Autorenvita:

 

Alice Gabathuler wurde 1961 in der Schweiz geboren. Sie arbeitete als Radiomoderatorin, Werbetexterin und Englischlehrerin. Heute ist sie freiberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie in Werdenberg, einem kleinen Ort in der Ostschweiz.

Buchinfo:

 

Es hätte der perfekte Sprung werden sollen, aber dann ist Julian für einen Sekundenbruchteil abgelenkt. Er stürzt ab – und landet direkt neben einer Leiche. Es ist Hartmann. Ausgerechnet Hartmann, der Baulöwe, der die Freerunner schon lange von seiner stillgelegten Baustelle vertreiben wollte. Der Ärger mit so gut wie jedem Bauunternehmer und Handwerker der Umgebung hatte. Die Liste der Verdächtigen ist lang. Und ganz oben stehen zwei Leute, die Julian sehr viel bedeuten: Da ist zum einen Jazz, das geheimnisvolle Mädchen, das er auf der Baustelle immer wieder gesehen hat. Und der andere ist sein eigener Vater …

 

 

»She’s only tryin’ to keep the sky from fallin’«

Everlast, Saving Grace

 

 

 

 

Für Kevin B.

1

 

 

Julian schnellt von einer Betonplatte zur nächsten, gute fünf Meter über dem Boden. Mit jedem Sprung gewinnt er an Tempo. Beim letzten der geländerlosen Balkone bremst er nicht ab. Er rast weiter, ins Nichts, dreht sich im Flug, die Beine angewinkelt, die Arme ausgebreitet. Der Augenblick ist perfekt, das Adrenalin zieht ihn in die Länge, die Welt um Julian ist kristallklar. Im Einklang mit sich und seiner Umgebung schießt er auf die Mauer zu, die knapp drei Meter tiefer liegt.

Kurz bevor Julians Füße den rauen Beton berühren, blendet ihn ein Lichtstrahl. Den Bruchteil einer Sekunde verliert er die Konzentration. Das reicht, seinen Körper ganz leicht aus der Balance zu bringen, aus dem perfekten Sprung einen misslungenen zu machen. Julian kann ihn nicht stehen, sondern wird nach vorn katapultiert, hinab in die Tiefe.

Der Instinkt übernimmt. Es geht nur noch darum, richtig zu fallen und richtig aufzuschlagen.

Ein Schrei hallt durch die Luft, dringt durch die Gehörgänge an Julians Hirn vorbei ins Unterbewusstsein. Jetzt nimmt er ihn nicht wahr; erst später wird er sich daran erinnern.

Er landet auf den Füßen, rollt über die rechte Schulter ab. Der Schwung reißt ihn weiter, spitzer Schutt bohrt sich in seine Haut, schürft sie auf und lässt sie wie Feuer brennen. Julian kippt zur Seite und prallt mit dem Brustkorb gegen ein Hindernis. Benommen bleibt er liegen.

Unterbrochen von flatternden Lidschlägen spult ein unscharfer Film vor ihm ab, in dem eine verschwommene Gestalt mit etwas Orangefarbenem auf dem Kopf um die Ecke am Ende der Mauer rennt. Etwas Schwarzes fliegt durch das Bild und zerreißt es.

Stöhnend greift sich Julian an den Kopf. In seinem Mund schmeckt es nach Dreck und Blut. Er spuckt das Zeug aus. Vor ihm bildet sich ein roter See. So viel Spucke kann kein Mensch der Erde ausspeien! Und dann dieses verdammte Surren. Fliegen! Überall Fliegen. Julian hebt die Hand, um die lästigen Viecher zu verscheuchen. Mitten in der Bewegung stockt er. Sein Arm fällt kraftlos nach unten, sein Magen fährt Achterbahn.

Aus dem roten See ragt ein Kopf. Glasige Augen stieren ins Nichts. Fliegen umkreisen das kreideweiße Gesicht. Den Mann, der vor Julian liegt, kümmert das nicht mehr. Kein Muskel regt sich, als die von Julian aufgescheuchten Insekten wieder auf der klaffenden Wunde am Hals landen und darauf herumkrabbeln wie auf dem Rand eines Vulkankraters.

Von Würganfällen geschüttelt presst Julian seine brennenden Handflächen auf den Boden und versucht, sich hochzustemmen. Der Schmerz nimmt ihm die Luft. Seine Arme zittern. Sie können das Gewicht des Körpers nicht tragen und geben nach. Stöhnend sinkt Julian zurück auf den Boden. Er riecht das Blut, hört die Fliegen und hat plötzlich einen irren Gedanken. Vielleicht ist er der Tote. So wie in diesen Filmen, wo die Seele oder der Geist oder was auch immer über dem Körper schwebt und von oben auf sich selbst hinabschaut.

