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ALAN DEAN FOSTER

 

 

 

MEINE GALAKTISCHEN FREUNDE

 

Erzählungen

 

 

 

 

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

 

 

 

 

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www.diezukunft.de

INHALT

 

Inhalt

Widmung

Einführung

Meine galaktischen Freunde

Einige Anmerkungen zu einer grünen Schachtel

California Freeway

Der Emomann

Weltraumoper

Das Reich des T’ang Lang

Das Sardinen-Wunder

Vergessene Träume

Er

Polonaise

Wolfsmusik

Die Glockenbäume

Einzelrechte

 

 

Für Jo Ann, die meine Zukunft hat,

und der ich jetzt ein wenig

aus meiner Vergangenheit gebe,

in Liebe gewidmet

EINFÜHRUNG

 

Als ich sehr jung war, und das liegt noch gar nicht so lange zurück, wollten meine Freunde und ich, »wenn wir einmal groß sind«, Feuerwehrleute, Polizisten, Piloten und Präsidenten werden. Wahrscheinlich sagt es etwas über meine Generation aus, wenn man bedenkt, dass als Jugendliche unser Ehrgeiz dahin ging, erfolgreiche Beamte zu werden. Jedenfalls kam nie einer zu mir, wenn wir nachmittags Ball-gegen-die-Wand oder Blechdosentreten gespielt hatten, und sagte: »Alan, wenn ich einmal erwachsen bin, will ich ein Science Fiction-Schriftsteller sein.«

Mit noch mehr Bestimmtheit kann ich sagen, dass ich das nie zu jemandem gesagt habe. Und trotzdem ist es dazu gekommen. Was, um es so, wie meine Mutter es einmal sagte, zu formulieren, ist mit mir schiefgelaufen?

Wahrscheinlich kam es daher, dass man mir so viele Comic-Hefte gab. Comic-Hefte sind für den »American Way of Life« gefährlich, müssen Sie wissen. Das ist eine Theorie, die ich stets unterstützt habe. Ein Kind, das mit Comic-Heften heranwächst, kann gar nicht anders, als ein Bewusstsein zu entwickeln, das stets Fragen stellt; eine ganz besondere Phantasie zu besitzen, ein Gefühl für das Wunderbare, den Wunsch, genau zu erfahren, was die Dinge eigentlich in Bewegung hält, sie laufen lässt – Maschinen, Menschen, Regierungen.

Kein Wunder, dass unsere vergoldeten Konservativen Angst vor ihnen haben.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich damit anfing, Weltraumschiffe zu zeichnen. Meine Blütezeit jedenfalls erreichte ich in der fünften Klasse. Es waren keine besonders guten Weltraumschiffe. Aber tief in der Seele wusste ich, dass sie astrophysikalisch in Ordnung waren. Eines Tages würde ich richtige konstruieren. Vielleicht wäre ich Ingenieur geworden, hätte es da nicht einen feindlich gesinnten Koloss gegeben, der immer vor mir aufragte und meinen Träumen im Weg stand: die Mathematik.

Nicht, dass ich hilflos gewesen wäre, aber ich legte auch nicht gerade besonders frühreifes Geschick für Differentialrechnungen an den Tag. Meine Gefühle glichen jenen, als ich entdeckte, dass man mehr als sechs Klavierstunden braucht, um Rachmaninoffs Drittes Konzert zu spielen, ja sogar sein Erstes Konzert. Und so geriet ich in geistiger Hinsicht ins Treiben, da mir mein erwählter Beruf im zarten Alter von elf Jahren versperrt war.

Wenn nur dieses verdammte Buch Das Weltraumschiff unter dem Apfelbaum nicht gewesen wäre …

Ich strengte mich also in der Schule weiter an und entdeckte in mir gewisse Talente für die biologischen Fächer. Irgendwo tauchte freilich immer wieder die Mathematik auf und störte meine Kreise. Was sollte ich tun? Ich war gut in Englisch und Geschichte, aber verdammt noch mal, ich wollte Weltraumschiffe konstruieren.

Ich fuhr fort, welche zu zeichnen, wusste auch, dass es keinen Sinn hatte, war aber einfach nicht imstande, den glatten Linien, den sinnlichen Kurven von Antriebsdüsen, den scharfen Stichen irgendeines Energiestrahls zu widerstehen. Als ich die ersten Schreibversuche unternahm, hielt ich mich der Science Fiction fern (unmöglich kompliziert, knifflig, herausfordernd). Ich schrieb Liebesgeschichten, Krimis, ja sogar Fantasy. Wie konnte ich auch nur in Betracht ziehen, Science Fiction zu schreiben, wo sich doch Die Welt der Null-A wie Chinesisch las? Ich las nicht einmal besonders viel SF und wandte mich vielmehr der Naturgeschichte, der Politik, der Wissenschaft und der allgemeinen Literatur zu. Während meiner ganzen Oberschulzeit tauchte ich förmlich in Tonnen solcher nicht Nicht-Science Fiction unter.

Wie wenig ich doch wusste.

Ich fing auf dem College an, auf der UCLA. Je mehr Geheimphilosophie zu lesen ich gezwungen war, desto mehr freute ich mich darauf, mich mit den Anregungen des guten Dr. Asimov zu entspannen. Thomas Hobbs veranlasste mich dazu, mich am Humor der Menschlichkeit Eric Frank Russells zu erfreuen. Die schmerzhaften Einzelheiten der politischen Wissenschaft fügten mir weniger Leid zu, wenn ich sie mit einer angemessenen Dosis von Robert Sheckley linderte oder unter der glatten Logik eines Murray Leinster begrub. Ich las ungeheure Mengen von Science Fiction.

Ich entdeckte E. E. Smith und John Taine, deren Raum-Zeit-Konzepte jene der Vorlesungen, denen ich beizuwohnen hatte, ins Lächerliche schrumpfen ließen.

Aber ich war der zweitverkrüppeltste College-Bastard, ein Absolvent der politischen Wissenschaften (der verkrüppeltste ist derjenige, der in Englisch abschließt). Blieb mir also kein anderer Weg, als das Studium der Jurisprudenz aufzunehmen. So gürtete ich meine Lenden, um die neue Herausforderung anzunehmen. Zumindest würde ich irgendwann einmal Geld damit verdienen.

Und dann entdeckte ich in meinem Seniorjahr, nachdem ich die vorgeschriebenen Kurse mühsam weggeschaufelt hatte, die Filmabteilung der UCLA. Und das Drehbuchschreiben. Ich entdeckte, dass ich – o Freude der Freuden! – Scheine dafür einheimsen konnte, dass ich mir Filme ansah. Und dafür, dass ich schrieb, jede beliebige alte Geschichte schrieb, die mir in den Kopf kam.

Die Schule wandelte sich für mich von der Quälerei zum Vergnügen. Ich erzählte Geschichten und sah mir welche an; das war alles, was man von mir verlangte. Und ich lernte die Freude jener kennen, deren Leben sich in erster Linie mit künstlerischer Schöpfung befasst, sah den schieren Überschwang eines jungen Gastdozenten, den dieser an den Tag legte, während er ein Seminar über die Filme des Regisseurs Howard Hawks hielt. Peter Bogdanovich war kein besonders guter Dozent, aber er war enthusiastisch. Und sein Enthusiasmus hat ihm gut getan, seit er jenes Seminar hielt.

