ALAN DEAN FOSTER
PRISMA
Roman
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Widmung
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Hier ist etwas für Don und Dana Carroll,
das sie lesen können,
während sie in Italien Ordnung schaffen …
ES WAR EIN SCHÖNER TAG; klar und wolkenlos, hell (oh, und wie hell!) und freundlich, ein Tag, an dem alles möglich schien. Sogar das Sterben. Das Sterben hatte an sich nicht auf Evan Orgells Terminplan für diesen Tag gestanden, aber genau das war es, was zu erleiden er gerade im Begriff war, und er konnte verdammt noch mal nichts tun, um es zu verhindern.
Denn sein Anzug war defekt.
Um ihn herum strotzte die außergewöhnliche phantastische Welt namens Prisma vor Leben. Sein Aufenthalt auf Prisma sollte ihm eigentlich ein weiteres sorgenfreies Leben sichern. Nun schien es jedoch, als würde er ihm zu einem ganz anderen Schicksal verhelfen.
Die Luft, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, enthielt Sauerstoff, den er nicht atmen konnte. In der Nähe sprudelte ein Bach frischen kalten Wassers, das er nicht trinken konnte. Es floss durch einen Wald voller Pflanzen und Tiere, die er nicht essen konnte.
Die Sonne Prismas wärmte ihm das Gesicht. Sie war ungemein hell, aber nicht heißer als der Stern, der Evans Heimatwelt Samstatt umkreiste. Gegen Mittag war die Temperatur ausgesprochen angenehm. Er konnte die Luft Prismas atmen, konnte sein Wasser trinken, seine eigenen Rationen verzehren, und dennoch würde er sterben. Er würde sterben, weil sein Anzug defekt war.
Das durfte nicht sein. Es war ein ganz besonderer Anzug, sogar nach den einzigartigen Standards von Samstatt. Er war speziell für diesen Aufenthalt gebaut worden. Die Techniker und Designer hatten ihn eigens konstruiert, damit er ihn, seinen Träger, vor jeder vorstellbaren Gefahr, vor jeder möglichen Bedrohung schützte, die eine Welt wie Prisma bereithalten konnte. Was die Entwickler des Anzugs nicht voraussahen, nicht hatten voraussehen können, war die totale Fremdartigkeit der Bewohner Prismas, von ihrer außerordentlichen Klugheit ganz zu schweigen.
Es war nicht ausschließlich ihre Schuld, musste er zugeben. Die Techniker waren daran gewöhnt, Überlebensanzüge für die Arbeit auf Welten zu bauen, deren Lebensformen lediglich Varianten einer bekannten Version waren, nämlich der mit dem Kohlenstoffatom als Basis. Prisma war anders. Dort hatte die Evolution sich nach einem völlig anderen Start zu extrem unterschiedlichen Endprodukten hinbewegt.
Diese Evolution war es, die für den Defekt des Anzugs verantwortlich war.
Die helle Sonne brannte auf seine ungeschützte Gestalt herab. Während die Temperatur außerhalb seiner künstlichen Epidermis angenehm blieb, begann sie innen ihren unvermeidlichen Anstieg. Evan hatte das verzweifelte Bedürfnis nach einem Schluck Wasser. Er versuchte sich herumzurollen. Die endgültig verklemmten Servomotoren weigerten sich zu reagieren, und er blieb liegen, wie er gestürzt war, flach auf dem Rücken.
Der linke Arm wollte sich überhaupt nicht rühren. Der rechte knirschte und ächzte, als er ihn nach dem Wasser ausstreckte. Es war ein radikales Abweichen vom üblichen Vorgang, aber er dachte, er könne vielleicht etwas Wasser mit seiner einzigen noch lenkbaren Hand schöpfen, anstatt zu versuchen, Flüssigkeit aus dem Helmspender herauszuholen.
Angenommen, er schaffte es, wie sollte er aber das Wasser durch den undurchdringlichen Visor seines Anzugs an den Mund heranbekommen? Der rechte Arm erschlaffte, und er gab den Versuch auf, erschöpft von seinen Bemühungen, genauso wie Prisma ihn insgesamt ausgepumpt hatte, seit er auf seiner glänzenden desorientierenden Oberfläche gelandet war.
Auf Samstatt hatte es so einfach und geradlinig durchführbar ausgesehen. Eine unvergleichlich günstige Möglichkeit zum Aufstieg innerhalb der Firma. Eine Gefahr, dass er bei dieser Mission scheitern könnte, gab es praktisch nicht. Er hatte bisher noch nie versagt, oder etwa doch? Nicht Evan Orgell.
Methodisch, großartig, mit scharfer Auffassungsgabe und überlegen. Außerdem ungeduldig, anmaßend und arrogant. Alle diese Beschreibungen waren seit Beginn seiner Karriere sowohl von denen auf ihn angewendet worden, die ihn bewunderten, als auch von denen, die ihn hassten und beneideten. Alle waren mehr oder weniger genau zutreffend. Misserfolg war kein Begriff, der zu Evan Orgell passte.
Bis jetzt. Weil sein Anzug defekt war, und Überlebensanzüge versagten einfach nicht. So etwas durfte es nun mal nicht geben.
Wie es auch Prisma nicht geben durfte.
Er lag auf dem Rücken, versuchte seine restliche Energie zu sammeln und sein Atmen zu regulieren, während er überlegte, was er als nächstes tun sollte. Zuerst musste er aus der direkten Sonnenstrahlung hinausgelangen. Während er den rechten Arm als Hebel benutzte, schob er ihn unter den Körper und drückte. Die Servos jaulten, der Körper hob sich, und er schaffte es, zwei Meter nach rechts zu rollen, unter den Torus eines Kaskalariers. Ein winziger Sieg, ein sehr geringer Fortschritt, aber er fühlte sich jetzt etwas besser.
Der Kaskalarier besetzte auf Prisma die gleiche ökologische Nische wie ein Schattenbaum auf der Erde oder auf Samstatt, aber es war eigentlich kein richtiger Baum. Er hatte weder Blätter noch Chlorophyll. Sein dreiteiliger Stamm war drei Meter hoch. In dieser Höhe wuchsen starre Äste parallel zum Untergrund. Diese trugen einen transparenten, glasähnlichen Torus, der gefüllt war mit vielfältigen Lebensformen, einige davon freibeweglich, aber alle Teil der Mutterpflanze. Das Gebilde erinnerte Evan an einen implodierten Weihnachtsbaum.
Alles wuchs zum Stamm in der Mitte und zum Zentrum des Torus hin. Es gab keine Ausdehnung nach außen. Der Kampf um Lebensraum innerhalb des Torus fand heftig und ständig statt, dennoch war alles Teil des geschlossenen Systems des Kaskalariers. Die verschiedenen Lebensformen kämpften um Nahrung, was genauer hieß, dass sie sich um Sonnenlicht bemühten. Wie die meisten Lebensformen auf Prisma war der Kaskalarier ein Photovore.
Die dünne Außenhülle des Torus verstärkte das darauffallende Sonnenlicht. Innerhalb der schützenden brennglasähnlichen Hülle herrschten bei den Lebensformen die Farben Azurblau und Aquamarin vor. Hier und da ein paar Flecken Königsblau – etwas, das gewunden und wohlgenährt aussah. Aber es gab auch krank aussehende Stellen mit einer pinkfarbenen schwammigen Substanz, doch die waren eher selten.
