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Bonnie Gardner, Diana Whitney, Cathy Gillen Thacker

BIANCA EXKLUSIV, BAND 242

IMPRESSUM

BIANCA EXKLUSIV erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

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© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXKLUSIV
Band 242 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

© 2004 by Bonnie Gardner
Originaltitel: „Sergeant Darling“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Stefanie Rudolph
Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 1625

© 1999 by Diana Hinz
Originaltitel: „I Now Pronounce You Mom & Dad“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer
Deutsche Erstausgabe 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 1207

© 1993 by Cathy Gillen Thacker
Originaltitel: „Honeymoon for Hire“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Maria Röder
Deutsche Erstausgabe 1994 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 885

Fotos: mauritius images / Alamy, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733730048

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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BONNIE GARDNER

Vergiss nicht zu leben

Fast alle Männer im Krankenhaus versuchen, bei der schönen Patsy zu landen. Nur Ray gibt sich zurückhaltend. Weil die Krankenschwester ihn gerade deshalb ins Herz geschlossen hat, hält er sich auch beim ersten gemeinsamen Dinner zurück. Er wagt nicht einmal, ihr einen Abschiedskuss zu geben … Dabei wünscht er sich nichts mehr, als Patsy in den Armen zu halten!

DIANA WHITNEY

Du in meinem Bett?

Die Nächte sind immer fantastisch gewesen, der Alltag dagegen fürchterlich. Lydia, die korrekte und ehrgeizige Bankerin, und Powell, der lebenslustige und lässige Handwerker, passen anscheinend nicht zusammen. Das haben sie schon vor sechs Jahren gemerkt und sich getrennt. Wird ihre derzeitige „Vernunftehe“ eine Katastrophe? Oder haben sie inzwischen dazugelernt?

CATHY GILLEN THACKER

Dieses aufregende, neue Glück

In der Nachbarschaft sind sie das Tuschelthema Nummer eins. Keiner kann glauben, dass die zierliche blonde Hayley wirklich nur Dillons Haushälterin ist. Die beiden sind so ein schönes Paar. Und wie sie sich anschauen! Ganz verliebt. Was bleibt Hayley und Dillon also anderes übrig, als tatsächlich zu heiraten? Natürlich nur, um Hayleys Ruf zu retten …

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Vergiss nicht zu leben

1. KAPITEL

„Lassen Sie die Hosen runter, Sergeant.“

Ray Darling blickte über die Schulter und grinste. „Wow, Sie sind aber stürmisch heute, Schwester Pritchard.“

Die Krankenschwester versuchte ernst zu bleiben, doch um ihre Mundwinkel zuckte es verräterisch. Leider konnte er diesen Triumph nicht auskosten, denn sie kam mit einer großen Spritze auf ihn zu.

Also holte er tief Luft und gehorchte. Schlimm genug, dass er eine vorsorgliche Impfung brauchte, weil bei einem Mitglied des Kantinenpersonals Hepatitis B diagnostiziert worden war. Aber dass ausgerechnet „Eistörtchen Pritchard“ ihm die Spritze verpasste, machte es doppelt schlimm.

Die Schwester mit dem viel sagenden Spitznamen war die attraktivste Frau im Militärkrankenhaus von Hurlburt Field, der Air-Force-Basis bei Fort Walton im Nordwesten Floridas. Sie hatte eine fantastische Figur, schulterlange blonde Haare, blaue Augen und ein hübsches Gesicht. Und dummerweise kein Interesse an Männern. Bisher hatte sie noch jeden eiskalt abblitzen lassen. Abschrecken ließ sich davon aber kaum jemand. Ihre legendären Abfuhren an alle, die auch nur das geringste Interesse an ihr zeigten, heizten eher die Fantasie und den Ehrgeiz der Männer auf der Basis an.

Auch Ray fand sie attraktiv, aber da schon erfahrenere Männer sich einen Korb geholt hatten, versuchte er gar nicht erst, bei ihr zu landen. Sicher, sollte es ihm gelingen, könnte er sich etwas darauf einbilden – schließlich waren selbst die schneidigen Kampfjet-Piloten, die sich für unwiderstehlich hielten, beim Eistörtchen der Reihe nach gescheitert.

Hm, einen Versuch war es vielleicht wirklich mal wert.

Nur nicht gerade heute.

Nach zehn Jahren bei der Air Force war er ein erfahrener Sergeant – aber im Umgang mit Frauen fühlte er sich wie ein Teenager. In diesem Fall nützte es ihm wenig, dass er eine Art Wunderkind gewesen war, das mit dreizehn die Highschool abschloss und mit vierzehn aufs College ging. Alle Mädchen in seinen Kursen waren viel älter gewesen als er und wollten von ihm nichts wissen. Schließlich gab er die Sache einfach auf.

Mit achtzehn hatte er sich dann seinen ehrgeizigen Eltern widersetzt und war zur Air Force gegangen statt auf die Uni. Hier musste er erst mal lernen, sich wie ein normaler Mann seines Alters zu verhalten. Und er versuchte, nicht als „Wunderkind“ aufzufallen, indem er zum Beispiel seinen ungewöhnlich großen Wortschatz dem allgemeinen Niveau in der Army anpasste. Dazu kam die umfassende Ausbildung mit vielen Spezialkenntnissen, und mit all dem war er so beschäftigt gewesen, dass er für Frauen gar keine Zeit hatte.

Jetzt, mit achtundzwanzig, wünschte er sich allerdings schon manchmal mehr Übung in diesem Bereich. Leider gab es dafür keine Lehrbücher – oder zumindest keine brauchbaren. Immerhin, die zweideutige Bemerkung, die er in irgendeinem alten Film aufgeschnappt hatte, hatte dem Eistörtchen fast ein Lächeln entlockt.

„Zum Abschuss freigegeben“, ergab Ray sich in sein Schicksal, verzog das Gesicht, als er den kühlen Alkohol auf der Haut spürte, und wappnete sich gegen den Einstich. Er war ein gestandener Einsatzkoordinator. Ein ganzer Kerl. Er würde sich von so einer kleinen Nadel nicht in die Knie zwingen lassen.

Leider kam es schlimmer als erwartet. Ray unterdrückte ein Stöhnen, als das Serum sich verteilte. Verdammt. Wie konnte eine kleine Spritze so wehtun? Vielleicht machte es dem Eistörtchen ja Spaß, starke Männer leiden zu sehen.

„Fertig, Sergeant Darling. Sie können sich wieder anziehen“, sagte Schwester Pritchard endlich. Wie immer war ihr Tonfall geschäftsmäßig. „Das Sitzen wird eine Weile wehtun, aber Sie werden es überleben. Das war’s.“

Ray rechnete fast damit, dass sie ihm einen Klaps auf den nackten Po gab, was natürlich nur seiner Fantasie entsprang. Nein, das war bestimmt nicht der richtige Moment für einen Annäherungsversuch. Hastig zog er die Hosen hoch.

