlaubshitze

Im Walde

Mondnacht am Chiemsee

Boarisch

Der alte Jäger

Spielhofalz

Auf Höhen

Gleichgültigkeit

Der Fuhrmann

Meinem liebsten Mädel

 

Moritaten und Balladen

Das Abenteuer des Gymnasiallehrers

Konstantin Seitz auf dem Bal paré

Lilly

D' Marie

Familie Ramler

Der Tanz

Im Bade

Pastor Klops

Ein neuer Hohenzollernprinz

Tango

 

Politisch Lied

Seelenruhe

Die hilfreiche Regierung

An die Nationalen

Pommernbank-Alphabet

Fürstenbesuche

Lippe

Der sächsische Landtag

Regierung und Zentrum

Graf Ballestrem

Kassel

Trübe Ahnung

Bülow

Die zerbrochne Liab

Urlaub

An Bülow

Bülow, der Wechselvolle

Bülows Ende

Weltereignisse

Unser Kanzler

Zabern

Nach Zabern

Heilige Verträge

Radau

Trauerklage

Südafrika

Bei Dressel

Rußland – Japan

Verwandlung

Rußland und Preußen

Dementi

Eduard VII.

Die Edelsten der Nation

Die kranke Mama

1813

Wendung

An das Volk

 

So war's einmal

Der Vesuv

Naturgeschichtliches Alphabet

Bismarck

Wie es werden wird

Deutsche Eiche

Berliner Fürstenbesuch

Fürstenreifen

Westfälische Kaisertage

Zwanglos

Alte Märe

Kaisertage

Der neue Kurs

Die Königsfrage

Hymnus nach der freudigen Kunde, daß G.M. der König von Sachsen sich sehr mißfällig über die Dresdener Ausstellung geäußert haben

Sächsische Hymne

Ostelbischer Adel im Zirkus Busch

Prinzenexamen

Großfürstin Anastasia

Von Brandenstein

Ernst Moritz Arndt

Spruchweisheit

Im Neckartal

Das uralte Männchen

Freiheit

Nach den Wahlen

Fähnriche

Reserve

Bange Zweifel

Moabit

Die tapferen Hamburger Schutzleute und ihr glorreicher Sieg am 17. Januar 1906

Hansabund

Die Feinen

Rühmlicher Tod

Zweikampf

Neujahrs-Auszeichnungen

Festesfreude

Die Thronstütze

Ehrlicher Protest

Fortschritt

Der Herr Beamte

Der Ausflug

Neue Sonnen

Nutzen des Reisens

An der Riviera

Hilfe

Resignation

Querelles allemandes

Andere Zeiten

Zur Teuerung

Heimarbeit

Sorgen

Im Stall

Naturlaute

Die akademische Freiheit

Die Jungen

Assessorchen

Altbrandenburgisch

Männer und Schranzen

Moltke – Harden

Patriotismus

Die Fürstin Wrede

Luise von Coburg

Caruso im Affenhaus

D' Annunzio

Betrachtung

Jeanne d' Arc

Südtirol

Römisch-Katholisches

»Ein Gentleman hetzt nicht«

Mai

Bayerntreue

Hallelujajodler des bayrischen Zentrumsmannes

Eröffnungshymne

Hochwürden

Niederbayrischer Kooperator

Das Freisinger Rhinozeros

Jesuitendebatte

Oktoberfest 100 Jahre

Ludwig I.

