ANHANG

Über die Autorin:

 

Dava Sobel wurde weltweit bekannt als Autorin des Bestsellers Längengrad (BvT, 2003), mit dem sie eine völlig neue und überaus erfolgreiche Form des populärwissenschaftlichen Sachbuchs begründete. Dava Sobel lebt in East Hampton und in New York.

IN GALILEIS ZEIT

1543

Nikolaus Kopernikus (1473–1543) veröffentlicht De revolutionibus und Andreas Vesalius (1514–1564) De humani corporis fabrica.

1545

Unter Papst Paul III. beginnt das Konzil von Trient; die ersten zehn Sitzungen dauern zwei Jahre.

1551

In Rom gründen die Jesuiten das Collegium Romanum (auch Universitas Gregoriana genannt). Das tridentinische Konzil tritt erneut zusammen.

1559

Der weltweit erste Index verbotener Bücher wird von der römischen Inquisition bekanntgegeben.

1562/63

Dritte Zusammenkunft und letzte Sitzungen des tridentinischen Konzils.

1564

Galilei wird am 15. Februar in Pisa geboren. Michelangelo Buonarotti stirbt am 18. Februar in Florenz. Am 23. April wird in England William Shakespeare geboren.

1569

Cosimo I., Herzog von Florenz, wird von Papst Pius V. zum Großherzog der Toskana ernannt.

1572

Der dänische Astronom Tycho Brahe (1546–1601) beobachtet eine Nova und schließt daraus, daß der Himmel nicht aus unwandelbaren Sphären bestehen kann.

1577

Brahes Studien über Kometen überzeugen ihn davon, daß der Himmel nicht aus unwandelbaren Sphären besteht, obwohl er das kopernikanische System nach wie vor ablehnt.

1581

Galilei schreibt sich an der Universität Pisa ein.

1582

Im katholischen Europa ersetzt der Gregorianische den Julianischen Kalender.

1585

Galilei verläßt ohne Abschluß die Universität Pisa.

1587

Ferdinand I. wird Großherzog der Toskana, nachdem sein älterer Bruder Francesco an der Malaria gestorben ist.

1589

Galilei tritt seinen Lehrstuhl an der Universität Pisa an, entwickelt ein rudimentäres Thermometer und beginnt, den freien Fall zu studieren.

1591

Vincenzio Galilei (Vater) stirbt.

1592

Galilei wird Professor an der Universität Padua.

1600

Giordano Bruno stirbt in Rom auf dem Scheiterhaufen. Virginia Galilei (Tochter) kommt in Padua zur Welt.

1601

Livia Galilei (Tochter) kommt in Padua zur Welt. Tycho Brahe stirbt.

1603

Fürst Federico Cesi gründet die Accademia dei Lincei in Rom.

1604

Ein neuer Stern, der am Himmel erscheint, löst Debatten aus und gibt Galilei Anlaß zu drei öffentlichen Vorträgen.

1605

Prinz Cosimo de’ Medici erhält Unterricht von Galilei.

1606

Galilei veröffentlicht eine Abhandlung über den geometrischen und militärischen Kompaß; Vincenzio Galilei (Sohn) wird in Padua geboren.

1607

Baldessar Capra veröffentlicht einen lateinischen Raubdruck von Galileis Anweisungen zum Gebrauch des geometrischen und militärischen Kompasses.

1608

In Holland erfindet Johann Lippershey ein Linsenfernrohr. Prinz Cosimo heiratet Maria Magdalena, Erzherzogin von Österreich.

1609

Großherzog Ferdinand I. stirbt; Cosimo II. folgt ihm auf den Thron. Galilei verbessert das Fernrohr, beobachtet und vermißt Berge auf dem Mond. Johannes Kepler (1571–1630) veröffentlicht die ersten zwei Gesetze der Planetenbewegung.

1610

Galilei entdeckt die Jupitermonde. Der Sidereus Nuncius (»Sternenbote«) wird veröffentlicht. Galilei wird zum Ersten Mathematiker und Hofphilosophen des Großherzogs der Toskana, Cosimo II., ernannt.

1611

Galilei reist nach Rom und wird als Mitglied in die Accademia dei Lincei gewählt.

1612

In Florenz erscheint die Abhandlung Delle cose che stanno in su l’acqua o che in quella si muovono (»Körper, welche im Wasser schwimmen oder sich darin bewegen«).

1613

Fürst Cesi veröffentlicht Galileis »Briefe über die Sonnenflecken«; die Töchter Virginia und Livia Galilei treten ins Kloster San Matteo in Arcetri ein.

1614

Virginia und Livia Galilei legen Nonnentracht an.

1616

Galilei schreibt seine »Theorie über die Gezeiten«. In Rom ergeht das Dekret wider die kopernikanische Lehre. Virginia Galilei legt als Suor Maria Celeste ihr Gelübde ab. Shakespeare und Miguel de Cervantes sterben.

1617

Livia Galilei legt als Suor Arcangela das Gelübde ab.

1618

Drei Kometen erscheinen und rufen Interesse und Kontroversen hervor; der Jesuitenpater Orazio Grassi hält im Collegio Romano Vorträge über Kometen; der Dreißigjährige Krieg beginnt.

1619

Grassis Bericht über Kometen wird anonym veröffentlicht; Mario Guiducci hält die »Rede über die Kometen« und provoziert damit die anonyme Veröffentlichung der »Astronomischen und philosophischen Waage«. Kepler veröffentlicht das dritte Gesetz der Planetenbewegung. Galileis Geliebte Marina Gamba stirbt. Sein Sohn Vincenzio Galilei wird legitimiert.

