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Bell Elkins verzog angewidert das Gesicht. Sie war immer noch knapp hundertvierzig Kilometer von Acker’s Gap entfernt und hatte den Fehler gemacht, eine Kaffeepause an einer Raststätte einzulegen, die sie nicht kannte. Sie hatte die dort erstandene schwarze Flüssigkeit in einem Zug hinuntergestürzt, und jetzt brannte und brodelte sie in ihrem Magen.
Genauso gut hätte ich ein bisschen Teer von der Straße kratzen und ihn mit heißem Wasser auflösen können, dachte Bell. Wäre auf das Gleiche hinausgelaufen.
Dabei hätte sie es eigentlich besser wissen müssen, verdammt! Kaffee war nun einmal nicht gleich Kaffee.
Sie zerdrückte den leeren Pappbecher und warf ihn, ohne hinzusehen, über die Schulter auf den Rücksitz des Explorers. Er landete neben den Zeitungen, Heftmappen und der Aktentasche, die sie gestern Nachmittag, als sie in aller Eile aus Acker’s Gap aufgebrochen war, dort hingeschleudert hatte. Den Rest der Fahrt würde der Becher in einem Nest aus zerknüllten Keksverpackungen verbringen.
Sie hatte Koffein gebraucht. Dringend. Schließlich war sie schon um vier Uhr morgens aus dem Motel am Stadtrand von Alexandria, Virginia, aufgebrochen, um vor Beginn des Arbeitstages wieder zu Hause zu sein. Doch bereits nach der ersten guten Stunde am Steuer hatte Bells Konzentration nachgelassen, und die Straße vor ihr war immer wieder verschwommen. In ihrem Wagen hatte wie bei allen Autofahrten vor Sonnenaufgang eine muffige, missmutige, klaustrophobische Atmosphäre geherrscht, die sich nicht einmal durch das Herunterlassen aller vier Fenster hatte vertreiben lassen. Also hatte Bell die Fenster mit unruhigen Fingern gleich wieder geschlossen. Ihr Kopf hatte gedröhnt, und sie hatte Mühe gehabt, die Augen offen zu halten. Ihr war klar gewesen: Wenn sie nicht bald einen Kaffee bekam, würde sie auf Kollisionskurs mit den wuchtigen Kohlelastern gehen, die auf der Gegenfahrbahn vorbeidonnerten und den schmutzigen Schatz West Virginias davontrugen, eine schlingernde Ladung nach der anderen.
Sie hatte also angehalten. Die Raststätte hatte Lively’s Market geheißen, und auf dem Schild war zu lesen gewesen, dass hier Benzin, kaltes Bier, Angelköder sowie Jagd- und Angellizenzen zu haben waren. Bell hatte inständig gehofft, dass die Liste auch Kaffee beinhaltete.
Das Glück war ihr hold gewesen. Mit einem Rucken ihres schmutzstarrenden Daumens hatte die Frau hinter dem Tresen – schlitzäugig, teigig, breithüftig und dickbäuchig, mit schlecht gefärbten Haaren und einer deformierten Nase, die einen brutalen Zwischenfall und eine schlampig ausgeführte Korrektur erahnen ließ – auf eine trübe Kaffeekanne und einen kleinen Stapel staubiger Pappbecher in der Ecke gewiesen. Bell hatte sich Kaffee eingegossen, eineinviertel Dollar dafür berappt und war zu ihrem Auto gegangen.
Wieder auf der Straße hatte sie sofort einen gierigen Schluck genommen. Ihr erster Impuls war gewesen, das Zeug direkt zurück in den Becher zu spucken, aber sie befand sich gerade auf einem schmalen Abschnitt des Highways und war auf drei Seiten von Kohle-LKWs umzingelt. Also schluckte sie die ungenießbare Flüssigkeit herunter, und weil das Ausmaß ihrer Müdigkeit sie noch mehr beunruhigte als die Qualität des Kaffees, kippte sie noch einen Schluck hinterher, und dann noch einen und noch einen, bis der ganze verdammte Becher leer war.
Teufelszeug, dachte sie.