Außerdem hatte er gar keine Zeit, mit der Schwester zu flirten. Sein Colonel wollte ihn sprechen, und die Aufforderung hatte dringend geklungen.

Eins zu null für das Eistörtchen, dachte Ray amüsiert. Beim Gehen bemühte er sich, möglichst normal aufzutreten und trotzdem seinen malträtierten Muskel zu schonen.

„Ist das nicht ein süßer Typ?“, schwärmte Nancy Oakley, die Rezeptionistin, als Patsy Pritchard aus dem Behandlungszimmer kam, um den nächsten Patienten hereinzurufen. Nancy strich sich über den Bauch, der sich im achten Monat ihrer Schwangerschaft deutlich rundete. „Wenn ich nicht schon vergeben wäre, würde ich ihm glatt schöne Augen machen.“

„Na, da hat dein Andy ja Glück, dass du so standhaft bist“, erwiderte Patsy lächelnd. Doch Nancy hatte schon recht: Sergeant Darling machte seinem romantischen Namen alle Ehre. „Aber du kennst ja meine eiserne Regel, nie mit Männern auszugehen, die ich bei der Arbeit kennengelernt habe. Also müssen wir wohl beide auf ihn verzichten“, fügte sie augenzwinkernd hinzu.

Leider eigentlich, doch das verkniff sie sich. Der große und dunkelhaarige Sergeant sah wirklich umwerfend aus, obwohl er eine Brille – dazu noch ein wenig kleidsames Gestell – trug. Von den anderen wurde die Brille scherzhaft mit „Liebestöter“ betitelt, aber Patsy fand nicht, dass sie Ray Darling unattraktiv machte – eher im Gegenteil.

„Wenn er nur mal diese Brille abnehmen würde“, seufzte Nancy, als sie Patsy die nächste Patientenakte überreichte.

Patsy lachte. „Daran hab ich auch gerade gedacht. Irgendwie steht sie ihm aber. Er wirkt damit intelligent und freundlich – nicht so draufgängerisch wie die anderen gut aussehenden Männer hier. Er ist wohl auch nicht so ein Macho wie die restlichen Jungs von seinem Sondereinsatzkommando. Jedenfalls benimmt er sich immer höflich.“

„Ja, ich mag seine schüchterne Art auch“, stimmte Nancy zu. „Und sein markantes Kinn verdeckt die Brille ja nicht.“

„Nein“, seufzte Patsy, wobei sie allerdings weniger an Sergeant Darlings Kinn als an seine breiten Schultern, seine durchtrainierte Bauchpartie und sein straffes Hinterteil dachte, das sie gerade aus der Nähe hatte bewundern dürfen.

Womöglich hatte Sergeant Darling ja beschlossen, seine Zurückhaltung abzulegen, immerhin war das heute fast ein Flirtversuch gewesen. Der Gedanke gefiel ihr – auch wenn es nichts an den Tatsachen änderte.

Nachdem sie jahrelang so viele Männer auf der Basis hatte abblitzen lassen, würde sich ein eher schüchterner Kandidat wie Sergeant Darling bestimmt nicht an sie herantrauen. Mittlerweile wagten nur noch die selbstherrlichen Blender einen Versuch. Schade, manchmal wünschte Patsy sich, die anderen würden sich nicht so schnell abschrecken lassen.

Seufzend blätterte sie die Patientenakte durch. Heute war anscheinend wieder einer dieser Tage … und das alles nur wegen einer harmlosen Bemerkung von Sergeant Darling.

Ray klopfte an die offene Bürotür seines Vorgesetzten Colonel John Harbeson. „Sie wollten mich sprechen, Sir?“

Harbeson winkte ihn herein. „Nein, Radar, eigentlich wollte meine Frau Sie sprechen“, erklärte er resolut.

Ray verzog das Gesicht, als er seinen Spitznamen hörte, aber seinen befehlshabenden Offizier konnte er schlecht korrigieren. Außerdem war „Radar“ immer noch besser als „Darling“, wie er als Neuling bei der Truppe oft genannt worden war. Nicht zum ersten Mal hatte er da seinen Nachnamen verflucht, der geradezu zu Frotzeleien aufforderte.

Erst jetzt bemerkte er die Frau des Colonels, die auf der Couch hinter der Tür saß. „Tut mir leid, Ma’am“, sagte er, „ich habe Sie nicht gleich gesehen. Was kann ich für Sie tun?“

Die Frage war keine bloße Floskel. Er konnte sich absolut nicht vorstellen, warum die Frau des Colonels ihn sprechen wollte.

„Bitte nennen Sie mich Marianne“, erwiderte sie und klopfte einladend auf den Platz neben sich. „Schließlich ist John Ihr Boss, nicht ich.“

„Ja, Ma… ich meine, Mrs H… ich meine, Marianne.“ Liebe Güte, immerhin war Mrs Harbeson fast so alt wie seine Mutter. „Und ich würde gern stehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“

Das Eistörtchen hatte schon recht gehabt – im Moment war ihm absolut nicht nach Sitzen zumute.

„Wie Sie wollen“, meinte Mrs Harbeson. „Sie fragen sich sicher, weshalb ich Sie kommen ließ.“

„Ja, Ma’am.“

Mrs Harbeson hob eine Augenbraue, korrigierte ihn aber nicht. „Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.“

„Was kann ich für Sie tun, Ma’am?“

Resigniert hob sie die Hände. „Ich gebe auf.“

„Ma’am?“

„Nennen Sie mich, wie Sie wollen, Radar. Nur nicht gerade ‚Sir‘, wenn’s geht.“

„Nein, Ma’am.“ Ray hoffte, Mrs Harbeson würde endlich zum Punkt kommen.

„Mein Frauenverband plant eine Junggesellenauktion, um Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Ich hoffe, Sie stellen sich zur Verfügung.“

„Wie bitte?“ Ray schluckte.

Hatte er richtig gehört? Sie wollte ernsthaft, dass er bei einer solchen Aktion mitmischte? Ein guter Witz. Hey, das war doch was für die Charmeure und Draufgänger mit Charisma. Er gehörte zu den Stillen, Zurückhaltenden, war fast schon ein Außenseiter. Er konnte höchstens einen Computer programmieren, aber das war wohl keine Eigenschaft, für die ihn eine Frau ersteigern würde.

„Sie haben mich schon richtig verstanden“, bemerkte Mrs Harbeson streng. „Ich möchte Sie mit an Bord haben. Sie sind doch noch Junggeselle, oder? Ich hätte doch gewiss erfahren, wenn sich daran seit der letzten Weihnachtsfeier etwas geändert hätte. Haben Sie etwa eine Freundin?“

„Nein, Ma’am“, antwortete Ray, noch immer geschockt. „Aber sind Sie sicher, dass Sie wirklich mich wollen?“

Es musste daran liegen, dass so viele seiner Kameraden mittlerweile geheiratet hatten. Wahrscheinlich bekam Mrs Harbeson einfach nicht genug Junggesellen zusammen und musste jetzt nehmen, wen sie kriegen konnte. Sonst hätte sie bestimmt nicht ihn gefragt.