1623

Galileis Schwester Virginia stirbt. Maffeo Kardinal Barberini wird Papst Urban VIII. Galilei widmet ihm den Saggiatore (»Die Goldwaage«).

1624

Galilei reist zur päpstlichen Audienz nach Rom.

1628

In England beschreibt William Harvey (1578–1657) den Blutkreislauf.

1629

Von Deutschland gelangt die Beulenpest nach Norditalien.

1630

Galilei reist nach Rom und sucht um die Druckerlaubnis für seinen Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo an. Fürst Cesi stirbt. Die Pestepidemie erreicht Florenz.

1631

Michelangelo Galilei (Bruder) stirbt in Deutschland an der Pest.

1632

Galilei veröffentlicht den Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische.

1633

Galilei wird wegen des Verdachts auf Ketzerei vom Heiligen Offizium der Inquisition der Prozeß gemacht; der Dialog wird verboten.

1634

Suor Maria Celeste stirbt am 2. April in Arcetri.

1636

In Holland wird der »Brief an die Großherzogin« auf lateinisch und italienisch veröffentlicht.

1637

Galilei entdeckt die Librationen des Mondes, verliert sein Augenlicht.

1638

Ludwig Elzevier verlegt in Leiden Galileis Unterredungen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend.

1641

Vincenzio Galilei zeichnet den Entwurf seines Vaters für eine Pendeluhr.

1642

Galilei stirbt am 8. Januar in Arcetri.

1643

Galileis Schüler Evangelista Torricelli (1608–1647) erfindet das Quecksilberbarometer. In England wird Isaac Newton geboren.

1644

Papst Urban VIII. stirbt.

1648

Der Dreißigjährige Krieg geht zu Ende.

1649

Vincenzio Galilei (Sohn) stirbt am 15. Mai in Florenz.

1654

Großherzog Ferdinand II. verbessert Galileis Thermometer, indem er das Glasröhrchen verschließt, um ein Vakuum zu schaffen.

1655/56

Christiaan Huygens (1629–1695) verbessert das Fernrohr, entdeckt den größten Saturnmond, sieht die »Gefährten« des Saturn als Ring, läßt eine Pendeluhr patentieren.

1659

Suor Arcangela stirbt am 14. Juni in San Matteo.

1665

Jean-Dominique Cassini (1635–1712) entdeckt die Achsendrehung von Jupiter und Mars und mißt deren Dauer.

1669

Sestilia Bocchineri Galilei stirbt.

1670

Großherzog Ferdinand II. stirbt; auf den Thron folgt sein einziger lebender Sohn Cosimo III.

1676

Ole Roemer (1644–1710) benutzt die Eklipsen der Jupitermonde, um die Lichtgeschwindigkeit zu bestimmen; Cassini entdeckt eine Lücke in den Saturnringen.

1687

Newton veröffentlicht in seinen Principia die Gesetze über die Bewegung und die allgemeine Schwerkraft.

1705

Edmond Halley (1656–1742) studiert Kometen, erkennt, daß sie die Sonne umkreisen, und sagt die Rückkehr eines Kometen voraus, der später nach ihm benannt wird.

1714

Daniel Fahrenheit (1686–1736) entwickelt das Quecksilberthermometer mit einer exakten Gradskala für wissenschaftliche Zwecke.

1718

Halley beobachtet, daß auch die Fixsterne sich mit einer kaum wahrnehmbaren »Eigenbewegung« in langen Zeiträumen bewegen.

1728

Der englische Astronom James Bradley (1693–1762) liefert mit der Aberration des Sternenlichts den ersten Beweis für die Bewegung der Erde durch den Raum.

1755

Immanuel Kant (1724–1804) erkennt die wahre Gestalt der Milchstraße und identifiziert den Andromedanebel als eigene Galaxie.

1758

Der Halleysche Komet kehrt zurück.

1761

Michail Wassiljewitsch Lomonossow (1711–1765) erkennt, daß die Venus eine Atmosphäre besitzt.

1771

Der Kometenjäger Charles Messier (1730–1817) identifiziert eine Reihe nichtkometenhafter Objekte, die sich später als ferne Galaxien erweisen.

1781

William Herschel (1738–1822) entdeckt den Planeten Uranus.

1810

Nach Eroberung des Kirchenstaates verlegt Napoleon Bonaparte die römischen Archive nach Paris, darunter auch die Akten des Heiligen Offiziums mit sämtlichen Unterlagen über Galileis Prozeß.

1822

Das Heilige Offizium erlaubt die Veröffentlichung von Büchern über die Bewegung der Erde.

1835

Galileis Dialog wird vom Index verbotener Bücher gestrichen.

1838

Astronomen aus Südafrika, Rußland und Deutschland entdecken unabhängig voneinander die Sternenparallaxe und damit die Entfernung zu den Sternen; Friedrich Wilhelm Bessel (1784–1846) veröffentlicht den ersten Bericht über dieses Phänomen für den Stern 61 Cygni.

1843

Galileis Prozeßakten werden nach Italien zurückgeschickt.

1846

Durch Voraussagen und Beobachtungen von Astronomen aus verschiedenen Ländern werden Neptun und sein größter Mond entdeckt.

1851

In Paris weist Jean Bernard Léon Foucault (1819–1868) anhand eines sechzig Meter langen Pendels die Achsendrehung der Erde nach.