Wuotansenkel

Gottesgericht

Sexuelle Aufklärung

Warnung vor Paris

Frauenklage

Ein Blick ins Damenbad

Münchner Sittlichkeitsverein

Karneval

Bedenken

Allerseelen

Erziehung zur Kunst

Des Weisen Lehre

Die Gestrengen

Verwandlung

Entwicklung

Virchow-Denkmal

Siegesallee

Louvre

Neue Zeit

Klänge aus Gnesen

Indische Weisheit

Achter Jahrgang

Gräßliches Unglück, welches eine deutsche Familie betroffen hat

Breslauer Festspiel

Wilhelm Busch

An die Kritiker

Des Dichters Klage

Sommermorgenstimmung

August

Scherl

Lehrhaftes Gedicht

Am Sylvesterabend

Nachträgliches

 

Krieg und Soldaten

Soldatenliebe

Der Leiber

Soldatenlied

Auf Posten

Im Quartier

Im Manöver

Parole Heimat

Friede

Kanonenfutter

1. August 1914

Mein Dorf

Zur Mundharmonika im Schützengraben

Landsturmmanns Abschied

Der erste Schnee

Christmette in Frankreich

Ostpreußen

Am San

Nach Rumänien

Zur Einweihung der Kriegergedächtniskapelle in Unterbachern

 

 

 

 

Gedichte, Ludwig Thoma

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

 

ISBN: 9783849637538

 

Dieses Werk bzw. Inhalt und Zusammenstellung steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz. Die Details der Lizenz und zu der Weiterverwertung dieses Werks finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/. Der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon wurden der TextGrid-Datenbank entnommen, wo der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon ebenfalls unter voriger Lizenz verfügbar sind. Eine bereits bestehende Allgemeinfreiheit der Texte bleibt von der Lizensierung unberührt.

 

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Ludwig Thoma – Biografie und Bibliografie

 

Geb. am 21. Januar 1867 in Oberammergau als fünftes Kind des Försters Max Thoma und dessen Ehefrau Katharina, gest. 26. August 1921 in Tegernsee. Mit 7 Jahren Umzug nach München-Forstenried und Tod des Vaters. Schon als Schüler war Thoma immer wehrhaft gegen die damalige Doppelmoral und besuchte bis zum Abitur 1886 insgesamt 5 Gymnasien. Es folgte ein Jura-Studium und eine Anstellung als Rechtspraktikant von 1890 bis 1893. Nach dem Tod der Mutter 1894 beginnt er in Dachau als Rechtsanwalt zu arbeiten und entdeckt alsbald seine literarische Ader. 1899 widmet sich Thoma mehr und mehr der Zeitschrift "Simplicissimus" und wird im folgenden Jahr dessen Chefredakteur. Es folgte seine produktivste Zeit, die 1906 in der Herausgeberschaft der Zeitschrift "März", zusammen mit Hermann Hesse, gipfelte. Im Ersten Weltkrieg dient Thoma als Sanitäter, erkrankt aber selbst an der Ruhr. Er stirbt 1921 an Magenkrebs in seinem Haus in Tegernsee.

 

Wichtige Werke:

 

 

 

 

Gedichte

 

 

 

Schnadahüpfl

 

Ja de sell, de i möcht,

Waar ma heut no ganz g'recht,

Aba dös sell is a Frag,

Ob i 's moring, ja moring no mag.

 

Muaßt a 's fleißi oschaug'n,

Kunnt da leicht was net taug'n,

Kunnt di leicht was schiniern – – –

Drum muaß ma 's Diandl, ja 's Diandl probiern.

 

Ja a so muaß ma lebn!

An jed'n Deckel aufhebn,

A jede Schüssel neigspecht,

Ja wann ma 's allabest-allabest möcht.

 

 

Im Lauf des Jahres

 

Frieden

 

Die stille Nacht ist gar so kalt,

Weiß ist das Feld und weiß der Wald,

Es zittern in der Ferne

Vor Frost die kleinen Sterne.

 

Und führt ein Engel bei der Hand

Das Christkind her in deutsches Land,

So muß es heute kommen,

Das hoffen alle Frommen.

 

Und watet es durch tiefen Schnee,

Dann horcht im Wald ein armes Reh,

Ein Baum erschauert leise

Und grüßt es auf der Reise.

 

Wir horchen in die stille Nacht,

Die alle Menschen glücklich macht.

Hört keiner wohl die Kunde

Aus froher Engel Munde?

 

 

Heilige Nacht

 

So ward der Herr Jesus geboren

Im Stall bei der kalten Nacht.