Er gab mir eine 2, schrieb aber auf meine letzte Arbeit: »Sie haben einen guten Instinkt … Sie sollten weitermachen.«

Doch die Jurisprudenz drohte immer noch. Bis ein Wunder geschah. Trotz nicht gerade spektakulärer Bewertungen – vielleicht wegen eines guten Punkteergebnisses bei der Aufnahmeprüfung, vielleicht auch wegen des seltsamen Briefes, den ich schrieb, und in dem ich erklärte, mein erster Wunsch wäre es, der größte Gigolo der Welt zu werden, und mein zweiter, zu schreiben – wurde ich in den Schriftstellerkurs aufgenommen.

Meine Eltern klagten stumm und stoisch und fanden sich schließlich mit der Vorstellung ab, dass ihr junger Perry Mason dem ganzen juristischen Berufsstand eine lange Nase drehte. Ich verzichtete also auf die Jurisprudenz und trat ein in die verrückte Welt des Films an der UCLA. Ich begann in dem keineswegs wunderkindlichen Alter von zweiundzwanzig zum ersten Mal, ernsthaft zu schreiben.

Ich schrieb eine Liebesgeschichte, die in Japan spielte, eine Wildweststory und eine Sexkomödie. Ich schrieb einen Science Fiction-Detektivfilm. Ich schrieb ein Epos. Und ich fing damit an, zu meinem eigenen Vergnügen Science Fiction-Stories zu schreiben. Ich würde eine Kombination aus Ellison, Stapledon, Clarke und Heinlein werden. Ich würde mein Talent wie teure Konfitüre über Bogen von handgeschöpftem Büttenpapier schmieren.

Mein erster Versuch galt einem Weihnachtsbaum aus Aluminium, der Wurzeln schlug und zu wachsen begann. Er wurde abgelehnt. Häufig.

Niedergeschlagen? Ich war ruiniert, ein Wrack, psychologisch vernichtet. Ich hätte Jura oder Tiermedizin studieren, ein Handwerk lernen sollen. Ich würde verhungern, jämmerlich, würde auf den Straßen um Nusshörnchen mit Schokoladesplittern betteln …

Ich verkaufte eine Story. Meine zwölfte. Dabei war sie nicht einmal als Story geschrieben, wohl aber die nächste. Und die verkaufte ich auch. Ich bekam weiterhin Ablehnungsschreiben, aber einige davon waren nicht vervielfältigt, sie waren tatsächlich geschrieben, an mich geschrieben. Ich schloss mich den Science Fiction Writers of America an und lernte meine Götter kennen – und war erschlagen, als sie sich als Menschen erwiesen. Manchmal mehr als Menschen, manchmal weniger. Aber ich war einer von ihnen.

Ich begann zu begreifen, wie sich ein Aussätziger fühlt.

Harlan Ellison ließ Interesse an einer meiner Stories erkennen. Ob ich ihn aufsuchen und mit ihm darüber sprechen wollte? Hatte Washington die Sklaven befreit? Hatte Lincoln Kirschbäume gefällt?

Ich lernte den Harlan Ellison kennen. Ich werde nie die ersten Worte vergessen, die er zu mir sagte – die ersten Worte von einem SCHRIFTSTELLER an einen Schriftsteller.

»Zuallererst, Foster, Sie wissen doch, dass diese Story zu neunzig Prozent Scheiße ist.«

Aber im Wesen gefiel ihm der Schluss. Ob ich es noch einmal versuchen würde?

Hatte Washington die Sklaven befreit? Hatte Lincoln …

Binnen zwei Tagen deckte ich Ellison mit drei oder vier komplett umgeschriebenen Stories ein. Weil ich aufgeregt war. Weil ich begierig war. Und weil ich mich nächste Woche zum Militärdienst melden musste. Mhm. Und außerdem wollte ich den Roman zu Ende bringen, an dem ich arbeitete, meinen ersten.

Harlan konnte ich nicht befriedigen, aber den Roman brachte ich zu Ende. Er wurde abgelehnt. Und dann verkauft. Und ich – ich war verloren. Ich war einer der glücklichen Aussätzigen, komme, was wolle. Mag sein, dass ich ein verhungernder Aussätziger war, vielleicht sogar ein wohlhabender, aber ich hatte mir meine Krankheit gewählt.

Ich wurde aus der Army entlassen und verdiente mir zunächst meinen Lebensunterhalt, indem ich Pressenotizen für eine winzige Werbeagentur am Ort schrieb. Außerdem bediente ich die Vervielfältigungsmaschine und machte das Aquarium sauber. Ich bekam vierhundert Dollar pro Monat, für den Anfang. Ein Jahr und ein paar Monate später fing ich an, mich genauso wie die Fische im Aquarium zu fühlen.

Wenn ich nur irgend etwas finden könnte, das mir gefiel, etwas, wovon ich leben konnte, während ich wieder mit Schreiben anfing. Ich wusste, dass niemand vom Science Fiction-Schreiben leben konnte, abgesehen von Leuten wie Heinlein und Anderson und Asimov. Zum Teufel, das waren ohnehin Unsterbliche, welchen Unterschied machte es also schon?

Das Los Angeles City College bot einen Teilzeitjob als Lehrer. Ich bewarb mich und wurde angenommen. Außerdem machte es mir Spaß. Ein Kurs in Filmgeschichte und einer in Schriftstellerei. Ich lehrte auch an der UCLA schreiben und hielt sogar ein Seminar über die Werke von H.P. Lovecraft.

Ich schrieb weiter. Und Dann Begann Einiges Zu Passieren. Ich verkaufte Bücher, verkaufte Stories. Andere Leute gaben Geld dafür aus, um sich mit mir gemeinsam an Geschichten zu erfreuen, die ich zu meinem persönlichen Vergnügen geschrieben hatte. Ich war glücklich, zufrieden. Wer wäre das nicht gewesen? Ich habe noch nie einen Geschichtenerzähler erlebt, der unglücklich war, wenn er Geschichten erzählte.

Jetzt bin ich Schriftsteller, aber ich fühle mich schuldig. Das macht einfach zu viel Spaß. Es ist eine Sünde, so viel Freude am Leben zu haben. Ich habe noch nicht genug gelitten, um Schriftsteller zu sein. Ich mag andere Menschen, ich mag diese traurige, mit Smog verhangene Welt. Ich mag meine Agenten und meine Verleger und meine Herausgeber. Ich mag sogar Kritiker. Ich liebe meine Frau, die viel zu schön für mich ist.

Sicher muss irgend etwas an mir schrecklich verkehrt sein.

Oder vielleicht ist alles ein Traum … Ja, morgen werde ich aufwachen und Gesetzbücher lesen, einen Anzug und eine Krawatte anziehen, Leuten zulächeln, mit denen ich ehrlich sein möchte. Aber für den Augenblick, heute, diese Minute, werde ich jede Sekunde dieses Traums genießen.

Ihnen kann ich das nicht geben. Aber ich kann ein wenig davon mit Ihnen teilen. Es steckt in diesem Buch.

Meine galaktischen Freunde

 

Mein Science Fiction-Lieblingsschriftsteller war und ist immer noch der unnachahmliche Eric Frank Russell. Als ich den Magazinen Kurzgeschichten anbot, statt meinen Professoren Arbeiten einzureichen, und Ablehnungsschreiben sammelte, statt Scheinen und Noten, fragte ich mich oft, weshalb Russell zu schreiben aufgehört hatte. Ich vermisse ihn.