Auf einmal brach ihm der Schweiß aus. Und zwar deshalb, weil er tatsächlich versucht war, zuzusagen. Diese Impfung musste sich irgendwie auf seinen Verstand ausgewirkt haben.

„Ja, Radar“, bekräftigte Mrs Harbeson. „Ich bin sicher, dass Sie der perfekte Mann dafür sind.“

Immerhin war sie die Frau seines Colonels, da konnte er schlecht ablehnen. Vielleicht lernte er bei der Gelegenheit ja sogar eine interessante Frau kennen?

Haha.

„Also gut, Ma’am. Ich stehe Ihnen zur Verfügung.“ Ray wandte sich an den Colonel, der bis jetzt kein einziges Wort gesagt hatte. „Kann ich sonst noch etwas tun, Sir?“

Der Colonel grinste. „Nein, das war alles, Ray. Marianne wird Sie später mit den Details vertraut machen.“

Ray nickte knapp und ging zur Tür.

„Ach, und schicken Sie mir Sergeant Murphy her“, rief der Colonel ihm nach.

„Ja, Sir.“ Erleichtert machte sich Ray auf die Suche nach seinem Freund Danny Murphy, der ihm offenbar als Junggeselle Gesellschaft leisten sollte.

„Es ist mir egal, ob du zwei Karten hast, Tante Myrtle, ich will dieses sexistische Schauspiel nicht sehen“, empörte sich Patsy. Ihre Tante war bereits in voller Montur für die jährliche Wohltätigkeitsgala des örtlichen Frauenvereins, die mit einer Junggesellenauktion ihren krönenden Abschluss finden sollte.

Natürlich wusste Patsy genau, was Tante Myrtle im Schilde führte, und würde sie nicht noch darin unterstützen. „Wenn ich ein Date will, dann mache ich das auf meine Art und nicht, indem ich mir einen Mann kaufe“, erklärte sie verächtlich.

„Aber du bist seit Jahren Single“, widersprach ihre Tante. „Eine attraktive junge Frau wie du sollte nicht mit ihren Katzen allein zu Hause sitzen. Du musst doch ausgehen und Spaß haben, unter Leute kommen.“

Nicht schon wieder die alte Leier, dachte Patsy verstimmt. Warum wollte Tante Myrtle bloß nicht verstehen, dass sie mit ihrem Leben vollauf zufrieden war? „Ich bin doch kein Einsiedler“, widersprach sie. „Ich sehe jeden Tag eine Menge Leute.“ Als ihre Tante zu einem Protest ansetzte, fuhr sie fort: „Und mir ist schon klar, dass du mit ‚Leuten‘ Männer meinst. Ich arbeite immerhin bei der Air Force. Wenn ich wollte, würde ich da schon einen Kandidaten finden, der mit mir ausgeht.“

Aber sie wollte nun mal nicht. Schließlich hatte sie einen wunderbaren Mann gehabt. Eine ganze Familie sogar. Und das ließ sich nicht einfach so ersetzen. Sie hatte ihren Mann Ace hingebungsvoll geliebt und war fast gestorben, als sie ihn verlor. Noch immer war sie nicht darüber hinweg.

„Außerdem bist du diejenige, die hier Katzen hat. Ich habe einen Hund“, setzte sie hinzu.

Myrtle rückte vor dem Spiegel ihr knallrotes Hütchen mit der Straußenfeder zurecht und steckte es mit einer Hutnadel auf ihrem grau melierten, voluminös toupierten Haar fest. Sie strich die Rüschen ihrer lilafarbenen Seidenbluse glatt, kniff sich in die Wangen und presste die Lippen aufeinander, um ihren roten Lippenstift zu verteilen.

„Fertig“, sagte sie und stand auf. „Bist du sicher, dass du nicht mit willst?“

„Absolut. Du kannst die zweite Karte gern jemand anderem schenken.“

„Verdammt, in dieser Verkleidung komme ich mir wie ein Affe vor“, fluchte Ray, als er und Danny hinter der Bühne ihre Ausgehuniformen zurechtzupften. Wenigstens mussten sie nicht wie die anderen Junggesellen im Smoking auf die Bühne – lieber Affe als Pinguin, sagte sich Ray.

Anders als sein Freund Danny fühlte er sich völlig fehl am Platz. Aber Danny war eben ein Frauenheld – das war der Unterschied zwischen ihnen beiden.

Nervös versuchte Ray, seinen Hemdkragen zu lockern. Seine Fliege war zwar nur zum Aufstecken, aber er hatte trotzdem das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

„Hören Sie auf, herumzuzappeln“, tadelte ihn Mrs Harbeson, die plötzlich vor ihm stand. „Sie sehen sehr gut aus, Radar. Schön, dass Sie Ihre Sonntagsbrille aufhaben.“

„Die andere trage ich nur im Dienst“, erwiderte er.

„Na, ein Glück“, bemerkte Mrs Harbeson süffisant. „Und jetzt entspannen Sie sich. Ich denke, Sie werden ein hübsches Sümmchen für den guten Zweck einbringen.“

„Ich tue mein Bestes, Mrs H.“ Auf diese Anrede hatten sie sich schließlich geeinigt.

Mrs Harbeson nickte zufrieden und wandte sich dann an Danny. „Vielleicht können Sie Radar dazu bringen, etwas lockerer zu werden?“

Danny grinste. „Ich versuch’s, Marianne. Aber natürlich werde ich das meiste Geld einbringen. Schließlich kann sich der irische Don Juan nicht von einem Ray Darling übertrumpfen lassen.“

„Wir werden sehen“, erwiderte Mrs Harbeson schmunzelnd und verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

„Was meinst du, Radar? Glaubst du, die Damen handeln dich höher als mich?“

„Keine Ahnung. Willst du wetten?“, ging Ray auf Dannys Stichelei ein, obwohl er genau wusste, dass er gegen den attraktiven Frauenhelden keine Chance hatte.

„Na klar. Der Verlierer gibt einen Kasten Bier aus.“

„Einverstanden. Aber der Gewinner bestimmt die Marke, und du weißt, dass ich lieber Importbier trinke.“

„Okay. Wenn du gewinnst, esse ich mein Adressbuch mit den ganzen süßen Telefonnummern darin.“

Ray grinste. Eine verlockende Aussicht, aber äußerst unwahrscheinlich. Er konnte es kaum abwarten, diese alberne Sache endlich hinter sich zu bringen.

Jemand kam und führte sie zu ihren Plätzen an der Seite der Bühne, und eine Moderatorin auf dem Podium rief das erste Opfer auf. Ray war froh, dass er noch eine Weile zusehen konnte, wie die anderen Männer sich verhielten. Wie man unter feindlichem Beschuss eine Kommunikationslinie aufbaute, das wusste er genau, aber hier kam er sich völlig verloren vor.

