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Vermutlich sind die Kreel die hässlichste und bösartigste Spezies in der gesamten Galaxis. Und ausgerechnet dieser primitiven Rasse fällt ein einzigartiges Waffenarsenal in die Hände. Diese Waffen stammen von einer hochentwickelten Zivilisation der Vorzeit und sind selbst der Föderationstechnologie weit überlegen. Die Kreel haben damit nur eins im Sinn: ihre Erzfeinde, die Klingonen, zu vernichten.

 

Starfleet will alles tun, um den noch jungen Frieden mit dem klingonischen Imperium nicht zu gefährden. Captain Jean-Luc Picard erhält den Auftrag, die gegnerischen Parteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Mit einer Klingonen- und einer Kreel-Delegation an Bord nimmt die Enterprise Kurs auf den geheimnisvollen »Planeten der Waffen«.

 

Captain Picard muss sein ganzes diplomatisches Geschick aufbieten, um Auseinadersetzungen zwischen den feindlichen Lagern zu verhindern. Unter den Klingonen gibt es noch immer einige, die Verhandlungen mit Schwäche und Feigheit gleichsetzen. Und die Kreel verfolgen sowieso ganz andere Pläne …

 

Eine neue Folge der STAR TREK-Serie »Die nächste Generation«

 

Über das Buch

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

 

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PETER DAVID

 

 

 

PLANET DER WAFFEN

 

Star Trek

The Next Generation

 

 

 

 

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

 

 

 

 

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www.diezukunft.de

 

 

 

Für Myra, Shana und Guinevere,

die meine Arbeit ermöglicht haben

Prolog

 

Sand knirschte unter Stiefeln, in denen dreizehige Füße steckten. Budian blieb so plötzlich stehen, dass er fast ausrutschte, und seine drei Begleiter lachten leise. Er wirbelte herum, bleckte spitze Zähne und zischte: »Still! Ich will nichts hören!«

Ein Fremder ohne Übersetzungsmodul hätte nur kehliges Knurren, unartikuliertes Grollen und asthmatisches Schnaufen vernommen, untermalt von einigen ruckartigen Gesten. Die Kreel standen in dem wenig beneidenswerten Ruf, sich mit einer besonders grässlich klingenden Sprache zu verständigen.

Auch ihrem äußeren Erscheinungsbild mangelte es an Ästhetik. Die Kreel verdankten ihre Existenz offenbar einer Laune der Natur: Spindeldürre, insektenhafte Beine trugen einen dicken, sehnigen und fast dreieckigen Torso, der aus einer ganz anderen Ära der biologischen Evolution zu stammen schien. Die langen Arme reichten bis zum Boden herab. Budian und seine Artgenossen waren sehr stolz auf ihre Körper, und aus diesem Grund wählten sie spärliche Kleidung – Kniehosen und knappe Umhänge –, um soviel Muskeln wie möglich zu zeigen. Die Angehörigen anderer Spezies reagierten darauf eher mit Abscheu, und dafür gab es einen guten Grund: Die rote, faltige und runzlige Haut erweckte den Eindruck, als litten die Kreel an chronischem Sonnenbrand. Darüber hinaus zeigten sich hier und dort zottelige Haarbüschel.

Der Kopf saß übergangslos auf knochigen Schultern. Wenn Kreel einen Blick zur Seite oder nach hinten werfen wollten, mussten sie sich praktisch ganz umdrehen. Breite, vorstehende Kieferknochen verliehen den Gesichtern kantige Züge; untertassengroße Augen legten die Vermutung nahe, dass auf dem Heimatplaneten immerwährendes Zwielicht herrschte. Die Welt, auf der sie sich nun befanden, bot völlig andere Umweltbedingungen, und sie empfanden den grellen Schein der Sonne als schmerzhaft.

Die drei anderen Mitglieder der Landegruppe vernahmen Budians Befehl und nickten hastig, indem sie in der Hüfte einknickten. (Ihr Gebaren erinnerte an den traditionellen japanischen Gruß.) Der Kommandant lächelte und zeigte erneut lange Zähne, bevor er seinen Stellvertreter heranwinkte.

»Was meinen Sie, Aneel?«, fragte er. »Was zeigen die Instrumente an?«

Aneel holte ein Ortungsgerät hervor, das die gleichen Funktionen erfüllte wie ein Tricorder, jedoch nicht annähernd so zuverlässig arbeitete – zwischen der Kreel-Technik und den technologischen Standards der Föderation klaffte eine breite wissenschaftliche Lücke. Aneel drehte den Apparat einige Male hin und her. »Die Indikatoren bleiben auf den Nullmarken«, sagte er nervös. »Ich glaube, das Ding ist defekt.«

»Nun?«

»Nun was?«, fragte Aneel vorsichtig.

»Reparieren Sie's, verdammter Idiot!«

Der Ärger des Kommandanten verunsicherte Aneel. Er traf eine rasche Entscheidung, hob die dreifingrige Hand und schlug auf den Detektor.

Kleine Kontrolllampen leuchteten auf, und ein leises Summen erklang. Aneel zwinkerte überrascht, sah seinen Vorgesetzten an und erwartete ein Lob. Budian nickte. »Wo?«, erkundigte er sich.

Aneel betrachtete die Anzeigen und streckte den Arm aus. »Dort drüben.«

Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und marschierte in die angegebene Richtung. Aneel übernahm nun die Führung, und Budian blieb dicht hinter ihm, wandte sich ein wenig nach rechts. Er versuchte, sowohl seinen Stellvertreter als auch die beiden anderen Kreel im Auge zu behalten, hielt es für besser, ihnen mit gesundem Misstrauen zu begegnen.

Ab und zu beobachtete er argwöhnisch den Himmel, was natürlich überhaupt nichts nützte. Wenn die verdammten anderen erschienen – verflucht seien ihre Namen; möge das Schicksal ihre Frauen mit Unfruchtbarkeit strafen! –, um Anspruch auf diese Welt zu erheben – die sich zweifellos im stellaren Territorium der Kreel befand –, so gab es keine Möglichkeit, entsprechende Raumschiffe von der Planetenoberfläche aus zu erkennen. Budian wusste das natürlich, doch sein Blick glitt immer wieder übers Firmament.

Mittag. Die Luft schien zu brodeln, und der Himmel bot sich in einem gleichförmigen, brennenden Rot dar. In der Ferne hörte Budian das beständige Sirren der Insekten. Es bestand keine Gefahr, aber das unaufhörliche Zirpen ging ihm auf die Nerven.

»Hier müssen wir durch.«

Budian sah auf und rügte sich stumm für seine Unaufmerksamkeit – so etwas konnte fatal sein. »Wo müssen wir durch, Aneel?«, fragte er.

Der Stellvertreter des Kommandanten zeigte auf eine steinerne Barriere. Sie gehörte zu einem Gebirgsmassiv, das vor der Landegruppe in die Höhe wuchs.

»Der Zugang?«

»Ja, Sir.«

»Und wie, zum Flarg, erreichen wir ihn?«

Aneel gestikulierte hilflos. »Ich weiß nicht, Sir.«

Budian seufzte hingebungsvoll. Er konnte Idioten nicht ausstehen, und die Vorstellung, sich selbst zum Narren zu machen, bereitete ihm Unbehagen. Er griff nach seinem Gürtel und zog die Waffe aus dem Halfter. »Zurück«, wies er seine Begleiter an, hielt den Intervaller in beiden Händen und legte an. Er spannte die Muskeln, bereitete sich auf den Rückstoß des Strahlers vor.