Aber würde er dann nicht aussehen wie er selbst? Weiß man überhaupt, wie man aussieht, wenn man tot ist? Mam hat ausgesehen wie Mam. Also müsste Julian aussehen wie Julian, wenn er wirklich tot wäre, und nicht wie …

»Scheiße«, flüstert er und schließt die Augen.

»Juli!«, schrillt es in seinen Ohren. »Bist du okay?«

Julian hebt den Kopf und dreht ihn in die Richtung, aus der die Stimmen kommen. Er sieht, wie seine Freunde mitten im Lauf so hart abbremsen, dass ihre Füße über den Bauschutt schlittern.

Nenad, der bei jeder Gelegenheit flucht wie die Rapper, deren Musik er hört, bleibt mit offenem Mund stehen. Ohne zu blinzeln, fixieren seine Augen die Leiche. Ein paar wilde Herzschläge lang sagt niemand etwas. Dann findet Nenad seine Sprache wieder. »Oh, Mann, warst du das?«, fragt er.

»Was?«, krächzt Julian.

»Na, ich meine, bist du auf den Typen draufgefallen?«

Ist er das? So etwas würde man doch spüren, oder nicht? Außerdem … Julian dreht seinen Kopf und zwingt sich, den Vulkankrater nochmals anzusehen. Nein! Dazu braucht man ein Messer oder sonst einen scharfen Gegenstand! Der Gedanke ist zu viel für seinen Magen. Julian erbricht sich mitten in die Blutlache.

Dennis stolpert ein paar Schritte zurück, Nenad murmelt etwas Unverständliches und taumelt auf die Mauer zu, wo er sich, heftig atmend, anlehnt und dann langsam auf den Boden rutscht. »Ist … Ist das Hartmann?«, fragt er.

Julian presst ein heiseres »Ja« über seine Lippen. Er friert trotz der sengenden Hitze, so sehr, dass er zu schlottern beginnt.

»Der Hartmann?« Panik schwingt in der Stimme von Dennis.

»Sieht ganz so aus«, antwortet Nenad.

Dennis fährt sich nervös durch die Haare. »Lasst uns abhauen.«

»Spinnst du?« Nenad rappelt sich hoch. »Wir rufen die Bullen.«

»Nach allem, was passiert ist?« Dennis kickt einen Stein gegen die Mauer. »Ich krieg lebenslänglich. Nicht von den Bullen, sondern von meiner Mutter.«

»Mindestens«, murmelt Nenad. »Trotzdem rufen wir jetzt die Bullen. Sie werden sowieso herausfinden, dass wir hier waren.«

»Nenad hat recht«, keucht Julian zwischen zwei flachen Atemzügen. »Und ich glaube, wir brauchen einen Krankenwagen.«

»Wieso? Der Typ ist tot.« Die Stimme von Dennis überschlägt sich. »Der braucht keinen …«

»Dennis!«, unterbricht Nenad seinen Freund. »Die Ambulanz ist nicht für den da.« Er wirft einen Blick auf die Leiche. »Sondern für Juli.«

2

 

 

Janosch Marek parkt den Wagen auf dem heruntergekommenen Gelände vor der Hartmann-Überbauung.

»Eine Schweinerei ist das«, brummt Huber neben ihm.

Marek ist nicht sicher, ob sein Chef damit die Bauruinen meint oder die Tatsache, dass irgendwo in diesem niemals fertiggestellten Gebäudekomplex mit dem unpassenden Namen Sonnweid ein Toter liegt. Er öffnet die Wagentür und sofort schlägt ihm die brütende Hitze entgegen, die das Leben seit Tagen beinahe unerträglich macht.

Bei einem Gitterzaun wartet ein Jugendlicher auf sie. Er steht unter einem gelben Schild, das davor warnt, die Baustelle zu betreten. Lesen kann man die Warnung allerdings nicht, denn sie verschwindet unter einem aufgesprayten Anarchie-Zeichen.

Der Junge löst sich vom Zaun und kommt ihnen unsicher entgegen, die Hände in den Hosentaschen vergraben, die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Ein paar Meter vor ihnen bleibt er stehen.

»Sind Sie Nenad Jankovic?«, fragt Huber.

Der Junge kneift die Lippen zusammen und nickt. In seinem blassen Gesicht zeichnen sich ganz deutlich die Sommersprossen ab und sein Blick irrt unsicher zwischen Huber und Marek hin und her. Es scheint Nenad klar zu sein, dass Huber das Sagen hat, doch Hilfe erhofft er sich offensichtlich von Marek, dem Jüngeren der beiden.

»Ich bin Peter Huber und das ist mein Kollege Janosch Marek«, sagt Huber. »Sie haben einen Toten und einen Verletzten gemeldet?«

Wieder nickt der Junge und schaut dabei Marek an.