Die Sache zog sich ziemlich hin. Danny ging für 450 Dollar weg, eine der höheren Summen. Ray erwartete nicht wirklich, ihn zu übertreffen. So langsam wurde seine innere Anspannung unerträglich. Die riefen ihn doch tatsächlich als Letzten auf!

„Und nun, wie immer, das Beste zum Schluss“, kündigte ihn die Moderatorin an. „Applaus für Sergeant Ray Darling!“

Ray wusste nicht, was schlimmer war: an diesem Affentheater überhaupt teilzunehmen oder danach mit einer wildfremden Frau auszugehen. Denn eine Frau, die sich einen Abend mit einem Junggesellen kaufen musste, war höchstwahrscheinlich auch nicht gerade sein Typ …

Patsy Pritchard klingelte ungeduldig bei ihrer Tante an der Haustür. Wieder mal typisch Tante Myrtle, sie an einem Samstagabend herzuzitieren, wenn sie eigentlich etwas anderes vorhatte.

Mit was für einer verrückten Idee würde sie wohl diesmal konfrontiert werden? Patsy klingelte noch einmal Sturm und hämmerte anschließend laut an die Tür. Wurde Tante Myrtle langsam schwerhörig? Reg dich nicht auf, sie ist immerhin deine einzige Verwandte, sagte sie sich. Ohne sie wärst du ganz allein auf der Welt.

„Tut mir leid, Liebes“, rief Myrtle atemlos, als sie endlich öffnete. Sie trug wieder eine dieser albernen Rüschenblusen, die aussahen wie aus dem vorletzten Jahrhundert, und hatte sich ausgehfein zurechtgemacht.

„Du hast nicht gesagt, dass wir irgendwohin wollen“, meinte Patsy vorwurfsvoll. Sie trug bequeme Kakihosen und einen leichten hellblauen Pullover mit passender Strickjacke – genau das richtige Outfit für einen gemütlichen Filmabend zu Hause, mehr aber auch nicht. „Hätte ich mich umziehen sollen?“

„Du siehst wunderbar aus, Liebes.“ Myrtle griff nach ihrer großen Häkelhandtasche. „Ja, wir gehen aus, und zwar zum Abendessen ins Blue Heron.“

„Da brauchen wir ja schon fast eine Stunde für die Fahrt“, meinte Patsy unlustig. Sie hatte endlich eine Sonderedition von alten Ed-Wood-Filmen ergattert, hinter denen sie schon lange her war, und hatte sich die ganze Woche auf ihren privaten Kinoabend gefreut.

„Na und?“ Myrtle schlug energisch die Haustür hinter sich zu. „Die alten Filme laufen dir nicht weg.“

Konnte ihre Tante etwa Gedanken lesen?

„Wer redet denn von Filmen? Warum gehen wir nicht einfach irgendwo in der Stadt essen?“

„Weil wir im Blue Heron mit einem netten jungen Mann verabredet sind. Du sitzt jedes Wochenende zu Hause und schaust dir alte Filme an. Wie willst du da einen Mann kennenlernen?“

„Will ich ja gar nicht. Deshalb gehe ich nicht aus.“ Patsy blieb vor Myrtles altem rosafarbenen Cadillac stehen. Sie hatte überhaupt keine Lust auf eine von ihrer Tante eingefädelte Verabredung. Myrtles Männergeschmack war schrecklich. Selbst wenn sie wirklich Lust auf ein Date hätte, dann ganz bestimmt nicht mit einem der Typen, die Tante Myrtle immer anschleppte.

„Aber du musst mitkommen, Liebes. Ich habe tausend Dollar für ihn gezahlt.“

„Du hast was?“ Erschrocken schlug Patsy sich die flache Hand auf den Mund, als sie merkte, wie schrill ihre Stimme klang. Leiser fuhr sie fort: „Das kann nicht dein Ernst sein! Du hast doch wohl keinen Begleitservice bestellt!“

Kopfschüttelnd stieg Myrtle in den Wagen. „Also wirklich, Patricia, du liest wohl die falschen Bücher. Oder kommt so was in den alten Filmen vor, die du dir immer anschaust?“ Sie holte kurz Luft, redete aber bereits weiter, ohne Patsy zu Wort kommen zu lassen. „Ich habe einen Junggesellen bei der Auktion ersteigert. Hättest du mich begleitet, hättest du dir selbst einen aussuchen können – auf meine Kosten. Aber so musste ich das eben machen.“ Sie öffnete die Beifahrertür.

Patsy lehnte seufzend die Stirn an das kühle Wagendach. Eintausend Dollar! Zwar konnte sich Tante Myrtle eine solche Ausgabe sicher locker leisten … aber trotzdem war es eine Menge Geld. Sie selbst hätte diese Summe ganz bestimmt nicht für einen Abend mit einem Junggesellen ausgegeben.

Immerhin kam Tante Myrtle mit, also war es nicht gerade ein Blind Date. Hoffentlich war der Typ wenigstens nicht so ein Schreckgespenst wie der Buchhalter mit den ungepflegten Zähnen und dem strähnigen Haar, den Myrtle das letzte Mal angeschleppt hatte.

„Du hast gewonnen“, gab Patsy resigniert nach. „Es wäre ja schade um das viele Geld. Aber ich mache nur unter Protest mit, damit du’s weißt!“ Und Spaß werde ich schon gar nicht haben, schwor sie sich im Stillen.

„Natürlich, Liebes“, erwiderte Myrtle geduldig lächelnd und ließ den Motor an. „Vielleicht solltest du dann endlich einsteigen?“

Patsy gehorchte, obwohl sie genau wusste, dass sie es bereuen würde.

Ray fragte sich, warum Miss Carter ein derart abgelegenes Restaurant gewählt hatte. Was stimmte nicht mit der geheimnisvollen Nichte, dass die Tante tausend Dollar für einen Junggesellen zahlte und das Date im Niemandsland stattfinden ließ? Miss Carter hatte einen ziemlich schrulligen Eindruck gemacht. Was, wenn das in der Familie lag?

Er atmete tief durch und versuchte die Sache positiv zu sehen. Immerhin konnte er jetzt mal den Umgang mit Frauen üben, ohne sich gleich die Chancen bei einer zu verderben, an der er wirklich interessiert war. Wie zum Beispiel Schwester Pritchard. Aber die war wohl sowieso eine Nummer zu groß für ihn.

Leise lachend schüttelte er den Kopf über seine verrückte Idee.

Nachdem die Straße kilometerweit durch ödes Buschland geführt hatte, hinter dem hin und wieder der Golf von Mexiko aufblitzte, entdeckte Ray endlich wieder Anzeichen von Zivilisation – ein paar Mehrfamilienhäuser und Läden auf der einen Straßenseite und eine Reihe von Strandvillen, Motels und Restaurants auf der anderen. Schließlich kam das Blue Heron in Sicht, und Ray bog auf den Parkplatz ein.