1861

Das Königreich Italien, das die meisten Staaten und Herzogtümer vereint, wird ausgerufen.

1862

Der französische Chemiker Louis Pasteur (1822–1895) weist die Einwirkung von Keimen bei der Entstehung von Krankheiten nach.

1877

Asaph Hall (1829–1907) entdeckt die Marsmonde.

1890–1910

Antonio Favaro gibt in Florenz Galileis gesammelte Werke unter dem Titel Le Opere di Galileo Galilei heraus.

1892

Die Universität Pisa verleiht Galilei 250 Jahre nach seinem Tod die Ehrendoktorwürde.

1893

Die Enzyklika Providentissimus Deus von Papst Leo XIII. zitiert Augustinus mit denselben Argumenten, wie Galilei sie in seinem »Brief an die Großherzogin« anführte, um zu zeigen, daß die Bibel nicht das Ziel verfolgt, die Naturwissenschaften zu lehren.

1894

Pasteurs Student Alexandre Yersin (1863–1943) entdeckt den Erreger der Beulenpest und stellt einen Impfstoff her.

1905

Albert Einstein (1879–1955) veröffentlicht die Spezielle Relativitätstheorie, mit der er die Lichtgeschwindigkeit als absolute Obergrenze einführt.

1908

George Ellery Hale (1868–1938) entdeckt die magnetische Natur der Sonnenflecken.

1917

Willem de Sitter (1872–1934) leitet aus Einsteins Gleichungen die Ausdehnung des Universums ab.

1929

Der amerikanische Astronom Edwin Hubble (1889–1953) entdeckt Beweise für die Expansion des Universums.

1930

Robert Kardinal Bellarmino wird von Papst Pius XI. als Robert Bellarmine heiliggesprochen.

1935

Papst Pius XI. weiht das vatikanische Observatorium und astrophysikalische Laboratorium in Castel Gandolfo ein.

1950

Die Enzyklika Humani generis von Papst Pius XII. erörtert die Behandlung unbewiesener wissenschaftlicher Theorien in bezug auf die Heilige Schrift; darin kommt er zu derselben Schlußfolgerung wie Galilei in seinem »Brief an die Großherzogin«.

1959

Die russische Raumsonde Luna 3 erhält von der Mondumlaufbahn aus die ersten Bilder der abgewandten Seite des Mondes.

1966

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird der Index verbotener Bücher abgeschafft.

1969

Die amerikanischen Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin betreten den Mond.

1971

Der Kapitän der Apollo 15 David R. Scott läßt auf dem Mond gleichzeitig eine Falkenfeder und einen Hammer fallen, und als sie gemeinsam auf dem Boden auftreffen, bemerkt er: »Dies beweist, daß Mr. Galileo recht hatte.«

1979

Papst Johannes Paul II. läßt von Theologen, Gelehrten, Historikern den Fall Galilei überprüfen.

1982

Papst Johannes Paul II. richtet eine Galilei-Kommission mit vier formellen Studiengruppen ein, die den Fall Galilei noch einmal aufrollen sollen.

1986

Der Halleysche Komet kehrt zurück, beobachtet von einer wartenden Flotte Raumschiffe.

1989

Die NASA startet die Raumsonde Galileo, die die Jupitermonde aus der Nähe erforschen soll.

1992

Papst Johannes Paul II. tritt öffentlich für Galileis Philosophie ein und bemerkt, daß »Verständlichkeit, wie sie von den wunderbaren Entdeckungen der Naturwissenschaft und Technologie bezeugt wird, uns in letzter Analyse zu jenem transzendierenden Urgedanken führt, der allen Dingen eingeprägt ist«.

1995

Galileo erreicht den Jupiter.

1999

Galileos erfolgreiche Erkundung der Mediceischen Gestirne, heute besser bekannt als die Galileischen Jupitersatelliten, bringt neue Erkenntnisse für die Astronomen auf der ganzen Welt.

FLORENTINER GEWICHTE, MASSE UND MÜNZEN

 

 

 

 

Gewichte:

Libbra/Pfund = 12 oncie = 0,3 Kilogramm

 

Maße:

braccio (pl. braccia)/Elle = ungefähr 58 Zentimeter

miglio (toscano)/Meile = 2833 1/3 braccia = 1653,61 Meter

 

Münzen:

Florin/Gulden = 3,54 Gramm Gold

Scudo/Taler = 8 Lire

Piaster = 22,42 Gramm Silber = ungefähr 5 Lire

Lira (Silbermünze) = 12 crazie = 20 soldi (Von vier Lire konnte eine Person eine Woche leben.)

Giulio (Silbermünze) = etwas mehr als eine halbe Lira

Carlino = 0,01 Scudo

DANK

 

 

 