Die Entfernung betrug nur drei Meter, und konzentrierte akustische Energie fraß sich in den Fels. Hartes Gestein löste sich auf. Staub wallte, umwogte die Kreel. Budian und seine Gefährten achteten kaum darauf – Schmutz machte ihnen nichts aus.

»Sie schaffen es, Sir!«, rief Aneel. Der Kommandant nickte und schoss weiter, nahm den Finger erst vom Auslöser, als die Wolke aus pulverisiertem Granit alle Konturen der Umgebung verschlang.

»Wundervoll, Sir«, sagte Aneel.

»Schweigen Sie.«

»Ja, Sir.«

Budian blieb reglos stehen und wartete darauf, dass sich der Dunst lichtete. Gespannt fragte er sich, welche Geheimnisse der Berg nun für sie enthüllte.

Allmählich wehte der Wind den Staub davon, und einige Sekunden später hielt Budian verblüfft den Atem an.

Er sah eine Öffnung im steilen Hang. Offenbar hatte sich unter dem Fels eine Tür verborgen: Nach wie vor glänzte am Rand ausgefranstes Metall – der Rest war dem Strahl des Intervallers zum Opfer gefallen. Eine Treppe schloss sich an die zerstörte Pforte an.

Die Kreel wechselten kurze Blicke, wichen respektvoll zurück und überließen Budian den Vortritt.

Unter diesen besonderen Umständen hätte der Kommandant gern darauf verzichtet, Anführer der Landegruppe zu sein.

 

Der Schlachtkreuzer Kothulu schwenkte in den Orbit des Planeten, den man schlicht und einfach DQN 1196 nannte. Die Entfernung zur gleißenden roten Sonne betrug rund hundert Millionen Kilometer, und ihr Licht spiegelte sich düster auf stählernen Flanken wider.

»Commander?«

Der Mann im Sessel des Befehlsstands sah nicht sofort auf – man wartete zunächst, wenn man von einem Untergebenen angesprochen wurde. Andernfalls wirkte man zu eifrig und neugierig. Ein guter klingonischer Kommandant erweckte immer den Anschein, als wisse er bereits über alles Bescheid. Die unausgesprochene Botschaft lautete: »Warum brauchen Sie so lange, um das Offensichtliche zu berichten?«

»Commander?«, erklang es erneut.

Langsam bis drei zählen, dann: »Ja, Tron?«

»Die Sensoren registrieren Lebensformen auf dem Planeten.«

Der Commander nickte. »Bestimmt Kreel.«

Eine kurze Pause, schließlich nickte Tron. Er verbannte die Bewunderung aus seiner Stimme, als er antwortete: »Ich glaube ja, Sir.« Untergebene ließen es sich nie anmerken, wenn sie von der Geistesgegenwart und Kompetenz ihrer Vorgesetzten beeindruckt wurden.

Der Commander neigte den breiten Kopf ein wenig zur Seite. »Die vom Geheimdienst übermittelten Informationen stimmen also. Kreel-Abschaum treibt sich in diesem System herum.«

»Was könnten die Abscheulichen hier gefunden haben, Commander?« Unmittelbar darauf biss sich Tron auf die Zunge. Fragen deuteten auf begrenzte Kenntnisse hin.

Die spöttische Reaktion des Kommandanten überraschte ihn nicht. »Ja, was wohl, Tron?«, erwiderte er so laut, dass ihn die ganze Brückencrew hörte. »Bestimmt irgendwelche Dinge, die nur für eine so primitive Spezies wie die Kreel von Interesse sind.«

Der Commander stand langsam auf. Tron erriet die Absicht seines Vorgesetzten und betätigte einige Interkom-Tasten. »Der Transporterraum meldet Bereitschaft, Sir. Ihr Befehl genügt, um alle georteten Individuen an Bord zu beamen.«

Der Kommandant schnaufte abfällig. »Sollen wir dem Kreel-Gesindel erlauben, unser schönes Schiff zu beschmutzen? Nein, Tron. Stellen Sie ein Landeteam zusammen und sehen Sie sich auf dem Planeten um. Stellen Sie fest, was die Ehrlosen dort entdeckt haben.«

»Ja, Sir«, bestätigte Tron. Seine Stimme klang dumpf. »Allerdings haben Sie eben darauf hingewiesen, dort unten könne es nichts geben, was für uns von Bedeutung wäre.«

»Ja«, entgegnete der Commander ruhig.

»Wieso schicken Sie dann eine Untersuchungsgruppe?«

Der Kommandant drehte sich um, trat auf Tron zu und blieb dicht vor ihm stehen. »Selbst Würmer, die sich durch einen verfaulenden Kadaver fressen, finden manchmal den einen oder anderen Leckerbissen.«

 

Die Kreel blinzelten verwundert und vergaßen ihre typische Überheblichkeit.

Sie wankten durch die Öffnung im Berghang und begannen damit, eine lange Treppe hinabzuklettern. Dunkelheit umhüllte sie. Jemand hob eine Lampe und richtete den Lichtstrahl nach unten, doch das Schimmern verlor sich irgendwo in der Finsternis. Budian setzte den Weg widerstrebend fort und versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Die anderen folgten ihm unsicher.

Stufen aus Metall, eine Treppe, die kein Ende zu nehmen schien. Einmal blieb Aneel kurz stehen und sah auf den Stahl – Stahl? – herab. Vergeblich hielt er nach Staub Ausschau und wandte sich mit einer entsprechenden Bemerkung an Budian. »Es ist fast so, als weise die Substanz Schmutz ab«, meinte er.

»Dann können Sie von Glück sagen, dass Sie nicht einfach davongeschleudert werden«, knurrte der Anführer.

Daraufhin entschied Aneel, seine Beobachtungen für sich zu behalten.

Nach einer Weile brachten sie die letzten Stufen hinter sich. Einige Meter entfernt bemerkten sie eine hohe Tür, in deren Metall seltsame Symbole leuchteten – Zeichen, die den Kreel völlig unverständlich blieben. Budian holte tief Luft, und als er sich dem Portal näherte, schwang es lautlos auf.

Licht flutete Aneel und seinen Begleitern entgegen. Sie zwinkerten verwirrt und zogen die Intervaller, um für einen Angriff gewappnet zu sein. Doch es blieb alles still, und die großen Augen der Kreel gewöhnten sich rasch an die Helligkeit.

Sie standen nun vor einem Korridor, der in zwei verschiedene Richtungen führte: breite, runde Tunnel aus massivem Metall.

Die Höhe betrug mindestens sechs Meter. Als Budian genauer hinsah, stellte er fest, dass die Wände aus gewölbten Platten bestanden, jeweils einen knappen Quadratmeter groß und so gut angepasst, dass man kaum Fugen zwischen ihnen erkennen konnte. Budian strich mit den Fingerkuppen drüber hinweg und spürte nur eine glatte Fläche. Verdutzt schüttelte er den Kopf – und damit auch den Torso. »Wer könnte dies geschaffen haben?« Er flüsterte nur, doch in der Stille klang seine Stimme seltsam laut.