Bei der World Science Fiction Convention von 1968 in Oakland sagte mir John Campbell, dass Russell sein Lieblingsschriftsteller sei und dass auch er das Fehlen Russellscher Geschichten sehr bedauerte. Also beschloss ich, eine Terra über alles-Story mit Russellschem Aroma zu schreiben. Campbell gefiel sie. Er bestätigte einem nie die Annahme einer Story. Er schickte Schecks.

Mann, Junge! – das war vielleicht eine Abwechslung gegenüber all den Ablehnungsschreiben.

 

Als der Leichte Kreuzer Tpin das erste Anflugmanöver auf die Sonne von Typ G-0 einleitete, begann seine Geschwindigkeit vom Unmöglichen auf das Unglaubliche abzusinken. Ihre Multidrive-Maschinen gaben das kaum hörbare Pfeifen von sich, welches das Bremsmanöver verkündete. Das Schiff nahm wieder eine reale Masse an, die das normale Universum zur Kenntnis nehmen konnte und wollte.

Als das große Schiff den Orbit des letzten Gasgiganten schnitt, wurde visuelle Beobachtung auf organischem Niveau möglich. Mitglieder der Schiffsbesatzung ergriffen die nie langweilige Chance, an die Bullaugen zu rennen, um einen Blick auf ein neues Sonnensystem zu erhaschen; es waren vor allem jene, zu deren Aufgaben die eigentliche Lenkung des Schiffes nicht gehörte. Neugierde war unter den raumfahrenden Rassen recht weit verbreitet. Die Mannschaft der Tpin bildete in diesem Punkt, wenn sie auch sonst eine hartgesottene Crew war, keine Ausnahme.

Innerhalb der geschützten Räumlichkeiten des vorderen Kontrollraumes, der einen halben Kilometer langen Blase aus Metall und Plastik, bewegte Kommunikator Erster Klasse Phrnnx seine rudimentären Flügel und fragte Kommandant Erster Klasse Rappan zum millionsten Male, was, zum Teufel, sie eigentlich zu finden hofften.

»Phrnnx«, seufzte Rappan, »wenn Sie immer noch nicht hinreichend in Bezug auf den Inhalt der Legenden aufgeklärt sind, vermag ich nicht zu erkennen, wie ich Ihnen helfen kann. Statt sich zu wiederholen, was Sie offenbar nur tun, um sich oralisieren zu hören, würde ich vorschlagen, dass Sie eine Ihrer Hörmembranen auf das Detektorgerät richten und nachsehen, ob sie irgendwelche Spuren dieses bemurften Yop-Schlachtschiffs entdecken können.«

Phrnnx ließ seine Augen in einer Art und Weise zittern, dass man daraus leichte Ablehnung lesen konnte, in die sich zwei Grad respektvoller Ungeduld mischten. »Wir haben diese unfähigen Yipdips schon vor fünf Parsek verloren, Sir. Ich bin durchaus imstande, meine Pflichten ohne irgendwelche wohlgemeinten Anregungen seitens der Bürokratie zu erfüllen. Sage ich Ihnen etwa, wie man das Schiff fliegt?«

»Das wäre auch eine Aufgabe«, begann Rappan hitzig, »die Ihr Begriffsvermögen so weit übersteigt, dass …«

»Hochgeschätzte Wesen, bitte!«, sagte der Professor. Untergebener und Kommandant verstummten gleichermaßen.

Der »Professor« – sein wirklicher Titel war für den größten Teil der Mannschaft nicht auszusprechen – war sowohl die lenkende Kraft als auch die wahre Ursache der ganzen verrückten Expedition. Er war es, der das Geheimnis wiederentdeckt hatte, wie der Terranische Schirm zu brechen sei. Er stammte aus einem bescheidenen Haufen mit drei Systemen, der auf halbem Weg zum Rand lag – weit von ihren eigenen Welten entfernt. Ihrer Distanz von den Dingen wie ihrer eigenen stillen, zurückhaltenden Art zufolge hatten seine Rassegenossen nur wenig Anteil an dem beständigen Chaos der Kriege zwischen Föderation und Yop genommen. Die kleine – wenn auch wichtige – Rolle, die sie in dem Konflikt zu spielen bereit waren, entsprang nicht ihrer Wahl. Sie war vielmehr der Politik der Yops zuzuschreiben, die all jene Völker, die nicht ihre Verbündeten waren, als tödliche Feinde betrachteten. Weder in der Yop-Kultur noch in der Yop-Sprache war Platz für den Begriff »Neutrale«. Das Temperament der Yops war derart, dass ihre Alliierten exakt die Summe Null ergaben. Die Angehörigen der Föderation hatten einen Grad an geistiger und moralischer Reife erreicht, der jegliches Vorurteil ausschloss. Dennoch waren sich die meisten darüber einig, dass die Yops keine netten Leute waren. Möglicherweise rührte diese Haltung von der Angewohnheit der Yops her, alles Organische, das sich bewegte, zu essen, ohne dabei auf solch geringfügige Unbequemlichkeiten einzugehen, wie sie zum Beispiel die Intelligenz des zu Verspeisenden oder sein Wunsch, nicht gegessen zu werden, hätten darstellen können.

Gegen sie hatte sich die gesamte verbleibende Macht der organisierten Galaxis verbündet, etwa zweihundertzwölf föderierte Rassen.

Jedoch – vielleicht ihrer Diät zuzuschreiben – gab es eine Menge Yops.

Der erklärte Zweck der Expedition bestand darin, die Zahl der Alliierten auf zweihundertdreizehn zu erhöhen.

 

Der Professor fuhr mit weniger strengem Ton fort: »Wenn Sie sich wirklich streiten müssen, so tun Sie das freundlicherweise auf zivilisiertem Niveau. Zumindest mir zuliebe. Ich bin ein altes Wesen und besitze eine vielleicht unvernünftige Allergie gegenüber lautem und schrillem Lärm.«

Die anderen im Raum Anwesenden senkten unverzüglich respektvoll die Stimmen. In der Föderation wurde das Alter hoch verehrt, um als solches erhalten zu werden. Und das Alter des Professors war wahrhaft ehrwürdig. Seine Antennen hingen schon merklich herunter, sein Chiton wurde immer durchsichtiger und begann, sein gesundes purpurfarbenes Irisieren zu verlieren. Seine Rückenplatten schuppten in dünnen, schmalen Streifen ab. Dass er sich auf dieser Reise bisher so gut gehalten hatte, auf einer Reise mit manchmal anstrengenden Ausweichmanövern, wenn Yop-Kriegsschiffe auftauchten, war schon für sich betrachtet bemerkenswert. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto stärker schien er zu werden, und jetzt glänzten zumindest seine Augen mit einem Anschein von Vitalität.

Sämtliche Augen waren gespannt auf die große, fleckige Kugel gerichtet, die sich langsam und majestätisch unter ihnen drehte.

»Planet Drei«, verkündete der Navigator Erster Klasse. »Hauptfarben blau, weiß und grün. Atmosphäre …« Und dann begann er leise vor sich hinzumurmeln. Am Ende meinte er: »Passt alles, Sir.«

»Und der goldene Überzug?«, fragte Kommunikator Phrnnx, dessen Neugierdequotient naturgemäß zu den höchsten gehörte, war er doch eines der jüngsten Mitglieder der Mannschaft.

