Die Autorin
Dorothea Senf
Mutter von drei Kindern, Audiologie-Phoniatrie-Assistentin und Logopädin, tätig in der Phoniatrieabteilung der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Dresden. Neben der therapeutischen Arbeit beteiligt an Forschungsprojekten und Veröffentlichungen, Vortragstätigkeit, Mitarbeit im Studio für Stimmforschung an der Musikhochschule in Dresden, Durchführung von Studentenkursen, Supervision für Studenten der Logopädie sowie Lehrtätigkeit an der Schule der Bavariaklinik in Kreischa.
Mehrere Jahre als Logopädin im Sächsischen Cochlea-Implant-Centrum der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik in Dresden tätig.
Ein Ratgeber für Eltern
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Besuchen Sie uns im Internet: www.schulz-kirchner.de
1. Auflage 2004
ISBN 978-3-8248-0747-5 (PC-PDF)
Alle Rechte vorbehalten
© Schulz-Kirchner Verlag GmbH, Idstein 2004
Lektorat: Doris Zimmermann
Umschlagentwurf und Layout: Petra Jeck
Druck und Bindung: Elektra, Niedernhausen
Printed in Germany
Vorwort zur Reihe
Einleitung
Aufbau und Funktion des Cochlea-Implantates
Die Funktion des CI
Der Unterschied zum Hörgerät
Indikationen und Kontraindikationen
Wer bekommt ein Cochlea-Implantat?
Der Zeitpunkt der Implantation
Erfolgsaussichten – Was kann man mit einem CI erreichen?
Grenzen
Die Phasen der Cochlea-Implantation
Voruntersuchungen und Vorbereitungsphase
Operation und stationärer Aufenthalt
Heilungsphase
Anpassung (richtige Einstellung) des Sprachprozessors
Rehabilitation
Hören lernen mit dem CI
Hören
Reagieren
Hilfen und Tipps in der ersten Phase
Spielideen zur Förderung der auditiven Wahrnehmung
Spiele zur Förderung der auditiven Aufmerksamkeit
Unterscheiden von Geräuschen, Stimmen, Klängen
Förderung der auditiven Merkfähigkeit
Wie Sie die Funktion des CI selbst überprüfen können
Sprechen lernen mit dem CI
Wie können wir unserem Kind helfen?
Sprechfreude geht vor Genauigkeit!
Vorsicht! Überforderung hemmt die Entwicklung!
Anregungen, Tipps und Hilfen für die entsprechenden Phasen der Sprachentwicklung
Entwicklung des Hörens analog der Sprachentwicklung – ein kurzer Überblick
Sprachentwicklung
Das Sprachverständnis
Der Wortschatz
Die Artikulation (Lautbildung)
Die Grammatik
Die Lallphase
Förderung der Nachahmung / Anregungen zur Eigenproduktion
Spielerische Anregungen
Förderung der Mundmotorik
Die Phase der Einwortsätze
Vom Ein- zum Zweiwortsatz
Wortschatzerweiterung
Weshalb Fragen wichtig sind
Das Sprechen von Mehrwortsätzen
Mit Bilderbüchern die Sprachentwicklung fördern
Tipps zur Auswahl der Bücher
Tipps für das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern
Weshalb Reime, Verse und Lieder ganz wichtig sind
Anregungen und Tipps zum Üben von verschiedenen Schwerpunkten
Verbesserung der Hör-Gedächtnisleistung
Das Üben von Präpositionen (Verhältniswörtern)
Das Üben von Adjektiven (Eigenschaftswörtern)
Förderung von Sprachverständnis, Wortschatz und Satzbau durch Umschreibungen
Das Üben von bestimmten Artikeln: DER, DIE, DAS
Wenn das Kind nicht üben möchte – Was dann?
Zusammenfassung
Anhang
Welche Fachleute können bei der Förderung helfen?
Wer hilft bei technischen Defekten?
Nützliche Adressen
Literaturempfehlungen
Geeignete Bilderbücher und Spiele – eine kleine Auswahl
In diesem Ratgeber werden zur sprachlichen Vereinfachung nur die maskulinen Formen (Therapeut, Logopäde, Arzt, Sonderpädagoge etc.) verwendet, selbstverständlich sind hiermit Personen beider Geschlechter gemeint.
Die „Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute“ vermitteln kurz und prägnant grundlegende Kenntnisse (auf wissenschaftlicher Basis) und Hilfestellungen zu ausgewählten Themen aus den Bereichen Sprachtherapie, Ergotherapie und Medizin. Die Autor(inn)en der Reihe sind ausgewiesene Fachleute, die seit vielen Jahren in der Therapie, in der Beratung und in der Aus-/Weiterbildung tätig sind.
Cochlea-Implantate in technisch immer ausgereifterer Form erlauben es auch Menschen mit bestimmten, schwersten Hörbeeinträchtigungen an der Welt des Hörens teilzuhaben. Der Umgang mit CI-Träger(inne)n erfordert aber spezielle Kenntnisse. Im vorliegenden Ratgeber gibt meine langjährige Kollegin an der Schule für Logopädie in Kreischa, Frau Dorothea Senf, ihre reichen Erfahrungen mit CI-Träger(inne)n in allgemein verständlicher Weise weiter. Ich bin zuversichtlich, dass Eltern und Fachleute aus angrenzenden Bereichen davon profitieren werden.
Prof. Dr. Jürgen Tesak
Herausgeber
Wenn Eltern, oft nach langem Hoffen und Bangen, die Nachricht bekommen, dass ihr Kind auch mit einem Hörgerät nichts oder nur sehr wenig hören kann, ist dies für die meisten ein großer Schock. Die Gedanken überschlagen sich: Warum gerade mein Kind? Wird es nie unsere Stimmen oder Musik, nie die Vögel zwitschern oder den Hund bellen hören? Wird es jemals sprechen lernen? Wie wird es sich mit anderen Kindern verständigen können? Welche Schule kann es besuchen?