»Und, wo sind sie?« In Hubers Stimme vibriert mühsam unterdrückte Ungeduld.

»Dort drüben.« Nenad zeigt in die Richtung, aus der er gekommen ist. Seine Stimme zittert beinahe so stark wie die ausgestreckte Hand. »Ich … Ich kann Ihnen den Weg zeigen.«

Huber stürmt los, ohne weitere Fragen zu stellen. Nenad Jankovic bleibt unsicher stehen. »Und … Und die Ambulanz?«, fragt er.

»Wird gleich hier sein«, verspricht Marek, der die Sirenen schon hören kann. »Geh schon!«

Der Junge zögert. Dann läuft er los. Kurz vor dem Gitterzaun holt er Huber ein. Marek schaut den beiden zu, wie sie sich durch eine Öffnung neben dem Verbotsschild zwängen und zwischen zwei Rohbauten durchgehen.

Geistersiedlung. So nennen die Leute im Ort die Hartmann-Überbauung. Die Gebäude, die trotz gleißendem Sonnenlicht düster in die Höhe ragen, werden dieser Bezeichnung mehr als gerecht.

Während Huber und Jankovic um die Ecke des Gebäudes auf der rechten Seite verschwinden, biegt die Ambulanz auf den ungeteerten Platz ein. Der Fahrer manövriert den Wagen so nahe wie möglich an den Zaun heran. Marek kennt den Mann, der die Tür aufstößt und schnell, aber ohne Hektik, aussteigt und ihn wie einen alten Bekannten begrüßt. Er mag die ruhige, besonnene Art von Diego Rapold und ist froh, auf ihn zu treffen.

»Ich hoffe, die Jungs haben sich nur ein paar Filme zu viel angeschaut und irren sich«, sagt Rapold.

Das hofft Marek auch. Nicht nur für den Mann, der irgendwo auf dem Gelände liegt, und die Jungs, die ihn gefunden haben, sondern auch für sich. Das Schlimmste an seiner Arbeit sind nämlich die Toten. Von denen hat Marek einige gesehen. Natürliche Todesursache. Unfalltote. Selbstmörder. In schlechten Nächten träumt er von ihnen, an guten Tagen sucht er nach Möglichkeiten, mit den Gedanken an sie klarzukommen, so was wie einen Schutzwall aufzubauen. »Das …«, dringt Rapolds Stimme zu ihm durch, »ist Sanja Clausen. Sie ist neu bei uns.«

Rote Haare, funkelnde Augen und das netteste, wenn auch kürzeste Lächeln, das Marek je gesehen hat, vertreiben den Tod aus seinen Gedanken, die plötzlich ziemlich wirr durcheinanderwirbeln.

»Wo sind die Verletzten?«, fragt sie.

Etwas unbeholfen deutet Marek in die Richtung, in die Huber und der Junge verschwunden sind.

»Na, dann. Worauf warten wir noch?«

Schon wieder dieses Funkeln in den Augen!

»Auf nichts«, antwortet Marek und ärgert sich über die Unsicherheit in seiner Stimme. Als er seine fünf Sinne endlich wieder einigermaßen beisammen hat, sind Diego Rapold und Sanja Clausen schon beinahe beim Zaun.

Marek läuft los und stößt mit dem Fuß gegen eine Flasche. Klirrend rollt sie über den groben Kies und prallt gegen ein paar Getränkedosen. Wahrscheinlich liegen gelassen von den Punks, die sich in den unfertigen Bauten eingenistet haben.

Kurz vor dem Zaun schließt Marek zu den beiden Notärzten auf, überholt sie und drückt das Gitter zurück, damit sie mit ihrer Ausrüstung passieren können. Dabei kommt ihm Sanja Clausen so nah, dass er ihr Parfum riechen kann. Er atmet den Duft ein und schon beginnt es wieder zu wirbeln. STOPP! Marek bremst seine Gedankenfetzen, bevor sie ihm ins Gesicht geschrieben sind, und folgt den beiden in die Geistersiedlung.

Zwischen den skelettartig in die Höhe ragenden Gebäuden hat sich ein Trampelpfad gebildet. Mit jedem Meter, den Marek tiefer in das Gelände dringt, liegt mehr Bauschutt und Abfall herum. Vor einem Eingang, der nur notdürftig mit Brettern abgesperrt ist, entdeckt Marek eine Feuerstelle, umgeben von umgekippten leeren Bierkisten. Einen Augenblick lang verdeckt das Gebäude auf der Linken die Sonne und Marek tritt in den Schatten. Sofort wird es dunkler und kühler. Es riecht sogar anders als zuvor.

»Wohin?«, ruft Rapold.

»Rechts!«, antwortet Marek.

Rapold und Clausen legen an Tempo zu, Marek jedoch verlangsamt seine Schritte und prägt sich das Bild ein, das sich ihm bietet.