»Dies, meine Wesen, bedeutet, dass der Schirm noch steht. Nach all den Jahren hatte ich gedacht, vielleicht …« Der Professor machte eine Geste, die unter seinesgleichen vielleicht als Achselzucken gedeutet werden konnte. Er wandte sich von dem Bullauge ab und den anderen zu.

»Wie Sie sich, hoffe ich, alle erinnern, ist das Phänomen unter uns, der Schirm, die direkte Folge der Kriege zwischen dem alten Empire und Terra, die jetzt Generationen zurückliegen. Damals brachen die Bewohner dieses Planeten zum ersten Mal aus ihrem eigenen System hervor und begannen, zu den Sternen zu fliegen.

Sie fanden dort ein aus vielen Rassen bestehendes Imperium, das dem Namen nach von einer Rasse beherrscht wurde, die wir als die Veen kennen. Die Terraner wurden eingeladen, sich dem Imperium anzuschließen, damit dieselben Rechte und Privilegien zu erhalten, wie sie in der ganzen Geschichte seit Tausenden und Abertausenden von Jahren allen neuen raumfahrenden Rassen gewährt worden waren.«

»Und sie lehnten ab«, warf Rappan ein.

»Ja, sie lehnten ab. Den Veen wurde bald klar, dass die Terraner die Absicht hatten, sich in einem anderen Raumsektor ihr eigenes kleines Imperium zu schaffen. Da Terra sozusagen so weit vom Mittelpunkt der Dinge entfernt war, entschieden die Veen, dass dies um des Friedens willen – und der Veen willen – nicht geschehen durfte. So kam es zum Krieg, oder besser gesagt, zu einer Serie von Kriegen. Diese Kriege dauerten Jahrhunderte, und zwar trotz der überwältigenden zahlenmäßigen Überlegenheit der Veen. Die Terraner wurden langsam, aber sicher auf ihre eigene Heimatwelt zurückgedrängt. Es kam zu einem Unentschieden, da die Veen und ihre Alliierten nicht imstande waren, den letzten Verteidigungsgürtel der Terraner zu durchbrechen.

Dann entdeckte ein großer Gelehrter einer der alliierten Rassen der Veen zufällig das quasi mathematische Prinzip, auf das der Schirm aufbaute. Die Eigenart des Schirms machte seinen Einsatz auf Himmelskörpern, die kleiner als ein Mond mittlerer Größe waren, unmöglich. Demzufolge war es für den offensichtlich militärischen Einsatz, als Schiffsverteidigung zum Beispiel, völlig ungeeignet. Und dann kam jemand auf die schlaue Idee, den ganzen Planeten Terra mit einem einzigen riesigen Schirm zu umhüllen und damit zu einem undurchdringlichen Käfig zu machen. Schlimmstenfalls würde das dem Imperium eine Verschnaufpause gönnen, um die schwer angeschlagenen Kräfte neu zu formieren. Bestenfalls würde es die Terraner in ihrer eigenen Festung einsperren, bis die Veen es für richtig hielten, sie herauszulassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Terraner zufällig auf dasselbe Prinzip stießen, wurde für gering gehalten. Wie Sie jetzt sehen können, scheint dies aber in der Tat der Fall gewesen zu sein.« Wieder seufzte der Professor, ein hohes, pfeifendes Geräusch. »Die Kriege mit Terra hatten jedoch auch die Ressourcen der Veen in ungeheurem Maße beansprucht. Jene Rassen, die sich mit ihnen nur des überlegenen Wissens und der ebenso überlegenen Macht der Veen wegen verbündet hatten, sahen jetzt eine unwiderstehliche Möglichkeit, sich selbst in der Hierarchie des Imperiums an die Stelle der Veen zu setzen. Die Folge? Die Zeit der Konflikte, die schließlich zum Zusammenbruch des Imperiums führte, die Ausschaltung der einmal so stolzen Veen, und, nach beträchtlichem Feilschen und Kämpfen, die Bildung unserer gegenwärtigen Föderation – natürlich in einer wesentlich primitiveren Form.«

 

Sein Blick kehrte zu dem blau-weißen Planeten zurück, der sich unter ihnen drehte, und dessen Landflächen in dem sich bewegenden goldenen Schleier, der ein Nebenprodukt des Schirms war, verschwammen. Sie hatten sich bereits an der Schirmstation auf dem einzigen Satelliten des Planeten angekoppelt. »Unglücklicherweise gilt der Bann immer noch.«

Rappan wandte sich einen Augenblick lang von seiner Konsole ab. »Hören Sie, wir haben das alles doch schon einmal besprochen. Die angeblich gültige Regel lautet, dass die Strafe für ein teilweise oder völliges Durchbrechen des Schirms für alle Betroffenen der Tod ist. Aber das gemurfelte Gesetz ist Jahrtausende alt!«

»Aber immer noch in den Büchern«, erwiderte der alte Alo, der Kommandant Zweiter Klasse.

»Ich weiß, ich weiß«, sagte Rappan und drehte an einem Abstimmknopf. »Das ist ja einer der Gründe, weshalb jedes Wesen auf diesem Schiff ein Freiwilliger ist. Und wenn ich gedacht hätte, dass wir eine Wahl hätten, hätte ich nie die Tpin für diese Fahrt angefordert. Aber Sie wissen genauso gut wie ich, Alo, dass wir keine Wahl haben. Wir kämpfen jetzt seit beinahe dreihundert Sestes gegen die Yops und haben seit Anbeginn nur Verluste erlitten. Oh, ich weiß, wie es aussieht, aber die Anzeichen sind deutlich sichtbar. Eines Tages werden wir uns nach den üblichen Verstärkungen umsehen, und piff! sie werden nicht da sein! Deshalb ist es unerlässlich, dass wir neue Verbündete finden – selbst wenn wir es mit Terra versuchen müssen. Wenn mich meine Eltern als Jungen von den Grininl-Furchhainen vertreiben wollten, sagten sie immer: ›Wenn du nicht aufpasst, schnappen dich die Terraner!‹«

»Gegen das Edikt«, murmelte Alo, um nur ja das letzte Wort zu haben.

Jetzt schaltete sich Navigator Erster Klasse Zinin ein. Er sprach in der tiefen Bass-Stimme seiner Schwerplanetzivilisation. »Es wird keine Edikte mehr geben, Alter, wenn die Yops die Föderation zerschlagen. Wir müssen einige Risiken eingehen. Wenn die Terraner bereit sind, uns zu helfen – und dazu noch imstande sind –, dann glaube ich, dass GalCen mit ein paar geringfügigen Modifikationen der Regeln einverstanden sein wird. Und wenn diese Geschöpfe so weit zurückgesunken sind, dass sie uns nicht helfen können, werden sie auch keine Gefahr für uns darstellen. Dann würde es GalCen nichts ausmachen.«

»Und wenn sie vielleicht zufällig etwas zornig auf uns sind und auf die Idee kommen, ihren alten Groll zu erneuern?«, warf der stets pessimistische Alo ein.

»Dann wird das Unvermeidliche nur beschleunigt«, erwiderte Zinin.

Damit hatte der philosophische Disput ein Ende. Die Tpin drang in den Schirm ein.