Nach einem kurzen prüfenden Blick in den Rückspiegel stieg er aus und atmete tief durch. „Auf in den Kampf“, murmelte er und betrat das Restaurant.

Die Bedienung führte ihn zum Tisch von Miss Carter, die ihm freudig zuwinkte. Er winkte zurück, leicht geistesabwesend allerdings, denn er war mehr an ihrer Begleitung interessiert – der geheimnisvollen Nichte.

Sie saß mit dem Rücken zu ihm, doch auf den ersten Blick wirkte sie gar nicht so übel. Ihr langes blondes Haar fiel ihr in leichten Wellen auf die Schultern, und sie trug etwas Hellblaues. An einer Seite hatte sie das Haar mit einer Spange hochgesteckt, aber mehr konnte er nicht erkennen.

Unvermittelt jedoch drehte sich die Frau um. Wie angewurzelt blieb Ray stehen.

Das musste ein Traum sein. Wie konnten zwei Frauen einander so ähneln? Oder war die blonde Schönheit vor ihm am Ende wirklich Schwester Pritchard?

Patsy verschluckte sich beinahe an dem Wein, von dem sie gerade einen Schluck genommen hatte. Das durfte ja wohl nicht wahr sein. Sie kannte den Mann, der auf ihren Tisch zukam – oder doch nicht? Statt Uniform trug er graue Hosen, einen weißen Rollkragenpulli und eine dunkelblaue Windjacke – und statt des Liebestöters auf der Nase eine schicke Designerbrille. Zweifel ausgeschlossen – vor ihr stand tatsächlich Sergeant Darling. Patsy hatte plötzlich das beklemmende Gefühl, dass im Raum die Luft knapp wurde.

Sergeant Darling wirkte zum Glück mindestens ebenso überrascht wie sie.

Wortlos starrten sie einander an, bis Ray schwer schluckte. Fasziniert beobachtete Patsy, wie sein Adamsapfel auf und ab hüpfte.

„Ich fühle mich völlig überrumpelt“, bemerkte er schließlich halblaut.

Er sprach nicht direkt mit Patsy, aber leise genug, dass Tante Myrtle die Bemerkung wahrscheinlich nicht mitbekommen hatte.

„Guten Abend, Miss Carter“, fügte er etwas lauter hinzu und begrüßte Patsy mit einem Kopfnicken. Sie zwang ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen.

„Guten Abend, Raymond“, erwiderte Myrtle hoheitsvoll. „Sie sind tatsächlich pünktlich. Das schätze ich bei Männern.“

Sie streckte ihm ihre teuer beringte Hand hin. Ray war sich nicht sicher, ob er diese küssen oder schütteln sollte, entschied sich dann für Letzteres.

„Ja, Ma’am“, antwortete er, schlüpfte aus der Jacke und hängte sie über den freien Stuhl. „Ich gebe mir Mühe. Die Air Force legt ebenfalls großen Wert auf Pünktlichkeit.“

„Patricia, darf ich dir meinen Gast vorstellen“, sagte Myrtle im Tonfall einer Königin, „dies ist mein neuer junger Freund, Sergeant Raymond Darling.“

Patsy wäre vor Verlegenheit am liebsten im Boden versunken. Sie hatte diesen Mann halb nackt gesehen, und bei der Erinnerung an seinen muskulösen Körper wurde ihr immer noch ganz heiß. Auch heute Abend, in Freizeitkleidung, wirkte er umwerfend. Der weiße Rollkragenpulli betonte seinen durchtrainierten Oberkörper noch stärker als die Uniform.

Ein jungenhaftes Grinsen legte sich um Rays Lippen, und sie lächelte verzückt, ohne sich dessen selbst bewusst zu sein. Meine Güte, zum Glück saß sie schon, sonst wären ihr jetzt die Knie weich geworden.

„Sergeant Darling“, murmelte sie. Hoffentlich merkte er nicht, wie aufgeregt sie war.

„Bitte nennen Sie mich Ray.“ Er streckte ihr die Hand hin.

„Ray.“ Sie nickte und ergriff seine Hand. Jetzt registrierte er bestimmt, wie es in ihr aussah. Ihr Herz hämmerte wie wild, und er spürte sicher das Flattern ihres Pulses.

Oder auch nicht. Sein Händedruck war so fest, dass Patsy sich wie in einem Schraubstock fühlte. Rasch zog sie die Hand zurück und schüttelte sie aus, damit die Durchblutung wieder in Gang kam. „In der Klinik nennt man mich Patsy“, meinte sie mit leicht schmerzverzerrter Miene.

„Tut mir leid, ich vergesse manchmal, dass Hände keine Hanteln sind.“

„Ich glaube, ein paar Finger sind gebrochen“, murmelte sie anklagend.

„Red keinen Blödsinn, Dummchen“, fiel Tante Myrtle ein. „Es ist nichts passiert. Deinen Fingern geht es gut.“ Sie rückte den freien Stuhl zurecht und wandte sich an Ray. „Bitte setzen Sie sich. Wir haben noch nicht bestellt.“

„Was ist denn die Spezialität des Hauses?“, fragte er, nachdem er die Speisekarte studiert hatte.

„Es schmeckt alles fantastisch“, erwiderte Patsy etwas atemlos. Sie konnte noch immer nicht ganz glauben, dass sie wirklich mit Sergeant Darling an einem Tisch saß.

„Dann nehme ich die Makrele.“

Mit großer Geste winkte Myrtle dem Ober, der sofort heraneilte und ihre Bestellungen notierte.

Nachdem er sich wieder zurückgezogen hatte, verkündete Myrtle: „Ich gehe mir mal rasch die Nase pudern. In der Zwischenzeit könnt ihr euch ja ein bisschen miteinander anfreunden.“

Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte Patsy verzweifelt, dass mich Tante Myrtle mit diesem Traummann allein lässt.

„Gern“, sagte Ray. „Aber Ihre bezaubernde Nichte und ich sind bereits alte Freunde.“

„Oh?“ Myrtle wirkte verwirrt.

„Ja. Ich hatte mehrmals Gelegenheit, ihre Dienste in der Klinik in Anspruch zu nehmen.“

Wenigstens führte er ihre letzte Begegnung nicht näher aus. Es war Patsy schwergefallen, die Nadel in dieses perfekte Hinterteil zu stoßen. Sein Anblick hatte sie allerdings dafür entschädigt. Entsetzt spürte sie, dass sie rot wurde.

„Ja“, stimmte sie eifrig nickend zu. Vielleicht würde ihre Gesichtsfarbe davon wieder normal? Hm. Wohl eher im Gegenteil. „Ich habe Ray schon in der Klinik gesehen.“

Und wie sie ihn gesehen hatte!

„Na, umso besser, dann könnt ihr eure Freundschaft ja jetzt vertiefen“, versetzte Myrtle trocken und eilte davon. Unterwegs sprach sie kurz mit dem Ober, dann verließ sie den Speiseraum.