Von Herzen danke ich Silvio Bedini, der Suor Maria Celeste in mein Leben gebracht hat; Albert Van Helden, der mich ermutigte, ihre Geschichte zu erzählen; George Gibson, der sie hören wollte; Michael Carlisle, der aus Venedig einen Schatz zurückholte; Kristine Puopolo für ihre Neugier; John Casey für seine Hinweise; Pater Ernan McMullin für seine Einfühlungsgabe; Mariarosa Gamba Frybergh und Alfonso Triggiani für den Italienischunterricht; I. Bernard Cohen, der mir seinen Segen gab und mich verwirrte; Doron Weber und der Alfred P. Sloan Foundation für die Förderung; William J. H. Andrewes für seine Unterstützung; Betty Sobel für ihre Hilfe bei der Recherche; Owen Gingerich für die Herausforderung und die Aussicht vom Gianicolo; Stephen Sobel für die Lautenmusik und Kalenderkunde; Ken Soden und Frank Randazzo für die Reiserouten; Irene Tully für das Gedicht; den Ärzten Michael und Stephen Sobel, Peter Michalos, Barry Gruber, Alan Katz und Harry Fritts für ihre Diagnosen früherer Krankheiten; Flanzy Chodkowski für die Lehrbücher, Hagiographien und Rosenkränze; Diane Ackerman und Lois Morris für die Notizbücher; Antonia Ida Fontana und der Nationalen Zentralbibliothek in Florenz für den Einblick in die Briefe von Suor Maria Celeste; Franco Pacini für die Schlüssel zu Galileis Haus; Paolo Zaninoni für das Quellenmaterial aus Italien; Mara Miniati für die carte blanche im Museum für Wissenschaftsgeschichte in Florenz; Paolo Galluzzi für das Geheimnis um Galileis Grab; Francesco Bertola, der als deus ex machina aus Padua kam; Frank Drake für seine Himmelsmechanik; Chiara Peacock und Barbara Lynn-Davis für die toskanischen Gärten; Antonio Di Nunzio, der mich das Klarissenkloster von Turin betreten ließ; Amanda Sobel für die Fernleihe von Büchern; James MacLachlan für seine entstehende Arbeit und seine Mersennesche Tradition der Großzügigkeit; K. C. Cole für ihre Klugheit; Kate Epstein für ihre Lateinkenntnisse; Mutter Mary Francis und ihren Mitschwestern vom Klarissenkloster Unserer Lieben Frau von Guadalupe für ihre Gebete und Antworten auf meine Fragen; Thomas Settle für seine wissenschaftshistorischen Experimente; den Mitarbeitern der Buchabteilung in den New Yorker Auktionshäusern von Christie’s und Sotheby und Betsy Walsh von der Folger-Shakespeare-Bibliothek in Washington für den Zugang zu Erstausgaben von Galileis Büchern; Marcy Posner und Tracy Fisher für die Vertretung auf ausländischen Märkten; Rita und Gary Reiswig für das Fest; und Zoë und Isaac Klein für ihre Liebe, Unterstützung, Fingerpuppen und inspirierenden Bilder.

Mein Dank gilt außerdem Bernard Cohen, Frank Drake, Mariarosa Frybergh, Owen Gingerich, James MacLachlan, Mutter Mary Francis, Christopher Potter, Dick Teresi, Alfonso Triggiani und Albert Van Helden, die das beinahe endgültige Manuskript gelesen, geprüft und kommentiert haben.

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NICHTS, WAS EUCH KOSTBARER WÄRE

Hochberühmter Herr Vater.

Wir sind in tiefstem Kummer über den Tod Eurer geliebten Schwester und unserer lieben Tante. Wir empfinden, sage ich, großen Schmerz über ihren Verlust, und um so mehr, als wir ja wissen, welche Pein Ihr erdulden müßt, weil Ihr nun gewissermaßen niemanden mehr auf dieser Welt habt und beinahe nichts mehr verlieren könnt, was Euch kostbarer wäre, so daß wir uns vorstellen können, wie schwer dieser so unerwartete Schlag für Euch war. Und, wie ich sage, auch wir tragen einen guten Teil Eures Schmerzes, obgleich wir doch schon aus der Betrachtung des menschlichen Elends hätten Trost schöpfen müssen, denn wir alle sind hier auf Erden wie Fremde und Reisende, die bald in ihre wahre Heimat im Himmel aufbrechen werden, wo vollendete Seligkeit herrscht und wo, wie wir hoffen müssen, jene gesegnete Seele schon weilt. So bitten wir Euch um der Liebe Gottes willen, Euch zu trösten und Euch dem Willen des Herrn anzuvertrauen, denn das ist es, was Er von Euch erwartet, wie Ihr wohl wißt; außerdem würdet Ihr Euch selbst und auch uns Schaden zufügen, weil wir nicht anders können, als uns unendlich zu grämen, wenn wir hören, daß Ihr betrübt oder unpäßlich seid, denn wir haben kein anderes Gut auf der Welt als Euch.

Weiter will ich nichts sagen, als daß wir mit ganzem Herzen inständig zu Gott dem Herrn beten, er möge Euch trösten und stets mit Euch sein, und wir grüßen Euch in aller Liebe.

Zu S. Matteo, am 10. Mai 1623.

Eure liebende Tochter S. Maria Celeste1

 

Am Tag nach dem Begräbnis seiner Schwester Virginia erhielt der damals schon weltberühmte Forscher Galileo Galilei diesen Brief, den ersten von hundertvierundzwanzig, die von der einst umfangreichen Korrespondenz mit seiner ältesten Tochter noch erhalten sind. Von seinen drei Kindern war sie die einzige, in der er seinen eigenen brillanten Verstand, seinen Arbeitseifer und seine Empfindsamkeit wiedererkannte und die dank diesen Eigenschaften zu seiner Vertrauten wurde.