Aneel vollführte eine vage Geste, blieb jedoch stumm. Nun, Budian hatte auch keine Antwort erwartet.

»Dort entlang«, wies er die beiden anderen Mitglieder der Forschungsgruppe an und deutete in den linken Gang. Dann sagte er zu seinem Stellvertreter: »Sie kommen mit mir.«

Aneel war alles andere als begeistert. Die Aussicht, Budian Gesellschaft zu leisten, behagte ihm ganz und gar nicht. Er hätte es vorgezogen, sofort zum Raumschiff zurückzukehren, das draußen auf sie wartete und zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit versprach.

Einmal mehr bedauerte er es, dass die Kreel über kein Transportersystem verfügten – damit wäre alles einfacher gewesen. Aber solche Techniken wurden nur von den reicheren und höher entwickelten Völkern verwendet, von jenen Rassen, die den Kreel mit Verachtung begegneten. Oh, wir könnten es ihnen zeigen!, dachte Aneel wütend. Ja, wir könnten die ganze Galaxis unterwerfen. Mit den Waffen der … der …

Er spuckte. Budian drehte sich um und bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Ist das ein Zeichen von Kritik?«, fragte er drohend.

»Nein, Sir«, erwiderte Aneel. Sein beiläufiger Tonfall bewies, dass er die Wahrheit sagte. »Ich habe mich nur gerade an die Klingonen erinnert.«

»Sollen ihre verdammten Schlachtkreuzer verrosten«, zischte Budian. »Möge sich die Sonne ihrer Heimatwelt in eine Nova verwandeln.«

Sie spuckten beide, setzten sich wieder in Bewegung und ließen Speichelflecken auf dem Boden zurück. Die Kreel nutzten praktisch jede Gelegenheit, ihren Erzfeind zu verfluchen; angesichts der klingonischen Überlegenheit mussten sie sich auf Spucke und deftige Ausdrücke beschränken.

Als Budian und Aneel weitergingen, kam es hinter ihnen zu gespenstischer Aktivität. Ein Teil des Boden erschimmerte matt, und der Speichel verschwand spurlos.

 

»Sie sind nicht hier«, sagte Spyre.

Tron nickte und sah durch die offene Luke des Kreel-Schiffes. Das Ding war kaum mehr als ein zusammengeflicktes Wrack, und Tron bemerkte mindestens vier verschiedene Technologien. Vorsichtig kletterte er ins Innere und wich den größten Schmutzansammlungen aus. Einige Sekunden lang starrte er verblüfft auf die Navigationskontrollen, griff hinter die Schalttafel und fand Klebeband.

Beim Imperator – Klebeband! Es grenzte an ein Wunder, dass dieses Schiff noch nicht explodiert war. Tron ließ das Kabelbündel los und drehte sich zu seinen Leuten um.

»Sucht den Abschaum«, sagte er.

»Sollen wir die Kreel erschießen, wenn wir sie finden?«

Dünne Falten bildeten sich in Trons Stirn. Vor der Großen Erleuchtung hätten die Klingonen kaum gezögert, die Parasiten zu töten. »Der Commander entscheidet über ihr Schicksal«, erwiderte er. »Mir wäre es ebenfalls lieber, sie sofort umzubringen, aber wahrscheinlich verfahren wir folgendermaßen mit ihnen …« Tron schnitt eine Grimasse. »Wir werfen sie in ihre Scouteinheit, richten einen Traktorstrahl auf das ›Schiff‹ und bringen es in den interstellaren Raum. Dort überlassen wir die Kreel sich selbst. Wie dem auch sei: Niemand zwingt uns, das Gesindel freundlich zu behandeln, wenn wir es finden.«

 

Budian und Aneel konnten es kaum fassen.

Sie wanderten durch mehrere Zimmer, und die Türen glitten sofort auf, wenn sie sich ihnen näherten. Die unterirdische Anlage schien geradezu versessen darauf zu sein, sie in ihre Geheimnisse einzuweihen. In jeder Kammer entdeckten die Kreel …

»Waffen«, sagte Aneel, blieb stehen und berührte ehrfürchtig eine kleine Erg-Schleuder. Im Vergleich mit den recht klobigen Intervallern der Forschungsgruppe wirkte dieser Strahler weitaus anmutiger und eleganter. An seinem Zweck konnte nicht der geringste Zweifel bestehen.

Budian riss seinem Stellvertreter das Artefakt aus der Hand. »Damit könnten Sie sich verletzen«, sagte er scharf. Oder mich, fügte er in Gedanken hinzu. »Kommen Sie. Mal sehen, was sich am Ende des Korridors befindet.«

»Aber …« Aneel winkte hilflos. »Sollten wir uns nicht in den anderen Räumen umsehen und die Waffen katalogisieren?«

»Ich bin ziemlich sicher, dass sie nicht einfach verschwinden. Vielleicht lagern sie schon seit einer halben Ewigkeit – oder noch länger – an diesem Ort, und sie werden auch weiterhin hierbleiben. Ich möchte feststellen, was uns diese Anlage außerdem anzubieten hat. Anschließend beginnen wir mit einer gründlichen Inventur. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«

»Ja, Sir«, antwortete Aneel. Es klang nicht sonderlich begeistert.

Sie setzten den Weg fort, und Aneel bemühte sich, nicht zur Seite zu sehen. Nach einer Weile führte der Korridor nach links, beschrieb dann eine weitere Kurve … Budian verharrte abrupt, als er weiter vorn eine Bewegung bemerkte. Er handelte aus einem Reflex heraus, hob die kleine Waffe und betätigte den Auslöser.

Einen Sekundenbruchteil zu spät begriff er, dass er auf ein Mitglied seiner Gruppe feuerte.

Der betreffende Kreel hob die Hände.

»Halt, ich bin …«, begann er – und löste sich auf. Es zuckte kein Blitz aus dem Lauf des Strahlers. Nur ein vages Glühen löste sich vom Projektionsfokus, und unmittelbar darauf existierte der Kreel nicht mehr. Ebenso gut hätte Budian eine holografische Darstellung deaktivieren können.

»Erschrecken Sie mich nicht so!«, donnerte der Kommandant. Sein Blick galt leerer Luft – es ging alles so schnell, dass er gar nicht begriff, was geschah. »Ich hasse es, wenn …« Er unterbrach sich abrupt, als er verstand.

Budian starrte auf die Stelle, an der eben noch jemand gestanden hatte, wandte sich dann an die beiden anderen Kreel. Sie wichen einen Schritt zurück, als fürchteten sie, es könne ihnen ähnlich ergehen.

Budians Hand schloss sich fester um den Kolben der Waffe. »Begleiten Sie mich«, sagte er und winkte. Die beiden Männer folgten ihm stumm.

Die Korridore bildeten einen Rundgang, an den sich eine weitere Passage anschloss. Budian und seine beiden Gefährten folgten ihrem Verlauf, schritten an Zimmern mit faszinierender Technologie vorbei, sahen Wandinschriften, deren Bedeutung ihnen ein Rätsel blieb.

Schließlich fanden sie sich in einer Sackgasse wieder.