Der Kaskalarier war eine organosilikate Struktur wie die meisten dominanten Lebensformen auf Prisma, denn diese Welt hatte als Lebensgrundlage sowohl Silizium als auch Kohlenstoff. Es war eine Welt aus Glas, Schönheit und Verwirrung.
Egal, dachte er, Schatten ist Schatten.
Als er den Kopf drehte, konnte er auf einen Fluss hinuntersehen. Auf den kühlen, reinen, schnell dahinströmenden Fluss, der sein Leben retten könnte, wenn er es schaffte, ihn zu erreichen. In dem Strom wimmelte es von Schneeflocken. Zwanzig davon fanden leicht in seiner Hand Platz.
Die Schneeflocken hatten winzige transparente Beine, die in breiten platten Tellerfüßen endeten. Auf dem Rücken befand sich ein einzelnes gekrümmtes Segel von der Größe eines Daumennagels. Sie versammelten sich dort, wo das Wasser ruhig war, und wurden von der Oberflächenspannung getragen. Wenn die Sonne hochstieg oder sank, veränderten sie ihre Haltung, um mit dem Segel so viel Sonnenlicht wie möglich einzufangen, wobei sie sich gegenseitig bedrängten und wegstießen, um in die beste Position zu gelangen. Jedes photorezeptive Segel hatte eine andere metallische Farbe: Karminrot, Kobaltblau, Dunkelrot, Smaragdgrün. Ein Paar winziger kristalliner Augen markierte die Lage des Kopfes, und die Augen wiesen die gleiche intensive Farbe auf wie das Segel ihrer Eigentümer.
Von der Sonne Prismas mit Energie versorgt, schossen die Lebewesen auf dem Wasser hin und her und benutzten ihre winzigen Vakuummundöffnungen, um die mineralreichen Siliziumflagellaten aufzusaugen, die von oben heruntergespült wurden. Gedanken an Raubtiere begannen Evan zu beunruhigen. Von dem Kaskalarier oder den bunten Schneeflocken drohte ihm keine Gefahr, aber er wusste, dass Prisma auch die Heimat von Lebewesen war, die ihn freudig auseinandernehmen würden. Nicht wegen seines Fleisches, sondern wegen des wertvollen Vorrats an Mineralien, die sein Körper enthielt. Der menschliche Körper war ein regelrechtes Reservoir voller gesuchter Spurenelemente, dergleichen sein Anzug. Ein großer Aasfresser würde zwischen Mann und Kleidung keinen Unterschied machen und beides mit gleichem Appetit verschlingen.
Sein Körper war besonders reich an Eisen, Kalium und Kalzium. Die reinste Mine. Meine Mine gehört mir, dachte er und war zu müde, um zu lachen. Die Sonne ließ die Innentemperatur weiter ansteigen, trotz des Schattens, den der Kaskalarier spendete. Er blinzelte vom eigenen Schweiß. Er musste etwas unternehmen.
Nein. Er musste schnellstens etwas tun, denn irgendwer oder irgendwas kam auf ihn zu. Er war sicher, dass seine Sehfähigkeit sich nicht derart verschlechtert hatte. Was immer sich näherte, war nicht sehr groß, aber das brauchte es auch nicht zu sein, um ernsten Schaden anzurichten, wenn man seinen hilflosen und schon halb todesstarren Zustand betrachtete.
Er konnte es nicht deutlich erkennen, denn der kontrastverstärkende Visor des Anzughelms funktionierte nicht ordnungsgemäß. Der Visor war notwenig, weil viele Lebensformen Prismas nach einer Lichtbrechungs- – anstatt einer normalen Geometrie – organisiert waren. Sie neigten dazu zu verschwimmen, wenn man sie lange betrachtete, da das menschliche Auge Muster und Ordnung suchte, wo etwas derartiges nicht existierte. Fraktale rangierten irgendwo zwischen der ersten und der zweiten Dimension oder der zweiten und der dritten. Niemand, nicht einmal die Mathematiker, waren sich ganz sicher.
Das war auch nicht schlimm, solange man durch die Hausdorf-Linsen schaute. Sie waren in den Visor des Anzugs eingebaut. Der zerbrochen war. Als Folge waren fraktal organisierte Gestalten und Formen nicht mehr richtig zu erkennen, wenn sie durch die falsch justierten Transparenzen betrachtet wurden. Wie das, was immer es war, das langsam auf ihn zukam.
Es war mehr als nur verwirrend. Man konnte davon verrückt werden. Glücklicherweise war er zu müde, um sich deswegen Sorgen zu machen. So furchtbar müde. Er konnte fühlen, wie er dahintrieb, einschlief oder das Bewusstsein verlor; er war nicht sicher, was genau mit ihm geschah. Es war sowieso gleichgültig.
Er hoffte nur, dass das fremde Wesen, das sich an seine bewegungslose Gestalt heranschlich, damit beginnen würde, seinen verdammten Anzug zu verzehren statt seinen hilflosen Insassen.
DER STURM TOBTE, während Evan eilig über die Korbyski Avenue ging. Er genoss es. Gewaltige Unwetter suchten regelmäßig diesen Teil Samstatts heim. Der Wind, der dichte Regen und die Blitze waren atemberaubend. Natürlich machte das Wetter ihm nicht das geringste aus, weil er, wie jedermann auf Samstatt, einen Anzug trug.
Er trug gerade den Dienstanzug eines Entwicklungsingenieurs, und zwar die halboffizielle Ausführung. Seine internen Stabilisatoren gestatteten ihm, ohne Mühe durch einen 70-Stundenkilometer-Sturm zu spazieren. Verdampfer und Wischer hielten den Gesichtsvisor sauber. Das thermosensitive Gewebe hielt ihn warm und trocken. Das leichte flexible Material war dunkelgrün gefärbt. Schwarze Streifen verliefen diagonal über Brust, linke Schulter und linkes Bein. Zwei Streifen in einem hellen Grün zierten die rechte Schulter. Evan legte Wert auf farblich gedeckte Kleidung.
Auf den Straßen wimmelte es von Menschen, die ihren täglichen Besorgungen nachgingen. Jeder trug einen individuell gemusterten Anzug, und keiner achtete auf den orkanartigen Sturm, der in der Stadt tobte.
Anzüge waren nicht nur für die bequem, die sie trugen, sondern auch für allen anderen, da ein Anzug nicht nur den persönlichen Geschmack seines Trägers verriet, sondern auch Aufschluss gab über sein – oder ihr – Gewerbe, über Wohlstand und persönliche Interessen. Evan kam an einer Frau vorbei, die Schwierigkeiten hatte, ihre Sprösslinge im Zaum zu halten. Sie spielten nämlich an ihren Stabilisatoren herum, so dass sie etwa einen Meter über dem Straßenpflaster in der Luft schwebten. Er konnte die Rufe und Ermahnungen über den omnidirektionalen universellen Kommunikator hören. Sie war unterwegs zu irgendeinem Geschäftsessen, hatte sich schon leicht verspätet und nicht die Zeit, sich mit unartigen Kindern herumzuplagen. Hinzu kam noch, dass sie, wenn sie nicht mit den Faxen aufhörten, ihren Ballettunterricht versäumen würden.