Galileis Tochter, hervorgegangen aus seiner langjährigen illegitimen Verbindung mit der Venezianerin Marina Gamba, kam in der Sommerhitze eines neuen Jahrhunderts zur Welt, am 13. August 1600 – im selben Jahr, in dem der Dominikanermönch Giordano Bruno in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannte, weil er, neben anderen ketzerischen und gotteslästerlichen Lehren, die er verbreitete, nicht von seiner Behauptung abließ, die Erde drehe sich um die Sonne, statt im Zentrum des Universums zu ruhen. In einer Welt, die ihren Platz noch nicht kannte, ließ sich Galilei auf denselben kosmischen Konflikt mit der Kirche ein und vollführte damit eine gefährliche Gratwanderung zwischen dem christlichen Himmel, an den er als guter Katholik ehrfürchtig glaubte, und dem Himmel, den er durch sein Fernrohr erkundete.

Seine Tochter ließ Galilei zu Ehren seiner »geliebten Schwester« auf den Namen Virginia taufen. Aber weil er Virginias Mutter nie geheiratet hatte, meinte er, auch die Tochter sei nicht zu verheiraten. Nicht lang nach ihrem dreizehnten Geburtstag brachte er sie im Kloster San Matteo in Arcetri unter, wo sie ihr Leben in Armut und Klausur verbrachte.

Als Nonne wählte sich Virginia den Namen Maria Celeste – die Himmlische: eine Geste, in der vielleicht ihres Vaters Begeisterung für die Sterne zum Ausdruck kam. Auch nachdem sie gelobt hatte, ihr Leben dem Gebet und der Buße zu widmen, blieb sie Galilei wie einem Schutzheiligen treu ergeben. Die übergroße Sorge um ihn, die sie in ihrem Kondolenzbrief äußert, nahm im Verlauf des nächsten Jahrzehnts nur noch zu, als ihr Vater alt wurde, häufiger erkrankte, gleichwohl aber seine außergewöhnlichen Forschungen fortsetzte und ein Buch veröffentlichte, das ihn vor das Heilige Offizium der Inquisition brachte.

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Von Galilei hergestelltes Teleskop

Mit dem »wir« in dem zitierten Brief meint Suor Maria Celeste sich und ihre Schwester Livia – Galileis wunderliche, schweigsame zweite Tochter, die ebenfalls den Schleier nahm und als Suor Arcangela im selben Kloster San Matteo die Gelübde ablegte. Unterdessen war ihr Bruder Vincenzio, der jüngste Sproß aus der Verbindung von Galilei und Marina, durch einen Erlaß des Großherzogs der Toskana legitimiert worden und betrieb nun das Studium der Rechte an der Universität Pisa.

So tröstete Suor Maria Celeste ihren Vater, der jetzt allein in seiner Welt zurückgeblieben war, denn seine Töchter lebten fernab in ihrer eigenen, unzugänglichen Klosterwelt, sein Sohn war noch kein Mann, seine einstige Geliebte tot, und die Mitglieder seiner ursprünglichen Familie waren alle verstorben oder weit verstreut.

Auch mit seiner Sicht der Welt stand Galilei, inzwischen neunundfünfzig, ziemlich allein, wie Suor Maria Celeste sehr wohl wußte, weil sie seine Bücher las und die Briefe, die ihm Kollegen und Kritiker aus ganz Italien und sogar von jenseits der Alpen schrieben. Zwar hatte ihr Vater seine Laufbahn als Professor für Mathematik begonnen – zuerst in Pisa, dann in Padua –, doch jeder Philosoph in Europa verband Galileis Namen mit der aufsehenerregendsten Reihe astronomischer Entdeckungen, die je ein Mensch für sich in Anspruch nehmen konnte.

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Ptolemäus’ geozentrisches Planetensystem

Im Jahr 1609, als Suor Maria Celeste noch ein Kind in Padua war, hatte Galileo im Garten hinter seinem Haus ein Fernrohr aufgestellt und auf den Himmel gerichtet. Nie gesehene Sterne sprangen aus der Dunkelheit hervor und erweiterten bekannte Konstellationen; der Nebel der Milchstraße löste sich in Garben dichtgedrängter Sterne auf; Berge und Täler zerfurchten die seit alters überlieferte Makellosigkeit des Mondes; und Jupiter wurde regelmäßig von einer Eskorte aus vier Himmelskörpern umkreist, wie ein Planetensystem en miniature.

»Ich erweise Gott meinen unendlichen Dank«, schwärmte Galilei nach solchen Nächten der Wunder, »weil er mich allein als ersten Beobachter bewunderungswürdiger Dinge ausersehen hat, die den bisherigen Jahrhunderten verborgen geblieben sind.«2

Die neuentdeckten Welten verwandelten Galileis Leben. 1610 wurde er von Cosimo de’ Medici zum Primario Matematico e Filosofo ernannt und kehrte nach Florenz zurück, um seine Stelle als »Erster Mathematiker und Philosoph des Großherzogs von Toskana« anzutreten. Er nahm seine beiden Töchter mit, damals neun und zehn Jahre alt, doch Vincenzio, der erst vier war, als der Ruhm die Familie erfaßte, ließ er zurück; er sollte noch eine Weile bei seiner Mutter in Padua leben.

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Kopernikus’ heliozentrisches Planetensystem

Seine Entdeckungen stellten Galilei in eine Reihe mit Kolumbus. Doch sogar auf dem Höhepunkt seines Ruhms zog er Feindseligkeit und Argwohn auf sich. Denn statt ein von Heiden beherrschtes fernes Land zu erschließen, hatte sich Galilei auf heiligen Boden vorgewagt. Kaum hatte die erste Flut seiner Entdeckungen die Völker Europas in Staunen versetzt, folgte schon eine neue Welle: Er sah dunkle Flecken, die fortwährend über die Oberfläche der Sonne krochen, und beobachtete, daß die »Mutter der Liebe«, wie er die Venus nannte, Phasen der Zu- und Abnahme durchlief, nicht anders als der Mond.