Die Armen, die haben gefroren,

Den Reichen war's warm gemacht.

 

Sein Vater ist Schreiner gewesen,

Die Mutter war eine Magd.

Sie haben kein Geld nicht besessen,

Sie haben sich wohl geplagt.

 

Kein Wirt hat ins Haus sie genommen;

Sie waren von Herzen froh,

Daß sie noch in Stall sind gekommen.

Sie legten das Kind auf Stroh.

 

Die Engel, die haben gesungen,

Daß wohl ein Wunder geschehn.

Da kamen die Hirten gesprungen

Und haben es angesehn.

 

Die Hirten, die will es erbarmen,

Wie elend das Kindlein sei.

Es ist eine G'schicht' für die Armen,

Kein Reicher war nicht dabei.

 

Anbetung der Hirten

 

Um Bethlehem ging ein kalter Wind,

Im Stall war das arme Christuskind.

Es lag auf zwei Büschel Grummetheu,

Ein Ochs und ein Esel standen dabei.

 

Die Hirten haben es schon gewißt,

Daß selbiges Kindlein der Heiland ist.

Denn auf dem Felde und bei der Nacht

Hat 's ihnen ein Engel zugebracht.

 

Sie haben gebetet und sich gefreut,

Und einer sagte: Ihr lieben Leut',

Ich glaub 's wohl, daß er bei Armen steht,

Schon weil 's ihm selber so schlecht ergeht.

 

 

Christmette

 

So wissen wir, daß Jesus Christ

In einem Stall geboren ist

Zu Bethlehem bei kalter Nacht.

Kein Reicher hat nicht aufgemacht.

 

Die lagen all im weichen Bett.

Daß auf der harten Liegerstätt'

Das Kindlein in der Krippe fror,

Kam ihnen nicht betrübsam vor.

 

Sie hielten es für gar gering,

Wie daß es kleinen Leuten ging.

Was geht sie heut' das Wunder an?

Nur Armen ward es kundgetan.

 

 

Silvesternacht

 

Und nun, wenn alle Uhren schlagen,

So haben wir uns was zu sagen,

Was feierlich und hoffnungsvoll

Die ernste Stunde weihen soll.

 

Zuerst ein Prosit in der Runde!

Ein helles, und aus frohem Munde!

Ward nicht erreicht ein jedes Ziel,

Wir leben doch, und das ist viel.

 

Noch einen Blick dem alten Jahre,

Dann legt es auf die Totenbahre!

Ein neues grünt im vollen Saft!

Ihm gelte unsre ganze Kraft!

 

Wir fragen nicht: Was wird es bringen?

Viel lieber wollen wir es zwingen,

Daß es mit uns nach vorne treibt,

Nicht rückwärts geht, nicht stehen bleibt.

 

Nicht schwächlich, was sie bringt, zu tragen,

Die Zeit zu lenken, laßt uns wagen!

Dann hat es weiter nicht Gefahr.

In diesem Sinne: Prost Neujahr!

 

Neujahr bei Pastors

 

Mama schöpft aus dem Punschgefäße,

Der Vater lüftet das Gesäße

Und spricht: »Jetzt sind es vier Minuten

Nur mehr bis zwölfe, meine Guten.

 

Ich weiß, daß ihr mit mir empfindet,

Wie dieses alte Jahr entschwindet,

Und daß ihr Gott in seinen Werken

– Mama, den Punsch noch was verstärken! –

 

Und daß ihr Gott von Herzen danket,

Auch in der Liebe nimmer wanket,

Weil alles, was uns widerfahren

– Mama, nicht mit dem Arrak sparen! –

 

Weil, was geschah, und was geschehen,

Ob wir es freilich nicht verstehen,

Doch weise war, durch seine Gnade

– Mama, er schmeckt noch immer fade! –

 

In diesem Sinne meine Guten,

Es sind jetzt bloß mehr zwei Minuten,

In diesem gläubig frommen Sinne

– Gieß noch mal Rum in die Terrine! –

 

Wir bitten Gott, daß er uns helfe

Auch ferner – Wie? Es schlägt schon zwölfe?

