Stufenjahre eines Glücklichen
Louise von François
Inhalt:
Luise von Francois – Biografie und Bibliografie
Stufenjahre eines Glücklichen
Wiegensegen
Knabenstern
Der Kampf am Jugendhimmel
Die ersten Prüfungen
Sein Brautstand
Die Mannesstufe
Stufenjahre eines Glücklichen, L. von Francois
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN: 9783849638429
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Deutsche Schriftstellerin, geb. 27. Juni 1817 zu Herzberg in der Provinz Sachsen, gest. 24. Sept. 1893 in Weißenfels, Tochter des preußischen Majors Friedrich von F. (gest. 1818), wurde von ihrem Stiefvater, dem Kriegsrat Herbst in Weißenfels (mit dem sich ihre Mutter 1819 vermählte), liebevoll erzogen, lebte 1848–55 meist in Minden, Halberstadt und Potsdam im Haus ihres Oheims, des preußischen Generals Karl v. François, der durch seine Memoiren (»Ein deutsches Soldatenleben«, hrsg. von seiner Tochter Klotilde v. Schwartzkoppen, Schwerin 1873; 3. Aufl., Berl. 1898) bekannt geworden ist, und seitdem bei ihrer Mutter in Weißenfels. Ihr erstes größeres Werk, der Familienroman »Die letzte Reckenburgerin« (Berl. 1871, 7. Aufl. 1900), wurde um seiner innern Wärme und wirklichen Gestaltungskraft willen von der Kritik mit der größten Anerkennung aufgenommen. Ihm folgten noch drei größere Romane: »Frau Erdmuthens Zwillingssöhne« (Berl. 1872, 2 Bde.; 2. Aufl. 1891), »Stufenjahre eines Glücklichen« (Leipz. 1877, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878) und »Der Katzenjunker« (Berl. 1879). Ihre kleinern Erzählungen erschienen gesammelt als »Ausgewählte Novellen« (Berl. 1868, 2 Bde.), darunter »Judith, die Kluswirtin«, ein bäuerliches Seitenstück zur »Reckenburgerin« und nach dieser ihr bestes Werk, das später neben »Phosphorus Hollunder« und »Zu Füßen des Monarchen« auch in die Kollektion Spemann aufgenommen wurde; ferner: »Erzählungen« (Braunschweig 1871, 2 Bde.); »Hellstädt und andre Erzählungen« (Berl. 1874, 3 Bde.); »Natur und Gnade, nebst andern Erzählungen« (das. 1875, 3 Bde.). Auch schrieb sie eine populäre »Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813 bis 1815« (Berl. 1873) und ein im Siebenjährigen Kriege spielendes Lustspiel: »Der Posten der Frau« (Stuttg. 1882). Vgl. M. v. Ebner-Eschenbach in »Velhagen u. Klasings Monatsheften«, 1894, Märzheft, und besonders in der »Neuen Freien Presse« vom 23. Febr. 1894; Klotilde v. Schwartzkoppenin »Vom Fels zum Meer«, 1893/94, Heft 10; H. Bender, Luise v. F. (Hamb. 1894); Bettelheim, Marie v. Ebner-Eschenbach und Luise v. F. (in der »Deutschen Rundschau«, Oktober 1900).
In der Pfarre von Werben hat man den letzten freien Ausblick in das Tal, das sich von da ab zur Aue verflacht. Der Garten umzieht nach drei Seiten das Haus; gegen Mittag trennt es nur ein Fußpfad von dem rebenbepflanzten steilen Uferhange; rasch bewegt strömt unten der Fluß; seine jenseitigen Ränder steigen, mit Laubwald bedeckt, mählich empor hinter saftigen Wiesenflächen, die rings das untere Dorf nebst dem Talgute umschließen, während auf der nördlichen Hochfläche unübersehbare Korngebreite sich dehnen. Die Kirche, vom Friedhof umschlossen, wie auch weiterhin das Oberdorf, liegen eine Strecke rückwärts im freien Felde; das Schloßgut aber, mit seinen sich zum Fluß absenkenden Terrassen, steht nur auf halber Uferhöhe und zieht die Auffahrt zu ihm sich entlang einer Schlucht, deren beide Seiten von ärmlichen Frönerhütten eingefaßt sind. Die alleräußerste, die allerärmlichste von ihnen, wie ein Nest an den Felsen geklebt, ist die des Gemeindehirten, das Hutmannshaus.
So hat man in der Pfarre den Blick weder zum Grunde hinab noch zum Himmel hinan beschränkt; sie bildet ein herzerquickendes Lug ins Land; ein Odem gesunder Frische und Fülle umweht sie von allen Seiten, und gesunde, herzerquickende Menschen sind es auch, die sie bewohnen.
Es ist Johannisnachmittag; sieben Kornblumenkränze vor den Fenstern deuten den Kindersegen an, der dem Hause entsprossen ist; der Vater mustert im kleinen Vorgarten seinen Rosenflor; Stock für Stock werden die vollreifen Blüten abgeschnitten, auf daß die Knospen sich zu entfalten Saft und Raum gewinnen und die gesammelten Blätter, in der Wäschtruhe verduftend, mitten im Winter an die köstlichste Blumenzeit gemahnen.
In der Weinlaube, dicht neben der Haustür, sitzt die Frau Pastorin; der Strickstrumpf ruht in ihrem Schoß und der Blick auf dem jüngsten der Sieben, das vor ihr in der Korbwiege schlummert. Es zählt erst vierzehn Lebenstage, und wäre heute nicht das Fest des Täufers, an welchem jegliches Unternehmen zum Segen gedeiht, hätte es wohl noch ein Weilchen sich in der verhüllten Wochenstube gedulden müssen. Es ist ein unruhiges, spärliches Geschöpfchen; nun aber hat die hohe, stille Junisonne und hat die Würze der Rebenblüte es dem kleinen Unhold angetan; er schläft seit einer Stunde nach Wiegenkinder Art und Pflicht.
So zart und bläßlich das Kind, so rund und rotbäckig ist die Mutter; und sie ist keine junge Mutter mehr. Sie könnte gut und gern schon Großmutter sein, und daß sie mit den Freuden und Sorgen einer Kinderstube nicht kärglich bedacht worden ist, bekunden die Johanniskränze an ihrem Haus. Dennoch hat sie den kleinen Spätling sieben Jahre lang mit Sehnsucht erwartet und sich seiner Anmeldung wie der eines Erstlings erfreut. Denn die sechs Vorläufer sind Mädchen, lauter Mädchen, und nun sollte und mußte die Siebenzahl durch einen Knaben abgeschlossen werden.