Alle seine Beobachtungen bestätigten das ungeliebte heliozentrische Planetensystem, das Kopernikus mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor eingeführt hatte, das jedoch aus Mangel an Beweisen wieder eingestürzt war. In Galileis Erkenntnissen begannen sich nun erste Belege dafür abzuzeichnen. Und seine extravagante Art, die eigenen Ideen zu verbreiten – manchmal mit derbem Humor, manchmal lauthals bei gesellschaftlichen Anlässen und in öffentlichen Debatten –, trug die neue Astronomie aus den Stuben der Universitätsgelehrsamkeit hinaus in die Öffentlichkeit. 1616 erhielt Galilei von einem Papst und einem Kardinal der Inquisition eine formelle Ermahnung, seine Ausflüge in himmlische Gefilde zu unterlassen. Die Bewegungen der Himmelskörper, sagten sie, seien bereits in den Psalmen, im Buch Josua und an anderen Bibelstellen erwähnt und insofern eine Angelegenheit, die man am besten den Kirchenvätern überließ.

Galilei unterwarf sich ihrer Anordnung und hüllte sich über dieses Thema in Schweigen. Sieben Jahre lang wandte er sich weniger gefährlichen Betätigungen zu, etwa der Frage, wie sich seine Jupitersatelliten in den Dienst der Navigation stellen ließen, zur Längenbestimmung auf See. Er widmete sich der Dichtung und verfaßte literaturkritische Schriften. Durch Umarbeitung seines Fernrohrs entwickelte er ein zusammengesetztes Mikroskop. »Mit unendlicher Bewunderung habe ich viele winzige Tierchen beobachtet«, berichtete er, »unter denen der Floh am allerschrecklichsten ist, die Stechmücke und die Motte hingegen sind wunderschön; und mit großer Befriedigung habe ich gesehen, wie Fliegen und andere kleine Tiere über Spiegelflächen laufen können, sogar mit dem Kopf nach unten.«3

Kurz nach dem Tod seiner Schwester im Mai 1623 fand Galilei jedoch einen Grund, zum heliozentrischen Weltall zurückzukehren wie eine Motte zum Licht. In diesem Sommer bestieg ein neuer Papst den Heiligen Stuhl zu Rom. Urban VIII. führte im Vatikan eine Intellektualität und ein Interesse an wissenschaftlicher Forschung ein, die seinen unmittelbaren Vorgängern fremd gewesen waren. Galilei kannte den Papst persönlich – er hatte ihm sein Fernrohr vorgeführt, und in einer Debatte über schwimmende Körper, die eines Abends am Florentiner Hof stattfand, hatten sie dieselbe Meinung vertreten. Urban wiederum bewunderte Galilei schon so lange und so sehr, daß er ihm zu Ehren sogar ein Gedicht verfaßt hatte: Adulatio perniciosa (»verderbliche Schmeichelei«), worin er die Einsichten erwähnt, die ihm durch »Galileis Glas« zuteil wurden.

Die Herrschaft des dichtenden Papstes ermutigte Galilei, die lange geplante, populäre Erörterung der beiden widerstreitenden kosmologischen Theorien in Angriff zu nehmen: die heliozentrische des Kopernikus und die geozentrische des Ptolemäus – oder, in seinen Worten: »die beiden hauptsächlichen Weltsysteme«.

Suor Maria Celeste hätte es schwerfallen können, ihm diese Richtung zu verzeihen und ihre Rolle als Braut Christi mit der Position ihres Vaters als des potentiell größten Feindes der katholischen Kirche seit Martin Luther in Einklang zu bringen. Statt dessen jedoch begrüßte sie sein Streben, weil sie um seinen tiefen Glauben wußte, und sie akzeptierte seine Überzeugung, Gott habe den Menschen die Heilige Schrift diktiert, um ihren Geist zu lenken, doch ihnen die Entschlüsselung des Universums als Herausforderung an ihren Verstand gesetzt. Nachdem sie erkannt hatte, welche außerordentlichen Begabungen ihren Vater dazu befähigten, betete sie darum, er möge gesund bleiben, lange leben und die Erfüllung »jedes rechtmäßigen Wunsches« erleben. Als Klosterapothekerin braute sie Elixiere und drehte Pillen, die ihm Kraft für seine Studien verleihen und ihn vor der Pest schützen sollten. Ihre Briefe, die von ihrem Glauben an Galileis Unschuld gegenüber jeglichem Vorwurf der Ketzerei durchdrungen sind, halfen ihm durch die Torturen seiner letzten Konfrontation mit Urban und der Inquisition im Jahr 1633.

Kein ersichtlicher Zwist störte je die liebevolle Beziehung zwischen Galilei und seiner Tochter. Ihre Geschichte hat nichts mit Vereinnahmung, Ablehnung oder absichtlicher Unterdrückung von Begabungen zu tun. Vielmehr ist es die Geschichte einer Liebe, einer Tragödie und eines Geheimnisses.

