
66 Lieblingsplätze
und 11 Almhütten
Franziska Lipp
Beste Aussichten im
Salzburger Land
Von den Hohen Tauern bis ins Salzkammergut

Über Salzburg wurde alles schon einmal gesagt und geschrieben: Die Liebhaber haben sich in verträumten Klischeevorstellungen verstrickt, die Skeptiker verwiesen darauf, dass die Salzburger ihre Seele für den Tourismus veräußern würden. Ganz zu schweigen vom Ausverkauf von Mozart und Festspielen.
Was bleibt also noch zu sagen über die Mozartstadt, über das Salzkammergut, die Berge und die Almen? ›Viel!‹, kam mir in den Sinn. Denn die wirklich schönen Orte in Stadt und Land halten der Schwärmerei ebenso stand wie der intellektuell motivierten Kritik. Und allein darum geht es in diesem Buch: um meine Lieblingsplätze.
Ich lade Sie dazu ein, sich auf den Weg zu machen – einmal quer durchs Salzburger Land: vom Flachgau im Norden über den Tennengau und Pongau bis zum Pinzgau und dem Lungau ganz im Süden und ›hinter den Tauern‹.
Jede Region hat ihre ganz eigene Charakteristik: Ja, sogar die Dialekte variieren, die Begrifflichkeiten, die Gerichte. Auf einer Fläche von rund 65 Quadratkilometern findet sich eine unglaubliche Bandbreite an schönen und interessanten Orten. Diese auszuwählen, fiel mir schwer. Viel zu oft musste ich Nein sagen auf dem Weg zu 66 Lieblingsplätzen und 11 Almhütten.
Im Buch finden sich nun viele große touristische Attraktionen wie etwa die Krimmler Wasserfälle, die Großglockner Hochalpenstraße oder Mozarts Geburtshaus. Interessanterweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass vor allem Salzburgbesucher diese Sehenswürdigkeiten kennen, viele Einheimische aber den Kopf schütteln auf die Frage, ob sie schon einmal da gewesen sind. Wenn ich von meinen Lieblingsplätzen erzählt habe, kamen immer wieder Ausrufe: »Ach, wie schön. Da wollte ich immer schon mal hin!« Das spornte mich an, diese touristischen Attraktionen noch einmal zu besuchen und sie unter einem anderen – vielleicht auch für Sie neuen – Blickwinkel darzustellen: Damit ist diese Sammlung auch eine Einladung an alle Salzburgerinnen und Salzburger, sich das scheinbar Altbekannte doch einmal genauer anzuschauen.
Andersherum war es mir ein Anliegen, weniger Bekanntes vor den Vorhang zu holen: So habe ich mich dagegen entschieden, weltberühmte Köche wie Johanna Maier oder die Brüder Obauer vorzustellen, deren Ruf ihnen bereits vorauseilt. Sondern vielmehr das Augenmerk auf Neues zu richten: wie etwa auf das Mesnerhaus in Mauterndorf von Maria und Josef Steffner; beide erst Mitte 30 und voller Leidenschaft für das, was sie tun.
Überhaupt war es die Leidenschaft, die mich immer wieder in ihren Bann zog: So vielen Menschen bin ich begegnet, die das, was sie tun, zu einer Herzensangelegenheit gemacht haben; die vielen Biobauern, die für mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Natur und den Tieren plädieren. Der Käsehersteller aus dem Lungau, der seine Produkte weltweit verkaufen könnte, aber seine Produktion aus Prinzip klein und fein halten möchte. Oder das Ehepaar in Henndorf, das mit viel Hingabe einen Literaturverein ins Leben ruft, damit die Dichter nicht in Vergessenheit geraten.
Damit ist dieses Buch nicht nur eine Aufforderung, die Plätze zu besuchen, sondern auch, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie haben viel zu erzählen und tun es gerne. Meist jedoch in Kombination mit Essen – denn Speis und Trank halten die Seele zusammen. Und das gilt im Salzburger Land mehr als irgendwo sonst.
Keine Alm sollte man verlassen, ohne Platz genommen und die hausgemachten Produkte probiert zu haben: Hier habe ich besonders auf die Ursprünglichkeit geachtet. Damit Sie genau zu jenem Almerlebnis kommen, das ich selbst seit Kindesbeinen so liebe.
Am Ende bleibt mir nur noch, Danke zu sagen. Vor allem meinem Mann Jakob, der dieses Buch mit seinen wunderschönen Fotos bereichert hat. Und den vielen Menschen für die schönen Gespräche und Momente. Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen im Salzburger Land genauso gut ergeht.
Ihre Franziska Lipp
Hohe Berge und imposante Naturschauspiele