Huber kauert reglos vor einer Gestalt. In einiger Entfernung von ihm lehnt ein Jugendlicher an einer Mauer, ein anderer liegt am Boden. Neben ihm kniet Nenad Jankovic und redet auf ihn ein.

Diego Rapold läuft zielstrebig auf Huber zu und kauert sich neben ihn hin. Kurz danach schüttelt er den Kopf. Huber steht auf, winkt Marek zu sich heran und greift nach dem Funkgerät.

»Die beiden dort drüben behaupten, ihr Freund sei von der Mauer gefallen«, sagt er, nachdem er die Spezialisten und Verstärkung angefordert hat. »Würde mich interessieren, wie der Kerl überhaupt da hinaufgekommen ist. Schau mal, ob du was aus ihm herauskriegst, bevor er ins Krankenhaus gebracht wird.«

»Mach ich«, antwortet Marek, erleichtert darüber, dass ihn Huber von dem Toten fernhält. Es wäre zu peinlich, wenn ihm in der Gegenwart von Sanja Clausen speiübel würde. Nervös wischt er sich seine schweißnassen Hände an den Hosen trocken, verhandelt kurz mit seinen Gedanken und hofft, sie mögen sich vernünftig einreihen, bis er beim Verletzten ist – und bei dieser Frau, die ihn in Rekordzeit aus dem Tritt gebracht hat.

3

 

 

Die Notärztin ist mit ihrem Fragenkatalog beinahe durch. Wo’s wehtut und ob ihm schlecht ist.

Linker Knöchel, Schulter, Brustkorb, Kopf. Und nein, schlecht ist ihm nicht. Das ist nicht ganz die Wahrheit, doch Julian nimmt an, dass es bei der Frage darum geht, ob er eine Gehirnerschütterung hat, und nicht darum, ob ihm der Anblick des Toten zusetzt.

»Aus den Ohren blutest du auch nicht«, sagt sie.

Ich sehe auch nicht doppelt, denkt Julian, denn der zweite Kopf, der sich in sein Blickfeld schiebt, gehört einem Mann in Uniform und hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit jenem der Notärztin.

»Wie sieht’s aus?«, fragt der Mann. »Kann ich ihm ein paar Fragen stellen, bevor Sie ihn mitnehmen?«

Die Notärztin schaut Julian an. Erwartet sie, dass er entscheidet? Er will nicht. Weder Fragen beantworten noch hier sein. Mit diesen beschissenen Schmerzen und einem Toten. Julian unterdrückt den hochkommenden Brechreiz. Trotzdem kann er das Wort Toten nicht denken, ohne wie magisch angezogen in die Richtung der Leiche zu schauen, die in einiger Entfernung hinter einem rot-weißen Absperrband liegt. Als wäre sie ein Magnet oder so was.

»Kennst du ihn?«, fragt der Bulle.

Hat die Notärztin Ja gesagt? Ja, Sie dürfen ihn mit Ihren Fragen löchern, nur zu, der verträgt das schon. Oder hat sie stumm genickt in diesem kurzen Moment, in dem Julians Blick an dem Mann mit der aufgeschlitzten Kehle gehangen hat? Julian weiß es nicht. Aber er weiß, dass man auf Fragen von der Polizei besser antwortet, wenn man sich nicht schon von Anfang an verdächtig machen will.

»Ja.« Julians Herz klopft. Sie haben sich abgesprochen, Nenad, Dennis und er, während sie auf die Polizei gewartet haben. »Besser wir legen die Karten auf den Tisch und geben zu, den Typen zu kennen«, meinte Nenad. Dennis begann schon wieder mit seinem lebenslänglichen Hausarrest, worauf ihn Nenad anblaffte, er solle die Klappe halten und sich was hinter die Löffel schreiben. Nämlich, dass es ungemütlich werden könnte, wenn sie von den Bullen beim Lügen erwischt würden. Außerdem, die Prügelei müsse man ihnen ja nicht unbedingt auf die Nase binden.

Julian versucht, sich zu konzentrieren, was ganz schön schwierig ist, wenn Knie und Handflächen brennen, es im Knöchel pocht, die Schulter höllisch schmerzt, sich bei jedem Atemzug kleine Messer in den Brustkorb bohren und über allem eine dicke Schicht Angst wabert. Angst, die der Bulle sehen und vielleicht sogar riechen kann. Spätestens, wenn die Geschichte mit dem Streit herauskommt, wird der Typ diese Angst auch einordnen können. Was, wenn er daraus die falschen Schlüsse zieht?

Der Polizist kauert sich neben ihn hin. »Du bist Julian.«

Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Eine, die Julian zutiefst verwirrt. Wollte der Bulle nicht gerade noch wissen, ob er Hartmann kennt? Und jetzt? Zurück an den Start? Ein kleines Schwätzchen, um die Lage zu entspannen?