 

Grün, dachte Phrnnx. Das ist der grünste nichttropische Planet, den ich je gesehen habe.

Er stand am Ende der Rampe, die aus dem Leib des Kreuzers nach draußen führte. Der Rest der Primärkontaktgruppe hielt sich in der Nähe auf. Sie waren unweit einer großen Bergkette gelandet, in einer üppig bewachsenen Vorgebirgsgegend mit sanft wogendem Grün. Der Ausblick, der sich ihnen bot, wurde von hohen braunen und smaragdgrünen Gewächsen beherrscht. Vor ihnen dehnten sich flache Hügel, die mit offensichtlich künstlich kultivierter Vegetation bedeckt waren. Hinter dem Schiff reckten mächtige silbergraue Berge ihre weißgekrönten Spitzen in den Himmel. Wäre die Tpin ein Luftschiff gewesen, hätte ihnen die Thermik, die an den Felsmassiven in die Höhe zog, Schwierigkeiten bereitet. So lieferte sie nur weitere Daten für die Aufzeichnung, die die Meteorologen sammelten.

Irgendwo zwischen den hohen Gewächsen – später erfuhren sie, dass man sie Bäume nannte – erzeugte ein Bach aus flüssigem H2O gurgelnde Geräusche. Über ihnen kreisten Ornithorphen träge in der nicht unangenehmen Morgenhitze. Phrnnx meditierte, wie drastisch der Schirm wohl das Klima dieser Welt beeinflusst haben mochte, als ihm bewusst wurde, dass Alo und Zinin hinter ihm herangeschlendert kamen.

»Sicherlich eine friedliche Welt«, sagte Zinin. »Ziemlich wenig Sauerstoff und Argon, und der ganze Stickstoff verleiht ihr ein wenig Geruch, aber insgesamt ein höchst angenehmer Ball Erde.«

»Hm! Von jemandem, der fast genauso viel Treibstoff verbrennt wie das Schiff, hätte ich keine Komplimente erwartet«, brummelte Alo. »Trotzdem, ich will zugeben, dass wir uns da eine ziemlich stille Gegend ausgesucht haben, um Verbündete ausfindig zu machen. Ich frage mich, ob eine solche Welt wirklich eine so kriegerische Rasse hervorgebracht hat, oder ob es vielleicht Einwanderer von anderswo waren?«

»Das waren sie nicht und das hat sie auch nicht«, warf der Professor ein. Er hatte dem Kommandanten und seinen Militärberatern seinen Aussichtsplatz überlassen, weil ihn ihre Unterhaltung gelangweilt hatte.

»Möchten Sie uns das ein wenig erklären, Professor?«, fragte Alo.

Der Professor bückte sich plötzlich und grub mit der Klaue in der weichen Erde. Er brachte ein kleines, sich krümmendes Ding zum Vorschein. Er steckte es sich in den Mund und kaute genüsslich.

»Hm. Ein wenig bitter. Aber interessant. Ich glaube, zumindest eine Basis für den Handel haben wir schon.«

»Wäre interessant, wenn es Sie vergiften würde«, sagte Phrnnx mit einigem Vergnügen.

Der Professor bewegte seine Antennen in einer Geste, die Negativität mit einem Grad milden Tadels andeutete. »Nein. Tut mir leid, Sie zu enttäuschen, junger Freund, aber Bio hat bereits die meisten Organika auf diesem Planeten für nontoxisch erklärt. Aber seien Sie mit der Vegetation vorsichtig. Voll Säuren und allem möglichen anderen Zeug. Aber um zu Ihrer Frage zu kommen, Alo. Als die Terraner …«

»Weil wir von Terranern sprechen«, warf Zinin ein, »ich möchte wirklich gern eines dieser sagenhaften Geschöpfe sehen. Ich kann mich nicht erinnern, bei der Landung irgendwelche Städte gesehen zu haben.«

»Das hat die Aufklärung auch nicht. Oh, schauen Sie nicht so selbstgefällig, Navigator. Aufklärung meldet ihre Anwesenheit – Terraner, nicht Städte –, aber sie schätzen, dass allerhöchstens hundert Millionen von ihnen auf dem Planeten sind. Die einzigen Anzeichen irgendwelcher größeren Ballungen sind unbestimmte Umrisse, die auf alte Ruinen hindeuten könnten. Eigentlich hätten wir etwas von der Art erwarten müssen. Die Leute ändern sich ja in eine paar Ipas, das wissen Sie.«

»Meine Frage«, drängte Alo erneut.

»Nun, als die Terraner in den extrasolaren Weltraum eindrangen und anfingen, ihr eigenes Imperium zu bauen, beschlossen die Veen zunächst, sie allein zu lassen. Nicht nur, dass es keinerlei Präzedenzfälle dafür gab, dass eine raumfahrende Rasse die Bürgerschaft im Imperium abgelehnt hätte, nein, die Terraner belästigten auch niemanden. Sie waren auch bereit, alle möglichen Handelsverträge und dergleichen zu unterschreiben. Alles, das sie nicht einschränkte und nicht militärischer Natur war.«

»Warum haben die Veen es sich dann anders überlegt?«, fragte Phrnnx, der jetzt anfing, Interesse zu zeigen.

»Irgendein schlauer Bursche in der Veen-Regierung ließ sich ein paar Computerausdrucke machen, Extrapolationen über die bisher bekannte wissenschaftliche Entwicklung Terras, ihre Expansionsgeschwindigkeit, die galaktische Akklimatisierung und dergleichen.«

»Und das Ergebnis?«

»Nach Aussage der Maschinen – und die Veen hatten gute – würden die Veen in nur einhundert Ipas anfangen müssen, sich an Terra zu akklimatisieren.«

Zinin war der einzige der drei Zuhörer, der seine Reaktion hörbar ausdrückte. Zur Überraschung aller geschah das vermittels eines langgezogenen Pfiffes.

»Ja, so haben die Veen das in etwa auch aufgenommen. Also beschlossen sie, die Terraner so zusammenzustutzen, dass sie nicht länger auch nur eine indirekte Bedrohung darstellen konnten.«

»Das haben sie anscheinend geschafft«, sagte Alo und blickte zu dem goldgefleckten Schirmhimmel auf.

Der Professor folgte seinem Blick. »Ja, so scheint es.« Er blickte zum Standort des Kommandanten hinüber, wo gerade ein Energielift einen Bodenwagen absetzte. »Aber es ist vielleicht ganz lehrreich, sich eine andere Kleinigkeit ins Gedächtnis zu rufen.«

»Und das wäre?«, fragte Alo streitlustig.

»Es gibt keine Veen mehr.«

 

Die Aufklärungsabteilung hatte zwischen den Hügeln etwas entdeckt, was wie eine kleine Senke aussah. Man entschied daher, eine Gruppe, die aus Kommandant Rappan, Navigator Zinin, Kommunikator Phrnnx, einem Philologen, einem Xenologen und natürlich dem Professor bestand, solle mit einem Bodenwagen dorthin fahren und einen Primärkontakt versuchen. Trotz heftiger Proteste wurde Kommandant Zweiter Klasse Alo zum Diensthabenden Kapitän bestimmt.