Nicht um ihrer selbst willen; Frau Hanna Blümel fühlte sich von Grund aus eine Töchtermutter, meinte auch – es ist ein Menschenalter her, daß sie also meinte, und die Meinungen ändern sich in einem Menschenalter –, dazumal aber meinte sie, daß doppelt so viel Mädchen leichter zu erziehen und dereinst leichter zu versorgen seien als halb so viel Knaben. Nein, nicht sich selbst, aber ihrem Gatten hätte sie doch so herzlich einen Sohn gewünscht, mit dem er wiederum so jung werden konnte, wie sie es zwischen ihren Töchtern geblieben war; wiederum jung werden, indem er ihn durch die Reihen seiner geliebten alten Heiden und Christen führte. Und nun war es zum siebenten Mal ein Mädchen, das kein Vater durch alte Heiden- und Christenreihen zu führen Verlangen trägt, und Frau Hanna Blümel fühlte sich nahezu beschämt, als hätte sie ihren irdischen Beruf nur zur Hälfte erfüllt. Zwar hatte der fromme Herr ob der Enttäuschung weder gemurrt, noch geklagt, noch auch nur geseufzt. Er hatte einfach geschwiegen. Es gibt aber ein sehr beredsames Schweigen, und für Pastor Blümel gab es ein speziell beredsames.
Pastor Blümel war Blumist; von allen Gottesgeschöpfen liebte er keine zärtlicher als die, welche lautlos am Boden erblühen; – die, wenn auch mitunter etwas allzu lauten Menschenblüten selbstverständlich ausgenommen. »Zwischen Kindern und Blumen ist Wohlsein,« sagte er gern. Nachdem er daher seine älteste Tochter, die noch während der Leidenszeit der hehren Königin geboren ward, auf deren Namen und die beiden nächstfolgenden auf die ihrer Großmütter getauft hatte, wußte er für die drei nachfolgenden, – da seine Hanna, häuslicher Verwechslungen halber, auf eine Namensteilung verzichtete, – keine ansprechenderen zu wählen als einen von denen seiner Blumenkinder; die kluge Hausfrau aber ließ sich neben dem Luischen, Lorchen und Dorchen eine Liane, Balsamine und Erika bereitwillig gefallen. Sie sah ein Liebeszeichen in der Wahl, und das botanische Namenserbe für den Hausgebrauch gätlich in ein Linchen, Minchen und Riekchen umzuwandeln, war ja so leicht.
Nun aber hatte der Vater sein Letztgeborenes noch nicht ein einziges Mal auf seine Blumenverwandtschaft hin angeschaut, sich keine Blumenpatenschaft für dasselbe auserkoren. Tauftag und Taufzeugen waren festgestellt. Die älteste Tochter sollte das Schwesterchen über das heiligende Wasser halten; der Amtsbruder Kurze in Bielitz und Frau Amtmann Mehlborn, die Gutspächterin, sollten ihr zur Seite stehen, und weil dieser guten Freundin Geburtstag heuer just auf den sechsten Sonntag nach Trinitatis, will sagen auf den Perikopentag von dem brüderlichen Versöhnungsopfer, Pastor Blümels Leibtext fiel, war es seiner Gattin leicht geworden, ihn zum Verschieben des Weiheaktes bis auf diesen Festtag zu bestimmen. Als sie nun aber auch den Namen des Täuflings in Erwägung stellte, da hatte der Vater lächelnd erwidert: »Wähle ihn nach deinem Gefallen, liebe Hanna!«
»Nach ihrem Gefallen!« deutlicher hätte er doch wahrhaftig seine Gleichgültigkeit nicht ausdrücken können! Und das inmitten des üppigsten Juniflors! Er hatte in seinem Treibbeet zum ersten Male eine neue Sommerpflanze zum Blühen gebracht; wäre es ihm beigekommen, sein Töchterchen nach ihr Gloxinia zu taufen, Frau Hanna würde kein Wort dagegen erhoben und für den Hausgebrauch dem Linchen und Minchen ein Sinchen angereiht haben. »Nach deinem Gefallen!« sie empfand die Kränkung ihres unschuldigen Lämmchens bis in den Muttergrund hinein, ja als sie heute, zum ersten Male seit zwei Wochen, den hartherzigen Töchtervater mit so viel Sorgfalt zwischen seinen Blumenkindern walten und dabei so achtlos an der kleinen Menschenblüte in der Wiege vorüberschlendern sah, da hätte sie vor Entrüstung Tränen vergießen mögen; und Frau Hanna Blümel hatte wohl schon manchmal Kummertränen und öfter noch Freudentränen geweint, eine Träne der Entrüstung aber hatte ihr noch nie die guten, klugen Augen getrübt. Sie beugte sich über die Wiege und küßte ihr kleines Mädchen so ungestüm, als ob sie es durch doppelte Zärtlichkeit für den Abbruch an Vaterfreude entschädigen müsse.
Aber die Liebe macht schlau und Mutterliebe am schlausten. Als sie den grausamen Vater sich wieder einmal der Laube nähern hörte, zog Frau Hanna das Gesicht hastig unter dem Wiegenhimmel hervor, lehnte sich auf der Bank zurück und setzte ihre Stricknadeln in Bewegung. In ihrem anschlägigen Haupte war ein verwogenes Stratagem reif geworden; in heller Kampfeslust hatten die Wangen sich noch eine Schattierung höher als in Friedenszeiten gefärbt, und aus den blauen Augen blitzte ein lächelnder Trotz: »Dir soll und wird zu deinem Recht verholfen werden, du unschuldige Kreatur!«
Die unschuldige Kreatur unterstützte die mütterliche Kriegslist durch verdrießliches Gemurr. Ob sie der Schlummerruhe, die durchaus nicht in ihrem Temperament zu liegen schien, überdrüssig, ob sie durch den ungestümen Kuß vor der Zeit aus derselben geweckt worden war: kurzum sie murrte, und das Murren schlug in Greinen um, just als der Vater herantrat, seine Rosenernte darzubieten. Frau Hanna beachtete weder das Greinen noch die Ernte; die Stirn in krause Falten gezogen, strickte sie mit Vehemenz.
»Die Kleine verlangt nach dir, Hanna,« mahnte der Vater. Frau Hanna nahm die fünfte Stricknadel zwischen die Lippen, zog die Brauen in die Höhe und zählte die Maschen ihres Strumpfes.
Pastor Blümel schob das schwarze Käppchen von der Stirn zurück, wischte die Brillengläser mit dem Taschentuche ab und blickte in hellem Wunder auf das befremdliche Gebaren. Er stand noch mehr wie seine Gattin in dem Alter, wo Elternfreuden, selber bei einem Landpfarrer, Ausnahmen werden; er schaute auf eine mehr als zwanzigjährige Ehe zurück, aber noch nie hatte er sein frohgewilltes Weib ärgerlicher Laune gesehen, noch niemals seine Stirn gefurcht und die Lippen mißmutig herabgezogen wie heute. Und das umwogt von Balsamdüften und bei einem Anlaß, der das Mutterherz zu inbrünstigem Danke stimmen mußte!
Das Kind schrie jetzt jämmerlich; die Mutter schien über dem Klappern der Stricknadeln taub geworden zu sein.
»Die Kleine verlangt nach dir, Hanna!« wiederholte der Vater mit ängstlicher Miene.
Sie biß die Lippen übereinander und strickte, als ob es auf der Welt nichts so Wichtiges wie eine Strumpfhacke fertigzubringen gäbe. Der Vater setzte sich an ihre Seite und begann die Schaukel der Wiege zu treten; das Kind schrie und strampelte merklich mit den Beinchen.
»Die Kleine verlangt nach dir, Hanna!« sagte der Vater zum dritten Male, diesmal mit vorwurfsvollem Klang.