»Nenad und Dennis haben gesagt, dass du von der Mauer gefallen bist.«

Schon wieder keine Frage. Geht das jetzt so weiter?

»Ich bin Janosch Marek von der Kantonspolizei. Ich möchte dir ein paar Fragen stellen. Denkst du, dass das geht?«

Was soll der Scheiß? Der Typ hat ja schon angefangen mit dem Fragen. Was kann Julian dafür, wenn er sich dann die Antworten gleich selber gibt? Und das alles in einer Reihenfolge, der kein Mensch folgen kann. Julian schließt die Augen und im gleichen Moment sieht er das blutüberströmte Gesicht des Toten. Schnell öffnet er seine Augen wieder. »Ja«, stößt er hervor. Lieber mit einem Bullen reden, als einen Toten im Kopf zu haben!

»Deine Freunde sagen, du hast versucht, auf die Mauer zu springen. Ist ganz schön riskant. Man muss schon verdammt gut sein, um das hinzubekommen.«

Julian schweigt und wartet.

»Was ist schiefgelaufen?«, will der Polizist wissen.

Endlich eine Frage. Zuerst aber hat Julian auch noch eine. »Wie heißen Sie noch mal?«

»Marek. Janosch Marek.« Der Kerl wird tatsächlich rot. Verstehe einer die Bullen.

»Die Sonne hat mich geblendet. Hab für einen Moment die Kontrolle verloren«, murmelt Julian.

Marek nickt, als wisse er genau, wovon Julian spricht.

»Ist eine ziemlich hohe Mauer«, meint er. »Als du gefallen bist, hast du dich bestimmt auf den Moment des Aufpralls konzentriert.«

»Ja.« Julian sieht den Boden auf sich zurasen, den Haufen mit losem Bauschutt, dem er auf jeden Fall ausweichen muss, hört einen Schrei. Einen schrillen, lang gezogenen Schrei. Nur Mädchen und Frauen schreien so. Das einzige Mädchen, das sich hier herumtreibt, ist SIE.

»Bin trotzdem hart aufgeprallt.« Julian weicht dem Blick des Polizisten aus.

»Neben dem Mann?« Marek zeigt auf den Toten.

»Nein.« Julian blinzelt einen Schweißtropfen aus dem Auge. »Ich habe mich abgerollt und bin neben die Lei…« Er bricht ab und atmet keuchend ein. »… den Mann geschlittert.«

Marek schaut hinüber zu dem anderen Polizisten, jenem, der viel älter ist und der der Chef zu sein scheint.

»Wann hast du ihn erkannt?«, fragt er.

»Nicht gleich. Er war voller Blut.« Julians Magen zieht sich zusammen, aber da ist kein Inhalt mehr, den er hergeben kann. »Und Fliegen … und er … er hatte diesen Schnitt …«

Marek nickt, hebt einen Stein auf und dreht ihn in seinen Händen. »Aber du kennst ihn.« Die Worte dringen tief in Julians Angstschicht.

»Den kennt doch jeder.« Wie zittrig das klingt!

»Bist du ihm schon persönlich begegnet?«

»Mir ist schlecht.« Das ist nicht einmal gelogen.

Wieder nickt der Bulle. Gleich wird er nachhaken. Die Frage stellen, die Julian nicht beantworten will. Er muss schneller sein. Unbedingt. »Jemand … Ich habe jemanden wegrennen sehen«, sagt er.

Marek kneift die Augen zusammen, so als müsse er nachdenken und sich überlegen, ob er Julian diesen Themenwechsel durchgehen lassen will. »Jemand, den du kennst?«, fragt er.

»Weiß nicht. Die Sonne hat mich geblendet. Und ich … Ich war so halb weggetreten.« Julian fährt mit der Zunge über seine trockenen Lippen. »Könnte einer der Punks gewesen sein. Orangefarbene Haare.«

»Mmm …« Marek hört auf, mit dem Stein zu spielen. Er nimmt ihn in die rechte Hand und schaut sich um. »Wo ist er hin?«

»Hinter der Mauer verschwunden.« Das Sprechen fällt Julian immer schwerer.

»Ganz sicher?«

»Ich denke schon.« Salziger Schweiß brennt in Julians Augen. Blinzeln nützt nichts mehr. Er hebt den Arm, um sich über das Gesicht zu wischen, doch beim Anblick der blutverschmierten Hand rollt eine weitere Welle Übelkeit über ihn hinweg. Mit ihr kommen erneut die Kälte und das Schlottern.

»Keine Fragen mehr«, hört er die Notärztin sagen. »Wir fahren ihn ins Krankenhaus.« Sie beugt sich über ihn. »Sollen wir deine Familie benachrichtigen?«

   MAM

Das Wort flammt in greller Neonfarbe in seinem Kopf auf. Sie wird nicht kommen.