Die Drohung überzeugte die Kinder, ihre Stabilisatoren wieder richtig einzustellen. Sie sanken zurück auf das Straßenpflaster und bummelten still hinter ihrer Mutter her – wobei der Junge immer wieder ein paar Zentimeter aufstieg, bis ein scharfer Blick seiner Mutter ihn schnell wieder auf den Boden zurücksinken ließ.
Evan fand das Geplänkel zwischen Mutter und Sohn amüsant, bog um die nächste Ecke und stand vor einem mächtigen Bauwerk mit konkav geformter Fassade. Er ging durch den weiten Innenhof auf den imposanten Eingang zu. Über der Tür stand in großen Lettern die Schrift DIE AURORA-GRUPPE in blaues Kristall eingeprägt. Die Mitte des Innenhofs beherrschte ein drei Stockwerke hoher Brunnen in der Form des Firmenlogos – drei Welten, die eine Pyramide bildeten. Der Brunnen sprudelte ungestört und regelmäßig trotz des ständigen Windes. Der Wasserfluss wurde durch sorgfältig programmierte Druckdüsen gesteuert.
Die Tür erkannte ihn und ließ ihn durch. Als er ins Foyer trat, stellte sein Anzug sich automatisch auf die wärmere Temperatur im Gebäude ein. Nach Betätigung eines Knopfes am rechten Handgelenk falteten Visor und Helm sich nach hinten in die Halskrause des Anzugs und formten dabei einen hohen Kragen in dem Stil, wie die britischen Admiräle des siebzehnten Jahrhunderts ihn bevorzugt hatten. Als der Lift ihn schließlich im vierzigsten Stock entließ, hatte der Anzug sich selbst getrocknet und die Knitterfalten geglättet.
Nichts an seiner Erscheinung erinnerte daran, dass er die vergangene halbe Stunde mit einem Spaziergang durch einen Wirbelsturm verbracht hatte. Das Wetter von Samstatt war der Grund für die Entwicklung des Samstattschen Dienstanzugs. Was sich aus einer Notwendigkeit ergeben hatte, war durch Gewohnheit und Mode zu etwas beträchtlich Kunstvollerem entwickelt worden. Die wissenschaftliche Forschung hatte so unabsichtlich den Grundstein zur Entstehung einer gesellschaftlichen Tradition gelegt, die auf Samstatt einzigartig war.
Seram Machoka wartete auf ihn. Da im Büro des Präsidenten kein Tisch zu sehen war, würde dieses Treffen eher lockeren Charakter haben. Das war Evan nur recht. Er war immer dann am besten, wenn die diplomatischen Umgangsformen nicht beachtet werden mussten.
Er ging, weder durch menschliche noch durch mechanische Einwirkung gehindert, direkt hinein. Alles sah sehr lässig aus, aber seine Bewegungen wurden vom Firmen-Sicherheitsdienst genau überwacht. Es gab keinen Grund ihn aufzuhalten. Er war ein bekannter Angestellter der Firma in einem ebenso bekannten Firmenanzug.
Machoka lächelte und dirigierte Evan mit einer Geste zur Couch, auf er er lag, ohne sich zu erheben. Dann wandte er sich ab, als habe er praktisch jedes Interesse verloren, um durch die transparente Wand zu schauen und den Sturm zu beobachten, der die Stadt immer noch umklammerte.
Er trug den Kommunikationsanzug eines leitenden Angestellten, aber derart abgewandelt, dass er aussah, als wäre er aus Leder hergestellt. Eine Serie konzentrischer Kreise und abwechselnd gelber und weißer Streifen zierte die obere Hälfte des Anzugs und bedeckte die Fläche vom Taillengurt bis hinauf zur rechten Schulter. Die linke Seite des Anzugs beulte sich leicht aus. Sie war vollgestopft mit taktilen Kontrollen und Kontaktpunkten. Ein Schreibtisch war nicht mehr als eine rührend altmodische Formalität. Machokas Anzug ließ ihn mit jeder Abteilung der Firma Kontakt halten.
Evan wartete geduldig, überaus selbstbewusst wie immer, aber in schwerer Bedrängnis, seine Neugier zu zügeln. Er hatte vorher noch nie mit Machoka zu tun gehabt. Es hatte bisher keine Veranlassung gegeben, dass die beiden Männer persönlich zusammentrafen. Evan war ein Angestellter der Firma und Machoka ihr Präsident. Sie bewegten sich auf unterschiedlichen Ebenen. Nun lag jedoch ein Grund vor, dass diese Ebenen sich berührten, und er war gespannt.
Seine Arbeitskollegen hatten ihn wegen des anberaumten Termins gehänselt, obgleich Evan nicht leicht zu hänseln war. Das war ein Teil seiner Persönlichkeit, nämlich der Teil, der manchmal diejenigen ärgerte, die ihn nicht kannten, und die abstieß, die ihn kannten. Er konnte nicht begreifen, warum er jedermanns Respekt erringen konnte, aber nicht dessen Zuneigung. Er war freundlich und entgegenkommend, stets bereit, anderen bei der Lösung eines Problems zu helfen. Konnte er etwas dafür, dass er klüger war als sie? Seine imposante Erscheinung trug nicht gerade dazu bei, Freunde anzulocken. Große Menschen schüchtern nun mal ein, kleine Menschen sind schneller beliebt. Im Grunde unseres Herzens sind wir noch immer auf einem primitiven Kommunikationsstand, rief er sich stets ins Bewusstsein.
Einige Freunde kannten ihn gut genug, um seine täglichen olympischen Verkündigungen mit Vorbehalt aufzunehmen und Scherze über die Unzulänglichkeiten seiner Persönlichkeit zu machen. Sie hatten ihn zu diesem Termin mit dem obersten Chef beglückwünscht. Es konnte durchaus die Ankündigung eines großen Sprungs noch oben auf der Leiter der Firmenhierarchie bedeuten.
Wenigstens würde Evans Körpergröße Machoka nicht in die Enge drängen. Der Firmenchef war so groß wie Evan, wenngleich von dunklerer Hautfarbe und spärlicherer Haarpracht. Er trug spiralförmige Tätowierungen auf der Stirn und dem Hals und große runde Ohrringe aus Metall. Eine Speerspitze aus Titan klebte auf der rasierten Stirn. Sein persönliches Ziermuster schmückte den Schädel. Er trug keine Ringe oder Armreifen und nichts dergleichen am Anzug. Der signalisierte ausschließlich Arbeit und Leistung.
Schließlich wandte Machoka sich von dem Sturmpanorama ab, um seinen Besucher anzusehen. »Setzen Sie sich, Orgell!«
Trotz der begrüßenswerten Bemühungen des Amtsinhabers um eine Atmosphäre der Lockerheit und Ausgeglichenheit, spürte Evan die Anspannung in der Stimme des Präsidenten.
Er setzte sich auf die Couch. Sie stand dicht bei der transparenten Wand. Zwei Meter von ihm entfernt schleuderte der Sturm Regentropfen gegen das Pleximix.