Freundschaft? dachte Patsy. So konnte man es nun auch wieder nicht nennen. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht beabsichtigte, wegen Ray ihre eiserne Regel über den Haufen zu werfen. Er gehörte eindeutig in die Rubrik Arbeit.

Was Verabredungen mit anderen Männern betraf, hatte Tante Myrtle ja vielleicht doch recht: Zumindest konnte sie mal darüber nachdenken.

„Ihre Tante nennt sie Patricia“, bemerkte Ray, während er die Serviette über seinem Schoß ausbreitete.

„Ja“, antwortete sie kurz angebunden. „Und sie ist die Einzige, die das darf.“

„Warum? Ist das nicht Ihr Name?“

„Doch, aber Sie heißen ja auch Raymond und wollen Ray genannt werden. Es ist wohl so eine Autoritätssache, oder? Wenn jemand mich Patricia ruft, denke ich immer gleich, ich hätte etwas ausgefressen.“

Ray lachte. „Wie soll ich Sie dann anreden?“

Patsy wusste genau, wie die männlichen Patienten in der Klinik sie hinter ihrem Rücken nannten, also lieferte sie Ray besser eine schmeichelhafte Alternative.

„Wie gesagt, in der Klinik nennt man mich Patsy.“

„Also gut. Patsy. Freut mich, Sie kennenzulernen.“ Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Sind Sie oft hier?“

Wider Willen musste Patsy lachen. Seine Worte klangen wie eine typische Anmache, und das passte so gar nicht zu Ray.

„Ja, es ist eins von Tante Myrtles Lieblingsrestaurants. Unsere Familie besaß vor Jahren hier ein Ferienhaus am Strand. Leider wurde es bei einem Hurrikan zerstört, und Tante Myrtle hat es nicht wieder aufbauen lassen.“ Sie ließ den Blick durch das Restaurant schweifen. „Das Blue Heron hat der Sturm auch heftig erwischt, aber wie man sieht, ließen sie sich nicht unterkriegen.“ Sie lächelte wehmütig. „Mir gefiel die alte Version allerdings besser.“

Ray blickte sich interessiert um. Das Lokal war mit den typischen Deko-Elementen eines Fischlokals ausstaffiert: alte Fischernetze, Muscheln, Schwertfische, Bojen. Es sah genauso aus wie Hunderte andere Fischrestaurants am Golf von Mexiko. „Hat es sich sehr verändert?“, fragte er.

Patsy zuckte die Achseln und setzte zu einer Erwiderung an, da überraschte Ray sie mit einem entzückten Ausruf: „Oh, schauen Sie mal, da fährt gerade ein alter Cadillac vom Parkplatz. In Rosa, mit Heckflossen! Die sieht man heutzutage nicht mehr oft auf der Straße.“

Schockiert drehte Patsy sich um und folgte Rays Blick durchs Fenster, das auf den Parkplatz hinausging. „Aber das ist Tante Myrtles Auto!“

„Wahrscheinlich sucht sie nur einen besseren Parkplatz.“

„Na, hoffentlich“, murmelte Patsy. Von wegen, erkannte sie gleich darauf resigniert, als der Ober nur mit zwei Salattellern ankam.

„Da haben Sie aber einen vergessen“, bemerkte Ray höflich.

„Einen was, Sir?“, fragte der Ober.

„Einen Salat. Wir sind zu dritt.“

„Äh, nein, Sir. Die Dame hat ihre Bestellung storniert. Sie sagte, sie hätte Kopfschmerzen. Aber sie lässt Ihnen ausrichten, dass Sie auf jeden Fall bleiben und den Abend genießen sollen.“

„Das hat sie von Anfang an geplant“, presste Patsy verärgert hervor, stand auf und ging zum Fenster. „Ich hätte es wissen müssen.“

Hilflos vor Wut und Enttäuschung ballte sie unbewusst die Fäuste. Wie sollte sie jetzt nach Hause kommen? Als Ray neben sie trat, fühlte sie sich nur noch mehr in der Falle. Allerdings war das Gefühl jetzt eher angenehm.

„Beruhigen Sie sich doch“, sagte er leise. „Sonst bekommen Sie noch Sodbrennen.“

„Das ist dann ja wohl mein Problem, oder?“, gab sie zurück und schaute noch mal zum Parkplatz, in der vagen Hoffnung, dass Tante Myrtle vielleicht doch noch zurückkam. Nein, es sah nicht so aus. Die roten Rücklichter des Cadillac verschwanden bereits hinter der nächsten Kurve. Ganz toll.

Patsy atmete tief durch und drehte sich um. Es brachte schließlich nichts, vor Ray Darling eine Szene zu machen. Immerhin hatte sie hart daran gearbeitet, als kühl und gefühllos zu gelten. Zumindest auf der Militärbasis.

„Die ist wohl weg“, meinte sie betont ruhig, kehrte zu ihrem Platz zurück und breitete die Serviette über ihren Schoß.

„Wissen Sie, ich bin nicht per Anhalter gekommen“, scherzte Ray beim Hinsetzen. „Mein Wagen steht draußen. Ich weiß, wir vom Sondereinsatzkommando gelten als harte Typen, die alles etwas anders machen, aber auch wir haben unsere Grenzen.“

„Ja, und?“ Patsy schüttelte den Kopf. „Was hat das damit zu tun, dass ich hier festsitze, fast eine Stunde von zu Hause entfernt?“

„Ich bin nicht zu Fuß hier“, wiederholte Ray geduldig. „Ich habe ein Auto.“

„Ein Auto?“ Lieber Himmel, sie hörte sich ja an wie eine Idiotin. „Ein Auto. Natürlich. Dann esse ich noch rasch meinen Salat, dann können wir fahren.“

„Nein, das tun wir nicht“, erwiderte Ray streng. Auf einmal klang er gar nicht mehr so lieb und harmlos. „Ihre Tante hat das ganze Menü bestellt, also essen wir das ganze Menü. Und wir werden es sogar genießen.“

Hielt er sie etwa für einen Rekruten? „Jawohl, Sir“, zischte Patsy und deutete einen Salut an.

Ray lachte. „Na, wenigstens haben sie die richtige Hand benutzt.“ Dann widmete er sich dem köstlichen Salat, und sie war froh, dass er eine Weile beschäftigt war.

Noch immer erschüttert über Tante Myrtles Verrat, begann auch sie zu essen, und nach einer Weile tat das exzellente Aroma des Dressings wie immer seine Wirkung.

„Na ja, es ist wirklich etwas netter hier als allein zu Hause mit ein paar alten Schwarz-Weiß-Filmen“, sinnierte sie vor sich hin – und biss sich gleich darauf auf die Lippe. Hatte sie das jetzt wirklich laut gesagt?

„Sie mögen alte Filme?“ Ray musterte sie interessiert, und Patsy wurde zu ihrem Leidwesen schon wieder rot. Hey, das lief ja tatsächlich auf eine Unterhaltung hinaus.