»Nein«, flüstert Julian.

Heinz will er nicht sehen. Nicht jetzt.

4

 

 

Marek öffnet die Tür zu seinem Büro. »Hier rein«, sagt er zu Nenad Jankovic.

Die Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben, den Kopf leicht eingezogen, betritt der Junge den Raum. Mittendrin bleibt er stehen, dreht sich um und sieht Marek fragend an.

Wortlos deutet Marek auf den Stuhl an der Längsseite seines Schreibtisches. Er muss sich endlich entscheiden. Du oder Sie. Den ganzen Weg hierher hat er die direkte Anrede vermieden, weil der Ausgang der Befragung davon abhängt. Vermutlich könnte er mit dem kumpelhaften Du mehr erreichen, doch es gibt da ein Problem. Nicht nur er kommt damit dem Jungen näher, sondern auch der Junge ihm. Zu nah. Weil sie sich zu ähnlich sind. Um das zu wissen, braucht Marek keine Informationen über Nenad Jankovic. Er fühlt es.

Nenads Gegenwart ist Mareks Vergangenheit.

Ein Zeichen würde genügen und sie würden aufstehen, genau in demselben Moment, zur Tür hinaussprinten, die Treppe hochjagen, über die Brüstung springen, einander im Flug angrinsen, wie die Katzen landen und dann ganz locker zurück ins Büro schlendern. Zwischen Freerunnern gibt es eine Sprache, die keine Worte braucht. Diese Sprache verlernt man nicht, selbst wenn es eine Weile her ist seit dem letzten Lauf.

Marek setzt sich hin und beobachtet sein Gegenüber. Unter dem T-Shirt von Nenad Jankovic zeichnen sich die Muskeln ab, ein Ellbogen ist aufgeschürft und feine Narben an Armen und Händen verraten den Draufgänger. Im Moment ist aber davon nicht viel zu spüren. Nenad starrt auf seine Hände und sein rechtes Bein zuckt auf und ab.

Distanz. Ich muss Distanz wahren, denkt Marek, ihm keine Chance geben, mich für ihn einzunehmen, damit die Lügen leichter runtergehen. Die Entscheidung ist gefallen.

»Sie haben meinem Kollegen gesagt, Sie wollen niemanden dabeihaben bei der Befragung. Möchten Sie sich das noch einmal überlegen?«

Verwirrt schüttelt Nenad Jankovic den Kopf. »Ich habe doch schon alles erzählt«, sagt er. Die formelle Anrede macht ihn sichtbar nervös.

Marek sucht Nenads Blick, um ihn dann mit der nächsten Frage zu konfrontieren. »Auch das mit dem Film?«

Der Junge schaut schnell weg, aber nicht schnell genug. Marek hat das Flackern in seinen Augen gesehen.

»Auf welchem Handy müssen wir suchen? Auf Ihrem oder dem von Dennis?«

Nenad fährt mit dem Zeigefinger über die Stuhllehne. Marek wartet.

»Ist ja nicht verboten«, kommt schließlich die Antwort. Leise und ein wenig trotzig. »Alle nehmen ihre Läufe auf.«

Marek denkt an die vielen Stunden, in denen er und seine Kumpels Filmmaterial geschnitten und mit Musik unterlegt haben. Heute stellt man solche Clips ins Internet. Solche und andere. Auch ganz krasses Material. »Und der Tote?« Es ist ein Schuss ins Blaue, ein Test, von dem Marek hofft, Nenad würde ihn bestehen.

Der Junge wird noch eine Spur blasser. »Den … Den nicht.« Er presst seine Hände auf die Oberschenkel. »Mann, das wäre doch krank«, bricht es aus ihm heraus.

Das wäre es wirklich. »Ich möchte den Film sehen«, sagt Marek.

Nenad zögert. Dann greift er in seine Hosentasche, zieht sein Handy heraus und drückt sich mit zitternden Händen zur Abspielfunktion durch. Wortlos reicht er Marek das Gerät.

Die verwackelten Aufnahmen zeigen Julian, wie er Anlauf nimmt und dann von Balkon zu Balkon springt. Als er beim letzten nicht abbremst, hört man die aufgeregten Stimmen von Nenad und Dennis. Dann fliegt Julian durch die Luft. Marek hält den Atem an. Er weiß, wie die Sache ausgeht, trotzdem glaubt er einen Augenblick lang, dass Julian das Kunststück gelingen wird. Dieser verrückte Kerl wusste, was er tat. Er bewegte sich am absoluten Limit, doch er war perfekt unterwegs, bis ihn die Sonne blendete.