Bell gab sich der nicht durchführbaren, aber befriedigenden Fantasie hin, den Explorer auf der Stelle zu wenden und mit quietschenden Reifen zur Raststätte zu rasen, um ihr Geld zurückzuverlangen und die Frau lautstark über sämtliche Gesetze aufzuklären, die den Verkauf einer Mischung aus altem Motoröl, Batteriesäure und Reinigungsflüssigkeit unter dem Namen »Kaffee« verboten.
Wenn sie Zeit gehabt hätte, hätte sie genau das getan.
Bell Elkins konnte jähzornig sein. Im Normalfall war sie ruhig und vernünftig, doch in ihrem Inneren schlummerte eine rasiermesserscharfe Aggression, die jederzeit hervorbrechen konnte, wie eine Sprengsatzkiste, deren Deckel man fünfzig Mal gefahrlos öffnen kann, bis beim einundfünfzigsten Mal die Ladung hochgeht. Sie hatte einen guten Grund für ihre explosive Wut – eine knüppelharte Kindheit, die sie nur dank ihrer Wildheit und ihres Starrsinns überlebt hatte –, aber dass sie begründet war, machte es noch lange nicht leichter, damit zu leben. Nicht für ihre Mitmenschen und auch nicht für sie selbst. Dein Wutproblem – so hatte es ihr Exmann immer genannt. Dieses praktische Etikett hatte er beim Streiten stets griffbereit gehabt. Du musst dein Wutproblem endlich in den Griff kriegen, Belfa. Sonst gerätst du irgendwann noch ernsthaft in Schwierigkeiten.
Pah, sie kam bis heute ganz gut damit klar. Zum Teufel mit ihrem Exmann.
Obwohl sie in knapp einem Monat vierzig wurde, waren ihre schulterlangen Haare, die je nach Licht braun oder rötlich schimmerten, noch immer nicht von grauen Strähnen durchzogen, auch nicht entlang der Schläfen oder des Scheitels, den sie auf der linken Seite trug. Bell wusste, dass die grauen Haare nicht mehr lange auf sich warten lassen würden. Seit Monaten zählte sie die Fältchen, die allmählich um ihre Augen herum auftauchten und die mal mehr und mal weniger sichtbar waren, je nach Mimik, je nach Tiefe eines Lächelns oder einer Grimasse. Tick-tack, dachte Bell jedes Mal, wenn sie die Gesamtheit ihrer Alterserscheinungen beäugte. Tick-tack.
Was sie beunruhigte, war nicht nur das Altern an sich – älter wurde schließlich jeder –, sondern die Tatsache, dass sie in Acker’s Gap, West Virginia, alterte, wo die Uhren anders zu ticken schienen, wo eine andere Zeitrechnung herrschte. Die Zeit verging langsamer hier, doch die Menschen alterten schneller. Das klang unlogisch, war aber so. Hier geht die Zeit zum Sterben hin, hatte Carla einmal voller Verachtung zu ihr gesagt, und Bell hatte ihr widersprochen und halbherzig Gegenargumente formuliert, auch wenn sie genau wusste, was Carla meinte: Die Zeit blieb zwar nicht direkt stehen in Acker’s Gap, drosselte ihr Tempo jedoch so sehr, dass man den Eindruck gewinnen konnte, sie stelle sich tot. Und dennoch hatte Bell in dem viel zu gut beleuchteten Badezimmerspiegel des Hampton Inn an diesem Morgen eine neue Falte in ihrem Gesicht entdeckt, die sich bereits tief eingegraben hatte. Verdammt.
Der Fahrer eines ihr entgegenkommenden Kohlelasters hupte anhaltend, eine langgezogene, klagende Beschwerde. Ihr linkes Vorderrad war über die Mittellinie nach links ausgeschert, nur ein kleines bisschen, aber das genügte auf dieser gefährlichen Straße schon, um eine Katastrophe auszulösen. Bell riss das Lenkrad nach rechts.
»Du kannst mich mal«, murmelte sie dem längst verschwundenen Truckfahrer hinterher, im Grunde ein schroffes Dankeschön dafür, dass er sie aus ihrer Trance gerissen hatte.