„Ja. Und ich hasse es, wenn sie nachträglich koloriert wurden. Dann sehen sie zu unecht aus.“

„Und alles in Grauschattierungen zu sehen, ist nicht unecht?“

Wollte er jetzt Streit anfangen oder Small Talk machen?

„Sie wissen schon, was ich meine. Die Farben sind oft einfach falsch.“

„Ja, ich verstehe. Mögen Sie nur die Klassiker oder alles in Schwarz-Weiß?“

„Meine Lieblingsfilme sind ‚Casablanca‘, ‚Der Schatz der Sierra Madre‘ und ‚Der Malteser Falke‘.“

„Ah, also ein Humphrey-Bogart-Fan. Wie steht’s mit den Marx Brothers oder Dick und Doof?“

„Nein, zu kindisch. Keine Frau mag die. Was soll witzig daran sein, wenn erwachsene Männer einander ins Auge stechen oder auf den Kopf hauen?“

„Harold Lloyd?“

„Schon besser. Jedenfalls ist er nicht boshaft. Aber ich ziehe Filme vor, die wenigstens einen Hauch von Handlung aufweisen.“

Sie unterbrach sich hastig. Was redete sie da bloß?

Ray lachte. Wieder fiel Patsy auf, wie sympathisch ihn das machte. „Ich muss Ihnen etwas gestehen“, sagte er. „Ich liebe alte Science-Fiction-Filme.“

„‚Angriff der Killerraupen‘ und ‚Als der Schleim Albuquerque fraß‘?“, fabulierte sie drauflos. Science-Fiction war nämlich nicht gerade ihr Fachgebiet.

„‚Plan Nine from Outer Space‘. Der beste schlechteste Film aller Zeiten. Und einer meiner Lieblingsfilme.“

„Sie kennen Ed Wood?“, fragte Patsy überrascht.

„Kennen? Ich verehre ihn“, erwiderte Ray mit einem breiten Lächeln. „Ich glaube, ich kann jeden seiner Filme mitsprechen.“

Das glaube ich dir aufs Wort, dachte sie unwillkürlich, aber sie meinte es nicht böse. Ray genoss auf der Basis den Ruf, intelligenter zu sein als der Durchschnitt, aber bis jetzt hatte sie sich noch nie richtig mit ihm unterhalten und nichts davon mitbekommen. Also schön, er interessierte sich für andere Dinge als der typische Air-Force-Soldat, aber Computerspiele fand er bestimmt auch toll.

„Ich habe gerade die neue Ed-Wood-DVD-Sammlung im Internet ergattert“, gab sie zu.

„Wow“, erwiderte er mit einem Augenzwinkern. „Ich glaube, ich bin drauf und dran, mich zu verlieben.“

Zum Glück erschien in diesem Moment der Ober mit dem Hauptgang. Dankbar beschäftigte sich Patsy mit ihren Krabben. Das war ja gerade noch mal gut gegangen – sie war nämlich kurz davor gewesen, Ray zu sich nach Hause zu einem Ed-Wood-Filmabend einzuladen.

Obwohl Patsy nicht ganz freiwillig hier war, musste sie sich eingestehen, dass sie den Abend mit Ray genoss. Das würde sie Tante Myrtle natürlich nicht auf die Nase binden. Außerdem wusste sie insgeheim genau, dass sie noch lange nicht bereit war, Ray – oder irgendeinen anderen Mann – zu sich nach Hause zu bitten. Zu schwer wogen die geheimen Schatten ihrer ganz persönlichen Geschichten, die niemanden etwas angingen.

Ray bestellte zum Nachtisch Nusstorte, obwohl er nach dieser Kalorienbombe am nächsten Tag würde doppelt so hart trainieren müssen. Er wollte einfach noch nicht, dass der Abend zu Ende ging. Wer hätte gedacht, dass er das Eistörtchen jemals so weiblich und charmant erleben würde? Ganz zu schweigen davon, dass man sich fantastisch mit ihr unterhalten konnte – und sie schenkte ihm sogar hin und wieder ein bezauberndes Lächeln.

Und sie bestellte sich sogar ebenfalls einen Nachtisch. Wollte sie den Moment des Abschieds etwa auch noch hinauszögern?

„Das werde ich bereuen“, seufzte sie, als der Ober die dreistöckige Schokotorte servierte und Patsy genüsslich das verführerische Aroma einsog. Sie hatte noch nicht einmal gekostet und wirkte schon völlig hin und weg. Dass sie eine Naschkatze war, damit hatte er nicht gerechnet. Die Jungs auf der Basis witzelten immer, dass sie bestimmt von sauren Gurken und Dörrobst lebte.

„So lecker?“

„Allein der Duft ist unwiderstehlich“, seufzte sie und teilte mit der Gabel ein kleines Stückchen ab. Sie führte es zum Mund, aß aber nicht.

„Vielleicht hat es ja weniger Kalorien, wenn ich es nur anschaue und daran schnuppere“, meinte sie wehmütig. Dann lächelte sie. „Nein, ich fürchte, ich nehme schon zu, wenn ich mich nur im selben Raum befinde. Also kann ich mir auch den ganzen Genuss gönnen.“

Sie schob sich das Kuchenstückchen aus Schokoladenteig, Schokoladenfüllung und Schokoladenguss langsam in den Mund und ließ dann in Zeitlupe die Gabel sinken. Dabei sah sie völlig entrückt aus, und Ray fragte sich unwillkürlich, ob sie diesen Gesichtsausdruck auch beim Sex hatte. Wie es sich wohl anfühlte, tief und leidenschaftlich mit ihr zu verschmelzen und ihr solche Wonne zu bereiten? Was würde er dabei empfinden?

Er versuchte, das erregende Bild loszuwerden, aber Patsy beim Liebesspiel mit der Schokoladentorte zuzusehen, war fast zu viel für ihn. Um sich abzulenken, widmete er sich seinem eigenen Nachtisch und verstand auf einmal ihre Reaktion. Das Zeug war wirklich verdammt lecker.

„Liebe Güte, das ist ja göttlich“, murmelte er.

„Tja, und die Kalorien sind teuflisch“, gab sie zurück. „Dafür muss ich eine extra Aerobic-Stunde einlegen.“

„Und ich zehn Kilometer mehr rennen.“

Er freute sich, als Patsy lachte. Sie war im Laufe des Abends immer lockerer geworden und wirkte jetzt gar nicht mehr so streng und kratzbürstig wie in der Klinik.

„Aber Sie sind so was gewohnt“, sagte sie. „Gehen Sie nicht mit Vierzig-Kilo-Rucksäcken auf dem Rücken joggen?“

„Nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt“, erwiderte er grinsend. „Aber nach dem Essen heute werde ich mich beim nächsten Training wohl genau so fühlen.“

„Ach, das stecken Sie doch mit links weg. Schließlich sind Sie prima durchtrainiert, das hab ich selbst gesehen.“ Rasch senkte sie den Kopf, aber Ray sah noch, wie eine zarte Röte ihre Wangen überzog.