»So laß doch den Schreihals!« versetzte die Mutter, ohne aufzublicken. »Mädchen querelen allemal ärger als Knaben!«
Pastor Blümel schüttelte den Kopf und trat die Schaukel immer eifriger. Er beugte sich über die Wiege, versuchte die Bänder des Wickelbettchens zu lösen und betrachtete aufmerksam das kleine, vom Schreien kirschrote Gesicht. »Ein herziges Püppchen!« meinte er nach einer Weile. »Es sieht dir ähnlich, liebe Hanna.«
»Mir?« widersprach sie. »Dir ists wie aus den Augen geschnitten, Konstantin.«
Der Pastor schüttete seinen Rosenkorb über die Wiegendecke und kitzelte das kindliche Stumpfnäschen mit einer Zentifolie; die Kleine ward für einen Moment still, nieste dann und verzog die Lippen zu einem Lächeln, was bei Wickelkindern ein Zeichen des Unbehagens ist und einen demnächstigen Ausbruch gewärtigen läßt. Der Vater aber erwiderte das Lächeln, nickte seinem Töchterchen zu und sagte:
»Die Kleine spürt wahrlich schon den Rosenduft! Oder meinst du, Hannchen, daß sie auf dem Weiß der Decke die bunten Farben unterscheidet?«
»Sie wird eine Blumennärrin werden,« spottete die Mutter. »Derlei unnütze Steckenpferde sind fast immer ein Tochtererbe. Wäre es ein Knabe – –«
»Würde er jetzt schon mit Stricknadeln spielen, gelt?« unterbrach sie lächelnd der Vater. »Wie vereitelte Wünsche dich doch betören, Hanna!«
»Dich etwa nicht, Konstantin?«
»Gott verhüte es! Nun ja, warum sollte ich es leugnen? Ich habe bei jeder Aussicht auf Elternfreuden, also siebenmal, einen Sohn erhofft. Hatte der Vater sein Genügen, so hätte der alte Pädagog doch gern mit einem Knaben seinen Plutarch noch einmal vorgenommen, der Diener im Amt sich gern einen Nachfolger herangezogen. Mir war mitunter, als ob ich vor der Zeit – wie soll ich nur sagen? – nun ja, zusammenschrumpfe, als ob bei der Bildung eines Sohnes, – ja lächle nur, Hannchen, – ich noch wachsen könne. Als aber der Herr für den Sohn, den er versagte, mir – –«
»Sieben nichtsnutzige Mädchen bescherte, die von alten Heiden den Kuckuck verstehen, menschliche Wesen zweiter Klasse, Mitteldinger zwischen Aff und Mann –«
»Frevle nicht, Weib!« rief der Pfarrer schier entsetzt. »Versündige dich nicht! Wie wirst du eines Tages deinem Gott noch dafür danken, daß dieses Kind wiederum ein Mädchen war! Vota Diis exaudita malignis! Das heißt: Böswillige Götter erhören unsere Wünsche, sagten die alten Heiden, deren du soeben höhnend erwähntest, weil du sie nicht verstehst, liebe Hanna, nur weil du sie nicht verstehst, da sie in manchen Gebieten heute noch uns weit überlegen sind. Was uns aber himmelhoch über sie erhebt, ist, daß wir eines Vaters Weisheit verehren, wenn uns die natürlichsten Wünsche versagt, die teuersten Hoffnungen zunichte werden. Und darum, Hanna, werden wir unser kleines Mädchen lieben, nicht nur als unser Fleisch und Blut, sondern auch als einen besonderen Gottessegen. Es lag eine Absicht in dieser Gabe, die wir uns mühen wollen zu verstehen. Und dann, Hannchen,« – setzte er nach einer kleinen Pause tröstend hinzu – vielleicht nur sie, vielleicht auch ein wenig sich selbst, – »Hannchen, es braucht ja just noch nicht die letzte Hoffnung zu sein.«
»Hilft der Himmel – doch!« rief Mutter Hannchen mit dem hellsten Farbenklang der Aufrichtigkeit.
Das Kind hatte, wie sein Lächeln angedeutet, während des Vaters erbaulicher Rede seiner Schreilaune in wahrhaft erschrecklicher Weise die Zügel schießen lassen. Das Schaukeln verschlug nicht mehr; der Vater mußte es aus der Wiege heben und auf den Armen schwenkend es vor der Laube hin und wieder tragen, bis die roten Deckelchen sich von neuem über die Augen senkten. Die Mutter blickte mit verstohlener Rührung auf die absonderliche Gruppe; sie überlegte, ob ihr diplomatisches Kunststück schon im ersten Angriff gelungen sei, hielt es indessen für geraten, der Krise bis auf weiteres zuwartend ihren Lauf zu lassen. Sie strickte, aber gelassener, und begnügte sich, nachdem ihr Konstantin die Kleine wieder in der Wiege untergebracht, derselben hinter seinem Rücken die Lage etwas behaglicher herzustellen.
Der Pfarrer hatte die Laube verlassen; in ernsten Gedanken ging er den Gartenweg auf und ab. Wie sollte er sich die naturwidrige Verfassung seiner Gattin erklären? Sie, bisher die verkörperte Mutterlust, am ersten Tage der Genesung, unter dem strahlenden Johannishimmel, umwogt vom Weihrauch der Sommerblüte, plötzlich die Seele voll Unmut, die Rede eitel Sarkasmen, Verdruß, ja Zorn gegen ein unschuldiges Kind! Und das lediglich aus dem Grunde, daß dieses Kind sich unter ihrem Herzen zu einem Wesen ihrer eigenen Gattung gestaltet hatte! Konstantin Blümel hatte in seiner persönlichen Konstitution, wie in der seiner Familie, Gott sei Dank! wenig Bekanntschaft gemacht mit den geheimnisvollen Zwischenträgern, die nur allzu häufig Hader auf Leben und Tod unter den gewaltigen Zweiherrn Leib und Seele anzustiften pflegen. In diesem außerordentlichen Falle konnte er indessen lediglich auf eine krankhafte Überreizung der Nerven infolge des Wochenbettes schließen, und so viel sah er ein, daß in gegenwärtigem Stadium es verlorene Mühe sein werde, mit christlicher und menschlicher Pflichtenlehre direkt gegen die Dämonen zu Felde zu ziehen. Um sich greifen durfte er, als Seelsorger und Vater, das Unheil indessen auch nicht lassen, und so gelangte er zu dem Beschluß, auf einem Umwege die Gedanken in die natürliche Bahn zurückzulenken, so wie etwa der Dichter eine zuträgliche Moral dem Volke im Gewand der Fabel zu Gemüte führt. Er kehrte in die Laube zurück und hob an, indem er sich an der Seite seiner Gemahlin niederließ:
»Ich habe dir, liebe Hanna, noch nicht von meinem gestrigen Abendgange durch das Dorf erzählt. Du warst, als ich heimkehrte, ruhebedürftig, und ich war erregt wie immer, wenn ich mit dem Hutmannshause in Berührung komme. Der bloße Anblick schneidet mir in das Herz! Ein derartig menschenunwürdiges Obdach am Eingange zu einem wohlangesehenen Edelhofe, – ja fürwahr, kein feiner Ruhm würde es zu nennen sein, hätte unsere gnädige Herrschaft diesen ihren Erbsitz in der neuen Provinz jemals in Obacht genommen.«
»Eine Sünde und eine Schande nenne ich es, Konstantin, ohne Wenn und Aber,« entgegnete Frau Hanna.