»Geben Sie der Mannschaft Landurlaub«, wies Rappan ihn an. »Die üblichen Sechserschichten. Halten Sie bis auf weiteres den Dauerwachbetrieb aufrecht. Ich weiß, dass diese Landschaft hier etwa genauso gefährlich wie ein Mufti-Käfer nach dem Stopfen aussieht, aber ich habe nicht vor, ein Risiko einzugehen. Auf das erste Anzeichen irgendwelcher feindseligen Handlungen hin starten Sie und verschwinden hier. Das ist eine Anweisung Ersten Grades. Sie haben andere an Bord, die die Schirmeinrichtung bedienen können. Falls das alles hier nicht das ist, was es zu sein scheint, habe ich nicht die Absicht, diesen Geschöpfen einen Ausweg zu bieten.«

»Zur Kenntnis genommen und integriert, Sir«, erwiderte Alo steif. Und dann, mit etwas leiserer Stimme: »Passen Sie gut auf sich auf, Sir. Auf mich wirkt die ganze Gegend hier komisch. Das riecht man einfach, und damit meine ich nicht den Stickstoff in der Atmosphäre.«

Rappan probierte ein Lächeln des Dritten Niveaus mit zwei Grad leichter, jedoch nicht sexueller Zuneigung. »Sie haben das jetzt bei – mal sehen – neununddreißig Planetenlandungen gesagt. Aber seien Sie versichert, ich werde kein Risiko eingehen. Wir wissen zu wenig von diesem Planeten, der Professor übrigens auch. Und außerdem sind Legenden dafür bekannt, dass sie nicht den Tatsachen entsprechen.«

 

Der kleine Wagen summte leise, während er über den dunklen Boden dahinrollte. Ein Weg ist auf jedem Planeten unverkennbar, und der hier zog so gerade wie ein Opsith durch die Felder und niedrigen, bewässerten Pflanzen. Phrnnx hatte sich gefragt, was das für Pflanzen sein mochten und ob sie ihm vielleicht schmecken würden. Als Antwort hatte ihn der Professor an die Warnung von Bio erinnert und hinzugefügt, dass es wohl wenig zur Eröffnung freundlicher Verhandlungen beitrage, den Eingeborenen die Nahrung zu stehlen. Phrnnx nahm von dem Gedanken Abstand. Außerdem schien die Vegetation dieser Gegend einen widerlich hohen Zellulosegehalt zu haben. Sie würde ohne Zweifel ziemlich fad schmecken, wenn sie überhaupt nach etwas schmeckte. Und irgendwelche Anzeichen domestizierter Tiere, die zu Nahrungszwecken dienten, hatten sie bis jetzt nicht wahrgenommen. War es möglich, dass diese Leute ausschließlich von Holzfasern lebten? Ein höchst entmutigender Gedanke.

Er hatte keine Gelegenheit, den Gedanken weiter auszuführen, denn als der Wagen die Biegung umfuhr, die sie erreicht hatten, waren sie mit dem ersten Eingeborenen konfrontiert. Der Wagen verlangsamte seine Fahrt und sank mit einem leisen Seufzen zu Boden.

In dem naheliegenden Feld ging ein ziemlich kleinwüchsiges Zweibein hinter einem großen braunen Vierbein einher. Sie waren gemeinsam damit beschäftigt, einen Keil aus irgendeinem glänzenden Metall durch den weichen Boden zu treiben und ihn in großen lehmigen Brocken zu wenden. Der Name dieses Zweibeins war zufälligerweise Jones, Alexis. Der Name des Vierbeins lautete Dobbins, Ende.

Die zwei Eingeborenen entdeckten offensichtlich die Besucher. Beide hielten in ihrer Arbeit inne, um ernst die fremdartige Kollektion in dem Bodenwagen zu mustern. Die Fremden starrten mit hervortretenden Augen zurück. Das Zweibein trug irgendeine Art von Hemd, das aus Tierhaut hergestellt war. Zum Teil war es mit Overalls und Stiefeln aus künstlichem Gewebe bedeckt. Als Phrnnx das sah, kam ihm in den Sinn, dass die Eingeborenen irgendeine Art von Fabrikationsanlagen besitzen mussten, irgendwo wenigstens. Das Vierbein trug nur ein Geschirr, wiederum künstlich, das an dem Metallkeil befestigt war. Bald begann die Betrachtung der Fremden das Vierbein zu langweilen, und es ließ den Kopf sinken, um geduldig an den paar wenigen Grasstücken herumzukauen, die es bis jetzt geschafft hatten, dem Pflug auszuweichen.

Kommandant Rappans instinktive Reaktion auf diese erste Bewegung bestand darin, dass er nach seiner Pistole griff. Im gleichen Augenblick erkannte er erschreckt, dass sie nicht an der vertrauten Stelle in seinem Panzer zu finden war. Der Professor hatte darauf bestanden, dass der Kontakt von Anfang an offen und vertrauensvoll sein sollte. Demzufolge waren sämtliche Waffen auf dem Schiff zurückgelassen worden. Der Professor hatte auch fordernd zu den kanonenstarrenden Geschützpforten der Tpin hinaufgeblickt, aber der Kommandant und seine Berater hatten sich hartnäckig geweigert, das Schiff ohne Schutz zu lassen. Der Professor hatte geduldig erklärt, dass die Kanonen der Tpin, sollten sich die Terraner als wirksame Hilfe gegen die Yops erweisen, wohl schwerlich gegen sie wirksam sein würden. Und wenn sie das nicht sein würden, dann brauchte man die Kanonen auch nicht. Aber wie nicht anders zu erwarten, überstieg dieses Argument das Begriffsvermögen der Soldaten bei weitem.

Trotzdem kam Rappan sich irgendwie nackt vor.

Der Eingeborene machte keinerlei drohende Gesten. Genauer gesagt, er machte überhaupt keine Gesten, sondern fuhr fort, geduldig die versteinerte Ladung von Forschern anzustarren. Nachdem dies einige Minuten angedauert hatte, entschied Rappan, dass jetzt die Zeit gekommen war, die Dinge in Bewegung zu bringen. Außerdem begann der starrende Blick des Eingeborenen ihm ein wenig auf die Nerven zu gehen, ganz davon abgesehen, dass er sich ein wenig albern vorkam.

»Sie, Philologe! Können sie mit diesem Ding sprechen?«, fragte Kommandant Rappan.

Der Philologe, ein meterhohes Wesen von einem K-0-Stern in der Nähe des Cen-Haufens, antwortete nervös: »Das bleibt abzuwarten, Sir. Wir haben keinerlei Aufzeichnungen von ihren Sprachmustern, und es gab während unserer Landung nur wenige Radiosendungen, auf die wir die Computer hätten abstimmen können.« Seine Stimme klang leicht missbilligend. »Ich bin nicht einmal sicher, welches der beiden Geschöpfe die dominierende Lebensform ist.«

»Das große vorn, ganz sicher«, sagte der Xenologe.

»Ich glaube, in den Legenden werden die Terraner, soweit sie nicht als hundert Foomp hohe Feueratmer geschildert werden, als Zweibeine erwähnt«, sagte der Professor ruhig. »Obwohl es auch vier Gliedmaßen hat, sind zwei offensichtlich manipulativer Natur. Ich würde jenes Geschöpf empfehlen.«

»Ich habe praktisch gar nichts, wovon ich ausgehen kann«, protestierte der Philologe.