Sie musste sich konzentrieren. Dass ihre Gedanken beim Autofahren abschweiften, war inzwischen zur gefährlichen Gewohnheit geworden, nicht nur, wenn sie unter akutem Schlafmangel litt. Seit letztem Herbst suchte sie bei jeder Autofahrt – ob sie nun durch Acker’s Gap, durch Raythune County oder durch ganz West Virginia fuhr – die Straßenränder auf beiden Seiten ab, ein schneller, gründlicher Kontrollblick, einmal auf und ab, einmal von links nach rechts, mehr nicht. Aber es reichte, um sie vorübergehend vom Fahren abzulenken.
Sie hielt Ausschau nach ihrer Schwester.
Du spinnst, schimpfte Bell nicht zum ersten Mal mit sich selbst. Die Chance, dass sie ihre Schwester ausgerechnet hier an diesem Abschnitt des Highways entdeckte, war gleich null – oder lag mit Sicherheit unter einem Prozent, wenn man es statistisch korrekt ausdrücken wollte. Wie sollte das denn auch gehen?, setzte Bell ihre verächtliche Selbstkritik fort, und ihre Gedanken waren so schwarz und bitter wie der Kaffee, den sie gerade wider besseres Wissen hinuntergestürzt hatte.
Wie viele unwahrscheinliche Zufälle mussten zusammenkommen, damit Shirley Dolan plötzlich am Rand derselben Straße auftauchte, auf der Belfa gerade mit dem Auto fuhr, noch dazu zu exakt demselben Zeitpunkt?
Du spinnst wirklich.
Trotzdem, sie konnte es nicht lassen und suchte weiter. Ob sie nun in ihrer Freizeit unterwegs war oder für die Arbeit, egal, wo sie sich befand und wie viele andere Dinge sie im Kopf hatte, sie hielt unermüdlich Ausschau. So ging das seit dem letzten November, als Shirley nach fast dreißig Jahren Gefängnis auf Bewährung freigekommen und spurlos verschwunden war. Bell war am Tag ihrer Entlassung gekommen, um sie abzuholen, doch statt mit Bells Hilfe ein neues Leben anzufangen, hatte Shirley die Haftanstalt in Lakin eine Stunde vor dem Eintreffen ihrer Schwester verlassen.
Bell hatte mit Shirleys Bewährungshelfer telefoniert, der aufreizend kurz angebunden gewesen war, auch wenn das Gesetz natürlich auf seiner Seite war. Ich kann ihr gern Ihre Telefonnummer geben, Mrs Elkins, hatte er gesagt, und ich kann ihr etwas von Ihnen ausrichten, aber ihren Aufenthaltsort darf ich nicht preisgeben. So lauten die Vorschriften.
Also suchte Bell die Straßen ab, auch wenn sie wusste, dass die Chance, ihre Schwester irgendwo durch Zufall zu entdecken, lächerlich gering war. Das Suchen war inzwischen zur Gewohnheit geworden. Sie suchte in Raythune County, und sie suchte in Washington, D.C. Und überall dazwischen auch. Selbst bei ihrem Kaffeestopp hatte sie den Blick kurz und gründlich durch den Verkaufsraum schweifen lassen und sich gefragt, was sie tun würde, wenn sie entgegen jeder Wahrscheinlichkeit tatsächlich eine dürre Frau mit abgekämpftem Gesicht und mausgrauem Haar neben dem Postkartenständer entdeckt hätte, eine gebeugte, scheue Gestalt, die die Welt mit Augen betrachtete, die die gleiche Farbe hatten wie Bells Augen und doch so vollkommen anders waren, weil sie Dinge gesehen hatten, die Bell weder ahnen noch sich vorstellen konnte.
Oder sich zwar vorstellen konnte, aber nicht vorstellen wollte.