Ihr Eheherr seufzte. »Was dem Auge fern ist, ist es dem Herzen auch,« sagte er darauf. »Dazu, wir wissen es ja, die finanzielle Lage! Der leidige Kriegszustand hat schon manchen reichen Grundbesitzer zu einem Ärmling gemacht.«
»Den von Werben mehr der Friedens- als der Kriegszustand, Konstantin.«
Pastor Blümel tat, als hätte er den Widerspruch nicht gehört.
»Und was den Pächter betrifft,« fuhr er fort, »so können Reparaturen aus eigenem Säckel dem Manne billigerweise doch auch nicht zugemutet werden.«
»Ei, warum denn nicht, Konstantin?« wendete Frau Hanna ein in ihrem allernatürlichsten munteren Ton. Ob sie die Rolle der Rabenmutter vergessen hatte oder, siegessicher, sie fortan für überflüssig hielt – genug, sie lachte, und ihr feiner Seelsorger lächelte. »Ihn, den Pächter, haben weder Kriegs- noch Friedenszeiten zum Ärmling gemacht. Mittel sind da! ist des Großhansen Spruch, und woher stammen die Mittel als aus den Vorteilen der Pachtung, die von Vater auf Sohn den Mehlborns zugute gekommen sind?«
»Erweisbar doch aber nur gesetzlich gestattete Mittel, Hanna!«
»Lehre mich meinen Harpax kennen, Konstantin!« eiferte Frau Hanna, worauf ihr gern entschuldigender Konstantin anführte, daß ohne eine streng erhaltsame Ader ein Bauer, trotz aller Arbeit, es nicht zum Wohlstand bringen werde, in bezug auf den Großhansen indessen nicht umhin konnte zuzugestehen, daß dem Manne dieser Wohlstand samt der adligen Verschwägerung einigermaßen zu Kopfe gestiegen seien.
»Indessen,« setzte er hinzu, »wem schadet er durch seinen Sparren als sich allein? Bei aller Klugheit merkt er bis jetzt noch nicht, daß er die Zielscheibe des Spottes geworden ist. Eines Tages aber wird er es merken und – es tut mir immer weh, liebes Hannchen, wenn ich dich unter den Spöttern sitzen sehe.«
»Aber Konstantin, wozu wären denn die Narren gut, wenn man nicht einmal über sie lachen dürfte?«
»Es ist ja eine so alltägliche Narretei, Hanna; in alten wie neuen Komödien bis auf die Grundneige ausgenutzt, langweilig oder traurig je – –«
»Im Gegenteil, Konstantin; ein Sonntagssparren ist es, der kurzweilig wirkt durch den Kontrast. Wie es Quartalstrinker gibt, die durch einen periodischen Rausch sich für die Alltagsnüchternheit entschädigen, so sticht auch unseren Bauer nur in Pausen eine nobele spanische Fliege, und in der Zwischenzeit ist er ein Grobian und ein Filz der ersten Sorte. Man käme aus der Erbosung nicht heraus, wenn seine Narretei den Patron nicht dann und wann ein bißchen erträglicher machte.«
»Warum willst du dich nicht aber lieber an die gesunden Kräfte halten, die allen Schäden und Schrullen zum Trotz – Adams Erbteil, liebe Hanna, in irgendeiner Weise keinem seiner Kinder erspart! – sich in seiner Natur behauptet haben? An seine Tüchtigkeit, Mäßigkeit, Unermüdlichkeit und – ich will nicht das höchste Wort gebrauchen, aber ich bleibe dabei, daß ein schlechthin unredliches Geschäft dem Manne weder nachzuweisen, noch auch nur zuzutrauen wäre. Wie zum Magnaten ist er auch zum Schwindler, Gott sei Dank! allzu standfest ein Bauer.«
»Das heißt ein Schlaukopf, der das Risiko eines Schwindels scheut!« rief Frau Hanna, welche jetzt unwiderstehlich aus der tragischen Rolle in ein lustiges Lieblingsthema verfallen war. »Aber warte nur, warte, du mein titulierter Herr Rittergutsbesitzer und Baron in spe! bei der ersten Lektion, welche die gräfliche Exgouvernante dir wieder in der höheren Tafelkunst erteilt – wir sind beim Gabelführen mit der linken Hand stehen geblieben, Konstantin! – bei der nächsten Quartalsschrulle soll das baufällige Hirtenhaus dir recht erbaulich zu Gemüte geführt werden, und für ein neues Schindeldach vor Winters, dafür mindestens, Konstantin, bin ich dir gut.«
»Nun mache es nur gnädig mit deinem alten Zögling, Hannchen,« versetzte der Pfarrherr lächelnd. »Glückt es dir aber mit dem Schindeldach, so freue dich, daß dasselbe noch den armen Freys, das heißt den Ärmsten der Gemeinde zugute kommen wird. Auf meine Vorstellung hat der Herr General ihnen das Wohnungsrecht in einem der Frönerhäuser wie bisher zugestanden, wenn auch weder die Gemeinde, noch der Amtmann zu bewegen war, den Klaus über den Johannistermin hinaus als Schäfer beizubehalten. Gestern hat er die Herde zum letzten Male ausgetrieben.«
Der gütige Mann seufzte bei den Worten; seine Hanna dagegen erklärte die Gemeinde und in diesem speziellen Falle sogar den schnöden Amtmann für durchaus in ihrem Recht.
Wie hatte sie, Frau Hanna nämlich, den Klaus seit Jahr und Tag gemahnt, gewarnt, gescholten! Wer nicht hört, muß fühlen. Die vermaledeite Schenke lag dem Hutmann, ob er aus- oder eintrieb, allemal bei Wege. Die Herde wurde seinen wilden Buben, wenn nicht gar dem alten, lahmen, blinden Phylax überlassen, und die gutmütigen Schäfchen sind lange nicht so dumm, wie sie aussehen: sie wissen fette Wiesen einem abgeweideten Anger vorzuziehn. Der Ungehörigkeiten – gelinde ausgedrückt –, die bei der vorjährigen Schur vorgekommen sind, noch gar nicht einmal zu gedenken.