Auf der Großglockner Hochalpenstraße
Die Krimmler Wasserfälle machen es einem nicht leicht, sie in Worte zu fassen. Sie sind zu gewaltig, zu übermächtig, als dass man sie angemessen beschreiben könnte. Ich gestehe es gerne: Angesichts dieser Urgewalten blieb mir die Spucke weg. Ohrenbetäubend ist das Rauschen der Wassermassen, die einem scheinbar in die Arme stürzen. Sie überwältigen einen mit ungeheurer Energie und vitaler Kraft.
All das aber bestätigte mich darin, die Krimmler Wasserfälle – die höchsten Europas – ganz an den Beginn dieses Buches zu stellen. Schon bei der Anfahrt nach Krimml gewinnt man aus der Ferne einen Eindruck von ihrer Größe: Über 380 Meter und drei Fallstufen stürzt die Krimmler Ache in die Tiefe – mehr als sechs Mal so hoch wie die Niagarafälle. Vier Kilometer lang ist der Wasserfall, der sich auf einer rund eineinhalbstündigen Wanderung erkunden lässt: Spektakuläre Tiefblicke garantieren Aussichtskanzeln wie etwa an der Sturzstelle des Oberen Falls.
Meinen Lieblingsplatz erreicht man weit schneller: Der Kürsingerplatz direkt am Talsturz ist mit großen Steinquadern und Sitzgelegenheiten ideal, um die Kraft des Gletscherbachs mit allen Sinnen zu erleben. Je näher man sich heranwagt, umso deutlicher wird dessen Gewalt: Der Wind zaust die Haare und lässt den ganzen Körper erbeben, die Wassermassen von 60 Kubikmetern pro Sekunde donnern in den Ohren und binnen weniger Minuten ist man nass bis auf die Haut – sofern man nicht mit adäquater Kleidung und Kapuze vorgesorgt hat. In kürzester Zeit holt man sich einen nachweislich gesundheitsfördernden Energiekick, der alle Lebensgeister weckt. Besonders auf Allergiker und Asthmatiker wirkt der Wasserfall heilsam, das Angebot von ›Hohe Tauern Health‹ ist danach ausgerichtet. Eins steht fest: Hier herrscht absolute Suchtgefahr! Vorsicht ist dennoch geboten – die nassen Steine sind rutschig!
Tipp: Die neue Ausstellung WasserWunderWelten wurden 2013 eröffnet und verfügt mit dem interaktiven Aquaszenario über eine österreichweite Besonderheit.

Krimmler Wasserfälle /// OeAV Sektion Warnsdorf ///
5743 Krimml 47 /// 0 65 64 / 72 12 /// www.wasserfaelle-krimml.at ///
Über die Großglockner Hochalpenstraße zu schreiben, setzt einen großzügigen Umgang mit Superlativen voraus: Sie ist eine der schönsten Panoramastraßen Europas, führt bis an die Pasterze – den größten Gletscher der Ostalpen –, und zählt zu den Top-3-Sehenswürdigkeiten Österreichs. Doch sie war bereits in der Zeit ihres Entstehens ein ›nationales Monument‹: Ein Symbol für den Überlebenswillen eines noch jungen und kleinen Landes, das schwer unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise der 1920er-Jahre litt.
Daher ist der hier beschriebene Lieblingsplatz keiner der vielen grandiosen Panoramaplätze mit Blick auf die 30 Dreitausender, sondern eher eine Einladung zum Erinnern und Nachdenken in einem kleinen originalen Straßenwärterhäuschen direkt an der Fuscher Lacke: Darin befindet sich die kostenlos zugängliche Themenausstellung ›Bau der Straße‹, die interessante Details lüftet. So etwa über den visionären Bauingenieur Franz Wallack, über den Politiker Franz Rehrl, der dieses gigantische Unternehmen ermöglichte und die 3.200 Männer – die sogenannten Glockner-Baraber –, die ab dem August 1930 am Straßenbau quer über die Alpen beteiligt waren.
Zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos und Originalpläne machen deutlich, wie verwegen dieses Unterfangen war: Schienen wurden verlegt, Felsen mussten gesprengt und Wohnbaracken errichtet werden. In 26 Baumonaten leisteten die Baraber 1,8 Millionen Arbeitsstunden bei zum Teil widrigsten hochalpinen Bedingungen. Fortschrittlich dabei: Die Bezahlung wurde durch Kollektivverträge geregelt.
Noch heute sind viele der historischen Steinmauern und Straßenbegrenzungen erhalten, auch wenn das ursprüngliche Kopfsteinpflaster nur noch auf dem Abschnitt zur Edelweißspitze erhalten geblieben ist. Die Ausstellung setzt den ›Glockner-Barabern‹ ein kleines, aber liebevolles Denkmal. Absolut sehenswert!
Tipp: Die Edelweißspitze ist mit 2.571 Metern der höchste mit einem Fahrzeug erreichbare Punkt Österreichs und bietet fantastische Ausblicke.