Eine Stelle an Machokas Anzug piepte leise. Unwirsch, aber mit einem angedeuteten Lächeln um Entschuldigung bittend, tanzten seine Finger über die Kontrollen auf der rechten Anzugseite. Er flüsterte in Richtung seiner Brust, und Evan hörte ihn leise sagen: »Keine Gespräche während der nächsten Stunde, bitte.« Es ließ sich nicht feststellen, ob er mit einer Maschine oder mit einer Person sprach.
Mehrere Anzeigen auf der rechten Seite des Anzugs erloschen augenblicklich. Nur eine Kontrolle blieb aktiv. Sie leuchtete in ruhigem Rot.
»Es ist mir eine Freude, Sie zu sehen, Sir«, sagte Orgell höflich. Er hatte nicht erwartet, gelöster zu sein als der Firmenchef, aber es wurde deutlich, dass genau das der Fall war. Das ließ ihn noch selbstsicherer werden. Er hatte nicht die leisesten Zweifel, dass er fähig war, jedweden Auftrag auszuführen, den die Firma für ihn bereithielt. Das hatte er bisher immer geschafft.
Es gibt eine kleine Gruppe Menschen, die überzeugt sind, dass sie alles schaffen können, absolut alles, was von ihnen verlangt wird. Evan Orgell gehörte dazu. Natürlich war er nicht allmächtig. Er schaffte nicht alles. Aber er war überzeugt, dass er alles konnte. Und diese Art von Überzeugung ist schon eine Kraft an sich.
Machoka zupfte sich am linken Ärmel, bis er einen schmalen Armreif freigelegt hatte. Demnach hatte Evan sich geirrt, als er meinte, sein Chef trüge keinen Schmuck am Körper.
»Was halten Sie davon?«
Evan beugte sich vor, um den Reif zu betrachten. Er war hellgelb und rundum mit Facetten versehen. »Ich bin kein Edelsteinspezialist. Ich könnte nicht sagen, ob es ein natürlicher oder ein künstlicher Stein ist, geschweige denn ob er irgendeinen Wert hat.«
»Er ist natürlichen Ursprungs.« Machoka versuchte offensichtlich, seine Belustigung zu verbergen, und es dämmerte Evan, dass an dem Schmuck mehr war, als sich auf den ersten Blick erkennen ließ. Der Direktor erhob sich, kam zu Evans herüber und streckte den Arm vor, die Handfläche nach oben. »Da. Schauen Sie es sich genauer an!«
Evan folgte der Aufforderung und fragte sich, worauf er wohl besonders achten sollte. Viele Facetten, die von sicherer Hand geschnitten worden waren, entschied er. Ein dunkler Draht schien mitten durch den Kristall zu laufen, mit kleineren Drähten, die davon abzweigten. Einschlüsse irgendwelcher Art oder eine integrierte Stützmatrix, welche vom Juwelier eingesetzt worden war, um dem Stein Festigkeit zu verleihen. Das sagte er Machoka.
Der ältere Mann konnte sein Vergnügen nicht mehr länger verbergen. »Nein, Sie sind noch nicht einmal nahe dran.«
Evan wurde ein wenig unwirsch. Er hatte wichtige Arbeit zu tun, und wenn der Präsident der Firma jemanden brauchte, um irgendwelche Ratespiele zu veranstalten, dann sollte er sich verdammt noch mal einen anderen Kandidaten suchen.
Machoka spürte seinen Unmut und setzte eine etwas ernstere Miene auf. »Berühren Sie es!«, verlangte er und hielt ihm das Handgelenk hin. »Es fühlt sich sehr interessant an.«
Stirnrunzelnd streckte Evan die rechte Hand aus. Er bekam einen Eindruck von etwas Glattem und Wachsartigem, ehe ein scharfes Stechen die Hand zurückzucken ließ. Das Armband verdrehte sich leicht, ehe es an Machokas Handgelenk wieder zur Ruhe kam. Als es sich drehte, öffnete es sich für einen kurzen Moment. Evan machte zwei kleine gelbe Flecken an der Trennstelle aus: Augen. Dann schlüpfte der Kopf zurück in die Höhlung am Schwanz, und der Armreif entspannte sich erneut.
Machoka hob die Hand und betrachtete den Schmuck. »Keine hohe Spannung, aber ich denke, sie reicht aus, um die meisten Raubtiere und Räuber abzuschrecken.«
»Wenn das lustig sein sollte, ich fand es nicht lustig.« Evan streichelte sich die brennende Hand.
Machoka schaute auf ihn herunter. »Mir wurde erzählt, Sie hätten sehr viel Humor – es sei denn, es wird ein Scherz auf Ihre Kosten gemacht.« Diesmal schwieg Evan klugerweise. »Wir nennen es ein Spanset. Es handelt sich um eine organosilikate Lebensform.«
Evans Neugier überwand sehr schnell seine Verärgerung. »Wie eine Diatomee?«
»Viel höher entwickelt.«
Das Spanset klebte an Machokas Handgelenk, ohne sich zu rühren, und sah genauso aus wie ein Stück geschliffenes Zitrin. »Es lebt also. Was geben Sie ihm zu fressen? Ich kann hindurchsehen und entdecke weder einen Magen noch normale innere Organe.«
Machoka drehte sich zu der transparenten Wand um und hielt den Arm hoch. Das Licht drang ungehindert durch den Spansetkörper. »Sie lassen sich darauf trainieren, bestimmte Individuen zu erkennen. Es identifiziert mich durch das elektrische Feld meines Körpers. Jedenfalls haben die Biologen mir das erklärt. Und füttern? Es ist ein Photovore.«
»Ein was? Ich meine, ich weiß, was das bedeuten soll, aber ich habe diesen Begriff noch nie zuvor gehört.«
Machoka schaute ihn an und hob die Schultern. »Das ist das beste, was uns dazu eingefallen ist. Es ist ein Lichtfresser. Es lebt vom Sonnenlicht.« Er strich mit einem Finger liebevoll über die kristalline Oberfläche, die sich nicht bewegte. »Es verfügt über ein eigenes fotoelektrisches System. Anstatt Sonnenlicht in eine Form chemischer Energie umzuwandeln, verwandelt es Licht direkt in Elektrizität. Das ist bei einer Maschine ganz in Ordnung, aber nicht bei einem Lebewesen, und das Prinzip dieses Prozesses bringt unsere Forscher an den Rand des Wahnsinns. Mathematisch ist es alles möglich, aber diese Mathematik auf ein lebendes Wesen anzuwenden, das ist etwas völlig anderes.«
»Woher kommt es? Wo ist seine Heimatwelt?«
»Immer sachte! Immer nur ein Wunder auf einmal, Orgell!« Machoka nahm wieder Platz. »Was seine Heimat angeht und wie es dort aussieht, das wissen wir noch nicht. Aber wir wissen, wo sie liegt. Prisma.«
Evans Ausdruck änderte sich. »Reden wir hier über Physik, Philosophie oder von den schönen Augen der neuen Archivarin?«
»Es ist eine Welt. Eine neue Welt.«
»Sicher ist sie das. Davon höre ich nämlich zum ersten Mal, und mir entgeht nicht viel.«
»Es war beabsichtigt, dass speziell dies Ihnen und allen anderen verborgen blieb. Einer der Jäger unserer Firma stieß zufällig darauf. Nur sehr wenige Leute innerhalb der Organisation wissen davon. Und wir haben alles in Bewegung gesetzt, um die Entdeckung aus den Medien herauszuhalten. Keine weitere Person weiß darüber Bescheid.«
Der kleinen Ehre bewusst, die man ihm angedeihen ließ, fuhr Evan vorsichtig fort: »Ich kann verstehen, warum Sie versuchen, es geheim zu halten.« Er wies mit einem Kopfnicken auf Machokas Handgelenk. »Wenn man zum Beispiel die kommerziellen Möglichkeiten bedenkt – stellen Sie sich Schmuck vor, der sich selbst gegen Diebe verteidigt.«
Wieder beschrieb der Präsident mit dem Handgelenk eine Geste. »Das ist nichts, gar nichts. Ein Scherz, ein Spielzeug. Nach dem bisschen, was wir von diesem Ort in der Ferne bisher wissen, sind die Möglichkeiten dort …« Er schluckte, fing noch einmal von vorn an. »Wir können noch nicht einmal andeutungsweise die Möglichkeiten ermessen. Ich jedenfalls gewiss nicht. Rein wissenschaftlich bin ich kaum mehr als ein Laie. Ich bin ein Verwaltungsfachmann, kein Chemiker, kein Produktanalytiker.« Er erhob sich plötzlich und ging vor seinem Besucher auf und ab.