Der Pfarrer konnte diesen Bezichtigungen leider nicht widersprechen, setzte aber milde hinzu: »Schuld geht fast jedem Elend und Ungeschick fast jedem Mißgeschick voran, liebe Hanna. Werden Elend und Mißgeschick aber weniger erbarmenswert, oder etwa erbarmenswerter, weil sie sich erweislich, sei es aus unsern Handlungen, sei es aus unsern Unterlassungen entwickelt haben? Und wenn wir hier ein Gemeinde glied auf abschüssiger Bahn sinken sehen so tief, wie meiner Zeit noch keines gesunken ist, vom ansässigen Bauer zum Schafhirten und von diesem – –«
»Zum Tagedieb und Strolch!«
»Dieses Äußerste abzuwenden war der Zweck meines gestrigen Weges, liebe Hanna. Helfen, das heißt dauernd Arbeit geben, kann allerdings nur der Amtmann; bis dieser aber seinen Widerwillen gegen den Klaus überwunden haben, bis er, bei kaum vermeidlichen Rückfällen des Arbeitsscheuen, zu christlicher Langmut zu bewegen sein wird, – was meinst du, mein Hannchen, wenn wir den Klaus zunächst unsere Spargelbeete umrajolen ließen?«
»Aber, Konstantin, damit hat es ja noch Jahr und Tag Zeit!«
»Mit dem Spargelbeet allerdings, Hannchen, aber mit dem Klaus hat es Eile.«
»Eile mit Weile, Konstantin! Die Ernte steht vor der Tür, und die Spargelbeete laufen nicht davon, bis einmal die Arbeit nicht haufenweis bei Wege liegt. Aber erzähle doch deinen Dorfgang zu Ende. Du warst auf des Klausen abschüssiger Bahn angelangt. Nun weiter!«
»Ja, weiter,« seufzte der Pfarrer. »Der Mann ist schuldig, unleugbar schuldig, Hanna. Aber ebenso unleugbar ist er zu entschuldigen. Er ist ein Bauernsohn, aber ihm fehlte nun einmal das Erbe jeglichen Bauernsinns und Schicks; daß ich so sage eine Mehlbornsche Ader. Und an schlimmen Zufälligkeiten, wie wir törichterweise das Unberechnete, oder vielleicht Unberechenbare nennen, hat es wahrlich auch nicht gefehlt. Neun lebendige Kinder, und das zehnte vor der Tür! Könnte halbwegs ein Gotteslästerer da nicht versucht sein auszurufen: Herr, halt ein mit deinem Segen! Schon das Aufbringen, welche Last und Qual! Und sind sie endlich so weit: wie die Vöglein, wenn sie flügge geworden, fliegen sie hinaus in die Welt, und hülflos, unfähig zur Hilfe, haben die Erzeuger das Nachsehen. Des Klausen Weib, die arme Kreuzträgerin, ist eine Mutter nach Gottes Herzen. Aber wußte sie ein Wort davon, als ihr Erstgeborener, der Gardist, im Lazarett mit dem Tode rang? Und hätte sie darum gewußt, würde sie zur Pflege an seine Bettstatt haben eilen dürfen? Oder, was konnte sie für ihren Zweitgeborenen, den blöden Friede tun, als er, kaum eine Stunde von ihr fern, vom Gänsejungen zum Kuhjungen und vom Kuhjungen zum Pferdejungen herangeprügelt wurde, bis auch ihn schließlich der heilsame Korporalstock unter seine Zucht genommen hat? Ein Glück, daß den jüngeren Sieben die gleiche Schule in Aussicht steht. Neun Jungen! Prachtjungen! Wahre Enakssöhne, geborene Flügelmänner, einer wie der andere! Der Stolz eines Vaterlandsfreundes und die Lust eines wohlgerichteten Vaterherzens! Hanna, Hanna! Wer ermißt aber die sonderbare Führung, welche dem einen das Heißersehnte hartnäckig versagt und dem anderen es bis zum Übermaß, bis zur Überlast verleiht?«
Frau Hanna zog bei dieser unerwarteten Rückfälligkeit die glatte, rosige Stirn in die allerkrausesten Falten; sie ließ das Kind, welches, weil es wiederum zu murren begonnen, sie auf ihren Schoß zu nehmen im Begriffe war, so unsanft, als sie es über das Herz brachte, in die Wiege zurücksinken und rief, indem sie ihm eine Faust machte: »Da hörst du's, unnütze Mädchenkreatur! die ärmsten Hirtenbuben wachsen ohne Zuck und Muck zu Flügelmännern und Vaterlandsverteidigern heran, während ihr, armselige Jammerbasen – –«
Der Vater hatte auf dem falschen Wege, in den er sich verirrt, erschrocken innegehalten. Er trat wieder energisch die Schaukel, fächelte das Gesichtchen mit seiner Zentifolie, bis die roten Augendeckel wieder zufielen, und lenkte, ohne seine Hanna ausreden zu lassen, nach seinem eigentlichen Ziele zurück.
»Der Klaus saß auf einem Klotz seiner Tür gegenüber; er mochte das Valet von seiner Herde einem der Buben überlassen haben und eben erst aus der Schenke heimgekehrt sein, denn der Fuseldunst qualmte ihm gleichsam aus dem puterroten Schädel, und halb im Taumel – ganz in Taumel gerät er schon längst nicht mehr – glotzte er in das Blaue hinein. Der Schenkwirt ist auch schuldig, hauptschuldig, Hanna. Wozu er keinen Besseren hat, hat er den Frey, und der Frey ist ihm gewärtig – leider ihm allein – und wäre es mitten in der Nacht; denn jeder eilige Botenweg, jeder noch so gröbliche Dienst wird statt mit Brot oder Geld mit den eklen Branntweinneigen bezahlt, die kein Gast mehr mag. Mein Gang, ich sah es, war verfehlt; wozu hätte in dieser wüsten Verfassung mein Arbeitsvorschlag führen sollen? Ich stellte mich, als ob ich den Mann nicht bemerkte, indem ich den Kopf nach dem engen Hofraum drehte, auf dessen magerem Dunghaufen das junge Hirtenvolk sich mit ein paar Hühnern und Ferkeln herumjagte. Das liebe Vieh eitel Haut und Bein, die Menschenbrut pausbäckige Apfelgesichter! Das gedeiht wie durch Wunder bei allem Unflat und Hunger.«
»Ich würde sagen, Konstantin,« wendete die Pastorin ein, »das gedeiht, weil eine brave Mutter den Unflat alle Tage wieder abwäscht und kämmt und weil die Brosamen von unserer Amtmännin Tische so reichlich fallen, als die Batzen aus des sauberen Herrn Amtmanns Tasche knapp. Aber weiter, Konstantin. Du redetest den Klaus also nicht darauf an?«
»Ich nicht ihn, aber er mich, Hanna. – ›Sie kundschaften wohl nach Ihrem Dezem, Herr Pastor,‹ fragte er mit schmunzelndem Hohn. – Du mußt wissen, Hanna, mit dem Dezem, da meinte er, landläufig, das Zinshuhn, das auf der armen Frönerhütte lastet, und das am Johannistermin regelmäßig in Erinnerung zu bringen der Kantor törichterweise noch immer für seine Schuldigkeit hält.«
»Du solltest den Beyfuß darum loben, Konstantin. Ordnung muß sein, und Recht bleibt Recht. Der reichste Hofbesitzer beruft sich schließlich auf den armen Fröner, dessen Zinshuhn eingeschlummert ist.«
Pastor Blümel seufzte tief. »Hanna,« sagte er darauf, »den Tag, an welchem die langgeplante Ablösung dieses widerwärtigen Opfers an Korn und Blut zu einer Wahrheit wird, den Tag wollen wir feiern wie ein zweites Hochzeitsfest.«