Die meisten Briefe, die Suor Maria Celeste schrieb, legten den kurzen Weg vom Kloster San Matteo auf einem Hügel südlich von Florenz bis in die Stadt oder zu Galileis Haus am Stadtrand in der Tasche eines Boten oder in einem Korb mit Wäsche, Süßigkeiten oder Kräuterarzneien zurück. Doch 1632, als er der zornigen Vorladung des Papstes nach Rom folgte, reisten die Briefe zu Pferd Hunderte von Meilen, häufig durch Quarantänen verzögert, die immer wieder gegen die in ganz Italien Furcht und Tod verbreitende Pest verhängt wurden. Stellenweise unterbrechen monatelange Lücken den Fortgang des Berichts, doch jede Seite atmet Alltagsleben, bis hin zum Schmerz eines entzündeten Zahns und dem Geruch von Essig.

Galilei sammelte unterschiedslos alle Briefe seiner Tochter und bewahrte ihre Bitten um Obst oder Nähzeug ebenso auf wie ihre wortreichen Ausführungen über Kirchenpolitik. Umgekehrt verwahrte auch Suor Maria Celeste alle seine Briefe, denn sie wiederzulesen bereitete ihr große Freude, wie sie ihm häufig versicherte. An dem Tag, an dem sie das Sterbesakrament erhielt, bildeten die Briefe, die sie im Verlauf ihres Klosterlebens gesammelt hatte, den größten Teil ihrer irdischen Besitztümer. Doch die Äbtissin, die Galileis Briefe gefunden haben muß, als sie Suor Maria Celestes Zelle räumte, verbrannte oder vergrub sie anscheinend – aus Angst: denn nach dem berühmten Prozeß in Rom hätte kein Kloster gewagt, die Schriften eines Mannes aufzubewahren, der »der Ketzerei in hohem Maße verdächtig befunden worden«4 war. So reduziert sich die Korrespondenz zwischen Vater und Tochter schon seit langem auf einen Monolog.

Für alle Gedanken, die er ihr einst selbst ausdrückte, stehen jetzt nur jene, die er zufällig gegenüber anderen äußerte: »Eine Frau von ungewöhnlichem Verstand«, beschrieb sie Galilei einem Kollegen in einem anderen Land, »von einzigartiger Güte und mir höchst liebevoll verbunden.«5

Die meisten, die zum ersten Mal von den Briefen der Suor Maria Celeste hören, sind zunächst überzeugt, daß sich irgendwo in den Nischen der Vatikanischen Bibliothek Galileis Antworten verbergen, und die fehlende Hälfte des Dialogs ließe sich finden, wenn nur ein wagemutiger Außenstehender sich Zugang verschaffen könnte. Doch es ist nichts zu machen: Die Archive wurden aufs sorgfältigste durchkämmt, mehrmals sogar, von kirchlichen Behörden und autorisierten Forschern, die verzweifelt hofften, den väterlichen Ton seiner Stimme zu hören. Sie alle mußten die Möglichkeit, daß die Dokumente von der Äbtissin vernichtet wurden, als die wahrscheinlichste Erklärung für ihr Verschwinden hinnehmen. Die historische Bedeutung jedes von Galilei unterzeichneten Papiers, zu schweigen von den Preisen, die solche Schriftstücke während der letzten zwei Jahrhunderte erzielten, läßt kaum einen Ort als denkbares Versteck für ganze Bündel von Briefen übrig.

Auch zahlreiche Kommentare, Theaterstücke, Gedichte, frühe Vorlesungen und Manuskripte Galileis sind verschwunden – von ihnen wissen wir nur aufgrund spezieller Hinweise in den mehr als zweitausend erhaltenen Briefen seiner Zeitgenossen, mit denen er korrespondierte. Dennoch umfaßt sein gewaltiger Nachlaß seine fünf wichtigsten Bücher, zwei von ihm selbst hergestellte Fernrohre, diverse Porträts und Büsten, für die er zu Lebzeiten Modell saß, und sogar Teile seines Körpers, die nach seinem Tod erhalten wurden. (Im Museum für Wissenschaftsgeschichte in Florenz ist der Zeigefinger seiner rechten Hand ausgestellt, eingefaßt in ein vergoldetes gläsernes Ei auf einem marmornen Sockel mit Inschrift.)

Von Suor Maria Celeste sind nur ihre Briefe geblieben. In Leder und Pappe zu einem einzigen Buch gebunden, stehen die abgegriffenen, rauhkantigen Seiten nun bei den seltenen Manuskripten der Nationalbibliothek in Florenz. Die Handschrift ist durchgängig immer noch lesbar, wenngleich die einst schwarze Tinte braun geworden ist. Manche Briefe weisen Anmerkungen von Galileis Hand auf, denn gelegentlich kommentierte er ihre Bemerkungen am Rand, dann wieder benutzte er den freien Platz rund um seine Anschrift auf der Rückseite für Rechnungen oder geometrische Diagramme, anscheinend ohne Zusammenhang. Mehrere Blätter sind von winzigen Löchern verunstaltet, eingerissen, nachgedunkelt von Säure oder Schimmel, von Ölflecken verschmiert. Von den wasserfleckigen Briefen sind manche offenbar in den Regen geraten, während andere eher aussehen, als seien Tränen darauf gefallen, beim Schreiben oder beim Lesen. An den gefalteten Kanten des Papiers haftet nach beinahe vierhundert Jahren noch das rote Siegelwachs.