Dann prosit! Prost an allen Tischen!

– Ich will den Punsch mal selber mischen.«

 

 

Frühlingsahnen

 

Wohlig merken unsre Sinne

Nun den Frühling allgemach,

Denn es trauft aus jeder Rinne,

Und es tropft von jedem Dach.

 

Leise regt sich im Theater

Dieser Welt ein Liebeston;

Nächtens schreien viele Kater,

Und der Hase rammelt schon.

 

So auch uns ergreift die Glieder

Wundersame Lebenskraft;

Selbst solide Seifensieder

Fühlen ihren Knospensaft.

 

Treibet das Geschäft der Paarung!

Lasset der Natur den Lauf!

Denn ihr wisset aus Erfahrung,

Einmal hört es leider auf.

 

 

Frühlingsahnung

 

Herrgott, ich rieche Frühlingsluft!

Es liegt so was wie Veilchenduft

Um alle grünen Sträuche.

Jetzt kommen vor die Ladentür

Die Krämersleute all herfür

Und wärmen sich die Bäuche.

 

Nun hat die Sonne wieder Kraft.

Das ist die Zeit der Leidenschaft,

Wo alle Böcklein springen.

Will mir ein Mädchen gnädig sein,

Dann könnt es auch dem Dichterlein,

Dem Dichterlein gelingen.

 

Der Teufel weiß, woran das liegt,

Daß uns die Lust am Zipfel kriegt

In diesen Frühlingszeiten.

Ja selbst ein sanfter Mensch wird keck,

Mich könnte jetzt ein lieber Schneck

Zum dümmsten Streich verleiten.

 

Doch wenn es so geschehen müßt,

Daß mich kein ledig Mädchen küßt,

Dann ist das allerbeste:

Ich hüpf um eines andern Frau

Und lebe wie der Kuckuck schlau

Vergnügt im fremden Neste.

 

 

März

 

Ah! Wie die buttergelbe Sonne

Uns wärmend durch die Poren dringt!

Wie neu erwachte Frühlingswonne

Uns das vergrämte Herz beschwingt!

 

Dem wintermüden Menschentume

Erheitert ihr die Phantasie,

Schneeglöckchen, Veilchen, Schlüsselblume

Und was auf Wiesen sonst gedieh!

 

Im Mistbeet herrscht ein reges Leben;

Das drängt sich an das helle Licht

Und will uns bald Gemüse geben,

Will Zutat sein zum Leibgericht.

 

Und wie sich froh den Hühnersteißen

Entringt das liebe Osterei!

So mag sich die Natur befleißen,

Daß sie nebst schön auch schmackhaft sei.

 

Das Starkbier regelt dann die Stühle,

Wenn Hertling spricht, ist's ebenso,

Man sitzt im Frühlingslustgefühle

Und wird im Sitzen lebensfroh.

 

Erster Mai

 

Ja, das war ein erster Mai!

Dreckig waren alle Straßen,

Auch der Wind hat kalt geblasen,

So, als wenn es Winter sei.

 

Unsre junge Mädchenschar

Trug verstärkte Unterhosen,

Und es konnte wohl erbosen,

Wem es etwa lästig war.

 

Nichts von Spitzen oder Mull!

Und von den Naturgenüssen

Hat man sich enthalten müssen,

Denn es war fast unter Null.

 

Alle haben sich geschont,

Die sonst gerne unterliegen,

Um nicht den Katarrh zu kriegen.

Und das heißt man Wonnemond!

 

 

Im Maien

 

Ach! Im Frühlingsüberschwange

Fühlt ein jedes Hundeherz

Sich getrieben von dem Drange,

Ohne Ruh

A-hu! A-hu!

Von der Liebe süßem Schmerz.

 

Milder werden ihre Sitten;

Es ergreift Melancholie

Alle, die vergeblich bitten.