Eine besonders große und massive Tür versperrte ihnen den Weg. In einem sägezahnartigen Muster trafen die beiden Seiten aufeinander – wie ein hungriges Maul, das jeden zermalmen konnte, der sich zu nahe heranwagte. Rechts befand sich eine kleine Schalttafel aus bunten, rechteckigen Kontrollflächen. Zehn vertikal, vier horizontal. Insgesamt vierzig.

Die Tür öffnete sich nicht.

Budian trat auf sie zu und wartete vergeblich auf eine Reaktion der beiden metallenen Flügel. Vielleicht stellte die Pforte schon seit Jahrtausenden eine Barriere dar – und offenbar hatte sie die Absicht, auch weiterhin geschlossen zu bleiben.

»Geben Sie gut acht«, wies Budian seine Begleiter an. Er hob die fremde Waffe, zielte und feuerte.

Die Tür schien nicht viel davon zu halten: Der Strahler verschwand.

Zusammen mit der Hand.

Einfach so. Budians rechter Arm endete nun am Handgelenk, in einem kauterisierten Stumpf.

Der Anführer des Forschungsteams starrte verblüfft darauf herab, und eine sonderbare Benommenheit erfasste seine Gedanken. Die beiden anderen Kreel schnappten entsetzt nach Luft – eine Bestätigung dafür, dass Budian keineswegs an Halluzinationen litt. Diese Erkenntnis führte zu einem Schock. Der Kommandant taumelte zurück, lehnte sich an die Wand und umklammerte den Stumpf mit der linken Hand.

Er versuchte, Finger zu krümmen, die überhaupt nicht mehr existierten. Er spürte sie ganz deutlich – oder glaubte es wenigstens. Und während er voller Grauen die hornige Schicht am Unterarm beobachtete, gellte es hinter seiner Stirn: Die Hand ist noch immer da! Ich fühle sie!

»Sir …«, brachte Aneel hervor. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Die unerhörte Dummheit dieser Frage verschlug Budian die Sprache.

»Wir …« Der dritte Kreel namens Deni räusperte sich. »Wir sollten zum Schiff zurückkehren.«

»Nein.« Kaum mehr als ein Hauch.

»Aber …«

»Nein!«, knurrte Budian. Erster Schmerz tastete an den abgetrennten Nervenbahnen entlang, doch der Kommandant verdrängte ihn aus seinem bewussten Empfinden, nahm sich vor, später zu schreien, in seiner Kabine an Bord der Scouteinheit. Nicht hier. Nicht jetzt. »Nein. Zuerst öffnen wir diese verdammte Tür.«

Aneel und Deni machten kein Hehl aus ihrer Betroffenheit. Ganz offensichtlich befürchteten sie, dass Budian ihnen den Befehl gab, ebenfalls auf das Portal zu schießen. Sie wechselten einen heimlichen Blick und beschlossen wortlos, ihren Vorgesetzten zu töten, falls er sie zu einem derart verhängnisvollen Handeln aufforderte.

Glücklicherweise – in erster Linie für Budian, mag man annehmen, obwohl es eigentlich gar keine Rolle spielte – dachte der Kommandant gar nicht daran, eine solche Anweisung zu geben. Statt dessen nahm er seine ganze Kraft zusammen, stieß sich von der Wand ab und näherte sich der Schaltfläche. Er hielt den Stumpf in der linken Armbeuge, und allmählich ließ das schmerzhafte Stechen ein wenig nach. Dennoch zweifelte er nicht daran, dass er die fehlende Hand noch monatelang spüren würde.

Er strich über die Kontrolltafel, und daraufhin leuchteten die vierzig farbigen Rechtecke auf. Ein leises Summen ertönte, und bunte Lichter spiegelten sich in Budians faltigem Gesicht wider.

»Eine Art Kombinationsschloss«, brummte er. »Wahrscheinlich muss man die einzelnen Komponenten in einer bestimmten Reihenfolge berühren.«

»Wie … wie öffnen wir das Portal?«, fragte Aneel.

»Indem wir es mit verschiedenen Kombinationen versuchen – bis wir die richtige finden.«

»Aber das könnte ziemlich lange dauern …«

Budian drehte sich ruckartig zu ihm um. Zorn funkelte in seinen Augen. »Diese verdammte Tür hat mich eine Hand gekostet! Ich werde feststellen, was sich hinter ihr befindet! Wer auch immer diese Anlage baute: Die Unbekannten hinterließen Waffen, die weitaus mächtiger sind als unsere. Vielleicht auch besser als die der Klingonen. Aber offenbar hielten sie es für angebracht, irgend etwas hinter einer Pforte zu verbergen, die sich nicht so ohne weiteres öffnen lässt. Ich will herausfinden, um was es sich handelt, klar?«

Er wandte sich erneut der Kontrollfläche zu und berührte mehrere Rechtecke. Sie glühten auf, und jedes Mal ertönte ein leises Ping in einer anderen Tonhöhe. Doch die Tür … Sie blieb weiterhin geschlossen, weigerte sich hartnäckig, ihr Geheimnis preiszugeben.

Plötzlich erklang ein fast schrilles Heulen.

Budian sah seine beiden Männer an, die zwei Meter entfernt standen. »Was halten Sie davon?«

Es begann grotesk. Während Budian auf eine Antwort wartete, beobachtete er, wie sich Aneels Gesicht in eine Fratze des Entsetzens verwandelte. Deni keuchte und wich einen Schritt zurück.

Budian gewann den Eindruck, als wüchsen die beiden Kreel, doch kurz darauf gelangte er zu dem durchaus richtigen Schluss, dass er schrumpfte.

Er sah an sich herab und erkannte die grässliche Wahrheit.

Er löste sich auf.

Seine Füße verloren ihre Form, verwandelten sich in eine breiige Masse. Noch während er sich zu dieser Feststellung durchrang, erfasste der Veränderungsprozess auch die Schienbeine und Knie. Irgend etwas zischte leise – das war alles. Es stank nicht nach verbranntem Fleisch. Es floss auch kein Blut. Budian fühlte nicht einmal Schmerzen.

Er klappte den Mund auf und gab völlig unverständliche Lautfolgen von sich. Furcht und Schrecken erfassten ihn, als er beobachtete, wie sein Körper, sein herrlicher Leib, Molekül um Molekül zerstört wurde.

Er brüllte und schrie, aber er verzichtete darauf, um Hilfe zu flehen. So etwas gehörte sich nicht für einen Kreel. Auf grauenhafte Art und Weise sterben, ja – aber am Stolz festhalten.

Der Brustkorb verschwand ebenfalls, und Budian blieb nach wie vor bei Bewusstsein. Er konnte sehen und hören und fühlte. Er wusste, was mit ihm geschah.

Bei allen Göttern!, fuhr es ihm durch den Sinn. Es soll aufhören, endlich aufhören! Doch das verheerende Etwas kroch weiter empor, erreichte den Hals … Der Kopf fiel zu Boden und schmolz, aber das Gehirn starb nicht sofort, empfing Eindrücke, verarbeitete sie.

Die Augen übermittelten Budian ein letztes Bild: Aneel und Deni grinsten breit.

Kurz darauf erglühte der Boden und verschluckte die Reste des Kreel-Commanders.