Diese Briefe, die immer nur auf italienisch herausgegeben wurden, zeichnen ein anderes Bild von Galileis Geschichte. Sie lassen die Persönlichkeit und den Konflikt einer mythischen Gestalt neu entstehen, deren Zusammenstoß mit der katholischen Lehre des siebzehnten Jahrhunderts noch immer das Schisma zwischen Naturwissenschaft und Religion kennzeichnet. Zwar ist die Wissenschaft über seine einfachen Instrumente längst weit hinaus, doch sie ist weiterhin in seinem Kampf gefangen, nach wie vor belastet vom Eindruck Galileis als Renegaten, der die Bibel verhöhnte und eine Kirche, die sich jeglicher Vernunft verschloß, in Brand setzte. Die beherrschende, spalterische Macht des Namens Galilei ist es, die Papst Johannes Paul II. im Jahr 1992 zu fassen und zu zähmen versuchte, als er die Qualen, die Galilei erdulden mußte, nach langer Zeit wieder zur Sprache brachte.

»Ein tragisches gegenseitiges Unverständnis«, bemerkte Seine Heiligkeit zu dem dreihundertfünfzig Jahre alten Fall Galilei, »wurde als das Spiegelbild eines grundlegenden Gegensatzes zwischen Wissenschaft und Glauben interpretiert.«

Doch der Galilei, der in den Briefen der Klosterfrau Maria Celeste zutage tritt, erkannte zu Lebzeiten keine Spaltung an. Er blieb ein guter Katholik, der an die Macht des Gebets glaubte, und war stets darum bemüht, seine Pflicht als Wissenschaftler mit dem Schicksal seiner Seele in Einklang zu bringen.

»Wohin immer unser Leben uns führt«, schrieb er, »müssen wir es empfangen als das höchste Geschenk aus der Hand Gottes, in der ebenso die Macht lag, gar nichts für uns zu tun; vielmehr müssen wir Unglück nicht bereitwillig entgegennehmen, sondern Ihm unendlich für Seine Güte danken, welche uns auf diesem Weg von übermäßiger Liebe zu den irdischen Dingen befreit und unseren Geist zum Himmlischen und Göttlichen erhebt.«6

2

DIESES GROSSE BUCH, DAS UNIVERSUM

 

 

Die kürzlich verstorbene Verwandte, die Suor Maria Celeste in ihrem ersten noch erhaltenen Brief betrauert, war Virginia Galilei Landucci, die Tante, nach der sie benannt worden war. Im Kloster San Matteo teilte sie ihren Kummer mit ihrer leiblichen Schwester Suor Arcangela (die ursprünglich nach Galileis zweiter Schwester Livia hieß) und mit ihrer Kusine Suor Chiara, der Tochter der verstorbenen Virginia, die vor ihrer Klosterzeit ebenfalls Virginia geheißen hatte.

Wie eine Litanei, die ihren melodischsten Ausdruck im poetischen Rhythmus des verdoppelten Namens fand, den der große Wissenschaftler trug, hallten in der Familie Galilei erinnerte Identitäten wider. Nach einer allgemeinen Gepflogenheit gutsituierter toskanischer Familien war es um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, als Galilei geboren wurde, durchaus möglich, den ältesten Sohn auf eine Ableitung oder Nebenform des elterlichen Familiennamens zu taufen. Vincenzio Galilei und seine Ehefrau Giulia Ammannati Galilei erregten also keinerlei Aufsehen, als sie ihr erstes Kind, das am 15. Februar im Jahr des Herrn 1564 in Pisa zur Welt kam, Galileo nannten. (In Wahrheit ist sein Geburtsjahr in den Chroniken jener Zeit, als noch der Julianische Kalender galt und Neujahr am 25. März gefeiert wurde, zu Mariä Verkündigung, als 1563 verzeichnet.)

Der Nachname Galilei war selbst aus dem Vornamen eines der herausragendsten Söhne der Familie entstanden: Der namhafte Arzt Galileo Buonaiuti lehrte und praktizierte zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts in Florenz die Medizin und leistete seiner Regierung treue Dienste. Ihm zu Ehren nannten sich seine Nachkommen Galilei und schrieben »Galileo Galilei« auf seinen Grabstein, behielten jedoch das Wappen bei, das ihre Vorfahren Buonaiuti seit dem dreizehnten Jahrhundert geführt hatten – eine rote Trittleiter auf goldenem Schild, die als Ideogramm das Wort Buonaiuti darstellt: »gute Hilfe«. Die Bedeutung des Namens Galileo oder Galilei geht jedoch auf das Land Galiläa zurück, obwohl Galilei, wie er in diesem Zusammenhang einmal erklärte, keineswegs ein Jude war.

Galileo Galilei unternahm ein paar zögernde Schritte auf dem Weg seines berühmten Vorfahren und studierte zwei Jahre lang Medizin an der Universität Pisa, bevor er sich der Mathematik und Physik zuwandte, seiner wahren Leidenschaft.

»Die Philosophie steht in diesem großen Buch geschrieben, dem Universum, das sich unserem Blick ständig darbietet. Doch das Buch ist nicht zu verstehen, sofern man nicht zuerst lernt, seine Sprache zu verstehen und das Alphabet zu lesen, aus dem sie sich zusammensetzt. Es ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, und die Buchstaben sind Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren, ohne die es dem Menschen unmöglich ist, ein einziges Wort davon zu verstehen; ohne sie irren wir durch ein finsteres Labyrinth.«7

Galileis Vater hatte sich seinem Ansinnen, Mathematiker zu werden, zunächst widersetzt und unter Berufung auf eine lange persönliche Erfahrung mit Mathematik und Patrizierarmut versucht, seinen Sohn von der Entscheidung für eine derart schlecht bezahlte Laufbahn abzubringen.