»Insofern die Welt auch bei uns nicht ein bißchen auf den Kopf gestellt werden sollte, wird es mit dem Feste Weile haben, Konstantin,« entgegnete Frau Hanna lachend. »Denn gehts ans Steuern, greift der Bauer immer noch eher in den Sack als in den Säckel. Aber weiter, Freund, was gabst du denn dem Kujon auf seine Unverschämtheit zurück?«
»Ich entgegnete ihm einfach, daß ich nicht um des Huhnes willen gekommen sei, wie selbiges ja auch bisher alljährlich von mir gestundet worden.« Worauf der Spottvogel dann kichernd erwiderte:
»Weil mein Gezücht der Frau Pastorin in ihren Suppentopf nicht fett genug ist, gelt?«
»Ei, du Höllenbraten!« rief die Pastorin mit drohender Faust. »Aber warte nur, warte! Nun auf diesen Dank, Konstantin, hast du, will ich hoffen, deinem Beichtsohne doch gebührentlich gedient?«
»Gebührentlich, Hanna, ich schwieg. Leider indessen nicht beharrlich genug; denn als auf meine ablenkende Frage nach seiner Frau der Klaus mir gleichmütig erwiderte, daß sie seit Morgens auf der Gutswiese mit Heuwenden beschäftigt sei, da, ich gestehe es mit Scham, übermannte mich Wort um Wort der Zorn, welcher, wie gerecht auch immer der Anlaß, für einen in meinen Jahren und in meinem Amte doppelt sträflich ist, daher ich mich denn auch über die herbe Lektion, die er mir eintrug, nicht beklagen darf. ›Scheut Ihr Euch nicht der Sünde,‹ fuhr ich auf, ›das Weib, das Euch neun Söhne geboren hat...‹
›Ist es meine Schuld, Herr Pastor,‹ höhnte der Klaus, ›daß kein Mädchen drunter ist, das mir derweile zu Hause eine Suppe kochen könnte?‹
›Das Weib, das zum zehnten Male ihrer Stunde entgegensieht – –‹
›Hätte ich was dawider, Herr Pastor, wenn sie ihr nicht entgegensähe?‹
›Das arme, schwache Weib hetzt Ihr in dieser Johannisglut zu saurer Arbeit hinaus –‹
›Hetz ich sie, Herr Pastor? Sie geht von alleine.‹
›Während Ihr, baumstarker Mann, ein Simson von Gestalt und Kraft –‹
›Schön Dank, Herr Pastor, für den frommen Vergleich.‹
›Die paar Heller, welche die Arme im Schweiße ihres Angesichts erwirbt, in der Schenke verschlemmt –‹
›Wohl bekomms dem Herrn Pastor, daß er seinen Durst im eigenen Keller löschen kann!‹
›Und dann daheim, die Hände im Schoß, in giftigem Kraute verqualmt.‹
›Kann ich mit Feuer dienen? Das Pfeifchen ist dem Herrn Pastor ausgegangen?‹
Dieser letzte Spott, Hanna, traf mich wie ein Natterstich. Ich spürte eine Blutwoge vom Herzen zum Hirn und vom Hirn zurück zum Herzen treiben. Nun ja, ich hatte geraucht. Du weißt, Hanna, ich rauche niemals unter meinen Kindern und niemals unter meinen Blumen; das heißt niemals, wenn ich mich erhole. Aber ich rauche, wenn ich mich anstrenge, und ich strenge mich an auf meinen einsamen Abendgängen durch Dorf und Flur. Da suche ich Anknüpfungen für die Erbauungsstunden im Gotteshause und für die Seelsorge in jedem Gemeindehause. Denn leider ist es ja so, daß ich nach zehnjährigem Wirken denen, auf die ich wirken soll, noch immer nahezu ein Fremdling geblieben bin. Es fehlt ihnen zu mir der sympathische Heimatszug, dessen der Pfarrer mehr als jeder andere Lebensgenosse bedarf. Da möchte ich denn mein Gemüt recht weit auftun, daß sie es verstehen lernten bis auf den Grund, und ich möchte meine spürenden Sinne schärfen, daß das, was not tut, denen, die Gott mir gegeben hat, auch wohltue. Darum rauche ich, Hanna. Und wahr ist es und bleibt es, es prickelt ein seltsamer Reiz in diesem Kraut; aufräumend das Hirn, anregend Auge und Ohr, unschätzbar für den Arbeiter im Geist. So ungefähr wird denn auch wohl die Vorhaltung gelautet haben, mit welcher ich mich vor dem Klaus gleichsam zu rechtfertigen suchte; möglich jedoch mit etwas ungebärdigeren Worten; denn der Mensch grinste, während er Stahl und Stein aneinander schlug, recht hämisch vor sich hin, und auf jede meiner Thesen gab er gleichsam eine Antithese, die mir die Galle immer leidenschaftlicher erregte.
›Also für Ihre Sonntagsepistel rauchen Sie, Herr Pastor? Kurios! habe ich doch immer gedacht, die könnte einer ohne Tobak fertigbringen.‹
Wie ich nun aber, als Folgerung meines Vordersatzes, die gesundheitlich und wirtschaftlich verderbensvollen Wirkungen des Tabaksgiftes auf die bloßen Handarbeiter, das heißt auf die ungeheure Mehrheit des Volkes hervorzuheben begann, da schlug der Mensch eine wilde Lache auf und sagte, indem er mir den brennenden Schwamm hinüberreichte:
›Na, lassen Sie's gut sein, und dampfen Sie, Herr Pastor. Es ist die alte Geschichte. Tausende sollen sich placken und schinden mit trocknem Speichel und wüstem Hirn, auf daß ein einziger Tobak rauchen und seinen Kopf für eine Sonntagsrede aufräumen kann. Das wird so des lieben Herrgotts natürliche Ordnung genannt. Wenn aber einer von den Tausenden auch einmal seinen Kopf aufräumt, um zum wenigsten in Gedanken eine Sonntagspredigt zu halten, da heißt er ein Rebeller gegen die göttliche Ordnung, und das höllische Feuer ist nicht heiß genug für ihn.‹
Auf diese Rede schwieg ich und ging. In mir wirbelte es und wogte es. Was hatte ich mir bieten lassen müssen und von dem elendesten meiner Gemeindeglieder! Ich konnte nicht also bald zurück unter die Stätten der Menschen, auch nicht in meine eigene. Hinaus in die friedsame Natur. Ich schlug den Wiesenweg ein; anfangs mit ungestümen Schritten, allmählich gelassener. Die Sonne war gesunken, vom Abend her wogte ein goldener Flor über Himmel und Fluß; im Morgen stieg schon die Nacht empor, die stille, heilige Täufernacht. Ich sog den süßen Heubrodem wie einen Balsam in die Brust; ihre Unruhe löste sich; jenes Etwas kam über mich, das wir Weihe nennen, jenes seltene Etwas im Weltverkehr. Mir war, als ob alle Schleier des Daseins sich senken, alle Klüfte des Menschengeistes sich füllen müßten, und wie durch Zauber stand plötzlich der trunkene Tagedieb Frey vor mir, ein anderer Mann, der vielleicht, zu welchem sein Schöpfer ihn erschaffen hatte. Lerne deinen Feind begreifen, und du wirst ihn lieben lernen, nicht mit Menschenliebe, aber mit Heilandsliebe. Und da sagte ich mir denn und sage es heute noch, Hanna: der Mann, in welchem der Schenkendunst sich zu so ätzendem Geifer zersetzt, das ist kein Alltagskopf, Hanna; wahrlich, wahrlich, er ist es nicht. Dieser Mann war von Natur vielleicht ein Genie; ein Halbgenie will ich lieber sagen, denn ihm fehlte jenes Bruchteil von Kraft, das zum Vollbringen wie zum Entsagen unerläßlich ist und mit welchem auch er die Fesseln des Erdengeistes gesprengt haben würde.