 

Tron stand am steilen Hang, starrte in die Öffnung und betrachtete erstaunt die Metallreste einer Tür. »Wie ist das möglich?«, murmelte er. »Wie konnten unsere Forschungsgruppen diese Anlage übersehen?«

Es war natürlich eine rhetorische Frage. Tron und seine Begleiter befanden sich zum ersten Mal auf dem Planeten, und deshalb wusste niemand eine Antwort. Einer der anderen Klingonen dachte: Vielleicht wollte sie sich nicht entdecken lassen. Nichts weiter als eine private Spekulation, auf den mentalen Kosmos beschränkt. Der entsprechende Mann hielt es für unangebracht, sich mit einem solchen Hinweis an Tron zu wenden.

Zufälligerweise hatte er recht. Aber die anderen Klingonen wären ohnehin nicht bereit gewesen, ihm zu glauben.

»Na schön«, sagte Tron und winkte. »Sehen wir uns die Sache aus der Nähe an.«

»Komm nur, klingonisches Schwein«, erklang eine kehlige Stimme in der Höhle. Der Akzent war unverkennbar.

Tron verzog das Gesicht. »Rieche ich da Kreel-Gestank in …«

Weiter kam er nicht. Links neben ihm explodierte etwas, und jähes Feuer verbrannte einen Klingonen zu Asche.

Tron reagierte sofort. »Rückzug!«, rief er, und die Angehörigen der Landegruppe zögerten nicht, entfernten sich vom Hang und schossen auf den Zugang. Strahlblitze rasten in die Schwärze, kochten über blankes Metall.

Aneel und Deni erwiderten das Feuer. Tron und seine Gefährten ahnten nicht, dass sie sich auf den Stufen der langen Treppe duckten: Die destruktive Energie der klingonischen Waffen brodelte über die Kreel hinweg.

Ein dünner Strahl zuckte aus der Höhle, zischte an einem Klingonen vorbei, der hinter einem Felsen in Deckung lag.

Plötzlich entfaltete das Lichtbündel ein gespenstisches Eigenleben, änderte den Kurs und bohrte sich in den ungeschützten Leib des Klingonen.

Tron ächzte innerlich und schaltete seinen Kommunikator ein. »Commander!«

»Ja?«, tönte eine ruhige Stimme aus dem kleinen Lautsprecher.

»Beamen Sie uns an Bord, Sir. Sofort!«

»Berichten Sie.«

»Wenn Sie uns nicht auf der Stelle zurückholen, Sir, haben wir keine Möglichkeit, über irgend etwas zu berichten.«

Unmittelbar darauf spürte Tron das leichte Prickeln der Transferenergie. Zusammen mit den anderen überlebenden Mitgliedern des Einsatzteams materialisierte er im Transporterraum der Kothulu.

Als der Teamleiter von der Plattform trat, setzte sich der Kommandant mit ihm in Verbindung und forderte Tron auf, unverzüglich zur Brücke zu kommen. Er verlangte eine Erklärung dafür, wieso eine einfache planetare Mission in einem derartigen Fiasko enden konnte.

»Der Schrei, Sir.«

Tron verharrte am Schott und drehte sich zu seinen Begleitern um. Einer von ihnen – ein Techno im ersten Jahr – trat etwas näher. »Der klingonische Todesschrei. Für unsere gefallenen Kameraden.«

Tron war kein Traditionalist, hielt es jedoch für besser, nicht darauf hinzuweisen. Trotzdem erwiderte er: »Meine vorrangige Pflicht besteht darin, den Kontrollraum aufzusuchen und dem Commander Bericht zu erstatten, Novize. Sonst werden vielleicht noch zusätzliche Todesschreie notwendig.«

 

Deni und Aneel wichen rasch zurück, als sie das Summen des Transferfeldes hörten. Noch vor kurzer Zeit hätten sie die Klingonen um ihre überlegene Technik beneidet, doch jetzt spürten sie nur die Aufregung eines kleinen Kindes, das den Schlüssel zu einem Süßigkeitenladen bekommen hat.

Aneel sah sich in einem Zimmer um, als er Schritte hörte. Er wirbelte um die eigene Achse und hielt die Waffe bereit. Zum Glück war er ein wenig vorsichtiger als Budian, und deshalb blieb Deni der Tod erspart. Der andere Kreel trug eine große Waffe: Er schlang beide langen Arme darum, ohne dass sich die Hände trafen. Der Apparat glänzte glatt und silbrig, und die Mündung – wenn es sich wirklich um eine solche handelte – durchmaß fast einen halben Meter.

Aneels große Augen wurden noch größer.

»Was ist das, beim Flarg?«

Deni neigte den Kopf so weit wie möglich zur Seite. »Keine Ahnung! Aber die Ausmaße …«

»Sind enorm. Sicher eine besonders gute Waffe.«

Die Vorrichtung piepte leise.

Die beiden Kreel sahen sich an. »Was haben Sie damit gemacht?«, fragte Aneel.

»Nichts! Überhaupt nichts, ich schwöre es. Das Ding wird von ganz allein aktiv.«

»Nach draußen! Wenn eine Explosion droht … Hier drin könnte zuviel beschädigt werden!«

Deni schnaufte und setzte sich schwerfällig in Bewegung. Aneel griff ebenfalls mit zu, stützte den Apparat. Die beiden Kreel liefen los und brachen alle Geschwindigkeitsrekorde, als sie durch den Korridor eilten und die Treppe hochstürmten. Einige hundert Meter vor dem Höhlenzugang stellten sie die Waffe so auf dem Boden ab, dass die Mündung nach oben wies. Doch die Metallmasse blieb nicht etwa ruhig liegen, sondern rollte zur Seite, direkt auf Aneel zu. »Helfen Sie mir!«, wandte er sich an Deni.

In diesem Augenblick begann das Etwas zu sprechen.

»Zielerfassung«, sagte eine sanfte, weiblich klingende Stimme auf Kreel.

Aneel und sein Gefährte erstarrten förmlich, doch es dauerte nicht lange, bis Deni eine Grimasse schnitt. »Eine Frauenwaffe«, sagte er abfällig.

»Seien Sie kein verdammter Idiot!«, entgegnete Aneel scharf. Als sie den Apparat aufrichteten, fügte er vorsichtig hinzu: »Welches Ziel erfasst du, Waffe?«

»Das Raumschiff im Orbit. Möchten Sie eine visuelle Darstellung?«

»Ja.«

Die Luft vor den beiden Kreel schimmerte, und plötzlich bildete sich ein Hologramm: Sterne leuchteten, und in der Schwärze des Alls schwebte ein klingonischer Schlachtkreuzer, wirkte seltsam friedlich, obgleich er ein tödliches Potenzial in sich barg.

»Ich warte auf Anweisungen«, sagte die Waffe.

Aneel und Deni wechselten einen kurzen Blick. Für einen Sekundenbruchteil bedauerte Aneel den Tod des Kommandanten: Budian hatte immer schnelle Entscheidungen getroffen. Dann erinnerte er sich an die grässliche Metamorphose, an die gallertartige Masse, die spurlos im Boden verschwand. Aneel rang sich zu der Erkenntnis durch, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als selbst einen Beschluss zu fassen.

»Schieß auf das Schiff«, sagte er.