Ihr Handy, das in der Ritze zwischen Sitzfläche und Lehne des Beifahrersitzes klemmte, erwachte plötzlich zum Leben und gab eine fröhliche kleine Melodie von sich. Carla hatte ihr diesen neuen Klingelton eingerichtet, indem sie den Standardton gelöscht und dieses bekannte Jazz-Riff ausgewählt hatte. Jetzt bist du cool, Mom, hatte sie gesagt, als sie am Vorabend zu viert – Bell, Carla, Sam und Sams Lebensgefährtin – in einem Restaurant in Georgetown gesessen und auf einen Freund von Sam gewartet hatten, der sich zum Essen zu ihnen gesellen wollte. Was? Mehr braucht man nicht, um cool zu sein?, hatte Bell geantwortet und das Handy zurück in ihre Handtasche gesteckt. Ihre Tochter und ihr Exmann hatten gelacht.
Bell griff nach dem klingelnden Handy, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
»Elkins.«
»Bist du schon zurück?«
Sheriff Fogelsong. Er wusste, dass sie am Vortag nach D.C. gefahren war, um den Abend mit Carla zu verbringen, die seit Weihnachten bei Sam lebte.
Überhaupt musste Fogelsong zu jeder Tages- und Nachtzeit wissen, wo Bell sich aufhielt, schließlich war sie die Staatsanwältin von Raythune County. Wenn es Schwierigkeiten gab – und die schien es ständig zu geben –, war Bell die Erste, die er benachrichtigte.
»Fast«, antwortete sie. »Noch eine Stunde. Vielleicht ein bisschen weniger.« Das war reines Wunschdenken, aber Nick kannte sie und würde ihre Schätzung automatisch ein wenig aufrunden. »Ich wollte dich auch gerade anrufen«, fuhr Bell fort. »Ich habe nämlich Neuigkeiten. Gestern beim Abendessen habe ich erfahren, dass …«
»Warte kurz«, unterbrach er sie. »Wäre es für dich okay, wenn ich meine Neuigkeiten zuerst loswerde?«
Bell hörte, wie er tief einatmete und die Luft dann langsam wieder ausstieß, wofür er doppelt so lang brauchte wie fürs Einatmen. Sie wartete darauf, dass er endlich etwas sagte. Als er stumm blieb, hakte sie nach.
»Nick?«
»Kein schöner Empfang für dich.«
»Jetzt sag endlich.«
»Leichenfund, heute Morgen.«
»Wo?«
»Im Bitter River.«
Sie spürte leise Panik in sich aufsteigen, eine zarte Ranke, die für einen kurzen Moment ihre Stacheln in Bells Fleisch stieß. Dieses Gefühl überkam sie immer wieder, seit sich ihre Schwester im November heimlich davongeschlichen hatte.
Jedes Mal, wenn Sheriff Fogelsong auf eine Leiche stieß – und das geschah öfter, als die meisten Leute vermutet hätten, selbst in einem so kleinen Bezirk wie Raythune County, auch wenn es sich in den meisten Fällen um alte Menschen handelte, die eines natürlichen Todes gestorben waren, oder um junge Unfallopfer, die mitten in der Nacht auf einer einsamen, kurvigen Bergstraße verunglückten –, spürte Bell, wie sich dieses kleine pflanzenähnliche Ding in ihrem Bauch rührte, wie es sich entfaltete und dann wieder zusammenrollte.
Jedes Mal rechnete sie damit, dass es sich bei der Leiche um ihre Schwester handelte.
»Ertrunken?«, fragte sie.
»Vermutlich. Die Leiche wurde in einem versenkten Auto gefunden.«
»Identität?«
»Ist noch nicht offiziell bestätigt.« Fogelsong machte eine Pause. »Aber intern wissen wir, dass es sich um Lucinda Trimble handelt.«
Bell kramte in ihrem Gedächtnis. Sie kannte diesen Namen. Nicht gut, aber sie hatte ihn schon gehört. Acker’s Gap war eine Kleinstadt.
Ein verschwommenes Bild tauchte aus den Tiefen ihres Gedächtnisses auf: das Gesicht einer jungen Frau, etwa ein Jahr jünger als Carla, vielleicht auch zwei. Braune Haare? Ja, braune Haare. Lange, muskulöse Beine. Sportlerin. Eine gute noch dazu.