»Orgell, wir wissen gar nicht, was wir hier haben, außer dass es etwas ganz Großes ist. Größer als alles, was wir uns je erträumt haben. Größer als jedes Produkt, mit dem die Firma sich jemals beschäftigte. Diese Welt ist nicht mehr neu; sie ist radikal anders. Sie ist so fremd, dass meine Leute noch immer darüber streiten, ob Biologen oder Geologen die Forschung und die ersten Entwicklungsschritte leiten sollen. Diese Sache mit den organosilikaten Lebensformen ist nicht einmalig. Einige existieren hier auf Samstatt, einige auf der Erde. Aber nicht in diesem Ausmaß. Und die ganze Klasse der Photovoren ist völlig neu.«
Evan betrachtete das Spanset erneut. »Und es lebt ausschließlich von Sonnenlicht?«
»Nein. Er nimmt bescheidene Mengen bestimmter Mineralien und Salze auf. Man könnte es durchaus Nahrung nennen.« Er zögerte. »Sie bekommen ausführliche Instruktionen, ehe Sie aufbrechen.«
»Ehe ich wohin aufbreche, Sir?«, fragte Evan ruhig, obgleich er sich die Antwort sehr wohl denken konnte.
»Nach Prisma, natürlich.«
»Ich bin weder Biologe noch Chemiker, Sir.«
Machoka wandte sich nach rechts und berührte eine Schalterreihe auf seiner Brust. Ein mit Lederrücken versehener Videoschirm, etwa zehn Zentimeter im Quadrat, schob sich aus der Armlehne des Ruhesessels heraus. Der Präsident stützte das Kinn in eine Hand, während er die Angaben studierte, die der Schirm ihm lieferte, und sprach weiter, ohne den Blick von dem Schirm zu lösen.
»Nein, das sind Sie nicht. Sie sind ein Interdisziplinärer, ein Alleskönner. Sie holen sich etwas aus diesem und aus jenem Gebiet und finden Lösungen zu Problemen.« Er blickte von dem Schirm auf. »Wir haben bereits Spezialisten, die auf Prisma arbeiten. Offensichtlich kommen sie mit ihrer Arbeit nicht weiter. Es scheint, als steckten sie in Schwierigkeiten.«
»Welche Schwierigkeiten?«
»Das wissen wir nicht. Das ist Teil unseres Problems, wir wissen es nicht, weil wir seit einiger Zeit mit der Station dort keine Verbindung mehr haben herstellen können. Wenn es sich um etwas handelte, das sich leicht reparieren oder beherrschen ließe, dann hätte das Stationspersonal es längst erledigt. Aber das ist nicht geschehen. Es kann durchaus nicht mehr sein als ein simpler Defekt des Kommunikationssystems, dessen Reparatur den Einbau eines bestimmten Ersatzteils erforderlich macht, das sie zufälligerweise nicht auf Lager haben.«
»Warum werde ich dann hinzugezogen? Schicken Sie doch einen Kommunikationstrupp!«
»Sie waren doch wesentlich an der Entwicklung der Avilla-Fremdwelt-Explorations-Software beteiligt, oder nicht?«
»Nicht ganz. Ich war derjenige, der sie entwickelte.«
»Demnach kann man sagen, dass Sie sich, wenngleich Ihre Erfahrungen im direkten Umgang mit Fremdwelten nur begrenzt sind, mittels Computer und der Software, die Sie entwickelt haben, tatsächlich mit im wahrsten Sinne des Wortes Hunderten von schwierigen und komplexen Fremdweltproblemen befasst und diese auch gelöst haben?«
Evan nickte. »Das ist richtig.«
»Sie sind daher unter diesem Aspekt weitaus besser ausgerüstet, um jedwedem Problem zu begegnen, das sich auf Prisma ergeben hat, als die meisten unserer Außendienstleute.«
»Vielleicht. Das erklärt aber immer noch nicht, warum Sie keinen Trupp losschicken. Wenn Sie einen Generalisten brauchen, dann bin ich Ihr Mann, aber ich verstehe nicht, warum Sie mir nicht wenigstens ein paar Spezialisten mitgeben.«
Machoka trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf der Armlehne der Couch. Plötzlich versetzte er der oberen Gehäusefläche des Videoschirms einen harten Schlag und ließ ihn in seinem Schacht versinken.
»Sie haben gefragt, warum Sie nichts von der Entdeckung Prismas gehört haben. Sie verdienen eine Antwort.«
»Ich glaube, ich habe mir schon eine hergeleitet.«
»Dann verdienen Sie zumindest eine Bestätigung. Sie haben nichts davon gehört, weil die Anwesenheit der Aurora-Gruppe dort zu diesem Zeitpunkt, nun, nennen wir es – halblegal ist.«
Evan gab sich Mühe, nicht zu lächeln. »Heißt das, jemand anderer könnte sie als halb illegal bezeichnen?«
»Nur wenn der Betreffende nicht besonders taktvoll wäre«, sagte Machoka ruhig. »Es ist uns gelungen, auf der Oberfläche eine kleine Forschungsstation einzurichten. Das ist bisher alles. Und das ist auch die Stelle, von der wir die wenigen Informationen bekommen haben, die uns bis jetzt erreicht haben.«
»Zusammen mit Ihrem Schoßtier.«
Machoka betrachtete stolz sein Handgelenk. »Ja. Die Funkkontakte waren bisher bestenfalls spärlich und mussten gründlich chiffriert werden. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen, so fürchte ich, wurden sie abgehört. Es ist nicht einfach, die Entdeckung einer ganzen Welt vor dem übrigen Commonwealth geheim zu halten.