»Zu Befehl.«

Völlig lautlos wuchsen drei Streben aus dem metallenen Leib der Waffe, verliehen ihr Halt und Stabilität. Aneel und Deni rissen die Augen auf. Als sie das Gebilde nicht länger stützen mussten, begriffen sie plötzlich, welcher Gefahr sie sich aussetzten. Was auch immer passieren mochte: Die beiden Kreel zogen es vor, die Ereignisse aus sicherer Entfernung zu beobachten.

Sie rannten davon.

 

»Sie haben sich von einigen lausigen Kreel in die Flucht schlagen lassen?«, fragte der klingonische Commander langsam.

Er zog jedes einzelne Wort in die Länge, zeigte offen Verachtung. Tron verlagerte sein Gewicht voller Unbehagen aufs andere Bein, hütete sich jedoch davor, beschämt den Kopf zu senken.

Der Kommandant erhob sich, trat auf seinen Untergebenen zu. »Und Sie sind dreist genug, mir einen solchen Bericht zu erstatten? Wollen Sie den Rest Ihres Lebens in Ungnade verbringen?«

Tron gab keine Antwort. Er wusste auch gar nicht, was er erwidern sollte. Jeder Klingone zog ein Todesurteil vor. Ungnade bedeutete, dass man Freunde, Besitztümer und Privilegien verlor. Alles. Sogar den … Namen.

»Commander!«

Die Warnung stammte von der wissenschaftlichen Station. Der Kommandant drehte sofort den Kopf, denn er hörte die deutliche Besorgnis in der Stimme des Offiziers. Tron seufzte lautlos, dankbar dafür, dass die Aufmerksamkeit seines Vorgesetzten nun jemand anders galt. Doch der Commander bedachte ihn mit einem letzten Blick. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, teilte das Funkeln in den dunklen Pupillen mit.

»Was ist?«

»Ich registriere energetische Emissionen auf dem Planeten, Sir. Eine überaus starke Entladung.«

Der Commander runzelte die Stirn, beugte sich vor und sah auf die Instrumente. »Was haben die verdammten Kreel vor?«, knurrte er. »Nun, mir reicht's jetzt. Transporterfokus ausrichten – wir beamen den Abschaum an Bord. Ich verabscheue die Vorstellung, derartigen Schmutz in unser schönes Schiff zu holen, aber da sich die Angehörigen der von mir ausgeschickten Landegruppe als unfähig erwiesen, sehe ich keine andere Möglichkeit.« Der Commander musterte Tron eisig.

»Sir, der Computer hat gerade die Deflektoren aktiviert.«

Erneut wandte sich der Kommandant ruckartig um, sah auf den Wandschirm und rechnete mit der Präsenz eines anderen Raumschiffes. Doch das Projektionsfeld zeigte nur den Planeten.

»Grund?«, fragte er.

Irgend etwas riss den klingonischen Kreuzer aus der Umlaufbahn.

Eine gewaltige Faust schien ihn zu treffen, und das Schiff schlingerte, drehte sich um die eigene Achse, als es durch den Raum raste. Die Andruckabsorber versagten, und das Trägheitsmoment schuf völliges Chaos in der Kothulu. Dutzende von Besatzungsmitgliedern verloren den Halt, prallten an Wände und Decken. Wie durch ein Wunder gab es nur ein Opfer zu beklagen: Ein Techniker im Maschinenraum fiel so unglücklich, dass er sich das Genick brach.

»Stabilisierung!«, donnerte der Commander überflüssigerweise. Der Steuermann handelte bereits, betätigte mehrere Tasten auf seinem Pult. Korrekturtriebwerke feuerten, doch ihr Schub genügte nicht.

Der Kommandant versuchte vergeblich, sich irgendwo festzuhalten, stieß gegen Tron. »Computer!«, rief der Commander. »Befristete Prioritätsüberlagerung der manuellen Kontrolle. Stabilisierung!«

Klingonen neigten dazu, die wichtigsten Bordsysteme selbst zu überwachen. Sie legten großen Wert darauf, ständig Herr der Lage zu sein, wollten ihr Schicksal keiner Maschine überlassen. Doch die Anweisung des Kommandanten gab dem Elektronengehirn an Bord zumindest zeitweiligen Vorrang. Der Computer führte einige Berechnungen durch, die nur wenige Nanosekunden dauerten, und anschließend übermittelte er alle notwendigen Impulse an die sekundären Steuerungskomponenten. Erneut grollten die Triebwerke und reduzierten die Eigenbewegung des Kreuzers.

Mehrere Sekunden lang herrschte völlige Stille auf der Brücke, und alle Blicke galten dem Commander.

Der Kommandant sah auf den Wandschirm und hielt zunächst vergeblich nach dem Planeten Ausschau. Er entdeckte ihn schließlich als kleinen, blassen Fleck in einer Ecke des Projektionsfelds.

»Steuermann …«, sagte er. »Bringen Sie uns auf Gefechtsreichweite heran. Waffenstationen – Bereitschaft. Zielen Sie auf die Lebensformen und eröffnen Sie das Feuer. Tron …«, fügte er hinzu. »Sollten Sie nicht auf Ihrem Posten sein?« Damit gab der Commander zu erkennen, dass Tron vielleicht doch keine Schuld traf.

Der Leiter des Einsatzteams fühlte, wie die Anspannung aus ihm wich. »Wie Sie wünschen, Sir.«

Der Schlachtkreuzer näherte sich dem Planeten; die Klingonen konnten es gar nicht abwarten, ihre Bordgeschütze einzusetzen und es den Kreel heimzuzahlen.

Sie machten den Fehler, die Situation völlig falsch einzuschätzen. Vielleicht glaubten sie sich nun besser vorbereitet. Vielleicht waren sie davon überzeugt, dass sich eine derartige Demütigung nicht wiederholen konnte.

Was auch immer der Grund sein mochte: Niemand von ihnen dachte an die Möglichkeit, dass die planetare Waffe eine größere Reichweite hatte als die Intervaller und Phaser der Kothulu. Als es zu einer zweiten Entladung kam, wurde deutlich, dass die erste kaum mehr als ein Warnschuss gewesen war.

Ein dicker Strahl aus konzentrierter Energie raste heran und durchdrang die Deflektoren so mühelos, als existierten sie überhaupt nicht. Er leckte über den Rumpf des Kreuzers, traf die linke Warpzelle und brachte sie zur Explosion. Jetzt ertönten tatsächlich Todesschreie, als Klingonen starben. Sie verbrannten im Feuer. Detonierende Akkumulatoren zerfetzten ihre Körper. Einige wurden von ausströmender Luft ins All gezerrt, und ein erbarmungsloses Vakuum ließ ihre Leiber platzen.

Der Kommandant des beschädigten Raumschiffes zeigte eine steinerne, ausdruckslose Miene. Er fürchtete sich nicht vor dem Tod, doch jetzt stand mehr auf dem Spiel als nur sein eigenes Leben und das der Besatzungsmitglieder. Er musste dem Imperium eine Warnung bringen, darauf hinweisen, dass sich das Machtgleichgewicht geändert hatte: Ein unreifes, kriegerisches Volk schickte sich an, zu einer echten Gefahr zu werden.

»Bringen Sie uns fort von hier«, wandte sich der Commander an den Steuermann.