Marek sieht zu, wie Julian zu hart und zu flach auf der Mauer aufschlägt und dann nicht gegen das Unvermeidliche kämpft, sondern sich auf den Fall und Aufprall vorbereitet. In dem Moment, in dem er von der Mauer stürzt, schreit jemand. Ein Mädchen.

Marek schaut hoch, mitten in das erstaunte Gesicht von Nenad. »War noch jemand bei Ihnen?«, fragt er.

»Nein, nur wir drei.« Nenad kaut auf seiner Unterlippe und sucht sichtbar irritiert nach einer Erklärung. »Sie … Sie muss auf der anderen Seite der Mauer gewesen sein. Aber … Wenn sie dort war, warum hat sie Julian einfach liegen lassen?«

»Wollen Sie damit sagen, dass sie weg war, als Sie bei Ihrem Freund ankamen?«

»Da war niemand.«

Das hat Julian anders erzählt. Marek beschließt, nicht nachzubohren. Noch nicht.

»Kennen Sie den Toten?«

Wieder presst Nenad seine Hände auf die Oberschenkel. »Ja.« Er klingt unsicher. »Ich meine, den kennt doch hier jeder.«

Diese Worte kommen Marek vertraut vor. Er horcht in sich hinein. Den kennt doch jeder. Genau das hat Julian schon gesagt. Genauso unsicher wie jetzt Nenad.

»Dem … Dem hat das Grundstück gehört«, sagt Nenad leise.

»Sie waren heute bestimmt nicht zum ersten Mal dort.« Marek beobachtet, wie Nenads Bein noch schneller auf und ab zuckt. »Hat er nie versucht, Sie von dort zu vertreiben?«

»Nein.« Die Antwort kommt zu schnell, zu unsicher.

Marek wartet, während Nenad mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand an einem Häutchen neben dem Fingernagel am Mittelfinger seiner linken Hand herumzupft, bis es abreißt. Nun ist der Ringfinger dran.

»Herr Jankovic«, sagt Marek. »Ich muss Sie darauf aufmerksam machen …«

»Na ja, kann sein«, gibt Nenad zu. »Ist das wichtig?«

»Kommt drauf an.« Marek nimmt seinen Blick keinen Moment von dem Jungen.

»Er hat auf jeden Fall nie die Bullen gerufen.« Jetzt endlich schaut Nenad hoch, in seinen Augen liegt Trotz. »Mann, Sie denken doch nicht, wir haben das getan.«

»Habt ihr?« Direkt auf den Mann gespielt. Ohne die Distanz der höflichen Anrede.

»Nein!« Das ganze aufgestaute Grauen bricht in dieser Antwort durch. Es spiegelt sich in Nenads Gesicht, bringt seinen Schutzwall zum Einsturz. Seine Schultern sacken nach vorn. »Nein, Mann«, flüstert er. »Der Typ und seine Handlanger haben zwar ab und zu Ärger gemacht, aber deswegen bringt man doch niemanden um.«

»Ärger?«, hakt Marek nach.

»Drohungen halt. Dass er uns anzeigen wird, wenn wir uns noch einmal blicken lassen. Hat er aber nie gemacht.« Nenad ist beim Häutchen vom kleinen Finger angekommen.

»Und?«

»Nichts und.«

Marek zieht die Schraube noch ein wenig an. »Herr Jankovic!«

Nenad zuckt zusammen. »Es kam zu einer kleinen Prügelei. Ist aber niemand ernsthaft verletzt worden.«

»Sie haben sich mit Hartmann geprügelt?«

»Sicher nicht.« Nenad sieht Marek an, als wolle er ihn fragen, ob er keine Ahnung von gar nichts habe. »So was machen seine Laufburschen. Die aufgepumpten Typen.«

»Seine Security-Leute?«

»Wenn Sie diese aufgeplusterten Wichtigtuer so nennen wollen.« Nenad lässt seinen Worten ein verächtliches Schnauben folgen.

»War von denen heute einer da?«

Nenad schüttelt den Kopf. »Nein. Da war niemand. Keiner von Hartmanns Leuten, keine Frau …« Er stockt. »Moment mal. Juli sagte, da war einer.«

»Einer?«

»Na, einer von den Punks, die sich dort so rumtreiben.«

Marek lehnt sich zurück. »Hat er Ihrem Freund geholfen?«

»Nein.« Nenad ballt seine Hände zu Fäusten. »Ist weggerannt, das miese Schwein.«

»Können Sie mir seinen Namen nennen«, fragt Marek, »oder ihn beschreiben?«

»Juli sagt, es war der Typ mit den orangefarbenen Haaren.«

»Hat er auch einen Namen?«

Nenad zuckt mit den Schultern. »Ich glaube, sie nennen ihn Edge. Seinen richtigen Namen kenne ich nicht.«

Marek presst die Hände gegen seine pochenden Schläfen. Es scheint mindestens zwei weitere Zeugen zu geben, doch von dem Mädchen gibt es gar keine Beschreibung und vom Punk haben sie nur einen Spitznamen. Hoffentlich sind die Kollegen, die sich im Moment in der Nachbarschaft der Geistersiedlung umhören, erfolgreicher.