»Wir warten derzeit auf die vorläufigen Ergebnisse der Autopsie«, fuhr Fogelsong fort. »Es könnte ein Unfall gewesen sein oder Selbstmord. Aber ich wollte dich informieren, für den Fall, dass es doch komplizierter wird.«
Bell presste ihr Handy jetzt nicht mehr ganz so fest ans Ohr. Nichts lag ihr ferner als eine hohle Phrase à la Es hat alles seinen Grund oder Gottes Wege sind unergründlich. Worte konnten Lucinda Trimble jetzt auch nicht mehr helfen. Sie verdiente Bells und Nicks Sorgfalt, nicht ihre Sentimentalität.
»Wer hat den Fund gemeldet?«
»Deputy Harrison hatte die Nachtschicht. Kurz nach Sonnenaufgang ging ein Anruf von Marylou Ferguson ein, die einen seltsamen metallischen Gegenstand im Fluss bemerkt hatte. Marylou joggt fast jeden Morgen am Bitter River entlang, wie sie uns erzählt hat, um nach ihrem sechsten Kind wieder in Form zu kommen. Als Harrison am Fluss eintraf, sah sie, dass es sich bei dem Gegenstand um das Dach eines Autos handelte, woraufhin sie Deputy Greenough anrief, der wiederum mich informierte. Als Leroy Perkins um sechs endlich mit seinem Bergungsfahrzeug eintraf, hatte sich die Sache schon herumgesprochen, und am Flussufer ging es zu wie in einer gottverdammten Bahnhofshalle.« Er brach ab und seufzte.
Jetzt wird es interessant, dachte Bell. Bereits kurz nach ihrer Wahl zur Obersten Staatsanwältin war ihr aufgegangen, dass normale Menschen unangenehme Erlebnisse oder Informationen einfach verdrängen und sich wieder angenehmeren Dingen zuwenden konnten, wohingegen Sheriffs oder Staatsanwälte schreckliche Ereignisse immer wieder neu erzählen und die Tragödie in jedem erdenklichen Licht, aus jedem möglichen Blickwinkel betrachten mussten, um sämtliche verfügbaren Informationen in die Ermittlungsarbeit einzubeziehen. Sie mussten die Geschichte bis in alle Ewigkeit mit sich herumschleppen, wie eine kleine, juckende Narbe, die allerdings nur geliebte Menschen an einem wahrnahmen, Menschen, die einen in- und auswendig kannten.
»Leroy hat das Auto aus dem Fluss gezogen«, sagte Fogelsong. »Und dabei haben wir die Leiche gefunden.«
»Sie war allein im Auto.«
»Ja.«
Bell wollte noch eine Frage stellen, aber der Sheriff unterbrach sie.
»Bleib kurz dran«, bat er. »Buster Crutchfield ruft gerade an.« Buster Crutchfield war der Gerichtsmediziner von Raythune County.
Nachdem es einige Zeit heftig in der Leitung gerauscht hatte, vernahm Bell ein Klicken. Dann erklang wieder Fogelsongs Stimme: »Ich habe neue Informationen.«
Sie wartete.
Abermals holte er tief Luft. Sie hörte deutlich, wie er einatmete, so deutlich, als würde sie ihm in seinem Büro im Gerichtsgebäude gegenübersitzen und nicht – wie sie es seit Beginn des Telefonats tat – viel zu schnell auf der Route 234 dahinrasen.
»Lucinda Trimble ist nicht ertrunken, sondern war schon vorher tot«, berichtete der Sheriff. Seine Stimme veränderte sich nicht, aber Bell kannte ihn lange genug, um auch ohne hörbare Veränderung zu wissen, was in ihm vorging. »Es deutet alles darauf hin, dass sie erwürgt wurde. Das war kein Unfall, Bell. Wir haben es hier mit einem Mord zu tun. Und …«
»Und was?« Ihr Bauch krampfte sich zusammen. Schlechter Kaffee und schlechte Nachrichten – was für eine Kombination.
»Und sie war schwanger, sagt Buster. Im dritten Monat.«