»Das Warptriebwerk ist nicht mehr voll einsatzfähig, und die Navigationssysteme …«

»Bringen Sie uns fort von hier!«, zischte der Kommandant. »Das Wie ist mir völlig gleich. Geben Sie Schub, verdammt!«

Einige Minuten später nahm die Kothulu Fahrt auf und entfernte sich von dem Planeten.

Kapitel 1

 

Wesley Crusher lauschte aufmerksam, hielt die Luft an und versuchte, seine Wahrnehmungen zu ordnen.

Er hockte dicht neben einem Baum, hielt den Phaser in der rechten Hand und ließ seinen Blick langsam über die nahen Büsche schweifen. Die Blätter raschelten in einer leichten Brise …

War es wirklich nur der Wind? Oder …

Rasch legte er an und zielte auf einen Strauch, dessen Zweige sich stärker bewegten, als es eigentlich der Fall sein sollte. Er betätigte kurz den Auslöser, rechnete damit, dass ein bewusstloser Gegner zu Boden fiel.

Nichts dergleichen geschah. Es raschelte noch immer, und ansonsten blieb alles still.

Verärgert schürzte Wesley die Lippen und verscheuchte eine Fliege, die auf seiner Nasenspitze Platz nehmen wollte.

Plötzlich spürte er etwas am Stiefel. Er senkte den Blick und bemerkte einen mit langen Beißzangen ausgestatteten, faustgroßen Käfer, der seinen großen Zeh für einen Leckerbissen zu halten schien.

Der Junge sprang zur Seite, schüttelte sich voller Abscheu und stieß das Insekt fort.

Genau in diesem Augenblick raste ein Phaserstrahl an ihm vorbei – der Blitz hätte ihn sicher getroffen, wenn er nicht zurückgewichen wäre –, streifte den Baum und verkohlte einen Teil der Borke.

Wesley ließ sich fallen, prallte mit dem linken Ellenbogen auf einen Stein und stöhnte schmerzerfüllt.

»Ich hasse das«, murmelte er, als er sich zur Seite rollte und durch einige Büsche kroch, die zumindest ein wenig Schutz gewährten.

Doch dahinter erwartete ihn eine Überraschung. Eine steile Böschung schloss sich an, und Wesley reagierte nicht rechtzeitig, rutschte ab. Loses Geröll folgte ihm. »Ich hasse das, ich hasse das, ich hasse das«, presste er immer wieder hervor, während er danach trachtete, sich an Wurzeln festzuhalten. Sie waren wenig kooperativ, lösten sich aus dem Boden.

Wesley blieb am Ende des Hanges liegen: das sorgfältig gekämmte Haar zerzaust, die Kleidung völlig verschmutzt, einige Kratzer an den Wangen. Der linke Arm schmerzte noch immer.

Und während sich um ihn herum alles drehte – die Sonne strahlte so unbekümmert auf ihn herab, als liege er entspannt an einem Strand –, sagte er laut und deutlich: »Oh, wie ich das hasse!«

Kurz darauf fiel ein Schatten auf ihn. Jemand stand oben an der sechs Meter hohen Böschung und beobachtete ihn lächelnd.

»Du bist tot, Orange«, sagte die Gestalt.

Wesley sammelte seine ganze Kraft und warf sich nach rechts. Erneut zischte ein Phaserstrahl und verfehlte ihn nur knapp. Er spielt mit mir, begriff der Junge. Das wird er gleich bereuen.

Er hob den rechten Arm, legte an und schoss.

Nun, das war zumindest seine Absicht. Allerdings musste Wesley feststellen, dass er keinen Strahler in der Hand hielt, sondern eine Wurzel.

Erschrocken stellte er sich der Erkenntnis, dass er den Phaser während des Sturzes verloren hatte. Jetzt bin ich erledigt, fuhr es ihm durch den Sinn. Er neigte den Kopf nach hinten, blickte in die Höhe – und die Gestalt am Hang drückte ab.

Der Blitz traf ihn mitten auf der Brust.

Wesley sank zurück und rührte sich nicht mehr.

Tot.

»Es hat dich erneut erwischt!«, rief der Gegner. »Du konntest es noch nie mit mir aufnehmen.«

 

Commander William Riker ging zielstrebig durch einen Korridor und ahnte nichts von Wesley Crushers Schicksal.

In Starfleet salutierte man längst nicht mehr, und selbst wenn man an dieser Tradition festgehalten hätte: Die vielen Zivilisten, denen Riker unterwegs begegnete, unterlagen keinen militärischen Pflichten. Dennoch blieben sie nicht völlig gleichgültig. Die Männer und Frauen nickten ihm zu, lächelten oder winkten kurz. Alle Personen an Bord grüßten ihn auf die eine oder andere Weise.

Respekt?, fragte sich der Erste Offizier. Ja, sicher. Aber das erklärte nicht alles. Zuneigung. Echte Sympathie. Man mochte ihn. Die Raumschiffe der Galaxis-Klasse boten mehr als tausend Passagieren – wenn diese Bezeichnung zutraf – und Crewmitgliedern Platz; bevor Riker seinen Dienst auf der Enterprise angetreten hatte, hätte er geschworen, dass es unmöglich war, beliebt zu sein und gleichzeitig respektiert zu werden. Autorität erforderte Autorität – Punktum. Schon in einer frühen Phase seiner Karriere traf William Riker die Entscheidung, dem Respekt seiner Leute absoluten Vorrang einzuräumen. Er glaubte, es sei ihm völlig gleichgültig, ob er die Sympathie der Untergebenen genoss oder nicht – solange niemand seine Autorität in Frage stellte.

Damals gelang es ihm fast, sich davon zu überzeugen, Beliebtheit sei völlig unwichtig.

Fast.

Riker begegnete einigen besonders gutaussehenden jungen Frauen, die ihm anerkennende Blicke zuwarfen, und kam daraufhin zu dem Schluss, dass Popularität auch einige Vorteile hatte.

Es gefiel ihm, dass man ihn mochte, und als er sich diesen Aspekt seines Charakters eingestand, erwachten andere Dinge in ihm.

Zum Beispiel sein Sinn für Humor.

Er entsann sich an den zweiundsiebzigstündigen Landurlaub vor knapp zwei Wochen. Noch nie zuvor hatte er seinen Dienst so lange unterbrochen, und wenn es nach ihm gegangen wäre …

»Sie müssen ein wenig ausspannen, Nummer Eins«, sagte Jean-Luc Picard, und es klang wie eine Gewissheit, an der überhaupt kein Zweifel bestehen konnte. Picard, Captain der Enterprise, saß in seiner Kabine, strahlte den Frieden und die ruhige Zuversicht eines Buddha aus. Riker kannte den besonderen Gesichtsausdruck seines Vorgesetzten. Eine solche Miene trug Picard zur Schau, wenn sein Beschluss bereits feststand. Er ließ sich nur deshalb auf eine Diskussion ein, um nicht den Eindruck zu erwecken, einen direkten Befehl zu geben.

»Mit allem gebührenden Respekt, Captain … Ich muss Ihnen widersprechen. Gibt es an meinen Leistungen irgend etwas auszusetzen?«

»Nein«, erwiderte Picard und presste die Fingerspitzen aneinander.