»Es ist mir egal, ob Sie den Atem dabei anhalten, aber sehen Sie jedenfalls zu, dass Sie dort hinauskommen – und tun Sie etwas! Ich komme mir wie ein Idiot vor, wenn ich hier sitze.«

»Ja, Sir.«

»Ja, Sir – was?«

 

Der Philologe entschied, dass dies ein günstiger Zeitpunkt wäre, einen Primärkontakt zu versuchen. Er eilte zur Tür hinaus. Zumindest, dachte er, würde es auch nicht schwieriger sein, mit den Eingeborenen zu kommunizieren als mit dem Kommandanten. Er wünschte sich innig, er wäre wieder in seinem Gemeinschaftsnest.

Die Gruppe ging hinter dem Philologen auf die beiden Eingeborenen zu.

»Äh«, begann der Philologe und mühte sich mit den kehligen Lauten redlich ab, »wir kommen in Frieden, Terraner. Freunde. Kumpel. Genossen. Blutsbruderschaft. Wir gute Leute. Du comprende?«

»Ich Tarzan, du Jane«, sagte der Terraner.

Der Philologe drehte sich beunruhigt zu Rappan herum. »Ich fürchte, ich kann mit seiner Antwort nichts anfangen, Sir. Die Beziehung ist etwas obskur. Soll ich es noch einmal versuchen?«

»Lassen Sie es ruhig«, sagte der Terraner in fließendem, wenn auch etwas archaischem Galactico. »Alter Witz. Erstaunlich, dass alte Witze die Zeit besser überstehen als die meisten Denkmäler.« Er schien dabei leicht zu seufzen.

»Sie können ja reden!«, platzte der Xenologe heraus.

»Ein unglückseliges Gebrechen, von dem ich mich, wie es scheint, nicht trennen kann. Sic transit gloryoski. Zum Teufel mit den Veen. Aber kommen Sie doch zum Haus. Maria macht Eiscreme – hoffentlich mögen Sie Schokolade. Die sollten Sie versuchen, wenn ich auch nicht glaube, dass wir genug für King Kong hier haben.«

Zinin entschied sich dafür, diesen fremdartigen Aphorismus als neutrales Kompliment zu betrachten. Es blieb ihm nicht viel anderes übrig. Er versuchte, seine drei Meter hohe Gestalt kleiner zu machen, gab es dann aber auf, als ihm klar wurde, dass er gar nicht wusste, ob die versprochene Eiscreme nun etwas zu essen, Farbe oder ein leichtes Korrosionsmittel zum Säubern der Zähne war.

»Wir wissen Ihre Gastfreundschaft zu schätzen, Sir. Wir sind hierhergekommen, um eine sehr dringliche Angelegenheit mit Ihren Vorgesetzten zu diskutieren. Es geht vielleicht um mehr, als Sie begreifen können.« Bei diesen Worten musterte der Professor den Eingeborenen scharf, der seinen Blick mit gelassenem Selbstbewusstsein erwiderte. »Obwohl ich so das Gefühl habe, dass Sie vielleicht eine Ahnung von dem haben, was ich meine.«

Wenn dem Terraner eine Veränderung im Blick des Professors auffiel, so ließ er sich das nicht anmerken, sondern lächelte vielmehr Entschuldigung heischend.

»Zuerst die Eiscreme.«

 

Die Wohnung des Terraners war aus der Nähe betrachtet ein zweckmäßiges und doch nicht unschönes Gebäude. Es schien vorwiegend aus einheimischen Hölzern errichtet zu sein, mit nur wenigen Andeutungen von Metall. Ein kleines Vierbein lag auf seiner Eingangsstufe. Es hob den Kopf, um die Neuankömmlinge traurig mit weisen Augen zu mustern, ehe es wieder seine vormalige Position einnahm. Hätte der Professor irgend etwas über die Geschichte der terranischen Hunde gewusst, so wäre dieser stille Gruß für ihn wahrhaft interessant gewesen.

Das Gebäude ließ mehr Licht und Luft ins Innere, als man von draußen für möglich gehalten hätte. Das Mobiliar schien überwiegend von Hand gefertigt zu sein, mit einigen wenigen maschinell gesetzten Akzenten. Helle Farben dominierten, ohne dass es zu unangenehmen Kontrasten gekommen wäre (nicht dass terranische Farbenharmonie für die Besucher überhaupt etwas bedeutet hätte). Zumindest war der Bau groß genug, um alle unterzubringen.

Die Gefährtin von Jones war eine lebhafte, kleine, dunkle Frau unbestimmten Alters, ganz ähnlich ihrem Mann. Ein einzelner männlicher Nachkomme namens Flip starrte die im Haus seiner Eltern versammelten Gäste würdevoll von seinem Fenstersitz aus an. Er hielt einen Zweig oder Stock, mit dem er gelegentlich auf den Boden stieß.

»Ich muss schon sagen, Alex …«, sagte die Frau und hantierte an einer großen hölzernen Eiscrememaschine herum. »Du hast mir gar nicht gesagt, dass wir Besuch bekommen. Wie soll ich mich denn auf so etwas vorbereiten, wenn du mir nicht im Voraus Bescheid sagst?«

Der Eingeborene lächelte. »Tut mir leid, Honey, aber diese – äh – Gentlemen sind sozusagen hereingeplatzt. Ich hab ihnen Eiscreme versprochen.«

»Hoffentlich mögen Sie Schokolade«, sagte sie.

 

Als sie alle im Raum Platz genommen hatten, wobei sich jedes Wesen nach der Art zusammenkrümmte, die seiner Physiologie am besten entsprach, beschloss Kommandant Rappan, den vergnügten Dialog zu unterbrechen und zur Sache zu kommen. Ein Fraternisieren mit den Eingeborenen war gut und schön. Ohne Zweifel würde die Xeno-Abteilung das billigen. Nichtsdestoweniger war er keineswegs sicher, dass seine Kollegen, die unter beträchtlichem Druck standen, um die Yop-Angriffe zurückzuhalten, die Dinge ebenso betrachten würden.

Unglücklicherweise beanspruchte diese Sache, die sich Eiscreme nannte, ein ziemliches Maß an Aufmerksamkeit.

Zenin war einer der wenigen Anwesenden, dem das Gebräu nicht zusagte. Er beugte sich zur Seite und flüsterte Phrnnx zu: »Das sind die tödlichen Kämpfer, die wir auf unsere Seite ziehen sollen? Die Eroberer der Veen-Flotten? Der Stoff, aus dem die Schauergeschichten sind? Ich muss schon sagen, sie wirken richtig weichlich. Diesen Mann könnte ich mit einer Pfote zerdrücken. Er reicht mir ja kaum bis an die Augen!«

»Das tun nur wenige, Großer«, erwiderte Phrnnx und fügte eine Geste hinzu, die ironischen Humor zweiten Grades andeutete. »Aber das hat wohl kaum etwas zu sagen, so oder so. Obwohl ich einräumen muss, dass sie in der Tat ein wenig von der beschaulichen Art zu sein scheinen.«

Zenin schnaubte bloß.