Dein Schicksal, Hanna, und meines stiegen neben dem seinen in meiner Erinnerung auf. Du, die brotlos gewordene Erzieherin, ich, der brotlos gewordene Erzieher, wir waren hundertmal ärmer als dieser Mann und sein Weib, als wir in bitterböser, vaterländischer Zeit, vertrauend auf Gott und unsere Liebe, die Hände ineinander legten. Aber wir waren von Haus aus richtig gestellt. Der Kandidat und seine Frau haben manchen Hungertag und manche Kummernacht durchringen müssen, aber sie arbeiteten mit ihren natürlichen Kräften in der Mädchenschule und im Jünglingsauditorium. Und dieses mühselige Tagewerk unterbrach die mannhafte Erhebung des Vaterlandes. Auch der arme Kandidat schied von Weib und Kind; hochgeschwellt die Brust, stürzte er sich in den befreienden Strom. Wiederum eine Tat des Geistes! Und der ewige Herr hat die Getrennten emporgehalten in dem Strudel von Blut und Not, hat sie liebend einander wieder zugeführt in dem erlösten Vaterlande, hat ihnen in der neuerworbenen gedeihlichen Provinz eine Heimstätte erschlossen, wo sie frohgemut ihr Tagewerk weiterführen in der göttlichen Forschung und der Reinigung der Herzen, den beiden Endpunkten, um welche jegliche Geistesarbeit sich bewegt. Würden sie, an ein Handwerkszeug gebannt, das nämliche Ziel erreicht haben?
Siehe dahingegen diesen hohngeblähten Mann, dessen Geist im Schenkenqualm verdunstet; würde er ein Ärmling, ein Trunkenbold und Strolch geworden sein, wenn ihm statt des Dreschflegels und des Pflugs, die er mißmutig regierte, die Leuchte der Wissenschaft, nach der er sich sehnte, in die Hand gegeben worden wäre? Die Alten der Gemeinde erzählen, daß es niemals einen eifrigeren Schüler unter ihnen gegeben habe als den Frey. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, auf den Advokaten zu studieren. Pfarramt und Anwaltsstube sind ja heute noch so ziemlich die einzigen Zielpunkte geistigen Strebens, die der Bauer kennt und anerkennt. Aber der Klaus war ein Erbsohn; der Vater hielt ihn mit Gewalt im Knechtsdienste fest auf dem Hofe, über welchen er eines Tages als Herr gebieten sollte. Voll Grimm und Groll entwich er und wurde Soldat. Er ist heute noch ein beherzter Mann. Du weißt, Hanna, wie er sich bei der Feuersbrunst in Bielitz hervorgetan hat. Es war schreiendes Unrecht, daß, um seines üblen Leumunds willen, der Landrat verweigerte, ihn zur Rettungsmedaille einzugeben. Die Anerkennung hätte ihm ein Sporn auf gute Wege werden können. Dazumal durchlebte er im Dienste der Fremdherrschaft die gleißende Niedertracht seiner vaterlandslosen Zeit und Zone, und als er nach Jahren heimkehrte, war die letzte Spur von Bauernemsigkeit und Zucht in ihm erloschen. So seine Konstellation. Würde er mein Ziel erreicht haben an meiner Statt?«
Der Pfarrherr schwieg, und seine Gattin schwieg auch. Sie hätte auf die wunderliche Frage nicht ja sagen können, und das Nein wollte ihr doch auch nicht flott über die Lippen; schon darum nicht, weil ihr Kleinglaube ihren Konstantin, ihren edlen, herrlichen Konstantin betrübt haben würde. Nach einer gedankenvollen Pause fuhr der Pfarrer fort:
»Sind es nicht aber gleichsam Stiefkinder der Natur, jene Ungezählten, die der allerhärtesten Tyrannei erliegen, der eines aufgepfropften Geschicks, das zu erfüllen oder zu bewältigen sie nur halb die Erkenntnis und halb die Ausdauer haben? Hier die Last eines Zuviel, dort die Leere eines Zuwenig! Stiefkinder der Natur und doch Gotteskinder! Wer löst den Widerspruch? Aber milde soll es uns machen, milde und hülfreich, Hanna, wenn wir solch einen Halbbruder im Geist falsch gestellt oder verirrt am Abgrunde taumeln sehen. Nicht die Gerechtigkeit, die Versöhnung ist der Ankergrund der sittlichen Welt.«
Von neuem versank der Pfarrer in seine Gedanken, und auch diesmal störte seine Hanna ihn nicht. Er grübelte über den Halbbruder im Geist, und ob er letztlich nicht dennoch sich zu einem Kinde Gottes emporziehen ließe? Sie grübelte über den Tagedieb Frey, und ob er letztlich nicht doch noch durch rechtschaffene Arbeit vor dem Korrektionshause zu bewahren sei? Im Grunde grübelten demnach beide brave Eheleute, die sie waren, über ein und das nämliche.
»Deine Geschichte ist wohl zu Ende, Konstantin?« fragte endlich die Frau. Sie hatte ihr Problem früher gelöst als der Mann, und es prickelte ihr in Händen und Füßen, ihren Plan zur Tat werden zu lassen.