Darum du

A-hu! A-hu!

Hundedame, höre sie!

 

Fühlst du keine jener Schwächen,

Die das Herrenvolk verehrt?

O! das muß sich einmal rächen!

Nur so zu!

A-hu! A-hu!

Auch der Mops hat seinen Wert.

 

Eh du's meinst, vergeht die Jugend;

Und mit der du so gegeizt,

Gerne gäbst du deine Tugend,

Alte Kuh!

A-hu! A-hu!

Die dann keinen Pinscher reizt.

 

Mädchen! sieh an diesen Hunden,

Was auch unsere Wünsche sind!

Hast du wen im Mai gefunden,

O so tu!

A-hu! A-hu!

Alles, was er will, mein Kind!

 

 

Das Ärgernis

 

Was ist das doch in diesen Tagen

Ein Summen, Surren, Hasten, Jagen!

Am Boden welch ein froh Gewühl!

Ein jeder Käfer zeigt Gefühl

Und muß sein Weibchen wild umfassen.

Die ganze Welt ist ausgelassen,

Und jedes Tier begreift sein Leben

In Liebe nehmen, Liebe geben.

Das ist ein Werben, Jubeln, Klagen

In diesen schönen Frühlingstagen!

 

Ein Ochse steht am Wiesenrand,

Und sein kastrierter Viehverstand

Muß unberührt von diesem Treiben

Und dieser Sinnenfreude bleiben.

Er fühlt im Fressen sich gestört

Von allem, was er sieht und hört.

Da wird gejagt und wird getanzt

Und sich ganz einfach fortgepflanzt!

 

Das unbekümmerte Gewühl

Verletzt sein tiefstes Schamgefühl.

Wie kann es nur der Schöpfer sehen,

Daß solche Dinge hier geschehen?!

Ihm kommt es ganz abscheulich vor,

Und klagend blickt sein Aug' empor.

– Ja, ja! Man sieht 's dem Ochsen an:

Das Rindvieh ist ultramontan.

 

 

Frühling

 

Über kürzlich erst gedüngte

Wiesen zieht der Blumenflor,

Und Natur, die sich verjüngte,

Kommt uns schön und lieblich vor.

 

Lämmer springen, Ziegen hüpfen,

Alle Tiere dünkt es recht,

Liebedurstig anzuknüpfen

Mit dem anderen Geschlecht.

 

Spatzen, Tauben, Stare, Schwalben

Paaren sich, und auch das Huhn

Will im Feld und allenthalben

Mit dem Hahn dasselbe tun.

 

Stolz erfüllt den muntern Gockel,

Und das Weibchen schwimmt im Glück.

Nur der arme Pfarrerzwockel

Zieht sich in sich selbst zurück.

 

Liebesglück und Liebesschmerzen

Sind ihm fremd et cetera.

Denn er kennt nur Frauenherzen,

Die er durch ein Astloch sah.

 

Sunnawend

 

Sunnawend! Sunnawend!

's heilige Feuer brennt!

 

Bäu'rin, dein' Herd lösch aus!

Dös bringt a Glück ins Haus,

Wann drin vom Sunnawend

Heut a neu's Scheitl brennt.

 

G'rat'n tuat's überall,

G'sundheit hast aa'r im Stall,

Feit dir, und dös is wahr,

Nix mehr dös ganze Jahr.

 

Deandl, du bist so jung!

Trau dir mit mir an Sprung!

Hast mi a wengl gern,

Werd's dir net z'müahsam wer'n.

 

Feuer am Sunnawend!

Aba no hoaßa brennt

's jung sei. Und bei der Nacht

Hat sie mir d' Tür aufg'macht.

 

 

Sonnwendfeuer

 

Drunt'n is Nacht,

Alle Liachta ausg'macht,

Finsta und schwarz überall'n.

Buama, laß ma's uns g'fall'n?

 

Schaugt's umanand!

Herrgott, wia schö is dös Land!