Dachte sie an sein für die Impfung entblößtes Hinterteil in der Klinik, oder war es ihr ganz allgemein peinlich, eine so persönliche Bemerkung zu machen? Ray beschloss, galanterweise das Thema zu wechseln.

„Also, ich bin pappsatt“, bemerkte er und winkte dann den Ober heran.

„Sir?“

„Die Rechnung bitte.“

„Das hat die andere Dame schon erledigt. Miss Carter.“

„Verstehe.“ Es ärgerte ihn etwas, dass Patsys Tante ihm zuvorgekommen war. Sie hatte schließlich schon genug für seine Anwesenheit hier bezahlt, also wollte er wenigstens für den Abend aufkommen.

Für den Abend, der sich leider seinem Ende näherte. Schwester Eistörtchen war bekannt dafür, Verabredungen rundweg abzulehnen. Gut möglich, dass das hier seine einzige Chance blieb.

Fragte sich nur, worauf? Warum machte er sich überhaupt Gedanken darüber? Nun ja, er mochte Patsy Pritchard wirklich. So, wie er sie heute Abend kennengelernt hatte, steckte unter der rauen Schale ein sehr weiblicher und sehr verführerischer Kern.

War es reiner Ehrgeiz, der ihn reizte, die uneinnehmbar wirkende Festung zumindest ein Stück weit zu erobern? Oder fühlte er sich aufrichtig hingezogen zu der Frau, die sich hinter der Fassade verbarg?

Beides, entschied Ray nach einem weiteren Blick in ihre im Kerzenschein funkelnden Augen. Eindeutig beides.

2. KAPITEL

Patsy war gar nicht begeistert von der Aussicht, sich von Ray nach Hause bringen zu lassen – allein mit einem großen, gut gebauten, attraktiven Mann –, obwohl sie das Essen mit ihm genossen hatte.

Oder vielleicht gerade deswegen. Es war lange her, seit sie ein Rendezvous gehabt hatte. Und wenn sie ihren geliebten Mann Ace damals nicht weggeschickt hätte …

„So tief in Gedanken, schöne Frau?“, fragte Ray, während sie nebeneinanderher über den Parkplatz gingen.

Erschrocken hob sie den Kopf. War sie so leicht zu durchschauen, dass er ihr am Gesicht ablesen konnte, was sie fühlte?

Sie versuchte, die schrecklichen Bilder von damals loszuwerden. „Ich musste nur gerade an etwas denken. Nicht weiter wichtig.“

Jedenfalls nicht für Ray, dachte sie. Für sie selbst war es unglaublich wichtig. Immer noch. Sie schaute über den Strand aufs Meer hinaus. „Oh, sehen Sie nur das Meeresleuchten!“

Ray lächelte. „Phosphorisierendes Plankton.“

„Als Kind hielt ich es immer für reine Magie.“

„Und dann erfuhren Sie, dass es nur Kleinstlebewesen sind. Waren Sie sehr enttäuscht?“

„Schrecklich. Es hat mir den Glauben an Feen und Meerjungfrauen genommen.“

Wie von selbst hatten sie die Richtung geändert und hielten jetzt auf den dunklen Strand zu.

Ray lachte leise. „Tja, bei mir gab’s keine große Ernüchterung. Ich hatte schon alles über das Phänomen gelernt, bevor ich es überhaupt zu Gesicht bekam. Im Norden ist es nachts zu kalt, um am Strand herumzulaufen. Zum ersten Mal bekam ich das Meeresleuchten zu Gesicht, als ich in Key West auf die Marinetauchschule ging.“

Auch hier war der leichte Wind vom Meer her um diese Jahreszeit noch kühl. Patsy raffte ihre Strickjacke vor der Brust zusammen und steckte die Hände in die Ärmel. Doch obwohl sie fror, freute sie sich insgeheim, dass ihr Abend mit Ray noch nicht zu Ende war. Natürlich würde sie Tante Myrtle diesen Verrat trotzdem nie verzeihen! Da konnte diese hundert Mal behaupten, sie hätte es nur gut gemeint … Ein Glück für Tante Myrtle, dass das Blind Date viel besser gelaufen war als die anderen, die auf ihr Konto gingen.

Patsy lächelte vergnügt in sich hinein. Das würde sie schön für sich behalten. Diesen Triumph wollte sie ihrer Tante nicht gönnen.

„Ah, schon besser“, bemerkte Ray.

Fragend sah sie ihn an. Ein Windstoß wehte ihr die Haare ins Gesicht. „Was ist besser?“

Sie versuchte, sich die Strähne aus dem Gesicht zu schütteln, weil ihr zu kalt war, um die Hände aus den warmen Ärmeln zu ziehen. Vergeblich.

„Darf ich?“ Ray hob die Hand.

Sie nickte, und Ray strich ihr die Haarsträhne sanft hinters Ohr. Dabei ließ er die Finger etwas länger auf ihrer Wange ruhen als nötig, und Patsys Herz klopfte schneller. Würde er sie jetzt etwa küssen?

Und wenn er es tat?

Oder noch schlimmer – was, wenn er es nicht tat?

Doch Ray hielt das Gesicht in den Wind. „Sie zittern ja“, meinte er besorgt. „Ich glaube, im März ist es doch noch ein bisschen zu kalt für einen Strandspaziergang. Immerhin sind wir hier in Nordflorida.“

Er zog die Jacke aus und legte sie ihr fürsorglich um die Schultern.

„Danke“, sagte Patsy. Hatte sie wirklich gezittert? Bestimmt nicht vor Kälte, wie sie argwöhnte. „Vorhin auf dem Weg zu Tante Myrtle kam es mir wärmer vor.“

„Das ist der Seewind. Ich habe mal gelesen, dass mehr Leute bei Temperaturen über null Lungenentzündung bekommen als bei Minusgraden – weil sie nicht darauf vorbereitet sind, wie schnell der Wind einen auskühlt …“

Was redete er nur für einen Blödsinn? Hatte er da nicht gerade eine wunderbare Gelegenheit verpasst? Aber woher sollte er das so genau wissen … Er hatte einfach nicht genug Erfahrung in diesen Dingen.

Patsy setzte sich wieder in Bewegung. Als sie in dem lockeren Sand stolperte, streckte er automatisch die Hand aus, um sie aufzufangen. Sie schaute zu ihm auf und wirkte dabei irgendwie erwartungsvoll … oder fragend?

Am liebsten hätte er einen Finger unter ihr Kinn gelegt und sie geküsst – so, wie es die Helden in den alten Schwarz-Weiß-Filmen immer taten. Aber er war eben nicht Humphrey Bogart, der charismatische Herzensbrecher, sondern Ray Darling, hochbegabt, aber leider nicht, was Frauen betraf.