»Dann sehe ich keinen Grund dafür, derartige Maßnahmen zu ergreifen.«

»Es handelt sich nicht um eine ›Maßnahme‹, Nummer Eins«, sagte Picard. »Die meisten Leute sähen kaum eine Strafe darin, Urlaub zu machen. Für gewöhnlich gilt so etwas als Belohnung für gute Arbeit.«

»Mag sein. Aber ich ziehe es vor, meine Pflichten an Bord der Enterprise wahrzunehmen.«

»Zufälligerweise bin ich der Kommandant dieses Schiffes, und meine Aufgabe besteht auch darin, die Pflichten anderer Leute zu bestimmen. Deshalb schicke ich Sie für zweiundsiebzig Stunden nach Gamma Origi III. Der Planet bietet ein entspannendes Ambiente, das den freundlicheren Regionen Alaskas ähnelt. Weisen Sie mich jetzt bitte nicht darauf hin, Sie könnten zusätzliche Zeit auf dem Holodeck verbringen. Die Simulatoren sind wirklich gut, aber GO III ist echt. Bestimmt fühlen Sie sich dort wie zu Hause.«

»Sir, ich habe einen großen Teil meines Lebens in Alaska verbracht und denke gern daran zurück, aber …« Riker gestikulierte vage. »Mein Heim ist …«

»Hier.« Picard nickte. »Ich weiß Ihren Diensteifer zu schätzen …«

»Captain …«

»Nummer Eins«, sagte Picard scharf. Offenbar hielt er es für sinnlos, das Gespräch fortzusetzen. »Ich habe Ihren Protest zur Kenntnis genommen und gebe Ihnen hiermit die ausdrückliche Order, den Planeten zu besuchen und dort drei angenehme Tage zu verbringen. Wenn Sie nicht gehorchen, stecke ich Sie in eine Photonenkapsel und schieße Sie höchstpersönlich nach GO III.«

»Ich nehme an, das ist Ihr letztes Wort, Sir«, entgegnete Riker.

»Nein. Mein letztes Wort lautet: Bis bald

Und so machte sich Riker auf den Weg, brummte die ganze Zeit über vor sich hin. Er wusste natürlich, wem er seinen erzwungenen Urlaub verdankte: der Bordcounselor Deanna Troi. Nur sie kam in Frage. Wer maßte sich sonst an, das Wohlbefinden des Ersten Offiziers zu beurteilen?

Er konnte sich vorstellen, welche Worte sie an Picard gerichtet hatte. »Ich spüre eine gewisse Anspannung in Commander Riker.« Er hörte sogar ihre melodische Stimme. »Er verlangt viel von sich und glaubt, für alle Personen an Bord verantwortlich zu sein, auch – und gerade – für Sie, Captain. Er bemüht sich so sehr um Selbstbeherrschung und -disziplin, dass er riskiert, dadurch den gegenteiligen Effekt zu erzielen. Er braucht dringend eine Gelegenheit, sich außerhalb des Schiffes zu entspannen, ob er möchte oder nicht.«

Was hatte Geordi LaForge einmal über die Counselor gesagt, leise und hinter vorgehaltener Hand? »Deanna Troi, interstellare Yenta.« Es klang amüsiert, und Riker sah in den linguistischen Datenarchiven nach, um zu verstehen, was der Ausdruck Yenta bedeutete: jiddischer Slang für ›Einmischer‹, für jemanden, der seine Nase dauernd in Dinge steckte, die ihn nichts angingen. Als er begriff, was Geordi meinte, lachte er ebenfalls – wobei er sich vorher vergewisserte, dass ihn niemand beobachtete. Eine durchaus zutreffende Bezeichnung, fand er. Vermutlich hätte sich Deanna selbst dann auf diese Weise verhalten, wenn es nicht ihre Pflicht gewesen wäre, sich um die Psyche der Besatzungsmitglieder zu kümmern. In einem solchen Fall fehlte ihr nur eine Rechtfertigung.

Erstaunlicherweise behielt Deanna recht. Riker brauchte wirklich eine Abwechselung. Er merkte es am zweiten Tag seines Exils, als er eine eisverkrustete Felswand erkletterte. Ein seltsam vertrautes Gefühl entstand in ihm: Entspannung. Ihm war, als habe er ein Jahr lang die Luft angehalten, als könne er nun endlich ausatmen.

Die Tatsache, dass Deanna eine richtige Diagnose gestellt hatte, änderte natürlich nichts an Rikers Ärger über die Verbannung von der Enterprise. Er entschied, sich auf harmlose Art und Weise an den beiden Personen zu rächen, die dafür verantwortlich zeichneten. Der Erste Offizier wusste noch nicht so recht, wie er es der Counselor heimzahlen sollte, doch was den Captain betraf, fiel ihm schon bald etwas ein.

An Rikers Respekt Picard gegenüber konnte nicht der geringste Zweifel bestehen, aber trotzdem freute er sich insgeheim darüber, dass er sein Ziel erreicht hatte – obwohl er bisher vergeblich hoffte, dass sich der Captain etwas anmerken ließ.

Die Gedanken der ›Nummer Eins‹ kehrten in die Gegenwart zurück, als er die Präsenz des Kommandanten spürte, ohne ihn zu sehen. »Guten Tag, Captain«, sagte er und drehte sich nicht um.

»Mr. Riker …« Picard nickte knapp und passte sich dem Schritt seines Ersten Offiziers an. Genauer gesagt: Er ging etwas langsamer. Der Captain war zwar einen halben Kopf kleiner, aber Riker gewann häufig den Eindruck, dass er sich beeilen musste, um nicht den Anschluss zu verlieren. »Auf dem Weg zur Brücke?«

Riker ahnte, warum es Picard vermied, den Blick auf ihn zu richten. Er lächelte innerlich. »Ja, Sir.«

»Gut. Wann erreichen wir Dädalus IV?«

Riker argwöhnte, dass der Captain genau Bescheid wusste, ihn nur auf die Probe stellte. »In vierzehn Stunden, Sir.«

Picard nickte. »Es ist schon eine ganze Weile her, seit die Kolonisten zum letzten Mal offiziellen Besuch von der Föderation erhielten.«

»Ja, Captain.«

»Freut mich, dass wir in diesem Punkt einer Meinung sind, Nummer Eins.«

Picard sah ihn noch immer nicht an! Riker hätte am liebsten schallend gelacht.

Sie erreichten den Turbolift, und die beiden Türhälften glitten gehorsam auseinander. Riker blieb stehen, überließ Picard den Vortritt. Als er ihm folgen wollte, rief jemand: »Bitte warten Sie!«

Der Erste Offizier drehte sich um, und der Captain verschwand hinter seiner breitschultrigen Gestalt. Eine junge Frau – sie mochte etwa achtzehn sein, und Riker versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern – lief auf ihn zu, schien zu befürchten, dass sich die Liftkabine ohne sie in Bewegung setzen konnte. Sie trug eine hautenge, goldgelbe Kombination, und die Hosenbeine wiesen lange Ausschnitte auf.

In der Tür blieb sie stehen, verhinderte somit, dass sich der Zugang wieder schloss. Der Turbolift wartete geduldig. »Commander …«, brachte die junge Dame atemlos hervor.

»Ja?« Riker lächelte. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Miss …« – in seinem Gedächtnis machte es Klick – »… Chase?«

»Meine Freunde nennen mich Bobbi«, hauchte sie. »Und ich wollte nur sagen …« ––seeehr