Wenn wir unsere Entdeckung bekanntgeben, dann steht Prisma nach den Gesetzen des Commonwealth der Entwicklung durch jede Gesellschaft oder jedes Individuum offen, welche sich nach Terra oder Hivehom begibt und sich die Forschungs- und Ausbeutungsrechte verschafft. Und schon bald rennen dort überall die Regierungstypen vom Büro für Standards herum und achten darauf, dass man seine Zulassung nicht überschreitet, die Rechte anderer nicht beschneidet, und erschweren ganz allgemein unseren eigenen Leuten die Arbeit.«
»Ich verstehe.«
Machoka nickte langsam. »Ich wusste, dass Sie das verstehen. Der springende Punkt bei allem ist der: Falls das Projekt tatsächlich von fremder Seite überwacht wird, müssen wir unsere Aktivitäten so gering wie möglich halten. Das schließt die Aussendung eines voll ausgerüsteten Bewertungsteams aus. Das ist genau die Art von Aktivität, die diese Bastarde bei Reliance oder Coway-Thranx oder dem Helvetia Konsortium oder bei jeder anderen Konkurrenz mit niedrigeren Geschäftsprinzipien bemerken würden. Und wenn wir ein freies Team von außerhalb der Gruppe anheuern, dann setzen wir die Geheimhaltung noch entscheidender aufs Spiel.
Aber es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Anwesenheit eines einzigen Aurora-Angestellten in dieser Gegend unliebsames Interesse weckt. Da wir nichts über den genauen Charakter des Problems auf Prisma wissen, müssen wir einen Generalisten hinschicken, um herauszufinden, was dort los ist, ehe wir entscheiden, wie es sich am Besten lösen lässt.«
»Also ich.«
»Also Sie, jawohl. Allein die Tatsache, dass Sie unseren Konkurrenten nicht als Fremdwelt-Spezialist bekannt sind, ist für uns von Vorteil. Sie können nichts von Ihrer Arbeit im Zusammenhang mit der Avilla-Software wissen.« Machoka betrachtete nachdenklich den Bereich der Armlehne, der den Videoschirm verschluckt hatte, und entschied sich dagegen, ihn wieder auftauchen zu lassen.
»Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass darüber mit niemandem sonst gesprochen werden darf. Falls jemand Ihrer Mitarbeiter Sie fragen sollte, wohin Sie reisen, dann antworten Sie, Sie würden nach Inter-Kansastan geschickt, um an der halbjährlichen Konferenz über die genetische Manipulation von Getreidesamen teilzunehmen. Die Crew des Schiffs, mit dem Sie reisen werden, hat Instruktionen, einen schnellen Vorbeiflug an Prisma vorzunehmen, um Sie abzusetzen. Sie werden abgeholt, sobald Sie es verlangen, aber nicht vorher.«
»Einen Moment mal! Wie kann ich darum bitten, abgeholt zu werden, wenn das Hauptproblem der Station ihr Kommunikationssystem ist?«
Machoka lächelte stolz. »Warten Sie ab, bis Sie den Anzug sehen, in dem Sie arbeiten werden. Solange der Tiefraum-Leitstrahl nicht durch ein Erdbeben oder sonst irgendwas unterbrochen wird, können Sie sich mit der Anzugelektronik direkt ins Generatorsystem der Basis einschalten. In diesem Anzug steckt weit mehr als nur Ihre Avilla-Software. Unsere Ingenieure sind berechtigterweise sehr stolz darauf.« Er hielt inne und stellte die Finger gegeneinander.
»Es gibt Mitglieder des Vorstands, die meinen, ich ginge in dieser Angelegenheit zu vorsichtig vor. Ich glaube das nicht. Es steht hier zuviel auf dem Spiel. Das ist zu wichtig für die Firma, für mich, für uns alle. Eine Menge Gewinn und zukünftiger Nutzen hängen von dieser Entdeckung und ihrer nachfolgenden Ausbeutung ab – wenn wir die Angelegenheit noch für ein oder zwei Jahre geheim halten können. Das heißt, geldgierige Ausbeuter wie die Leute von Reliance und Helvetia im Ungewissen lassen. Das bedeutet aber auch, alles vor dem Commonwealth Council geheim zu halten. Von der Vereinigten Kirche ganz zu schweigen. Ich möchte diese Bande von frömmelnden Moralisten nicht auf Prisma herumschleichen sehen, bevor wir uns dort gründlich festgesetzt haben.
Wenn wir alles für ein oder zwei Jahre geheim halten können, dann haben wir uns eine Basis geschaffen. Danach macht es überhaupt nichts mehr aus, wenn der ganze Commonwealth von Prisma erfährt. Wir werden einen derartigen Vorsprung in der Forschung und der Erkundung haben, dass jede andere Gesellschaft, die sich auf Prisma festsetzen will, für die Verwendung unserer Erkenntnisse zahlen muss, und wenn auch nur weil es billiger ist, als selbst bei Null anzufangen. Das gilt auch für die Regierung und die Kirche.«
»Und wenn man uns auf die Schliche kommt?«
Machoka hob die Schultern. »Wenn es ein Konkurrent ist, dann verlieren wir eine Menge Geld. Wenn es die Regierung oder die Kirche ist, dann verlieren wir unsere Freiheit. Ganz gleich, unter welchem Blickwinkel man es betrachtet: Prisma stellt ein großes Risiko dar.«
»Jedes Risiko birgt auch Faszination. Prisma erscheint mir faszinierend, nicht gefährlich.«
»Schon wieder Ihr Selbstvertrauen! Möge es Ihnen stets erhalten bleiben. Demnach sind Sie einverstanden?«
»Natürlich bin ich einverstanden. Hatten Sie angenommen, ich würde mich weigern? Ich habe noch niemals einen Auftrag der Firma abgelehnt.«
»Man sagte mir, dass Sie so reagieren würden. Ich kenne Ihre Einstellung.«
»Mit meiner Einstellung ist alles in Ordnung«, erwiderte Evan verteidigend.
»Wirklich? Mir wurde mitgeteilt, Sie seien unerträglich arrogant.«
»Ich bin nicht arrogant. Ich vertraue nur meinen Fähigkeiten.«
»Nun, das ist es, was hier gebraucht wird.«
»Ich habe bereits mehr als tausend theoretische Fremdwelten-Probleme während der Entwicklung der Avilla-Software gelöst. Ich bezweifle, dass es auf Prisma irgend etwas gibt, dem ich nicht schon in der Theorie, wenn nicht gar in der Praxis begegnet bin. Ich bin sicher, ich kann das Problem erkennen und eine Lösung dafür finden.«
»Das hoffe ich auch, Orgell. Ich hoffe, dass diese Welt Sie nicht mit dem tausendundersten Problem konfrontiert, nämlich dem Problem, mit dem Sie es bisher noch nicht zu tun hatten.«
Evan wurde allmählich ungeduldig. Wenn Machoka versuchte, ihm angst zu machen, so gelang ihm das nicht. »Wissen wir denn über diese Welt nichts anderes, als dass sie anders ist?«
»Sicher. Die üblichen Grundinformationen, die jeder Entwicklung vorausgehen. Ich habe gehört, dass das Klima erträglich ist, die Luft atembar und dass es keine Krankheiten gibt, die uns schaden könnten. Jedenfalls keine durch Erreger ausgelöste Krankheiten. Natürlich steckt die Forschung in den Anfängen, aber nach allem, was bisher bis zu uns gedrungen ist, scheint der Ort ein exotisches Paradies zu sein. Das Ganze könnte sich am Ende als ein Ferienaufenthalt für Sie herausstellen.«
Sicher, dachte Evan. Außer dass die Urlauber, die vor ihm nach Prisma gegangen waren, nun mit niemandem mehr Verbindung hatten. Er rieb geistesabwesend die Stelle, wo das Spanset ihn gestochen hatte. Das Unerwartete des Schlages hatte ihn mehr erschreckt als alles andere, aber dennoch – was wäre, wenn dies nur ein Beispiel für die Verteidigungsmechanismen war, welche von den örtlichen Lebensformen eingesetzt wurden?