»Von welchem Sternsystem kommt ihr Leute denn? Doch sicher nicht alle von demselben!«

»Wahrhaftig«, sagte der Professor. Jetzt kam ihm in den Sinn, was ihn seit der ersten Begegnung mit diesen Eingeborenen beschäftigt hatte. Für eine Rasse, die seit x-tausend Ipas keine extraplanetarischen Kontakte gehabt hatte, behandelten sie die Mannschaft der Tpin wie die Nachbarn von nebenan, die alle Augenblicke auf einen Besuch hereinschneiten. Selbst der Junge – wohin war er eigentlich verschwunden? – war ganz gelassen gewesen, als er sich Geschöpfen konfrontiert sah, die für ihn doch völlig fremdartig sein mussten. Ein wenig entnervend war das schon. »Es interessiert Sie vielleicht zu wissen, dass die Veen seit etwa 450.000 Ihrer Zeitdrehungen ausgestorben sind.«

Das Zweibein nickte verständnisvoll. »Das hatten wir auch angenommen. Als so viel Zeit verstrich und nichts geschah – so oder so, freundlich oder feindlich –, nahmen wir an, dass man uns vergessen und irgendwo abgelegt hätte.«

»Nicht vergessen«, sagte der Professor, »Legenden verweilen manchmal länger als die, die sie geschaffen haben. Am Ende der Veen-Terra-Kriege gab es eine Periode der – Verwirrung.« War das ein Zucken im Gesicht des Eingeborenen, eine Reaktion? Ja? Nein? »Als die Bürokratie, die die Veen errichtet hatten, von einer Welle von Möchtegern-Reichsgründern überschwemmt wurde, brach das interstellare Regierungssystem praktisch zusammen. Es dauerte eine Weile, bis die Dinge wieder ins Lot kamen. Deshalb haben wir euch auch jetzt kontaktiert.« Ob der andere die Lüge erkannte? »Jetzt hat sich ein anderes Problem ergeben.«

Wieder seufzte das Zweibein. »Ich hatte schon befürchtet, dass das nicht nur ein Höflichkeitsbesuch sein würde. Was haben Sie denn für ein Problem, Professor?«

Hin und wieder durch Bemerkungen von Rappan unterstützt, begann er, die gegenwärtige verzweifelte Situation in Bezug auf die Yops darzulegen und schloss mit der eindringlichen Bitte, alle früheren Differenzen zu vergessen und der Föderation zu Hilfe zu kommen.

Der Terraner hatte ihre Darlegungen ohne Bewegung angehört. Jetzt saß er in einer Haltung da, die auf höchste Konzentration schließen ließ, und schien auf Stimmen und Gedanken zu hören, die ihnen nicht zugänglich waren. Als er schließlich sein Gesicht wieder hob und sie ansah, spielte ein ernstes Lächeln um seine Lippen.

»Ich muss mich natürlich mit meinen – ›Vorgesetzten‹ beraten und ihnen Ihre Botschaft übermitteln. Es wäre für uns sehr schwierig, eine solche Entscheidung zu treffen. Wie Sie ja selbst sehen können« – dabei machte er eine allumfassende Geste – »haben wir unsere Existenzweise seit unserem Kampf gegen die Veen etwas verändert. Wir sind nicht länger auf die Produktion von Kriegsmaterial eingerichtet. Übrigens, wir hegen keinerlei Groll gegen irgendeinen von Ihnen. Ich habe keine Ahnung, ob meine Vorfahren und die Ihren sich je begegneten, geschweige denn miteinander Krieg führten. Wir haben auch nie irgendwelche Feindschaft gegenüber den Veen empfunden. Tatsächlich würde ich viel darum geben, genau zu wissen, warum sie überhaupt mit uns den Krieg angefangen haben.«

Phrnnx hatte die Erklärung des Professors gehört und blickte jetzt erwartungsvoll in dessen Richtung, aber der Professor blieb still.

»Natürlich würden wir«, fuhr der Terraner nach einer Weile fort, »als eine Geste Ihres guten Willens erwarten, dass Sie den Schirm auflösen. Wir haben zwar eine Menge herumgekritzelt und kalkuliert, aber das ist etwas, was wir nie ganz geschafft haben.«

»Natürlich«, sagte Rappan entschieden.

Das Zweibein richtete sich auf. »Ich werde eine Weile brauchen, um Ihre Nachricht an meine Vorgesetzten zu übermitteln. Inzwischen sollten Sie sich ganz frei fühlen, das Land und mein bescheidenes Haus zu genießen.« Er drehte sich um und ging in ein anderes Zimmer.

Die Frau musterte sie nachdenklich.

»Es spielt nicht etwa einer der Herren Bridge?«

 

Phrnnx schlenderte durch den nahegelegenen Wald und folgte dem Pfad, den ein munteres Bächlein geschaffen hatte. Das Studium des einfachen Eingeborenenhaushalts hatte ihn schnell gelangweilt, und im Gegensatz zu dem Professor oder Kommandant Rappan waren ihm die Feinheiten des terranischen »Bridge« ein etwas zu intellektueller Zeitvertreib, als dass sie ihm besonderes Vergnügen bereitet hätten. Die beiden Wissenschaftler hatten genügend gefunden, das sie beschäftigte, aber nachdem sie ihre gesammelten Daten und die Feststellung, dass die Dinge sich zufriedenstellend entwickelten, an das Schiff weitergeleitet hatten, war für einen Kommunikator wenig zu tun geblieben.

Das dichte Unterholz führte schräg vom Haus weg. Bei dem Richtungssinn, den seine Gattung besaß, hatte er keine Sorge, sich zu verlaufen, und die feuchte Kühle der Gegend kam dem Klima in den Regenwäldern zu Hause recht nahe. Die Gegend war voll von interessanten Geräuschen und neuen Gerüchen. Die Eingeborenenfrau hatte ihm versichert, dass in den Schatten keine gefährlichen Geschöpfe lauerten. Er genoss das alles in höchstem Maße. Ornithorphen und kleine Invertebraten – »Insekten« nannte man sie – huschten flink von einem Gewächs zum nächsten. Er hätte sie leicht mit seinen langen Saugern in der Luft aufschnappen können, war aber mit fremden Nahrungsmitteln höchst zurückhaltend, obwohl der Professor ihm versichert hatte, dass die eingeborenen Organika essbar seien. Außerdem hatte er keinen Hunger. Er schritt guter Dinge weiter.

Aber sein Spaziergang sollte schnell ein unangenehmes Ende finden.

Die Bäume schienen an einer Seite plötzlich zu enden. Er entdeckte ein Glitzern, wahrscheinlich der Reflex der Sonne auf dem Wasser, und wandte sich in jene Richtung. Seine Annahme traf zu. Vor ihm lag eine große Lichtung, an die ein See von einiger Größte grenzte. Im Vordergrund stand die winzige Gestalt von Flip, dem Sprössling der Eingeborenen. Er musterte zwei mächtige, glitzernde Gestalten im Raumpanzer. Sie passten nicht in das Bild.

Yops!

Phrnnx stand vor Schrecken wie gelähmt. Das Yop-Schlachtschiff, das er in der Nähe jenes roten Zwerges abgeschüttelt zu haben geglaubt hatte, saß halb innerhalb, halb außerhalb des blaugrünen Sees. Er nahm an, dass es sich um das nämliche Schiff handelte. Seine Geschützpforten standen weit offen. Truppen drängten sich um ein Landeportal an einer Seite des eineinhalb Kilometer langen Monstrums. Von der schieren Masse des mächtigen Schiffes war auf allen Seiten die Erde aufgewühlt worden. Die zwei Gestalten vorn waren ohne Zweifel Späher.

Tpin