Müaß ma's de Schwarz'n verschreib'n?

Daß uns de Freud außi treib'n?

 

Hui! Sunnawend!

Her mit de Scheiteln und brennt!

Leucht'n halt do no amal

Lustige Feuer ins Tal!

 

Sehg'n sie an Schei',

Kunnt ja dös aa'r amal sei,

Daß sie's spanna da drunt,

Wia ma's heller hamm kunnt.

 

 

Sommeridylle

 

Berge und Täler sind jetzt voll von Menschen,

Welche sich Urlaub genommen haben

Und an der reinen Luft der Kurorte

Sowohl sich als ihre Angehörigen laben.

 

Viele hört man mit Neugierde fragen,

Ob hier noch echte Wilderer wachsen,

Welche die wirklichen Gemsen töten.

Meistens sind diese Leute aus Sachsen.

 

Manche baden in dem klaren Gewässer,

Wobei erwachsene Töchter nicht geizen

Mit ihren Formen, von denen man füglich

Glaubt, daß sie den Junggesellen anreizen.

 

Ihre Mütter stricken indes im Garten,

Wo sie Kaffee mit Honig genießen

Und sich über die Dienstboten äußern,

Welche sie in der Stadt darin ließen.

 

Abgesondert sitzen die Ehemänner,

Welche sich gründlich dadurch erfrischen,

Daß sie nichts von den Frauen hören,

Sondern beim Skat ihre Karten mischen.

 

Auf den Ruhebänken am Seeufer

Sitzen zwei Richter, welche verdauen

Und anderen Leuten durch Fachsimpeln

Ihren Sommeraufenthalt versauen.

 

 

Regenstimmung

 

Papa sitzt in der kurzen Hos

Mit blau gefrornem Knie.

Gott, ist denn hier auch gar nischt los?

Nicht eine Skatpartie?

 

Mama hat zehn Pfund Schwabbelherz

Im Mieder eingeschnürt,

Wodurch sie einen leisen Schmerz

Bis an den Nabel spürt.

 

Was soll sie tun? Nu Gott, sie nimmt

Was Süßes zu sich ein,

Und was ihr auch nicht gut bekimmt,

Sie fühlt sich so allein.

 

Die Tochter sitzt auf der Altan'

In Alpenmädchentracht,

Wodurch ihr gleich ein junger Mann

Die Courbeschneidung macht.

 

Gott! Wenn's nicht fäschonäbl wär!

Was tut mer auf dem Platz?

Die Unterhaltung is prekär

Und wirklich für die Katz.

 

Urlaubshitze

 

Überall hört man von Hitze,

Manchen trifft sogar der Schlag,

Naß wird man am Hosensitze

Schon am frühen Vormittag.

 

Damen, denen man begegnet,

Leiden sehr am Ambopoäng:

»Gott! Wenn es nur endlich regnet'!«

Ist der ewige Refräng.

 

Oberlehrer und Pastoren

Baden sich in diesem Jahr,

Ihre Scham geht auch verloren,

Und man nimmt sie nackicht wahr.

 

Busen, Hintern, Waden, Bäuche

Zeigt man heuer lächelnd her,

Und wir kriegen schon Gebräuche

Wie die Neger ungefähr.

 

Wenn das Barometer sänke,

Käme eine bess're Zeit

In bezug auf die Gestänke

Und in puncto Sittlichkeit.

 

Im Walde

 

In stiller Ruh liegt Wald und Feld

Soweit ich horch, kein Laut erschallt.

Die Sonne ist geschieden.

Da lieg ich nun im grünen Hag

Im alten trauten Tannenschlag,

Um mich den tiefsten Frieden.

 

Als wollt er wiegen mich in Traum,

So leise rauscht der Tannenbaum

Und neigt den hohen Gipfel,

Der tönt gar wundersam ans Ohr,

Die andern flüstern wie im Chor

Und schütteln ihre Wipfel.

 

Mit einem Mal ein Posthorn klingt.