»Ich bedaure, Ihnen nicht mehr erzählen zu können, aber Sie bekommen alle Informationen, die Sie brauchen, um Ihre Mission durchzuführen. Schließlich werden Sie sich ja nicht auf der Oberfläche des Planeten herumtreiben. Dafür sind die Spezialisten in der Station da. Sie werden lediglich ein willkommener Bote sein, obgleich ich hoffe, dass Sie das Problem selbst lösen können und somit der Firma einige Zeit und viel Geld sparen.«
»Ich werde gewiss mein Bestes tun, Sir.«
»Ja, auch das geht aus Ihren Akten hervor. Aber tragen Sie den Kopf jetzt nicht zu hoch!«
»Das werde ich nicht tun, es sei denn die Atmosphäre dort ist leichter, als Sie es mir gesagt haben.«
»Demnach haben Sie also doch Humor. Gut. Ihnen steht bis zum Startzeitpunkt jegliche Hilfe zur Verfügung. Zögern Sie nicht, um alles zu bitten, was Sie brauchen. Wir geben Ihnen die perfekte Tarnung. Sie werden Erster Klasse zur wichtigsten Interweltlichen Konferenz über Genetik reisen. Memorieren Sie lieber noch mal Ihre Mendelschen Mantras, falls Sie den Profi spielen müssen. Wenn Sie irgendwas aus der Firmenbibliothek brauchen …«
»Meine eigene ist ganz gut ausgestattet, Sir, aber danke für Ihr Angebot.«
»Schon wieder einer dieser gierigen Leser, der sich Ummengen von Informationen über alle möglichen Bereiche verschafft, hm? Ich wünschte, ich hätte dazu die Zeit. Unglücklicherweise muss jemand diese Firma leiten, und derjenige bin ich. Alles, was ich in meiner knappen Zeit lesen kann, sind Zahlenkolonnen und Personalanalysen. Trockenes, totes Zeug.« Er hielt den Arm hoch, um das Spanset noch einmal zu begutachten. »Nichts ist so aufregend wie dies. Ich beneide Sie um Ihren Auftrag. Ich wäre über alle Maßen daran interessiert, diese Welt selbst zu sehen, aber ich kann die Tagesarbeit und die Leitung der Firma niemandem übertragen. Und selbst wenn ich es könnte, wäre es unmöglich, mein Kommen und Gehen vor unserer Konkurrenz geheim zu halten. Daher werden Sie meine Augen und Ohren auf diesem Trip sein, Evan.« Es war das erste Mal, dass er den Vornamen seines Besuchers benutzte. Eine List, wie Evan wusste.
»Soll ich irgendwelche speziellen Anzüge einpacken, Sir?«
»Die Standard-Komfortanzüge des privaten Reisenden. Die Firma wird Ihnen ein paar neue zur Verfügung stellen, wenn Sie wollen. Sie können es sich während des zivilisierten Teils der Reise ruhig bequem machen. Es ist ein weiter Weg.«
»Und wie wird mein Nichterscheinen auf der Konferenz erklärt werden?«
»Ich erkenne schon, dass Sie mit der richtigen Einstellung an die Sache herangehen. Machen Sie sich keine Sorgen! Eine einleuchtende Erklärung wird vorbereitet, falls jemand sich die Mühe gemacht hat, Sie zu überwachen. Ich glaube kaum, dass es der Fall sein wird, aber wir wollen auf jeden Fall ganz sicher gehen. Belasten Sie sich nicht mit Kleinigkeiten. Die werden schon erledigt. Reisen Sie einfach nur nach Prisma, finden Sie heraus, was dort los ist, schreiben Sie einen Bericht, den sogar ich verstehe, und teilen Sie uns mit, was diese Leute brauchen, damit sie mit ihrer Arbeit fortfahren können.
Ich sagte ja, dass wir Prisma für ein oder zwei Jahre allein für uns haben wollen. Wir brauchen sehr viel Glück, um es für ein Jahr zu schaffen. Vielleicht haben wir auch nicht die Hälfte Zeit, ganz gleich, wie vorsichtig wir sind. Das bedeutet, dass jede Stunde und jeder Tag eine weitere Stunde und ein weiterer Tag sind, um den Vorsprung vor unseren Konkurrenten auszubauen.«
»Ich kann morgen schon aufbrechen, wenn das nötig ist.«
»Gut.« Machoka erhob sich von der Liege. Evan schloss daraus, dass das Treffen beendet war. Er erhob sich, und die beiden Männer drückten sich die Hand.
»Ich bin sehr an einem direkten Bericht interessiert, wenn Sie zurückkommen«, sagte Machoka, während sie zum Fahrstuhl gingen. »Vielleicht können Sie etwas aus dem herauslesen, was man mir bisher gezeigt hat. Ich habe die Chips von Prisma in Ultrazeitlupe durchlaufen lassen, und verdammt noch mal, ich kann nicht mal die Hälfte davon verstehen, was ich sehe.«
»Ich freue mich jetzt schon auf das Treffen, Sir.«
Evan wurde die Information auf sein Heimgerät überspielt, und er konnte Machokas Verwirrung verstehen. Trotz seines beträchtlichen Umfangs an eigenem Wissen stellte er fest, dass er ständig das Playback anhalten und seine Referenztexte zu Rate ziehen musste.
Der rein wissenschaftliche Aspekt war schlimm genug, wenn man diese Welt voller Photovoren und Organosilikate betrachtete, aber es blieb auch noch die Frage nach den Erscheinungsformen der Lebewesen. Die Lebensformen, die im Vorausbericht beschrieben wurden, konnten nicht existieren. Sicherlich waren sie von einer Reihe betrunkener Künstler entwickelt worden, die ihre Phantastereien als Realität verstanden wissen wollten.
Ein Teil des Problems war, dass so viele der aufgezeichneten Bilder undeutlich waren. Der Bericht entschuldigte sich dafür und äußerte sich über das Fotografieren von Fraktalgeometrien ohne die Hilfe von Hausdorf-Linsen. Fraktale Geometrie? Hausdorf-Linsen? Zurück zu den Referenztexten.
Sein Geist summte, als er sich am nächsten Tag in einer Abteilung der Firma meldete, von deren Existenz er nicht einmal etwas geahnt hatte. Sie befand sich in einem kleinen Fabrikkomplex außerhalb der Stadt. Von außen sah das Gebäude völlig durchschnittlich aus. Drinnen war es alles andere.