»Das wär’s für den Moment«, sagt er zu Nenad. »Sie können gehen. Vielleicht muss ich später noch einmal auf Sie zukommen.«

Sichtbar erleichtert steht Nenad auf. Marek begleitet ihn zur Tür. »Wenn Sie …«

»Ich kenne den Spruch aus dem Fernsehen«, unterbricht ihn Nenad. »Ist schon ziemlich verrückt, wenn man ihn plötzlich selber hört.«

»Ja«, antwortet Marek. »Das kann ich mir vorstellen.«

Vor knapp zwei Stunden ging es noch um einen Sprung. Vielleicht wären die Jungs danach an den Fluss gegangen, hätten Spaß gehabt und den Abend mit ihren Mädchen verbracht. Der Tote hat alles geändert.

Marek drückt Nenad eine Karte mit seiner Telefonnummer in die Hand. »Falls Sie mich anrufen wollen.«

5

 

 

Nachdem Marek Nenad zum Ausgang gebracht hat, holt er sich einen Energydrink aus dem Kühlschrank und setzt sich an den Tisch des Mannschaftsraums. In Gedanken geht er noch einmal das Gespräch mit Nenad Jankovic durch.

»Und, hilft es?«

Marek fährt herum. Er hat seinen Chef nicht hereinkommen gehört.

»Was?«

»Das grässliche Zeugs, das du trinkst.« Huber grinst.

»Wie man’s nimmt«, sagt Marek. »Wie läuft’s bei euch?«

»Die Spurensicherung arbeitet auf Hochtouren. Und wir haben beim Durchsuchen der Gebäude einen Punk gefunden. Er ist ziemlich betrunken und hat die ganze Aktion verschlafen. Ackermann bringt ihn her und wird ihn befragen. Ich treffe mich gleich mit Tschanz.«

»Eric Tschanz?«, wiederholt Marek jenen Namen, den er in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses verbannt hat.

»Er leitet die Ermittlungen.« Hubers gezwungen beiläufiger Tonfall und sein beobachtender Blick ärgern Marek. »Ist vor ein paar Minuten eingetroffen und sieht sich im Moment den Tatort an.«

Marek drückt die Dose in seinen Händen so fest zusammen, dass ein Teil der Flüssigkeit aus der Öffnung schwappt. Huber muss es bemerkt haben, doch er sieht ohne eine seiner üblichen ironischen Bemerkungen darüber hinweg. »Du hast doch mal auf dem Bau gearbeitet«, sagt er stattdessen. »Hör dich bei deinen ehemaligen Kollegen um. Es scheint, als hätte es sich Hartmann mit ziemlich vielen Leuten verscherzt.«

Um das zu bestätigen, braucht Marek niemanden zu fragen. Er kennt die Geschichten, die man sich über den Bauunternehmer erzählt. Das weiß Huber genau. Es ist offensichtlich, dass er ihn aus dem Weg haben will. Tschanz soll sich wohl nicht schon bei seiner Ankunft über ihn ärgern.

»Geht klar.« Marek stellt die Getränkedose etwas heftiger als nötig auf den Tisch.

»Bist du sicher?«, fragt Huber.

Es hat keinen Sinn so zu tun, als habe er keine Ahnung, wovon sein Chef spricht.

»Ja.« Marek ärgert sich über die Unsicherheit in seiner Stimme und steht auf.

»Warte.« Huber stützt sich mit den Händen auf die Tischplatte und beugt sich leicht vor. »Da ist noch was.«

Da ist gerade eine ganze Menge. Zum Beispiel ein ehemaliger Ausbilder, der ihn beinahe aus seinem Kurs geworfen hat und der jetzt die Ermittlungen leiten wird. Zum Beispiel das Bild einer aufgeschlitzten Kehle, das Marek nicht aus dem Kopf geht. Zum Beispiel … »Was?«, fragt er viel zu laut. Himmel! Er klingt wie ein trotziger Rotzlöffel. »Entschuldige«, sagt er etwas ruhiger. »War ein bisschen viel heute.«

»Es ist dein erster Mordfall.« Huber räuspert sich. »Ich habe dich beobachtet, wie du mit Julian Winter am Tatort umgegangen bist. Glaubst du, dass du die nötige Distanz zu ihm hast?«

Es reicht, wenn Marek sich diese Frage stellt. Sie auch noch von seinem Boss serviert zu bekommen, hilft überhaupt nicht.

»Ja«, antwortet er knapp. »Ich bin seit einer Weile aus der Szene raus. Die Jungs sind eine neue Generation. Warum?«