Wie mächtig mir zu Herzen dringt

Das alte Lied vom Scheiden.

So leb' denn wohl! Mir ist so weh.

Wer weiß, wann ich dich wiederseh,

Ich muß es schweigend leiden.

 

Und weiter fährt der Postillon,

Von ferne noch ein schwacher Ton,

Dann Ruh auf allen Wegen.

 

Ich aber bin im Waldesschoß,

Das heiße Haupt im kühlen Moos,

Noch lange Zeit gelegen.

 

 

Mondnacht am Chiemsee

 

Gespensterhaft die Berge ragen.

Weit über sie mit bleichem Schein,

Von raschen Wolken tief umzogen,

Schaut silberhell der Mond herein.

 

Der See erglänzt von seinen Strahlen,

Die spielen glänzend drüber her,

Als tanzten Nixen ihren Reigen

Auf leichtbewegtem Wellenmeer.

 

Am Ufer durch die hohe Buche

Mit leisem Hauch der Nachtwind zieht,

Und in den Zweigen tönt ein Flüstern

Geheimnisvoll, fast wie ein Lied.

 

Ich bin allein. Und wonnetrunken

Ergeb ich mich der stillen Pracht

Und meine Brust durchbebt der Zauber

Der feierlichen Sommernacht.

 

 

Boarisch

 

De Gambsein, de schiaß' ma'r a so;

Mir gengan wohl außi zu'n Jag'n,

Mir gengan wohl aufi auf d' Schneid

Und brauch'n koan Jaga net z' frag'n,

 

Kimmt oana dazua,

Der gibt scho a Ruah,

Mir schiaß'n net schlecht,

Und da G'schwinder' hat recht.

 

De Deand'ln, de liab'n ma'r a so;

Mir kemman a's Fenschta'r auf d' Nacht.

Mir klopfan gar sachte wohl an,

Bis daß sie vo drinna aufmacht.

 

Und da Pfarra bei 'n Tog

Ko plärr'n, wia 'r a mog,

Bal's d' Leut amal seh'g'n,

Is d' Hauptsach' scho g'scheh'gn.

 

 

Der alte Jäger

 

A Herbst, so staad, so warm und klar,

So schö, wie's lang scho nimma war,

Und Hirschbrunft. O du liabste Zeit,

Bal's rund auf alle Alma schreit!

Vom Berg hallt's langaus übers Tal,

Hab's oft scho g'hört – und 's erste Mal,

Da hat's mi aa net bessa g'freut

Als wia mi alt'n Jaga heut. – – –

 

Dös erste Mal! O mei, dös is

Scho lang. A Jahr' a fufzgi gwiß.

Ja, selm Mal war i no im Schwung

Und war so dumm und war so jung!

Wia hat si 's Leb'n anderst g'schaugt

Und war so schö und hat ma taugt!

An Herrgott hätt' i d' Welt o'kafft

Und mit'n Teufi hätt' i g'rafft.

A Hirsch kunnt aa net frischa sei,

Als wia'r i g'wes'n bi. O mei,

Was bin i selm mal umma g'rennt!

A jede Sennd'rin hab' i kennt.

Wia hat's mi selm mal umma trieb'n!

Bei oana – bin i hänga blieb'n.

A Wei, a Kind, a Sorg, a Haus –

Und mit'n Lüftisei' war's aus.

Und g'scheida werst und kimmst in d' Jahr,

Na bist auf oamal aus da G'fahr.

Da brauchst na gar koan Angst net z' hamm,

Denn 's Dummsei' bringst scho nimma z'samm.

An alta Hirsch, der sell setzt z'ruck

Und laßt de junga bei de Stuck.

 

 

Spielhofalz

 

Bist scho amol im Holz draus gwen

Beim Hahnafalz in aller Fruah?

Woaßt, wenn der Tannabam no schlaft

Und d' Buacha steht in stiller Ruah?

Koa Vogel is scho auf im Nest

Und umadum da hörst koan Laut.

Es is so staat, daß d' schier vernimmst,