Dort war es, wo sie ihm den MFW zeigten.
ER HATTE SCHON VON IHNEN GEHÖRT, aber er hatte noch nie einen gesehen – außer in einer gelegentlichen Nachrichtenmeldung über die Erforschung einer neuen Welt. Ganz gewiss hatte er niemals damit gerechnet, einen angemessen zu bekommen. Dennoch sollte der MFW, der vor ihm stand, der seine sein.
Der Mobile Feindwelten-Anzug, und zwar dessen neuestes und bei weitem höchstentwickelte Modell (jedenfalls prahlten die Techniker, die ihn vorführten, vor ihm damit), war dazu geschaffen, einen Forscher auf einer von Gefahren wimmelnden Welt mit einer totalen Überlebenshilfe und vollkommenem Schutz zu versehen. Er war solide und steif anstatt flexibel wie der Tagesarbeits-Anzug, den er ansonsten trug.
Sie steckten ihn in den MFW, ließen ihm Zeit, sich darin heimisch zu fühlen, und führten dann eine umfassende Prüfung der Anzugsysteme durch. Selbst diese geringe Instruktion und Vorbereitung war unnötig, weil der Anzug seinen Träger darin unterweisen konnte, wie er am besten zu nutzen war. Er hatte keine Probleme mit der Instrumentierung, und die meisten Kontrollen wurden mit gesprochenen Befehlen gesteuert. Der Anzug war ein Juwel moderner Technik, eine Art Verlängerung des eigenen Körpers. Sein Betreiber wäre auf der Oberfläche von Prisma oder jeder anderen Welt bestens geschützt. Seine letzten Besorgnisse hinsichtlich der bevorstehenden Reise verflogen.
Ein weiterer Sturm überfiel die Stadt, während er nach Hause zurückkehrte, aber er konnte es nicht sehen. Er sah nur seine Zukunft, die sich vor ihm ausbreitete. Vielleicht eine Vize-Präsidentschaft. Der leitende Berater der Firma. Er würde von einigen sicherlich als überheblich angesehen werden (ehrlich, er würde niemals begreifen, wie die Leute zu einer solchen Meinung über ihn gelangen konnten!), aber das würde seinen Aufstieg auf der Erfolgsleiter nicht bremsen. Leistung war das, was für Männer wie Machoka zählte, und die würde Evan Orgell bringen. Seine fünfundzwanzig Jahre bei der Firma sollten endlich belohnt werden. Er musste lediglich ein Problem orten, eine Lösung vorschlagen und einen simplen Bericht darüber anfertigen.
Was Machoka nicht wusste: Evan hätte sogar für die Gelegenheit bezahlt, einen Ort zu besuchen, der ähnlich faszinierend zu sein versprach wie Prisma.
Er kehrte so schnell wie möglich nach Hause zurück und achtete nicht auf den Regen. Auf den Straßen herrschte wie immer reger Betrieb. Mehrere Stadtangestellte waren damit beschäftigt, ein verstopftes Abflussrohr zu reinigen. Einer trug einen Anzug voller Anschlussbuchsen, durch die er zwei andere Arbeiter mit Energie versorgte, deren Anzüge wiederum mit Reparatur- und Räumarmen ausgestattet waren.
Er kam an einem Arzt und einer Krankenschwester vorbei. Sie sahen in ihren vertrauten rot-weiß gestreiften Sanitäteranzügen aus wie Zuckerstangen. Die roten Streifen leuchteten schwach und verkündeten, dass sie außer Dienst waren. Ihre Anzüge enthielten zusammen genügend medizinische Geräte, um am Einsatzort alles bis hin zum mittelschwierigen chirurgischen Eingriff auszuführen. Eine kompliziertere Operation machte den Einsatz mit Spezialanzügen ausgerüsteter Techniker erforderlich.
Evan hatte in einem alten Geschichtstext von einer Einrichtung gelesen, die ›Hospital‹ genannt wurde. Offenbar hatten die Alten die Schwerverletzten tatsächlich in fabrikähnliche Gebäude geschafft, um sie dort zu behandeln, statt die notwendigen Maßnahmen gleich an Ort und Stelle durchzuführen. Man stelle sich vor, da wurden Unfallopfer dem Trauma des Bewegtwerdens ausgesetzt!
Ein Zivilpolizist in seinem gepanzerten hellblauen Anzug unterhielt sich mit einem Nachrichtenspender. Der Anzug des letzteren verfügte über mehrere leuchtende Tridee-Schirme, jeder mit einem Hardcopy-Drucker versehen für jene, die etwas kaufen wollten. Während er einen der Schirme betrachtete, prallte Evan beinahe mit einer Frau zusammen, die Werbung für einen neuen TriDee machte. Der biegsame Schirm, den sie vom Hals bis zu den Knien trug, gab Szenen des angekündigten Schauspiels wieder. Um zu gewährleisten, dass unaufmerksame Passanten sich die Werbespots auch wirklich ansahen, verschwand das Videoplayback in unregelmäßigen Intervallen, und der Schirm wurde total durchsichtig – aber nur für eine Sekunde –, ehe der Werbespot weiterlief.
Drei Kinder waren vor einem Süßwarenladen stehengeblieben. Er bemerkte sie nur, weil sie laut genug quengelten und weinten, um alles andere zu übertönen, was über seinen Kommunikator zu hören war. Die vorbeieilenden Erwachsenen überhörten ihr Geschrei, denn die Kleinen wurden längst versorgt – von ihren Anzügen, welche unprogrammierte oder unnötige Einmischungen nicht duldeten. Nur ein Elternteil oder ein Beamter der Schulverwaltung konnte das Programm ändern, und so mussten die Kinder lernen, mit dem Fruchtsaft und der Milch zufrieden zu sein, die ihre Kleidung ihnen ausreichend spendete.
Solche Überlegungen erinnerten Evan daran, dass er selbst hungrig war. Er betätigte eine der Kontrollen, die sich im linken Ärmel seines Anzugs befanden. Ein kleiner Spender, der auf der rechten Schulter saß, glitt nach vorn, bis er sich in der richtigen Stellung befand. Auf ein paar Kassavachips folgte eine Portion heißen Samstattschen Tees, der stark gesüßt war. Der Imbiss reichte völlig aus, um seinen Schritten für den Rest des Heimwegs frische Energie zu verleihen.
Natürlich verließ er seinen Anzug nicht, ehe er sicher und unversehrt in seiner Wohnung war. Es hatte wenig Sinn, eine Verhaftung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu riskieren.
Die großzügigen Räume waren vollgestopft und in Unordnung und bildeten einen scharfen Kontrast zum Geist ihres Bewohners. Datenbänder und Mikrochip-Register waren in den Ecken, stapelten sich auf den Tischen und Schränken und sogar in der Küche. Und die Bücher natürlich. Evans wenige Besucher unterließen es niemals, auf das Vorhandensein der Bücher hinzuweisen. Echte Bücher, gedruckt auf Baumspänen.
Ein Speicherchip mochte hundertmal, ja tausendmal so viele Informationen enthalten, aber es hatte nichts sinnlich Erregendes, ein solches Chip in der Hand zu halten. Ein echtes Buch lieferte fühlbares und sichtbares Vergnügen wie auch Informationen.