»Noch nicht ganz, Hanna,« versetzte der Pfarrer, indem er nicht ohne Anstrengung die ursprüngliche Pointe der Erzählung in sein Gedächtnis zurückrief. »Am Kreuzwege zwischen Dorf und Stadt begegnete mir des Klausen Frau. Himmlischer Vater, wie abgehärmt und abgezehrt schlich sie einher, als zählte sie siebenzig Jahr! Und sie ist doch noch im blühendsten Alter, von deinem Jahrgang, Hannchen, und deinen Namen trägt sie auch. Sie hatte bei Wege an den Rainen das Abendfutter für ihre Ziege abgesichelt und schleppte nun schwer an der doppelten Last, denn ihre Stunde ist nahe. Aber kein Klagelaut entschlüpfte ihren Lippen; kein Wort der Anklage gegen den schlimmen Mann, der sie so weit gebracht. Wahrlich, wahrlich, die Hanne Frey ist ein Weib nach Gottes Herzen! Ich mußte an unseres Pestalozzi herrliche Gertrud denken. Sie wünschte mir Glück zu der Geburt unseres Töchterchens und setzte mit einem Seufzer hinzu: ›Ach, wenn doch nur einer von meinen Neunen ein Mädchen wäre, daß es mir beistände in der Wirtschaft und für mich einträte, wenns einmal vollends mit mir zum Ausspannen kommt. Sie werden sehen, Herr Pastor, diesmal übersteh ich die Kampagne nicht.‹
Ich tröstete sie, so gut ich mit halbem Glauben es zu tun vermochte, meinte, daß ihr Verlangen nach einer Tochter ja wohl diesmal erfüllt werden könne und daß sie sich nach dem Wochenbett zu ihrer früheren Rüstigkeit erholen werde. Sie schüttelte traurig den Kopf. ›Wie Gott will!‹ flüsterte sie nach einer langen Stille. ›Er ist ja der Vater der Waisen.‹ Und dabei schlug sie die eingesunkenen Augen gen Himmel mit einem Blick, den ich bis in meine Sterbestunde empfinden werde. Und damit ist meine Geschichte zu Ende, liebe Hanna.«
Über Frau Hannas guten blauen Augen lag ein feuchter Flor. Sie hatte die Moral der Geschichte wohl gefaßt, wollte etwas sagen, schluckte, räusperte sich und lief dann, ohne es gesagt zu haben, dem Hause zu. Unter der Tür machte sie halt, trocknete sich die Augen und kehrte dann, lachend über das ganze Gesicht, in die Laube zurück. »Ich habs!« rief sie schon von weitem, »Konstantin, ich habs! Ich gebe dem Amtmann alle Sonntage eine französische Stunde, und der Amtmann gibt dafür dem Frey Arbeit in seinem Schacht. Steinklopfen lohnt. Des Klausen Brustkasten ist heil und vom Schacht zur Schenke ein gehöriges Ende. Du schüttelst den Kopf, Konstantin? Der Amtmann tuts nicht, meinst du? Ei, er soll schon, Konstantin. Der alte Narr mit dem urdeutschen Namen brennt auf Fremdwörter, und jedes Fremdwort heißt ihm französisch. Wie lange quält er mich schon um die feine Konversation. Eh bien, Monsieur Mehlborn , so oder so: keinen Klaus im Schacht – keine feine Konversation!«
Pastor Blümel lächelte und wünschte gedeihlichen Erfolg, meinte jedoch, daß, da die Grammatik füglich erst nach Tauffeier und Kirchgang aufgeklappt werden dürfe, zuvor mit dem Rajolen der Gartenbeete ein Anfang gemacht werden müsse.
Frau Hanna erwiderte weder ja noch nein, sie eilte zum zweiten Male dem Hause zu, kehrte indessen pflichtschuldigst wieder um, als sie ihren Eheherrn freundlich ihren Namen rufen hörte.
»Ich werde einen Johannisstrauß für die arme Gertrud – ich meine für die arme Hanne Frey schneiden,« sagte er. »Vielleicht daß du, liebe Hanna, aus deinen Schatzkammern dem Erfreulichen etwas Nützliches beizufügen hättest. Eine unserer Töchter würde dann noch vor Abend die kleine Spende der guten Frau hinuntertragen.«
Frau Hanna nickte einverstanden; nachdem sie in Gedanken blitzschnell Musterung unter ihren Vorräten gehalten, flog sie zum dritten Male dem Hause zu, wurde aber zum zweiten Male von ihrem Konstantin zurückgerufen. »Noch eins, Hannchen,« sagte er, indem er ihre Hand faßte. »Bist du über den Namen, welchen unsere Kleine tragen soll, schlüssig geworden?«
Der Mutter klopfte das Herz; es galt die Probe auf ihr Exempel. »Ich hatte an Konstanze gedacht,« antwortete sie lauernd; »weil sie dir doch so ähnlich sieht, Konstantin.«
»Sie sieht dir ähnlich, Hannchen,« versetzte der Vater. »Was meinst du, wenn wir sie Rose nennten?«
Pastor Blümel hatte mit dieser Wahl keineswegs eine ehemännische Galanterie bezweckt, und sie wurde auch keineswegs als solche aufgenommen. Dennoch erglänzte das Muttergesicht wie von inwendigem Sonnenleuchten. Stumm vor Glückseligkeit küßte Hanna ihrem Konstantin vielleicht zum erstenmal im Leben die Hand, riß das Kind aus der Wiege, preßte es an ihr Herz und flog mit ihm in das Haus. Die siebente Tochter, auf welche der Vater den Namen seiner stolzen Lieblingsblume übertragen hatte, die spärliche kleine Rose würde, die Mutter wußte es, der Liebling seines Herzens werden.
Pastor Blümel starrte dem Schatten von Mutter und Kind noch eine lange Weile, nachdem er im Hausflur verschwunden war, mit Wunderblicken nach. War es die einfache Erzählung von der unglücklichen Neunsöhnermutter, welche das verstimmte Seeleninstrument der glücklichen Siebentöchtermutter zurückgestimmt hatte auf seinen reinen Kammerton? Oder, oder – – wie Schuppen begann es von seinen Augen zu fallen, – sollte er, der das Studium des Menschenherzens zu seiner vornehmsten Aufgabe gemacht hatte, nach einer zwanzigjährigen Ehe in seinem nächsten Herzen zum erstenmal den alten Satz bestätigt finden, daß auch die aufrichtigste Frau zuzeiten eine Larve trägt? Eine häßliche Larve über einem lieben Gesicht; der Fall soll umgekehrt öfter vorkommen. Pastor Blümel wiegte nachdenklich sein ergrauendes Haupt, lächelte aber dabei sogar ein wenig schelmisch vor sich hin, klappte dann sein Taschenmesser auf und begann den Johannisstrauß für das arme Hirtenweib zu schneiden.
Wie er nun so wählend und bindend die Rabatten auf und nieder schritt, hörte er durch die offnen Wohnstubenfenster die helle Stimme seiner Hanna, welche einer der Töchter den Auftrag gab, flink die gute Freundin, Frau Amtmann Mehlborn, zu einem Besuche in die Pfarre zu entbieten, und leicht war ja zu schließen, um welches Anliegen es sich bei dem Entbote handelte. Denn die Pastorsfrau und die Pächtersfrau fügten sich und griffen ineinander, wie es von guten Freundinnen nicht immer zu rühmen ist. Die eine wußte zu leben, die andere hatte zu leben; die eine, von Haus aus gebildet, war ihrem Gatten zu Liebe und Hülfe der Bauernart in einem gewissen Sinne vertrauter geworden als der Gatte selbst; die andere, von Haus aus eine Bäuerin, war in einem gewissen Sinne so gründlich aus der Bauernart geschlagen, als ihr darüber hinausstrebender Gemahl zäh darin wurzelte; die eine hatte sieben Töchter, die ihr Freude machten; die andere nur eine einzige, die ihr Sorge machte; der einen war der Stammhalter versagt, der anderen genommen; Frau Rosine verfügte über einen vollen Wirtschaftssäckel, Frau Hanna über einen knappen; beide halfen gern; die letztere mit ihrem offnen Kopf, die erstere mit ihrer offnen Hand, und daß das Zusammenwirken von Rat und Tat heute solche Eile hatte, dafür war von Pastor Blümel selbst ja just der Anstoß gegeben worden: Klaus Frey, der schlimme Patron, sollte schleunigst in die Kur genommen werden.