Sowohl von der Edelweißspitze (im Bild) als auch vom FuscherTörl blickt man auf die Fuscher Lacke mit dem Straßenbaumuseum.
Großglockner Hochalpenstraße /// Informationsstelle Ferleiten /// 5672 Fusch /// 0 65 46 / 6 50 /// www.grossglockner.at ///
Korrespondenzadresse: Rainerstraße 2 /// 5020 Salzburg ///
06 62 / 8 73 67 30 ///
Ganz ehrlich: George Lucas und Peter Jackson könnten das nicht besser. Ach was! Wahrscheinlich wären die Hollywood-Regisseure neidisch auf das, was die Großarler Ache in Tausenden von Jahren geschafft hat: Eine fast 300 Meter tiefe Schlucht zu bilden, die nicht nur zu den größten und schönsten der Alpen zählt, sondern auch ganz ungefährlich – ähnlich einer künstlichen Erlebniswelt – erwandert werden kann.
Los geht’s am unteren Ende der Klamm: Schon von weitem hört man die Wassermassen rauschen. Leiser wird die Geräuschkulisse in der nächsten Stunde nicht: So lange dauert der Weg zum Schleierfall und wieder zurück. Doch das Tosen gehört zum Spektakel, ebenso wie der Sprühregen, die überhängenden Wände und die Engstellen. Das Wasser schimmert in schönsten Grün-Türkis-Tönen, massive Baumstämme haben sich zwischen Steinblöcken verkeilt wie Zahnstocher. Bizarre Felsformationen erinnern an Löwen oder Stierköpfe und sehen aus wie Pappmaché: Grandios inszeniert mit tosender Gischt, in den Himmel ragenden Wänden und Hinweisschildern ›Gruppenbildungen auf den Brücken vermeiden‹.
Seit dem 6. Juni 1876 ist die Liechtensteinklamm über Wege, Brücken und hölzerne Stege für die Öffentlichkeit zugänglich. Davor wagten sich nur Holztrifter und Jäger an diesen gespenstischen, sagenhaften Ort. Und solche, die von den warmen Klammquellen wussten und sich davon Heilung für mancherlei Leiden versprachen. Tatsächlich soll es diese 15 bis 18 Grad warmen Quellen an mehreren unzugänglichen Stellen geben. Alle Versuche, sie nutzbar zu machen, misslangen jedoch. Und wenn es nach der Sage geht, dann wird das auch so bleiben: Denn der Teufel persönlich soll nach einer verlorenen Wette wutentbrannt die warmen Quellen in die Tiefe der Felsenge geschleudert haben, auf dass sie für den Menschen nie mehr zu erreichen sein sollen. George Lucas wäre doch begeistert … oder?
Tipp: Ihren Namen verdankt die Klamm Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein, der die Begehbarkeit großzügig mit finanziellen Mitteln unterstützte.

TVB St. Johann-Alpendorf /// Ing.-Ludwig-Pech-Straße 1 /// 5600 St. Johann im Pongau /// 0 64 12 / 60 36 /// www.liechtensteinklamm.at ///