Eine Hörschädigung hat Auswirkung auf die gesamte Entwicklung des Kindes und das Zusammenleben in der Familie. In dieser Situation ist es gut zu wissen, dass es eine Möglichkeit gibt, dem Kind „die Welt des Hörens“ zu eröffnen.
Das COCHLEA-IMPLANTAT bietet hierfür eine einzigartige Möglichkeit. Es dient als funktioneller Ersatz des defekten Innenohres. Sich für eine Cochlea-Implantation zu entscheiden, ist sicher nicht immer ganz einfach, da dies mit einer Operation am Kopf des Kindes verbunden ist. Ängste und Bedenken, Freude und Hoffnung wechseln sich ab.
Viele Eltern können sich nicht vorstellen, was auf sie zukommt. Hier bieten die Cochlea-Implantationszentren und einige Universitätskliniken gute Möglichkeiten, mit fachlich qualifizierten Mitarbeitern oder auch Betroffenen über alle Fragen zu sprechen.
Natürlich ist es ein langer und oft auch etwas mühsamer und holpriger Weg, bis ein Kind die Defizite im Hören und Sprechen „aufgeholt“ hat.
Wenn man bedenkt, dass ein normal hörender Säugling, der alle Geräusche, Klänge, Stimmen und Sprache akustisch wahrnehmen kann, von Geburt an ca. zwei Jahre benötigt, um sprechen zu lernen, so sollte man einem Kind mit einem Cochlea-Implantat mindestens ebenso viel Zeit lassen, um sich sprachlich entwickeln zu können.
Auf diesem Weg können verschiedene Fachleute helfend zur Seite stehen. Bestes Fachwissen und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Fördermöglichkeiten bezüglich der Hör- und Sprachentwicklung können jedoch nicht das Engagement der Eltern ersetzen. Diese leisten in jedem Fall das größte Stück Arbeit. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind, das Vertrauen und das tägliche Zusammensein, begleitet von sprachlicher Kommunikation ist auch durch die beste Therapie nicht zu ersetzen. Alle Therapeuten können nur helfend und beratend zur Seite stehen, Tipps für die jeweiligen Entwicklungsschritte geben und vor allem in Phasen, in denen es einmal nicht wie erwartet „vorwärts“ geht, immer wieder ermutigen.
So möchte auch ich mit diesem Ratgeber Ihnen als Eltern Anregungen und Hilfen geben, vor allem aber die Neugier und Freude am Hören und Sprechenlernen mit ihrem Kind wecken. Ich wünsche allen Eltern und Therapeuten bei der Förderung der ihnen anvertrauten Kinder täglich viel Geduld und Fantasie. Denn nur, wenn wir uns immer wieder neu auf die Kinder einstellen und versuchen, sich in sie hineinzuversetzen, werden wir auch die kleinen Fortschritte nicht übersehen, die Kinder nicht überfordern und uns mit ihnen am gemeinsamen Hören und Sprechen freuen können.
Die Illustrationen stellte freundlicherweise Frau Dr. med. Daniela Krone, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin an der HNO-Universitätsklinik Dresden, zur Verfügung. Ihr möchte ich für die sehr gelungenen Bilder herzlich danken.
Für zwei Abbildungen bedanke ich mich bei der Firma MED-EL. Sie entwickelt und stellt CI-Systeme her und steht für technische Fragen zur Verfügung. Die Anschrift finden Sie im Anhang.
Das Cochlea-Implantat (im Folgenden immer CI genannt) ist eine elektronische Innenohrprothese, die tauben und hochgradig hörbehinderten Menschen ermöglicht zu hören bzw. wieder zu hören und damit lautsprachlich zu kommunizieren. Es ersetzt somit die ausgefallenen Funktionen des Innenohres.
Das System besteht aus 2 Teilen: Aus äußerlich zu tragenden Teilen (Mikrofon, Sendespule, Sprachprozessor) und aus Teilen, welche durch eine Operation in den Schädel implantiert werden (Empfänger und Elektroden).
|
Abb. 1: Teile des CI (Fa. MED-EL©) |
Das CI übernimmt die Funktionen des geschädigten Innenohres. Unter Umgehung des äußeren Ohres sowie des Mittel-und Innenohres wird der Hörnerv über eine Elektrode in der Cochlea direkt durch sehr kleine elektrische Impulse stimuliert.
Vom Mikrofon wird der Schall (Sprache, Geräusche, Musik) aufgenommen und in elektrische Signale umgewandelt und zum Sprachprozessor weitergeleitet (siehe Abb. 2). Der Sprachprozessor (1) verarbeitet die ankommenden Signale nach bestimmten Kodierungsstrategien.
Über das Kabel (2) gelangen Muster von elektrischen Impulsen zur Sendespule (3). Von hier werden verschlüsselte Signale durch die Haut (drahtlos) zum Empfänger übertragen. Der Empfänger (Implantat) dekodiert die ankommenden Signale und leitet diese als Pulsmuster zu den Elektroden in die „Hörschnecke“ (Cochlea / Innenohr).
Über die Elektroden (4 / 5) wird der Hörnerv in der Cochlea an unterschiedlichen Stellen stimuliert. Der Hörnerv leitet die so genannten Aktionspotenziale weiter zum Gehirn. Dort werden die Schallereignisse wahrgenommen und verarbeitet.
|
Abb. 2: Funktion des CI (MED-EL©) |
Cochlea- Implantat | Hörgerät |
|
|